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Cruiser September 2017

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CR U I S E R OK TOBER 20 171OK TOBER 2 017 CHF 7.50DAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZINcruiserLATE BLOOMERS PLÖTZLICH GAY!QUEER ALTERNVorsorge ist allesPINK COPDie schwulen PolizistenDIVERSITY Schweizer Firmen zeigen Farbe

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2CR U I S E R OK TOBER 20 17SLIPPERYSUBJECTSWie du dich vor HIV schützt, ist deine Sache. Aber machs: kein Risiko im Oktober bis zum Test im November. Alle Möglichkeiten unter drgay.ch/securion Gratis HIV-Test im NovemberMeistere das RisikoKenne die Möglichkeiten. Wähle deinen Schutz.

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3CR U I S E R OK TOBER 20 17 EDITORIALLiebe LeserStreaming Portale haben oftmals ein gutes Gespür für den Markt und die Themen, die die Menschen bewegen. Bei Netflix hat sich zur Zeit die US-Serie Grace & Frankie einen Topplatz gesichert. Grace und Frankie werden eines Abends von ihren beiden Ehemännern darüber informiert, dass diese nicht nur seit 20 Jahren beruflich zusammenarbeiten, nein – sie sind auch seither ein Paar. Nun, mit über 70, kommt es zum Coming-out. Typische Late Bloomers also, sexuelle Spätzünder, die oft nach jahr zehntelangen Ehen und Familienleben einen Schritt ins Unbekannte wagen. Ein Thema, das nicht nur die TV-Zuschauer, sondern auch die Cruiser-Redaktion bewegt, weswegen wir es in dieser Ausgabe zum Titel-thema gewählt haben. Daran schliessen sich schnell die Fragen nach queerem Altern – geht das überhaupt? – und nach einer Gesellschaft an, die von ihrer Unterschiedlichkeit lebt. Wie sieht es mit der von vielen Unternehmen propagierten «Diversity» eigentlich in der Realität aus? Ein spannendes Thema; die Recherchen dazu waren schwieriger als gedacht. Die Cruiser-Redaktion wünscht allen Lesern und Leserinnen hierbei ein entspanntes und amüsantes Lesevergnügen. Herzlich; Birgit KawohlStellv. ChefredaktorinIMPRESSUMCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.mediaInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit KawohlBildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, DPA, KeystoneAutor_Innen Vinicio Albani, Anne Andresen, Yvonne Beck, Haymo Empl, Andreas Faessler, Birgit Kawohl, Joerg Koller, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter ThommenKorrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30WEMF beglaubigte Auflage 11 539 ExemplareDruck Druckerei Konstanz GmbHWasserloses DruckverfahrenREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chTelefon +41 (0)44 586 00 44 (vormittags)Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.chDer nächste Cruiser erscheint am 4. November 2017Wir vom Cruiser setzen auf eine grösstmögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinander-setzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor_Innen in Bezug auf diese Bereiche. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden entsprechend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die entsprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz». Um es kurz zu machen: Im Cruiser schreiben die Menschen als solche.INHALT4 THEMA LATE BLOOMERS7 FOKUS LGBT* IM ALTER10 REPORTAGE CRUISER ZU BESUCH BEI …12 DIVERSITY INTERVIEW14 KULTUR THEATERTIPP16 KULTUR NACHRUF18 KULTUR KURZNEWS19 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR21 KOLUMNE MICHI RÜEGG22 KULTUR BUCHTIPP 23 KOLUMNE MIRKO24 DIVERSITY SCHWEIZER FIRMEN ZEIGEN FARBE28 NEWS NATIONAL & INTERNATIONAL31 RATGEBER DR. GAY32 KOLUMNE PETER THOMMEN34 BSM BEGEGNUNGEN SCHWULER MÄNNER

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4CR U I S E R OK TOBER 20 17THEMALATE BLOOMERS – ANDERS ALTERNVON Y V O N N E B ECKEs ist ein ziemlicher Schock für die bei-den Mittsiebzigerinnen Grace und Frankie, als ihnen ihre Ehemänner erönen, dass sie sich scheiden lassen und stattdessen einander heiraten möchten. Zwanzig Jahre haben die beiden Männer, die gemeinsam eine Anwaltskanzlei führen, ihre Beziehung geheim gehalten, nun wol-len sie den goldenen Herbst ihres Lebens ge-meinsam wagen. Die beiden Frauen stehen vor einem Scherbenhaufen. Wie in der Net-ix-Serie «Grace and Frankie» kommt ein spätes Coming-out häug einem Erdbeben gleich, das für alle Mitglieder einer Familie einen erheblichen Einschnitt in die gewohn-te Lebens- und Familienstruktur bedeutet. Oftmals ist es gerade die Angst, Angehörige zu verletzen oder zu verlieren, die die betrof-fenen Menschen über Jahrzehnte davon ab-hält, sich zu outen. Hinzu kommen häug gesellschaftliche und konfessionelle Einge-bundenheit sowie nanzielle Aspekte.Offenheit oder Doppelleben?Nicht jeder Mann oder jede Frau wagt die Entscheidung, seiner homosexuellen Nei-gung schon in der Kindheit oder Jugend nachzugehen. Viele nden erst sehr spät den Mut dazu. Und so wird ein Coming-out immer mehr auch für ältere Schwule und Lesben ein ema. Die meisten sogenann-ten «Late Bloomers» haben ihr Coming-out zwischen 40 und 50, manche jedoch auch noch später. Ein spätes Outing hat meist Ein Coming-out ist heute kein Thema mehr? Doch! Vor allem, wenn die Person ihr bisheriges Leben als Hetero gelebt hat und das Outing spät erfolgt.LATE BLOOMERS PLÖTZLICH GAY

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5CR U I S E R OK TOBER 20 17THEMALATE BLOOMERS – ANDERS ALTERNnichts damit zu tun, dass jemand seine wahre Sexualität erst spät erkennt. Die Angst vor negativen Reaktionen der Fami-lie, die Angst vor dem möglichen Verlust von Freunden, vor Repressalien auf der Arbeit, vor Diskriminierung im Allgemei-nen lässt viele Menschen einen wichtigen Teil des eigenen Selbst lange Zeit verleug-nen. In vielen Fällen, gerade bei Männern, wird die eigene Homosexualität schon früh erkannt, und es wird über Jahre ein Dop-pelleben mit Ehe und Familie geführt. Wie viele homosexuelle Menschen in heterose-xuellen Beziehungen leben, ist nicht be-kannt. Nach vorsichtiger Schätzung leben jedoch allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz fast zwei Million Männer in zwei Welten: Sie sind verheiratet, haben Kinder und führen parallel dazu eine ho-mosexuelle Beziehung beziehungsweise träumen zumindest davon.Viele gestehen ihre Homosexualität erst, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Und selbst dann ist ein Outing nicht leicht, denn wie sagt man es dem Partner oder der Partnerin? Viele Jahre konnte man auf Ver-trautheit und Sicherheit bauen, auch wenn die meisten Beziehungen längst mehr prak-tisch als liebevoll verlaufen. Aber die Angst jemanden zu verletzen, ist riesengross. Und das nicht zu Unrecht: Die meisten Partner sind nach dem Outing nämlich mit der bit-teren Frage konfrontiert, ob man das ge-samte Zusammenleben auf einem grossen Irrtum oder einer Lüge aufgebaut hat. Wenn Frauen und Männer sich nach oft langjähri-gen heterosexuellen Beziehungen in einen Menschen des eigenen Geschlechts verlie-ben, gerät also ihre und die Welt ihrer Fami-lie gehörig ins Wanken. Oenheit birgt die Gefahr, alles zu verlieren. Ein Doppelleben aber verschleisst Kräfte und verursacht ei-nen immensen Leidensdruck, der nicht zu-letzt krank machen kann. Daher lieber spät geoutet als nie!Schwierig, doch befreiendWenn die Lebenszeit immer weniger wird, stehen viele vor der Entscheidung, endlich Schluss zu machen mit dem Doppelleben und ehrlich zu sein. Sie wollen das Gefühl, ein Leben lang mit einer Lüge gelebt zu ➔ SPÄT ENTFALTEN SIE EIGENSINNIGE FARBEN: DIE LATE BLOOMERS.DIE MEISTEN PARTNER SIND NACH DEM OUTING NÄMLICH MIT DER BITTEREN FRAGE KON-FRONTIERT, OB MAN DAS GE-SAMTE ZUSAMMENLEBEN AUF EINEM GROSSEN IRRTUM ODER EINER LÜGE AUFGEBAUT HAT.• Wir realisieren ein Wohn-, Betreuungs- und Pfl egeangebot in der Stadt Zürich und gewinnen dafür Talente.• Wir sensibilisieren für das Thema Altern in der queeren Community.• Wir vermitteln positive Altersbilder.Werde jetzt Mitglied! queerAltern.chVortragAls LGBTI-Menschfürs Alter vorsorgen31.10.17 | 19.00Dr. iur. Jürg Koller Volkshaus ZH | Zimmer 20Anmeldung anevents@queeraltern.chWohngemeinschaft und Pflege im Alter für unsere CommunityFolge uns: Verein queer Altern Inserat-Sponsor: Spectren AG/AlmacasaqA_Inserat_CRUISER_183x132_Satzspiegel_170815.indd 1 15/08/17 14:14A N Z EI G E

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6CR U I S E R OK TOBER 20 17sind, nicht gerade gering ist. Eine Langzeit-studie, die die Veränderungen sexueller Identitäten von Frauen untersucht, besagt: «Frauen, die andere Frauen immer als at-traktiv empfunden haben, verlieben sich oft zu einem späteren Zeitpunkt im Leben in eine Frau. Es ist jedoch nicht so, dass sie vor-her ihr wahres Ich unterdrückt hätten. Ohne eine konkrete Frau waren diese klei-nen Funken gelegentlicher Fantasien oder Gefühle vorher einfach nicht so wichtig.» Die sexuelle Orientierung kann sich grund-sätzlich auch bei Männern ändern, Frauen sind in dieser Hinsicht jedoch meist oener und formbarer. Daher ist die Erfahrung, dass man sich in eine Person verliebe und nicht in ihr Geschlecht, eher eine weibliche als eine männliche Erfahrung. Viele Frauen haben jedoch bereits in jüngeren Jahren erotische Gefühle für andere Frauen entwi-ckelt, diese aber nie ausgelebt, teils aus Angst vor den Reaktionen der Gesellschaft oder des eigenen Umfeldes, teils aufgrund des Wunsches Kinder zu bekommen oder bereits vorhandene Kinder zu schonen.Promi-Quereinsteiger«Late Bloomers», die erst spät ihre Gefühle für das gleiche Geschlecht entdecken oder aussprechen sind in den letzten Jahren im-mer mehr ins Blickfeld der Öentlichkeit geraten. Schauspielerin Cynthia Nixon (Miranda aus «Sex and the City»), lebte 15 Jahre lang mit einem Mann zusammen und bekam zwei Kinder, bevor sie sich in Chris-tine Marinoni verliebte. Auch Portia de Rossi war mit einem Mann verheiratet, be-vor sie sich in Ellen DeGeneres verliebte. Ein sehr spätes Coming-out hatte «Two and a Half Men»-Schauspielerin Holland Tay-lor. Mit 72 Jahren gestand sie mit den Wor-ten: «Es ist die wunderbarste und ausserge-wöhnlichste Sache, die mir in meinem Leben passieren konnte», dass sie eine Frau liebt. Aber auch bei den Männern gibt es ei-nige Promi-Spätzünder: Der religiös erzo-gene Ian McKellen (Magneto in «X-Men») outete sich erst mit 50 Jahren und Wolfgang Joop war bis 1985 mit einer Frau verheira-tet, mit der er zwei Kinder hat, bevor er sich als bisexuell outete und mit einem Mann zusammenlebte.Fazit: Ein spätes Coming-out ist zwar keine Garantie zum Glücklichsein, aber vielleicht ist es eine Chance, ein erfülltes Leben zu führen. Also besser spät als nie! haben, endlich beenden. Doch der Schritt, sich erst im Alter zur eigenen Homosexuali-tät zu bekennen, ist oftmals bedeutend schwerer als in jungen Jahren. Viele wissen gar nicht, welche Welt sie betreten, da sie die Gay-Szene Jahrzehnte lang nur aus ih-rem Versteck heraus beobachtet haben. Und andere, die sich erst im Alter outen, hatten womöglich schon oft Sex mit dem gleichen Geschlecht, wollen jetzt aber in einer Bezie-hung leben. Die Szene präsentiert sich je-doch meist jung, bunt und gut aussehend – Platz für Homosexualität im Alter bleibt nur wenig. In den meisten Bars und Clubs sind die «Grey Gays» eher Aussenseiter. So tut man sich als älterer Mensch häug schwer neuen Anschluss zu nden. Doch egal in welchem Alter man sein Coming-out hat, es macht auch im hohen Alter Sinn. Mit sich im Einklang leben zu können, ist für viele ein befreiendes Gefühl.Fahrbahnwechsel Ob Frauen, die erst spät ihr Coming-out ha-ben, schon immer lesbisch oder bisexuell waren und ihre Gefühle nur versteckten, wird heiss diskutiert. Inzwischen wir ange-nommen, dass die Sexualität – gerade bei Frauen – wechselhafter ist als oft angenom-men wird. Es ist also so, dass die Zahl derje-nigen, die lange und völlig glücklich hetero gelebt haben und dann die Liebe zu Frauen für sich entdecken und damit glücklich THEMALATE BLOOMERS – ANDERS ALTERNDAS LEBEN IST DAS, WAS GESCHIEHT, WÄHREND WIR EIGENTLICH GANZ ANDERE PLÄNE HATTEN.Ellen DeGeneres und Portia de Rossi: Die Ehefrau der Talkmasterin war erst mit einem Mann ver-heiratet.Cynthia Nixon – bekannt aus «Sex and the City» – war ebenfalls bis 2003 mit einem Mann zusammen und entschied sich dann für ein Leben zusammen mit einer Frau.

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7CR U I S E R OK TOBER 20 17FOKUSLGBT* IM ALTERViele LGBT*-Menschen erkämpften für sich ein selbstbewusstes und selbstbe-stimmtes Leben. Aber es gibt Lebenssituationen, in denen jemand seine Wünsche nicht mehr ausdrücken kann. Was dann?VON J Ü RG KO L L E R*Es kann plötzlich oder langsam kommen und kann jeden treen: Die Urteilsunfähigkeit. Beispiels-weise nach einem Unfall oder wegen einer Krankheit (wie etwa Altersdemenz). Für diesen Fall der Urteilsunfähigkeit lässt sich mit einem Vorsorgeauftrag das Selbst bestimmungsrecht aufrechterhal-ten und reduziert gleichzeitig die Über-wachungsbefugnis der Erwachsenen-schutzbehörde (KESB), was ein Zugewinn an Diskretion und Vertraulichkeit für den Vorsorgeauftraggeber und seine Ange-hörigen bringt.Im Vorsorgeauftrag können Sie eine Person Ihres Vertrauens bestimmen, die im Fall Ihrer Urteilsunfähigkeit einspringt. Diese Vertrauensperson können Sie für alle oder nur einen der folgenden Bereiche einsetzen:• Personensorge: Dabei geht es um Ent- scheidungen über medizinische und pegerische Behandlung sowie Hilfe im Alltag. Ergänzend dazu kann eine Patientenverfügung erstellt werden. • Vermögenssorge: Sie umfasst die Ver- waltung von Einkommen und Vermögen inklusive der Betreuung des Zahlungs- verkehrs.• Vertretung in rechtlichen Angelegen- heiten: Dazu gehört im Wesentlichen das Eingehen oder Auösen von Verträ- gen und die Vertretung vor Behörden, Banken, Versicherungen etc.Es ist möglich, die Personensorge einer Person (z.B. dem eingetragenen Partner) und die Vermögensverwaltung einer ande-ren Person (z.B. einem Treuhänder) zu übertragen. Die mit dem Vorsorgeauftrag reduzierte Aufsicht der KESB verschat der beauftragten Vertrauensperson eine enor-me Machtfülle, die ihr allenfalls auch zu missbrauchen Anlass geben könnte. Es ist deshalb empfehlenswert, nur jemanden ➔ Es lohnt sich, sich bereits in jüngeren Jahren mit dem Thema «Vorsorgeauftrag» auseinanderzusetzen.QUEER ALTERN: BRAUCHE ICH EINEN VORSORGEAUFTRAG UND EINE PATIENTEN-VERFÜGUNG?

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8CR U I S E R OK TOBER 20 17FOKUSLGBT* IM ALTERin einem Vorsorgeauftrag als Beauftragten zu ernennen, dem man wirklich vertrauen kann und der auch die persönlichen Be-dürfnisse kennt und versteht.Der Vorsorgeauftrag muss wie bei einem Testament vollständig von Hand selber geschrieben werden, auch muss die-ser datiert und unterschieben werden oder von einem Notar öentlich beurkundet werden. Bei komplizierten Verhältnissen empehlt sich eine juristische Beratung und notarielle Beurkundung.Der Umfang eines Vorsorgeauftrages kann kürzer als eine Seite sein. Im Internet gibt es dafür diverse Mustervorlagen. Oder er kann sehr ausführlich mit diversen An-ordnungen, Bedingungen und Auagen ausgestaltet werden. Beispielsweise lässt sich darin bestimmen, dass man von einer LGBT*-vertrauten Spitex-Person betreut wird, dass man im Bedarfsfall in ein LGBT*-freundliches Heim eingewiesen werden möchte oder etwa wer Zugang zu den elek-tronischen Accounts (Facebook etc.) erhal-ten soll. Solange Sie urteilsfähig sind, kön-nen Sie den Vorsorgeauftrag jederzeit widerrufen.Sie können den Vorsorgeauftrag zu Hause an einem Ort aufbewahren, wo er auch für Drittpersonen schnell aundbar ist (also nicht im Safe). Es ist jedoch besser, wenn Sie den Vorsorgeauftrag bei der vom Kanton ihres Wohnsitzes bestimmten Amtsstelle hinterlegen. Im Kanton Zürich kann der Vorsorgeauftrag bei der KESB hin-terlegt sowie dessen Errichtung und Hinter-legungsort beim Zivilstandsamt in einer zentralen Datenbank registriert werden. Die KESB erhebt für die Hinterlegung eine einmalige Gebühr von Fr. 150.–.Der Vorsorgeauftrag entfaltet erst Wir kung, wenn Sie nicht mehr urteilsfähig sind. Die KESB klärt im Falle der Urteils-unfähigkeit ab, ob ein Vorsorgeauftrag besteht und setzt diesen dann in Kraft und informiert die darin ernannte(n) Ver -trauens person(en).Fehlt ein Vorsorgeauftrag oder eine gesetzliche Vertretung, so bestimmt die KESB bei einer Urteilsunfähigkeit den Bei-stand. Nur dem eingetragenen Partner (gleich einem Ehegatten) einer urteilsunfä-higen Person, die gemeinsam einen Haus-halt führen oder regelmässig persönlichen Beistand leistet, hat ein gesetzliches Vertre-tungsrecht (Art. 374 ZGB). Das gesetzliche Vertretungsrecht umfasst aber nur die Rechtshandlungen, welche zur Deckung des Unterhaltsbedarfs üblicherweise erfor-derlich sind, die alltägliche Verwaltung des Einkommens und der übrigen Vermögens-werte sowie nötigenfalls die Befugnis die Post (auch elektronische) zu önen und zu erledigen. Für alle darüber hinausgehen-den Rechtshandlungen muss der gesetzli-che Vertretungsbefugte die Zustimmung der KESB einholen (z.B. Errichtung von Pfandrechten an Grundstücken, Verkauf von Grundstücken oder wertvollen Bildern/ Wertschriften). Aus diesem Grunde lohnt sich oft auch die Erstellung eines Vorsorge-auftrages bei einer eingetragenen Partner-schaft, insbesondere wenn grössere Vermö-gen zu verwalten sind.Vom Vorsorgeauftrag ist die Patien-tenverfügung zu unterscheiden. Mit einer Patientenverfügung kann festgehalten wer-den, welche medizinischen Behandlungen und Massnahmen vorgenommen werden sollen. So können z. B. über lebensverlän-gernde Massnahmen, über das Patienten-geheimnis, Sterbebegleitung und Sterbeort oder über Organspende sowie Obduktionen entsprechende Instruktionen mit einer Patien tenverfügung erlassen werden. Eine Patien tenverfügung wird oft zusätzlich neben einem Vorsorgeauftrag errichtet. Der Vorsorgeauftrag muss vollständig von Hand geschrieben werden, bei komplizierteren Fällen empfiehlt sich zudem eine juristische Beratung und notarielle Beurkundung.DER VORSORGEAUFTRAG MUSS WIE BEI EINEM TESTAMENT VOLLSTÄNDIG VON HAND SELBER GESCHRIEBEN WERDEN, AUCH MUSS DIESER DATIERT UND UNTERSCHIEBEN WERDEN ODER VON EINEM NOTAR ÖFFENTLICH BEURKUNDET WERDEN. A N Z EI G EBEGEGNUNG SCHWULER MÄNNER21. und 22. Oktober 2017 > bsm-info.ch Anmeldung fürKurzentschlossene:> bsm-info.ch

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9A N Z EI G EtoptipbarPETRA’SD IE N ST AG S B I S SA M S TA G S A B 18. 30 U H R | S E I L E R G R A B E N 1 3 8 0 0 1 Z Ü R I C H W W W. T I P -T O P- B AR.C H Fesche Bua‘n, Weisswurst und a Mass, machen im Tip Top an sauglatten Spass.O K T O B E R F E S T I M T I P T O P: E R Ö F F N U N G : DI EN STAG 1 7.1 0 .17 / B IS S AM STAG 2 1 .10 .17P I N K M O N D AY: 2 3 .10 .1 7 AB 21: 30H G EÖ FFN ET.Fesche Bua‘n, Weisswurst und a Mass, FOKUSLGBT* IM ALTERWenn Sie keine Patientenverfügung verfasst haben und Sie Ihre Behandlungs-wünsche nicht mehr äussern können, so ha-ben die Ärzte einen Behandlungsplan zu erstellen. Dabei gilt vereinfacht dargestellt die folgende gesetzliche «Rangordnung» für Ansprechpartner, sofern diese entweder im gemeinsamen Haushalt mit dem Urteils-unfähigen leben oder diesem regelmässig persönlichen Beistand leisten, welche den Behandlungsplan im Sinne des Urteilsun-fähigen genehmigen müssen: • die im Vorsorgeauftrag bezeichnete Person • der Beistand (falls eingesetzt) mit einem Vertretungsrecht bei medi - zinischen Massnahmen • der eingetragener Partner • der nicht eingetragene Lebenspartner • die Nachkommen • die Eltern • die GeschwisterSie können mit einer Patientenverfügung vom gesetzlichen Vertretungsrecht der An-gehörigen abweichende Bestimmungen er-lassen und eine Person Ihres Vertrauens mit dieser Aufgabe beauftragen. Die Ärzte und Angehörigen müssen sich an diese von Ih-nen geäusserten Wünsche in der Patienten-verfügung halten, auch wenn sie eine ande-re Behandlung wählen würden oder die Angehörigen anderer Meinung sind. Ärzte können grundsätzlich nur in zwei Fällen eine Patientenverfügung missachten, zum einen wenn etwas Ungesetzliches verlangt wird (z.B. aktive Sterbehilfe) oder wenn be-gründete Zweifel bestehen, dass der Inhalt tatsächlich Ihrem Willen entspricht.Die Patientenverfügung muss schrift-lich abgefasst, datiert und unterzeichnet sein. Sie können deshalb die Patientenver-fügung von Hand oder mit dem Computer FEHLT EIN VORSORGEAUFTRAG ODER EINE GESETZLICHE VERTRETUNG, SO BESTIMMT DIE KESB BEI EINER URTEILS-UNFÄHIGKEIT DEN BEISTAND. VERANSTALTUNGSHINWEIS Dienstag, 31. Oktober – Vortrag: Wie sorge ich als LGBTI-Mensch rechtlich für das Alter vor? Infos unter: www.queeraltern.chschreiben. Den Inhalt können Sie selber verfassen oder eine Mustervorlage (aus dem Internet) benützen. Es empehlt sich, dass Sie die Patientenverfügung alle zwei Jahre auf ihre Richtigkeit überprüfen, neu datie-ren und unterzeichnen. Die gesetzlichen Vertretungsregeln bei Urteilsunfähigkeit passen – insbesonde-re bei LGBT*-Menschen – nicht immer ins eigene Lebenskonzept. Es empehlt sich daher insbesondere auch für LGBT*-Men-schen rechtzeitig Vorkehrungen für ein selbstbestimmtes Leben vorzunehmen. *Dr. iur. Jürg Koller ist Rechtsanwalt, Mediator und Notar in Baar, Kt. Zug (www.adnoko.ch).

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10CR U I S E R OK TOBER 20 17REPORTAGECRUISER ZU BESUCH BEI…VON M I C H I R Ü E GG«W ie war’s?», fragte mich ein Freund nach meinem Besuch bei Patrick Angele. Ich hätte jede Menge Adjektive hervorkramen kön-nen, die meine Massage beschreiben würden. Mit den einen könnte man Wellness prospekte füllen. Mit anderen Softporno-Geschichten schreiben. Statt-dessen sagte ich: «Meine Massage war das Gegenteil von Sex ohne Orgasmus. Sie war Nicht-Sex mit Orgasmus.»In Dübendorf, wo er einige Jahre im Gemeindeparlament sass, hat der ehema-lige Jungsozialist und UNIA-Mann Patrick Angele neue beruiche Zelte aufgeschla-gen. Der einstige Schreck der Zürcher Bür-gerlichen hat einen Gewerberaum in der Nähe des Glattzentrums ausgebaut. Stim-mungsvoll, aber schlicht – im Bad eine klei-ne Baustelle: Der Plättlileger muss noch-mals ran, wegen Überschwemmungsgefahr. Den einstigen Gewerkschafter plagen nun die alltäglichen Sorgen eines Gewerbetrei-benden. Mittlerweile hat der einst hübscheste aller Schweizer Jungpolitiker die Dreissig überschritten, doch er wirkt noch immer wie ein Teenager. Seine Zurückhaltung er-innert an Schüchternheit. Als ob nicht ich das hier zum ersten Mal machen würde, Dass sich ein junger Familienvater wie Patrick Angele beruflich selbstständig macht, ist nichts Besonderes. Es sei denn, er wird Tantra-Masseur. Cruiser wollte wissen, wie sich das anfühlt und hat Michi Rüegg hingeschickt, der gut gelaunt zurückkehrte. ENTSPANNUNG IN DER TABUZONEMartin Angele kannte man vor allem als engagierten Gewerkschafter und Jungpolitiker. Jetzt bietet er Tantramassagen an.DEN EINSTIGEN GEWERK-SCHAFTER PLAGEN NUN DIE ALLTÄGLICHEN SORGEN EINES GEWERBETREIBENDEN.

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11CR U I S E R OK TOBER 20 17sondern er. Doch bei aller Sanftheit gibt er mir klar zu verstehen, was ich zu tun habe: duschen, mit dem Tuch um die Lenden zur grossen Matte treten. Und dann soll ich ihn machen lassen. Denn auch wenn wir beide nackt sein werden, haben wir sehr unter-schiedliche Rollen. Meine lässt sich am bes-ten mit Nichtstun beschreiben.Tantra ist ein Ritual, bei dem der Mas-seur erst höich fragt, ob er einen massieren dürfe. Was danach kommt, wirkt wesentlich weniger formell. Die meiste Zeit über halte ich die Augen geschlossen. Schon zu Beginn spüre ich Patricks Hände an Körperstellen, die Masseure in aller Regel grossräumig umfahren. Tantra bezieht nicht nur den ganzen Körper ein, die Technik lässt der Körpermitte auch die Bedeutung angedei-hen, die sie für die meisten von uns hat. Ge-rade weil die Aufmerksamkeit immer wie-der auf meine erogensten aller Zonen gelenkt wird, fühlt sich der Ablauf nicht an wie die ollen Happy-Finish-Geschichten aus den Seitengassen von Bangkok.Zwei Stunden und ein kurzes posteja-kulatives Nickerchen später fällt es mir schwer, in ein alltägliches Gespräch mit meinem Masseur zu treten. Ich kann zwar über erotische Erfahrungen schreiben, aber über sie zu sprechen bereitet gewisse Schwierigkeiten. Also redet Patrick. Davon, wie er einst eine Lehre als medizinischer Masseur gemacht und später immer wieder in diesem Beruf gearbeitet hat. Doch ir-gendwas habe immer gefehlt. «Die Massa-gen haben sich irgendwie nicht ‹ganz› ange-fühlt», so Patrick.Auf seiner Suche nach der perfekten Massage stiess er auf Tantra und besuchte einen Einführungskurs in Zürich. Dass Pa-trick heute Männerpimmel massiert, wurde ihm nicht gerade in die Wiege gelegt. «Einer meiner Tantra-Lehrer gab mir zu verstehen, dass das Geschlecht nicht wichtig ist, um sich in einen Menschen hineinzufühlen», sagt Patrick. «Und Frauen kommen nicht zu dir, wenn sie denken, dass du ein Lüstling bist.» Tatsächlich waren es zu Beginn nur Männer, die Termine buchten. Die Frauen brauchten etwas länger. Es sei für ihn zwar ein Schritt gewesen, Männer tantrisch zu massieren, aber kein riesiger: «Ich dachte: Du läufst seit 30 Jahren mit einem Schwanz herum. Da weisst du doch genau, was sich wie anfühlt.» Dem kann ich nach der so-eben gemachten Erfahrung beim besten Willen nicht widersprechen.Schaut man sich Websites von Anbie-terinnen (und den wenigen Anbietern) von Tantra an, fühlt man sich wie in der Welt der Erotikclubs und Edelbordelle, manchmal auch der Esoterik. Die Fotos sprechen Bän-de: Einige der Damen tragen Strapse, Ge-sichter sind verpixelt. Eine Anbieterin nennt unter dem Punkt «über mich» als Erstes ihre Körbchengrösse. Tantramassagen grenzen sich derzeit gegenüber käuichem Sex nicht sonderlich deutlich ab. Genau dieser Umstand stört Patrick Angele. Das ist der Grund, weshalb er die Öentlichkeit sucht und über seinen Job re-den will – sei dies im «Tages-Anzeiger» oder auf «Tele Züri». Er engagiert sich dafür, dass Tantra gesellschaftsfähig wird. «Sexualität ist für mich auch etwas Gesellschaftspoliti-sches.» Und für seine Kundschaft? «Ich habe viele Leute, die mit einem Problem zu mir kommen», so Patrick. Da sind Männer, die sich nach Jahren in Darkrooms nach Zärtlichkeit sehnen. Frauen, die nach Missbrauchserfahrungen versuchen wol-len, ihren Körper wieder zu spüren. Män-ner, die zu früh oder zu spät kommen. Und dann noch solche wie ich. Die einfach eine Massage möchten, die nicht so tut, als höre der Körper knapp unter dem Bauchnabel auf und beginne erst wieder an den Ober-schenkeln. Alle Infos über Martin Angele und seine Tantramassagen unter www.angelemassage.ch.REPORTAGECRUISER ZU BESUCH BEI…«SEXUALITÄT IST FÜR MICH AUCH ETWAS GESELLSCHAFTS-POLITISCHES.» TANTRAMASSAGEN GRENZEN SICH DERZEIT GEGENÜBER KÄUFLICHEM SEX NICHT SONDERLICH DEUTLICH AB. GENAU DIESER UMSTAND STÖRT PATRICK ANGELE. A N Z EI G E5 C R U I S E R S o m m E R 2 0 17sliPPerySub j e C t SVoN MARTIN MüHLHEIMC oming-out-Filme gibt es mittlerweile viele, und entsprechend unterschied-lich kommen sie daher: leichtfüssig- komisch wie der britische Klassiker Beautiful ing (1996), eher nachdenklich wie das brasilianische Kleinod Seashore (2015), bisweilen auch zutiefst tragisch – so im israelischen Drama Du sollst nicht lieben (2009), das in der ultraorthodoxen Gemein-de in Jerusalem spielt.Angesichts solcher Unterschiede er-staunt es umso mehr, mit welcher Regel- mässigkeit uns Coming-out-Filme Jungs oder Männer zeigen, die – alleine, zu zweit oder in Gruppen – schwimmen gehen. Nun könnte man das natürlich als Zufall oder Neben-sächlichkeit abtun. Bei genauerem Nachden-ken zeigt sich allerdings, dass sich gleich mehrere Gründe für diese erstaunliche Häu-gkeit nden lassen.Nackte Haut ohne allzu viel SexEine erste, nur scheinbar oberächliche Er-klärung ist, dass (halb)entblösste Körper sich nicht bloss auf der Leinwand, sondern auch auf Filmpostern und DVD-Covern äus- serst gut machen. Schwimmszenen bieten ein perfektes Alibi für das Zeigen von nack-ter Haut: Sex sells, wie es so schön heisst.Warum «Alibi»? Weil man – gerade bei Filmen mit jungen Protagonisten – aufpas-sen muss: «Sex sells» mag zwar zutreen, aber allzu explizite Sexszenen können schnell mal zu hohen Altersfreigaben füh-ren. Dies wiederum möchten Filmemacher in der Regel vermeiden: Filme, die erst ab 18 freigegeben sind, lassen sich nämlich weni-ger einfach vermarkten. Auf Amazon.de zum Beispiel werden Filme mit Altersfreiga-be 18 nur an nachweislich volljährige Perso-nen verkau – und gerade für Coming- out-Filme, die sich auch an ein junges Publi-kum richten, ist dies sicher kein wünschens-werter Eekt.Schwimmszenen bieten hier eine per-fekte Kompromisslösung: Man kann nackte Haut lmisch ansprechend inszenieren, da-bei aber allzu heisse Techtelmechtel tugend-ha vermeiden (beispielsweise, indem der Wasserspiegel immer über der Gürtellinie bleibt, wie im niederländischen Film Jon-gens, 2014). Um das Rezept knapp zusam-menzufassen: Man nehme eine grosszügige Portion feuchter Erotik, eine vorsichtige Pri-se Sex – und um Himmels Willen kein Körn-chen Porno. Eingetaucht ins TrieblebenMan täte den lesBischwulen Filmemache-rInnen aber unrecht, wenn man ihre erzäh-lerischen Entscheidungen allein auf nan-zielles Kalkül reduzieren wollte. Es gibt nämlich auch ästhetisch-symbolische Grün-de, die Schwimmszenen für das Genre inter-essant machen. Da wäre zunächst die Funktion des Wassers als Symbol für das Unbewusste. Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebna-tur des Menschen zu tun – und so erstaunt es nicht, dass Hauptguren auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität sozusagen symbo-lisch in die Tiefen des Unbewussten eintau-chen müssen, um ihr gleichgeschlechtliches Begehren zu entdecken. Figuren in der SchwebeDarüber hinaus hat die Filmwissenschale-rin Franziska Heller in ihrem Buch über die Filmästhetik des Fluiden (2010) gezeigt, dass schwimmende Figuren immer wieder als «schwebende Körper» inszeniert werden: o in Zeitlupe und seltsam herausgelöst aus dem sonst zielstrebig voranschreitenden Erzählprozess. Dieser Schwebezustand wie-derum ist eine wunderbare visuelle Meta-pher für die Phase kurz vor dem Coming-out: Man ist nicht mehr der oder die Alte, aber auch noch nicht ganz in der neuen Identität angekommen. Ein Film macht das Schweben sogar explizit zum ema: In Kinder Gottes aus dem Jahr 2010 zeigt Romeo dem neuro-tisch-verklemmten Johnny, wie befreiend das «Floating» im Meer sein kann.Neben der Inszenierung von Schwebe-zuständen und dem Wasser als Symbol für das Unbewusste ist drittens das Motiv von ➔ Filme, die ersT ab 18 FreiGeGeben sind, lassen sicH nämlicH WeniGer einFacH VermarKTen.ANZEIGE«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach.rz_TP_Leonhards_Apotheke_210x93.3_Cruiser_4c_280317.indd 1 28.03.2017 10:07:37

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12CR U I S E R OK TOBER 20 17DIVERSITYINTERVIEWVON H AY M O EMPLPetrik omann ist Gründungsmitglied des Vereins «PinkCop». Im Gespräch mit dem Cruiser erklärt der Stadt-zürcher Streifenpolizist, warum es einen solchen Verein für LGBT*-Polizisten braucht. Cruiser: Gibt es denn ausser dir noch andere schwule Polizisten? Dieser Beruf scheint mir irgendwie eine Bastion der Heterosexualität.Petrik omann: Genau deshalb ist der Ver-ein PinkCop letztendlich entstanden: Als ich mich damals für diesen Beruf entschie-den habe, dachte ich wirklich, ich sei «the only gay in the village». Das war natürlich nicht so, aber es dauerte ein bisschen, bis ich das selbst herausfand. Wir sind mit we-nigen Mitgliedern vor neun Jahren gestar-tet, jetzt zählen wir 140. Was genau macht PinkCop?Einerseits sind wir Anlaufstelle für sämtli-che Anliegen rund um LGBT*-Fragen im Polizeibetrieb, andererseits bieten wir auch eine Plattform für den Austausch unter LGBT*-Polizisten. Das geschieht beispiels-weise durch unsere regelmässigen Treen. Wir haben aber auch die Befugnis, bei allfälligen Problemen – beispielsweise bei Diskriminierung – entsprechend ein-zuschreiten und / oder nach Lösungen zu suchen. Diese Befugnis haben wir bei der Stadtpolizei Zürich, denn nur dort sind wir auch Personalvertreter. Hast du denn das Gefühl ihr werdet von euren Heterokollegen effektiv respektiert? Man muss vielleicht zuerst erwähnen, dass die Polizei sich in den letzten Jahren gene-rell gewandelt hat. Ich nde, der Mikrokos-mos der Polizei ist ein guter Spiegel der Ge-sellschaft – was früher noch seltsam war – beispielsweise Frauen bei der Polizei – ge- hört heute zum Alltag. Viele Jüngere sind bereits von klein auf entsprechend soziali-siert worden und wissen, dass es nicht nur den einen Lebensentwurf gibt. Entspre-chend kommt es auch zu weniger Proble-men bei einem Outing im Polizeikorps. Es wird aber schon so sein, dass hinter unse-rem Rücken über uns getratscht wird, das ist aber sicher in jedem Betrieb so und da muss man halt dann auch lernen, drüber zu ste-hen. Obwohl die Polizeikorps keine speziel-len Regeln zu Diversity haben, wird diese immer mehr gelebt bei uns. Wir haben aber trotzdem noch viel vor uns. Das beginnt be-reits in der Polizeischule.Heisst?Ich unterrichte an der Polizeischule den Umgang mit Menschen, die sich ausserhalb der Heteronorm bewegen. Das können ganz profane Dinge sein wie der korrekte Um- «DER POLIZEIBETRIEB IST SPIEGEL DER GESELLSCHAFT»«ALS ICH MICH DAMALS FÜR DIESEN BERUF ENTSCHIEDEN HABE, DACHTE ICH WIRKLICH, ICH SEI ‹THE ONLY GAY IN THE VILLAGE›.» Petrik Thomann von «PinkCop» setzt sich in vielen Bereichen für Gerechtigkeit ein.

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13DIVERSITYINTERVIEWgang bei einer Leibesvisitation mit einem Menschen, der sich in Transition bendet. Wie spricht man jemanden an, der aussieht wie eine Frau, im Ausweis steht aber ein Männername? Wie geht man ganz generell um mit dem ema Homosexualität? Wir arbeiten auf der Strasse und mit Menschen – daher müssen wir uns in jeder Situation so-fort anpassen; da gehören diese Dinge auch dazu. Ich gebe Polizeischülern ein Hand-werkzeug mit auf den Weg.Habt ihr interne Unterstützung?Ich kann nur für Zürich sprechen: Bei uns ist es sicherlich ein Vorteil, dass wir seit Jah-ren eine linke Regierung haben. Ich selbst bin übrigens auch in einem SP-Haushalt gross geworden und habe schon früh mitbe-kommen, dass es mehr als nur eine Wahr-heit geben kann. Durch dieses freiere Den-ken des Stadtrates wird auch der ganze Polizeiapparat geprägt. Wir erhalten aber keine nanzielle Unterstützung, denn wir sind als Verein de facto selbständig. Jedoch werden unsere Anliegen von der Führung mehrheitlich moralisch unterstützt.Es gibt einerseits die interne Wahrnehmung, andererseits die öffentliche…Intern ist bekannt, dass es uns gibt und ak-tiv werden wir, wenn es einzuschreiten gilt. Wir hatten beispielsweise einmal einen Fall, bei welchem es darum ging, dass in der Dusche bzw. Umkleide ein schwuler Kollege von einem seiner heterosexuellen Arbeitskollegen blöd angemacht wurde. Das störte jenen – er wollte aber nicht di-rekt wegen «sexueller Belästigung» ein-schreiten. Also haben wir den Fall über-nommen, mit den involvierten Personen gesprochen und eine Lösung gefunden. Die Wahrnehmung von aussen beschränkt sich auf Zeitungs artikel, unserem Social Me-dia-Auftritt und unseren Stand an der Pri-de, durch unsere Beratung via LGBT*-Hel-pline oder direkt. Bei den Zeitungsartikeln sind jeweils die Kommentare der Lesenden spannend.Inwiefern?Ich habe das Gefühl, dass wir als PinkCop bei diesen Artikeln als «Dampfablasser» dienen. Manche Kommentare sind wirklich sehr gehässig. Ein Leser schrieb einmal, wir schwulen Polizisten sollten mit einem Rosa Winkel gekennzeichnet werden (Anm. d. Red.: Der Rosa Winkel diente während der Zeit des Nationalsozialismus der Kennzeich-nung von Häftlingen in Konzentra tions-lagern, welche aufgrund ihrer Sexualität dort interniert wurden.)Da sind wir wieder bei dem Verdacht, dass eben nicht ganz alles so rosa ist, wie von dir beschrieben…Ich sage ja nicht, dass wir auf die totale Ak-zeptanz stossen als PinkCop. Ich glaube aber, dass das ema nicht mehr so ein «grosses» ist, wie es das vielleicht noch vor 20 Jahren war und ich führe das, wie er-wähnt, auf den generellen Zeitgeist zurück. Man muss aber vielleicht schon auch er-wähnen, dass ich hier von Zürich spreche. Wie es im Glarner Hinterland aussieht, weiss ich nicht wirklich. Habt ihr dort auch Mitglieder?Die Mitgliederliste ist geheim.Braucht es denn einen Verein wie PinkCop überhaupt?Die Polizei sollte intern die Bevölkerung repräsentieren können, da gehören auch LGBT*-Menschen dazu. Du hast eingangs von einer «Bastion der Heterosexualität» ge-sprochen, das könnte auf möglichen Nach-wuchs mit anderer sexuellen Orientierung abschreckend wirken. Wir haben daher manchmal auch Anfragen von jungen Men-schen, die gerne die Polizeischule machen möchten, aber Angst vor möglicher Diskri-minierung haben. Wir können dann beru-higend oder vermittelnd einschreiten und motivieren. Und die Ausbildungseinheiten, die ich gebe, sind sicher auch nicht ganz un-wichtig. Ausserdem macht es auch einfach Spass, sich unter Gleichgesinnten austau-schen zu können. Daher die Antwort: Ja, uns braucht es. PinkCop ist ein unabhängiger und schweiz-weiter Verein für Homosexuelle und Trans-gender bei der Polizei und deren Angehörige. Petrik Thomann ist Vizepräsident des Vereins und unter anderem auch für die Öffentlichkeits-arbeit zuständig. Der Verein wurde im Jahr 2008 gegründet.«DIE POLIZEI SOLLTE INTERN DIE BEVÖLKERUNG REPRÄSENTIEREN KÖNNEN, DA GEHÖREN AUCH LGBT*-MENSCHEN DAZU.» A N Z EI G Emusical.ch15.11. – 31.12.17©WWTPL50 MILLIONEN BEGEISTERTE BESUCHER WELTWEIT!

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14CR U I S E R OK TOBER 20 17KULTURTHEATERTIPPVON A N N E A N D R E S E NGeld regiert die Welt und danach kommt erst einmal lange nichts –oder wie Brecht und Weill es aus-drückten: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Der Londoner Stadtteil Soho wird von zwei zweifelhaften Halunken regiert, dem gesuchten und gefürchteten Verbrecher Maceath und dem Geschäftsmann Jona-than Peachum, der mit einer Bettlerbande zu Reichtum gelangt. Zwischen diesen zwei Männern steht Polly, sie ist Peachums Toch-ter und zugleich Geliebte Maceaths. Ohne Frage ist dieses Verhältnis dem Vater ein Dorn im Auge und die Auslieferung Mackies an die Polizei sein erklärtes Ziel. Korruption und Verrat geben der Geschichte stets neue Wendungen: Mit Geld werden die einen den anderen ausgeliefert, durch Geld werden Geliebte zu Verrätern und dank des Geldes erhalten Gefangene im nächsten Moment ihre Freiheit zurück. Als der junge Bertolt Brecht 1928 mit seiner Dreigroschenoper in Berlin Premiere feierte, ahnte noch niemand, dass dieser da-mit einen phänomenalen Hit landen würde. Widerspenstig und in keine Schublade zu stecken war dieses Stück, das sowohl mit allen damals bekannten Schauspielkon-ventionen wie Musiktraditionen brach. Die Lieder von Kurt Weill wie die «Moritat von Mackie Messer» oder die «Seeräuberjenny» erlangten Weltruhm und so avancierte die Dreigroschenoper schnell zu einem Stück Popkultur im eaterbetrieb. Sie ist seither aus den Spielplänen nicht mehr wegzuden-ken. Dennoch – wer die seichte Unterhal-tung sucht, verkennt des Pudels Kern dieser erbarmungslosen Gesellschaftsstudie, die heute aktueller ist denn je. Am Schauspielhaus Zürich feiert Brechts bekanntestes Stück diesen Herbst Brechts Dreigroschenoper in der Inszenierung von Tina LanikZWIELICHTIGE GESTALTEN AM SCHAUSPIELHAUS ZÜRICHPolly Peachum (Elisa Plüss) hat sich niemand geringeren als den Verbrecherkönig Mackie Messer (Jirka Zett) zum Ehemann auserkoren.

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15KULTURTHEATERTIPPA N Z EI G EMehr unter zkb.ch/schauspielhausMit unserem Ticket-Upgrade haben Sie im Schauspielhaus bessere Karten.Wir sind stolze Partnerin vom Schauspielhaus Zürich.Unsere Kundinnen und Kunden profi tieren von einer besseren Sitzplatz-Kategorie.Theatertickets gewinnen. lgbt@zkb.ch Stichwort «Cruiser»unter der Regie von Tina Lanik Premiere. Bei Lanik, die mit der Dreigroschenoper be-reits ihre dritte Produktion am Schauspiel-haus Zürich macht, darf man eine ebenso widerspenstige Umsetzung erwarten, wo-bei ihre Kostümbildnerin sich beherzt aus der Kramkiste des Trash von diversen Fe-tisch- und Erotikshops bedient hat. Das wird nicht jedem im Publikum gefallen – aber warum sollte es. Wer hier allein auf den Popeekt einer milieugefärbten Liebes-geschichte setzt, der dürfte verlieren und gnadenlos an Brecht vorbeiinszenieren.Die Bühne ist eine goldene Rolltreppe, die zu nichts führt als zu einem Oben und einem Unten und damit ist alles gesagt über die Verhältnisse. Irreal wie eine Fata Morga-na und doch bestehend als harter Fakt aus Edelmetall. So simpel wie sinnfällig als Symbol, so sinnlos in ihrer Existenz ist sie doch eine Kopie aus unserer realen Welt. Schon zum Saisonauftakt löst Bettina Meyer mit ihrem Bühnenbildentwurf Barbara Freys Versprechen ein, dass wir in dieser Spielzeit des Öfteren dem amerikanischen Big Player einer neuen Pop-Politik begeg-nen werden. Zwielichtige Gestalten gibt es längst nicht nur in Soho.Die Dreigroschenoper in der Inszenie-rung von Tina Lanik wird umgesetzt mit dem Ensemble des Schauspielhaus Zürich und Schauspielstudierenden der ZHdK un-ter der musikalischen Leitung von Polina Lapkovskaja, die auch schon Laniks Jelinek- Inzenierung in Zürich begleitete. Wir dür-fen gespannt sein. Cruiser verlost in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank 3 x 2 Tickets. Einfach ein kurzes Mail mit dem Betreff «Cruiser» und Adresse an lgbt@zkb.ch schicken. Der Mail-Einsendeschluss ist der 31. 10. 2017.Spieldaten 7. / 14. / 19. / 25. Oktober, jeweils 20 Uhr 22. Oktober, 19 Uhr 4. November, 20 Uhr www.schauspielhaus.ch

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16KULTURNACHRUFVON S A B I N E G L AU B I T ZPierre Bergé war Geliebter, Vertrauens-person, Mäzen und Geschäftsmann: Ein halbes Jahrhundert hat der Un-ternehmer und Kunstliebhaber das Leben und die Laufbahn von Yves Saint Laurent begleitet.Gemeinsam gründeten sie 1961 das berühmte Modehaus, das den Namen des Designers trägt. Gemeinsam erlebten sie Höhen und Tiefen. Sein Leben sei leer seit dem Tod von Yves, sagte Bergé, nachdem Saint Laurent im Jahr 2008 gestorben war. Nun ist der Multimillionär Bergé im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in der Pro-vence an den Folgen einer langen Krankheit gestorben, wie die Stiftung Pierre Bergé - Yves Saint Laurent mitteilte.Bergé und der sechs Jahre jüngere Yves Saint Laurent lernten sich Ende der 50er-Jahre kennen. Fünf Jahrzehnte lang teilten sie das Leben miteinander. Bergé war zu-nächst Liebhaber, dann Freund und Gefähr-te, stets der Manager und pger Unterneh-mer. Bergé und Yves Saint Laurent gehörten zu den legendären Paaren von Paris, so wie einst Jean Marais und Jean Cocteau.Pierre Bergé hat Yves Saint Laurent gemanagt und geliebt. Die Eröffnung von zwei Museen zur Erinnerung an den Stardesigner erlebt er nun nicht mehr.YVES SAINT LAURENTS GEFÄHRTE PIERRE BERGÉ IST TOTA N Z EI G ESchweizerische Stellenvermittlung für GesundheitsberufeWir suchen laufend Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, Pflegefachfrau/-Mann HF, DNII, DNIPhysiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Ärzte und medizinische Fachangestellte – kostenlose und unverbindliche Beratung! Alle weiteren Infos unter www.danyacare.ch.Danya Care GmbH Badenerstrasse 621, 8048 ZürichTel.: + 41 (0)44 401 04 07 Mobil: +41 (0)76 393 48 48Alle Vermittlungsdienste kostenlos – staatlich und kantonal anerkanntDanya Care

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17CR U I S E R OK TOBER 20 17KULTURNACHRUFOhne Bergé wäre die Laufbahn des De-signers womöglich weniger steil verlaufen. Er habe Yves Saint Laurent nicht «gemacht», denn man mache keine Künstler, erklärte Bergé, wenn man seine Person in der Karrie-re des Modeschöpfers zu sehr in den Vorder-grund stellte. Man könne ein Genie nur be-gleiten, sagte er in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».Kunstsammler, Gay-Zeitungsverlegerund GeschäftsmannBergé hat jedoch unermüdlich an der Karri-ere seines Geliebten und dem Ruf der Welt-marke YSL gearbeitet. Auch noch über des-sen Tod hinaus. Am 3. Oktober wurde in Paris im ehemaligen Atelier des Designers in der Avenue Marceau ein Museum erö-net. Mitte Oktober soll in Marrakesch, einem weiteren ehemaligen Wohnsitz, ein zweites Yves Saint Laurent-Museum eingeweiht werden. Der 4000 Quadratmeter gros se Neubau liegt in der Nähe des Gartens Jardin Majorelle, den beide 1980 gekauft hatten und wo die Asche von Yves Saint Laurent verstreut wurde.29 ForscHunGHiv & A lter Body Esthetic Ästhetische Behandlungen in Zürich bodyestehtic.ch / 044 381 20 20 Alle Behandlungen unter ärztlicher Leitung Hyaluronsäure Filler z.B. Nasolabialfalte / Lippen je 400.- Penisverdickung 400.- Botulinumtoxin z.B. Stirn / Augen je 180.- Zornesfalte 200.- Kryo – Fett weg mit Kälte z.B. Bauch / Lenden je 199.- (inklusive Endermologie) Dauerhafte Haarentfernung SHR z.B. Achseln 69.- Rücken / Schulter 329.- ANZEIGESTERBEN WAR GESTERN: alTern miT HiVSchwelle bei 60 gesetzt, dann hätten wir viel weniger Patienten einschliessen können. Ein bedeutender Vorteil dieser Studie ist die grosse Zahl an Teilnehmern sowie deren Zu-sammensetzung, die repräsentativ ist für die HIV-positiven Personen in der Schweiz. Das wird sich in den Resultaten spiegeln.Liegen bereits Resultate vor?Nein. Die erste Testreihe wurde erst im Spätsommer 2016 bei allen Teilnehmern abgeschlossen.Wie geht eine solche Untersuchung vonstatten?Für alle Tests bei einem Studienteilnehmer benötigen wir einen ganzen Tag. Wir neh-men Blut- und Urinproben (nüchtern) ab, messen die Knochendichte, fahren eine ko-ronare Computertomograe und erfassen mittels neuropsychologischer Testung die geistige Fitness. Bei der Verlaufsuntersu-chung nach zwei Jahren führen wir zusätz-lich ein Interview zu den Ernährungsge-wohnheiten durch.Damit festgestellt werden, ob Menschen mit HIV schneller altern als die Allgemein- bevölkerung, muss mit einer negativen Kontrollgruppe verglichen werden … Für die Herzkranzgefässe-Untersuchung haben wir eine HIV-negative Kontroll- gruppe. In dieser erfassen wir zusätzliche Informationen wie Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Medika-menteneinnahme, körperliche Tätigkeit und weitere Informationen.Doch für die gesamte M+A-Studie haben wir keine HIV-negative Kontroll-gruppe. Das wäre logistisch und nanziell eine grosse Herausforderung. Zudem wäre es grundsätzlich schwierig, eine geeignete Vergleichsgruppe zu nden.Werden Sie die Frage, ob HIV das Altern beschleunigt, beantworten können?Ich hoffe es. Unsere Resultate werden ein wichtiger Mosaikstein sein zur umfassen-den Beantwortung dieser Frage. Helen Kovari ist Oberärztin mit erweiterter Verantwortung an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich. Als HIV-Spezialistin ist sie sowohl in der Betreuung von Patienten wie in der Forschung tätig. Im Rahmen der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie leitet sie zurzeit zwei Studien, die sich mit dem Alterungsprozess HIV- positiver Personen sowie dem Einfluss von HIV auf die Leber beschäftigen.* Das Interview ist in ausführlicher Form in den «Swiss Aids News» des Bundesamts für Gesundheit (BAG) nachzulesen.In den beiden Museen wird ein Teil der rund 5000 Kreationen und unzähligen Skiz-zen des Modeschöpfers zu sehen sein. An der Pressekonferenz in Paris vor wenigen Monaten konnte Bergé, im Rollstuhl sit-zend, noch teilnehmen.Bergé war leidenschaftlicher Kunst-liebhaber. Mit Yves Saint Laurent zusam-men hat er eine der grössten privaten Kunst-sammlungen Europas zusammengetragen. Nach Saint Laurents Tod liess Bergé Teile davon spektakulär im Pariser Grand Palais versteigern. Das Ereignis wurde als Jahr-hundertauktion gefeiert: Für 373,9 Millio-nen Euro wechselten 700 Objekte den Besitzer. Sein eigenes Auktionshaus Pierre Bergé & Associés mit Filialen in Brüssel und London gründete der auf der Atlantik-insel Ile d’Oléron geborene Geschäftsmann bereits im Jahr 2001.Sein Interesse für eater und Litera-tur kam nicht von ungefähr. Im Jahr 1977 hatte er das Pariser éâtre de l'Athenée gekauft, das er bis 1982 leitete, ehe er es dem französischen Staat schenkte. Als Liebhaber von Musik übernahm der Freund MAN SEI HOMO SEXUELL, SO WIE MAN LINKSHÄNDER SEI, SAGTE ER.des damaligen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand im Jahr 1989 die Spitze der neu erbauten Bastille-Oper, deren Di-rektor er bis 1994 blieb.Hinter dem Schöngeist verbarg sich ein Unternehmer, von dem man sagte, dass er seine Geschäfte mit eiserner Hand ge-führt habe. So war er Mitbesitzer der Tages-zeitung «Le Monde», des Wochenmagazins «L'Obs», Mitnanzier der 1995 gegründeten Gay-Zeitschrift «Têtu» und Mitbegründer des mittlerweile eingestellten linken Intel-lektuellen-Monatsmagazins «Globe». Aus seiner Homosexualität hat er nie einen Hehl gemacht. Denn auch Freimut ge-hörte zu seinen Charaktereigenschaften. Man sei homosexuell, so wie man Links-händer sei, sagte er. (DPA) A N Z EI G E

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18CR U I S E R OK TOBER 20 17KULTURKURZNEWSKULTUR«POPMUSIK IST NICHTS MEHR FÜR MICH»: BENNY VON ABBA MIT NEUEM PIANO-ALBUMPassend zu unserer Titelgeschichte (mehr oder weniger): Die Kammerspiele Seeb haben die Spielsaison 2017 / 2018 am 22. September mit einer kleinen MIDLIFE-CRISIS-REVUE eröffnetMADONNA LEBT NEU IN LISSABONEr gehörte zu einer der grössten Popbands aller Zeiten, aber heute kann ABBA-Star Benny Andersson kaum mehr etwas mit Popmusik anfangen. In den letzten drei Jahrzehnten habe er fast ausschliesslich Klassik gehört: «Klassische Musik bedeutet alles für mich.»Das sagte der 70-Jährige bei einer Konferenz des Plattenlabels Universal in Berlin. In den ABBA-Jahren habe er wissen müssen, wie sich Popmusik anhört, danach aber nicht mehr. Deshalb habe er auch kaum Ahnung von der heutigen Popmusik. «4 nach 40» spielt in einem Lift. In einem luxuriösen Hightech-Lift in einem luxuriö-sen Hightech-Gebäude. Der Lift bleibt ste-cken. Die vier Fahrgäste – zwei Damen, zwei Herren – hatten es noch vor wenigen Minu-ten sehr eilig. Plötzlich haben sie viel Zeit. Denn eine beruhigende Computerstimme erklärt ihnen, dass Hilfe unterwegs sei, dass der Schaden behoben werde, dass aber alles ein bisschen länger dauern könnte. Wichtig sei es, nicht in Panik zu verfallen. Zusammengeschweisst zu einer Zweck gemeinschaft lernen sich diese vier höchst unterschiedlichen Menschen ken-nen. Und sie haben etwas gemeinsam: Alle US-Pop-Diva und Gay-Ikone Madonna ist für die Fussball-Karriere ihres Sohnes Da-vid angeblich nach Lissabon umgezogen. Der 59 Jahre alte US-Superstar verlegte sei-nen Wohnsitz in die portugiesische Haupt-stadt, damit der Elfjährige die Jugendakade-mie von Rekordmeister Benca Lissabon besuchen kann. Wie die portugiesische Zei-Lieder zu produzieren, sei harte Arbeit und brauche Zeit, erklärte der schwedische Musiker: «Du kannst einen Song in einer Minute schreiben, aber bevor diese Minute kommt, musst du einen Monat arbeiten.» Andersson, der sich in jungen Jahren selbst das Klavierspielen beibrachte, veröent-licht Ende September sein Soloalbum «Piano» mit Klavierballaden.Die schwedische Band ABBA löste sich 1982 nach zehn Jahren auf. Bis heute zählt das Quartett zu den kommerziell erfolg-reichsten Bands der Musikgeschichte.vier sind vierzig. Und alle vier beginnen plötzlich nachzudenken über das, was war, was hätte sein können und über das, was vielleicht kommt oder ausbleibt. Sie tun das gar nicht gern. Sie tun es deshalb, weil ihnen dieser Lift diese Auszeit im stressigen Spiel des Lebens praktisch aufzwingt. So werden die Zuschauer Zeugen einer zwanghaft ab-laufenden, höchst amüsanten Gruppen-selbsttherapie mit ungewissem Ausgang. Kammerspiele Seeb, Zürichstrasse 16, 8184 BachenbülachSpieldaten im Oktober auf www.kammerspiele.chtung Correio da Manha berichtete, nimmt Adoptivsohn David Banda bereits beim Training im Nachwuchszentrum des Tradi-tionsklubs teil.Nach seinem ersten Test im Frühjahr hatte Benca das junge Talent an der Akade-mie angenommen, bis das Schuljahr an der französischen Schule beginnt, so das Blatt. «Madonna ist nicht länger eine Touristin, sie lebt jetzt in Lissabon», schrieb das Magazin Visao. Die extravagante Berühmtheit, die den Jungen 2006 aus Malawi adoptierte, soll in der nahegelegenen Kleinstadt Sintra eine alte Vil-la gekauft haben. Gerüchte um einen mögli-chen Umzug waren bereits im Umlauf, als Madonna die Schule im Mai besucht hatte.

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19CR U I S E R OK TOBER 20 17SERIEHOMOSE XUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITER ATUR SCHWULER SCHREIBER UND PROMINENTES ENTFÜHRUNGSOPFEREin Umsturz ereignete sich vor 500 Jahren, der weit über den europäischen Kontinent hinausgriff. Schwulen brachte er keine Befreiung: Der Gründer der Reformation hatte eine eindeutige Meinung über sie.VON ALAIN SORELGero von Sontau ist seit 1517 Schreiber im Dienste von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen. Still geht er seiner Arbeit nach, dem Ausfertigen von Dokumenten und Erlassen. Er ist unauäl-lig, aber er hat ein Geheimnis. Er fühlt sich zu einem jungen Soldaten aus der Leibgarde des Kurfürsten hingezogen, von dem nur der Vorname überliefert ist: Dankwart. Sei-ne Liebe hält Gero unter Verschluss, er ringt schwer mit sich, hält sich für sündig und verworfen. Aber dennoch sieht er beglückt, wie der andere seine Blicke erwidert.Das 16. Jahrhundert ist geprägt von en-gen Moralbegrien, die von der Kirche nach aussen hin strikt vertreten werden. Eine Mann-Mann-Beziehung ist undenkbar. Das Verhalten der Kardinäle, Priester und Mön-che «kirchenintern» steht auf einem ande-ren Blatt. Gefangener Gast mit mächtigen FeindenRund um Gero ist die Welt in hellem Auf-ruhr. Schuld daran ist ein Mann, den Dank-wart und andere Soldaten 1521 entführt und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht ha-ben – nicht, um ihn zu quälen oder zu Tode zu bringen, sondern zu seinem Schutz. Denn der Mann hat eine Bewegung losge-treten, die in die Reformation mündete. Kurfürst Friedrich der Weise sympathisiert mit ihr und will nicht, dass ihrem Gründer etwas geschieht: Martin Luther (1483 bis 1546). Luther hatte sich mit seinen kirchli-chen Reformbestrebungen den Papst und den Kaiser des Heiligen Römischen Rei-ches zum Feind gemacht und war nirgends mehr sicher. 2017 wird mit vielen Veranstaltungen, Publikationen und Vorträgen 500 Jahre Re-formation gefeiert. Als deren Geburtsstun-de gilt der 31. Oktober 1517. An diesem Tag soll Luther, ein Augustinermönch und Priester, 95 esen an die Tür der Schloss-kirche von Wittenberg genagelt haben. Er wollte mit seinen esen eine Fach-diskussion anstossen über eine Rückbesin-nung auf das Spirituelle des Christentums, getreu der Lehre des Religionsstifters Jesus Christus. Ziel war die Erneuerung der alten Kirche, nicht die Gründung einer neuen Konfession. Es kam bekanntlich anders; die Geschichte schreibt ihre eigenen Gesetze.Weg mit der Angst vor der schwulen SündeGero von Sontau vernimmt wohl die Postu-late von Luthers Reformation: Der Mensch soll nicht länger leiden unter einer ➔ AUF HOMOSEXUELLE ZUGEHEN KONNTE LUTHER NICHT.Denkmal Martin Luthers auf dem Marktplatz von Eisleben, dem Geburtsort des Reformators.

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20CR U I S E R OK TOBER 20 17SERIEHOMOSE XUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITER ATURerstickenden, von der Kirche genährten Angst, durch und durch sündig zu sein und in der Hölle zu landen. Soll nicht ständig das Gefühl haben müssen, Gott sei so unglaub-lich fern und allenfalls über Priester und Heilige zu erreichen. Jetzt ist da einer, der sagt: Der Mensch ist von seinem Schöpfer als sein Geschöpf gerechtfertigt, der Mensch ist angenommen durch seinen Glauben an Gott und hat einen direkten Zugang zu diesem Gott. Aber trit das auch auf ihn, Gero, und Dankwart zu? Auf Männer, die sich zu Männern hingezo-gen fühlen? Sind auch sie angenommen oder bleiben sie ausgegrenzt wie bisher?Luther selbst hatte durch einen unge-heuren inneren Befreiungsakt eine ihn läh-mende Angst, ein von Gott verworfener Sünder zu sein, überwunden, was ihm er-laubte, die eologie in eorie und Praxis zu reformieren. Er war nicht schwul, befrei-te sich aber dennoch auch sexuell. Er, der einst das Mönchsgelübde abgelegt und die Priesterweihe erhalten hatte, heiratete die Nonne Katharina von Bora und hatte mit ihr sechs Kinder. Aber auf Homosexuelle zuge-hen, konnten er und die Reformation nicht. Teilhabe an der Erlösung gestand er ihnen nicht zu.Männliche Engel, bedroht in SodomLuther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms im Alten Testament zum Anlass, um ganz generell die Liebe zwischen Män-nern zu verurteilen. Die Einwohner dieser Stadt wollten zwei als Männer auftretende Engel, deren wahre Natur sie nicht erkann-ten, vergewaltigen. Die beiden himmli-schen Boten waren beim rechtschaenen Lot eingekehrt, um die Lage vor Ort zu er-kunden, denn Gottes Zorn auf Sodom und Gomorra, für ihn Brutstätten des Lasters, war gewaltig. Schliesslich vernichtete er sie mit Schwefel und Feuer. Zügellosigkeit und Perversion kommen da für den deutschen Reformator zum Vorschein; ein probates Mittel gegen homosexuelle Akte ist für ihn die Ehe, wie er in seinem Traktat vom ehe-lichen Leben schreibt. Eine feindliche, verständnislose Um-gebung macht Schwulen immer wieder das Leben schwer. Im Spätmittelalter erging es ihnen nicht besser als Frauen, die der Hexe-rei angeklagt waren. Homosexuelle wurden hingerichtet und es durfte darüber nicht einmal gesprochen werden. Die dann ur-plötzlich doch einsetzende öentliche Verdammung war nach Auassung von Helmut Pu, Kulturhistoriker und Germa-nist, berechnend, verfolgte eine ganz klare Absicht von Luther und anderen Reforma-toren: Deutsche und Schweizer sollten Homosexualität mit der katholischen Kir-che, mit ihrem Hauptsitz, dem «verdorbe-nen, leichtlebigen» Italien, und dem Klerus mit seinen Lustknaben assoziieren. Damit sollte eine einheitliche Abwehrhaltung der neuen Bewegung gegen diese «Einüsse» erreicht werden. Geros und Dankwarts Spuren verlie-ren sich im Fluss der Zeit. Aber vielleicht ha-ben sie für sich ja eine Freiheit gefunden, die über jene Luthers hinauswies. Mehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Märchen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse.DIE EINWOHNER SODOMS WOLLTEN ZWEI MÄNNLICHE ENGEL VERGEWALTIGEN.EHE ALS PROBATES MITTEL GEGEN HOMOSEXUELLE AKTE.500 Jahre Reformation – für Homosexuelle eher Fluch als Segen.Luther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms zum Anlass, um die Liebe zwischen Männern zu verurteilen.

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21CR U I S E R OK TOBER 20 17KOLUMNEMICHI RÜEGG HASS MUSS MAN SICH HEUTZUTAGE LEISTEN KÖNNENEs kamen die Themen Sex, Politik und Kanton Zug drin vor: Wir erinnern uns an eine der grösseren Boulevard-Geschichten der vergangenen drei Jahre. Eine der Protagonistinnen war die Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin. Noch immer will sie Schritt für Schritt etwas Gerechtigkeit schaffen. Und sie macht das auf eine be-merkenswerte Weise. Findet zumindest Michi Rüegg.VON M I C H I R Ü E GGIch habe Jolanda Spiess-Hegglin nie ge-troen und die Berichterstattung über sie grösstenteils ignoriert. Das meiste war meiner Ignoranz durchaus würdig. Frau Spiess-Hegglin wurde in verschiede-nen Rollen porträtiert, als Opfer, als Betrü-gerin, als Schlampe, als Rääf und als Rache-engel. Das Niveau der jeweiligen Artikel hat’s meist nicht bis zum Meeresspiegel ge-schat. Wer die Berichterstattung bereits degoutant fand, staunte ob der Kommenta-re, die Spiess-Hegglin auf Facebook und Co. erntete. Die Wutbürgerschaft sah in ihr eine, nun ja, nennen wir keine Begrie, die die Ehre eines SVP-Steuerbeamten besu-deln wollen. Entsprechend unätig waren die Postings formuliert. Soweit in aller Kür-ze die Geschichte.Was die Frau aber im Moment anstellt, ist grandios: Jolanda Spiess-Hegglin revolu-tioniert gerade das Internet. Kein Prozessor, kein Algorithmus, kein Plugin, keine neue Technologie schat, was sie hinbekommt. Frau Spiess-Hegglin bringt Ordnung in ei-nen rechtsfreien Raum. Indem sie einen Hassposter nach dem anderen vor den Staatsanwalt zerrt. Und einer nach dem an-deren wird für seine Zeilen verurteilt.Davor ziehe ich meinen Hut. Denn die landläuge Meinung ist heutzutage, dass man als öentliche Person (Politikerinnen und Politiker zählen wir auch dann dazu, wenn gerade keine «Skandale» um sie herum geschehen) Spott und Beschimpfungen ein-fach aushalten muss. Nicht mit mir, sagte sich die Zugerin und blies zur Jagd auf fei -ge Kommentatoren. Tatsächlich lassen die gegen sie gerichteten Postings die eigent-liche Berichterstattung wie politisch kor-rekte Kindermärchen aussehen. Wildfrem-de Men schen haben der Frau auf Facebook alle nur erdenkliche Schande angehängt.Man muss sie weder mögen, noch muss man eine Meinung über den Fall haben, der all dies ausgelöst hat. Es reicht völlig, wenn wir endlich begreifen, dass das Netz kein rechtsfreier Raum ist, in dem wir wildfremde Menschen nach Lust und Laune beschimp-fen dürfen. JOLANDA SPIESS-HEGGLIN REVOLUTIONIERT GERADE DAS INTERNET.Niemand kann einem freilich verbie-ten, das trotzdem zu tun. Genauso wenig, wie man mir Falschparken verbieten kann. Man kann mich lediglich dafür büssen. Indem Spiess-Hegglin ihre Hasskommentatoren vor den Richter zerrt, zeigt sie ihnen jedoch die Konsequenzen ihres Handelns auf. Die Bot-schaft: Hass ist heute nicht mehr kostenlos. Wer hassen will, bezahlt einen Preis dafür.Möglich ist dieses Vorgehen allerdings nur, weil Frau Spiess-Hegglin eine Person ist, die direkt gemeint war. Schwieriger ist’s, wenn einer dieser Hasszwerge Frauen gene-rell beschimpft. Oder beispielsweise Schwu-le. Wer schreibt, Schwule seien perverse Arschcker, die in der Hölle schmoren wer-den, hat nicht nur nach römisch-katholischer Anschauung Recht, er muss sich auch nicht vor dem Strafgesetz fürchten. Schreibt mir je-doch einer auf Facebook, ich sei ein ebensol-cher Arschcker, werde ich bei Frau Spiess-Hegglin nachfragen, wie man da vorgeht. Der Letzte übrigens, der mich mit «Hallo, Schwanzlutscher» angeschrieben hat, wollte mich übrigens nicht beleidigen. Sondern ein Date mit mir. Entsprechend habe ich keine Anzeige erstattet. (Allerdings habe ich auch nicht zurückgeschrieben.)

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22CR U I S E R OK TOBER 20 17KULTURBUCHTIPPBuchtipp Arundhati Roy: Das Ministerium des äussersten Glücks Preis CHF 35.90 ISBN 9783100025340 VON BIRGIT K AWOHLBereits für ihren ersten Roman «Der Gott der kleinen Dinge» nahm sich die indische Schriftstellerin Arundhati Roy fünf Jahre Zeit. Das 1997 erschienene Werk wurde zu einem Bestseller, erhielt zahlreiche Auszeichnungen – unter ande-rem den hochbegehrten Booker Prize –, die Rechte wurden in 21 Länder verkauft. Dann gönnte sie sich oenbar eine schriftstelle-rische Pause – politisch war sie allerdings weiterhin aktiv – die nun mit der Veröent-lichung ihres zweiten Romans «Das Minis-terium des äussersten Glücks» beendet wird.Wie schon in dem «Gott der kleinen Dinge» hat sich Roy wieder einiges vorge-nommen, denn auch dieses Mal erschat sie auf höchstem sprachlichen Niveau ein umfassendes Bild der gegenwärtigen indi-schen Gesellschaft. Hierzu schlüpft sie in die Figur einer Hijra, so bezeichnet man in Südasien Menschen ohne eindeutige Geschlechtsidentität, deren Geschlechts-merkmale aber meist männlich sind. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Men-schen in Indien mit seinen strengen gesell-schaftlichen Regeln und dem immer noch vorhandenen Kastensystem kaum Chan-cen auf Akzeptanz haben. So leben die meisten Hijras auch in eigenen, nach aus sen abgeschotteten Gemeinschaften. Nichtsdestotrotz haben sie ihr Leben lang mit Problemen zu kämpfen, die mit ihrer Nichtakzeptanz beginnen und lange noch nicht mit dem kaum möglichen Sichern der eigenen Lebensexistenz enden.Bereits der Anfang des Romans mit Fledermäusen und Geistern von Geiern entführt den Leser in eine märchenhaft-exotische Welt, die einen an die «Märchen aus 1001 Nacht» denken lässt. Die Protago-nistin, Anjum, geboren als viertes Kind – endlich ein Junge! – einer einfachen Fami-lie, versetzt ihrer Mutter kurz nach der Geburt den Schock ihres Lebens, als diese nämlich «versteckt hinter dem Jungen, zweifelsfrei ein kleines, nicht voll entwi-ckeltes [...] Mädchen» entdeckt. Damit be-ginnen die Probleme, denn wie benennt man solch ein Wesen zwischen den Ge-schlechtern? Das bleibt nicht das einzige Problem, auch wenn es schwierig ist, aus-serhalb der Sprache zu existieren. Der Imam bringt das Ganze auf den Punkt: «Sag mir, wenn Leute wie du sterben, wo werden sie begraben?» Die Reaktion Anjums darauf zeigt, dass sie etwas ganz Besonderes ist, dass sie sich nicht wie viele andere ein-schüchtern und klein machen lässt. Wie viele Hijras entschliesst sie sich irgendwann dazu, sich der Welt als Frau zu stellen, das gefühlte Geschlecht über das DIE GESCHICHTEN SELBST, DIE ANJUM ERLEBT, SIND ANRÜH-REND, SPANNEND ODER AUCH KOMPLIZIERT, NIE ABER LANG-WEILIG.erwünschte zu stellen. Sie zieht in das «Haus der Träume» zu anderen Hijras, in der sie irgendwann das Wort Trans-Men-schen für Menschen wie sich kennenlernt. Nach ihrem Umzug auf einen Fried-hof schat sie mit ihrer ungeheuren Kraft und Inspiration dort bald ein Heim für vie-le Verlorene und Verstossene. Sie wird zum Dreh- und Angelpunkt vieler Leben und vieler Geschichten, die sich um diese Le-ben ranken, womit sie an Scheherazade aus «1001 Nacht» erinnert, die sich mit ih-ren Geschichten vor der Ermordung rettet. Die Geschichten selbst, die Anjum erlebt, sind anrührend, spannend oder auch kom-pliziert, nie aber langweilig. Sie schaen in schnörkelloser Sprache ein wunderbares Bild eines fernen Landes, in das man im-mer tiefer eintaucht. Wenn man manchmal auch das Ge-fühl hat, die Erzählwut sei etwas mit der Autorin durchgegangen, so verliert sie doch nie den roten Faden und hält ihre Leser immer gepackt. Und so endet der Roman wie ein ho-nungsfroher Appell – auch hier wieder die Nähe zum orientalischen Märchen –, denn auch nach sechzig Jahren sicher nicht ein-fachen Lebens steht Anjum zu sich und hat sich in ihrem Inneren nicht verändert – und schon gar nicht verbogen. EINE WELT AUS FARBEN UND GERÜCHENArundhati Roy ist ein weiterer grosser Wurf gelungen. In ihrem neuen Roman nimmt sie sich der Hijras an, dem dritten Geschlecht in Indien.Hijras gelten in Südasien weder als Mann noch als Frau und haben keine eindeutige Geschlechts-identität.

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23CR U I S E R OK TOBER 20 17Mirko langweilt sich, spart aber doch lieber für die nächsten Ferien.KOLUMNEMIRKO FÜR SEXPARTYS MUSS MAN AUCH ERST MAL ZEIT HABENVON M I R KOMängmol wenn es wieder so richtig grau, kalt und nass ist, dann ist’s langweilig. Porno ja und Ziit vergoht. Aber ich will e chli mehr. Ich dänk an die Ferien, das gute Leben da z Kroatie, an all die Jungs und wie alles einfach war. Jetzt ist alles so dunkel. Gschnell Grindr checke. Sind ja auch immer die Gleichen. Gut, dass ich meine Regulars habe. Immer neue Fuckbro’s suchen, ist auch anstrengend. Vielleicht muss ich auch einfach mal was Neues ausprobieren. Da passt der da grad guet, wo zu de Sexparty iiladt. Na ja, neu? Grad z Kroatie diesen Sommer waren meist mehrere Jungs und auch ein paar Mädels dabei bei uns in der Wohnung. Hat halt je-der mit jedem und jeder grad das gemacht, woruf er oder sie horny gsi isch. Aber ebe, es isch mir langwiilig, und mini Faves sind nöd zha und binere Sexparty hets ja villicht de ein oder ander. Es ist ja mit Grindr und so nicht immer einfach, Dödel-Pic gefällt, manchmal passt sogar s Gsicht no und scho isch mer bime Date, wo komplett i d Hose gaat und i d Hose gaats i dem Fall nöd im guete Sinn. Also wenn wenigstens meh als ei Typ da isch bi dere Party, denn gaat denn scho öppis, han i dänkt. Besser als dass das Tiefdruck im Wetter zume Tief-druck im Hirni wird. Goht gar nöd. Ich also i mini beste Slimts und T-Shirt, die neue Nikes a d Füess und los. Ja, sicher, no 10 Mi-nute vor em Spiegel … aber denn los in Räge und Näbel, aber voll radost oˇcekivanja, so vo: Jungs, warted, ich bi ufem Wäg. Es isch eh grad i de nöchi gsi. I de neue Blöck und dritter Stock, Wohnung links. Ich klingle, Haustür geht auf, ich geh hoch, Tür ist angelehnt, ich geh rein und da war’s voll im Gang. Aber irgendwie scho siit geschter, schiint’s. Ufgruumt isch andersch. Dank Minergie ist die Luft nicht abgestanden. LOL. Wenn’s um Sex gange isch, isch es scho hüüger nöd ufgruumt gsi und bei mir zu Hause ist aufgeräumt, aber langwiilig. Also los i d Chuchi, da stehen ein paar Jungs, mal einen Drink zum Festhalten holen, bis ich den Überblick habe. Ich lueg ume mit de Dose i de Hand und irgendwie isch das, was da lauft, nöd dä Sex, won i so normalerwiis mache. Irgendwie sind das da eher die Vide-os uf Tumblr, won i schnell wegklicke. Shit. Cool bliibe, Mirko, han i dänkt. Wie gseit, wie oft hatte ich schon ein Date und das wurde schnell mal ober-weird, nur will i grad nüm weiss, wo jetz de Arm vom andere grad wieder steckt, heisst no nöd, dass nöd au no öppis für mich da wäre. Aber, so geht’s mir durch den Kopf: wie halted die so lang dure? Sie gsehnd schon sehr Usgwäsche us. Multitasking ist im Trend. En Linie inezie, während de ander dir en Blowjob git. Mir cha’s nöd besser, aber länger... Das wird mir von meinem Morgendrink versprochen, aber de Spruch chunnt mer grad d Sinn. Isch de Werber vo dem Morgengetränk auch hier? Wenn wir schon bei den Werbesprü-chen sind: Mitten drin statt nur dabei. Das war das Nächste. Zueluege war nicht ge-meint mit der Einladung zur Sexparty und schon machte einer an meinem Zipper rum. Schnäller goht’s schiint’s au nöd, wenn man schon länger mittendrin ist. Jedenfalls brachte der meine Hose nicht auf und ich war ganz froh drum. Ich trottete weiter. Meine Hände fest an der Bierdose und im-mer schön in Bewegung bleiben, dann pas-siert am wenigsten. Puuuaaah. So kenn ich mich nicht, ich und weglaufe, wenn’s Sex git. Aber ganz ehrlich? Ich wäre schon lange wieder weggsi, aber ich ha mir gseit: Ich tue’s für die Leser vom Cruiser. LOL. Nei, s isch gsi wie ne Carcrash, wo mer nöd wott gseh, aber doch eifach muess aneluege. Ja, und denn bin ich fast umkippet. Ich cha scho nöd aneluege, wenn man mich piekst für den HIV-Test. Aber die hend enander Zügs gsprützt. Nüt piekse, voll mit Nadle und so. Jede macht, was er guet ndt, sage ich immer. Aber ich ha doch nur Sex welle. Ich mach dann wieder meine ganz langwei-ligen Sexpartys am Strand nächscht Sum-mer. Und dass ich das cha zahle, do defür muess ich goh schae, also am Mäntig uf-stoh und das schae ich echt nicht, wenn ich hier mittendrin, statt nur dabei sein will. Das han i dänkt döt im dritte Stock links. Ich han ou no anders ztue im Läbe. ES IST JA MIT GRINDR UND SO NICHT IMMER EINFACH, DÖDEL-PIC GEFÄLLT, MANCHMAL PASST SOGAR S GSICHT NO.MULTITASKING IST IM TREND. EN LINIE INEZIE, WÄHREND DE ANDER DIR EN BLOWJOB GIT.

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24CR U I S E R OK TOBER 20 17DIVERSITYSchweizer Firmen zeigen FarbeDiversity ist in aller Munde. Doch was bedeutet der Begriff konkret und welche Arbeitgeber zeigen wirklich Farbe? DIVERSITY IN DER ARBEITSWELT: MIT VIELFALT ZUM ERFOLGVON YVONNE BECKDer Begri «Diversity» bedeutet Viel-falt. Im Wirtschaftsleben ist damit die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens in Be-zug auf Merkmale wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion, sexuelle Identität oder Herkunft gemeint. Das Kon-zept von Diversity strebt eine Gleichberech-tigung im Arbeitsumfeld an. Der Leitgedan-ke dahinter: Die Wertschätzung der Vielfalt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dient dem wirtschaftlichen Erfolg des Un-ternehmens. Ziel ist es, die Personalprozes-se und Personalpolitik von Organisationen so auszurichten, dass einerseits die Beleg-schaft die demographische Vielfalt des Ge-schäftsumfeldes widerspiegelt und ande-rerseits alle Mitarbeitenden Wertschätzung erfahren und motiviert sind, ihr Potential zum Nutzen der Organisation einzubrin-gen. Zudem kann gut betriebenes Diversity Management die Erschliessung neuer Märkte vereinfachen. Seinen Ursprung hat Diversity Management in den USA. Dort wird diese Form des Managements seit Mit-te der 80er-Jahre praktiziert. Entstanden ist dieses Konzept vor dem Hintergrund einer Antidiskriminierungsgesetzgebung, die man chem Unternehmen millionen-schwere Klagen bescherte, weil es die Arbeit-nehmenden ungleich behandelt hatte.Wirtschaftliche Vorteile durch VielfaltDer Diversity-Ansatz bezeugt also Oen-heit. Dies wirkt auf nachrückende Genera-tionen attraktiv und verschat Unterneh-men im Kampf um talentierten Nachwuchs einen entscheidenden Vorteil. Häug geht es dabei jedoch vor allem um Frauen und

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25CR U I S E R OK TOBER 20 17DIVERSITYSchweizer Firmen zeigen FarbeA N Z EI G EWir erneuern unseren Saunaclub,damit DU wieder kommen kannst …WIEDER- ERÖFFNUNGSonntag29. Oktober2017Öffnungszeiten 12 – 23 Uhr, 7/7Länggassstrasse 65, 3012 BernPhone +41 31 302 46 867. – 28. Oktobergeschlossendie Frauenquote. Das ist richtig und wich-tig, weil noch viel zu wenige Frauen Füh-rungspositionen innehaben bzw. viel zu viele Frauen für die gleiche Arbeit schlech-ter entlohnt werden. Aber Vielfalt in Unter-nehmensstrukturen bedeutet eben deut-lich mehr. Brands leben von der Kreativität und Innovationsfähigkeit ihrer Beleg-schaft. Die Berücksichtigung vielfältiger Perspektiven in der Problemlösung, For-schung und Entwicklung bringt erfolgrei-che und nachhaltige Ergebnisse. Aufge-schlossene Unternehmen, die auf Vielfalt setzen, sind kreativer, innovativer und er-folgreicher. Voraussetzung dafür ist, dass die Mitarbeiter-Teams möglichst bunt ge-mischt zusammengesetzt sind. Beispiele für eine solche innovationsfördernde Kul-tur nden sich im Silicon Valley oder den Hotspots der Start-up-Szenen wie Berlin und Tel Aviv, in denen auch überdurch-schnittlich viele Homo sexuelle arbeiten. Und so wundert es nicht, dass Tradi-tionsunternehmen wie BMW etwa ein Netz-werk für schwule und lesbische Mitarbeiter gegründet haben und IBM ein sehr erfolg-reiches Projekt mit dem Namen Worldwide LGBT* Reverse Mentoring mit Tausenden Mitarbeitern hat. Den Fokus setzt man da-bei auf das Wissen über den Umgang mit und die Bedeutung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen am Ar-beitsplatz. Auch in vielen Schweizer Unter-nehmen ist «Diversity» inzwischen ange-kommen. Vor allem grosse Konzerne wie UBS, Novartis und die Credit Suisse ver-fügen über betriebsinterne Netzwerke für LGBT*-Mitarbeiter. Bei Roche haben Mit-arbeitende die Möglichkeit, vier Mitarbei-ternetzwerken beizutreten, die Familie, Karriere, Geschlecht und die LGBT*-Ge-meinschaft repräsentieren. Bei ihnen gilt das Credo: «So vielfältig das Personal, so vielfältig die Ideen.»Diversity als LeistungsauftragEin weiteres positives Beispiel ist die Zür-cher Kantonalbank, hier wird Vielfalt nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. Denn anders als bei vielen anderen Unternehmen ist bei der Zürcher Kantonalbank Diversity bereits in den Leistungsauftrag eingebettet. Auf einem für die Pride 2017 gestalteten In-serat liess das Unternehmen verlauten: «Wir leben Diversity. Fairness und Respekt gehö-ren zu unseren Grundprinzipien. Wir sind überzeugt, dass die Individualität unserer Mitarbeitenden zu einer starken Vielfalt beiträgt. Darum fördern wie Chancen-gleichheit unabhängig von sexueller Orien-tierung, Alter, Geschlecht, Nationalität, Re-ligion oder körperlicher Verfassung.»Das LGBT*-ema ist inhaltlich bei der Diversity-Fachstelle eingebettet. Es lebt jedoch besonders durch das persönliche Engagement und Herzblut einiger Mitarbei-ter. Aufgrund ihrer Initiativen entstanden so unter anderem ein LGBT*-Newsletter und Veranstaltungen mit LGBT*-Bezug ➔ «DIVERSITY IS A GIVEN, INCLU-SION IS A CHOICE.» (VALERIE GUERTLER-DOYLE, FOUNDER OF DIVERSITY IN BUSINESS)

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26CR U I S E R OK TOBER 20 17für die Mitarbeiter. Zu den meist gutbesuch-ten Filmvorführungen oder Lesungen sind alle herzlich eingeladen und so nehmen auch viele Mitarbeiter teil, die nicht der LGBT*-Gemeinschaft angehören. Dies trägt zusätzlich zu einem toleranten, aufge-schlossenen Miteinander bei. Seit 2007 engagiert man sich zudem aktiv im Gay-Marketing mit Fachveranstaltungen und Kultursponsoring. So ist die Zürcher Kanto-nalbank bereits seit 2011 Hauptpartner von Pink Apple. Aktuell wurde der Vertrag um weitere drei Jahre verlängert. Und es sollen weiterhin neue Impulse gesetzt werden, so-wohl im kulturellen Bereich als auch in Fortbildungen wie Finanzworkshops für LGBT*-Zielgruppen. Auch bei einer neuen Inserate-Kampagne setzt man wieder deut-liche Zeichen. «Bei unseren Kampagnen bemühen wir uns, den LGBT*-Aspekt ein-iessen zu lassen. Aktuell wurde seitens der Werbung ein LGBT*-Kampagnensujet im Rahmen der neuen Sponsoring-Partner-schaft mit dem Schauspielhaus Zürich rea-lisiert», freut sich Markus Sulzer (Projektlei-ter Sponsoring Engagements). Er ist einer der Mitarbeiter, die sich mit viel Engage-ment für das ema einsetzen und er ist be-geistert über das Feedback und Interesse seiner Kollegen. Selbst Militär und die Polizei zeigen FarbeAber auch LGBT*-Polizisten und -Polizis-tinnen haben mit Vereinen wie «PinkCop» (siehe Seite 12) eine Möglichkeit, sich unter-einander auszutauschen. Und obwohl ge-rade das Militär als nicht besonders homo-phile Umgebung gilt, ist auch bei der Schweizer Armee Diversity Management ein wichtiges ema. Der Befehl dafür ist bereits seit Oktober 2008 in Umsetzung. Schon vor einigen Jahren hat die Schweizer Armee den Kampf gegen Vorurteile im Um-gang mit Homo sexualität aufgenommen. Im Rahmen der Diversity-Management-Weisung gibt es eine ozielle und verbind-liche Grundlage für die Schulung junger Oziere im Umgang mit Minderheiten. Man will bereits junge Oziere im Umgang mit Problemen rund um die Sexualität im Dienst sensibilisieren. Massgeblich daran beteiligt war und ist der Verein «Queer-Ocers Switzerland», der sich für die För-derung der Akzeptanz von Homosexuellen und Bisexuellen in der Armee einsetzt. Kommunikationsplattformen unterstützen homo- und bisexuelle Angehörige der Ar-mee, welche wegen ihrer sexuellen Ausrich-tung benachteiligt oder diskriminiert wer-den. Nachholbedarf besteht allerdings noch bei Konzernen im öentlichen und öent-lich-rechtlichen Bereich. Als gutes Vorbild geht hier jedoch seit einiger Zeit die Schwei-zerische Post mit ihrem Netzwerk «Rain-bow» voran. Mit diesem internen Netzwerk für Akzeptanz und Toleranz sollen die e-men Homo- und Bisexualität sowie Trans-gender bei der Post enttabuisiert werden. Denn die sexuelle Orientierung ist zwar Pri-vatsache, gehört schlussendlich aber doch zur Identität eines jeden Einzelnen.Die Top Fünf In Kooperation von Wissenschaft und Wirt-schaft wird mit dem Forschungsprojekt «Di-versity Index» die Umsetzung von Diversity Management in Schweizer Organisationen ermittelt und unterstützt. Der Diversity In-dex ermittelt via online Umfrage die Umset-zung von Diversity Management in Schwei-zer Grossorganisationen mit mindestens 250 Mitarbeitern. Im inzwischen dritten Index erzielten folgende fünf Firmen die besten Resultate in Bezug auf Diversity Management: Credit Suisse, AXA Winter-thur, Paul-Scherrer-Institut, IKEA Schweiz und skyguide. Der 4. Diversity Index wird voraussichtlich im Mai 2018 erhoben und bis dahin kann sich auf den oberen Rängen so einiges getan haben. Noch vor einigen Jahren wurde die Integration der sexuellen Orientierung in bestehende Diversity- Konzepte nur in einem sehr geringen Mas-se umgesetzt. Mittlerweile haben mehr und mehr Unternehmen erkannt, welches DIVERSITY-PROGRAMME KÖNNEN MIT EINER LANGEN REISE VERGLICHEN WERDEN, BEI DER MAN SICH AUFMACHT, UM DAS BEWUSSTSEIN FÜR VIELFALT ZU SCHÄRFEN UND DEN EIGENEN HORIZONT ZU ERWEITERN.Manche Firmen möchten mit «Diversity» einfach eine gute Figur machen und ihr Image aufpolieren.DIVERSITYSchweizer Firmen zeigen Farbe

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27CR U I S E R OK TOBER 20 17DIVERSITYSchweizer Firmen zeigen FarbePotential in der LGBT*-Community steckt. Statt sie auszugrenzen, soll die Unter-schiedlichkeit integriert und genutzt wer-den. Durch gegenseitige Wertschätzung und gemeinsames Lernen können Kräfte vereint werdenLeichter gesagt als getanDie Diskrepanz zwischen der akademi-schen Auassung von Diversity Manage-ment und jener praktischen Umsetzung ist jedoch immer noch gross. Noch immer mei-nen viele Schweizer Firmen zwar mit dem Begri «Managing Diversity» den Umgang mit der Verschiedenartigkeit, tatsächlich praktizieren sie jedoch wie ehedem ledig-lich Gleichstellung. Mehrwertschaendes Einbinden der gesellschaftlichen Vielfalt ist zwar auf dem Weg, aber noch längst nicht abgeschlossen. Die Umsetzung von Diversi-ty ist nämlich kein kurzfristiges Projekt. Es verlangt vielmehr eine langfristige Verän-derung der gesamten Organisationskultur. Zudem geht es nicht darum, ein Massnah-menpaket abzuarbeiten, sondern Verände-rungen im Verhalten und in den Werten der Beschäftigten anzuregen. Diversity-Pro-gramme können mit einer langen Reise ver-glichen werden, bei der man sich aufmacht, um das Bewusstsein für Vielfalt zu schärfen und den eigenen Horizont zu erweitern. Doch nicht jedes Unternehmen ist gewillt, sich auf die Reise zu machen, auch wenn es sich gerne mit dem Titel Diversity schmückt. Vorgesetzte müssen klare Botschaften aus-senden. Deutliche Signale sowie eine oene und oensive Informationspolitik sind wichtig, um Benachteiligungen entgegen-zuwirken. Andernfalls werden Homosexu-elle im Berufsleben weiterhin, häug ganz subtil, benachteiligt. Heterosexualität und das Zweigeschlechtermodell gelten noch immer als unhinterfragte Norm. Der Vor-satz, alle Angestellten gleich zu behandeln und allen die gleiche Chance zur individu-ellen Verwirklichung zu geben, stösst in un-serer Gesellschaft leider immer noch allzu schnell an seine Grenzen.Zum Glück steuern dem inzwischen nicht nur Interessengruppen, sondern auch viele Unternehmen in Leitbildern und Pen-sionskassenreglements entgegen. So pro-tieren Homosexuelle bei Swiss-Re von einer angepassten Pensionskassenregelung, wo-nach gleichgeschlechtliche Paare, die fünf Jahre zusammengelebt haben, gleichzu-stellen sind. Bei der SBB sind im Todesfall die Konkubinats-Partner bezugsberechtigt, sollte der Versicherte den bezugsberechtig-ten Partner schriftlich festgehalten haben. So bleibt Diversity in der Belegschaft nicht nur ein theoretisches Ideal, sondern wird auch in der Praxis gelebt. A N Z EI G EImmer Donnerstags ab 18 uhrspezIalpreIs für alle Junx bIs 30:Chf 19.–Inkl. 5.– Chf konsumatIons-gutsCheIn (ohne spIrItuosen gem. alkoholverwaltung)Täglich oen ab 11.30 UhrFreitag und Samstag Nachtsauna bis 7 Uhr früh.Moustache SaunaEngelstrasse 4, 8004 ZürichTel: +41 44 241 10 80info@moustache.chwww.moustache.ch neuab 5.okt.Moust_Ins_Cruiser_thursday.indd 1 06.08.17 23:38

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28CR U I S E R OK TOBER 20 17NEWSNATIONAL & INTERNATIONALNEWSSAUNA MOUSTACHE MIT NEUER DONNERSTAGS-AKTIONSECURION IST DA!BLACK PARTY 2017: TOLLES MOTTO UND GROSSE ERWARTUNGEN«anks Moustache is ursday»; die Abwandlung vom allgemein bekannten Spruch startet als Motto diesen Monat. Im-mer am Donnerstag ist der Eintritt für Männer bis 30 Jahre nur 19 Franken. Dabei inklusive: Einen Konsumationsgutschein von 5 Franken. «Man muss einfach wirk-lich immer am Ball bleiben und sein Bestes geben und immer wieder investieren und mit neuen Ideen zünden», erklärt Robert – Inhaber der Moustache-Sauna. Und fügt an: «Wir werden in den kommenden Mo-naten noch mit einigen weiteren Über-raschungen punkten.»Securion* hilft dir, das HIV-Risiko zu meis-tern: Wenn du deinen HIV-Status kennst, kannst du entsprechend handeln. Ein HIV-Test nach vier Wochen kann eine mögliche HIV-Infektion schon oft erkennen, wobei ein negatives Resultat zu diesem Zeitpunkt eine Infektion nicht ganz ausschliesst. Es ist deshalb wichtig, dass du mindestens vier Wochen vor dem Test kein HIV-Risiko ein-gegangen bist. Das grösste HIV-Risiko be-steht beim Ficken ohne Schutz mit einem Die «Angels» und ihre Frontengel Alex und Fortunat planen das nächste grosse Spekta-kel: Die Black Party 2017. Oder besser ge-sagt: Das Black-Party-Weekend. «Noch ist es ruhig an der Front. Die Vorbereitungen für die Party laufen aber natürlich schon lange auf Hochtouren», erklärt Partymacher Alex dem Cruiser. «Auch für die Black Party ge-ben wir alles», so Alex weiter. Und natürlich wird auch diese Party wieder den höchsten Ansprüchen gerecht. «Ich bin in vielen Be-reichen ziemlich perfektionistisch. Das be-ginnt bei den Flyern – da bin ich beispiels-weise bei den Fotoshootings immer mit dabei – dann weiter über die Deko, DJs, Auswahl der Tänzer. Kurzum, ich bin bei je-dem Event der Angels komplett involviert. Partner, dessen HIV-Status unklar oder un-bekannt ist. Das Kondom ist noch immer ein gutes, günstiges und einfach erhältli-ches Mittel, um sich vor HIV zu schützen. Aber auch eine PrEP schützt dich zuverläs-sig vor einer Übertragung, wenn du sie wie vom Arzt empfohlen einnimmst.*Wir vom Cruiser nden ja, dass Securion ein hübsches Modell für unsere Titelge-schichte «Late Bloomers» abgegeben hätte.Securion ermuntert dich, einen Monat lang, im Oktober bis zum Gratis-HIV-Test im November 2017, kein HIV-Risiko einzugehen. Infos auf www.drgay.ch/securionDiese Leidenschaft spürt man dann auch am Event, da bin ich mir sicher», sagt Alex im Gespräch mit dem Cruiser weiter. «Man kann sich die Party wie ein Uhrwerk vor-stellen – jedes Rädchen muss an diesem Abend funktionieren, fällt eines aus, kann das eine Katastrophe bedeuten. Dass das nicht geschieht, liegt in meiner Verantwor-tung, dessen bin ich mir bewusst», sagt der smarte Partymacher und drückt dem Crui-serredaktor einen der neuen Partyyer in die Hand. Dort steht dann auch, was einen erwartet. Und wie üblich bei den Angels nur auf Englisch. Also. Here we go: «Mirrors of any material are omnipresent in our live. ey show us the side of ourselves we can't see and we try to retouch every morning if we don't like it. ey also can distort the re-ected objects and represent a completely dierent illusory world. »BLACK OUT! Opening Party: 10 November @ 10:00 PM - 11 November @ 3:00 AM im Queens Zurich, Förrlibuckstrasse 151, 8005 Zürich BLACK PARTY – MIRROR: Main Party: 11 November @ 10:00 PM - 12 November @ 7:00 AM im X-TRA, Limmatstrasse 118, 8005 Zürich www.angels.chWie du dich vor HIV schützt, ist deine Sache. Aber machs: kein Risiko im Oktober bis zum Test im November. Alle Möglichkeiten unter drgay.ch/securion Gratis HIV-Test im NovemberMeistere das RisikoKenne die Möglichkeiten. Wähle deinen Schutz.

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29CR U I S E R OK TOBER 20 17NEWSNATIONAL & INTERNATIONALMIT PINK CLOUD NACH LAPPLAND – UNWIDERSTEHLICH UND EINZIGARTIGDank zweier direkter Charterügen mit Swiss/Edelweiss ab Zürich bringt Pink Cloud dich schon in 3 ½ Stunden in den nordischen Winter. Inmitten tief verschneiter Wälder, bewaldeter Hügel und gefrorener Seen war-ten die berühmten Auroa Borealis (Nord-lichter) auf dich. Nach einem einzigartigen Tag mit Huskys und Rentieren kannst du dich abends in deinem Blockhaus mit Sauna und Kamin so richtig entspannen. Bei Pink Cloud gibt es zu deiner Bu-chung u.a. ein paar Schneeschuhe und einen Tretschlitten kostenlos dazu. Lasse dich von der Magie des hohen Nordens inspirieren!Mehr Informationen gibt es unter www.pinkcloud.ch oder 044 274 15 55.A N Z EI G ECHECKPOINT IM GESPRÄCH!DONNERSTAG, 2. November 2017 – 19 UhrExperten erklären die Unterschiede bei den Über-tragungswegen, die Schutzmöglichkeiten und die Möglichkeiten zur Therapie. Bringt eure Fragen mit - unsere Experten werden diese gerne beantworten. Wir freuen uns auf Euch!Anschliessend sind alle herzlich zu einem Apéro eingeladen.Programm:18.30 Uhr Türöffnung19.00 Uhr Podiums- und PublikumsdiskussionAb 20.15 Apéro«Checkpoint im Gespräch» findet im Kulturhaus Helferei, in der Kirchgasse 13, 8001 Zürich statt und wird unterstützt von Gilead Sciences Switzerland Sàrl.Keine Anmeldung erforderlich – Weitere Informationen:mycheckpoint.ch/de/zh/checkpoint-im-gespräch oder Email an o.vrankovic@checkpoint-zh.chSAVE THE DATE „DAS HEPATITIS ABC“ –Konradstrasse 1, 8005 Zürich044 455 59 10 IMPFEN, TESTEN, THERAPIEREN

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CR U I S E R OK TOBER 20 17PUBLIREPORTAGESECURIONMit Securion das HIV-Risiko meisternWer seinen HIV-Status nicht kennt, kann jetzt entsprechend handeln und zusätzlich die Anzahl der Neuinfektionen senken. Die meisten HIV-Infektionen geschehen beim Analverkehr ohne Schutz mit einem Partner, dessen HIV-Status unklar oder unbekannt ist. Das Kondom ist nach wie vor ein günstiges und zugängliches Mittel, um sich vor HIV zu schützen. Aber es gibt auch andere gute Schutzmöglichkeiten. Securion ermuntert alle Männer, die Sex mit Männern haben, sich im Oktober ei-nen Monat konsequent vor HIV zu schützen und im November gratis den HIV-Test zu machen.SECURION IST DA!Was bedeutet HIV-Risiko? HIV ist relativ schwer übertragbar. Die meisten Männer stecken sich bei unge-schütztem Analverkehr an. Übertragen wird das HI-Virus oft von Männern, die glauben, sie seien HIV-negativ, sich aber vor kurzem angesteckt haben. Sie sind dann in der sogenannten Primoinfektionsphase, in der die Anzahl an HI-Viren im Blut sehr hoch ist, egal ob Symptome auftreten oder nicht. Dadurch ist auch das Infektionsrisiko sehr viel höher.Welches sind die Schutzmöglichkeiten? KondomDas Kondom ist nach wie vor der günstigste Schutz. Und es funktioniert – sofern es be-nutzt und richtig angewandt wird. Erek-tionsprobleme, Liebe oder Drogenkonsum sind nur einige Gründe, warum das Kon-dom weggelassen wird. Fakt ist aber, wer ein Kondom richtig anwendet, praktiziert Safer Sex.PrEPDie PrEP ist eine Schutzmöglichkeit durch Medikamente und schützt mindestens so sicher vor HIV wie ein Kondom. Sie kann dauernd oder für einen gewissen Zeitraum eingenommen werden. Voraussetzung ist, dass sie durch einen Arzt begleitet wird, der die Werte regelmässig kontrolliert. Zudem muss vor Beginn der HIV-Test negativ aus-fallen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Resistenzen entwickeln. Das würde heissen, dass gewisse Medikamente nicht nur für die PrEP, sondern auch für eine spä-tere HIV-erapie nicht mehr wirken. Eine PrEP unter ärztlicher Begleitung ist Safer Sex. #undetectableHIV-positive Menschen mit einer nicht nachweisbaren Viruslast geben HIV sexuell nicht weiter. Voraussetzung: die Medika-mente werden regelmässig eingenommen und die Werte regelmässig kontrolliert. TasP (Treatment as Prevention) gilt als Safer Sex. Sex ohne AnalverkehrNicht alle Männer stehen auf Analverkehr. Küssen, Lecken, Blasen oder Masturbieren sind Sexpraktiken, die ebenso erfüllend sein können. Wer Sex ohne Analverkehr macht, praktiziert Safer Sex.Exklusive BeziehungBeim Sex in einer sexuell treuen Bezie-hung, in der beide HIV-negativ sind, ist eine HIV-Infektion ausgeschlossen. Wich-tig ist, die getroenen Abmachungen regel-mässig zu besprechen. Wer ausschliesslich Sex in einer monogamen Beziehung hat, praktiziert Safer Sex. Kein HIV-Risiko bedeutet: • Analverkehr mit Kondom • Sex mit PrEP • Sex mit TasP → #undetectable • Verzicht auf Analverkehr • Sex in einer monogamen Beziehung, wenn beide sicher HIV-negativ sind.ABLAUF Im Oktober bis zum Test im November verzich-test du auf Risiken, nicht aber auf Sex, und profitierst im November vom Gratis-HIV-Test im Checkpoint deiner Region oder einer anderen beteiligten Teststelle. Adressen und Infos zu Securion und PrEP sowie zu #undetectable und vielem mehr findest du auf drgay.ch. Fragen? Stelle sie einfach auf drgay.ch. Dr. Gay ist für dich da!30

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31CR U I S E R OK TOBER 20 17A N Z EI G ERATGEBERDR. GAYDR. GAY Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online auf www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschul-ten Beratern beantwortet dort deine Fragen, welche in Auszügen und anonymisiert im «cruiser» abgedruckt werden.Dr. GayVON VINICIO ALBANI AKTIV ODER PASSIV?Früher war ich immer passiv. Vor etwa vier Jahren habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt und bekam nach und nach Lust, beim Sex die aktive Rolle zu übernehmen. Inzwischen ist es soweit, dass ich bis auf wenige Ausnahmen gar nicht mehr gerne passiv bin. Hat das einen tieferen Hintergrund? Wie soll ich damit umgehen? Mein Freund war bis jetzt eher der Aktive. Camillo (25)Hallo CamilloMenschen verändern und entwickeln sich im Laufe der Zeit. Das ist normal. Dass du nun eher aktiv sein möchtest, hat wohl kaum einen tieferen Hintergrund. Vielleicht MA E NN ER ZON E .CO MOktoberfest OktoberfestOktoberfestOktoberfestI N D E R M Ä N N E R Z O N EFR 13. OKTOBER SA 14. OKTOBERFR 20. OKTOBERSA 21. OKTOBER AB 21 UHREINTRITT FREIMIT ROMY TRAVISBIER VOM FASS, WEISSWURST UND BREZEL!MZ_Ins__Oktoberfest_2017.indd 1 11.09.17 16:51ist es auch so, dass du nun die Vorzüge von beiden Rollen kennengelernt hast und je nach Stimmung wählst. Deinem Freund solltest du sagen, dass du auch mal anderes ausprobieren möchtest. Auch er wird nicht stehen bleiben und sich in die eine oder an-dere Richtung entwickeln. Das Reden über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse ist das A und O in einer Beziehung und bringt euch beide voran.Alles Gute, Dr. GayBAREBACK-SEXIch finde es erschreckend, wie vie-le Männer in letzter Zeit Bareback-Sex suchen. Neulich wollte mich einer blasen und dass ich ihm in den Mund spritze. Er nehme PrEP und sei somit geschützt. Stimmt diese Aussage? Ich weiss, dass für mich dabei kein HIV-Risiko besteht, jedoch denke ich, dass trotz der heutigen Möglichkeiten nicht alle Safer Sex missachten sollten. Matthias (29)Hallo MatthiasPrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) und #un-detectable zählen heute genauso zu Safer Sex wie das Kondom. Es sind ganz einfach zusätzliche Möglichkeiten, sich zu schüt-zen. Bei der PrEP handelt es sich um ein Me-dikament, welches vor dem Sex eingenom-men wird, um eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Wenn sie ärztlich begleitet und richtig eingenommen wird, ist diese Metho-de mindestens so sicher wie ein Kondom. So auch bei #undetectable bzw. TasP (Treat-ment as prevention). Das heisst, HIV-posi-tive Menschen unter erapie können das HI-Virus nicht weitergeben, weil deren Virus-last durch die Wirkung der Medikamente im Blut nicht nachweisbar ist. Wo kein Virus ist, gibt es keine Ansteckung. Vorausset-zung ist auch hier eine regelmässige Kon-trolle der Werte durch den Arzt sowie die regelmässige Einnahme der Medikamente. Abgesehen davon haben neueste Studien ergeben, dass das HIV-Risiko bei Sperma im Mund viel kleiner ist als bisher angenom-men. Hauptübertragungsweg bei schwulen Männern ist ungeschützter Analverkehr mit Männern, die ihren HIV-Status nicht ken-nen oder glauben, sie seien HIV-negativ (es aber nicht sind). Die aktuelle Präventions-kampagne SECURION setzt genau dort an. Sie unterstützt eine lustvolle, freie Sexuali-tät. Dabei geht es um all diese Schutzmög-lichkeiten. Du hast dort sogar die Möglich-keit, dich im November bei ausgesuchten Teststellen gratis auf HIV testen zu lassen. Mehr erfährst du auf der linken Seite oder auf meiner Webseite drgay.ch.Alles Gute, Dr. Gay

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32CR U I S E R OK TOBER 20 17KOLUMNETHOMMEN MEINTZÜRI-PRIDE, PRIDE OUEST BERN: WORAUF SIND WIR STOLZ?Am Anfang der Schwulenbewegung war das Gespräch. Wir trafen uns, um unsere desolate soziale Situation für ein paar Stunden zu vergessen. Wir glaubten daran, dass wir sie verändern könnten.VON P E T E R T H OMMENIn Basel hat es eine Literaturgruppe gege-ben, die weiterkommen wollte als der «private Musik- und Lesezirkel» aus der Kreis-Zeit. Es wurden nicht nur versteckte Frühlings- und Herbstbälle organisiert. Schwule gingen am 1. Mai und dann an Schwulendemos auf die Strasse und forder-ten Rechte ein. Und es waren auch eine Handvoll Frauen und Genders dabei. Dies änderte alles Bisherige, was über Schwule gesagt worden war. Jetzt redeten Schwule direkt mit Heteros und Politikern.An den letzten Veranstaltungen in Zü-rich und Bern in diesem Jahr vermisste ich allerdings Schwule, die vorne auf Bühnen etwas zu sagen gehabt hätten. Es waren häug PolitikerInnen, die sich nie mit unse-rer Situation auseinandergesetzt haben, aber trotzdem gut fanden, was wir wollten und taten. Das Schwulenbüro hat anschei-nend gelernt, unsere Wünsche so zu formu-lieren, dass sich Heterosexuelle darin wie-dererkennen können. Durchgehend wird von der Liebe schwadroniert, obwohl wir ursprünglich für die Rechte auf Sexualität auf die Strasse gegangen sind. Wer hat schon was gegen Männerliebe oder Frauen-liebe einzuwenden? Diskriminiert wurde und wird bis heute die «spezielle Sexualität» - besonders die zwischenmännliche!Mir ist aufgefallen, dass es nirgendwo eine Ecke gab, in der man sich zu einem Ge-spräch niedersetzen konnte. Es gab viele Möglichkeiten, sich mit anderen Queers oder Genders zu solidarisieren. Es sind ja auch immer mehr Grüppchen geworden. Aber mit den eigenen Leuten war das nicht gefragt. Wer keinen Ehemann mitschleppte, blieb allein auf weiter Flur. Wir sollen keine «Anderen» diskriminieren, aber die grösste Ignoranz ndet unter uns Schwulen statt. Sie reden schon von Jugendprides, wie wenn das nur für Jugendliche wäre. Immer wird betont, wie diese höher selbstmordge-fährdet seien, aber Suizidgedanken können uns durch die ganze Biograe begleiten – bis ins Alter hinein. Doch welche Gruppe begleitet uns da?Die Schwulenbewegung musste sich damals auf Forschungsergebnisse von hete-rosexuellen Wissenschaftlern stützen. In den letzten Jahrzehnten sind aber weitere Ergebnisse von eigenen Leuten zusammen-getragen worden. Doch wo stehen sie uns zur Verwertung zur Verfügung? Vor etwa zehn Jahren gab es ein Verzeichnis lesbi-scher und schwuler Studien in der Schweiz. Im Mai fand eine Forschungsnacht und die Präsentation einer Handvoll Ergebnisse in Zürich statt, wovon dann auch etwas in schwule Medien eingeossen ist. Akade-mische Publikationen thematisieren die Veränderungen in der Wissenschaft und ihrer Einstellung zur Homosexualität. Aber wie erfahren wir Betroenen davon? Gut, das mag nicht alle interessieren. Dann aber muss ich fragen: warum nicht wenigs-tens einige?Letzthin wurde unser Zustand daran gemessen, wie häug eingetragene Part-nerschaften wieder geschieden wurden – natürlich im Vergleich zu den Heteros. Oft wird gegen uns argumentiert, Ungleiches könne nicht gleich behandelt werden. Na bitte!In Bern wurde sinngemäss öentlich gesagt, dass Schwule ja jetzt überall hin-gehen könnten, darum brauche es immer weniger Szenelokale. Würde ich so was über Frauen behaupten, würde ich geteert und gefedert …Wir können stolz darauf sein, dass Schwule und Genders überall mitarbeiten und Leistungen erbringen auf allen Ebenen der Gesellschaft und Wirtschaft. Wir kön-nen stolz darauf sein, dass wir aus unserer Unmündigkeit herausgetreten sind. Und das passt auch nicht allen – nicht mal allen Schwulen! Ohne kontinuierliche breite Wei-terbildung wird uns das Leben bestrafen. Aus Solidarität mit den Schwulen müssen wir wenigstens etwas davon auch im «gay-Medienmarkt» anbieten. Ich jedenfalls bin immer dankbar dafür gewesen. DAS SCHWULENBÜRO HAT ANSCHEINEND GELERNT, UNSERE WÜNSCHE SO ZU FORMULIEREN, DASS SICH HETEROSEXUELLE DARIN WIEDERERKENNEN KÖNNEN.

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33Name | VornameStrasse | Nr. Meine Abo-Bestellung Cruiser-Jahresabo für CHF 60.– Auslandsabo für Euro 80.– Gönner-Jahresabo für CHF 250.–Einsenden anCruiserClausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.chE-MailGeburtsdatumPLZ | Ort | Land UnterschriftLASS IHN ZU DIR KOMMEN!Du erhältst den Cruiser in neutralem Umschlag per Post direkt zu dir nach Hause.Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.chUND ZWAR REGELMÄSSIG IN DEINEN BRIEFKASTEN.10 Ausgaben für nur CHF 60.– DAS GRÖSSTESCHWEIZERGAY-MAGAZINEgal, ob du etwas verkaufst, etwas(oder jemanden) suchst: Hier bist du richtig.MARKTPLATZKLEINANZEIGENKLEIN- ANZEIGENSO FUNKTIONIERT ES OnlineDu kannst dein privates Inserat ganz einfach auf www.cruisermagazin.ch aufgeben. Ein Online-Inserat kostet CHF 80.–. ChiffreWenn du lieber Briefpost erhalten möchtest, schickst du uns dein Inserat mit CHF 100.– per Post, wir drucken dein Inserat dann mit Chiffre Nummer und leiten deine Briefpost ungeöffnet während 5 Wochen weiter. Bitte vergiss deinen Absender nicht, sonst kann die Post nicht weitergeleitet werden. Alle Inserate müssen jugendfrei sein.Zu vermieten in Adliswil: Schöne 2 ½-Zimmer wohnung Wir vermieten per 1. November eine neu renovierte, sehr schöne 2 ½-Zimmerwohnung Nähe Quartier «Büchel» in Adliswil. Die Wohnung befindet sich in einer Siedlung mit bester Anbin-dung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Bushaltestelle ist weniger als 50 Meter entfernt, die S4 ist in 5 Minuten erreichbar. Ein Quartierladen befindet sich in unmittel barer Nähe, das Zentrum von Adliswil ebenfalls. Die Wohnung ist sehr hell und hat einen schönen Gartensitz-platz, Totalfläche der Wohnung ohne Sitzplatz ca. 65 m2.Wir vermieten vorzugsweise an eine Gay-Einzelperson oder ein Gay-Paar. Fotos der Wohnung und ein Video auf www.cruisermagazin.ch/kleinanzeigenMietkosten: CHF 1550.– (plus CHF 150.– Nebenkosten). Tiefgarage oder Aussenparkplatz auf Wunsch verfügbar (ca. CHF 60-120.–/Monat) Kontakt für Besichtigungstermin: glaxo@gmx.chA N Z EI G E

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34CR U I S E R OK TOBER 20 17BSMBEGEGNUNGEN SCHWULER MÄNNERZusammen sein, gemeinsam eine entspannte Zeit verbringen mit persönlichem Austausch und bei unterschiedlichen Aktivitäten – während des BSM-Wochenendes treffen Gleichgesinnte auf «althergebrachtem» Weg aufeinander.SPANNENDE BEGEGNUNGEN UNTER MÄNNERNABSEITS DER VIRTUELLEN WELTVON T E A M CRUISERHomosexuelle Männer treen sich heute hauptsächlich im Internet, un-verbindlich, oberächlich, kurzfris-tig. Fast kriegt man den Eindruck, schwule Männer würden heutzutage nur mehr über die genannten Kanäle und Wege Kontakt zueinander nden, dabei spielen sexuelle Absichten oft eine nicht unwesentliche Rol-le. Einen ganz anderen Weg geht der Verein BSM mit den regelmässigen «Begegnungen schwuler Männer». Sinn und Zweck sind bereits im Namen deniert: Homo-, bi- und trans*-Männer treen sich, um gemeinsam allerlei Aktivitäten nachzugehen. Ohne konkretes Ziel begegnet man einander und tauscht sich aus.Geschichtsträchtiger VereinDie Gruppe ist 1987 entstanden, als es noch kaum interaktive Möglichkeiten für das Networking gab. Das einstige reformierte Zentrum Leuenberg im Kanton Baselland war der erste Austragungsort für die Begeg-nung schwuler und bisexueller Männer. 2001 wurde der Verein BSM gegründet, und ab 2003 hat dieser im von Jesuiten geführten Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn oberhalb der Stadt Zug einen neuen Ort für die jährli-chen Begegnungstage gefunden.Nun mag man sich fragen, warum sich homosexuelle Menschen ausgerechnet ein religiöses Zentrum für ihre Treen aus-suchen. «Die Initiantin des ersten Treens homosexueller Menschen vor 30 Jahren war Seminarleiterin der reformierten Heimstät-te Leuenberg. Sie hatte erkannt, wie viel unsägliches Leid durch christliche Institu-tionen an homosexuell empndenden Men-schen zu verantworten war», erklärt Daniel Frey, Sprecher BSM. «Sie persönlich sorgte dafür, dass das erste Treen auf einem ‹kirchlichen Boden› stattfand.» Damals sei es für die Teilnehmenden besonders wichtig gewesen, sich mit Homosexualität in der Ge-sellschaft und mit der eigenen schwulen Iden-tität auseinanderzusetzen, so Frey weiter. Raum für Austausch«Seit damals sind es jährlich zwischen 70 bis 100 Männer, welche sich an den Wochen-enden treen», sagt Daniel Frey. Diese Zahl sei seit Jahren mehr oder weniger stabil. «Wir machen die Erfahrung, dass die Män-ner es schätzen, sich genauso geben zu kön-nen, wie sie sind. Sie erleben ein Wochenen-de, an dem sie ausschliesslich mit Männern zusammen sind.» Ihnen gefalle vor allem einander in der Realität zu begegnen, sich zu unterhalten und gemeinsamen Aktivitä-ten nachzugehen.Das Programm umfasst neben Spiel, Spass und Wandern auch diverse Work-shops wie ein Action eater und Singen. Aber auch Sinnliches wie Yoga und Massage kommen nicht zu kurz. «Und es bleibt für die Teilnehmenden jeweils genügend Raum für den gegenseitigen Austausch und für persönliche Kontakte», erklärt Daniel Frey weiter. «DIE MÄNNER SCHÄTZEN ES, SICH GENAUSO GEBEN ZU KÖNNEN, WIE SIE SIND.»HINWEIS Die 31. BSM findet am Wochenende vom 21. und 22. Oktober statt. Kurzentschlossene finden Infos und das Anmeldeformular unter bsm-info.ch.Gegenseitiger Austausch am BSM-Wochenende.Auch Yoga oder Meditation stehen auf dem Programm.

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35CR U I S E R OK TOBER 20 17SLIPPERYSUBJECTSgaycity.chgaycity.chWhere to go in the little big cityInteresse in diesem Inserat aufgeführt zu sein? Anfragen an: info@zbiro.chCRANBERRYBar Metzgergasse 3www.cranberry.ch15TIP TOP BARDie Schlager BarSeilergraben 13www.tip-top-bar.ch Dienstag – Samstag ab 18.30 Uhr14PARAGONYAWellness ClubMühlegasse 11www.paragonya.ch12TIP TOP BARPREDIGERHOFbistro – barMühlegasse 15www.predigerhof.ch13MACHOCity ShopHäringstrasse 16www.macho.ch11LEONHARDS-APOTHEKEStampfenbachstr. 7www.leonhards.apotheke.ch044 252 44 2010LES GARÇONSBar/TanzbarKernstrasse 60www.garcons.chTäglich geöffnet ab 18.30 Uhr3MÄNNERZONEShop & BarKernstrasse 57www.maennerzone.ch4MOUSTACHEDie Sauna für MännerEngelstrasse 4www.moustache.ch(Nachtsauna jeden Fr / Sa)1HUUSMAAKafi – Reschti – BarBadenerstrasse 138044 241 11 18www.huusmaa.chSa & So Brunch 10:00 – 15:002MED. DENT. KLAAS FRIEDELHeinrichstrasse 239Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platzwww.swissdentalcenter.ch 043 444 74 005MA E N NE R Z O N E . C HDANIEL H.Bar-RestaurantMüllerstrasse 518004 Zürich044 241 41 78www.danielh.ch8PARACELSUSApotheke & DrogerieLangstrasse 122paracelsus@bluewin.ch044 240 24 059INFINITYBar + Lounge auf zwei EtagenZähringerstrasse 118001 Zürich www.infinity-bar.chTäglich geöffnet ab 17 Uhr 16auf zwei EtagenANORY Massagen, Haarentfernung,Skincare und Beratungen.Winterthurerstrasse 708006 Zürichwww.anory.ch 043 810 09 2217www.anory.ch 043 810 09 22CHECKPOINTGesundheitszentrumKonradstrasse 1www.checkpoint-zh.ch044 455 59 107BEAUTY LOUNGE FOR MENHaarentfernung, Kosmetik, Anti-Aging und BodyformingKalkbreitestrasse 42www.marciomf.ch 079 533 41 016Gaycity_Cruiser_Sommer_2017.indd 2 26.06.17 21:21

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