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Cruiser Ausgabe April 2017

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cruiserDAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZINAPRIL 2018 CHF 8.10cruiserDAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZINSCHWULE FUSSBALLER Schuss, Kuss…und StrafraumPINK APPLEAlles über das FilmfestivalPOLITIKSo tickt Zürich nach den WahlenHIVDiskriminierung am Arbeitsplatz

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Redsch du mit dim Huusarzt über Sex? Ha mi bis itz nid getrout. Är aber o nid!ViiV Healthcare GmbH, Talstrasse 3–5, 3053 MünchenbuchseeHIV – WISSEN SCHAFFT VERTRAUENSprich mit Deinem Arzt über die Themen SEX, CHEMS und HIV. Aber auch darüber, wie Du Dich am besten vor HIV schützen kannst. Solltest Du eine Risikosituation ge-habt haben, dann lass Dich testen und von Deinem Arzt beraten. Durch einen oenen Umgang mit dem Thema HIV hilfst Du mit, Vorurteile und Ängste abzubauen, eine Infektion früher zu erkennen und die Ausgrenzung von Menschen mit HIV zu stoppen. Gemeinsam schaen wir’s!JA!Achte beim nächsten Arztbesuch auf diesen Sticker!CH/HIV/0007/18/09.03.2018/03.2018 JA!Hier darfst du offen über Sex und HIV reden CH_April18_v4_gz.indd 2-3 14.03.18 15:46

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5IMPRESSUMCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.mediaInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit KawohlBildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, DPA, KeystoneAutor_Innen Vinicio Albani, Yvonne Beck, Haymo Empl, Andreas Faessler, Birgit Kawohl, Andreas Lehner, Moel Maphy, Mirko, Barbara Munker, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen (online)Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30WEMF beglaubigte Aufl age 11 539 Exemplare (2016)Druck Druckerei Konstanz GmbHWasserloses DruckverfahrenREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chTelefon +41 (0)44 586 00 44 (vormittags)Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.chDer nächste Cruiser erscheint am 4. Mai 2018Wir vom Cruiser setzen auf eine grösstmögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinander-setzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprach-liche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor_Innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden entsprechend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die entsprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».INHALT6 TITELTHEMA FUSSBALL10 KULTUR KURZNEWS12 CRUISER SPECIAL PINK APPLE FILMFESTIVAL14 INTERVIEW TIM K. WIESENDANGER16 KOMMENTAR WAHLEN 201818 NEWS NATIONAL & INTERNATIONAL20 INTERVIEW HIV AM ARBEITSPLATZ22 KULTUR BUCHTIPP24 KULTUR INTERVIEW ALEXANDER SEIBT26 KOLUMNE MIRKO28 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR31 KOLUMNE MICHI RUEGG32 KOLUMNE ANDREAS LEHNER33 RATGEBER DR. GAY34 KOMMENTAR LGBT IN HOLLY WOODEDITORIALLiebe LesendenNachdem sich die LGBT*-Gemeinde zumindest in Zürich über das Wahlergebnis des vergangenen Monats freuen kann, dazu ein Rückblick in dieser Ausgabe, sollte man meinen, dass Diversity nicht nur als Schlagwort, sondern auch im gelebten Sinn in der Gesellschaft angekommen ist. Aber, um einmal mit Asterix zu sprechen, in der ganzen Gesellschaft? Nein, ein kleiner Bereich widersetzt sich hartnäckig dem Toleranzgedanken – gemeint ist der Fussball, der sich weiterhin als echte Männerdomäne versteht. Wie es einem schwulen Schiri geht, beleuchtet Cruiser in dieser Ausgabe. Daneben liegt ein Fokus auf den diversen Formen queerer Kultur: Wir schauen einen schwulen Film, besuchen ein Trans-gender-Musical und und und. Lasst euch also überraschen und unterhalten!Herzlich; Birgit KawohlStellvertr. ChefredaktorinCRU I S E R A P R I L 2018

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6CRU I S E R A P R I L 20186VO N H AYMO E M PL ( T E X T & IN T E R V I E W )Justin Fashanu, der erste Fussball-pro , der sich 1990 während seiner sportlichen Karriere als homosexuell outete, erhängte sich 1998. Kurz zuvor wurde er in den USA wegen sexueller Nöti-gung angeklagt. Er soll sexuellen Verkehr mit einem 17-jährigen Fussballschüler ge-habt haben, der ihn nach eigenen Angaben erpressen wollte.Folgt man Statistiken zur demogra -schen Häu gkeit von Homosexualität in der männlichen Bevölkerung, müssten in den grösseren Clubs theoretisch mehrere schwu-le Spieler spielen. Nur, wo sind die? Das  e-ma Homosexualität wird im Pro fussball entweder stark emotionalisiert oder tabui-siert, ein generelles Phänomen innerhalb dieser Sportart. Wir erinnern uns: Trainer Christoph Daum stellte noch im Jahr 2008 Homosexualität und Pädophilie in densel-ben Kontext. Legendär auch die Aussage des kroatischen Nationaltrainers Otto Baric im Jahr 2004: «Ich erkenne einen Schwulen in-nerhalb von zehn Minuten, und ich möchte ihn nicht in meinem Team haben.»Dann kam  omas Hitzlsperger: In ei-nem Interview mit der Zeitung Die Zeit sag-te der ehemalige Spieler: «Ich äussere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine ö entliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Pro sportlern». Er war damit der erste pro-minente (deutsche) Pro fussballspieler, der ö entlich erklärte, schwul zu sein. Hitzls-pergers Schritt wurde von Sportlern, Sportfunktionären und Politikern gelobt und fand in der nationalen und internatio-nalen Presse große Beachtung. Seither hat sich einiges – aber nicht besonders viel – getan: In den Kinos ist der schwule Fuss-ball lm «Mario» angelaufen und Spitzen-Schiedsrichter Pascal Erlachner outete sich.TITELTHEMAFUSSBALLLiebe im AbseitsHomosexualität ist im Fussball immer noch weitgehend tabu. Der Film «Mario» macht aus diesem Missstand ein authentisches Drama und Schiri Pascal Erlachner hat sich unlängst geoutet. Zeit also für eine Bestandsaufnahme.

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7Mario ist ein talentierter Stürmer in der U21 der Berner Young Boys. Er hat einen ehrgeizigen Vater im Rü-cken, Teamkollegen aus aller Welt, mit de-nen er sich gut versteht – und beste Aussich-ten auf einen Wechsel in die Erste Mannschaft. An diesem entscheidenden Punkt seiner Fussballerkarriere taucht ein neuer Stürmer aus Deutschland auf, Leon (Aaron Altaras). Marios Teamkollegen und sein Vater sind alarmiert ob der Konkur-renz. Und Mario? Der ist verliebt.Leidenschaft und VerleumdungKurz nachdem die beiden Stürmer in eine gemeinsame Spielerwohnung gezogen sind, kommt es zum Kuss. Erst weist Mario den o ensiven Leon zurück, doch sein Wider-stand hält nicht lange an. Bald entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die ge-prägt ist von Leidenschaft, Heimlichtuerei, Verleumdung und Angst.Ist ein schwuler Fussballer 2018 wirk-lich noch ein Aufreger? Ja. «Es tri t zu, dass sich bis heute in der Super League kein ➔ TITELTHEMAFUSSBALLA N ZE IG ESchwule im StrafraumEin Schweizer Spielfi lm über einen schwulen Profi fussballer? Das sorgt für Polarisierung, dürfte sich mancher Kinogänger denken. Doch «Mario», der neue Film von Marcel Gisler, zielt genau auf das Gegenteil.Leon (links) erschüttert Marios Welt gehörig. «Mario» ist eine sich und den Zuschauern Zeit lassende Anklage gegen das Leugnen und Totschweigen, gegen Lug und Trug. Body Esthetic Ästhetische Behandlungen in Zürich bodyesthetic.ch / 044 381 20 20 Alle Behandlungen unter ärztlicher Leitung Hyaluronsäure Filler z.B. Nasolabialfalte / Lippen je 400.– Penisverdickung 400.– Botulinumtoxin z.B. Stirn / Augen je 180.– Zornesfalte 200.– Kryo – Fett weg mit Kälte z.B. Bauch / Lenden je 199.– (inklusive Endermologie) Dauerhafte Haarentfernung SHR z.B. Achseln 69.– Rücken / Schulter 329.–

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8CRU I S E R A P R I L 2018TITELTHEMAFUSSBALLSpieler als homosexuell geoutet hat», sagt Wanja Greuel, CEO bei YB. Der Berner Club unterstützte Regisseur Gisler und die Auto-ren omas Hess und Frédéric Moriette bei der Drehbuchentwicklung und stellte Teamlogo und Infrastruktur für die Drehar-beiten zur Verfügung.Marcel Gisler macht wirtschaftliche Faktoren dafür verantwortlich, dass sich Pros nicht outen. «Fussball ist ein Testos-terongeschäft, da wird ein traditionelles Männlichkeitsbild vermarktet», sagt er. Und Cruiser: Pascal, weshalb hast du dich zu einem Outing entschlossen? Du hättest ja auch weitermachen können wie bisher.Pascal: Ich wollte mit diesem «Doppelleben» nicht mehr weitermachen, das war vor allem beim ersten Outing gegenüber meinen El-tern der Grund. Ich hatte keine Lust und Kraft mehr, mich immerzu verstecken zu müssen, ich wollte so sein, wie ich bin. Ich hatte es schlicht auch satt, immer Ausreden ernden zu müssen und letztendlich wollte ich mich auch mit meinem Partner zeigen können. Das erste Outing war bei meinen El-tern mit Dreissig, danach ging es dann schrittweise voran – ich habe mich diesbe-züglich mehr und mehr meinem Umfeld ge-önet. Ich stellte dann fest, dass es erst für viele Leute etwas fremd war, sobald sie aber die Gelegenheit hatten, Fragen dazu zu stel-len, wurden Klischees und Vorurteile abge-baut. Besonders in der Fussballwelt war das Gespräch ein wichtiger Faktor; ich leite seit über drei Jahren Spiele in der Super League und bin auch nach dem Outing immer noch genau die gleiche Person, ein Aspekt, den ich durch dieses Outing klar zeigen konnte.Der Tagesanzeiger schrieb: «Dass Erlachner schwul ist, wussten alle, die ihn besser ken-nen. Im privateren Rahmen und auch bei den Schiedsrichterkollegen hat er kein Geheimnis solange sich dieses Bild so gut verkaufe, sei ein schwuler Fussballer ein Tabu. «Die Last der Selbstverleugnung tragen allein die schwulen Spieler.» Genau auf dieses innere Dilemma konzentriert sich der Film. Mario ringt mit sich, gibt sich Leon hin, zieht sich wieder zurück und legt sich sogar eine Ali-bi-Freundin zu. Diese Zerrissenheit spielt Max Hubacher, der 2012 für «Der Verding-bub» mit dem Schweizer Filmpreis ausge-zeichnet wurde, überaus überzeugend.«Mario» ist weder laut noch aufrüh-rerisch. Vielmehr erzählt Gisler die stille, aber umso berührendere Geschichte einer grossen Liebe, die sich so auch in einem an-deren Kontext eines «Liebesverbots» zutra-gen könnte.Der Film Mario läuft in vielen Kinos in der Deutschschweiz.«Ich hatte genug von meinem Doppelleben»Im Dezember wurde die Fussballschweiz von einem Outing erschüttert. Pascal Erlachner thematisierte seine Homosexualität öffentlich. Der Spitzen-Schiedsrichter ist der erste Mann im Schweizer Profifuss-ball, der sich während seiner Karriere outet. «Die Last der Selbstverleugnung tragen allein die schwulen Spieler.»

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9CRU I S E R A P R I L 2018TITELTHEMAFUSSBALLBenjamin Kololli war nach dem Match vol-ler Emotionen und hatte dann direkt ein Mikrofon vor der Nase und wurde zu die-sem ema befragt. Mich selbst hat das Statement des Fussballers nicht getroen, denn ich weiss, wie emotional ein Spiel sein kann. Ich war seither zwei Mal Schiedsrich-ter in einem Match mit besagtem Fussballer und das lief wie immer. Ich gewichte diese Aussage wirklich nicht allzu stark.Durch dein Outing stehst du nun von allen Seiten unter grosser Beobachtung: Ist das nicht ein enormer Druck, den du dadurch aufgebaut hast?Den haben wir ja bei jedem Spiel und das hat sich nach dem Outing nicht geändert. Vielleicht schaut der eine oder andere etwas genauer hin bei mir als Person, aber meine Kompetenz ist ja nach wie vor dieselbe.Du bist Schiedsrichter, aber auch Lehrer und Politiker. In den Medien wurde der Fokus auf deine Schiedsrichtertätigkeit gelegt, wie wurde das Outing aber im Umfeld als Lehrer aufgenommen? Auch hier: Die Schüler haben reagiert, und zwar positiv. Mir ist einmal mehr aufgefallen, dass Kinder grundsätzlich nichts gegen Ho-mosexualität haben – das ändert sich dann erst mit der Sozialisation, wenn quasi «von aussen» entsprechende Einüsse kommen. In den Kinos läuft nun «Mario». Der Schweizer Film über einen schwulen Fussballer von Marcel Gisler. Hast du den Film schon gese-hen? Wenn ja, was löst dieser Film bei dir aus?Ich habe den Film nun bestimmt schon sechsmal gesehen und ich habe mich auch intensiv damit auseinandergesetzt – ich war ja auch auf vielen Podiumsdiskussionen rund um den Film. Er zeigt Momente, die ich selbst auch erlebt habe. Doppelleben, sich verstecken, nicht zu sich stehen kön-nen, verbotene Liebe, die doch eigentlich gar nicht verboten sein sollte… Ich konnte mich mit vielen Filmszenen identizieren und anderen – auch ausserhalb der Fuss-ballwelt – wird es genauso gehen.Warum ist Sexualität im Männerfussball eigentlich so ein Thema? Dieses ema ist grundsätzlich bei Mann-schaftssportarten ein spezielles. Vielfach sind es einfach Ängste, die damit verbun-den sind, vor allem wenn es um Homosexu-alität geht. Die Angst davor, gemobbt und damit ausgegrenzt zu werden, ist eektiv nach wie vor stark vorhanden. Fussballer wirken in den Interviews oft ein bisschen – entschuldige bitte die Pauschali-daraus gemacht. Er zeigt sich mit seinem Partner. Den Schritt an die Öffentlichkeit hat er sich lange überlegt und ihn dann konse-quent verfolgt.» Offenbar war deine Homo-sexualität ein offenes Geheimnis: Warum hast du dich dennoch letztendlich öffentlich geoutet? Und vor einem Millionenpublikum? Es gab im Vorfeld einige Medien und Jour-nalisten, denen meine Homosexualität be-kannt war. Ich hatte aber das Gefühl, dass – wenn ich diesen Schritt öentlich machen würde – ich eine Vorbildfunktion wahrneh-men könne. Gegenüber Jugendlichen, aber auch gegenüber Erwachsenen, die selbst noch damit hadern. Ich wollte damit zeigen, dass ich auch nach einem Coming-out noch respektiert und akzeptiert werde. Ich per-sönlich nde das ema Toleranz und Ak-zeptanz sehr wichtig. Letztendlich ist die Botschaft: Ich werde auch nach diesem Schritt nach wie vor als Lehrer, Gemeinde-rat, Schiedsrichter und Mensch akzeptiert. Nun sind einige Monate vergangen seither – wie waren die Reaktionen? Es gab unglaublich viele Reaktionen, auf al-len Kanälen und sogar per Briefpost. Diese Rückmeldungen waren durchweg positiv. Manche fragten, ob ich denn noch Spiellei-ter im Fussball sein könne, da ich im ent-sprechenden DOK-Film sehr oen über mich erzählte. Ich wurde auch auf dem Platz diesbezüglich angesprochen, auch hier entstanden manchmal Gespräche, die letztendlich positiv endeten. Die Ringier Medien sind voll des Lobes für dein Outing. «Blick» konnte sich kaum mehr beruhigen und machte dich zum grossen Thema. Das provozierte auch Reaktionen. Lausanne-Spieler Benjamin Kololli (25) sagt nach einem Spiel gegen Lugano: «Das ist seine Meinung, seine Wahl. Wir leben in einer Welt, in der alles passieren kann. Wir haben sein Outing innerhalb des Teams besprochen. (...) Hätte sich ein Spieler geoutet, wäre es negativer aufgefasst worden. Es wäre schwe-rer zu verdauen gewesen.» Auf die Frage, ob es bei Lausanne auch Homosexuelle gibt, meint er: «Ich hoffe nicht. Aber möglich ist es. Wenn es so wäre, sollte der Betreffende es lieber für sich behalten.» Wie stehst du zu dieser Aussage?sierung – dümmlich. Kann es sein, dass das Niveau der Fussballer einfach generell etwas tief ist und es daher keinen Platz hat für eine Auseinandersetzung mit dem Thema «Homo-sexualität»? Es gibt durchaus auch Spieler, die sehr intel-ligent sind und bei manchen liegt halt der Fokus beinahe ausschliesslich auf dem Fussballspiel. Ich würde das daher nicht verallgemeinern und sagen, dass alle Fuss-baller dumm sind. Ich habe als Schiedsrich-ter und als Spieler sehr viele verschiedene «Fussballer» kennen gelernt und würde da-her diese Aussage nicht unterschreiben. Sie haben halt einfach oft andere Interessen als «Homosexualität» und daher fehlt auch eine aktive Auseinandersetzung mit dem ema. Wie vermutet ist ein «Massenouting» aus-geblieben, nach dir hat sich nun kein anderer Spieler und kein anderer Schiedsrichter im Fussball mehr geoutet. Bist du enttäuscht darüber?Ich hatte diesbezüglich keine Erwartungen. Es wäre schön, wenn vielleicht noch jemand sonst den Mut aufbringen würde und nach-ziehen könnte. Ich selbst kann nur sagen, dass ich es jederzeit wieder machen würde.1991 hat der deutsche Filmemacher in einer TV Sendung viele Prominente zwangs-geoutet – er nannte die Namen von allen schwulen Kollegen. Wäre das auch eine Stra-tegie, um die starren Strukturen im Männer-fussball aufzubrechend?Ich denke, ein Massenouting würde nicht viel bringen. Wenn ich jemanden kennen würde, von dem ich es wüsste, würde ich es dieser Person selbst überlassen. PASCAL ERLACHNERPascal Erlachner ist 38 Jahre alt, wohnt in Wangen und ist dort Gemeinderat und Sport-lehrer der Sekundarstufe I. Sein Outing als schwuler Schiedsrichter war im Dezember 2017 in allen Medien grosses Thema, unter anderem auch im DOK-Film von SRF. Privat ist er zudem als Pilot unterwegs, macht gerne Sport und möchte sich künftig noch vermehrt für Toleranz und Respekt in der Gesellschaft einsetzen.«Mir ist einmal mehr aufgefallen, dass Kinder grundsätzlich nichts gegen Homosexualität haben – das ändert sich dann erst mit der Sozialisation.»

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10KULTURKURZNEWSKulturTHRILLER – LIVE: DIE HOMMAGE AN DEN KING OF POP KOMMT ZURÜCK IN DIE SCHWEIZDieses Jahr wäre der King of Pop 60 Jahre alt geworden. Seine Musik und einzigartigen Tanzchoreogra en machen ihn unverges-sen. Michael Jackson war und ist ein Phäno-men. Mit seiner Musik und seinem unver-wechselbaren Tanzstil zählt er bis heute nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern auch zu den ein ussreichsten Künstlern weltweit. Inzwischen ist die Originalshow aus dem Londoner West End ein echtes Phä-nomen: Seit 2009 hat das Bühnenereignis schon die Herzen von über vier Millionen Fans in 33 Ländern erobert. Am Londoner Westend scha te die Tribute Show im Sep-tember 2014 sogar den Sprung in die Top 20 der Shows mit den längsten Laufzeiten. Das Bühnenspektakel präsentiert über 30 Songs aus Michael Jacksons beispielloser, mehr als 40-jährigen Karriere und lässt das Publikum hautnah eintauchen in das künstlerische Vermächtnis des King of Pop: von den ersten Erfolgen mit den Jackson 5 wie «ABC» oder «Can You Feel It», über Welt-Hits wie «Bad» und «Billie Jean», bis hin zu den Songs aus seinem legendären sechsten Studioalbum  riller, das ihn zum kommerziell erfolgreich-sten Künstler der achtziger Jahre machte.Fünf brillante Sängerinnen und Sän-ger bringen, zusammen mit einer sechs Mu-siker starken Live-Band und den ausserge-wöhnlichen Tänzern, Michael Jacksons unfassbare Energie live auf die Bühne. Ver-antwortlich für die spektakulären Choreo-gra en sind Gary Lloyd und LaVelle Smith Jr. – letzterer Originalchoreograf des mehr-fach ausgezeichneten Videos zu «Dange-rous» und fün acher Gewinner des MTV Video Music Awards. THRILLER – LIVE ist eine wahre Hommage an den unvergessli-chen King of Pop.17. bis 22. April 2018 im Theater 11 Zürich24. bis 29. April 2018 im Musical Theater Baselweitere Informationen: www.musical.ch/thrillerA N ZE IG EWIR SIND LESBISCH, SCHWUL ODER BI. WIR SIND TRANS ODER QUEER. WIR MACHEN UNS STARK – FÜR UNSERE RECHTE.DEIN BEITRAG FÜR DIE COMMUNITY: WERDE HAZ-MEMBER.WWW.HAZ.CHWir bieten Beratungen, Gesprächsgruppen, Treffpunkte, kulturelle und kulinarische Aktivitäten, unsere Schwubliothek, unser Magazin und vieles mehr für lesbische, schwule, bisexuelle, trans und queere Menschen und deren Familien und Freund*innen. Wir kämpfen mit Kampagnen für die Anliegen der LGBTQ-Community und gegen jegliche Diskriminierung.QUEERZÜRICH210x138_Inserat_HAZ.indd 1 11.01.18 12:35

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IM SUMPF DER GROSSEN STADT – WIE ZÜRICH DIE SCHWULEN- ORGANISATION «DER KREIS» AUSHUNGERTEAm 15. Juli 1960 beschliesst der Zürcher Gemeinderat mit 5:4 Stimmen ein «Tanzver-bot für Männer» für Veranstaltungen im Saal der Eintracht, dem späteren  eater Neumarkt. Vorangegangen sind mehrere Razzien in einschlägigen Lokalen des Nie-derdorfs. Die Polizei nimmt Personalien auf und erstellt Listen homosexueller Männer. Zwei Mordfälle mit Strichjungen als Täter bilden den Hintergrund dieser Ereignisse, die den Niedergang der «Homoeroten»- Organisation und der dreisprachigen Zeit-schrift DER KREIS einläuteten. In einer Collage zahlreicher zeitgenössischer Stim-men, Zeitungsnotizen, Zuschriften und Kommentare erfährt dieser Moment neu-ralgischer behördlicher Überreaktion und komisch anmutender psychologischer Be-gutachtung ein Re-Enactment. Sie erleben einen facettenreichen Rückblick auf 100 Jahre schwuler Emanzipationsgeschichte, einen Auftritt des wohl bekanntesten ho-mosexuellen Paars der Schweiz, Röbi und Ernst, und einen Aus ug in die Travestie-kunst der Gegenwart.Mit: Martin Butzke, Hanna Eichel, Matthias Hungerbühler, Maximilian Kraus, Sarah Sandeh; Ernst Ostertag und Röbi Rapp; Leitung: Matthias Hungerbühler und Dramaturgie; in Zusammenarbeit mit Rolf  almann, Schwulenarchiv Schweiz. Mit freundlicher Unterstützung der Zürcher Kantonalbank.5. Mai 2018 im Theater Neumarkt: Matinée um 11 Uhr, Abendvorstellung 20 Uhr* Deine Anschrift wird ausschliesslich für den Wettbewerb verwendet, du erhältst keine Werbung. Deine Adresse wird nicht gespeichert.A N ZE IG EZ Ü R I C Hn Di, 10.04.2018, 18:30 - 22:30 UhrPLAYFUL TOUCH - Massageaustauschn Fr - So, 13. - 15.04.2018HOW TO PLEASE A MANEinführung in Taoistische Erotische Massagen Sa / So, 14. / 15.04.2018EASY TOUCH - Massage-Workshopn Mi, 18.04.2018, 19:00 - 21:30 UhrHOLD & CUDDLE - Kuschelabendn Sa / So, 05. / 06.05.2018MEN BODYWORK WEEKENDVerbessere Dein Sexlebenn Di, 08.05.2018, 18:30 - 22:30 UhrPLAYFUL TOUCH - Massageaustauschn Mo, 14.05.2018, 14:00 - 21:30 UhrEROS TEMPEL - Tantramassage erlebenn Mi, 23.05.2018, 19:00 - 21:30 UhrHOLD & CUDDLE - KuschelabendRegelmässige Termine:n jeden ersten Donnerstag im MonatMEDITATION & MINDFULNESSn jeden DienstagNAKED YOGAInfos & Anmeldung beim jeweiligen Anbieter: n www.loveloungezuerich.com n www.bodyworker.ch n www.sexologicalbodywork.ch n www.gay-yoga.chKomplette Terminübersicht unter:www.männerräume.infoPeterBolligerNiederdorfstrasse67-8001Zürichwww.peterbolliger.com|0792363920Cruiser verlost5 x 2 Tickets für die Matinée:Schreibe ein Mail an lgbt@zkb.ch mit dem Stichwort «Der Kreis» und deiner Adresse *. Einsendeschluss ist der 23. April. Alle Infos auch auf www.cruisermagazin.ch.

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12CRU I S E R A P R I L 2018CRUISER SPECIALPINK APPLE FILMFESTIVALPink Apple geht ausgezeichnet an den StartEine Beziehung in Kosovo, ein schwuler Schönheitswettbewerb für syrische Flüchtlinge, Musicals und internationale Webserien: Das grösste schwullesbische Filmfestival der Schweiz hat ab dem 2. Mai wieder einiges zu bieten.VO N M I C H I RÜ EG GVergangenes Jahr zelebrierte Pink Apple die 20. Ausgabe seit seiner Grün dung. Dieses Jahr feiert das Film festival gleich weiter: Der Zürcher Regierungsrat ver-lieh dem schwullesbischen Event unlängst die Goldene Ehrenmedaille – die höchste kulturelle Auszeichnung des Kantons.Dieses Jahr ackert am 2. Mai im Art-house Kino Le Paris der Erönungslm über die Leinwand, etwas später als sonst. Ihm werden einmal mehr hundert weitere Spiel- und Dokumentarlme folgen, in Zürich so-wie ab dem 11. Mai an der Fortsetzung des Festivals im thurgauischen Frauenfeld.Hoffnungslosigkeit auf dem BalkanDas Kino ist der Ort, an dem der Kampf um gleiche Rechte seit jeher mit einer Portion Optimismus ausgetragen wird. Während in vielen westlichen Ländern Filme mit schwu-len und lesbischen Geschichten längst den Bereich des Mainstream-Kinos streifen, sieht’s anderswo noch ganz anders aus. Doch auch im Anderswo tut sich etwas, wie ein Blick auf die diesjährigen Filme bei Pink App-le zeigt: «e Marriage» lautet der Titel eines im letzten Jahr fertig gestellten Films aus dem Kosovo. Bei der Hochzeit handelt es sich nicht etwa um eine schwule Eheschliessung. Es ist die Geschichte von Anita und Bekim, die heiraten wollen. Ein honungsvolles Paar in einem weniger honungsvollen Land. Die Geschichte beginnt an einem Unort an der Grenze zu Serbien. Bekim begleitet seine Ver-lobte, die nach den sterblichen Überresten ihrer im Krieg verschwundenen Eltern sucht. Ein Lastwagen bringt Gebeine über die Gren-ze, manchmal auch nur einzelne Arm- und Beinknochen, wie der Zuschauer erfährt. Aus diesem trostlosen Setting heraus wird nun ein freudiges Hochzeitsfest organisiert. Bloss, dass Bekim vor seiner Braut ein Geheimnis hat – er liebt einen Mann.Die Filmbiografie macht aus dem Undergroundkünstler Tom Of Finland einen Nationalhelden. Aber ausgerechnet Sex fehlt im Film irgendwie – ein Widerspruch; denn damit wurde der Künstler berühmt.

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13CRU I S E R A P R I L 2018CRUISER SPECIALPINK APPLE FILMFESTIVALDass eine solche Geschichte in Kosovo erzählt werden kann, verleiht in der Tat Ho-nung. Es scheint, als dokumentierten die zwei Jahrzehnte des Bestehens von Pink Apple die Wandlung, die das schwule und lesbische Kino durchgemacht hat. Die dies-jährige Festival-Ausgabe verharrt denn auch beim Balkan – es macht ihn auch abseits der Leinwand zum Schwerpunktthema. Geplant sind laut Organisatoren zusätzliche Pro-grammpunkte, etwa zu der Frage, wie es sich in der Schweiz als schwuler Balkan-Secondo so lebt.Syrien sucht den schönsten SchwulenSzenenwechsel. Das Istanbul von heute. Sy-rische Flüchtlinge, in der Türkei gestrandet, kämpfen um den Titel «Mr. Gay Syria». Der Gewinner darf nach Malta reisen, an die weltweiten Mr.-Gay-Wahlen. Der in Berlin lebende Organisator der Wahlen, Mahmoud Hassino, wollte mit seinem Vorhaben auf die Situation der unzähligen schwulen Flüchtlinge hinweisen. Auf diese Weise ver-binden sich der Krieg in Syrien mit dem Kampf um gleiche Rechte für sexuelle Min-derheiten. Den Doklm darüber hat Ayse Toprak gedreht.Wie jedes Jahr setzt Pink Apple auch heuer auf weitere Schwerpunktthemen. Mal heiter, mal wolkig. So beschäftigt sich das Festival mit einer der schwulsten Unter-haltungsformen überhaupt, dem Musical. Die Organisatoren haben tief in der Kiste gewühlt und nach Beispielen von Musical- Filmen gesucht. Zudem wendet Pink Apple für einmal den Blick weg von der Leinwand, hin zum Smartphone- und Laptop-Screen. Den An-lass dafür bieten Webserien mit Gay-Inhal-ten, die in den letzten Jahren auf der ganzen Welt entstanden sind. Das Zürcher Festival bringt sie nun weg vom Mini-Bildschirm auf die grosse Leinwand. Binge-Watching im Kinosessel, mal etwas anderes. Der seit einigen Jahren vergebene Pink-Apple-Award geht dieses Jahr an eine New Yorker Produzentin: Christine Vachon. Die New Yorkerin kann mehr als hundert Ti-tel aufweisen, bei denen sie als Produzentin gewirkt hat. Einige davon sind auch einem breiten Publikum bekannt: Etwa «Boys Don’t Cry» (1999), «I shot Andy Warhol» (1996) und «Go Fish» (1994). Ihren inoziel-len Titel «Mutter des New Queer Cinema» trägt die 1962 US-Amerikanerin alles ande-re als zu Unrecht. Ihren ersten Streifen in Spiellmlänge, «Poison», produzierte Vachon 1991 für Todd Haynes. Mit ihm hat sie seither alle Projekte realisiert. Darunter auch «Far from Heaven» (2002) oder den jüngst fertiggestellten Film «Carol», die bril-lante Verlmung von Patricia Highsmiths autobiograschem Buch. Aus Anlass von Vachons Besuch in Zürich zeigt Pink Apple am Festival eine Retrospektive.Das diesjährige Programm wird ge-druckt und online Anfang April zur Verfü-gung stehen. Infos auf www.pinkapple.ch, auf Facebook und Instagram (#pinkapple-lmfestival) Pekka Strang spielt Tom Of Finland als widerspenstigen, charmant kauzigen Aufrechten, der nach dem Zweiten Weltkrieg ins miefige Helsinki zurückkehrt, sein Schwulsein dort verheimlichen und seine erotischen Zeichnungen verstecken muss.Diese Filme laufen unter anderem am Pink Apple:After Louis Sam (60), ehemals erfolgreicher Maler und Gay-Aktivist, trinkt und raucht zu viel und hat Sex mit Strichern. Er will einem 1999 an AIDS ver-storbenen Freund ein Kunstdenkmal setzen. Als er sich auf eine intensive Affäre mit dem jungen und charmanten Braeden einlässt, gerät seine Haltung zur jungen Generation gehörig ins Wan-ken: Braeden hat eine offene Beziehung mit sei-nem HIV-positiven Freund und statt AIDS vor Augen zu haben, nehmen die zwei PREP und geniessen ihr Leben.Tom Of FinlandNach dem 2. Weltkrieg kehrt der dekorierte fin-nische Offizier Touko Laaksonen zurück in den zivilen Alltag. Doch in seiner Heimatstadt Hel-sinki grassiert eine homophobe Stimmung, der Staat verfolgt schwule Männer. Viele Schwule heiraten Frauen und zeugen Kinder. Laaksonen flüchtet sich in die Kunst und beginnt, muskulö-se Kerle zu zeichnen. Unter dem Pseudonym «Tom of Finland» wird er zu einer Ikone der glo-balen Befreiungsbewegung schwuler Männer. Das Kino ist der Ort, an dem der Kampf um gleiche Rechte seit jeher mit einer Portion Optimis-mus ausgetragen wird.Einer der Schwerpunkte des Festivals liegt auf der schwulsten Unterhaltungsform überhaupt – dem Musical.

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14CRU I S E R A P R I L 2018INTERVIEWTIM K. WIESENDANGER«Monogamie entspricht nicht jedem»In vielen Beziehungen taucht früher oder später das Thema Fremdgehen auf. Doch was heisst es, «treu» in einem tiefgründigen Sinne zu sein? Der Schweizer Psychologe Tim K. Wiesendanger geht in seinem neuen Buch unter anderem auf diese Frage ein. Cruiser hat sich mit dem Autor unterhalten.

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15CRU I S E R A P R I L 2018INTERVIEWTIM K. WIESENDANGERIN T E R V I E W: H AY M O E M P LWarum ist für dich Monogamie ein Mythos? Das impliziert der Buchtitel.Der Mythos Monogamie rekla-miert die lebenslange Ehe zweier Menschen in sexueller Ausschliesslichkeit als die ein-zig wahre, jedenfalls die anzustrebende Be-ziehungsform. Von Kindheit an werden wir durch Märchen von heldenhaften Prinzen und bezaubernden Prinzessinnen in die-sem Menschenbild genährt. Später verstär-ken romantische Hollywoodproduktionen von glücklichen Paaren – bis dass der Tod sie scheidet – ebendiese Sehnsucht. Doch wer wird diesem Bild schon gerecht, ein Le-ben mit ein und demselben Partner glück-lich in geistiger, seelischer und sexueller Harmonie zu erleben? Monogamie kommt im Tierreich selten vor. Bei Säugern sind etwa Elefanten und bei Primaten ausschliesslich Gibbons mono-gam. Unsere nächsten Verwandten, die Bo-nobos, sind hingegen in aussergewöhnlich friedfertiger Gestalt polygam. Auch beim Menschen gibt es keinerlei biologische Indi-zien, die für Monogamie sprechen würden, hingegen alle für Polygamie. Monogame Tiere müssen sich auch nicht «zusammen-reissen», um nicht «fremdzugehen». Sie kennen gar kein solches Verlangen. Hinge-gen ist unsere Maxime, lebenslang mono-gam leben zu sollen, ein kultureller und vor allem religiöser Mythos und hat mit unserer Natur nichts zu tun. Dein Buch trägt den Untertitel «Wege zur authentischen Beziehungsgestaltung». Ist das nicht ein Widerspruch zum eigentlichen Buchtitel, der ja ein klares Statement ist?Nicht wenigen Menschen entspricht serielle Monogamie als Lebensform, also über die Zeit einer Partnerschaft ausschliesslich mit einem Partner ihre Sexualität zu teilen. Und wenn zwei sich nden, die darin glücklich sind, gibt es nichts zu rütteln. Doch serielle Monogamie ist – anders als der Imperativ des Mythos Monogamie – über die Zeit hinweg betrachtet auch eine Form von Polygamie. Doch vielen entspricht auch serielle Monogamie nicht. Sie möchten ihre Part-nerschaft in sexueller Hinsicht önen. Und hier spielt der Mythos Monogamie – als das «eigentlich Richtige» – sehr stark moralisie-rend hinein. Daher möchte ich für alle, die sich nicht für nur einen Partner sexuell inte-ressieren, eine Lanze brechen. Sie brauchen sich nämlich weder für ihr Verlangen zu rechtfertigen, noch dieses als minderwertig anzuschauen und sich zu schämen. Es ist schlicht ihre Natur.Wir alle – ob im Körper eines Mannes oder einer Frau – haben innenseelisch weib-liche (Anima-) und männliche (Animus-)Anteile. Dabei strebt Anima nach Intimität und Animus nach Autonomie. Auf der sexuel len Ebene tendiert Anima zu serieller Monogamie und Animus zu wechselnden Partnern. Dabei ist aber das eine nicht bes-ser oder richtiger als das andere, so wenig wie helle Augen besser oder richtiger sind als dunkle. Doch der Mythos Monogamie stellt Animus auf der Sexualenergieebene als unanständig, unmoralisch, ja gar krank an den Pranger. Homosexualität hat per se etwas Subversives. Schafft da das heteronormative Rollenmodel der Monogamie nicht einen entsprechenden Ausgleich?In der Wahl einer monogamen Lebensform besteht tatsächlich bei einigen schwulen Männern der Versuch, gesellschaftlich trotz «Makel» akzeptiert zu werden. Für sie kann ich nur hoen, dass ihnen serielle Monoga-mie auch wirklich entspricht. Sonst kämp-fen sie nämlich ein Leben lang und völlig zu Unrecht mit massiven Scham- und Schuld-gefühlen gegen ihr eigentliches Wesen an. Wie definierst du für dich den Begriff «Treue»?Landläug impliziert Treue sexuelle Aus-schliesslichkeit. Dabei ist Treue auf seeli-scher Ebene aber viel umfassender, nämlich seinen Partner in seiner Persönlichkeit voll und ganz zu akzeptieren. Dies beinhaltet auch das Akzeptieren seiner Anteile an Ani-ma und Animus. Dabei stehen Paare, bei denen diese Anteile auf sexueller Ebene nicht korrespondieren, vor grossen Heraus-forderungen, haben sie es doch oft mit den zerstörerischen Protagonisten Eifersucht und schlechtem Gewissen zu tun.Du arbeitest unter anderem mit LGBT*- Menschen – inwiefern unterscheiden sich deren Anliegen von denjenigen der Hetero-sexuellen? LGBT, vor allem schwule Männer, leben häug in beidseitig abgemachter oener Partnerschaft und brauchen so auch gar nicht heimlich fremdzugehen. Darin unter-scheiden sie sich von vielen heterosexuellen Paaren, bei denen das sexuelle Önen oft ein rotes Tuch, respektive Fremdgehen ein Scheidungsgrund ist. Meiner Ansicht nach verkörpern schwule Männer diesbezüglich eine wesentlich höhere Authentizität und nehmen damit gesellschaftlich geradezu eine Pionierrolle ein. «Unsere Maxime, lebenslang monogam leben zu sollen, ist ein kultureller und vor allem religiö-ser Mythos und hat mit unserer Natur nichts zu tun.»«In der Wahl einer monogamen Lebensform besteht tatsächlich bei einigen schwulen Männern der Versuch, gesellschaftlich trotz ‹Makel› akzeptiert zu werden.» TIM K. WIESENDANGERPsycho- und Paartherapeut, arbeitet in eigener Praxis in Zürich. Er ist Autor verschiedener Fach- und Sachbücher im Bereich schwule Männer und Psychologie. Der 53-jährige promo-vierte Psychologe arbeitet seit 20 Jahren überwiegend mit LGBT und hat im Laufe seines Berufslebens Paare und Singles immer wieder rund um das Thema «Partnerschaft» und «Beziehung» begleitet und unterstützt.Die Rezension von Tim Wiesendangers Ratgeber gibt’s auf Seite 22.

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16CRU I S E R A P R I L 2018KOMMENTARWAHLEN 2018Das politische Zürich bleibt so schwul wie zuvorDie schwulen und lesbischen Politiker und Politikerinnen konnten sich bei den Kommunalwahlen am 4. März 2018 behaupten. Neu ist, dass die Linke im Parlament eine satte Mehrheit hat. VO N M I C H I RÜ EG GKeine Frage: Zürich ist die Gay-Haupt-stadt der Schweiz. Nirgendwo leben so viele LGBT-Menschen wie in der Schweizer Wirtschaftsmetropole. Das zeigt sich auch beim Blick auf die politische Landschaft. Im neunköp gen Stadtrat sa-ssen bereits vor den Wahlen vom vergange-nen 4. März mit Corine Mauch (SP) eine of-fen lesbische Stadtpräsidentin und mit André Odermatt (ebenfalls SP) ein o en schwuler Stadtrat. Das wird auch weiterhin so sein. Mann, Kind, konservativ, abgewähltNachdem Markus Hungerbühler, ebenfalls o en schwuler CVP-Kandidat, die Wahl nicht gescha t hat, bleibt das Verhältnis bei zwei von neun o enen LGBT-Stadtratsan-gehörigen. Hungerbühler überzeugte wohl auch darum nicht, weil er gleichzeitig mehrheitlich am rechten Rand des bürgerli-chen Spektrums politisierte, während er privat Mann und Kind hat, letzteres im Aus-land via Leihmutterschaft gezeugt. Damit mochte er die Herzen seiner konservativen Stammwähler nicht aufweichen, während ihm von Seiten der LGBT-Wählerschaft of-fenbar ebenfalls mehrheitlich die Gefolg-schaft verwehrt wurde. Seine Partei ver-schwindet ganz aus dem Gemeinderat, weil sie die 5-Prozent-Hürde in keinem einzigen Stadtkreis scha te. An ihrer Stelle wird künftig die Evangelische Volkspartei (EVP) in Verbindung mit der BDP ihre Leute ins Rathaus entsenden. Die EVP  el in den ver-gangenen Jahren immer wieder durch ho-mophob angehauchte Politik auf.

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17KOMMENTARWAHLEN 2018Bekannte Namen sind zurückAuch im Parlament, dem Gemeinderat, sind LGBT-Leute gut vertreten. Die SP ging gar mit ganzseitigen Wahlinseraten in Gay-Me-dien auf Stimmenfang. Ihre bekanntesten Vertreter Marco Denoth, Patrick Hadi Hu-ber, Alan David Sangines und Simone Brander wurden problemlos wiederge-wählt. Zu den schwulen, respektive lesbi-schen, Gemeinderatsmitgliedern anderer Parteien gehören Marcel Bührig und die neu gewählte Brigitte Fürer (beide Grüne), Markus Baumann (Grünliberale) und Mar-cel Müller (FDP). Letzterer, immerhin ehe-maliger Checkpoint-Chef, verblüte neu-lich übrigens seine schwulen Ratskollegen, indem er die Ablehnung eines Vorstosses beantragte, der zum Ziel hat, die Tests für sexuell übertragbare Krankheiten kosten-los zu machen. Der schrecklichste aller Schrecken der Schwulen und Lesben, der evangelikale Wirrkopf Daniel Regli trat nicht mehr zur Wahl an. Der SVP-Gemeinderat schockierte zuletzt während der städtischen Budgetde-batte, als er etwas themenfremd einen Zu-sammenhang zwischen Suiziden schwuler Männer und durch Analsex ausgeleierte Schliessmuskeln herstellte. Sein damaliger Nachfolger auf der Parteiliste, der oen schwule Marco Kiefer, schate die Wahl am 4. März nicht. Auch Reisebürobesitzer Andy Mosetti bleibt ohne Sitz. Damit hat die SVP derzeit keine oen schwule oder lesbische Gemeinderatsmitglieder, (aber mindestens einen, der nicht so oen damit umgeht, wie der Cruiser weiss). Unter den neugewählten sticht Nata-lie Eberle hervor, die Frau von Pink-Apple-Mitorganisatorin Doris Senn. Eberle zieht für die Alternative Liste (AL) ins Parlament. Ebenfalls weiterhin für die AL im Rat sitzt der schwule Arzt David Garcia. Zu den nichtgewählten Gays zählt auch der Klatsch- und ehemalige Cruiser-Kolumnist Bruno Bötschi, der auf einer der AL-Listen antrat, um das Nachtleben zu retten.Die Aufzählung dieser Namen ist nicht vollständig. Der Cruiser hat darauf verzich-tet, sich bei allen 125 Mitgliedern nach de-ren sexuellen Präferenzen zu erkundigen.Und: Es ist weniger die Frage, wie und wen die einzelnen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte lieben – sondern die Sitzver-teilung im neuen Parlament. Denn künftig haben SP, Grüne und AL zusammen eine Mehrheit. Das heisst, dass Minderheiten wie etwa LGBT es wohl einfacher haben werden, ihre Anliegen durchzukriegen. Die Sterne für unsere Anliegen stehen also günstig. Das ist gut zu wissen, schliess-lich fällt in die kommende Legistlatur die Erönung des Regenbogenhauses. Markus Hungerbühler wurde nicht gewählt, dafür schafften es Patrick Hadi Huber und David Garcia Nuñez (von links). Die Linke erreichte eine grosse Mehrheit.A N ZE IG E5 C R U I S E R S o m m E R 2 017sliPPerySubj eCtSVoN MARTIN MüHLHEIMC oming-out-Filme gibt es mittlerweile viele, und entsprechend unterschied-lich kommen sie daher: leichtfüssig- komisch wie der britische Klassiker Beautiful ing (1996), eher nachdenklich wie das brasilianische Kleinod Seashore (2015), bisweilen auch zutiefst tragisch – so im israelischen Drama Du sollst nicht lieben (2009), das in der ultraorthodoxen Gemein-de in Jerusalem spielt.Angesichts solcher Unterschiede er-staunt es umso mehr, mit welcher Regel- mässigkeit uns Coming-out-Filme Jungs oder Männer zeigen, die – alleine, zu zweit oder in Gruppen – schwimmen gehen. Nun könnte man das natürlich als Zufall oder Neben-sächlichkeit abtun. Bei genauerem Nachden-ken zeigt sich allerdings, dass sich gleich mehrere Gründe für diese erstaunliche Häu-gkeit nden lassen.Nackte Haut ohne allzu viel SexEine erste, nur scheinbar oberächliche Er-klärung ist, dass (halb)entblösste Körper sich nicht bloss auf der Leinwand, sondern auch auf Filmpostern und DVD-Covern äus- serst gut machen. Schwimmszenen bieten ein perfektes Alibi für das Zeigen von nack-ter Haut: Sex sells, wie es so schön heisst.Warum «Alibi»? Weil man – gerade bei Filmen mit jungen Protagonisten – aufpas-sen muss: «Sex sells» mag zwar zutreen, aber allzu explizite Sexszenen können schnell mal zu hohen Altersfreigaben füh-ren. Dies wiederum möchten Filmemacher in der Regel vermeiden: Filme, die erst ab 18 freigegeben sind, lassen sich nämlich weni-ger einfach vermarkten. Auf Amazon.de zum Beispiel werden Filme mit Altersfreiga-be 18 nur an nachweislich volljährige Perso-nen verkau – und gerade für Coming- out-Filme, die sich auch an ein junges Publi-kum richten, ist dies sicher kein wünschens-werter Eekt.Schwimmszenen bieten hier eine per-fekte Kompromisslösung: Man kann nackte Haut lmisch ansprechend inszenieren, da-bei aber allzu heisse Techtelmechtel tugend-ha vermeiden (beispielsweise, indem der Wasserspiegel immer über der Gürtellinie bleibt, wie im niederländischen Film Jon-gens, 2014). Um das Rezept knapp zusam-menzufassen: Man nehme eine grosszügige Portion feuchter Erotik, eine vorsichtige Pri-se Sex – und um Himmels Willen kein Körn-chen Porno. Eingetaucht ins TrieblebenMan täte den lesBischwulen Filmemache-rInnen aber unrecht, wenn man ihre erzäh-lerischen Entscheidungen allein auf nan-zielles Kalkül reduzieren wollte. Es gibt nämlich auch ästhetisch-symbolische Grün-de, die Schwimmszenen für das Genre inter-essant machen. Da wäre zunächst die Funktion des Wassers als Symbol für das Unbewusste. Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebna-tur des Menschen zu tun – und so erstaunt es nicht, dass Hauptguren auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität sozusagen symbo-lisch in die Tiefen des Unbewussten eintau-chen müssen, um ihr gleichgeschlechtliches Begehren zu entdecken. Figuren in der SchwebeDarüber hinaus hat die Filmwissenschale-rin Franziska Heller in ihrem Buch über die Filmästhetik des Fluiden (2010) gezeigt, dass schwimmende Figuren immer wieder als «schwebende Körper» inszeniert werden: o in Zeitlupe und seltsam herausgelöst aus dem sonst zielstrebig voranschreitenden Erzählprozess. Dieser Schwebezustand wie-derum ist eine wunderbare visuelle Meta-pher für die Phase kurz vor dem Coming-out: Man ist nicht mehr der oder die Alte, aber auch noch nicht ganz in der neuen Identität angekommen. Ein Film macht das Schweben sogar explizit zum ema: In Kinder Gottes aus dem Jahr 2010 zeigt Romeo dem neuro-tisch-verklemmten Johnny, wie befreiend das «Floating» im Meer sein kann.Neben der Inszenierung von Schwebe-zuständen und dem Wasser als Symbol für das Unbewusste ist drittens das Motiv von ➔ Filme, die ersT ab 18 FreiGeGeben sind, lassen sicH nämlicH WeniGer einFacH VermarKTen.ANZEIGE«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach.rz_TP_Leonhards_Apotheke_210x93.3_Cruiser_4c_280317.indd 1 28.03.2017 10:07:37

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18CRU I S E R A P R I L 2018NEWSNATIONAL & INTERNATIONALLET’S TALK ABOUT SEX AND DRUGS ZÜRCHER LIGHTHOUSE SCHAFFT GANZHEITLICHES AMBULANTES ANGEBOT Wolltest du schon immer mal emen wie sexuelle Gesundheit, Praktiken, ChemSex, HIV, PrEP oder einfach Sex und Drogen im Allgemeinen diskutieren, aber wusstest nicht, wo man beginnen soll oder fühlst Seit 30 Jahren und als eines der ersten Pallia tivzentren der Schweiz begleitet das Zürcher Lighthouse Menschen an ihrem Lebensende. Im Sommer 2017 önete die Stiftung, nur wenige Meter neben dem be-kannten Hospiz Lighthouse, die Türen ih-res neuen Tageszentrums mit ärztlichem Ambulatorium. Bereits seit Juli 2017 ergänzen ein Ta-geszentrum und eine ärztliche Ambulanz das stationäre Wohnhaus der Stiftung Lighthouse in Zürich-Hottingen. Das am-bulante Angebot umfasst neu auch eine Nachtbetreuung. Diese richtet sich an chro-nisch oder schwerkranke Menschen, die den Tag in ihrem gewohnten Umfeld ver-bringen aber nachts spezische pegeri-sche Unterstützung benötigen. Dich unwohl zu fragen? Das Projekt «Let’s talk about sex and drugs» will diese emen aufgreifen. In 5-minütigen Wortbeiträgen können sich Leute zu Wort melden, um über ihre Erfahrungen zu berichten. In unge-zwungener Atmosphäre kann so Diskus-sion und Austausch über oben genannte emen stattnden. Hintergrund ist die Vorstellung von zunehmend mehr MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) in den Checkpoints und an anderen Beratungsstellen, die Pro-bleme mit ihrem Substanzkonsum haben. Host des Abends wird die bekannte Drag-Queen Pansy aus Berlin sein, begleitet von Dr. Martin Viehweger und Dr. Benjamin Hampel, zur Auockerung können Perfor-mances von lokalen Künstler_innen zum Besten gegeben werden.Das Publikum wird ermutigt teilzu-nehmen und sich zu engagieren und ist ein-geladen, seine Erfahrungen und Bedenken Im Rahmen ihres 30-jährigen Jubi-läums bietet das Zürcher Lighthouse 2018 zudem neu sowohl einen pegerischen als auch ärztlichen und psychologischen Kon-siliardienst für Pegeheime im ganzen Kan-ton Zürich. Menschen mit chronisch fort-schreitenden Erkrankungen, aber auch betagte Menschen mit Mehrfacherkran-kungen werden von spezialisierten Fach-personen für Palliative Care untersucht und beraten. Der Konsiliardienst im Bereich Pege ist sowohl für die Pegeheime als auch für die betroenen Bewohner kosten-los. Eine mögliche ärztliche sowie psycho-logische Konsultation wird über den nor-malen Tarmed-Tarif abgerechnet.Mit der Erweiterung seines Angebotes möchte das Lighthouse Barrieren abbauen zu diesen emen mit Freunden zu teilen. Ziel dieser für die Schweiz ersten Veranstal-tung ist das Schaen eines Bewusstseins für Chemsex und Geschlechtskrankheiten, der Information zu Risiken, Übertragungswe-gen und Testmöglichkeiten. Und dies frei von Moral und Vorurteilen.Dieser Abend richtet sich an alle inter-essierten Menschen. Egal ob cis, trans*, queer oder dazwischen. In Zürich wird die-ser Abend durch Aktivist_innen, den Checkpoint Zürich und die Aids-Hilfe Schweiz organisiert und nanziert. Das Event wird bilingual auf Deutsch und Eng-lisch gehalten.«Let’s talk about Sex and Drugs»Datum: 12. April 2018Ort: Café des Hotels Rothaus, LangstrasseTüröffnung: 19 Uhr, Beginn: 20 UhrDer Eintritt ist frei.und den Grundstein für eine vertrauens-volle Betreuung und Behandlung durch ver-schiedene Phasen der Palliative Care legen.News

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19CRU I S E R A P R I L 2018NEWSNATIONAL & INTERNATIONALKondome schützen zuverlässig vor HIV, nicht aber gegen andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie zum Beispiel Chlamydien, Tripper oder Syphilis. Geschlechtskrankheiten werden auch beim Küssen, Lecken, Blasen oder sogar beim Streicheln (Schmierinfektion) übertragen. «Kondome schützen nur dort, wo sie sind», sagt STARMAN (Bild). «Sex ist leidenschaftlich, kein theoretischer, steriler Akt. Sexuell aktiven Menschen mit wech-selnden Partnern rate ich deshalb, sich re-gelmässig auf die gängigsten STI testen und falls nötig behandeln zu lassen.» Denn STARMAN weiss: STI treten oft ohne Sym-ptome auf, werden nicht erkannt und da-durch verbreitet. Viele sind Träger von STI, ohne es zu wissen. Mit regelmässigem Testen und Behandeln wird der eigenen Gesundheit Sorge getragen und eine unwissentliche Weiterverbreitung von STI verhindert. Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sind in der Schweiz am stärksten von Geschlechts-krankheiten betroen. Im Mai bieten Dr. Gay und die Aids-Hilfe Schweiz in Zusam-menarbeit mit den Checkpoints und ausge-wählten Teststellen Tests für Syphilis, Trip-per, und Chlamydien für zusammen nur 30 Franken an. Diese Tests kosten im Normal-fall mehrere hundert Franken. LASS DICH TESTEN!Vom 1. bis zum 31. Mai 2018 finden im Rahmen der STARMAN-Kampagne die nationalen STI-Testwochen statt. STI steht für sexuell über-tragbare Infektionen, namentlich Syphilis, Trip-per, Chlamydien und Hepatiden. Checkpoints und ausgewählte Teststellen bieten Schwulen und andere Männern, die Sex mit Männern haben, Tests mit entsprechender Beratung für zusammen nur 30 Franken an. Detaillierte Infor-mationen zur Kampagne und die Adressen der Teststellen findest du auf drgay.ch.Schutz durch regelmässiges Testen?Seit rund einem Jahrzehnt sind sexuell übertragbare Infektionen (STI) in der Schweiz auf dem Vormarsch. Kondome bieten zwar einen gewissen Schutz, sie schützen jedoch nur vor HIV zuverlässig. Für sexuell aktive Menschen mit wech-selnden Partnern ist darum regelmässiges Testen die klügere Schutzmassnahme. «Kondome schützen nur dort, wo sie sind. Sex ist leidenschaftlich, kein theoretischer, steriler Akt.»

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20CRU I S E R A P R I L 2018INTERVIEWHIV AM ARBEITSPLATZIm Kampf gegen DiskriminierungIn der Schweiz leben 20 000 Menschen mit HIV oder Aids. Trotz der medizini-schen Fortschritte werden diese noch immer diskriminiert: auf Reisen, im medizinischen Bereich, bei Versicherungen oder am Arbeitsplatz – die Aids-Hilfe Schweiz hat eine eigens dafür eingerichtete Fachstelle. IN T E R V I E W: H AY M O E M P LWozu braucht es eure Fachstelle?Trotz der medizinischen Fort-schritte zieht eine HIV-Diagnose auch heute noch eine deutliche Schlechter-stellung in zahlreichen Bereichen des all-täglichen Lebens nach sich. Benachteili-gungen im Arbeitsumfeld, gegenüber Sozial- und Privatversicherungen, aber auch Datenschutzverletzungen kommen häug vor. Die Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz setzt sich dafür ein, dass Menschen mit HIV zu ihrem Recht kommen und unterstützt sie im Kampf gegen Diskri-minierungen. Existiert denn immer noch eine «Diskriminie-rung» am Arbeitsplatz?Leider kommen solche Diskriminierungen immer wieder vor. Rund 10% der uns 2017 gemeldeten Diskriminierungen betrafen das Arbeitsumfeld. Und 25% der Anfragen an die Rechtsberatung im Jahr 2017 bezogen sich aufs Arbeitsrecht.Kannst du ein Beispiel nennen?Ein Mann erönete seiner Vorgesetzten im Vertrauen, dass er HIV-positiv ist. Ohne sei-ne Einwilligung informierte diese in der Folge die ganze Belegschaft darüber aus Angst, dass sich jemand anstecken könnte. Daraufhin wurde der Mann von gewissen Mitarbeitenden so gemobbt, dass er die Stelle kündigen musste.Wie viele Fälle werden von eurer Fachstelle konkret bearbeitet?Pro Jahr gelangen 300 bis 400 Personen mit rechtlichen Fragen rund um HIV an die Rechtsberatung. Diskriminierungen wer-den uns jedes Jahr rund 100 gemeldet. 2017 betrafen 40 Diskriminierungen die Sozial-versicherungen und 24 Fälle die Privat-versicherungen. In zehn Fällen wurden HIV-positive Menschen in der Arbeitswelt benachteiligt, in 14 Fällen ging es um Da-tenschutzverletzungen. Weiter erfasste die Aids-Hilfe Schweiz Diskriminierungen im Gesundheitswesen (9), bei Einreise- und Aufenthaltsrechten (8) sowie im Ausländer-recht (6).Inwiefern unterscheiden sich die Anliegen/Probleme in der Rechtsberatung bei/zwi-schen den LGBT*-Menschen und der hetero-sexuellen Bevölkerung?Unsere Rechtsberatung bietet Unterstüt-zung an bei Rechtsfragen und Diskriminie-rungen, die in direktem Zusammenhang Dr. iur. Caroline Suter vom Rechtsdienst der Aids-Hilfe Schweiz stellt fest, dass es nach wie vor zu Diskriminierung aufgrund der Diagnose HIV/AIDS kommt. Sie und ihr Team beantworten kostenlos Fragen rund um HIV und Recht.Foto: Mary Manser

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21INTERVIEWHIV AM ARBEITSPLATZA N ZE IG ELASS IHN ZU DIR KOMMEN!UND ZWAR REGELMÄSSIG IN DEINEN BRIEFKASTEN.10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 65.–Meine Abo-Bestellung Cruiser-Jahresabo für CHF 65.– Auslandsabo für Euro 80.– Gönner-Jahresabo für CHF 250.–Einsenden anCruiserClausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.chName | Vorname E-MailStrasse | Nr. GeburtsdatumPLZ | Ort | Land UnterschriftDAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZINDu erhältst den Cruiser in neutralem Umschlag per Post direkt zu dir nach Hause. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/abomit HIV stehen. In diesem Bereich sind grundsätzlich keine Unterschiede zu ver-zeichnen. HIV und Aids sind nicht mehr «sichtbar», ei-gentlich sollte daher die Krankheit im Alltag und Berufsleben kaum mehr eine Rolle spie-len. Gibt es Fälle und Situationen, in denen eine HIV-positive Person dennoch eine Anga-be diesbezüglich machen muss?In der Schweiz gibt es keine Picht, den Ar-beitgeber über die HIV-Infektion zu infor-mieren, auch nicht im medizinischen Be-reich, und ein Arbeitgeber hat kein Recht, nach HIV zu fragen. Tut er dies trotzdem, hat man das Recht, die Frage falsch zu beant-worten. Es gibt aber immer wieder Leute, die den Arbeitgeber freiwillig über ihre HIV-In-fektion informieren möchten. Diese reagie-ren manchmal sehr gut, manchmal kommt es dann aber auch zu Diskriminierungen oder Datenschutzverletzungen. In den An-tragsformularen von Taggeld- und Lebens-versicherungen sowie von Pensionskassen im überobligatorischen Bereich wird oft nach HIV und anderen vorbestehenden Krankheiten gefragt. Da dies Privatversiche-rungen sind, haben sie das Recht, solche Fragen zu stellen und als Antragsteller_in hat man die Picht, die Fragen wahrheitsge-mäss zu beantworten. Meistens verweigern dann die Versicherungen die Aufnahme oder bringen einen Vorbehalt für HIV an. Besonders im Bereich der Taggeldversiche-rung, welche die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gewährleistet, kann dies ein-schneidende Konsequenzen haben. Der me-dizinische Fortschritt wird von den Versi-cherungen noch viel zu wenig berücksichtigt.Wie ist das konkrete Vorgehen, wenn jemand eure Fachstelle kontaktiert? Was passiert nach der ersten Kontaktaufnahme?Die Kontaktaufnahme erfolgt telefonisch oder schriftlich. Persönliche Beratungen bieten wir keine an, da wir national tätig sind. Je nach Anfrage können wir diese di-rekt telefonisch oder per Mail beantworten. In den meisten Fällen handelt es sich aber um umfangreichere Beratungen, bei denen beispielsweise eine Kontaktaufnahme mit dem Arbeitgeber, der IV-Stelle, der Kran-kenkasse, des Gerichts oder einer anderen Institution oder Person notwendig ist. Um dies tun zu können, benötigen wir von den Klient_innen eine Vollmacht. Im Bereich des Sozialversicherungsrechts bieten wir auch Rechtsvertretungen an (Einsprachen, Einwände und Beschwerden). Dies sind umfangreiche Beratungen, die sich über Jahre hinziehen und sehr viele Stunden in Anspruch nehmen können. Menschen mit HIV / Aids und ihre Angehörigen, Beratende, Arbeitgebende, Ärzte, Ärztinnen und andere Interessierte können sich mit Rechts-fragen, die in einem direkten Zusammenhang mit HIV / Aids stehen, telefonisch oder schriftlich an den Beratungsdienst der Aids-Hilfe Schweiz wenden. Die Rechtsberatung ist kostenlos und erfolgt absolut diskret.E-Mail: recht@aids.chwww.aids.chFoto: Mary Manser

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22CRU I S E R A P R I L 2018KULTURBUCHTIPPBUCHTIPPWiesendanger, Tim Kurt: Abschied vom Mythos Monogamie. Wege zur authentischen Beziehungsgestaltung. Berlin 2018.Preis CHF 21.90ISBN 978-3896562647 Legitimation fürs Fremdgehen?Nicht nur Paare vor dem Traualtar schwören sich ewige Treue. Bei den meisten hält dieser Schwur allerdings nicht ein Leben lang. Woran liegt’s?VO N B I R G I T K AWO H L«Bis dass der Tod euch scheidet», eine Formel, die sich Liebende im Glauben um ihre ewige Liebe nicht nur im kirchlichen Rahmen verkün-den. Selbst bei Paaren, die keine o zielle Hochzeit feiern, ist dieses Statement, ob of-fen ausgesprochen oder implizit vorhan-den, der Grundpfeiler ihrer vermeintlichen Liebe. In vielen Fällen kommt es durch das Nichteinhalten dieser monogamen Struk-tur zum Scheitern der Beziehung. Hiermit hat sich der Fachpsychiater für Psychothe-rapie Tim Wiesendanger, spezialisiert auf LGBT- emen, intensiv in seinem eben er-schienenen Ratgeber beschäftigt. Biologisch gesehen sei der Mensch überhaupt nicht für die Monogamie konst-ruiert – wie übrigens nur ganz wenige We-sen auf der Welt. Im Gegenteil, gerade der an dem im Vergleich zum Gesamtkörper ab-surd grosse Penis des Mannes oder die un-sinnige Dauergrösse der Brüste einer Frau, die ja eigentlich nur zum Stillen gebraucht würden, seien auf pures Imponiergehabe ausgerichtet, mit dem man immer wieder neue Sexualpartner anlocken wolle. So ge-sehen widersprächen wir fortwährend un-seren biologischen Urinstinkten, die eine permanente Suche neuer Partner mit an-schliessender Erfüllung des Sexualaktes vorsähen.So spricht Wiesendanger dann auch folgerichtig in seinem Ratgeber von der Mo-nogamie des Menschen als einem Mythos. Wobei er deutlich macht, dass sich Mythen im Prinzip deshalb so gut in unserer Gesell-schaft halten, weil sie gerade unselbständi-gen Menschen das Leben erleichtern. Ge-stützt durch das 6. Gebot «Du sollst nicht ehebrechen» hält sich daher die Vorstellung hartnäckig, dass das monogame Leben das beste sei. Das, was in früheren Jahrhunder-ten einen praktischen Sinn hatte, zum Bei-spiel die relative Sicherheit, dass es zu kei-nen Kuckuckskindern kam, hat sich heute durch den medizinischen Fortschritt weit-gehend erledigt. Trotzdem sei, so Wie-sendanger, die Länge einer Beziehung im-mer noch der Gradmesser für ihre Qualität. Dies alleine sei eine fehlerhafte und sehr beein ussende Sichtweise. Warum sollten nicht nacheinander eingegangene Bezie-hungen zu einem ebensolchen Glücksge-fühl führen können, wie es Paare erfahren, die ihre Goldene Hochzeit feiern? Stattdes-sen folgten aus einem (falschen) Monoga-mie-Streben Eifersucht und schlechtes Ge-wissen. Diese seien aber «toxische» Gefühle. Ach was? Mit dieser Aussage sind wir bei ei-nem Grundproblem des Buches angekom-men. Die eigentlich interessante Fragestel-lung und die fundierten, wissenschaftlichen  esen verlieren sich oftmals in Banalitäten und psychologischen Aussagen, die nichts wirklich Neues sind. So hat man als Leser mehrfach das Gefühl, hier sollten Seiten ge-füllt werden, die es in Wahrheit nicht ge-braucht hätte. Verstärkt wird dieses Gefühl der künstlichen Verlängerung durch die an jedes Kapitel angefügte Zusammenfassun-gen, die in ihrer Länge doch sehr redundant sind. Mehrfach fragt man sich: Warum habe ich jetzt die vorangehenden Ausführungen gelesen, wenn ich (mehr als) das Wesentli-che sowieso am Ende des Kapitels noch-mals präsentiert bekomme?Wiesendangers Spezial-Kompetenz, seine Kenntnisse über LGBT, wird leider nicht so gekonnt wie erho t ausgespielt. Die durchaus vorhandenen Bezüge auf queere Kultur wirken mehrfach zu konstruiert. So wird z. B. in einem Exkurs die schlechte Behandlung von queeren Menschen in der Psychotherapie mit einer grundsätzlichen Anklage der Homo- und Transphobie von  erapeuten verbunden. Dieser sicherlich nicht zu leugnende Fakt hat aber kaum et-was mit dem Mythos Monogamie zu tun, es sei denn, man unterstellt per se allen Queers, dass sie überhaupt gar nichts von Monogamie halten. Aber auch da ist unsere Gesellschaft – zum Glück – sehr heterogen. Nachzuvollziehen ist die Aussage, dass LGBT schon früh in ihrem Leben Schuld- und Schamgefühle bezüglich ihrer sexuel-len Emp ndungen verinnerlichen, sie füh-len sich nicht «richtig», dies ist aber zumindest zunächst unabhängig von der von ihnen eingegangenen Beziehung, wo-mit das Durchbrechen der Monogamie zwar zu einem zusätzlichen Problem wird, das sich dann wiederum aber grundsätzlich nicht von dem der Heteros unterscheidet.Fazit: Wiesendanger greift in seinem Buch einen interessanten Denkansatz auf, der mehr als spannend und für unsere mo-derne (LGBT-)Gesellschaft relevant ist. Das Werk selbst entwickelt sich dann aber zu ei-nem relativ klischeehaften Psychoratgeber für jedermann, dessen Länge nicht durch den Inhalt gerechtfertigt ist.

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gaycity.chgaycity.chWhere to go in the little big cityInteresse in diesem Inserat aufgeführt zu sein? Anfragen an: info@zbiro.chCRANBERRYBar Metzgergasse 3www.cranberry.ch15TIP TOP BARDie Schlager BarSeilergraben 13www.tip-top-bar.ch Dienstag – Samstag ab 18.30 Uhr14PARAGONYAWellness ClubMühlegasse 11www.paragonya.ch12TIP TOP BARPREDIGERHOFbistro – barMühlegasse 15www.predigerhof.ch13MACHOCity ShopHäringstrasse 16www.macho.ch11LEONHARDS-APOTHEKEStampfenbachstr. 7www.leonhards.apotheke.ch044 252 44 20LES GARÇONSBar/TanzbarKernstrasse 60www.garcons.chTäglich geöffnet ab 18.30 Uhr34MOUSTACHEDie Sauna für MännerEngelstrasse 4www.moustache.ch(Nachtsauna jeden Fr / Sa)HUUSMAAKafi – Reschti – BarBadenerstrasse 138044 241 11 18www.huusmaa.chSa & So Brunch 10:00 – 15:002MED. DENT. KLAAS FRIEDELHeinrichstrasse 239Mit Tram 4/8/13/17 bis Escher-Wyss-Platzwww.swissdentalcenter.ch 043 444 74 005CHECKPOINTGesundheitszentrumKonradstrasse 1www.checkpoint-zh.ch044 455 59 107DANIEL H.Bar-RestaurantMüllerstrasse 518004 Zürich044 241 41 78www.danielh.ch8PARACELSUSApotheke & DrogerieLangstrasse 122paracelsus@bluewin.ch044 240 24 059BEAUTY LOUNGE FOR MENHaarentfernung, Kosmetik, Anti-Aging und BodyformingKalkbreitestrasse 42www.beautyloungeformen.ch 079 533 41 01INFINITYBar + Lounge auf drei EtagenZähringerstrasse 118001 Zürich www.infinity-bar.chTäglich geöffnet ab 17 Uhr 16auf drei EtagenANORY Massagen, Haarentfernung,Skincare und Beratungen.Winterthurerstrasse 708006 Zürichwww.anory.ch 043 810 09 2217www.anory.ch 043 810 09 221016MEN BODYWORKMassagen & Tantra für MännerSchiffbaustrasse 9awww.menbodywork.ch076 222 66 88Gaycity_Cruiser_Januar_2018.indd 2 08.11.17 15:26

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24CRU I S E R A P R I L 2018KULTURINTERVIEW ALEXANDER SEIBT«Coco als Musical – ich fand das grossartig»berührt mich das ema persönlich – ande-rerseits ist mein Instinkt als Autor sofort da-rauf angesprungen: Wow, das ist ein toller Sto!Du bist selbst auch Schauspieler: Wo siehst du die besondere Herausforderung für die Darsteller?Ha, Coco wird für die Schauspielerinnen und Schauspieler eine ziemliche Aufgabe – schon die Grundidee des Stücks wird ihnen einiges abverlangen, mehr will ich da aber noch nicht verraten. Sie müssen auf jeden Fall sowohl das komische als auch das dra-matische Fach beherrschen, denn einerseits geht es um Leben und Tod – andererseits würde man für eine gute Pointe jederzeit seine eigene Grossmutter verkaufen. Maria-VO N H AYMO E M PLCoco war die berühmteste Transfrau der Schweiz der 1990er-Jahre, ver-letzlich, getrieben, charismatisch. In Bern war sie ein Star: Eine Frau im Körper eines Mannes, die leidenschaftlich und furchtlos gegen alles anrennt, was zwischen ihr und jenem Tag steht, an dem sie endlich sagen kann: «Jetzt bin ich: Ich.» Ihre grössten Widersacher scheinen dabei weder ihre El-tern noch ihr überfordertes Umfeld zu sein, sondern ihr eigener Körper. Obwohl sie sich mit zwanzig einer geschlechtsangleichen-den Operation unterzieht, bleibt ihr Leben eine verzweifelte Suche nach sich selbst – und ohne Happy End.Inspiriert von seinem Vorbild erzählt «Coco» die Geschichte einer Frau, die im Körper eines Mannes lebt. Das Musical er-hebt dabei keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, es ist stattdessen die überfälli-ge Hommage an eine Frau, die ihren an-spruchsvollen Weg mit Entschlossenheit und Würde gegangen ist. Übrigens: Mit da-bei wird auch Christoph Marti von den «Ge-schwister Pster» sein, er wird die Rolle der «Gilette» spielen. Geschrieben hat das Musi-cal Alexander Seibt, es ist das erste deutsch-sprachige Transgendermusical überhaupt. Wir haben uns mit Alexander unterhalten.Cruiser: Alexander, wie ist es zur Idee von «Coco» gekommen?Alexander Seibt: Cihan Inan, der Schau-spieldirektor von Bern, ist mit dem Vor-schlag auf mich zugekommen: Coco als Mu-sical – ich fand das grossartig. Einerseits Foto: Ayse Yavas

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25CRU I S E R A P R I L 2018 COCO1969 wurde Coco als Marc-Patric Lorétan ge boren. 1987 liess er sich unter dem Künstler-namen Coco zum Model ausbilden, 1988 schloss er die Matura ab, 1990 folgte die Geschlechts anpassung und aus Marc-Patric wurde Claudine-Eve. Doch ihre Mutter Trudy sagte später in einem Interview: «Sie war nie wirklich glücklich. Sie ist am Leben zerbro-chen.» Nach den Eingriffen quälten sie Depres-sionen sowie eine schwere Identitätskrise. Ärzte diagnostizierten zudem eine Psychose. 1991 schrieb Coco ein Stück Schweizer Mediengeschichte; Paul Riniker zeigte auf SRF den Dokumentarfilm «Traum Frau Coco», mit Rekordeinschaltquote.1997 ein weiterer Schicksalsschlag: Diebe steh-len das 1000-seitige Manuskript ihrer Autobio-grafie. 1998 wird die Situation dramatisch. «Sie hatte zuletzt kaum noch gegessen und getrun-ken», sagte ihre Mutter damals in einer Tages-zeitung. Am Telefon hatte sie ihre Tochter noch gebeten nach Hause zu kommen, doch Coco war zu schwach und sagte, sie schaffe es nicht mehr, aus dem Bett zu steigen. Tags darauf erhängte sie sich.Das Musical zeigt das Leben von Coco nicht strikt autobiographisch. Tickets auf www.konzerttheater.chKULTURINTERVIEW ALEXANDER SEIBTnanda Schempp, die Coco spielt, wird alle Register ziehen müssen – darauf kann man sich nur freuen. Und dann sind da noch die Songs von Komponist Markus Schönholzer: Umwerfend – aber Teufel, ganz einfach zu singen sind die wohl auch nicht.Was war für dich von der Textseite her besonders anspruchsvoll und wo lag die Herausforderung?Es gibt vieles, dem ich gerecht zu werden – und einiges, worauf ich Rücksicht zu neh-men hatte. Einerseits haben wir hier eine persönliche Geschichte; von einem Mensch, der wirklich gelebt hat: Viele von Cocos en-gen Freunden leben noch. Ihr Vater lebt noch. Und andererseits ist es das erste deutschsprachige Transgender-Musical – ich habe also auch die Verantwortung, dieses ema mit allem, was ich habe, zu vertreten – und zwar weit über Cocos per-sönliche Geschichte hinaus. Und da ist drit-tens dann noch mein eigener Anspruch als Autor: Eine Geschichte zu erzählen, die be-rührt, unterhält und begeistert.Wie bist du bei den Recherchen vorgegangen? Coco war ja noch in der Vor-Internet-Zeit populär…Ich habe ein paar ihrer ältesten und engsten Freunde getroen. Später dann auch ihren Vater. Und natürlich habe ich mir den Doku-mentarlm von Paul Riniker genau angese-hen. Aber ich wollte ja keine Biographie über Coco schreiben – sondern vor allem auch ein Stück, dass eine einzige Frage stellt: Was bedeutet es, in und mit einem Körper zu le-ben, der nicht das eigene Geschlecht hat? Diese Frage hat auch einen gesellschaftli-chen Aspekt – und da hat sich in den letzten 20 Jahren ziemlich viel getan. Auch hier habe ich mich mit Transfrauen und –män-nern unterhalten, die so freundlich waren, von sich zu erzählen – und von den spezi-schen Problemen, mit denen sie und die Community konfrontiert sind. (Shoutout Transgendernetwork Switzerland!) Und na-türlich kann man darüber auch im Internet und in Büchern eine Menge nden.Wie bist du bei den Texten vorgegangen, gab es da ein Schema?Nach der Recherche hatte ich eine grobe Vorstellung von Figuren und Story, vor allem hatte ich aber ein Gefühl im Bauch. Bei eatertexten kann man viel intuitiver arbeiten als bei Drehbüchern. Ich habe das maximal ausgenutzt – also einfach mal drauos geschrieben, und zur Hölle mit den Konsequenzen! Insofern gab es kein Sche-ma – was ich aber immer tue, ist, vor jeder Szene ein paar Fragen beantworten, z.B. wer will was, warum ist das wichtig, welche Strategien stehen ihm zur Verfügung und was ist der Punkt der Szene? Die Antworten auf diese Fragen sind wie Leuchttürme: Man kann auch mal wild drauos segeln, ohne sich gleich zu verirren. Shoutout auch an meine dramaturgische Sparringspartne-rin, die grossartige Fadrina Arpagaus, Dra-maturgin in Bern!Hast du während deiner Arbeit den Menschen hinter Coco in irgendeiner Weise spüren können? War da noch jemand hinter der öffentlichen Person «Coco»?Natürlich gibt es diesen Menschen, und sie ist mir immer wieder begegnet. Das meiste davon geht aber niemanden etwas an, und ich erwähne es weder im Stück noch hier. Wichtig für mich ist: Sie hat mit Mut, Witz und Verzweiung ihren Kampf gekämpft – und ja, am Ende hat sie verloren. Aber sie hat vielen nach ihr eine Tür geönet, die sich nicht mehr geschlossen hat.Coco hatte eine tragische Geschichte – eignet sich diese tatsächlich als Musical-Stoff?Um so mehr! Als Teenager habe ich mein Geld für Opern ausgegeben – die Musicals unserer Urgrosseltern. Die schwimmen nur so in Blut und Tränen. Musik erönet eine tiefe Gefühlswelt und ist hervorragend ge-eignet für tragische Stoe – einerseits um sie in ihrer ganzen emotionalen Tiefe auszulo-ten, andererseits um auch mal etwas Ver-spieltheit und Leichtigkeit in den Abend zu bringen.Was darf / kann das Publikum vom Musical erwarten?Der Abend wird berühren; er wird weh tun – und hoentlich sehr lustig werden. Wir werden alle sterben – verdammt, dann soll es zumindest Spass machen. Besonders freuen kann man sich auf die grossartigen Songs von Komponist Markus Schönholzer – der übrigens auch die Lyrics verfasst hat. Guter Mann – tolle Zusammenarbeit: Am liebsten würde ich gleich das nächste Musical mit ihm schreiben. Das Musical erhebt dabei keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, es ist stattdessen die überfällige Hommage an eine Frau, die ihren anspruchsvollen Weg mit Entschlossenheit und Würde gegangen ist.ALEXANDER SEIBTAlexander Seibt schrieb seinen ersten Thriller als Elfjähriger auf einer Hermes Baby. Heute lebt er als freier Autor und Schauspieler in Zürich und Berlin. Er war Mitbegründer der berüchtig-ten «Off Off Bühne» und Ensemblemitglied des Zürcher «Theater am Neumarkt». Er hat mit zahlreichen Regisseuren in unterschiedlichsten Produktionen zusammengearbeitet. Er schreibt Filmdrehbücher und Theaterstücke, entwickelt und überarbeitet Stoffe für Spielfilme und Serien und arbeitet als Dialogautor. Beim Musi-cal «Coco» war er für Text und Story verant-wortlich – in Zusammenarbeit mit dem Kompo-nisten Markus Schönholzer, der Songs und Lyrics verfasste.Foto: Ayse Yavas

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26CRU I S E R A P R I L 2018KOLUMNEMIRKOKuchenbacken für das gute Studium – Teil 1VO N M I R KOSlow down! Dachte ich mir. Mirko, ja, es isch Früehlig, aber du hesch im-mer Früehlig, lass di jetz nöd stresse. Sollen jetzt die Amateure die Betten unsi-cher machen. Ich mach das, wenn d Hasel- und Birkepolle nümm zentrali News sind. Überhaupt het mi das mit de Roboter und em Studiere voll packt. Chasch glaube, das bring i. Bi scho a so Infoevents gsi. Cool. Stu-diere isch tüür und min Lohn längt knapp für mich. Gut, ich wohne bei meinen Eltern, das hilft. Mama und Tata sparen sich auch schon mager, um etwas an das Ganze be-zahlen zu können. Mein Studium wird ein Familienfest. Ich schwör. Nöd nur Mama und Tata, nein, auch Striˇcevi, Djedovi und Rođaci, die ganzi, grossi Familie halt. Alle sind debii. Es muss gut geplant sein, aber das ist bei allen Familienfesten so. Ja hey, wie glaubsch, dass mir süsch immer a Os-tere die ganze Gang bi euis in Dietike hättet. Wohned ja nöd alli grad i de hood. Und noch mehr Organisation braucht’s, die ganzen Leute unterzubringen. Hat bis jetzt immer geklappt. Also kriegen wir das mit dem Stu-dium auch hin. Während nun alle drüber redet, dass i jetzt denn gohne studiere, back ich einen Kuchen, han i dänkt. Organisiere chönnds, aber dafür muss unendlich viel gschnurret werde. Also uf jede Fall meh als inere volle S-Bahn uf Züri oder inere Gay Bar. Ich liebes, aber mängmol ist’s auch zu viel. Also back ich den Osterkuchen. Das be-ruhigt, han i dänkt. Also, was bruchts für ne Madjarica? Mama het sicher alles im Schrank. Milch, Butter, jaja, het‘s sicher, iss i ja jede Morge, denn dunkli Schoggi, Sour Cream, Backpul-ver, Mehl, mini Baka tuet denn no chli Rhum dri. Aber das het Mama au im Schrank. Sour Cream het’s kei und über-haupt ist gerade Zeit etwas Frühligssunne zu geniessen. Also los zum Migros, ach, und schon bin ich wieder abgelenkt. Weisch, die Stories vo de Pfadi und so, ich war ja nie da-bei, aber man hört davon, vom backe und denn chömed d Jungs alli uf d Guetzli, wo nochher verkauft werden, am besten wohl beim Dorfbazar. Wird wohl nicht stimmen, die Geschichte, ich schau mir die Jungs an da auf dem Weg zum Laden und ich glaub nöd, dass die uf so Idee chömed. Aber wer würd’s mir agseh, dass ich Kuchen backe? Wahrschinli dänked die andere jetz grad, dass ich scho no so eine chönnti si, wo uf Cookies creamed. Es ist ja meistens anders als man sich’s vorstellt. Muess i jo wohl niemtem verzelle? Oder seid ihr so gut im Vergessen? Wie war’s genau beim letzten Date? Das war auch nicht so, wie’s du dir er-ho t hast. Da hesch sicher au Phantasie brucht, ganz so wie ufem Bild und im Chat isch es nöd gsi. Also ich nehm mir 200 Gramm Sour Cream, mach’ mi scho mol bi dem neue Gstellfüller bi de Joghurt bemerk-bar, mir weiss nie, ob er grad Pause het jetzt oder s nöchst mol. Bi dem würd i gärn bim Stressrelief Hand alegge. Kei lost case auf jeden Fall, de Augeufschlag seit alles. De sött villicht besser nöd i de Abteilig mit de o ne Backware scha e, vo wäge Creamed Cookies. Aber er hat keine Pause und ich muss die Madjarica hinkriegen. Man muss sie nämlich einen Tag lang ruhen lassen, bis man die Schnittchen isst. Natürlich bleiben die Gäste bis am Ostermontag, aber wenn ich auf seine Pause warte und dann noch rummache, dann wird mein Gebäck höchs-tens «to go» fertig, für wenn mini Familie wieder abfräst – und dä Fachfüller bliibt no chli. Das schätze ich nicht. Das han i natür-lich gfrogt. Das überlasse ich nicht dem Zu-fall, denn de do isch hot. Weisch so mit vil wisse Zähn und eme Tattoo uf em Hals. Ver-lieb ich mich jetzt grad? Sack, Mirko, du bäckst einen Kuchen, damit das mit dem Studium gut kommt. Nur weg von hier und in die Küche. So, Madjarica also: Da macht man Teig, Mehl und Butter halt, dann Eier und Zucker und Backpulver und dann durchkneten, in sieben Teile aufteilen und kaltstellen. Die halbe Stunde chani guet bruche wäge dem Typ met dem Tattoo am Hals. Viel han i nöd gseh, aber den Rest auf seinem Rücken schau ich mir demnächst länger an, wenn er mol noch de Arbet Ziit het. Also die halb Stund wo de Teig chüel staat, han i dringend i mis Zimmer müesse, aber nei, ich mach‘s nöd uf d Cookies. Und Madjarica? Isch guet usecho. De Rescht vom Rezept erzähl ich nächstes Mal. Mein Studium wird ein Familienfest.Kei lost case auf jeden Fall, de Augeufschlag seit alles.

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Danya Care GmbH, Badenerstrasse 621, 8048 Zürich, Telefon: +41 (0)44 401 04 07, Mobil: +41 (0)76 393 48 48 Wir vermitteln und beraten Fachleute. Wir unterstützen Sie, damit Ihnen die richtige Wahl leichter fällt. Wir paaren in unserer Tätigkeit Erfahrung, Wissen, Methodik und soziale Kompetenz. Wir setzen uns für Ihre Interessen ein und streben langfristige Partnerschaften an. Wir garantieren absolute Diskretion. Kurzum: Wir sind die geeignete Stellen- vermittlung für Ihren Wunschjob.Für unsere Kunden in der Langzeitpege (mehrere Häuser in der Stadt und im Kanton Zürich) sind wir auf der Suche nach motivierten und qualizierten Fach-kräften. 80 % – 100 % Dipl. Pegefachperson HF/AKP/DNII Fachpersonen Gesundheit (FaGe)Ihre Hauptaufgaben sind: Professionelle Pege und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sämtlichen in der Betreuung und Pege eingebundenen Stellen.Sie verfügen über: Eine abgeschlossene Diplomausbildung HF, DNII, AKP, FaGe Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit Berufserfahrung in der Geriatrie- und Lang-zeitpege PC-Anwenderkenntnisse Wir bieten: Zuverlässige(r) und attraktive(r) Arbeitgeber Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten 5 Wochen FerienFühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!Ihre vollständige Bewerbung mailen Sie bitte an: info@danyacare.chDie Vermittlungs- spezialisten für Pegefachpersonal Danya CareDanya CareA N ZE IG E

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28SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURVO N A L A I N S O R E LSpäter wird er sein Missgeschick ewig beklagen, der bärenstarke Held He-rakles, Sohn des griechischen Göt-tervaters Zeus und einer Sterblichen, Kämp-fer für das Gute und Unschuldige, aber auch jähzornig und gewalttätig. Auf der Fahrt übers Meer zerbricht ihm das Ruder, und er muss an Land gehen, um ein neues herzu-stellen. Seine Kameraden bleiben auf dem Schi zurück. Nur seinen Waenträger und Geliebten, den jungen Hylas, nimmt er mit.Zuerst noch eine UmarmungEs bereitet Herakles, dem Halbgott, keine Mühe, aus dem Erdreich einen Baum zu zie-hen und den Stamm zuzubereiten für seine neue Aufgabe zu Wasser. Die Arbeit macht Durst, und so schickt er Hylas aus, um fri-sches Quellwasser zu holen. Bevor der Bur-sche weggeht, umarmen sich beide ganz fest. Sie halten es kaum aus ohne einander; Herakles mahnt ihn, sich zu beeilen. Das hört Hylas noch so gerne.Beschwingt eilt er einem kleinen Wäldchen entgegen. Er hot, dort aus einer Quelle Wasser schöpfen zu können. Schliesslich gelangt er an einen kleinen See, auf dessen spiegelglatter Oberäche ihm die wunderschönen Seerosen auallen. Es ist eine friedliche Stimmung, weiches Moos lädt zum Verweilen ein. Er beginnt Wasser zu schöpfen. Eigentümlich losgelöst fühlt er sich von der Welt. Und hat irgendwie plötz-lich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Aus nächster Nähe beobachtet zu werden. Das Wasser fängt an, sich zu kräuseln, klei-ne Wellen plätschern gegen den Strand.Wo bleibt er nur?Herakles sieht immer wieder nach dem Wäldchen hin. Hylas müsste bald auftau-chen. Die Kehle des Helden ist völlig ausge-trocknet und überhaupt: Die Abwesenheit des Freundes löst bei ihm von Kopf bis Fuss Entzugserscheinungen aus. Er wartet und wartet und wartet…Den schwulen Geliebten beim WasserholenverlorenHylas, der Geliebte des Helden Herakles, kehrte einst vom Wasserholen nicht mehr zurück. 1896 hat der Maler John William Waterhouse auf einem seiner Bilder gezeigt, weshalb. 2018 hat die Sexismus-Debatte die griechische Sage über Hylas und das Motiv des Bildes eingeholt.Hylas und Herakles halten es kaum aus ohne einander.CRU I S E R A P R I L 2018

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29Aber Hylas kommt nicht. Er wird nie mehr zurückkehren. Nach und nach mer-ken die Reisegefährten von Herakles auf dem Schi und dieser selbst, dass etwas nicht stimmt. Sie werden unruhig und star-ten eine Suchaktion. Sind schnell am Ufer des kleinen Sees im Wäldchen. Umsonst. Hylas ist wie vom Erdboden verschluckt.Herakles ist ausser sich vor Schmerz. Er bricht die Reise ab, zusammen mit sei-nem Neen und Wagenlenker Iolaos. Sie werden ein neues Liebespaar, werden aber noch lange weiter nach Hylas forschen. He-rakles quält sich Jahre hindurch mit Vor-würfen. Immer wieder sagt er sich, dass er ja ganz in der Nähe gewesen sei, als Hylas im Wäldchen verschwand, dass er mit wenigen Schritten dort hätte sein und ihn beschüt-zen können. Was aber ist am See passiert, was ist Hylas zugestossen?Blick frei auf einen muskulösen RückenDie Sage gibt die Antwort. Der britische Ma-ler John William Waterhouse (1849 bis 1917) hat eine ihrer Schlüsselszenen veranschau-licht auf einem Gemälde aus dem Jahre 1896. Zu sehen darauf sind mehrere nackte junge Frauen, die bis zur Taille in einem Ge-wässer voller Seerosen stehen. Barbusig blicken sie auf einen jungen Mann in einem schulterlosen Gewand; die eine hält mit beiden Händen scheinbar sanft seinen rechten Arm fest. Er ist im Pro-l gemalt; der Blick des Bildbetrachters ist freigegeben auf den muskulösen Rücken mit der kräftigen rechten Schulterpartie und dem starken Arm. Wie der Bursche von vorne aussieht, kann (leider) nur erraten werden. Den Frauen in der dargestellten Szene selbst bleibt freilich nichts verborgen. Was sie sehen, gefällt ihnen oenbar.Der junge Mann ist Hylas. Die Frauen sind Najaden, Wasserwesen, die über den See wachen, den der Jüngling aufgesucht hat. Das Werk von Waterhouse, «Hylas und die Nymphen», zeigt plastisch, wie dicht sie bereits an ihn herangekommen sind. Ihre Haltung hat etwas Lockendes, Sinnliches. Sein Oberkörper ist gebeugt, weil die eine an ihm zieht und zerrt. Man spürt, er wird ➔ SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURA N ZE IG EBAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!Howard Panter for Rocky Horror Company Limited, Ralf Kokemüller for BB Promotion GmbH and Freddy Burger Management present Sky du Mont &Knackeboulals Erzähler*www.rocky-ho rror-show.ch10. - 15. 04.18 17. - 22. 04.18 Musical Theater Basel* Änderungen vorbehaltenHylas und die Nymphe. Statue in St. Johns Lodge Gardens in London.

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30CRU I S E R A P R I L 2018SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURformance», inspiriert teilweise durch die De-batten über #MeToo und Sexismus. Sie stiess aber auf eindeutige Ablehnung von Seiten der Userinnen und User im Netz.#MeToo droht übers Ziel hinauszu-schiessen. Tugendwahn und Prüderie, Into-leranz und Zensur dürfen nicht die Antwort auf tatsächliche sexuelle Willkürakte oder entsprechende Vorwürfe sein. Wenn Bilder abgehängt werden, wenn wegen angebli-cher sexueller Diskriminierung von Frauen Gedichte überpinselt werden sollen, wenn im Namen auch der political correctness und der Tendenz, nicht mehr zur eigenen Kultur zu stehen, Wörter verboten und Sta-tuen verhüllt werden, trocknen wir diese unsere Kultur aus und verelenden geistig. Nur gut, dass das Bild inzwischen wie-der hängt und Besucher den Impuls verspü-ren dürfen, Hylas von den Nymphen zu-rückzureissen. demnächst in den See stürzen. Die Sage selbst spricht Klartext: Sie werden ihn in die Tiefe ziehen, wo er, ewig bestehend, die schönste ihrer Seerosen werden soll. Da hatte er auf Erden Erregenderes vor. Die Najaden also haben zugeschlagen und die Zukunftspläne von Herakles und seinem Geliebten durchkreuzt. Das wissen wir dank der Sage. Sie wird weiter für Hylas zeugen. Das Bild von Waterhouse hoentlich auch. Das war jüngst nicht mehr so sicher. Das Gemälde verschwand von seinem ange-stammten Platz in der Manchester Art Galle-ry. An dem dadurch freigewordenen Platz sollten Besucher Zettelchen an die Wand pinnen und ihre Meinung über solche Bilder in der heutigen Zeit kundtun. Die Kuratorin verstand dies als «eigenständige Kunstper-Der Blick ist freigegeben auf einen muskulösen Rücken und einen starken Arm.Er hatte Erregenderes vor, als eine Seerose zu werden.Mehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse. In dieser Folge: Hylas, Geliebter des Herakles in einer Sage der Antike, und die aktuelle Sexismus-Debatte.Hylas und die Nymphen, 1896. Öl auf Leinwand. John William Waterhouse (1849-1917).

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31CRU I S E R A P R I L 2018KOLUMNEMICHI RÜEGGDer Penis ist ein kleiner RassistMenschen existieren in allen Farben. Aber nicht jeder mag jede. Das kann vor allem dann zum Problem werden, wenn der eigene Partner nicht die Farbe hat, die er haben sollte. Was kann man dagegen tun? Nicht viel, fi ndet unser Kolum-nist Michi Rüegg.VO N M I C H I RÜ EG GDas Problem beim Rassismus ist, dass er menschenverachtend, verab-scheuungswürdig und völlig dane-ben ist. Ein weiteres Problem beim Rassis-mus ist, dass man ihn nicht überall ausrotten kann.Ich erinnere mich, wie mir ein Freund sein Leid klagte. Seit Jahren steht er auf dunkelhäutige Typen, Afrikaner, Halbafri-kaner, Latinos, egal woher. Hauptsache sie sind nicht weiss und recht hübsch. Zwar hatte er immer mal wieder auch Sex mit sei-nesgleichen, aber der war halt nie so gut wie mit den dunkelhäutigen Typen.Dann hatte er einen weissen Schwei-zer zum Freund. Er wollte das so. Schliess-lich hatten ihm die Latinos zum Teil den letzten Nerv geraubt. Da waren manchmal doch recht unterschiedliche Kulturen auf-einandergeprallt. Im Bett mochte das noch so gut funktioniert haben. Ausserhalb des Bettes kam es zu kleinen Katastrophen. Nun hatte er also seinen durchaus hübschen jungen Schweizer. Und er war auch sehr glücklich mit ihm. Aber dem Sex, so richtig beide auch alles machten, dem fehlte die gewisse südliche Würze, die mein Bekannter so sehr schätzte.«Was soll ich tun?», fragte er. Meist projizierte er im Geiste einen Latino in den Körper seines Partners. Aber so spitz wie ihn die dunkelhäutigen Typen machten, so geil wurde er nie bei seinem Schweizer. Es war zum Verzweifeln.Viele Schwule sind genauso gut im Ausgegrenztwerden wie im Ausgrenzen. Auf Datingportalen stehen Dinge wie «Sorry, no Asians». Spricht man jemanden darauf an, tritt das Dilemma zutage: «Ich  nde die halt einfach nicht sexy, tut mir leid», sind solche Sätze. Und es ist ja auch nicht praktikabel, nur aus Gründen der Diversity mit Men-schen zu schlafen, von denen man sich nicht angezogen fühlt. Hirn und Herz mögen noch so o en und im Weltverbesserungs-modus sein – wenn der Pimmel die Sachlage anders sieht, besitzt er ein Vetorecht.Natürlich gibt es sie: Die Kerle, die irgendwie nicht den gewissen Typen dar-stellen, den man sucht. Aber trotzdem etwas ausstrahlen, das einen anzieht. Doch die Erfahrung zeigt, dass ein Töpfchen im-mer wieder nach einem ähnlichen Deckel-chen sucht.Ich selber bin keinen Scheiss besser. Zwar praktiziere ich seit Jahren die Völker-verständigung. Mein Dating-Album liest sich wie eine Benetton-Werbung. Aber ich ertappe mich trotzdem immer wieder dabei, wie ich gewisse Features stärker gewichte als andere. Und ja, es gibt Männer typen, die mir nicht zusagen. Ganz un abhängig davon, ob sie objektiv gutaussehend sind. Sofern Aussehen objektivierbar ist.Und dann sind da noch die Fetische. Man träumt von Sex mit Arabern im Schat-ten einer Dattelpalme, mit jungen Balkane-sen in der Umkleide des Fussballstadions, groben türkischen Teenagern und so Sa-chen, an die man halt nicht immer heran-kommt. Einer meiner Ver ossenen, viele Jahre ist‘s her, war Malay aus Singapur. Ich sagte ihm damals, dass ich die malaiischen Jungs recht häu g recht attraktiv fände. Er fand, das sei sehr typisch für Europäer. Man fan-ge mit Malay an und wenn man ein paar Jahre älter sei, kämen die Chinesen. «Was ist mit den Indern?», wollte ich wissen. Schliesslich bilden sie eine weitere grosse Bevölkerungsgruppe im Stadtstaat. «Och», fand er, «die sind dran, wenn man älter und kinky drauf ist.» Neulich erkundigte ich mich bei einer gemeinsamen Freundin nach Mohammads Be nden. Es gehe ihm gut, fand sie: «Er ist jetzt mit einem Inder zusammen.» Moham-mad hat jetzt keine Haare mehr. Er ist alt.Immerhin wissen wir: Geschmack kann sich über die Jahre ändern. Oder wer hätte vor zwanzig Jahren schon einen Bärti-gen geküsst? Viele Schwule sind genauso gut im Ausgegrenztwerden wie im Ausgrenzen.Man träumt von Sex mit Arabern im Schatten einer Dattelpalme.«Was ist mit den Indern?», wollte ich wissen.

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32CRU I S E R A P R I L 2018KOLUMNEANDREAS LEHNERIch will!VO N A N D R E A S L E H N E REigentlich ging es um eine ganz nor-male Frage bei Dr. Gay: «Was passiert, wenn ich zusammen mit meinem Freund abspritze?». Die Antwort auf den Publikationswunsch kam prompt von Haymo, dem Chefredaktor vom Cruiser: «Das Korrektorat hat mich auf euren Text hingewiesen. Wir haben ihn angepasst, da-mit der Provider uns nicht wieder blockiert. Es heisst jetzt: «Mein Freund und ich hatten Sex. Mit allem Drum und Dran.»Wie bitte? Mit allem Drum und Dran? Da freue ich mich aufs Frühstück, das mit einbegri en scheint. Oder mit Vorlesen von Gedichten nach dem Akt? Warum nennen wir das Kind nicht beim Namen? Es gibt unterschiedliche Namen für unterschiedliche Dinge. Bundesämter, die modern sein wollen, sprechen beim Ge-schlechtsverkehr ja zum Beispiel gerne von «bumsen». Wer bitte bumst? Die Vorstel-lung, mit dem Gschpänli im Bett zu liegen und zu fragen: «Magst du bumsen?» scheint mir eher abtörnend denn erfreuend. Gut, das mag an meinem Alter liegen. Aber ich will Ficken. Weder Geschlechtsverkehr ha-ben noch bumsen. Ich will auch nicht eja-kulieren sondern abspritzen. Und wer mein Lieblingskörperteil als Glied bezeichnen möchte, hat eh verloren. Zusammengesetzt würde das heissen: Mein Schwanz  ckt dich bis du abspritzt. Oder so. Oder umgekehrt. Nichts gegen all die anderen Bezeichnungen. Aber wenn ich verschwitzt im Taumel der Leidenschaft auf, unter oder neben einem Mann liege, dann mag ichs derb. Oder bin ich der Einzi-ge, der das so sieht?Warum diese Diskussion wichtig ist? Eine gesellschaftspolitische Strömung, die mir gar nicht gefallen mag: Nach wie vor gibt es Homo- und Transphobie. Dazu kommt aber je länger je mehr die Rückkehr einer prüden Haltung allem Geschlechtlichen ge-genüber. Und das gilt es zu bekämpfen.Und dies fordere ich nicht nur inner-halb der Gesellschaft. Nein, auch innerhalb unserer Community: Es gibt keinen Platz für Sexismus, Rassismus und alle anderen doofen Anmachen wegen politischen Hal-tungen oder Religionszugehörigkeiten. Fazit ist: Kämpfen wir für unsere Lie-be, kämpfen wir für unsere Lust, kämpfen wir für unsere Berechtigung in der Gesell-schaft. Geben wir uns nicht zufrieden mit halbherzigen Dingen wie «Eingetragener Partnerschaft», «Alles mit Allem» und «Bumsen». Leben wir doch den Traum, den wir mal hatten: Von einer neuen Gesell-schaftsordnung, in der Liebe, Lust, Glück und Frühling in nächtelangem Geschmuse und sinnlich-explosiver Geschlechtlichkeit gipfelt. Wo Menschen akzeptierend mitein-ander sind. Auch untereinander. Kämpfen wir für unsere Liebe, für unsere Lust, für unsere Berech tigung in der Gesellschaft.Mit allem Drum und Dran? Da freue ich mich aufs Frühstück, das mit einbegriffen scheint.Andreas Lehner ärgert sich über den Umgang mit dem Schönsten der Welt. In Sprache und Gesellschaft.ANDREAS LEHNERAndreas Lehner ist stv. Geschäftsführer und Leiter des Programms MSM bei der Aids-Hilfe Schweiz. Als Privatmann ist Andreas seit 1996 als Fotograf, Zeichner und Texter erfolgreich tätig. Seine grösseren Reportagen – unter an-derem über Osteuropa, Afrika und Russland – erscheinen im Jahresrhythmus beispielsweise in der WOZ. Andreas wohnt und arbeitet in Zürich. Infos unter: www.andreaslehner.com

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33RATGEBERDR. GAYDr. GayDR. GAYDr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-HilfeSchweiz. Die Fragen werden online aufwww.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschul-ten Beratern beantwortet dort deine Fragen,welche in Auszügen und anonymisiert im«cruiser» abgedruckt werden.VO N V I N ICI O A L B A N IVERHINDERT ANALVERKEHR DIE HEILUNG EINES ABSZESSES?Vor Wochen hatte ich einen sehr schmerzhaften Abszess im After. Nach der Behandlung durch einen Spezialisten habe ich eine spezielle Salbe erhalten. Der Abszess kommt und geht, die Salbe hilft nur be-dingt. Kann es sein, dass passiver Analverkehr oder Analduschen die Heilung verhindern? Mir ist es unangenehm, mit dem Arzt über Analverkehr zu sprechen. Hans-Peter (51)Hallo Hans-PeterEs ist möglich, dass der Abszess durch die Reizung beim Analverkehr oder bei der Analdusche nicht richtig heilen kann und du deshalb immer wieder Rückfälle hast. Allerdings kann ich hier keine Ferndiagno-se stellen. Du solltest über deinen Schatten springen und ehrlich zu deinem Arzt sein. Auch wenn es dir vielleicht anfangs unan-genehm ist, schlussendlich kommt es dir zugute. Dein Arzt kann dich nur optimal behandeln und beraten, wenn er alle Fakten kennt. Und keine Sorge: Ärzte gehen in der Regel professionell mit solchen Informatio-nen um. Falls nicht, wäre es vielleicht Zeit, zu einem anderen (schwulen?) Arzt zu wechseln.Alles Gute, Dr. GaySIND MARMORIERTE HÄNDE EIN HINWEIS AUF HIV?Welches sind die typischen Symp-tome einer HIV-Infektion? Ich habe immer wieder marmorierte Hände. Kann dies ein Anzeichen sein, dass ich mich mit HIV angesteckt habe? Richard (23)Hallo RichardTypische HIV-Symptome gibt es, sie können aber verschiedenartig auftreten oder ganz ausbleiben. Da es sich meist um Grippe-symptome handelt, können sie auch fehlge-deutet werden. Die Inkubationszeit kann von einigen Tagen bis wenigen Wochen dauern. Häu g tritt Fieber auf (zwischen 38° und 40°) und es kommt zu einem Hautaus-schlag, Lymphknotenschwellungen, Hals-weh, Gelenk- und Muskelschmerzen und Husten, aber auch Magen-Darm-Beschwer-den oder Kopfschmerzen können auftreten. Marmorierte Hände sind mir als typisches Symptom einer Primoinfektion nicht be-kannt. Sie sind meist ein Zeichen mangeln-der Durchblutung. Es ist wichtig zu wissen, dass Symptome einer Primoinfektion nur ein Indiz auf eine mögliche HIV-Infektion sind, kein klarer Hinweis. Eine HIV-Infek-tion kann, wie bereits erwähnt, genauso ohne Symptome vorkommen. Hattest du denn eine Risikosituation? Falls ja, ist es am sinnvollsten, wenn du einen HIV-Test machst. Rätselraten bringt dir nichts ausser unnötiges Kopfzerbrechen. Ein HIV-Test gibt dir Sicherheit und falls nötig kannst du rechtzeitig Massnahmen ergreifen. Das kommt schlussendlich dir und deiner Gesundheit zugute. Alles Gute, Dr. GayStarman ist zurück! Lass dich testen. Alle Infos auf Seite 19.

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34KOMMENTARLGBT IN HOLLYWOODVON BARBAR A MU NK ER U ND BIRGI T KAWOHL«Inclusion Rider». Nie gehört? So ging es vielen, als die Schauspielerin An-fang März bei der Oscar-Gala ihre Dankesrede mit diesen Worten - ohne wei-tere Erklärung - beendete. Im Netz machte der Hashtag #inclusionrider schnell die Runde. Jetzt ist der Begri in aller Munde. «Inclusion Rider» ist eine Klausel in Verträ-gen, die zum Beispiel die Anstellung von mehr Frauen oder Angehörigen von Min-derheiten vor und hinter der Kamera vor-sieht. Einussreiche Stars können demnach für ihren Auftritt Bedingungen aushandeln, die mehr Vielfalt am Set garantieren. Der Begri stammt von der US-Professorin Sta-cy Smith von der USC Annenberg School an der University of Southern California. 2014 hatte sie das Prinzip dieser Klausel erstmals erläutert. Die Idee dahinter: Die Besetzung des Arbeitsplatzes soll in etwa die Anteile von Frauen oder Minderheiten in der Bevöl-kerung widerspiegeln.Mehr «Minderheiten» vor und hinter der KameraOscar-Preisträgerin Brie Larson («Raum») zeigte sich sofort solidarisch: «Ich verpich-te mich für den Inclusion Rider. Wer macht mit mir mit?», twitterte die 28-jährige Kali-fornierin noch in der Oscar-Nacht. Wenige Tage danach verkündete «Black Panther»-Star Michael B. Jordan (31), seine Produkti-onsrma Outlier Society werde bei allen zukünftigen Filmprojekten die Klausel an-wenden. Er habe in seiner bisherigen Karri-ere immer wieder mit starken Frauen und schwarzen Künstlern zusammengearbeitet und verstehe diesen Schritt als «Unterstüt-zung der Frauen und Männer, die diesen Kampf anführen». Kürzlich schlossen sich auch Matt Damon und Ben Aeck der Be-wegung an. Hollywood-Studios wie Warner Bros. und Sony Pictures hüllen sich bisher in Schweigen, dafür schreitet aber der Boss der mächtigen Talent-Agentur William Morris Endeavor (WME), Ari Emanuel, zur Tat. Der «Hollywood Reporter» veröentlichte eine interne WME-Mitteilung, wonach die Agen-tur die Klausel begrüsst. Es sei «zwingend notwendig», mit den Film- und Fernsehta-lenten über die ematik zu sprechen und Massnahmen zu ergreifen, um Veränderun-gen für Frauen, Farbige, die LGBT-Gemein-de und Menschen mit Behinderungen in die Wege zu leiten, so Emanuel. Nach einer im Januar veröentlichten USC-Studie, die 1100 Filme zwischen 2007 und 2017 untersuchte, standen dabei nur vier Prozent Frauen als Regisseurinnen hin-ter der Kamera. Auch im Vorstand von Un-terhaltungs-Firmen seien Frauen deutlich unterrepräsentiert, befand die Studie. Von den 100 erfolgreichsten Film von 2016 dreh-ten sich nur 34 Filme um eine weibliche Hauptgur. Nur drei dieser Frauen gehör-ten einer Minderheit an. «Weisse, heterose-xuelle und körperlich gesunde Männer sind weiterhin die Norm auf der Leinwand», schrieb Smith.«Es gibt kein Zurück mehr», sagte Frances McDormand honungsvoll in der Oscar-Nacht. Vielleicht steht Hollywood ja nun wirklich vor einer echten Verände-rung. (Mit Material der DPA)#Inclusion Rider – US-Stars fordern VielfaltMit zwei Worten hat die Oscar-Gewinnerin Frances McDormand in Hollywood eine Bewegung angestossen: «Inclusion Rider.» Mittlerweile schon beinahe ein Synonym für «Diversity».Schauspielerin Frances McDormand verzichtet auf Make Up – auch bei grossen Preisverleihungen wie den Oscars oder wie hier im Bild bei den Golden Globes – und will damit unter anderem erreichen, dass Frauen nicht nur auf ihr Äusseres reduziert werden.Starker Mann – nicht nur als Superheld. Cress Williams setzt sich für mehr Diversität vor und hinter der Kamera ein.CRU I S E R A P R I L 2018

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21.PinkAPPLEschwullesbisches Filmfestival2. 5. — 10. 5.18 Zürich11. 5. — 13. 5.18Frauenfeld AB 24.APRILAB24.APRIL VORVERKAUF

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Mehr unter zkb.ch/schauspielhausMit unserem Ticket-Upgrade haben Sie im Schauspielhaus bessere Karten.Wir sind stolze Partnerin vom Schauspielhaus Zürich.Unsere Kundinnen und Kunden protieren von einer besseren Sitzplatz-Kategorie.