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Cruiser im November 2021

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cruiserKUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITYDAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZIN – NOVEMBER 2021 CHF 8.10Steven Epprecht 4Charmanter Social Media-Star Kurt Aeschbacher 10Neue Show, neues KonzeptWilli Spiess 24Bescheidener Clothier

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EDITORIALLiebe Community Wir sind mitten im Herbst, die Abende werden länger. Zeit also für Bücher, Netflix und Insta. Passenderweise haben wir die idealen Tipps rund um lange Abende (aber auch für kurze Nächte). Wir haben mit DEM Schweizer Influencer – Steven Epprecht – über sein Coming-out und seine Arbeit gesprochen, haben uns in Sachen TV-Serien schlau ge-macht, Bücher gelesen, Canapés degustiert und uns mit Willi Spiess, seines Zeichen Clothier, unterhalten. Denn im Herbst ist ja auch die Zeit der Theaterabende, der Shows und Musicals – und fast überall hat Willi Spiess mit seinen Roben und Outfits direkt oder indirekt seine Finger im Spiel. Das grosse Portrait gibt’s ab Seite 24.Wir wünschen viel Spass mit dem neuen Cruiser!Herzlich; Haymo Empl Chefredaktor4 TITELGESCHICHTE STEVEN EPPRECHT – DER SCHÖNE INFLUENCER9 KULTUR BUCHTIPP 10 KULTUR NEUE SHOW VON KURT AESCHBACHER13 KOLUMNE MICHI RÜEGG14 KULTUR DIVERSE CHARAKTERE IN SERIEN16 KULTUR DAVID FOSTER WALLACE IM SCHIFFBAU18 KULTUR QUEERE COMIC-CHARAKTERE20 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR24 MODE CLOTHIER WILLI SPIESS27 STUDIE TEURE PREP28 KOLUMNE PETER THOMMEN30 SZENE NEUES LGBT*-FRIENDLY LOKAL IN ZÜRICH33 GESELLSCHAFT ROYALS & LGBT*34 RATGEBER DR. GAY IMPRESSUMCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit KawohBildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, DPA, KeystoneAutor*innen Vinicio Albani, Thomas Bremser, Haymo Empl, Valeria Heintges, Birgit Kawohl, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare (2016)Druck Druckerei Konstanz GmbHWasserloses DruckverfahrenREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.chDer nächste Cruiser erscheint am 2. Dezember 2021Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst - mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeich- nungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreib- weisen abweichen. Geschlechtspronomen werden entspre - chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die entsprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».So offen wie sein Hemd gibt sich Steven Epprecht auch im Inti mit dem Cruiser und gewährt dabei Einblicke in die Social Media-Welt.

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CRUISER NOVEMBER 2021TITELGESCHICHTESTEVEN EPPRECHT – DER SCHÖNE INFLUENCERInfluencer mit Charme und TiefgangSteven Epprecht folgen 300 000 Menschen auf Insta-gram. Das sind mehr, als jeder Bundesrat hat. Ein Versuch, seinem Erfolg auf die Spur zu kommen.4Bild links © Joerg Kressig / Bild rechts © Instagram/Privat/Steven Epprecht

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5GESELLSCHAFTSEX UNTER DROGENANZEIGE5 CRUISER SommER 2017sliPPerySubjeCt SVoN MARTIN MüHLHEIMC oming-out-Filme gibt es mittlerweile viele, und entsprechend unterschied-lich kommen sie daher: leichtfüssig- komisch wie der britische Klassiker Beautiful ing (1996), eher nachdenklich wie das brasilianische Kleinod Seashore (2015), bisweilen auch zutiefst tragisch – so im israelischen Drama Du sollst nicht lieben (2009), das in der ultraorthodoxen Gemein-de in Jerusalem spielt.Angesichts solcher Unterschiede er-staunt es umso mehr, mit welcher Regel- mässigkeit uns Coming-out-Filme Jungs oder Männer zeigen, die – alleine, zu zweit oder in Gruppen – schwimmen gehen. Nun könnte man das natürlich als Zufall oder Neben-sächlichkeit abtun. Bei genauerem Nachden-ken zeigt sich allerdings, dass sich gleich mehrere Gründe für diese erstaunliche Häu-gkeit nden lassen.Nackte Haut ohne allzu viel SexEine erste, nur scheinbar oberächliche Er-klärung ist, dass (halb)entblösste Körper sich nicht bloss auf der Leinwand, sondern auch auf Filmpostern und DVD-Covern äus- serst gut machen. Schwimmszenen bieten ein perfektes Alibi für das Zeigen von nack-ter Haut: Sex sells, wie es so schön heisst.Warum «Alibi»? Weil man – gerade bei Filmen mit jungen Protagonisten – aufpas-sen muss: «Sex sells» mag zwar zutreen, aber allzu explizite Sexszenen können schnell mal zu hohen Altersfreigaben füh-ren. Dies wiederum möchten Filmemacher in der Regel vermeiden: Filme, die erst ab 18 freigegeben sind, lassen sich nämlich weni-ger einfach vermarkten. Auf Amazon.de zum Beispiel werden Filme mit Altersfreiga-be 18 nur an nachweislich volljährige Perso-nen verkau – und gerade für Coming- out-Filme, die sich auch an ein junges Publi-kum richten, ist dies sicher kein wünschens-werter Eekt.Schwimmszenen bieten hier eine per-fekte Kompromisslösung: Man kann nackte Haut lmisch ansprechend inszenieren, da-bei aber allzu heisse Techtelmechtel tugend-ha vermeiden (beispielsweise, indem der Wasserspiegel immer über der Gürtellinie bleibt, wie im niederländischen Film Jon-gens, 2014). Um das Rezept knapp zusam-menzufassen: Man nehme eine grosszügige Portion feuchter Erotik, eine vorsichtige Pri-se Sex – und um Himmels Willen kein Körn-chen Porno. Eingetaucht ins TrieblebenMan täte den lesBischwulen Filmemache-rInnen aber unrecht, wenn man ihre erzäh-lerischen Entscheidungen allein auf nan-zielles Kalkül reduzieren wollte. Es gibt nämlich auch ästhetisch-symbolische Grün-de, die Schwimmszenen für das Genre inter-essant machen. Da wäre zunächst die Funktion des Wassers als Symbol für das Unbewusste. Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebna-tur des Menschen zu tun – und so erstaunt es nicht, dass Hauptguren auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität sozusagen symbo-lisch in die Tiefen des Unbewussten eintau-chen müssen, um ihr gleichgeschlechtliches Begehren zu entdecken. Figuren in der SchwebeDarüber hinaus hat die Filmwissenschale-rin Franziska Heller in ihrem Buch über die Filmästhetik des Fluiden (2010) gezeigt, dass schwimmende Figuren immer wieder als «schwebende Körper» inszeniert werden: o in Zeitlupe und seltsam herausgelöst aus dem sonst zielstrebig voranschreitenden Erzählprozess. Dieser Schwebezustand wie-derum ist eine wunderbare visuelle Meta-pher für die Phase kurz vor dem Coming-out: Man ist nicht mehr der oder die Alte, aber auch noch nicht ganz in der neuen Identität angekommen. Ein Film macht das Schweben sogar explizit zum ema: In Kinder Gottes aus dem Jahr 2010 zeigt Romeo dem neuro-tisch-verklemmten Johnny, wie befreiend das «Floating» im Meer sein kann.Neben der Inszenierung von Schwebe-zuständen und dem Wasser als Symbol für das Unbewusste ist drittens das Motiv von ➔ Filme, die ersT ab 18 FreiGeGeben sind, lassen sicH nämlicH WeniGer einFacH VermarKTen.ANZEIGE«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesu ndheits-Coach .rz_TP_Leonhards_Apotheke_210x93.3_Cruiser_4c_280317.indd 1 28.03.2017 10:07:37VON HAYMO EMPL Das ema Inuencer ist auf der Crui-ser-Redaktion eine Mischung aus Reizwort und Brechmittel, verbun-den mit ungläubigem Staunen, gefolgt von Schulterzucken. Die klassischen Jour na-list*innen auf der Redaktion haben Mühe damit, dass irgendwer mit irgendwelchen Fotos und meist nicht sehr gehaltvollen Texten beziehungsweise stumpnnigen Bildlegenden irgendwas zu sagen hat. Und schlimmer noch: Dass die Gesellschaft das so Gesagte auch noch glaubt. Die bekannte Journalistin Simone Meier meinte einst in einem Artikel: «Der hohlste Traumjob der Welt? Inuencer!» Wenn aber ein Inuencer weit über 300 000 Follower*innen hat, dann hat diese Person eine unglaubliche Reichweite – mehr als die meisten Printmagazine in der Schweiz. Und dann hat diese Person auch etwas zu sagen. Textilfrei mit TextSteven Epprecht machte bis vor wenigen Monaten vor allem mit seinen Fotos und sehr wenig Text dazu auf sich aufmerksam. Manchmal gibt’s auch nur ein paar Hash-tags: Steven am Strand (gesponsert, also Steven, nicht der Strand), Steven in der Türkei (gesponsert), Steven trägt irgendein Kleiderlabel (gesponsert), Steven ohne Hemd (Hose: gesponsert). So weit, so banal. Interessant wurde es dann aber vor ein paar Wochen: Steven Epprecht outete sich als Gay. Das Outing war weniger von Interesse, sondern viel mehr die Reaktionen der klas-sischen Print-Massenmedien. Man zeleb-rierte einen Rückgang der Follower*innen. Aber: Der Super-GAU blieb aus. Steven ver-lor gerade mal knapp 1000 Follower*innen, gewann dafür aber jede Menge neues Social Media-Gefolge. Also eigentlich ein Fall von klassischen No-News. Dennoch liebten die Mainstream-Medien die Geschichte. Und das ist das eigentlich Traurige daran: Wa-rum ist das immer noch so ein grosses e-ma? Sollte es mittlerweile nicht so sein, dass sich niemand mehr um ein «Outing» oder «Coming-out» kümmert? Sponsoren-VerlustängsteWir haben Steven nicht nur zum Fotoshoo-ting bei Joerg Kressig ins Studio geladen, sondern uns am nächsten Tag mit ihm getroen. Steven nahm sich viel Zeit für Cruiser und beantwortete geduldig alle Fragen – auch wenn er diese sicherlich schon zig Mal von seinen Follower*innen gestellt bekommen hat. Warum also ist das so eine Sache mit dem Coming-out? Steven trinkt einen Schluck von seinem Kaee und überlegt kurz: «Es war auch für mich eine ‹grosse Sa-che›, ich hatte Angst, dass ich Sponsoren verliere, dass ich als anderer Mensch wahr-genommen werde und dass dieses Outing ganz generell nicht besonders gut ist für meine Jobs als Inuencer und Model.» Da stellt sich die Frage, warum sich der Instagram-Star nicht schon viel früher geoutet hat, nämlich damals, als er noch nicht so viele Follower hatte. Das wäre ein ➔ Viele schöne Bilder. Die Follower*innen wollen unterhalten werden, für Influencer Steven Epprecht bedeutet dies vor allem: Arbeit.«Man muss enorm kreativ und smart sein, um täglich immer wieder etwas Neues und Über-raschendes liefern zu können.» Steven Epprecht

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6CRUISER NOVEMBER 2021ehrliches Fundament gewesen, auf dem Ste-ven hätte aufbauen können. «Ich kann diese Frage und die Logik nachvollziehen», er-klärt der 33-Jährige. «Nur vergisst man ger-ne, dass ich zuerst mich selbst nden muss-te. Ich wäre in meinen 20ern nicht dazu bereit gewesen. Klar, mein Umfeld wusste, dass ich auf Männer stehe. Aber ich hatte schlicht nicht den Mut für ein Outing und ich nde nach wie vor, dass die Sexualität eigentlich niemanden etwas angeht.» Wa-rum er seine Sexualität dennoch öentlich machte, hatte einen (hehren!) Grund. Und der war erst noch politisch: «Ich habe mich kurz vor der Abstimmung zur ‹Ehe für alle› geoutet. Ich fand, es reicht nun wirklich mit der Diskriminierung und ich habe mich daher für die Ehe eingesetzt.» Das ist unüblich für einen Inuencer. Fast alle Meinungsmacher halten sich zu-rück mit Politik in den Sozialen Medien. Aber Steven scheint so gar nicht in das Kli-schee des «typischen Inuencers» zu pas-sen: «Ich habe schon vor meinem Outing gewisse Aufträge nicht angenommen, wenn ich für diese Jobs meine Sexualität hätte verleugnen müssen», erklärt er nachdenk-lich. «Beispielsweise hätte ich für eine Hetero-Dating-Plattform Werbung machen sollen. Es wäre ein sehr gut bezahlter Job gewesen. Ich habe aber abgelehnt, weil ich nicht den Hetero mimen wollte.» Beim Mo-deln sehe die Sache anders aus, denn dabei müsse er seine (positive) Meinung nicht aktiv den Followern kundtun, meint der Zürcher Oberländer.(K)ein spannendes Leben?Es stellt sich schon die Frage, was denn an Steven Epprecht derart faszinierend ist, dass ihm 330 000 Menschen folgen. Zum Vergleich: Bundesrat Alain Berset schat gerade mal 116 000. (Siehe dazu auch die Ko-lumne von Michi Rüegg auf Seite 13.) «Ich kann es mir nur teilweise erklären», sagt TITELGESCHICHTESTEVEN EPPRECHT – DER SCHÖNE INFLUENCERSteven Epprecht ist es gewohnt, für Fotos zu posen. Aber hinter dem schönen Schein steckt auch jede Menge Sein, wie sich im Interview mit Cruiser herausstellte.Bild © Joerg Kressig«Ich habe mich kurz vor der Abstimmung zur ‹Ehe für alle› geoutet. Ich fand, es reicht nun wirklich mit der Diskriminierung und ich habe mich daher für die Ehe eingesetzt.» Steven Epprecht

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7GESELLSCHAFTSEX UNTER DROGENSteven Epprecht. «Ich biete oenbar genau das, was sich viele Menschen derzeit wün-schen. Ich bin auf Instagram absolut au-thentisch, scheine unterhaltsam zu sein. Und klar gibt es auch welche, die mich wohl einfach attraktiv nden.» Eine Feststellung, die nicht ganz neu ist. Denn Epprecht war mit 23 Jahren Mister Schweiz-Kandidat. Das war im Jahr 2012 und schon damals schate Steven es, sich eine Fan-Base aufzubauen. Man muss und darf neidlos zugeben: Steven sieht gut aus. Und er ist sich durch-aus bewusst, dass es im Alter schwieriger werden kann mit der Instagram-Sache. «Darum habe ich vor einem Jahr zusammen mit meiner Geschäftspartnerin Sara Leu-tenegger die Firma «Strategy Leaders» ge-gründet», meint Steven mit sympathischer Zurückhaltung. Er schiebt seinen Kaee von links nach rechts und ergänzt: «Ich kann in dieser Firma genau das machen, was ich liebe: Konzepte für die Sozialen Medien entwickeln, Produktionen rund um Instagram und Facebook für Kunden reali-sieren und das alles mit viel Spass. Ich sitze jeden Morgen um 8 Uhr im Büro – habe eine Struktur und freue mich auf jeden Arbeits-tag.» Vielleicht ist es gerade diese Positivi-tät, die auf seine «Fans» so anziehend wirkt. Nun gut. Das oene Shirt und die Happi-ness, wie es sie nur auf Instagram gibt, tra-gen bestimmt auch etwas zu seiner Beliebt-heit bei. Eine Inspiration für andereWas hat man denn ganz konkret für einen Mehrwert, wenn man Steven Epprecht folgt? Es kann ja nicht sein, dass einfach schöne Bilder der Grund sind, dem Opinion Leader zu folgen. «Ich bin in vielen Fällen eine Inspiration für die Leute. Sei es, wenn es um Kleidung und Stil geht oder wenn die Ferienbuchung ansteht.» Steven ist also die 2021er Version des guten Kollegen / der bes-ten Freundin, die einem sagen, wo es toll ist und wo eher weniger. Und genau wie früher gibt es zum Epprecht’schen Tipp dann auch eine Rückmeldung der Follower*innen. «Wenn ich etwas empfehle, dann muss ich absolut dahinterstehen können. Meine Glaubwürdigkeit darf keinen Moment an-gezweifelt werden, denn die Leute verlassen sich auf meine ehrliche Meinung», stellt Steven klar. Inuencer haben nicht gerade den Ruf, die hellsten Kerzen auf der Torte zu sein. «Das mag sein. Das heisst es über Mo-dels ja auch. Aber ich sehe das anders. Man muss enorm kreativ und smart sein, um täglich immer wieder etwas Neues und Überraschendes liefern zu können. Zudem braucht es Verhandlungsgeschick und ➔ ANZEIGE Spitzenweine – zu OTTO’S-Preisen! ottos.chIHR GÜNSTIGER ONLINE-WEINKELLERSassirossi Primitivo di Manduria DOP Jahrgang 2019*Traubensorte: Primitivo75 clArt. 211245Honoro Vera Monastrell Jumilla DOJahrgang 2018*Traubensorten: Tempranillo, Graziano75 clArt. 307679 je Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 15.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF6.95statt 12.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF21.90Konkurrenzvergleich 26.–Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF11.95Konkurrenzvergleich 16.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 12.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF9.95Konkurrenzvergleich 25.–Bestelleinheit 6 FlaschenNur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten!Due Lune Terre Siciliane IGT Jahrgang 2019*Traubensorten: Nero d’Avola, Nerello Mascalese75Art. 211328je Flasche CHF15.95Konkurrenz- vergleich 26.90Bestelleinheit 6 FlaschenDehesa La GranjaCastilla y LeónJahrgang 2016* Traubensorte: Tempranillo75 cl Art. 211069ottos.ch12 VoltsMallorca DOJahrgang 2019*Traubensorten:Callet & Fogoneu, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot75 clArt. 211698 Prima by Mauro Toro DO Jahrgang 2018* Traubensorten: Tempranillo, Garnacha 75 cl Art. 211624Baby Super TuscanToskana IGTJahrgang 2018* Traubensorte: Syrah, Merlot 75 cl Art. 323492 Spitzenweine – zu OTTO’S-Preisen! ottos.chIHR GÜNSTIGER ONLINE-WEINKELLERSassirossi Primitivo di Manduria DOP Jahrgang 2019*Traubensorte: Primitivo75 clArt. 211245Honoro Vera Monastrell Jumilla DOJahrgang 2018*Traubensorten: Tempranillo, Graziano75 clArt. 307679 je Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 15.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF6.95statt 12.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF21.90Konkurrenzvergleich 26.–Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF11.95Konkurrenzvergleich 16.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 12.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF9.95Konkurrenzvergleich 25.–Bestelleinheit 6 FlaschenNur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten!Due Lune Terre Siciliane IGT Jahrgang 2019*Traubensorten: Nero d’Avola, Nerello Mascalese75Art. 211328je Flasche CHF15.95Konkurrenz- vergleich 26.90Bestelleinheit 6 FlaschenDehesa La GranjaCastilla y LeónJahrgang 2016* Traubensorte: Tempranillo75 cl Art. 211069ottos.ch12 VoltsMallorca DOJahrgang 2019*Traubensorten:Callet & Fogoneu, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot75 clArt. 211698 Prima by Mauro Toro DO Jahrgang 2018* Traubensorten: Tempranillo, Garnacha 75 cl Art. 211624Baby Super TuscanToskana IGTJahrgang 2018* Traubensorte: Syrah, Merlot 75 cl Art. 323492 Spitzenweine – zu OTTO’S-Preisen! ottos.chIHR GÜNSTIGER ONLINE-WEINKELLERSassirossi Primitivo di Manduria DOP Jahrgang 2019*Traubensorte: Primitivo75 clArt. 211245Honoro Vera Monastrell Jumilla DOJahrgang 2018*Traubensorten: Tempranillo, Graziano75 clArt. 307679 je Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 15.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF6.95statt 12.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF21.90Konkurrenzvergleich 26.–Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF11.95Konkurrenzvergleich 16.90Bestelleinheit 6 Flaschenje Flasche CHF8.95Konkurrenzvergleich 12.90Bestelleinheit 12 Flaschenje Flasche CHF9.95Konkurrenzvergleich 25.–Bestelleinheit 6 FlaschenNur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten!Due Lune Terre Siciliane IGT Jahrgang 2019*Traubensorten: Nero d’Avola, Nerello Mascalese75Art. 211328je Flasche CHF15.95Konkurrenz- vergleich 26.90Bestelleinheit 6 FlaschenDehesa La GranjaCastilla y LeónJahrgang 2016* Traubensorte: Tempranillo75 cl Art. 211069ottos.ch12 VoltsMallorca DOJahrgang 2019*Traubensorten:Callet & Fogoneu, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot75 clArt. 211698 Prima by Mauro Toro DO Jahrgang 2018* Traubensorten: Tempranillo, Garnacha 75 cl Art. 211624Baby Super TuscanToskana IGTJahrgang 2018* Traubensorte: Syrah, Merlot 75 cl Art. 323492

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8CRUISER NOVEMBER 2021TITELGESCHICHTESTEVEN EPPRECHT – DER SCHÖNE INFLUENCEReine breite Allgemeinbildung. Denn die Spon soren kommen aus allen Branchen und erwarten, dass ich ihre Produkte dem Brand entsprechend in Szene setze.» Warum lästern denn so viele über Ste-ven Epprecht & Co.? «Oft ist es ganz einfach Neid. Man sieht ja nur, was wir alles bekom-men und damit sogar noch Geld verdienen. Was aber vergessen geht: Was für ein harter Knochenjob die Social Media-Betreuung ist. Es gibt einen guten Grund, warum viele Firmen diesen Teil der Kommunikation outsourcen. Der Aufwand ist oft gigan-tisch.» Was ebenfalls gerne vergessen geht: Oft steckt hinter den schönen Bildern mehr als nur eine Person: «Ich mache ja keine Sel-es. Also braucht es mindestens jemanden, der fotograert. Oft haben wir auch noch jemanden fürs Licht dabei.» Es ist also quasi das moderne Äquivalent zu einer Fotostory in den Printmagazinen. Ähnlicher Auf-wand, aber: «Der Streuverlust ist massiv ge-ringer in den Sozialen Medien. Wir können uns exakt auf die Zielgruppe fokussieren, die angesprochen werden soll.» Und da macht nun auch das Datensammeln von Facebook & Co. Sinn: Je mehr die Konzerne über die Vorlieben und Abneigungen jeder einzelnen Person wissen, desto genauer kann die jeweilige Person «getargetet» wer-den. Und das bringt uns zu …Schickes Office und schöne Menschen… einem Szenenwechsel. Steven zeigt uns seine Büros. Seine Firma, die «Strategy Lea-ders» sind direkt am Kreuzplatz. Seine Ge-schäftspartnerin («sie ist auch meine beste Freundin») Sara Leutenegger begrüsst uns. Eine schöne Frau. Ebenfalls unglaublich erfolgreich in den Sozialen Medien unter-wegs – sie spricht unter anderem junge Müt-ter an («Bei mir ging es in den sozialen Me-dien so richtig los, als ich schwanger wurde und darüber berichtet habe»). Sara nimmt sich ebenfalls Zeit – obschon sie einen vollen Terminkalender hat – und führt uns zusammen mit Steven durch die Räumlich-keiten. Alles sehr stylish eingerichtet, alle sehen wahnsinnig gut aus und irgendwie scheint es so, als ob sich alle bei den «Stra-tegy Leaders» passend zu dem Innendesign gekleidet haben. Natürlich darf auch ein Steven Epprecht und Cruiser-Chefredaktor Haymo Empl beim Shooting fürs aktuelle Cover.Bilder linke Seite © Joerg Kressig / Bild rechte Seite © Haymo EmplSeine Follower*innen verfolgen jede Bewegung und analysieren alles, daher agiert Steven auch beim Cruiser- Foto-Shooting zu 100 % professionell.

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9CRUISER NOVEMBER 2021ANZEIGEStadthaus Winterthur — 19.30 UhrCHF 78/65/43/30TICKETS & INFORMATIONENWWW.MUSIKKOLLEGIUM.CHTELEFON +41 52 620 20 20Stadt WinterthurKanton ZürichMedienpartnerUnterstützt durchIn Zusammenarbeit mitS A 20. NOV 2021SCIENCE & MUSICEine naturwissenschaftlich-musikalische SoiréeIns_Science&Music_cruiser_210 x 140 mm.indd 1Ins_Science&Music_cruiser_210 x 140 mm.indd 1 19.10.21 14:2419.10.21 14:24TITELGESCHICHTESTEVEN EPPRECHT – DER SCHÖNE INFLUENCERSteven Epprecht und Geschäftspartnerin Sara Leutenegger in ihren neuen Büroräumlichkeiten am Kreuzplatz in der Stadt Zürich. Zusammen sind sie die «Strategy Leaders» und realisieren für namhafte Firmen Social Media-Kampagnen.kleines Produktions-Studio nicht fehlen. «Wir achten aber darauf, dass wir unseren Content im jeweils passenden Umfeld pro-duzieren. Das ist meistens eher nicht hier, sondern irgendwo draussen im Feld», er-klärt Steven und man spürt, dass er stolz auf das Erreichte ist. Zu Recht, denn erst jetzt wird klar, wie viel Power hinter jeder ein-zelnen Story, hinter jedem Bild und jedem Reel stecken. Bleibt noch eine Frage: Ist Steven nicht einfach Stefan? Er lacht: «Ich glaube, das habe ich jetzt so noch nie-mandem erzählt, aber es ist eine lustige Ge-schichte.» Er lacht erneut: «Meine Mutter war absoluter Fan von ‹Dynasty› – bei uns hiess die Serie Dallas.» Steven guckt erwar-tungsvoll. Gut, dass wir vom Cruiser alle etwas älter sind, denn: Steven Carrington war eine der Figuren vom Hauptcast in der TV-Serie. Was man nur weiss, wenn man in den 1980er-Jahren «Dynasty» guckte. «Mei-ne Mutter fand es übrigens super, als ich mich bei ihr geoutet habe. Das war in mei-nen frühen 20ern. Ihr Kommentar dazu: ‹Für eine Mutter ist es ein Geschenk, einen schwulen Sohn zu haben.›.»

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10CRUISER NOVEMBER 2021KULTURNEUE SHOW VON KURT AESCHBACHERVON HAYMO EMPLMusik und Gäste, das hat schon im-mer funktioniert. Und das ist auch, etwas rudimentär heruntergebro-chen, das Konzept von Kurt Aeschbachers neuer Show im eater Casino. Wobei: Show trit es nicht ganz, es ist vielmehr ein Spek-takel mit Tiefgang. An fünf Sonntagen emp-fängt die Talklegende ausgewählte Gäste zu einer Matinée in Zug. Wer jeweils kommt, wird im Vorfeld nicht verraten. Aeschbacher hatte schon immer ein Flair für (die richtigen) Fragen, jahrelang war dies der Grundstein seiner erfolgreichen Sendung «Aeschbacher» auf SRF. Aber wenn man den Talkmaster live erlebt, dann reali-siert man: Der kann das. Und zwar richtig gut. Bereits bei der Begrüssung, die zwischen den Publikumsreihen stattfand, zeigte sich Kurt Aeschbacher unprätentiös und ohne Berührungsängste (und wesentlich besser angezogen als jeweils im TV). Sein Auftritt Kurt Aeschbacher ist im Theater Casino Zug mit seiner eigenen neuen Show zurück. Cruiser war an der Premiere – und ist begeistert.Spannende Lebensentwürfe mit Kurt Aeschbacher Fernseh-Legende Kurt Aeschbacher ist in seiner neuen Show, hier im Theater Casino Zug, ganz in seinem Element, was auch seine Gäste mitreisst.Bilder © Markus Frömml

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11CRUISER NOVEMBER 2021KULTURNEUE SHOW VON KURT AESCHBACHERwar souverän und man spürte, dass ihm die-se Show eine Herzensangelegenheit ist. Mu-sikalisch wurde das Programm von Soulsän-ger und eater Casino-Intendant ad interim, Phil Dankner, begleitet. Die beiden harmo-nierten auf der Festsaalbühne derart gut, dass man das Gefühl hatte, sie würden diese Show schon jahrelang gemeinsam präsentie-ren. (Es sah fast so aus, als ob die beiden ein Paar seien, eine Bromance par excellence.) Spannender GästemixKurt Aeschbacher schate es an der Premie-re, jeden Gast zu persönlichen Aussagen zu bewegen, ohne diese Personen aber vorzu-führen. Egal ob es sich um eine Olympiame-daillen-Gewinnerin im Radfahren (Marlen Reusser) oder einen Casting-Star-Sänger (Riccy Rodrigues) handelte, Kurt Aeschba-cher gelang es, dass auf jede Frage eine span-nende Antwort folgte. Politisch wurde es an der Premiere dann bei dem ehemaligen SRF USA-Korrespondent omas von Grünigen, der die letzten drei US-Präsidenten und den Sturm aufs Capitol erlebt hat. Tanya Giova-noli schliesslich ist «Meat-Designerin» und veredelt Fleisch. Sport, Showbiz, Politik und Lebensart: So unterschiedlich die Gäste wa-ren – eine Gemeinsamkeit hatten sie alle: Einen spannenden Lebensentwurf und die Energie, das zu erreichen, was ihnen wichtig ist. Was das jeweils genau war, das herauszu-nden, war eine der Aufgaben des Talkshow-Moderators. Was ihm auch gelang und in den kommenden Shows gelingen wird. Denn die Stärken von Aeschbacher sind, dass er zuhören kann, seinen Gästen Raum lässt, sich ehrlich für diese interessiert und sich selbst zurücknimmt. Viel RechercheJedes Gespräch dauert jeweils an die 20 Mi-nuten – genügend Zeit, um auch kritische Fragen zu stellen. Dabei el an der Premiere auf, wie gut sich Kurt Aeschbacher vorberei-tet hatte. «Früher in meiner Talkshow hatte ich ein Team, welches akribisch für die Sen-dung recherchierte und mich mit ganzen Stapeln von Unterlagen versorgte. Jetzt bin ich - und das macht riesig Spass - auf mich selbst angewiesen», so der Talkmaster ge-genüber Cruiser.Das Konzept der neuen Show stammt von Phil Dankner, Aeschbacher verfeinerte die Idee: «Wir kennen uns schon lange und vertrauen uns gegenseitig», erklärt Kurt Aeschbacher. «Wir haben uns nach ver-schiedenen Meetings dafür entschieden, ge-pegte Gespräche auf der Bühne zu führen und möchten damit das Publikum inspirie-ren. Im Vordergrund stehen nicht die übli-chen Promis, sondern Menschen mit spezi-ellen Geschichten», so Aeschbacher weiter. Wenn Arbeit Spass machtDas Konzept in dieser Form ist ein Experi-ment. Phil Dankner ist sich aber sicher, dass es funktionieren wird. «Weil es anders ist als die bestehenden Talkformate. Eine Matinée hat besonderen Charme, Café und Gipfeli vermitteln das Gefühl von Ruhe und Wo-chenendstimmung. Der Garant für span-nende Gäste ist Kurt Aeschbacher. Wir sind uns sicher, dass wir bald ein Stammpubli-kum generieren können.» Kurt Aeschbacher war über 40 Jahre beim Schweizer Fernsehen. Warum setzt er sich nicht zur Ruhe? «Arbeit war und ist für mich nie eine Pein, sondern eine grossarti-ge Möglichkeit, meinen Horizont mit neuen Geschichten, Erkenntnissen und Begeg-nungen zu erweitern», so der 72-jährige Talkmaster auf die Frage von Cruiser. «Ich brauche geistige Nahrung, aber auch die Herausforderung und für mich ist es eine Notwendigkeit, Neues zu entdecken. Sprich: Arbeit ist ein genussvolles Geschenk.» Einer der Überraschungsgäste in der neuen Show von Kurt Aeschbacher: Sänger Ricardo Rodriquez – bekannt aus diversen nationalen und internatio-nalen Casting-Shows.Die Olympiamedaillen-Gewinnerin Marlen Reusser für ein Mal nicht auf dem Velosattel, sondern entspannt und gut gelaunt bei Aeschbacher im Sessel.Aeschbacher hatte schon immer ein Flair für (die richtigen) Fragen.Die Stärken von Aeschbacher sind, dass er zuhören kann, seinen Gästen Raum lässt, sich ehrlich für diese interessiert und sich selbst zurücknimmt.

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12CRUISER NOVEMBER 2021KULTURBUCHTIPPBUCHTIPPStefan Hornbach: Den Hund überleben. Carl Hanser Verlag.Preis CHF 33.90 ISBN 978-3-446-27078-7VON BIRGIT KAWOHLDer zumindest zeitweilig an der Schweizer Grenze lebende Autor und Dramatiker Stefan Hornbach wagt sich mit seinem neuen Roman auf ein heikles Feld, nämlich das der schweren Krankheiten. Noch dazu geht es in «Den Hund überleben» nicht um einen alten oder zumindest mittelalten Menschen, nein, sein Protagonist Sebastian ist Student und gerade einmal 24, als wir ihn kennenlernen. Da taumelt er mehr oder weniger mit seiner besten Freundin Su durch Paris, ver-passt ein Rave und lernt seinen One-Night-Stand Adrien kennen. Der nach seiner Rückkehr aus Paris stattndende Besuch beim Hausarzt lässt ihn aber auf den Boden der Tatsachen knallen: Man hat mehrere Tumoren bei ihm gefunden. Und nun?Um näher an einem besseren Spital zu sein und auch, um irgendwie aufgefangen zu werden, zieht er zurück zu seinen Eltern, weg aus seiner WG, weg von Freunden und Kommilitonen, zurück in die Welt seiner Kindheit zu dem alten Hund «Hund» und seiner ehemals besten Schulfreundin, die er damals noch dachte zu heiraten, in einer Zeit, bevor er wusste, dass er schwul ist.Liest man ein solches Buch freiwillig? Ist es nicht vollkommen deprimierend? Ja und nein. Ja, weil das ema natürlich hart ist und wahrscheinlich keine*n Leser*in kalt lässt. Und nein, weil es Hornbach auf faszinierende Weise gelungen ist, dem Gan-zen trotz allem eine Leichtigkeit zu geben, die niemals aufgesetzt wirkt. Sebastian ar-rangiert sich auf seine Weise mit seiner Krankheit, er lässt sie bis zu einem gewissen Grad an sich heran – was schon alleine we-gen der Chemotherapie gar nicht anders geht –, aber er lässt sie nicht sein Ich über-nehmen. Es mag auch an der lakonischen Sprache, die Hornbach wählt, liegen, dass man niemals überfordert ist, sondern den Roman entspannt geniessen kann.Seine kurze Beziehung mit dem Abi-turienten Linus kommt auch für Sebastian überraschend und sowohl er als auch si-cherlich viele Leser*innen denken: Darf man sich in einer solchen Situation verlie-ben, darf man Sex haben, darf man sich hingeben? Die Antwort ist eindeutig: Ja, man darf, jederzeit, solange es einem gut-tut. Da wundert es einen nicht, wenn Se-bastian gegen Ende des Romans in der Tür-kei in einem Hamam landet, wo er gnaden- und hemmungslos angebaggert wird und dabei kaum fassen kann, was die Welt alles zu bieten hat.Während der erapie hat Sebastian viel Zeit, sich Gedanken zu machen über das Leben und das, was er will. So bricht er sein unterbrochenes Studium ab und be-ginnt nach der Chemo ein neues an einem anderen Studienort.Den alten Hund hat er inzwischen über-lebt, der neue ist noch jung und kräftig und steckt damit das neue Lebensziel ab, denn auch diesen Hund gilt es zu überleben. Hornbach ist auf faszinierende Weise gelungen, dem Ganzen trotz allem eine Leichtigkeit zu geben, die niemals aufgesetzt wirkt.Sebastian, 24, bekommt eine hammerharte Diagnose: Krebs. Kann solch ein Roman etwas Anderes als deprimieren?«Was für ein Scheiss»

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13CRUISER NOVEMBER 2021KOLUMNEMICHI RÜEGGMein Idol: Irgendeine Modebloggerin oder soMichi Rüegg versucht, Influencer*innen zu verstehen. Und scheitert dabei kläglich.VON MICHI RÜEGGIn der Primarschule hatten wir Poesieal-ben, die herumgereicht wurden. Die Po-esie hatte allerdings kaum Zugang zu diesen Büchlein. Das höchste der Gefühle war jeweils ein Spruch wie «Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heit’ren Stunden nur». Den schrieb man ins entsprechende Feld auf die Doppelseite, auf die man auch ein Foto von sich klebte.Die anderen Felder lauteten etwa «Mei-ne Hobbys», «Lieblingstier», «Lieblingslied» und dergleichen. Eines trug den Titel «Mein Idol». Ich wusste nie so recht, was ich dort hi-neinschreiben soll. Viele schrieben «Mara-dona», «Madonna», «Mami» oder «Papi» hin-ein. Für Madonna konnte ich mich wenig begeistern. Und obwohl ich meine Eltern mochte, war es nicht mein Lebensziel, wie sie zu werden. Ein Idol sollte meines Erach-tens eine echte Lichtgestalt sein. Und derer gab es in meinem Leben keine.Ich weiss nicht, ob Poesiealben bei den heutigen Kindern noch die Runde machen. Analoges Zeug ist ja derzeit nicht so hoch im Kurs. Falls doch, was schreiben die Dreikä-sehochs der heutigen Zeit ins Idol-Feld? Eine Youtuberin, die Nagellack-Tutorials produ-ziert? Einen Inuencer, der sein Sixpack im besten Licht zeigt?Das Inuencer-Wesen ist mir etwas suspekt. Ich schae es nicht, bei diesen Fi-guren einen Grund für deren Prominenz zu entdecken. Klar, es gibt auch Schauspiele-rinnen und Musiker, die auf Instagram wahnsinnig viele Follower haben. Doch ich meine hier die anderen, diejenigen, die aus-serhalb von Social Media gar nicht existie-ren. Wer sind diese Leute?Ein Kolumnisten-Kollege fragte neu-lich auf Facebook in die Runde, wer denn Inuencer über 60 seien. Ich dachte spon-tan an Kurt Aeschbacher. Der hat zwar kei-ne Sixpack-Fotos. Aber er ist immerhin ein Name, den man hierzulande kennt. Aller-dings hat Kurt auf Facebook gerade mal 5622 Abonnent*innen. Auf Instagram sind es mickrige 1114, wobei Kurt auch nur ein einziges Foto gepostet hat. Darauf sieht man ihn beim Fonduessen. Darunter steht, es rieche nach stinkenden Füssen, sei aber lecker.Moderator Marco Fritsche kommt immerhin auf 13 300 Follower*innen. Also etwa gleich viele wie ein unbekannter bärti-ger Ungar, der Fotos von sich in Unterwä-sche postet. Eine gewisse Sandra Bauknecht, die Modefotos postet, schat es immerhin auf 28 300.Sind die Sandra Bauknechts also die Idole der Kiddys von heute? Oder bin ich zu pessimistisch? Vielleicht schreiben die Kleinen auch «Freiheitstrychler» in ihre Poesiealben, oder gar deren geistiges Vor-bild, Ueli Maurer. Denitiv auch ein Inu-encer über 60, den man nennen könnte. Maurer ist übrigens auch auf Instagram. Mit 2773 Follower*innen. Er hat vier Beiträ-ge gepostet. Auf einem Foto sieht man ihn zusammen mit Simonetta Sommaruga, Alain Berset und dem österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz, der neulich ge-stürzt wurde. Alle tragen Maske, Uelis ist eine rote. Er schreibt unter dem Beitrag: «Sehr schöner Moment». Vielleicht, weil alle den Mund zu hatten. Ob so viel Poesie macht er sich gleich Idol-verdächtig. Kollegin Sommaruga hat übrigens mehr zu bieten: Ihr folgen rekordverdächti-ge 29 600 Prole. Also noch mehr als Mode-bloggerin Sandra Bauknecht. Einmal mehr scheitere ich also beim Versuch zu begrei-fen, wie Social Media funktionieren.Ich frage mich stattdessen, wie viele Follower*innen Ueli Maurer hätte, wenn er sich in modischen Badehosen ablichten lies-se, regelmässig eine Bauernkuppel-Show moderieren würde und eine Frau wäre. Ver-mutlich könnte er dann für sich beanspru-chen, die grösste Inuencerin der Schweiz zu sein.Ob das für einen Eintrag in die Poesie-alben dieser Welt reichen würde, ist aller-dings ungewiss. Zumal die Alben wohl wirklich nicht mehr existieren. Dabei zählt Ueli Maurer bestimmt auch nur die schönen Momente wie die Sonnenuhr. Das Influencer-Wesen ist mir etwas suspekt. Ich schaffe es nicht, bei diesen Figuren einen Grund für deren Prominenz zu entdecken.

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14CRUISER NOVEMBER 2021VON THOMAS BREMSER DPA / HAYMO EMPLSchwul, lesbisch, bi, transgender: Die Darstellung sexueller Vielfalt im deutschen und Schweizer Fernsehen lässt einer neuen Studie der Universität Ros-tock zufolge noch immer zu wünschen üb-rig. Dabei ist die Sichtbarkeit nicht-hetero-normativer Sexualität Expert*innen zufolge gerade für Jugendliche wichtig. Da Rollen-vorbilder im eigenen Umfeld meist fehlen, orientieren sie sich oft an ktiven Figuren.Werden diese positiv und ohne Stereo-typen dargestellt, kann das auch ein Co-ming-out erleichtern, schrieb der Kunst-pädagoge Sheng Kuan Chung 2007. «Es ist nicht überraschend, dass viele lesbische und schwule Jugendliche sich nicht outen. Das liegt zum Teil daran, dass sie sich nicht mit den stereotypischen Merkmalen, mit denen Schwule und Lesben in den Medien darge-stellt werden, identizieren können.»Ausserdem zeigt eine US-Studie aus dem Jahr 2007, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft steigt, wenn homosexuelle Rollen im Fernsehen eher positiv dargestellt werden. Sex EducationDas britische Drama «Sex Education» mit Gillian Anderson («Akte X») gilt als Vorreiter bei der Darstellung sexueller Vielfalt. In der pubertierenden Schulclique um den Hobby-Sextherapeuten Otis verlieben sich Männer und Frauen ineinander. Die asexuelle Flo-rence erklärt, warum sie keine sexuelle An-ziehungskraft empndet. In den drei Staf-feln der Netix-Serie schämen sich die Charaktere nicht für ihre sexuelle Identität, sondern leben sie (meist) wie selbstver-ständlich aus.In der Highschool-Serie «Everything sucks» von 2018, die auf Netix läuft und in den 1990er-Jahren spielt, merkt die Tochter des Schulleiters, dass sie auf Mitschülerin-nen steht. «Es gibt kaum eine Sichtbarkeit für Highschool-Mädchen, die sich lieben», Sexuelle Vielfalt in Serien: Wenn Drehbücher Coming-outs erleichtern Die Cruiser-Redaktion guckt derzeit vor allem die spanische Serie Élite: Die kalten Herbsttage laden förmlich dazu ein – zumal es in der Serie mitunter ziemlich heiss zu- und hergeht. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen, um sämtliche Klischees zu verbraten. Trotzdem oder gerade deswegen macht die Serie Spass.Streaminganbieter überbieten sich derzeit mit einer unglaublichen Vielfalt an «diversen / queeren» Serien. Wir stellen einige vor.KULTURDIVERSE CHARAKTERE IN SERIENBilder © PD

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15CRUISER NOVEMBER 2021sagte Peyton Kennedy, die Kate spielt, dem Onlineportal «Buzzfeed». «Die Teenager, die die Serie sehen und sich mit diesen Cha-rakteren identizieren, werden am Ende der Show hoentlich Trost und Akzeptanz spüren.»Diese Erfahrungen macht auch US-Schauspieler Michael Cimino (21), der in der Disney+-Serie «Love, Victor» einen Jugend-lichen spielt, der sich zum ersten Mal in ei-nen Jungen verliebt und sich bei Freunden und Familie outet. Die sympathische Haupt-gur stösst auf Verständnis und Liebe, aber auch homophobe Basketball-Mitspieler und eine strenggläubige Mutter. «Mir schreiben Menschen aus der ganzen Welt, dass sie ge-nau das durchgemacht haben», berichtete Cimino. «Je mehr wir darüber reden, desto eher werden diese Probleme gelöst.»Liebe, Islam und die SpanierEine romantische Liebesgeschichte ohne Stereotypen bietet die schwedische Netix-Produktion «Young Royals», die 2022 in eine zweite Stael geht. Die zärtlichen Annähe-rungen zwischen Kronprinz Wilhelm (Ed-vin Ryding) und Mitschüler Simon (Omar Rudberg) werden zurückhaltend in Szene gesetzt und bestärken oenbar auch im echten Leben Jugendliche, zu ihren Gefüh-len zu stehen.«Wir waren mit unserer Regisseurin Kaee trinken, als ein Mädchen auf uns zu-kam, weinte und sagte: ‹Ihr habt mich er-mutigt, mich bei meiner Familie zu outen›», sagte Ryding der dpa. «Wir haben sie um-armt und ihr gesagt, dass sie stark sei. Das hat mich tief bewegt.»Die Transgender-Gemeinde erfreut sich seit drei Staeln an der preisgekrönten Dramaserie «Pose» von Ryan Murphy, die in Deutschland bei Netix zu sehen ist. Sie beschreibt die New Yorker Ballroom-Szene Ende der 80er-Jahre. Die Figuren um die schwarze Transfrau Blanca (MJ Rodri-guez), die von ihren Familien verstossen werden und auf Selbstndungssuche sind, sprühen vor Lebensfreude und sind äus-serst warmherzig und mehrdimensional gezeichnet. Die meisten Charaktere wer-den von transgeschlechtlichen Schau-spieler*innen gespielt, was viel zur Identi-kation beitragen dürfte.Auch die Spanier werden divers. Oder zumindest gay: «Élite» ist eine spanische Fernsehserie, die am 5. Oktober 2018 auf Netix in 190 Ländern weltweit Premiere feierte. Der Erfolg war durchschlagend; mittlerweile gibt es bereits vier Staeln. Die Serie erzählt vom Leben einer Gruppe von Schülern an der exklusiven öentli-chen Schule «Las Encinas», an der drei neue Stipendiaten aus der Arbeiterklasse ankommen, und wo die Unterschiede zwi-schen Arm und Reich zu einem Mord füh-ren. Damit alles noch etwas dramatischer wird, entdecken manche der jungen Prota-gonisten ihre Homosexualität. Dazu wird noch ein bisschen (schwuler!) Islam gege-ben und fertig ist ein Drama, wie es nur die Spanier hinbekommen. In den vier Staeln der Serie wird die Geschichte durch Zeit-sprünge erzählt, die durch Rück- und Vor-blenden verursacht werden, in denen sich die polizeilichen Ermittlungen und die Er-eignisse, die stattgefunden haben, vermi-schen. Dazwischen ganz viel nackte Haut. Empfehlenswert! Streaming-Gigant Netflix will 100 Millionen USD investieren, um «unterrepräsentierte Communities» in Serien zeigen zu können.Die Sichtbarkeit nicht-hetero-normativer Sexualität ist Expert*innen zufolge gerade für Jugendliche wichtig. Da Rollenvorbilder im eigenen Um-feld meist fehlen, orientieren sie sich oft an fiktiven Figuren.KULTURDIVERSE CHARAKTERE IN SERIEN

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16CRUISER NOVEMBER 2021VON VALERIA HEINTGESDas Schauspielhaus Zürich versah die Ankündigung der Inszenierung von Yana Ross’ «Kurze Interviews mit esen Männern. 22 Arten der Einsamkeit» mit dem Hinweis «Inhaltliche Warnung: verbale Gewalt, Live-Sex». Gleichzeitig machte die Meldung die Runde, erstmals an eatern im deutschsprachigen Raum sei mit Kasia Szustow ein Intimacy Coach en-gagiert worden, um mit den Akteuren über ihre Grenzen bei der Darstellung von Sexu-alität zu reden. Die #Metoo-Debatte lässt die eaterleitungen vorsichtig werden. Zu-mal dann, wenn, wie in diesem Werk mit Texten nach David Foster Wallace, die toxi-sche Sexualität von Männern das ema ist. Das Publikum betritt die Schibau-Halle direkt durch den Flur des Bungalows, den Karolien De Schepper und Christophe Engels auf die Bühne gesetzt haben und vor dem die Zuschauer wie in einem Arena-rund sitzen. Aus einer Luke im Flur ragt Lena Schwarz als gelbgekleideter Cowboy, Michael Neuenschwander liegt wie besof-fen im Liegestuhl auf der Terrasse. In ei-nem der Glaskasten-Zimmer praktizieren die Pornodarsteller*innen Katie Pears und Conny Dachs den angekündigten Live-Sex. Dazu murmelt eine Stimme fast unver-ständliche Sätze in den weiten Raum. «Es Yana Ross inszeniert den Erzählband «Kurze Interviews mit fiesen Männern» von David Foster Wallace im Zürcher Schiffbau als «22 Arten von Einsamkeit».22 Arten von StörmomentenKatie Pears und Urs Peter Halter in «Kurze Interviews mit fiesen Männern». Kritiker*innen bemängeln vor allem die Klischees rund um toxische Männlichkeit und Feminismus.Bilder © Sabina BöschKULTURDAVID FOSTER WALLACE IM SCHIFFBAU

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17CRUISER NOVEMBER 2021war alles so widerlich und zog sich so end-los, warum sagt denn keiner die Wahrheit» allerdings ist deutlich zu verstehen. Wenn man da «widerlich» mit «mechanisch» er-setzt, ist dem ema erst einmal nichts hinzuzufügen. Dann folgen, wie es der Untertitel ver-rät, «22 Arten der Einsamkeit» (das zähle nach, wer will). Da redet eine Tochter in aller Ausführlichkeit vom Beruf ihres Va-ters – er ist Toilettenmann. Da spricht einer von seiner «Abart» beim Sex; im Moment des Orgasmus muss er schreien: «Sieg den Kräften der direkten Demokratie», wie es in der Schweizer Version heisst (im Original ist von «democratic freedom» die Rede). Pornodarstellerin Pears gibt eine Anleitung zum Cunnilingus, später auch Kuss-Unter-richt und solchen für Analsex. Und zwei streiten sich im Jacuzzi um die Vereinba-rungen nach der Scheidung. Der Clou: Nicht bei einer Szene stimmt das Gesprochene mit dem Darge-stellten überein, alles wird ironisch-gro-tesk aufgebrochen, karikiert, unterlaufen. Die Toilettenmann-Tochter dreht gleich-zeitig Fleisch durch den Fleischwolf, Cow-boys singen Westernsongs in Haarföne, statt in Mikrophone und die zwei, die sich um die Post-Ehe-Modalitäten streiten, sind Cowboys, die in ein als Penis verkleidetes Mikrofon sprechen. Genialer Höhepunkt: Drei Männer sezieren die Probleme der Frauen. Lena Schwarz als Moderatorin sitzt dabei so breitbeinig da, wie es nur Männer können, und reibt sich lustvoll an allem, was sie ndet: von der Balkonbrüs-tung bis zum riesigen Bison, der in dieser Cowboy-Wildwest-Umgebung direkt ne-ben ihr steht. Sie ist das brünstige Wesen, während die Herren wie Softie-Abziehbil-der danebensitzen. Grossartiger kann man Genderklischees nicht entlarven. Das Prinzip zieht sich durch wie ein ro-ter Faden: Kein Text wird im passenden Set-ting gesprochen. Das meiste kommt total «clean» daher, nicht geleiert, aber ohne je-des Pathos, jede Empathie; vielmehr mit ei-nem Tonfall, mit dem einen auch der Apo-theker Gebrauchsanweisungen vorlesen könnte. Das versieht jeden der Texte mit ei-nem Störmoment, der die Identikation ver-unmöglicht und das Spiel ständig als Spiel und als gedankliche Auseinandersetzung kennzeichnet. Zusätzlich baut Wallace in seine Interviews, die in vier Teilen in einem Erzählband erschienen sind, dem sie auch den Titel gaben, Drehpunkte ein, an denen sich vermeintlich eindeutige Geschichten plötzlich in ihr Gegenteil verkehren. Da ist etwa der Mann, der von der brutal vergewal-tigten Frau erzählt und es schaen möchte, dem traumatischen Ereignis etwas Positives abzutrotzen. Klar, da will sich einer reinwa-schen, denkt man. Bis er plötzlich sagt, die Betroene sei seine Frau. Von solchen Momenten lebt die In-szenierung, weil sie vermeintlich Klares in Frage stellt. Weil die Schauspieler, vor al-lem Lena Schwarz, aber auch Michael Neu-enschwander, Ilknur Bahadir und Urs Pe-ter Halter, Futter für ihr Können nden und nicht Aussagen illustrieren müssen oder billigen Tricks hinterherlaufen. In an-deren Momenten aber ist der Fokus so klar, wird die toxische Sexualität so eindeutig auf Einsamkeit, auf Unsicherheit zurück-geführt, dass die Aussage gefährlich ins Banale rutscht. Zudem tappt die Inszenie-rung in manchen Momenten in die Skan-dal-Falle, die direkt neben der Geschmack-losigkeits-Falle liegt. Etwa wenn sich der Live-Sex letztlich überhaupt nicht als wichtig für die Arbeit erweist. Oder wenn sich Neuenschwander als alter Mann mit eigenem Kot beschmiert und seine Kinder hilos danebenstehen. In diesen Momen-ten, wenn der doppelte Boden fehlt, tritt der Abend auf der Stelle, wird er langwei-lig, vorhersehbar und zäh. Zwei Szenen der Inszenierung «für Erwachsene», die es so nicht unbedingt bräuchte, mit Conny Dachs, Lena Schwarz, Katie Pears und Urs Peter Halter.KULTURDAVID FOSTER WALLACE IM SCHIFFBAU

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18CRUISER NOVEMBER 2021KULTURQUEERE COMIC-CHARAKTEREVON BIRGIT KAWOHLDas Erscheinen des neuesten «Su per-man»-Comics «Superman: Son of Kal-El» ging mit einem Pauken-schlag vonstatten: Der 17-jährige Sohn von Clark Kent und Lois Lane, Jonathan Kent, küsst einen Mann. So weit, so gut. Und was ist nun das Besondere? Eben: Jon Kent küsst einen Mann! Das, was in vielen Kunstrichtungen mittlerweile kaum noch wahrgenommen wird, nämlich eine von der heteronormati-ven abweichende Sexualität, ist im Bereich des (US-) Comics noch lange keine Selbstver-ständlichkeit. Deswegen ist es umso bemer-kenswerter, dass nun ein weiterer Comic-Held in die LGBT*-Welt eintritt, nachdem sich vor Kurzem erst Robin aus der «Batman»-Reihe als bisexuell outete. Und es ist auch noch nicht lange her, als es in der US-ameri-kanischen Cartoon-Serie «Young Justice» zu dem spektakulären Unterwasserkuss von Aquaman aus dem gleichnamigen DC-Co-mic und Wynnde kam. Warum kommt es bei «Superman» jetzt zu dieser überraschenden Diversität? Tom Taylor, der Autor des neuesten «Super-man»-Abenteuers will seiner eigenen Aus-sage nach Helden für jede*n schaen. Das geht dann nun einmal nicht, ohne auch nicht-heteronormative Lebensformen dar-zustellen. Aber dass sein Verlag DC und auch Warner Bros als Partner für die Ver-lmung dafür das Okay gegeben haben, ist noch lange nicht selbstverständlich. Verbot von LGBT*-Comics in den USAComics und LGBT*, das ist nämlich so eine Sache, vor allem im US-Raum. Weil man in den USA – im Unterschied zu Europa und auch Asien – Comics lange Zeit (ausschliess-lich) als Kinder-Lektüre ansah, verbot die CCA (Comics Code Authority) alle nicht- heteronormativen Anspielungen zwischen 1954 und 1989. In dieser Zeit fand man vor allem in den «grossen» Comics nur versteck-te Hinweise auf nicht-geduldete Liebschaf-ten, die Leser*innen mussten schon genau hinschauen und zwischen den Zeilen lesen, um einen Hauch von Diversität zu spüren. Ab den 1970er-Jahren wurde die e-matik aber in Untergrund-Comics immer wieder aufgenommen, häug gelang es den Schaenden, so unter dem Radar der Kont-rollbehörde durchzurutschen.Die europäische Comic-Welt hatte es da einfacher. Hier sah man Comics immer wieder auch als Lektüre für Erwachsene, so-dass es für Zeichner und Autoren weniger schwierig war, queere emen in ihren Wer-ken zu integrieren. Trotzdem dauerte es auch ausserhalb der USA eine ganze Weile, bis man schwule Charaktere ganz selbst-verständlich in Comics antraf, obwohl sich der Finne Touko Laaksoonen, besser be-kannt unter seinem Künstlernamen Tom of Finland seit den 1940er-Jahren sehr um die Imaginierung von Schwulen in allen Le-benslagen und Positionen bemüht hat. Zu-nächst noch über heimlichen Briefverkehr distribuiert, erschienen seine Bilder ab den 50er-Jahren im US-Magazin «Physique Pic-torial», das vor allem die Bodybuilding-Kul-tur abbildete (und damit natürlich ideal für kleine homoerotische Phantasien war). Boah, wumm, knall –Superman ist bisexuellDas ist er, der Kuss, um den es geht: Jonathan Kent, der Sohn von Superman, küsst im neuesten «Superman»-Comic einen Mann!Das Comic-Universum ist ein wenig diverser geworden. Das schlägt hohe Wellen, ist Queerness dort doch noch ziemlich neu.Bilder © PD

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19CRUISER NOVEMBER 2021KULTURQUEERE COMIC-CHARAKTEREEinfacherer Start in EuropaDen Startschuss für den schwulen Comic legte nach allgemeiner Aussage «Doonsbu-ry» von Garry Trudeau aus dem Jahr 1976. Trudeaus Charakter Andy Lippincott mach-te anschliessend eine nicht immer schöne Zeit durch, einschliesslich der (unvermeid-lichen) HIV-Diagnose im Jahr 1989 und seinem Tod nur ein Jahr später. Dass hier trotzdem noch keine vollkommene Oen-heit gegenüber LGBT*s vorhanden war, zeigt die Verunmöglichung des Pulitzer-Preises, für den Trudeau eigentlich hätte nominiert werden sollen. Drei Zeitschriften lehnten sich gegen Trudeau als Preisträger auf, was ausreichte, um ihn leer ausgehen zu lassen.Im deutschsprachigen Raum betrat kurze Zeit später dann auch Ralf König die Comicbühne, was den endgültigen Durch-bruch der Schwulen im Comic markierte. Hiermit wurde der Comic zu so etwas wie einem Sprachrohr der schwulen Commu-nity, da es König gelang – und immer noch gelingt – Gays mit allen ihren Sorgen und Nöten darzustellen. Nicht wenige Heterose-xuelle lernten hier erstmals überhaupt schwules Leben kennen.Echtes Anliegen oder doch Pink-Washing?Hiervon war und ist der US-Markt mit den grossen Verlagen DC und Marvel noch weit entfernt. Das mag zum einen am Genre des Superhelden-Comics liegen, womit sich Gays augenscheinlich weniger gut in Verbindung bringen lassen. Womit wir einmal mehr beim klassischen Klischee wären, dass Schwule schwach und weiblich und keinesfalls stark und eben «maskulin» sind, wie ein Superheld ja zu sein hat. Dies mag auch ein Grund da -für sein, dass immerhin zwei der oben ge-nannten LGBT*-Charaktere im Superhelden- Comic bisexuell sind – also nur ein wenig gay, da Bisexuelle oftmals weniger mit den klassi-schen Gay-Vorurteilen zu kämpfen haben. Womit man sich schon die Frage stellen darf, ob es sich hier nur um ein bisschen Pink-Wa-shing handelt, das die Verkaufszahlen des Comics sichert, indem man sich nicht zu rückständig zeigt, sondern queere Lebens-entwürfe in die Geschichten integriert, oder doch, wie Tom Taylor ja vollmundig betont, um die Ausformulierung eines echten und vor allem ernst gemeinten Anliegens. Im Uhrzeigersinn das Cover der neuen «Superman»-Ausgabe, der Kuss zwischen Aquaman und Wynnde, Robin aus «Batman« und eine frühe Zeichnung von Tom of Finland.Weil man in den USA – im Unterschied zu Europa und auch Asien – Comics lange Zeit (aus-schliesslich) als Kinder-Lektüre ansah, verbot die CCA (Comics Code Authority) alle nicht- heteronormativen Anspielungen zwischen 1954 und 1989.

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20CRUISER NOVEMBER 2021Michelangelos «David» – die Originalstatue.Ein Männerkörper präsentiert sich ganz unverhüllt. Michelangelos «David» zog auch im echten Leben Männer an.Jonathan gewinnt David«lieb wie sein eigen Herz»SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURVON ALAIN SORELDa steht er, nackt, wie Gott oder – in dem Fall – eher, wie der Künstler ihn erschuf. Der Kopf mit dem gekraus-ten Haar ist nach links geneigt, die linke Hand umschliesst einen Gegenstand, der über die Schulter gelegt ist. Der rechte Arm hängt nach unten, lässig, dürfte man mei-nen, doch der Eindruck täuscht: Die Finger sind nicht ausgestreckt, sondern halten et-was fest, verstecken etwas. Ausgeprägt ist die Halsmuskulatur des jungen Mannes über seinem kräftig gebauten Brustkasten. Der Bursche ist topt. Wir reden von der berühmten Kolos-salstatue in Florenz, die David darstellt, den David aus dem Alten Testament, den David, der mit der Steinschleuder wie nebenbei den Riesen Goliath besiegte. Die Geschichte von David ist der Beweis dafür, dass nicht schiere Stärke und physische Masse jeman-den von vorneherein unüberwindbar ma-chen und einen anderen zwangsläug auf verlorenem Posten stehen lassen, sondern dass Wendigkeit, Gewandtheit und Wach-samkeit ihre Chancen haben können. Der Kampf «David gegen Goliath» ist zu einem geügelten Wort geworden. Er widerspricht dem fürchterlichen «Recht des Stärkeren», das leider schon allzu oft unermessliches Leid über Länder und Völker gebracht hat. David ist die immerwährende Ho-nung jener, die im Falle von Gefahr über sich hinauswachsen und Kräfte freisetzen, die sie sich selbst nicht zugetraut hätten. «David gegen Goliath» wider-spricht dem fürchterlichen «Recht des Stärkeren».Bild links © Julie Workman / Bild rechts © SWEET PUBLISHING

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21CRUISER NOVEMBER 2021In Kinderbibeln wird gerne dieses Bild verwendet, dessen Bildunterschrift lautet: David und Jonathan schwören sich ewige Freundschaft. Wie weit diese aber geht, darüber schweigt man.Jonathan gewinnt David«lieb wie sein eigen Herz»Heisses Herz Geschaen wurde der «David» von Michel - angelo Buonarroti (1475 bis 1564), einem Ge-nie – Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter in einem. In den drei Jahren, in denen der Meister dieses Wunderwerk aus dem Carrara- Marmor schlug, ist der Stein unter seiner Hand zum Leben erwacht. Überliefert ist vom ihm der Satz: «Nur die Hand, die ganz dem Geist gehorcht, erreicht das Bild im Steine.» Den Geist hatte Michelangelo, aber es brauchte auch ein heisses Herz – emotiona-le Glut, um solch eine Figur wie den David aus dem Stein zu meisseln, einen Menschen aus einem Material zu formen. Angefacht wurde diese Glut von Michelangelos Liebe zum männlichen Körper. Er faszinierte ihn, er wollte ihn spüren. Hautnah. Die Ansicht hat sich durchgesetzt, dass Michelangelo schwul war. Von einem in Gedichten verherrlichten Geliebten, Tommaso dei Cavalieri, ist die Rede. Die muskulösen, gut konditionierten Männer auf Michelangelos Fresken in der Sixtini-schen Kapelle in Rom sollen eine auallen-de Ähnlichkeit mit Strichern haben, die zu Lebzeiten des Künstlers an einschlägigen Orten Roms verkehrten … Wie dem auch sei: Persönlichkeit und Leistung Michelangelos sind nicht im Zusammenhang mit seinen geschlechtlichen Vorlieben zu beurteilen. Das Original des «David» steht nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort auf der Piazza della Signoria beim Palazzo Vecchio in Florenz, weil der Zahn der Zeit gefährlich am Monument nagte. Es hat eine geschützte Stätte in der Accademia gefun-den. Dort, wo es sich vorher befand, wurde eine Kopie hingestellt, die ihrerseits ein Pu-blikumsmagnet geworden ist. Michelange-los Eigenschöpfung ist über fünf Meter gross und etwa sechs Tonnen schwer. David wurde wie einst Goliath ein Riese, die ange-reisten Florenz-Touristen sind Zwerge ge-gen ihn. So verschieben sich Perspektiven. Bei Michelangelos «David» ruht die Schleuder über der Schulter, der Stein in der rechten Hand ist wurfbereit. Er wird Goli-ath von den Füssen hauen. Im Unterschied zu vielen Darstellungen dieser biblischen Szene, auf denen der unerschrockene Bur-sche mit dem abgeschlagenen Kopf des Rie-sen zu sehen ist, steht dieser David in Flo-renz noch vor seiner Bewährungsprobe. Die SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURSpannung, die dadurch in Davids Körper liegt, teilt sich dem Betrachter mit, was nur möglich ist dank der Nacktheit des jungen Kriegers. Davids Augen suchen den Gegner. Seine Gestik sendet eine einzige Botschaft aus: «Ich bin bereit.» Er darf seinem Körper und der Kraft, die darin liegt, vertrauen. ➔ANZEIGES A 04. DEZ 2021VIOLINE Roberto González-MonjasKLAVIER Herbert SchuchWerke von Leos Janácek, Ludwig van Beethoven und Claude DebussyREZITAL MIT ROBERTO GONZÁLEZ-MONJASTICKETS & INFORMATIONENWWW.MUSIKKOLLEGIUM.CHTELEFON +41 52 620 20 20Stadt WinterthurKanton ZürichMedienpartnerUnterstützt durchS A 04. DEZ 2021VIOLINE Roberto González-MonjasRoberto González-MonjasKLAVIER Herbert SchuchHerbert SchuchWerke von Leos Janácek, Ludwig Leos Janácek, Ludwig van Beethoven und Claude DebussyClaude DebussyREZITAL MIT ROBERTO REZITAL MIT ROBERTO GONZÁLEZ-MONJASGONZÁLEZ-MONJASTICKETS & INFORMATIONENWWW.MUSIKKOLLEGIUM.CHTELEFON +41 52 620 20 20Stadt WinterthurKanton ZürichMedienpartnerUnterstützt durchStadthaus Winterthur — 19.30 UhrCHF 78/65/43/30Ins_Rezital_cruiser_210 x 140 mm.indd 1Ins_Rezital_cruiser_210 x 140 mm.indd 1 19.10.21 14:2519.10.21 14:25

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22CRUISER NOVEMBER 2021Im TriumphZeitenwechsel, Szenenwechsel. Zwei Heere stehen sich kampfbereit gegenüber: Israeli-ten gegen Philister. In jenem 11. Jahrhundert vor Christus bedrängen die Philister immer wieder die Israeliten und sind für diese eine recht bedeutende Gefahr. Die Sache steht auf der Kippe, zum Nachteil der Israeliten. Einer aus dem Heer der Philister mit Namen Goliath, über drei Meter lang, fordert den Stärksten der Israeliten zum Zweikampf her-aus, doch keiner ist dazu bereit. Schliesslich ist es ein unbekannter Gefolgsmann von Is-raels König Saul, David, der sich Goliath ge-genüberstellt. Der Stein von Davids Schleu-der, seiner einzigen Wae, dringt in Goliaths Stirn ein, das Ungetüm stürzt zu Boden und David schlägt ihm den Kopf ab. Im Triumph kehrt er zu Saul zurück. Gut möglich, dass einer die Vorgänge beobachtete und ein Auge auf den Sieger warf: Jonathan, der älteste Sohn Sauls, der Kronprinz. David wird in der Bibel (1. Buch Samuel, Kapitel 16) als «bräunlich, mit schö-nen Augen und guter Gestalt» beschrieben. Es gab gute Gründe, von David angetan zu sein, einerseits seines Mutes wegen, den er gegen Goliath bewiesen hatte, anderseits auch der Musik wegen. David konnte Harfe spielen wie kein Zweiter. Deswegen war er auch an Sauls Hof berufen worden, um den König aufzuheitern, dessen Gemütszustand sich immer wieder verdüsterte. Hatte Saul eine Krise, so nahm David «die Harfe und spielte mit seiner Hand; so erquickte sich Saul und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm». Das war eine frü-he Form von Musiktherapie, wie sie auch in unserer Zeit angewendet wird. KleidertauschDavid war gemäss Altem Testament phy-sisch attraktiv und hatte auch seelischen Tiefgang. Und so begann eine Freundschaft, die im Alten Testament ihresgleichen sucht. Die Freundschaft zwischen dem Königs-sohn Jonathan und dem Mann aus dem Volk, David. Die Bibel beschreibt sie wort-mächtig und direkt, auch wenn die Sprache heute ungewohnt anmutet. Es «verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids, und Jonathan gewann ihn lieb wie sein ei-gen Herz. (…) Und Jonathan zog aus seinen Rock, den er anhatte, und gab ihn David, dazu seinen Mantel, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.» Ein Vertrauens-beweis ohnegleichen. Jonathan entsagte für seinen Freund dem königlichen Glanz. Freundschaft war ihm wichtiger als die äus-seren Attribute seines Ranges. Ein frühes Indiz für eine innere Grösse, die er, wie der Lauf der Geschehnisse klarmachte, auch tatsächlich besass. Jonathan ahnte die hö-here Berufung Davids, war bereit, einfach Wegbereiter zu sein und ins zweite Glied zu treten, obwohl er selbst ein formidabler Krieger und Kämpfer war und das Zeug zum Herrscher ohne Weiteres gehabt hätte. Seine Worte zu David waren prophe-tisch: «Du wirst König werden über Israel, so will ich der Nächste um dich sein. (…)» Ein früher Hinweis von Seiten des Königs-sohnes, dass in seinem Herzen Eifersucht keinen Platz bekommen würde. Im Klartext signalisierte er David: «Ich möchte einfach bei dir bleiben, lass mich in deiner Nähe sein.» Gegen Einüsterungen seines Vaters Saul, er, Jonathan, werde von David um Amt, Würden, Reich und Leben gebracht, war der Königssohn immun. Jonathan hatte keine leichte Position, aber er zögerte keine Sekunde und stellte sich auf die Seite des Freundes, ohne den Vater zu verlassen, dessen Verhältnis zu David sehr zwiespältig wurde. Die Schwer-mut machte Saul unberechenbar. Der erste König Israels litt darunter, dass er laut Al-tem Testament von Gott verworfen worden war. Er argwöhnte zudem bald, David wer-de ein Herausforderer, ein Rivale im Kampf um die Macht.Einsatz für den FreundSaul empfand eine Hassliebe für David. Mal wollte er ihn bei sich haben, dann wieder stiess er ihn weg und verfolgte ihn. Er gab ihm seine Tochter Michal zur Frau und trachtete ihm gleichzeitig nach dem Leben. David musste Hals über Kopf iehen. Mi-chal rettete David einmal vor den Häschern Sauls – aber vorab war es Jonathan, der sei-nen Freund über die Lage am Hof aufklärte und ihm, halb krank vor Sorge um den Flüchtling, verschlüsselte Warnungen zu-kommen liess. Er sprach mit dem Vater, er-innerte ihn an Davids segensreiches Wirken mit der Harfe, er riskierte sogar sein Leben für ihn, indem der jähzornige Saul seinen Speer nach dem eigenen Sohn warf, als die-ser David verteidigte. David wurde nach und nach ein Mili-tärführer aus eigener Anstrengung und schlug Schlachten. Ganz wandte er sich nie von Saul ab, verschonte zweimal dessen Le-ben. Schliesslich war Saul der Vater seines Jonathan entsagte für seinen Freund dem königlichen Glanz.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Märchen – aber auch in Kunst, Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufge-frischte Erkenntnisse. Diese Folge befasst sich mit einem Freundespaar aus der Bibel – unzer-trennlich, bis der Tod es schied.SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURszene & kulturBild © Joseph Kakshouribesten Freundes. Die Zeit aber arbeitete für David: Nach Sauls Tod wurde er erst König von Juda, dann von ganz Israel. Doch in den Jahren, in denen Saul noch lebte und kämpfte, hielten es die zwei Freunde auf die Dauer ohne einander nicht aus. Sie trafen sich heimlich, waren in einem emotionalen Ausnahmezustand «und sie küssten sich miteinander und weinten mit-einander, David aber am allermeisten», wie im Alten Testament (1. Buch Samuel, Kapitel 20) geschrieben steht. Nutzten David und Jo-nathan die Gunst der Stunde, elen die letz-ten Schranken, gab es, weil sie einander un-bedingt Halt geben wollten, kein Halten mehr? Für ein kurzes Glück? Oder war ihre seelisch-geistige Verbundenheit so stark, dass Sex gar keinen Platz hatte in ihrer Be-ziehung? Über die sexuelle Orientierung von David und Jonathan wird heiss debat-tiert, und bei einigen Argumentationen ge-gen eine körperliche Liebe hat man den Ver-dacht, sie erfolgten nach dem Motto «weil nicht sein kann, was nicht sein darf». Was feststeht: Die Zärtlichkeit zwi-schen den beiden Freunden bedingte einen engen Körperkontakt. David und Jonathan hatten keine Berührungsängste. Unbe-stechliche Quelle dafür: die Bibel.Dem toten Freund sandte David dann einen letzten, bewegenden Gruss. Jonathan war in einer Schlacht seines Vaters, an der David nicht beteiligt war, ums Leben ge-kommen, Saul hatte sich im Angesicht der Niederlage ins Schwert gestürzt. In seinem Klagelied um Jonathan – und Saul! – liess David keinen Zweifel aufkommen, was er für Jonathan empfunden hatte: «Mir ist weh um dich, / mein Bruder Jonathan: / ich habe grosse Freude und / Wonne an dir gehabt; / deine Liebe ist mir kostbarer / gewesen / denn Frauenliebe ist.»David heiratete Batseba, die ihm einen Sohn schenkte – einen Erben, den späteren grossen Salomo.

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szene & kulturCRUISER SZENE: AM PULS DER LGBT*-COMMUNITY. AKTUELL, INFORMATIV UND MITTENDRIN.Bild © Joseph Kakshouri

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24CRUISER NOVEMBER 2021MODECLOTHIER WILLI SPIESSVON HAYMO EMPL Der Zürcher Modemacher empfängt die «Cruisers» in seinem Laden (mit Atelier) an der schicken Schipfe mit-ten in Zürich. Im Laden: Die neuen Kollek-tionen und Stoe aus aller Welt. Willi bittet zum Tee – an einem grossen, runden Tisch, der aus einer Wurzel gemacht wurde. Die Farben, die Muster, das Ambiente im beschaulichen Laden: Man muss sich erst einen Moment Zeit lassen und die Ein-drücke wirken lassen: An funktionalen Kleiderständern hängen diverse fertige Stü-cke. Ein Kimono à la Willi Spiess ist zu sehen («Alleine der Sto ist schon unglaublich wertvoll – das ist aus einem echten, antiken Kimono gemacht»). Samt und Seide dürfen nicht fehlen, dazu ein paar Accessoires an der Wand («Sehr beliebt bei den Touristen, meine Laufkundschaft so quasi»), eine schlichte Umkleidekabine und eben besag-ter Tisch. Auf den Kleidern des Designers viel Spitze, Ethno-Elemente, dramatische Stickereien, Glitzer natürlich… und mitten-drin Willi Spiess. Höich, zurückhaltend, ganz und gar nicht amboyant – Spiess ent-spricht wohltuenderweise so gar nicht dem Klischee eines Modermachers.Der Designer, der eigentlich Clothier istWilli Spiess ist seit Dekaden erfolgreicher Modemacher, ein Clothier. «Ich nde, alle nennen sich Designer und das sagt so gar nichts. Clothier hingegen drückt genau das aus, was ich mache», erklärt Spiess die Wort-schöpfung. Willi Spiess ist einer der weni-gen Schweizer Modemacher, der gekommen ist, um zu bleiben. «Ja, viele sind von der Bildäche verschwunden. Andere haben sich selbst verloren und sind abgestürzt», sagt Willi Spiess. Auf die Nachfrage, wen er den damit meint, wechselt er geschickt das ema. Man spürt, dass er nicht eine Person ist, welche Tratsch mag. Das passt zu seinem ruhigen, besonnenen Auftreten. Der Clothier Willi Spiess sorgt mit seinen Kreationen immer wieder für Furore. Cruiser hat den Modemacher besucht. Ein Portrait.«Ich bringe Farbe und Glamour ins Leben»Bild links © PD / Bild rechts © Haymo EmplMode von Willi Spiess auf den grossen Laufstegen: Hier eine Fashion-Show in Paris.

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25CRUISER NOVEMBER 2021MODECLOTHIER WILLI SPIESSWilli Spiess fertigt Einzelstücke und daher ist es nicht einfach «nur» Kleidung, son dern Kunst, wie zum Beispiel das von Topmodel Sandra Wildbolz getragene Haute Couturekleid aus Spitze und Tüll auf Seite 23. Oder wie die «NZZ» einst titelte: eine «Wundergarderobe». Dieser Begri trit das Schaen des Clothiers eigentlich ganz gut, denn Spiess’ Kleidung lädt zum Staunen und Interpretieren, aber auch zum Träumen ein, manchmal auch zum Schmunzeln. Aber immer steckt ein Kon-zept, eine Idee dahinter. Paradebeispiel: Das Bühnenoutt von seinem Lebenspartner Michael von der Heide am ESC 2010. Ein goldener Anzug mit Fi nesse. In Oslo war Michael von der Heide der «golden Boy», denn Spiess’ Anzug erreichte genau das, was er sollte: Aufmerksamkeit. (Die einzige sinn-volle Strategie am ESC.) Kein Wunder also, kleidet Willi auch Stars ein wie Kim Wilde, Nina Hagen und natürlich: Paola Felix. Keine WegwerfkleidungDie Entwürfe von Willi Spiess sind opulent, die Stoe edel und teuer und selbstver-ständlich ist alles auf Mass gefertigt. Denn wenn schon auällig, dann gut sitzend. «Wenn man auf der Strasse schaut, wie viele Leute ganz schlecht sitzende Anzüge oder ganz generell nicht passende Kleidung tra-gen, dann wissen wir, was Onlinebestellun-gen anrichten können», sagt Willi und schaut Richtung Limmat, welche direkt vor ihm an der Schipfe friedlich vor sich hin-plätschert. «Es ist langfristig sogar billiger, wenn man sich bei mir einen Anzug auf Mass machen lässt», resümiert er. «Denn meine Stoe halten ewig. Und anstatt sich mehrmals pro Jahr eine Wegwerfgarderobe zu kaufen oder im Internet zu ordern, würde es mehr Sinn machen, wenn man Anzüge in der Garderobe hat, die viele Jahre getragen werden können.» Und würde der Schnitt aus der Mode kommen – das wäre für Spiess kein Problem, denn «anpassen kann man immer». Sowieso gebe es Schnitte, die quasi eine ewige Dauer hätten, einfach weil sie Willi Spiess vor seinem Laden an der Schipfe mitten in Zürich.ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.klassisch seien. Natürlich ist ein Anzug von Spiess nicht günstig. Kalkuliert man aber die Wertigkeit der Stoe und des Materials sowie die vielen Stunden, die für ein per-fektes Kleidungsstück aufgebracht werden müssen mit ein, relativieren sich die Beträ-ge von über 3000 Franken wieder. Um beim Beispiel des goldenen Outts von Michael von der Heide zu bleiben: Willi Spiess sass über 40 Stunden an diesem Bühnenoutt. ➔

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26CRUISER NOVEMBER 2021Der Clothier der Stars«Ich habe auch einen Kunden, der sich jedes Jahr für einen Ball ein neues Sakko anfer-tigen lässt mit voller kreativer Freiheit mei-nerseits.» Das sind exakt diejenigen Auf-träge, die das Herz des Clothiers zum Hüpfen bringen. Denn: «Mich interessieren die aktuellen Trends der ‹Fast-Fashion› nicht. Ich will mein Ding machen und freue mich, wenn es meinen Kundinnen und Kun-den gefällt.» Gibt es denn Unterschiede zwi-schen (Hetero-) Männern und Frauen? «Die Männer entscheiden sich schneller für Sto und Schnitt. Die Frauen sind zögerlicher und lassen sich mehr von Freundinnen und ihrem Umfeld beeinussen.» Wie Willi selbst zu diesem Fakt steht, bleibt oen. Weil eben: Willi Spiess tratscht nicht gerne. Und Lästern mag er noch weniger, obschon die nächste Frage eine wunderbare Basis dafür bieten würde: Wie man an die Stars herankomme, die dann Kleidung von Willi Spiess trägt und damit auch medienwirk-sam in Szene setzt. Und wie diese Stars denn so seien. «Wahnsinnig nett», sagt Spiess. «Das Problem sind einfach oft die Stylisten, meistens ist das die erste grosse Hürde, die genommen werden muss.» Prak-tischerweise und wenig überraschend ist Willi Spiess gut vernetzt im Musikbusiness und daher ergibt sich meist ein direkter Kontakt mit den Persönlichkeiten im Back-stage-Bereich. «Es ist auch schon vorgekom-men, dass ich einem Sänger oder einer Sän-gerin ein Outt mitgebracht habe und diese Person es dann direkt angezogen hat.» Und wie ist das mit der passenden Grösse der Stars? «Das habe ich im Blut. Ich weiss es einfach», erklärt er. Dabei sehe er auch durchaus, wenn sich die Figur einer Person verändere und er passe dann seine Stücke dieser Veränderung an.Willi Spiess sieht aber nicht nur die Grösse einer Person, er kann sich seine Ent-würfe ohne Skizze dreidimensional vorstel-len. «Ich habe vielleicht nicht viele Talente. Aber mein Vorstellungsvermögen ist eines», lacht Spiess und bittet ins Atelier. Hier wird gearbeitet: Stoe, Fäden, Scheren allüber-all. Genau so, wie man sich einen Schneider vorstellt. Auch im Atelier herrscht eine far-benfrohe Üppigkeit mit besten Materialien. Dazwischen drei Nähmaschinen. Daneben ein Block und ein Bleistift. «Damit meine Kundinnen und Kunden sich vorstellen können, was ich mir vorstelle, zeichne ich es dann jeweils kurz», was er zu Demonstra-tionszwecken auch gleich macht. Und auch das sieht genau so aus, wie man es aus Fil-men (und dem Teleshopping) kennt. Beein-druckend. Mit wenigen Strichen wird sofort klar, wie eine künftige Robe, ein Anzug oder ein Alltagsoutt aussehen könnte. Willi Spiess ist selten auf den grossen Laufstegen in Paris, Mailand oder London vertreten. Er möge das Gewusel von Jour- nalist*innen, Modemacher*innen, Foto-graf*innen und Models nicht, erklärt er. Obschon seine Mode gerade hervorragend in diese Metropolen passen würde. Die Mischung aus Haute Couture und Prêt-à-porter in Kombination mit bewusst gesetz-ten (80er-Jahre?) Trash-Elementen würde nicht nur die Modeblogger*innen (Journis gibt’s ja kaum mehr) begeistern, sondern Bilder © PDHier markante Entwürfe des Clothiers, die unter anderem auch von Kim Wilde (rechts mit Willi Spiess) getragen werden. Bild Seite 23: Topmodel Sandra Wildbolz in einem Haute Couturekleid aus Spitze und Tüll, fotografiert von Joseph Kakshouri.WILLI SPIESSWilli Spiess (*1965) studierte Modedesign in Zürich und gewann in seiner über 30 Jahre wäh-renden Karriere zahlreiche Designwettbewerbe. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete Willi Spiess fünf Jahre für die Zürcher Designerin Elisabeth Bosshard. Seit 1992 kreiert er Mode unter seinem Label «Willi Spiess». 2005 eröffnete er einen Laden für seine Damen- und Herrenmode sowie ein Atelier an der Schipfe 53 in Zürich. Willi Spiess entwirft zudem Bühnenoutfits für nationale und interna tionale Künstler*innen und natürlich auch für seinen Lebenspartner Michael von der Heide. Zusammen mit zwei Katzen wohnen die beiden in Rümlang.bestimmt auch die Inuencer*innen, die des Clothiers Kleider eissig posten wür-den. Braucht er alles nicht. «Ich fühle mich hier wohl, ich liebe das, was ich mache, und freue mich, wenn meine Mode anderen ge-fällt und vielleicht ein bisschen Farbe und Glamour ins Leben bringen kann.» Spiess’ Kleidung lädt zum Staunen und Interpretieren, aber auch zum Träumen ein, manchmal auch zum Schmun-zeln. Aber immer steckt ein Konzept, eine Idee dahinter.

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27CRUISER NOVEMBER 2021STUDIETEURE PREPHAYMO EMPL / MMDie Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) verhindert äusserst wirksam HIV-Ansteckungen. Sie ist damit ein wichtiger Baustein, um HIV gemäss den Zielen der Weltgesundheitsorganisation WHO bis 2030 eliminieren zu können. Eine erste Auswertung der SwissPrEPared-Stu-die zeigt, dass zurzeit nicht alle HIV-Risiko-gruppen mit dieser Massnahme erreicht werden: Jüngere Personen und Menschen mit tieferem Bildungsniveau sind in der Studie bisher untervertreten. In den erho-benen Daten von April 2019 bis Januar 2020 liegt das Durchschnittsalter der teilneh-menden PrEP-Userinnen und -User bei 40 Jahren. 95 Prozent sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und 47 Prozent ha-ben einen Hochschulabschluss. Die For-schenden um den Studienleiter Ben Ham-pel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Zürich UZH und Leitender Arzt Checkpoint Zürich, sowie um den Studien-verantwortlichen Jan Fehr, Professor an der UZH, nehmen an, dass die nanzielle Hür-de dabei eine grosse Rolle spielt. Denn an-ders als in anderen Ländern wie Frank-reich, Deutschland und Grossbritannien müssen die Medikamentenkosten von den Anwenderinnen und Anwendern selbst be-zahlt werden.Florian Vock, Programmleiter MSM der Aids-Hilfe Schweiz kennt das Problem. Er verweist aber auf eine zusätzliche Hürde: «Kostentreiber sind nicht alleine die Medi-kamente, sondern die notwendigen, regel-mässigen Kontrolluntersuchungen. Zwar werden sie von der Krankenkasse übernom-men – doch wegen Selbstbehalt und hoher Franchise müssen sie trotzdem oft selbst bezahlt werden. Das können sich viele nicht leisten.»Es braucht einen flächendeckenden ZugangEs gibt aber auch Lösungsansätze: So konn-ten beispielsweise Fördergelder des Kan-tons Zürich gezielt für diese unterrepräsen-tierten Gruppen eingesetzt werden. Damit werden in einem Pilotprojekt gratis PrEP-Konsultationen an Menschen unter 25 Jah-ren angeboten, um die nanzielle Hürde von regelmässigen Visiten zu senken. Wei-tere Kantone planen ähnliche Projekte. «Das ist eine pragmatische Lösung für das akute Problem», meint Florian Vock, «doch es reicht natürlich nicht.»Da diese Massnahmen aber nur ein-zelne Regionen und nicht das ganze Land berücksichtigen, haben bestimmte Grup-pen weiterhin einen erschwerten Zugang zur PrEP in der Schweiz. «Eine nationale Lö-sung wie in anderen europäischen Ländern, wo die PrEP kostenlos bezogen werden kann, ist auch für die Schweiz notwendig. Nur so können wir allen Risikogruppen Zu-gang zu diesem wirksamen Präventionsins-trument ermöglichen», sagt UZH-Infektio-loge Jan Fehr. Florian Vock ergänzt: «Es braucht zwingend eine Befreiung von Fran-chise und Selbstbehalt für die PrEP – und zwar für Medikamente und Kontrollen. Wer präventiv für seine Gesundheit und die der Community sorgen will, darf nicht durch hohe Kosten dafür bestraft werden.» Zum Schutz vor HIV wird die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) eingesetzt. Ein Schutz, der aus Kostengründen nicht alle Risikogruppen erreicht.HIV-Prävention weist noch Lücken aufObwohl mittlerweile auch in der Schweiz massiv günstigere Generika des Originalmedikamentes erhältlich sind (bei der Apotheke Schaffhauserplatz beispielsweise für CHF 50.– pro Monat), ist die PreP immer noch für viele zu teuer.

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28CRUISER NOVEMBER 2021KOLUMNEPETER THOMMEN1. Dezember – queer-schwulistischVON PETER THOMMENDieser Tag ist 1988 von der UNAIDS zum «Welt-AIDS-Tag» ausgerufen wor den. Inzwischen hat die westliche Welt inklusive der Schwulen fast vergessen, dass immer noch in grossen Teilen unseres Globus diese Pandemie ein Problem ist. Noch im Jahr 2020 sind weltweit 680 000 Men-schen an den Folgen von AIDS verstorben und 1,5 Mio haben sich neu mit HIV inziert.Demos vor SpitälernWenn ich durchs Kleinbasel gehe und über die Mittlere Brücke, dann sehe ich Corona-Masken herumliegen wie früher die Kondo-me im Park oder in den Gaysauna-Kabinen. Ich habe mir letzthin eine Radio-Diskussion von 1991 zum ema AIDS von Betroenen angehört: Es erinnerte mich ständig an die Pandemie von heute. Die gleichen Fragen, Bedenken, Ängste um Freiheiten. Es gab Homosexuelle, die nur noch anonym unter sich Sex machen wollten, und solche, die keine Maske, ähm, kein Kondom überziehen wollten. Eine Impfung gibt es zwar bis heute nicht, aber immerhin Medikamente.Schwule und ihre Organisationen gin-gen damals auf die Strasse, demonstrierten vor Spitälern und Pharmarmen und ver-langten von der Reagan-Regierung Geld für die Forschung. Sie warfen ihr vor, sie habe «Blut an ihren Händen». Die Übertragungs-wege waren nicht von Anfang an klar und so forderte der Sex zwischen Männern viele Tote. Viele blieben allein in Krankenzim-mern, weil sie diskriminiert waren und auch bei den Beisetzungen waren Angehö-rige oft abwesend.AIDS überlebenDie Regenbogenfahne wurde damals auch zur Honung fürs Überleben. Sie wurde vor Gay-Lokalen herausgehängt als Einladung für Betroene. In Basel erliess die Regie-rung auf ein Gesuch hin 1995 die Gebühren für diese «nichtamtliche» Fahne und so hängt sie auch heute noch jeden Dienstag vor der Bar in der Kaserne und täglich am Hirscheneck, wo die «HABS» ihr Büro hat.Peter Thommen macht sich zum Welt-AIDS-Tag Gedanken und vergleicht die heutige Corona-Situation mit damals.Alte Inserate aus noch älteren Cruiser: Die Aids- Hilfe setzte auf Prävention und tat dies sehr kreativ und wirkungsvoll. Und weil manchen der Kauf von Kondomen peinlich war, konnten diese «diskret» via Postversand bestellt werden.Bilder © PD

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29RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELCRUISER NOVEMBER 2021Wir Schwulen haben in jenen Jahren viele unserer Freunde und Aktivisten verlo-ren sowie viele Künstler, Musiker und Schauspieler wie Klaus Nomi und Rock Hudson. In der Schweiz sind die meisten sang- und klanglos von der Bildäche ver-schwunden. In den USA waren die Gay-Ma-gazine und Zeitungen voller Todesanzei-gen. Ich habe damals versucht, in meinen Publikationen auf mir bekannt gewordene Todesfälle hinzuweisen, das kam aber nicht überall gut an. Ich bedaure, dass es heute keine Veranstaltungen mehr zum Geden-ken an diese Schwulen gibt.Beim Sex zwischen Männern konnte AIDS erstmals auch zum Tode führen. Und das genau dann, als das Schwulsein keine «Krankheit» mehr war, entkriminalisiert wurde und sich langsam ein «gay business» entwickelte. Ich kann mich auch an seiten-lange Inserate von Pharmarmen in den Magazinen erinnern, in denen Teilnehmer an Studien gesucht wurden. Die Forschung an AIDS hat auch dazu geführt, dass gegen Covid-19 so rasch eine Impfung entwickelt worden ist. Jene Virologen in den Medien, die sich mit beidem befasst haben, wirkten sehr glaubwürdig auf mich.Die Schwulen wären damals sehr dankbar für eine Impfung gewesen, wur-den aber als Minderheit nicht für wichtig genug genommen. Heute glaubt eine Min-derheit von Menschen, sie «hätten sowas nicht nötig». Wie sich die Zeiten ändern können! PETER THOMMENPeter Thommen (71) ist Licht- Gallions- und Reizfigur aus Basel und schreibt in unregelmäs-sigen Abständen für den Cruiser seit dessen Gründung 1986. Er betrieb über 40 Jahren lang den schwulen Buchladen «Arcados» und be-treibt eines der grössten Online-Archive über die Schwulenszene der Schweiz. www.arcados.chANZEIGEFRANZROGOWSKIGEORGFRIEDRICHTHOMASPRENNANTONVON LUCKEEIN FILM VON SEBASTIAN MEISEGROSSE FREIHEITAB 18. NOVEMBER IM KINO«Dieser Film braucht keine grossen Worte, er braucht nur Franz Rogowski und Georg Friedrich, die mit Gesten, Blicken, Körpern erzählen.» DIE ZEIT*GF_InsD_105x280_cruiser.indd 1*GF_InsD_105x280_cruiser.indd 1 11.10.21 10:5111.10.21 10:51

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30CRUISER NOVEMBER 2021SZENENEUES LGBT*-FRIENDLY LOKAL IN ZÜRICHVON TEAM CRUISERDie Gastrobranche jammert seit Jah-ren und beklagt sich über sinkende Umsätze und über die strengen Auf-lagen der Behörden. Besonders im LGBT*-Bereich bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen: Das «Rage» hat die Segel in den ersten Coronawochen gestrichen, der Nach-folger vom «Les Garçons» önete erst gar nicht, das «Barfüsser» zieht um und verklei-nert sich und manche Saunen müssen sich nach einer neuen Lokalität umschauen, weil die Häuser komplett renoviert werden. Kurz: LGBT*-Betriebe haben es derzeit alles andere als einfach und daher freut sich die ganze Cruiser-Redaktion auf das «Canapé». Das ist nicht irgendeine Couch, wie viel-leicht die französische Herkunft des Begrif-fes suggerieren könnte, sondern ein neues Lokal im Zürcher Kreis 4 rund um Nathalie Schaltegger. Die ehemalige Zürcher Pride-Präsidentin (2010 – 2013) sammelte Gastro-erfahrung unter anderem auch im «Cran-berry». Jetzt also Canapés, denn der Name Ein Gay-Lokal nach dem andern schliesst in Zürich. Umso schöner, dass es mutige Menschen gibt. Menschen, die eine neue Location eröffnen.Zürich braucht Canapés!Canapés! Viele davon! Und einzigartig in Zürich. Das Brot stammt aus einer Stadtzürcher-Bäckerei, die Zutaten für den Belag sind ebenfalls so nach-haltig wie möglich und alles wird mit viel Herzblut zubereitet.Das charmante (und gutaussehende!) Team vom «Canapé» posiert für den Cruiser vor dem ehemaligen «Hirschen».Bilder links © Haymo Empl / Bild rechts © Canapé

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31CRUISER NOVEMBER 2021SZENENEUES LGBT*-FRIENDLY LOKAL IN ZÜRICHNathalie Schaltegger kennt sich in der Szene bestens aus. Im Canapé fungiert sie als Gastgebe-rin, steht aber auch gerne hinter der Bar, wenn Not an der Frau herrscht.ist Programm. Wer dabei aber an labbrige Brötchen mit irgendeiner Sülze belegt denkt, liegt falsch. Die Canapés sind origi-nell, neu und reichhaltig: Beim Belag sparte man beim Cruiser-Testessen auf jeden Fall nicht. Genauso wenig wie beim Charme: Das ganze Team ist hochmotiviert, weiss, wie Gastronomie funktioniert und heisst alle LGBT*-Menschen willkommen. «Wir haben bewusst darauf verzichtet, nur eine Gruppe anzusprechen. Wir möchten nicht einfach ein Gay- oder Frauenlokal sein. Die Zeiten haben sich geändert und mittlerwei-le mischt sich das Publikum – wie man bei anderen Lokalen gut beobachten kann. Wir freuen uns auch auf alle Gäste aus dem Quartier, die mit der Szene sonst nichts zu tun haben.» Früher war das Lokal an der Brauer-strasse eine Kontaktbar. So richtig – wie man sich das vorstellt. Alte, weisse Hetero-männer, die den Frauen auf das Fudi tät-schelten. «Wir haben praktisch die ganze Einrichtung rausgerissen, denn das Inte-rieur war – sagen wir mal – so gar nicht mehr zeitgemäss», lacht Nathalie Schaltegger und erkundigt sich umtriebig in der Küche, ob alles bereit ist für den Abendservice. Cana-pés, dazu passende Drinks in einem szeni-gen und LGBT*-freundlichen Ambiente –das könnte funktionieren, zumal die Cocktails von einer Könnerin gemixt wer-den, denn Paulina hat den Best Barkeeper Talent Award in diesem Jahr gewonnen. «Wir sind die ersten Tage förmlich überrollt worden», sagt Nathalie Schalt-egger, die als Gastgeberin im «Canapé» fun-giert. «Aber wir wissen natürlich auch, dass wir nur bestehen können, wenn wir die Qualität der Canapés, Drinks und des Ser-vices auf konstant hohem Niveau halten.» Da das Team so motiviert und engagiert ist, kann dieser Anspruch sicherlich erreicht werden. Canapé im HirschenBrauerstrasse 808004 Zürichwww.canapebar.chANZEIGEKAMMERSPIELE SEEB DAS THEATERERLEBNIS IN BACHENBÜLACH!INFOS & TICKETSkammerspiele.ch +41 44 860 71 47Inserat_Kammerspiele_CruiserMagazin.indd 1Inserat_Kammerspiele_CruiserMagazin.indd 1 20.10.20 17:0520.10.20 17:05

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32CRUISER NOVEMBER 2021Bild © Tom JutteViele Männer leiden unter Männerbrüsten und haben Angst, ihren Oberkörper zu zeigen. Dies muss nicht sein: Es gibt einfache, minimal-invasive Behandlungsmöglichkeiten, um “man boobs“ für immer zu entfernen. Schätzungsweise jeder zehnte Mann leidet – oftmals im Stillen – unter Männerbrüsten. Für die Betroffenen ist das Problem sehr belastend: Sie fühlen sich unwohl in ihrer Haut und ziehen nur ungern ihr Oberteil aus. Auch wenn der Oberkörper bedeckt ist, sind Männerbusen oft ersichtlich. “Man boobs“ werden von vielen Menschen als ästhetisch unattraktiv empfunden. Die sogenannte Gynäkomastie bezeichnet eine Vergrösserung der Brustdrüse beim Mann, die meist von zusätzlichen Fetteinlagerun-gen begleitet wird. Typisch ist, dass weder Sport noch Diät etwas an der Form der Männerbrust verändern können. Die Gynä-komastie tritt sowohl bei schlanken als auch bei übergewichtigen Herren auf, was zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Selbstbewusstseins führen kann. Die Haupt-ursache liegt meistens in hormonellen Fehlsteuerungen, aber auch die Einnahme von Hormonen (z.B. durch Ernährung) sowie Übergewicht können Auswirkungen auf die männliche Brust haben. Die Behandlung der Gynäkomastie ist in fast allen Fällen ambulant und minimal-inva-siv möglich: Für ein optimales Ergebnis müssen zwei unterschiedliche Verfahren miteinander verknüpft werden. Am Anfang steht die Absaugung des überschüssigen Fettes im Brustkörper. Häufig basiert das störende Volumen jedoch (auch) auf dem überproportionalen Drüsengewebe, welches nur selten durch die Fettabsaugung alleine reduziert werden kann. In vielen Fällen ist es deshalb notwendig, den Drüsenkörper durch einen Millimeterstich in der Brustwar-ze vollständig zu entfernen. Der gesamte Eingriff ist schmerzfrei und dauert ungefähr eine Stunde, die Nachbehandlung besteht aus einem Verband für 24h. Direkt nach dem Eingriff kann der Patient nach Hause und am nächsten Tag zur Arbeit. Je nach Erschlaffung des Gewebes und der Grösse der Männerbrust lohnt es sich, die Haut zusätzlich zu straffen. Hierfür empfeh-len wir bei der Männerbrust den Einsatz eines Lasers. Ausgewählte Laserfrequen-zen erhitzen gezielt die Bindegewebestruk-turen unter der Haut und führen so zur optimalen Straffung. Das Ergebnis: Die Haut zieht sich perfekt zurück.Kosten: ab CHF 4000.00 (wird nicht von der Krankenkasse übernommen) Dr. Linde ist einer der bekanntesten Schönheitsärzte in der Schweiz und ein international anerkannter Ästhe-tik-Experte mit über 25 Jahren Erfah-rung. Er ist auf die Behandlung von Fettpolstern, Falten und Veränderun-gen der Haut mit neuesten, innovati-ven Technologien spezialisiert. Dr. Linde fokussiert sich seit Jahrzehn-ten auf die Behandlung von Männern und ist unter anderem Mitgründer der The Gentlemen's Clinic.Für weitere Infos: www.lipoclinic.chvorher nachherDas erste Beratungsgespräch ist immer kostenlos und unverbindlich. Nie mehr unter Männerbrüsten leiden! ADVERTORIAL

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33Die niederländische Kronprinzessin Amalia könnte, wenn sie wollte, auch eine Frau heiraten. Die gleich-geschlechtliche Ehe stehe auch Königin-nen, Königen und ronfolgern oen, er-klärte Ministerpräsident Mark Rutte in einem Brief an das Parlament in Den Haag. Sie müssten in einem solchen Fall nicht auf den ron verzichten. Die ronfolge von möglichen Kindern aus einer gleichge-schlechtlichen Ehe müsse aber noch gesetz-lich geregelt werden, sagte Rutte. Er betonte aber auch, dass es eine «rein hypothetische Frage» sei. Oenbar will man mögliche Ge-rüchte erst gar nicht aufkommen lassen.Anlass für den Brief des Premiers wa-ren Fragen von Abgeordneten. In einem Buch über Amalia, die im Dezember 18 Jah-re alt wird, wird suggeriert, dass sie bei einer Hochzeit mit einer Frau auf den ron ver-zichten müsste. Doch dem widerspricht die Regierung. «Die Regierung ndet, dass ein ronfolger auch eine Person des gleichen Geschlechts heiraten kann.» Allerdings müsse zuvor die Position möglicher Kinder geregelt werden. Denn in der Verfassung ist die ronfolge strikt an erbliche Abstam-mung gebunden.In den Niederlanden muss das Parla-ment der Hochzeit eines ronfolgers zu-stimmen. Ohne diese Zustimmung kann der Prinz oder die Prinzessin nicht den ron besteigen.Im Jahr 2000 hatte der damalige Pre-mier Wim Kok noch erklärt, dass der Kron-prinz auf den ron verzichten müsste, soll-te er einen Mann heiraten. Doch schon ein Jahr später führten die Niederlande als weltweit erstes Land die gleichgeschlecht-liche Ehe ein. (dpa/he) Niederländische Kronprinzessin dürfte auch Frau heiratenBild © Tom JutteEin Bild aus vergangenen Tagen: Die Königsfamilie lässt sich bejubeln. Amalia (links) ist mittlerweile 17 Jahre alt.GESELLSCHAFTROYALS & LGBT*ANZEIGE

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34CRUISER NOVEMBER 2021RATGEBERDR. GAYWAS PASSIERT BEI EINEM STI-TEST?Ich habe immer wieder mal Sex mit verschiedenen Männern und habe oft mit dem Gedanken gespielt, mich mal auf alle Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Irgendwie habe ich aber auch etwas Angst davor. Wie läuft so ein Test eigentlich ab? Timo (22)HEPATITIS B DURCHGEMACHT – KANN ICH ANDERE ANSTECKEN?Ich habe vor 20 Jahre Hepatitis-B gehabt und bin seitdem wieder vollständig gesund. Meine Frage: kann ich jemanden, der nicht gegen Hepatitis-B geimpft ist, anstecken? Kann ich bei ungeschütztem Sex Hepatitis B übertragen? Daniel (45)Hallo TimoIn der Regel laufen STI-Tests bei speziali-sierten Teststellen ziemlich ähnlich ab. Dort arbeiten geschulte Fachleute, die da-rauf spezialisiert sind, auf dich einzugehen und dir deine Ängste zu nehmen. Je nach Teststelle machst du telefonisch einen Ter-min oder kannst ohne Termin vorbeigehen. Manche Teststellen bieten auch ein Termin-system auf ihrer Webseite an. Nach dem Ausfüllen eines anonymen Fragebogens wirst du durch eine Fachperson beraten und kannst alle Fragen, die du vielleicht noch hast, stellen. Für den HIV- und den Syphilis-Test wird dir Blut abgenommen, für die Tests auf Chlamydien und Tripper ist ein Abstrich aus Rachen, Penis und Anus Hallo DanielWenn du vollständig ausgeheilt bist, das heisst, wenn keine Virusbestandteile mehr im Blut vorhanden sind, sondern Anti-körper nachgewiesen werden (Anti-HBs), kannst du niemanden anstecken. Dann bist du auch lebenslang auf das HB-Virus im-mun. Eine Wiederansteckung mit Hepatitis B ist nicht möglich. Solltest du unsicher sein, ob Hepatitis B bei dir tatsächlich voll-ständig ausgeheilt ist, wende dich bitte an deinen Arzt oder deine Ärztin, damit er oder nötig. Wenn du den Test selber bezahlst, einen Gutschein hast oder eine Gratiskam-pagne läuft, ist der Test anonym. Nicht so, wenn du den Test über die Krankenkasse abrechnen lässt. Bedenke auch, dass du bei der Krankenkasse eine Kostenbeteiligung hast. Das Resultat der Tests erhältst du be-reits nach wenigen Tagen. Es ist möglich, dass der Ablauf je nach Teststelle etwas variiert. Wenn du spezische Fragen zu ei-ner bestimmten Teststelle hast, rate ich dir, dich dort telefonisch zu erkundigen. Spezia-lisierte Teststellen ndest du auf drgay.ch unter «Deine Kontakte».Alles Gute, Dr. Gaysie die nötigen Tests machen kann. Übri-gens gibt es bezüglich Hepatitis B keinen «geschützten» oder «ungeschützten» Sex. Kondome bieten keinen zuverlässigeren Schutz! Wenn dein Sexpartner neben dir auch andere Sexpartner hat, würde ich ihm die Impfung gegen Hepatitis A/B empfeh-len. Detaillierte Impfempfehlungen ndest du auf drgay.ch/impfen.Alles Gute, Dr. GayDR. GAYDr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online auf www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten Beratern beantwortet dort deine Fragen,welche in Auszügen und anonymisiert im «cruiser» abgedruckt werden. @drgay.ch drgay_officialDr. GayVON VINICIO ALBANI

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Wann war deinletztes Mal?Nur wer sich regelmässig testet, ist sicher sicher. Teststellen auf drgay.ch/novemberIm November extra günstig: HIV- & STI-Test25.-Für Jugendliche bis Jahrgang 2001 nur75.-Angebot gültig für schwule, bi und queere Männer und trans Personen.Mit Unterstützung von:ANZEIGE

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