SEIT 1986 DAS ÄLTESTE QUEERE MAGAZIN DER SCHWEIZ – NOVEMBER 2023 CHF 8.10cruiser4 Vater & Sohn Wenn der Sohn schwul ist22 Hexen Auf der Suche nach einem Sündenbock32 Sport Der lange Weg zur InklusionKUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITY
Über unsere Gefühle, Sorgen und Wünsche.Lerne die Freundschaft von Fiorella & Kira kennen auf drgay.ch/talk 4 GESELLSCHAFT SÖHNE13 EVENT-TIPP DISNEY THE LION KING14 KULTUR BUCHTIPP16 NEUE AHS-KAMPAGNE WARUM WIR REDEN SOLLTEN19 KULTUR «LILI ELBE» IN ST. GALLEN20 KOLUMNE MICHI RÜEGG22 DISKRIMINIERUNG DIE NEUE HEXENVERFOLGUNG28 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR32 SPORT DER LANGE WEG ZUR INKLUSION34 RATGEBER DR. GAY EDITORIALLiebe Leser*innen Im Iran ist schon wieder ein Mädchen zu Tode gekommen, weil es ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit auftrat, die Hamas greift Israel an und entführt Hunderte Menschen, Meldungen aus dem Ukraine-Krieg gehören für viele von uns mittlerweile zur Selbst-verständlichkeit und erregen kaum noch Aufmerksamkeit, hat man das Gefühl. Was stimmt denn mit den Menschen auf dieser Welt nicht? In den europäischen Staaten, die die Freiheit der Demokratie geniessen sollten, entscheiden sich Wähler*innen in grosser Zahl für die Stimmabgabe bei einer rechten oder sogar rechtsradikalen Partei. Manchmal hat man das Gefühl, es gibt nur noch Rückschritte und keinen Fortschritt. Dazu passt der Artikel über Hexen (s. S. 22), die in der Frühen Neuzeit auch vor allem ein Zeichen einer grossen Verunsicherung während nicht zu erklärender Krisen waren. Damals wie heute in modernen Krisengebieten werden dann die Schwachen, die Nicht-der-Norm-Entsprechenden zum Sündenbock gemacht. So wie es heutzutage oftmals trans* Menschen geht, die man verbal und körperlich attackiert.Und dann ist auch Herbst, eine Zeit für Maronen und häusliche Beschäftigung. Da vor Kurzem die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten schloss, ist es Zeit, sich mit grossen Literaten zu beschäftigen. In dem Artikel auf S. 4 geht es dabei aber nicht um ihr Werk, sondern ihr Privatleben, genauer um das Verhältnis von Thomas Mann und Ernest Hemingway zu ihren queeren Kindern.Ihr seht, auch diese Ausgabe hat wieder spannende Themen für euch, die zeigen, dass Queerness zu jeder Zeit unterschiedlich wahrgenommen wurde und es leider immer wieder zu Ausgrenzungen und Angriffen kam und immer noch kommt. Lasst uns dafür zusammenstehen, dass Anderssein nichts Negatives ist, sondern ein Zeichen für eine bunte und lebendige Gesellschaft!Herzlich; Birgit KawohlCo-ChefredaktorinCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, KeystoneAutor*innen Vinicio Albani, Haymo Empl, Gerald Fritsche, Birgit Kawohl, Michi Rüegg, Alain SorelKorrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 4. Dezember 2023Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.ANZEIGEMahesh schaut gut gelaunt in die Kamera ... und in die Zukunft. Denn seiner Meinung nach wird es «ein guter Winter». Schauen wir mal, ob er Recht hat. IMPRESSUM
Über unsere Gefühle, Sorgen und Wünsche.Lerne die Freundschaft von Fiorella & Kira kennen auf drgay.ch/talk 4 GESELLSCHAFT SÖHNE13 EVENT-TIPP DISNEY THE LION KING14 KULTUR BUCHTIPP16 NEUE AHS-KAMPAGNE WARUM WIR REDEN SOLLTEN19 KULTUR «LILI ELBE» IN ST. GALLEN20 KOLUMNE MICHI RÜEGG22 DISKRIMINIERUNG DIE NEUE HEXENVERFOLGUNG28 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR32 SPORT DER LANGE WEG ZUR INKLUSION34 RATGEBER DR. GAY EDITORIALLiebe Leser*innen Im Iran ist schon wieder ein Mädchen zu Tode gekommen, weil es ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit auftrat, die Hamas greift Israel an und entführt Hunderte Menschen, Meldungen aus dem Ukraine-Krieg gehören für viele von uns mittlerweile zur Selbst-verständlichkeit und erregen kaum noch Aufmerksamkeit, hat man das Gefühl. Was stimmt denn mit den Menschen auf dieser Welt nicht? In den europäischen Staaten, die die Freiheit der Demokratie geniessen sollten, entscheiden sich Wähler*innen in grosser Zahl für die Stimmabgabe bei einer rechten oder sogar rechtsradikalen Partei. Manchmal hat man das Gefühl, es gibt nur noch Rückschritte und keinen Fortschritt. Dazu passt der Artikel über Hexen (s. S. 22), die in der Frühen Neuzeit auch vor allem ein Zeichen einer grossen Verunsicherung während nicht zu erklärender Krisen waren. Damals wie heute in modernen Krisengebieten werden dann die Schwachen, die Nicht-der-Norm-Entsprechenden zum Sündenbock gemacht. So wie es heutzutage oftmals trans* Menschen geht, die man verbal und körperlich attackiert.Und dann ist auch Herbst, eine Zeit für Maronen und häusliche Beschäftigung. Da vor Kurzem die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten schloss, ist es Zeit, sich mit grossen Literaten zu beschäftigen. In dem Artikel auf S. 4 geht es dabei aber nicht um ihr Werk, sondern ihr Privatleben, genauer um das Verhältnis von Thomas Mann und Ernest Hemingway zu ihren queeren Kindern.Ihr seht, auch diese Ausgabe hat wieder spannende Themen für euch, die zeigen, dass Queerness zu jeder Zeit unterschiedlich wahrgenommen wurde und es leider immer wieder zu Ausgrenzungen und Angriffen kam und immer noch kommt. Lasst uns dafür zusammenstehen, dass Anderssein nichts Negatives ist, sondern ein Zeichen für eine bunte und lebendige Gesellschaft!Herzlich; Birgit KawohlCo-ChefredaktorinCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, KeystoneAutor*innen Vinicio Albani, Haymo Empl, Gerald Fritsche, Birgit Kawohl, Michi Rüegg, Alain SorelKorrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 4. Dezember 2023Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.ANZEIGEMahesh schaut gut gelaunt in die Kamera ... und in die Zukunft. Denn seiner Meinung nach wird es «ein guter Winter». Schauen wir mal, ob er Recht hat. IMPRESSUM
4 5GESELLSCHAFTSÖHNE«Ich kann es verstehen, aber du musst es bekämpfen»Als Sohn eines berühmten Vaters hat man es niemals leicht. Wieviel schwieriger muss es sein, wenn man zudem nicht der hetero-normativen Norm entspricht.GESELLSCHAFTSÖHNEVON BIRGIT KAWOHLDer Enkel von Omar Sharif ist es, der Sohn von Magic Johnson ebenfalls und eventuell war es sogar der 2020 verstorbene Sohn des Sultans von Brunei, Prinz Azim Bolkiah: schwul. Das Kind der Sängerin Cher liess geschlechtsanpassende Massnahmen vornehmen und ist schon lange nicht mehr Chastity. Ebenso das als Mäd-chen geborene Kind von Jamie Lee Curtis. Was bedeutet das für das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern, insbesondere für das von Vätern zu ihren Söhnen? (In-teressanterweise tun sich Mütter mit der Akzeptanz alles Nichtnormativem in den meisten Fällen leichter als die Väter.) Vieles bleibt im Verborgenen – sowohl von Seiten der Kinder als auch der Eltern –, denn nicht alle gehen mit der Homosexualität ihrer ➔ CRUISER NOVEMBER 2023 CRUISER NOVEMBER 2023Chaz Bono, der Sohn von Cher, an einem Event in PhoenixBild Chaz Bono © Wikimedia Commons, Gage Skidmore
4 5GESELLSCHAFTSÖHNE«Ich kann es verstehen, aber du musst es bekämpfen»Als Sohn eines berühmten Vaters hat man es niemals leicht. Wieviel schwieriger muss es sein, wenn man zudem nicht der hetero-normativen Norm entspricht.GESELLSCHAFTSÖHNEVON BIRGIT KAWOHLDer Enkel von Omar Sharif ist es, der Sohn von Magic Johnson ebenfalls und eventuell war es sogar der 2020 verstorbene Sohn des Sultans von Brunei, Prinz Azim Bolkiah: schwul. Das Kind der Sängerin Cher liess geschlechtsanpassende Massnahmen vornehmen und ist schon lange nicht mehr Chastity. Ebenso das als Mäd-chen geborene Kind von Jamie Lee Curtis. Was bedeutet das für das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern, insbesondere für das von Vätern zu ihren Söhnen? (In-teressanterweise tun sich Mütter mit der Akzeptanz alles Nichtnormativem in den meisten Fällen leichter als die Väter.) Vieles bleibt im Verborgenen – sowohl von Seiten der Kinder als auch der Eltern –, denn nicht alle gehen mit der Homosexualität ihrer ➔ CRUISER NOVEMBER 2023 CRUISER NOVEMBER 2023Chaz Bono, der Sohn von Cher, an einem Event in PhoenixBild Chaz Bono © Wikimedia Commons, Gage Skidmore
7CRUISER NOVEMBER 202376GESELLSCHAFTSÖHNECRUISER NOVEMBER 2023Söhne so entspannt und fürsorglich um wie der ehemalige Basketballstar Magic John-son und die meisten anderen oben genann-ten Promis. Rein statistisch gesehen haben mehr als 10 % aller Eltern Kinder, die dem queeren Spektrum zuzuordnen sind. In einer Viel-zahl der Fälle ist dies heutzutage nicht mehr ein Problem, auch wenn es natürlich nicht in allen Familien mit der Akzeptanz glatt läuft. Um wieviel schwieriger muss dies in der Vergangenheit gewesen sein, als quee-res Leben häug im Verborgenen stattn-den musste, weil die Betroenen mit Re-pressionen und Strafen rechnen mussten. Und wie sah und sieht es erst aus, wenn die Eltern berühmt sind, von aussen sehr genau hingeguckt wird und Kinder schnell an den Erfolgen ihrer Eltern gemessen werden.Jedes familiäre Verhältnis ist sicher-lich einzigartig, trotzdem gibt es immer wieder Parallelen, die einen Vergleich zu-lassen. Da fallen einem schnell omas Mann und Ernest Hemingway ein, denn wie man beim Lesen des im August erschiene-nen Romans «Hemingways Kind» von Rus-sell Franklin merkt, war auch bei den He-mingways viel Queerness zu nden. Fehlender Freiraum für eine eigene EntwicklungZu den Parallelen: Beide Väter waren be-rühmte Schriftsteller, die mit dem Litera-turnobelpreis ausgezeichnet wurden, so-dass nicht nur die Väter, sondern auch die Familien im Rampenlicht standen – und dann Söhne, die auelen durch ihre Sexua-lität. omas Manns erstgeborener Sohn Klaus, der sich oen zu seiner Homosexua-lität bekannte, und der jüngste Sohn von Ernest Hemingway, Gregory, der transgen-der war – und das zu einer Zeit, als man über Geschlechtsangleichungen noch nicht viel wusste, stechen sofort ins Auge. Dies sicher-lich auch deshalb, dass bei den Manns Klaus immer der auallendste der Söhne war und so der ebenso homosexuelle Golo kaum auel.Prinzipiell kann man sicherlich sagen, dass es Kinder berühmter Eltern immer schwer haben, ihren eigenen Lebensweg zu nden, zu sehr hat die Öentlichkeit einen Blick auf sie, als dass sie einfach das Indivi-duum sein könnten, das sie sein wollen. Re-lativ gut gelingen kann das noch, wenn die Eltern klugerweise ihre Kinder so gut es geht vor der Presse schützen und ihnen so genügend Freiraum für eine eigenständige Entwicklung geben. Andere Promis verhal-ten sich diesbezüglich nicht so wahnsinnig klug und nehmen es mit der Privatsphäre ihrer Nachkommen nicht sonderlich genau, sodass jede*r Illustriertenleser*in genaues-tens über Wichtiges und Unwichtiges, Posi-tives und Negatives im Leben der Brut infor-miert ist. Dieser Blick von aussen ist aber nicht das Einzige, was es den Kindern berühmter Eltern schwierig macht, sie selbst zu sein, häug entwickeln sich Ansprüche, die aus den Leistungen der Väter und Mütter er-wachsen sind, die nicht erreichbar sind. Warum sollte der Sohn von Magic Johnson per se ebenso gut Basketball spielen können wie sein Vater? Warum sollte er überhaupt Basketball spielen? Darf dieses Kind eine couch patato werden?Vieles von diesen Überlegungen ndet im Unterbewusstsein statt, weder die Eltern noch die Kinder machen sich bewusst Ge-danken darüber. Nichtsdestotrotz werden grosse Teile des Handelns und der Entwick-lung von dem familiären Umfeld beein-usst, so wie in jeder anderen Familie eben-falls.Unterschiedliche Lebensentwürfe im Hause Mann In der Familie Mann haben die sechs Kin-der durchaus unterschiedliche Lebensent-würfe entwickelt und gelebt, aber gerade die beiden Ältesten, Erika und Klaus, schei-nen den Versuch gestartet zu haben, in die übergrossen Fussstapfen ihres Vaters zu steigen und ebenfalls zu schreiben. Dabei kamen bei Klaus, dem früh mittels Suizid aus dem Leben Geschiedenen, eine an-sehnliche Anzahl von Roman heraus, bei denen er sich immer wieder an dem Werk seines Vaters messen lassen musste, was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit dar-stellt, zumal Klaus von Beginn an ganz an-dere ematiken wählte und als eine Art Tabubrecher den Literaturmarkt zu er-obern trachtete. Trotzdem wurde dieser Versuch durchaus positiv bewertet, wie man aus dem Brief von Klaus an seinen Va-ter vom 4. Juni 1924 ablesen kann, in dem sich Klaus für die Bezeichnung «Schrift-steller» durch seinen Vater bedankt.Klaus sah sich als Aussenseiter (und war es sicherlich auch in vielerlei Hinsicht), andererseits aber auch als ein engagierter Demokrat und vehementer Kämpfer gegen den Nationalsozialismus, wobei er ganz und gar das politische Erbe seines Eltern-hauses vertrat. So war er Austausch zwi-schen den Generationen auch immer ein ➔ Links: Thomas Mann in Los Angeles (Datum unbekannt), rechts: Ernest Hemingway während des Schreibens in Kenia (ca. 1953).Thomas Mann und Ernest Hemingway waren berühmte Schriftsteller, die mit dem Lite-raturnobelpreis ausgezeichnet wurden, sodass nicht nur sie als Väter, sondern auch ihre Fami-lien im Rampenlicht standen – und dann Söhne, die auffielen durch ihre Sexualität.ANZEIGERiesenauswahl. Immer. Günstig. ottos.ch Giorgio ArmaniAcqua di Gio Homme EdT 100 mlAzzaroHomme EdT 100 mlLaura BiagiottiRoma Uomo EdT 125 mlLacoste Eau de Lacoste Blanc 12.12 Homme EdP 100 mlHugo BossHugo Homme EdT 75 ml + Deospray 150 mlGiorgio ArmaniEmporio Homme EdT 100 mlHugo BossBottled Homme EdT 100 ml 39.90 Konkurrenzvergleich 109.-Auch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.ch74.90 Konkurrenzvergleich 125.-Auch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.ch29.90 Konkurrenzvergleich 77.9059.90 Konkurrenzvergleich 115.-Markenparfums extrem günstig. Auch online über ottos.ch Auch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.ch49.90 Konkurrenzvergleich 89.9047.90 Konkurrenzvergleich 104.9069.90 Konkurrenzvergleich 119.-Bilder © Wikimedia Commons
7CRUISER NOVEMBER 202376GESELLSCHAFTSÖHNECRUISER NOVEMBER 2023Söhne so entspannt und fürsorglich um wie der ehemalige Basketballstar Magic John-son und die meisten anderen oben genann-ten Promis. Rein statistisch gesehen haben mehr als 10 % aller Eltern Kinder, die dem queeren Spektrum zuzuordnen sind. In einer Viel-zahl der Fälle ist dies heutzutage nicht mehr ein Problem, auch wenn es natürlich nicht in allen Familien mit der Akzeptanz glatt läuft. Um wieviel schwieriger muss dies in der Vergangenheit gewesen sein, als quee-res Leben häug im Verborgenen stattn-den musste, weil die Betroenen mit Re-pressionen und Strafen rechnen mussten. Und wie sah und sieht es erst aus, wenn die Eltern berühmt sind, von aussen sehr genau hingeguckt wird und Kinder schnell an den Erfolgen ihrer Eltern gemessen werden.Jedes familiäre Verhältnis ist sicher-lich einzigartig, trotzdem gibt es immer wieder Parallelen, die einen Vergleich zu-lassen. Da fallen einem schnell omas Mann und Ernest Hemingway ein, denn wie man beim Lesen des im August erschiene-nen Romans «Hemingways Kind» von Rus-sell Franklin merkt, war auch bei den He-mingways viel Queerness zu nden. Fehlender Freiraum für eine eigene EntwicklungZu den Parallelen: Beide Väter waren be-rühmte Schriftsteller, die mit dem Litera-turnobelpreis ausgezeichnet wurden, so-dass nicht nur die Väter, sondern auch die Familien im Rampenlicht standen – und dann Söhne, die auelen durch ihre Sexua-lität. omas Manns erstgeborener Sohn Klaus, der sich oen zu seiner Homosexua-lität bekannte, und der jüngste Sohn von Ernest Hemingway, Gregory, der transgen-der war – und das zu einer Zeit, als man über Geschlechtsangleichungen noch nicht viel wusste, stechen sofort ins Auge. Dies sicher-lich auch deshalb, dass bei den Manns Klaus immer der auallendste der Söhne war und so der ebenso homosexuelle Golo kaum auel.Prinzipiell kann man sicherlich sagen, dass es Kinder berühmter Eltern immer schwer haben, ihren eigenen Lebensweg zu nden, zu sehr hat die Öentlichkeit einen Blick auf sie, als dass sie einfach das Indivi-duum sein könnten, das sie sein wollen. Re-lativ gut gelingen kann das noch, wenn die Eltern klugerweise ihre Kinder so gut es geht vor der Presse schützen und ihnen so genügend Freiraum für eine eigenständige Entwicklung geben. Andere Promis verhal-ten sich diesbezüglich nicht so wahnsinnig klug und nehmen es mit der Privatsphäre ihrer Nachkommen nicht sonderlich genau, sodass jede*r Illustriertenleser*in genaues-tens über Wichtiges und Unwichtiges, Posi-tives und Negatives im Leben der Brut infor-miert ist. Dieser Blick von aussen ist aber nicht das Einzige, was es den Kindern berühmter Eltern schwierig macht, sie selbst zu sein, häug entwickeln sich Ansprüche, die aus den Leistungen der Väter und Mütter er-wachsen sind, die nicht erreichbar sind. Warum sollte der Sohn von Magic Johnson per se ebenso gut Basketball spielen können wie sein Vater? Warum sollte er überhaupt Basketball spielen? Darf dieses Kind eine couch patato werden?Vieles von diesen Überlegungen ndet im Unterbewusstsein statt, weder die Eltern noch die Kinder machen sich bewusst Ge-danken darüber. Nichtsdestotrotz werden grosse Teile des Handelns und der Entwick-lung von dem familiären Umfeld beein-usst, so wie in jeder anderen Familie eben-falls.Unterschiedliche Lebensentwürfe im Hause Mann In der Familie Mann haben die sechs Kin-der durchaus unterschiedliche Lebensent-würfe entwickelt und gelebt, aber gerade die beiden Ältesten, Erika und Klaus, schei-nen den Versuch gestartet zu haben, in die übergrossen Fussstapfen ihres Vaters zu steigen und ebenfalls zu schreiben. Dabei kamen bei Klaus, dem früh mittels Suizid aus dem Leben Geschiedenen, eine an-sehnliche Anzahl von Roman heraus, bei denen er sich immer wieder an dem Werk seines Vaters messen lassen musste, was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit dar-stellt, zumal Klaus von Beginn an ganz an-dere ematiken wählte und als eine Art Tabubrecher den Literaturmarkt zu er-obern trachtete. Trotzdem wurde dieser Versuch durchaus positiv bewertet, wie man aus dem Brief von Klaus an seinen Va-ter vom 4. Juni 1924 ablesen kann, in dem sich Klaus für die Bezeichnung «Schrift-steller» durch seinen Vater bedankt.Klaus sah sich als Aussenseiter (und war es sicherlich auch in vielerlei Hinsicht), andererseits aber auch als ein engagierter Demokrat und vehementer Kämpfer gegen den Nationalsozialismus, wobei er ganz und gar das politische Erbe seines Eltern-hauses vertrat. So war er Austausch zwi-schen den Generationen auch immer ein ➔ Links: Thomas Mann in Los Angeles (Datum unbekannt), rechts: Ernest Hemingway während des Schreibens in Kenia (ca. 1953).Thomas Mann und Ernest Hemingway waren berühmte Schriftsteller, die mit dem Lite-raturnobelpreis ausgezeichnet wurden, sodass nicht nur sie als Väter, sondern auch ihre Fami-lien im Rampenlicht standen – und dann Söhne, die auffielen durch ihre Sexualität.ANZEIGERiesenauswahl. Immer. Günstig. ottos.ch Giorgio ArmaniAcqua di Gio Homme EdT 100 mlAzzaroHomme EdT 100 mlLaura BiagiottiRoma Uomo EdT 125 mlLacoste Eau de Lacoste Blanc 12.12 Homme EdP 100 mlHugo BossHugo Homme EdT 75 ml + Deospray 150 mlGiorgio ArmaniEmporio Homme EdT 100 mlHugo BossBottled Homme EdT 100 ml 39.90 Konkurrenzvergleich 109.-Auch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.chAuch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.ch74.90 Konkurrenzvergleich 125.-Auch onlineerhältlich.Auch onlineerhältlich.ottos.chottos.ch29.90 Konkurrenzvergleich 77.9059.90 Konkurrenzvergleich 115.-Markenparfums extrem günstig. 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8 9CRUISER NOVEMBER 2023GESELLSCHAFTSÖHNEGESELLSCHAFTSÖHNEpolitischer, wovon u. a. der Brief von o-mas an Klaus vom 13. September 1933 zeugt, in dem omas die Lage der Schrift-steller in der Migration und der nicht mit dem Nationalsozialismus konform Gehen-den beklagt.Schriftstellerisch zeigte er schon mit seinem ersten Drama «Anja und Esther», dass für ihn Sexualität mehr als das übliche heterosexuelle Geplänkel zwischen den Ge-schlechtern bedeutete, wurde hier doch eine lesbische Liebe auf die Bühne gebracht, was zum einen einen Skandal hervorrief, andererseits den Veranstaltern der Auüh-rungen ein volles Haus bescherte.Klaus und Thomas – zwei Menschen auf Augenhöhe?Wie war sein Verhältnis zu seinem Vater und umgekehrt das von omas Mann zu seinem Sohn Klaus?Insgesamt muss man festhalten, dass omas Mann in der Familie die Rolle des Patriarchen innehatte, der z. B. nicht gestört werden durfte, wenn er arbeitete (hierzu gab es festgelegte Zeiten). Die Kinder gaben ihm auch früh den Namen «der Zauberer», was den besonderen Stellenwert omas‘ verdeutlicht. Auf den Fotos wirkt der Vater immer distanziert-distinguiert, man nimmt kaum Herzlichkeit oder gar Liebe wahr. Dies mag allerdings auch an der Zeit des Kaiserreiches liegen, dort waren Familien-fotos keine Schnappschüsse, sondern insze-nierte Arrangements, immer noch dem Öl-gemälde näher als unseren heutigen Seles. Mehr Emotionen ndet man in den bereits oben erwähnten Briefen, die einen sehr re-gen Austausch aller Familienmitglieder be-legen und die von allen Seiten sehr ge-schätzt wurden. So freut sich Klaus z. B. am 19. September 1944 über einen persönli-chen Brief seines Vaters, wie der Tagebuch-eintrag desselben Tages belegt.Andererseits hatten die Mann’schen Kinder aber für die Zeit ungeheuer viele Freiheiten, sei es, was ihr Leben, das Reisen, die Schule anging, sei es aber auch in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung. Im Hause Mann ging es häug turbulent zu, früh ka-men die Kinder mit Schriftstellern wie Hugo von Hofmannsthal oder Gerhart Haupt-mann in Kontakt, die Geschwister insze-nierten eaterstücke, die den Eltern vorge-führt wurden.Der Vater, omas, bei dem man heute auch von homosexuellen Neigungen aus-geht, mischte sich in die Liebesentwürfe seiner Kinder nicht ein. Sie hatten keine Re-pressionen seinerseits zu erwarten, wenn sie ihr Leben unangepasst und wild lebten. Das wilde Leben des Ernest HemingwayGanz anders ging es im Hause Hemingway zu. Ernest Hemingway (1899-1961) zeigt sei-nen Söhnen von Anfang an, was es für ihn hiess, ein ganzer Mann zu sein: Schiessen, Jagen, Segeln, Kämpfen, um nur einige der Lieblingsbeschäftigungen des Literatur-Der Vater, Thomas, bei dem man heute auch von homosexuellen Neigungen ausgeht, mischte sich in die Liebesentwürfe sei-ner Kinder nicht ein. Sie hatten keine Repressionen seinerseits zu erwarten, wenn sie ihr Leben unangepasst und wild lebten.ANZEIGEein Projekt der Evangelisch-methodistischeKirche… so farbig wie dein Glaube!Gemeinschaft. Gott. Weiteregenbogenkirche.chLinks: Sohn Klaus Mann (1933), rechts: Vater Thomas Mann (1937). Die beiden pflegten zeitlebens ein zwiespältiges, aber kein schlechtes Verhältnis. Ernest Hemingway zeigte seinen Söhnen, was es (seiner Meinung nach) hiess, ein «richtiger Mann» zu sein: Schiessen, Jagen, Kämpfen.Bild Klaus Mann © Wikimedia Commons, Annemarie Schwarzenbach / Bild Thomas Mann © Wikimedia Commons, Carl Van Vechten
8 9CRUISER NOVEMBER 2023GESELLSCHAFTSÖHNEGESELLSCHAFTSÖHNEpolitischer, wovon u. a. der Brief von o-mas an Klaus vom 13. September 1933 zeugt, in dem omas die Lage der Schrift-steller in der Migration und der nicht mit dem Nationalsozialismus konform Gehen-den beklagt.Schriftstellerisch zeigte er schon mit seinem ersten Drama «Anja und Esther», dass für ihn Sexualität mehr als das übliche heterosexuelle Geplänkel zwischen den Ge-schlechtern bedeutete, wurde hier doch eine lesbische Liebe auf die Bühne gebracht, was zum einen einen Skandal hervorrief, andererseits den Veranstaltern der Auüh-rungen ein volles Haus bescherte.Klaus und Thomas – zwei Menschen auf Augenhöhe?Wie war sein Verhältnis zu seinem Vater und umgekehrt das von omas Mann zu seinem Sohn Klaus?Insgesamt muss man festhalten, dass omas Mann in der Familie die Rolle des Patriarchen innehatte, der z. B. nicht gestört werden durfte, wenn er arbeitete (hierzu gab es festgelegte Zeiten). Die Kinder gaben ihm auch früh den Namen «der Zauberer», was den besonderen Stellenwert omas‘ verdeutlicht. Auf den Fotos wirkt der Vater immer distanziert-distinguiert, man nimmt kaum Herzlichkeit oder gar Liebe wahr. Dies mag allerdings auch an der Zeit des Kaiserreiches liegen, dort waren Familien-fotos keine Schnappschüsse, sondern insze-nierte Arrangements, immer noch dem Öl-gemälde näher als unseren heutigen Seles. Mehr Emotionen ndet man in den bereits oben erwähnten Briefen, die einen sehr re-gen Austausch aller Familienmitglieder be-legen und die von allen Seiten sehr ge-schätzt wurden. So freut sich Klaus z. B. am 19. September 1944 über einen persönli-chen Brief seines Vaters, wie der Tagebuch-eintrag desselben Tages belegt.Andererseits hatten die Mann’schen Kinder aber für die Zeit ungeheuer viele Freiheiten, sei es, was ihr Leben, das Reisen, die Schule anging, sei es aber auch in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung. Im Hause Mann ging es häug turbulent zu, früh ka-men die Kinder mit Schriftstellern wie Hugo von Hofmannsthal oder Gerhart Haupt-mann in Kontakt, die Geschwister insze-nierten eaterstücke, die den Eltern vorge-führt wurden.Der Vater, omas, bei dem man heute auch von homosexuellen Neigungen aus-geht, mischte sich in die Liebesentwürfe seiner Kinder nicht ein. Sie hatten keine Re-pressionen seinerseits zu erwarten, wenn sie ihr Leben unangepasst und wild lebten. Das wilde Leben des Ernest HemingwayGanz anders ging es im Hause Hemingway zu. Ernest Hemingway (1899-1961) zeigt sei-nen Söhnen von Anfang an, was es für ihn hiess, ein ganzer Mann zu sein: Schiessen, Jagen, Segeln, Kämpfen, um nur einige der Lieblingsbeschäftigungen des Literatur-Der Vater, Thomas, bei dem man heute auch von homosexuellen Neigungen ausgeht, mischte sich in die Liebesentwürfe sei-ner Kinder nicht ein. Sie hatten keine Repressionen seinerseits zu erwarten, wenn sie ihr Leben unangepasst und wild lebten.ANZEIGEein Projekt der Evangelisch-methodistischeKirche… so farbig wie dein Glaube!Gemeinschaft. Gott. Weiteregenbogenkirche.chLinks: Sohn Klaus Mann (1933), rechts: Vater Thomas Mann (1937). Die beiden pflegten zeitlebens ein zwiespältiges, aber kein schlechtes Verhältnis. Ernest Hemingway zeigte seinen Söhnen, was es (seiner Meinung nach) hiess, ein «richtiger Mann» zu sein: Schiessen, Jagen, Kämpfen.Bild Klaus Mann © Wikimedia Commons, Annemarie Schwarzenbach / Bild Thomas Mann © Wikimedia Commons, Carl Van Vechten
10 11CRUISER NOVEMBER 2023ANZEIGEshakecompany.chGUTE UNTERHALTUNG I weie I weie Rös!Rös!Musicälab 9. November 2023MAAG HalleOperette ab 28. Oktober 2023BERNHARD THEATERMusik-Kabarettab 1. Februar 2024Comedy Bühne WEISSER WIND Familienmusicalab 11. November 2023BERNHARD THEATER nobelpreisträgers zu nennen, der zudem schwer verwundet von seiner freiwilligen Teilnahme am 1. Weltkrieg 1918 aus Europa zurückkehrte. Dazu kommt in Bezug auf die Sexualität ein ausgeprägter Hang zu wech-selnden Frauen, Hemingway war zwischen 1921 und 1961 immerhin vier Mal verheira-tet. Was viele nicht wussten und er selbst auch sicherlich niemals öentlich zugelas-sen hätte, ist, dass man heute davon aus-geht, dass Hemingway mit seiner Sexualität Das Gefühl eine Frau zu sein ist da-mals nicht nur für den Supermacho Ernest Hemingway ein No-go, selbst Greg versteht als persönlich Betroener nicht, wie sich ein amerikanischer US-Soldat in eine Frau verwandeln kann (inklusive Operation). Diese Vorstellung ist auch für ihn vollkom-men absonderlich. Man erkennt daran die Macht gesellschaftlicher Normen und den unbedingten Versuch, doch irgendwie da-zuzugehören. Wie schlimm muss dieser von Greg empfundene Ekel gegenüber der trans Frau angefühlt haben, wenn er in ihr doch sich selbst sehen musste.Gleichzeitig kann er aber nicht davon lassen, sich in der Öentlichkeit als Gloria zu zeigen – unter diesem Namen tritt er spä-ter meistens als Frau auf –, weswegen er im-mer wieder mit dem Gesetz in Konikt gerät. Sein Leben ist von Versagen und Nichtgenü-gen geprägt, erst sehr spät versöhnt er sich mit seiner eigenen Person, aber auch mit sei-nem Vater und seiner Mutter.Wer in die Welt von Greg-Gloria He-mingway eintauchen will, dem sei die oben genannte ktionale Biographie empfohlen, die die Leser*innen auf eine Zeitreise in die USA und nach Kuba entführt. Man lernt die Schauplätze kennen, an denen sich die He-mingways tummelten und man wird zu-gleich einfühlsam auf den Schicksalsweg des jüngsten Hemingway-Sohnes mitge-nommen.Diese beiden Beispiele zeigen, wie un-terschiedlich Leben verlaufen können, bei deren Ausgangslage man zunächst ein paar Parallelen verzeichnen kann. Und man sieht sehr deutlich, dass der Kampf gegen die eige-ne Sexualität nichts als Unglück bringt, wo es auch ohne Druck von aussen schon schwie-rig genug ist, hiermit klarzukommen. auch dem queeren Spektrum zuzuordnen war. 2010 wurde der umfangreiche Brief-schatz Hemingways gesichtet, worin sich wohl einige homoerotische Stellen nden lassen, u. a. zu seinem Jugendfreund Bill, wie die BZ am 26. Juli 2010 schreibt.Dieses Bild drang aber zu Lebzeiten nicht nach aussen, im Gegenteil, wie es öfters bei Schwulen zu nden ist, wurde die poten-te Heterosexualität, gepaart mit einer schein-bar unzerstörbaren Männlichkeit, dauerhaft demonstriert, was eventuell auch ein Grund für die psychischen Probleme war, die letzt-endlich zum Suizid führten. (Hemingway erschoss sich 1961 im Alter von 61 Jahren.)Der Antagonist in er eigenen FamilieDiesem «Supermacho» steht in der eigenen Familie der drittgeborene Sohn Gregory ge-genüber, der von der Familie meist Gigi oder GESELLSCHAFTSÖHNEGESELLSCHAFTSÖHNELESETIPPRussell Franklin: Hemingways Kind. Kein & Aber Verlag 2023.Preis CHF 34.90 ISBN 978-3-0369-5000-6Gig genannt wird. Die Mutter, Pauline Pfeif-fer, die zweite Ehefrau von Ernest, kommt aus einem reichen Elternhaus und ist kaum in der Lage, ihren beiden Söhnen Liebe und Geborgenheit zu vermitteln. Dazu kommt, dass Gregory, anders als sein drei Jahre älte-rer Bruder Patrick, immer wieder durch «merkwürdiges» Verhalten auällt, auch wenn sich der kleine Junge wie verrückt be-müht, den «grossen» Vater stolz zu machen. Er prügelt sich, er fährt betrunken Auto, er angelt, er tut alles dafür, Anerkennung zu bekommen. Und doch hat er ein dunkles Geheimnis, das ans Tageslicht kommt, als Gregory zehn Jahre alt ist. Dann nämlich wird er im Haus seines Vaters dabei er-wischt, wie er die Kleider seiner Stiefmutter trägt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt be-ginnt eine Odyssee des Unglücks für den jungen Mann, der sich als Frau fühlt und doch nicht als solche leben darf.Für die Gefühle mag ein Zitat spre-chen, dass Wolfgang Stock in seiner Unter-suchung «Gregory Hemingway, der furiose Rebell» notiert hat: «Ich habe hunderttau-sende Dollars eingesetzt, um nicht zum Transvestiten zu werden. Aber so ist das, wenn man einen super-maskulinen Vater hat und gleichzeitig auch aufbegehren will. Er hätte sich zu Tode gegrämt über mich.»Elektroschocks gegen die «falsche» SexualitätWas hat er getan, um vom Transsein wegzu-kommen? Dies schildert der Roman «He-mingways Kind» sehr eindrücklich: Grego-ry unterzieht sich immer wieder und in teilweise sehr kurzen Zeiträumen Elektro-schocks, die damals als das probate Mittel galten, Queers zu heilen. Manche religiösen Fanatiker setzen diese Methode auch heute noch in ihren Konversionstherapien ein, was man kaum glauben mag.Das Gefühl eine Frau zu sein ist damals nicht nur für den Super-macho Ernest Hemingway ein No-go, selbst Greg versteht als persönlich Betroffener nicht, wie sich ein amerikanischer US-Soldat in eine Frau verwandeln kann (inklusive Operation). Die-se Vorstellung ist auch für ihn vollkommen absonderlich.Heute geht man davon aus, dass Hemingway mit seiner Sexualität auch dem queeren Spektrum zuzuordnen war.Man sieht sehr deutlich, dass der Kampf gegen die eigene Sexualität nichts als Unglück bringt.Gregory Hemingway (rechts), sein Bruder Patrick und sein Vater Ernest Hemingway (Kuba 1942). Die schein- bare Idylle täuscht.Bild © Wikimedia Commons
10 11CRUISER NOVEMBER 2023ANZEIGEshakecompany.chGUTE UNTERHALTUNG I weie I weie Rös!Rös!Musicälab 9. November 2023MAAG HalleOperette ab 28. Oktober 2023BERNHARD THEATERMusik-Kabarettab 1. Februar 2024Comedy Bühne WEISSER WIND Familienmusicalab 11. November 2023BERNHARD THEATER nobelpreisträgers zu nennen, der zudem schwer verwundet von seiner freiwilligen Teilnahme am 1. Weltkrieg 1918 aus Europa zurückkehrte. Dazu kommt in Bezug auf die Sexualität ein ausgeprägter Hang zu wech-selnden Frauen, Hemingway war zwischen 1921 und 1961 immerhin vier Mal verheira-tet. Was viele nicht wussten und er selbst auch sicherlich niemals öentlich zugelas-sen hätte, ist, dass man heute davon aus-geht, dass Hemingway mit seiner Sexualität Das Gefühl eine Frau zu sein ist da-mals nicht nur für den Supermacho Ernest Hemingway ein No-go, selbst Greg versteht als persönlich Betroener nicht, wie sich ein amerikanischer US-Soldat in eine Frau verwandeln kann (inklusive Operation). Diese Vorstellung ist auch für ihn vollkom-men absonderlich. Man erkennt daran die Macht gesellschaftlicher Normen und den unbedingten Versuch, doch irgendwie da-zuzugehören. Wie schlimm muss dieser von Greg empfundene Ekel gegenüber der trans Frau angefühlt haben, wenn er in ihr doch sich selbst sehen musste.Gleichzeitig kann er aber nicht davon lassen, sich in der Öentlichkeit als Gloria zu zeigen – unter diesem Namen tritt er spä-ter meistens als Frau auf –, weswegen er im-mer wieder mit dem Gesetz in Konikt gerät. Sein Leben ist von Versagen und Nichtgenü-gen geprägt, erst sehr spät versöhnt er sich mit seiner eigenen Person, aber auch mit sei-nem Vater und seiner Mutter.Wer in die Welt von Greg-Gloria He-mingway eintauchen will, dem sei die oben genannte ktionale Biographie empfohlen, die die Leser*innen auf eine Zeitreise in die USA und nach Kuba entführt. Man lernt die Schauplätze kennen, an denen sich die He-mingways tummelten und man wird zu-gleich einfühlsam auf den Schicksalsweg des jüngsten Hemingway-Sohnes mitge-nommen.Diese beiden Beispiele zeigen, wie un-terschiedlich Leben verlaufen können, bei deren Ausgangslage man zunächst ein paar Parallelen verzeichnen kann. Und man sieht sehr deutlich, dass der Kampf gegen die eige-ne Sexualität nichts als Unglück bringt, wo es auch ohne Druck von aussen schon schwie-rig genug ist, hiermit klarzukommen. auch dem queeren Spektrum zuzuordnen war. 2010 wurde der umfangreiche Brief-schatz Hemingways gesichtet, worin sich wohl einige homoerotische Stellen nden lassen, u. a. zu seinem Jugendfreund Bill, wie die BZ am 26. Juli 2010 schreibt.Dieses Bild drang aber zu Lebzeiten nicht nach aussen, im Gegenteil, wie es öfters bei Schwulen zu nden ist, wurde die poten-te Heterosexualität, gepaart mit einer schein-bar unzerstörbaren Männlichkeit, dauerhaft demonstriert, was eventuell auch ein Grund für die psychischen Probleme war, die letzt-endlich zum Suizid führten. (Hemingway erschoss sich 1961 im Alter von 61 Jahren.)Der Antagonist in er eigenen FamilieDiesem «Supermacho» steht in der eigenen Familie der drittgeborene Sohn Gregory ge-genüber, der von der Familie meist Gigi oder GESELLSCHAFTSÖHNEGESELLSCHAFTSÖHNELESETIPPRussell Franklin: Hemingways Kind. Kein & Aber Verlag 2023.Preis CHF 34.90 ISBN 978-3-0369-5000-6Gig genannt wird. Die Mutter, Pauline Pfeif-fer, die zweite Ehefrau von Ernest, kommt aus einem reichen Elternhaus und ist kaum in der Lage, ihren beiden Söhnen Liebe und Geborgenheit zu vermitteln. Dazu kommt, dass Gregory, anders als sein drei Jahre älte-rer Bruder Patrick, immer wieder durch «merkwürdiges» Verhalten auällt, auch wenn sich der kleine Junge wie verrückt be-müht, den «grossen» Vater stolz zu machen. Er prügelt sich, er fährt betrunken Auto, er angelt, er tut alles dafür, Anerkennung zu bekommen. Und doch hat er ein dunkles Geheimnis, das ans Tageslicht kommt, als Gregory zehn Jahre alt ist. Dann nämlich wird er im Haus seines Vaters dabei er-wischt, wie er die Kleider seiner Stiefmutter trägt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt be-ginnt eine Odyssee des Unglücks für den jungen Mann, der sich als Frau fühlt und doch nicht als solche leben darf.Für die Gefühle mag ein Zitat spre-chen, dass Wolfgang Stock in seiner Unter-suchung «Gregory Hemingway, der furiose Rebell» notiert hat: «Ich habe hunderttau-sende Dollars eingesetzt, um nicht zum Transvestiten zu werden. Aber so ist das, wenn man einen super-maskulinen Vater hat und gleichzeitig auch aufbegehren will. Er hätte sich zu Tode gegrämt über mich.»Elektroschocks gegen die «falsche» SexualitätWas hat er getan, um vom Transsein wegzu-kommen? Dies schildert der Roman «He-mingways Kind» sehr eindrücklich: Grego-ry unterzieht sich immer wieder und in teilweise sehr kurzen Zeiträumen Elektro-schocks, die damals als das probate Mittel galten, Queers zu heilen. Manche religiösen Fanatiker setzen diese Methode auch heute noch in ihren Konversionstherapien ein, was man kaum glauben mag.Das Gefühl eine Frau zu sein ist damals nicht nur für den Super-macho Ernest Hemingway ein No-go, selbst Greg versteht als persönlich Betroffener nicht, wie sich ein amerikanischer US-Soldat in eine Frau verwandeln kann (inklusive Operation). Die-se Vorstellung ist auch für ihn vollkommen absonderlich.Heute geht man davon aus, dass Hemingway mit seiner Sexualität auch dem queeren Spektrum zuzuordnen war.Man sieht sehr deutlich, dass der Kampf gegen die eigene Sexualität nichts als Unglück bringt.Gregory Hemingway (rechts), sein Bruder Patrick und sein Vater Ernest Hemingway (Kuba 1942). Die schein- bare Idylle täuscht.Bild © Wikimedia Commons
13CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023EVENT-TIPPDISNEY THE LION KINGDas Erfolgsmusical Disney «The Lion King» kommt vom 23. November bis 10. März erstmals in der Originalversion nach Zürich.VON CRUISER PR TEAMVom naiven Löwenjungen zum stolzen König der Löwen; das könnte auch ein bisschen der Weg einer jeden Person sein, die nicht der «Norm» entspricht; was immer auch diese sein mag. Genau darum geht es letztendlich in «e Lion King». Viel-leicht genau aus diesem Grund ist das Mu-sical bei den LGBT*-Menschen so beliebt. Und sicher auch wegen des grossen Hits «e Circle Of Live» von Elton John. Das englischsprachige Musical kommt nun in die Schweiz. Aufgrund grosser Nachfrage wird die Spielzeit des Musicals Disney «e Lion King» in Zürich um acht Wochen verlän-gert. Der anhaltende Welterfolg spielt nun vom 23. November 2023 bis am 10. März 2024 im eater 11 Zürich. Bereits über 110 Millionen Menschen hat dieses Meister-werk voller Fantasie und Kreativität welt-weit fasziniert und über 60 000 Zuschauen-de konnten sich bisher ihre Plätze für Disney «e Lion King» in der englischspra-chigen Originalversion im eater 11 Zürich sichern. Dank der Verlängerung ist wieder eine grosse Auswahl an Tickets in allen Preiskategorien erhältlich. Aber auch für die bisherigen Vorstellungen sind aktuell noch gute Plätze verfügbar (unter anderem auf thelionking.ch).«Ich freue mich ausserordentlich über diese überwältigende Resonanz», so Freddy Burger, Co-Veranstalter und Inhaber von Freddy Burger Management. «Es gibt kein zweites Werk wie Disney ‹e Lion King›. Die einmalige Chance, dieses weltweite Musical-Phänomen zu erleben, sollte sich keiner entgehen lassen», so Freddy Burger auf Anfrage.Eindringliche MusikDas gesamte Kreativteam der Broadway-Show gewann fünf Tony Awards. Julie Tay-mor und Michael Curry schufen Hunderte von Masken und Puppen. Die Originalmusik aus dem Zeichen-tricklm wurde für die Bühne erweitert und umfasst nun 15 Musiknummern. Der südaf-rikanische Komponist Lebo M schrieb nicht nur neue Lieder, sondern schuf auch eine stimmungsvolle Mischung aus afrikani-schen Rhythmen und Chorälen, die durch zusätzliches Material von Julie Taymor und Mark Mancina ergänzt wurde. Elton John und Tim Rice haben zu den fünf Liedern, die sie für die preisgekrönte Filmmusik des Animationslms geschrie-ben haben, drei neue hinzugefügt. Der da-raus resultierende Sound von Disney «e Lion King» ist eine Fusion aus westlicher Populärmusik und den unverwechselbaren Klängen und Rhythmen Afrikas, darunter das mit dem Academy Award® ausgezeich-nete «Can You Feel e Love Tonight» und das eindringliche «Shadowland». Ein Musical erobert die WeltMusicalDisney «The Lion King»23. November 2023 bis 10. März 2024Theater 11 ZürichInfos und Tickets: www.thelionking.chBild © TLK London – Andile Gumbi as «Simba» Photo by Johan PerssonDu musst nicht perfekt sein, um das Klima zu schützen. Weniger neu kaufen hil schon viel. Mehr erfahren und spendenANZEIGE
13CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023EVENT-TIPPDISNEY THE LION KINGDas Erfolgsmusical Disney «The Lion King» kommt vom 23. November bis 10. März erstmals in der Originalversion nach Zürich.VON CRUISER PR TEAMVom naiven Löwenjungen zum stolzen König der Löwen; das könnte auch ein bisschen der Weg einer jeden Person sein, die nicht der «Norm» entspricht; was immer auch diese sein mag. Genau darum geht es letztendlich in «e Lion King». Viel-leicht genau aus diesem Grund ist das Mu-sical bei den LGBT*-Menschen so beliebt. Und sicher auch wegen des grossen Hits «e Circle Of Live» von Elton John. Das englischsprachige Musical kommt nun in die Schweiz. Aufgrund grosser Nachfrage wird die Spielzeit des Musicals Disney «e Lion King» in Zürich um acht Wochen verlän-gert. Der anhaltende Welterfolg spielt nun vom 23. November 2023 bis am 10. März 2024 im eater 11 Zürich. Bereits über 110 Millionen Menschen hat dieses Meister-werk voller Fantasie und Kreativität welt-weit fasziniert und über 60 000 Zuschauen-de konnten sich bisher ihre Plätze für Disney «e Lion King» in der englischspra-chigen Originalversion im eater 11 Zürich sichern. Dank der Verlängerung ist wieder eine grosse Auswahl an Tickets in allen Preiskategorien erhältlich. Aber auch für die bisherigen Vorstellungen sind aktuell noch gute Plätze verfügbar (unter anderem auf thelionking.ch).«Ich freue mich ausserordentlich über diese überwältigende Resonanz», so Freddy Burger, Co-Veranstalter und Inhaber von Freddy Burger Management. «Es gibt kein zweites Werk wie Disney ‹e Lion King›. Die einmalige Chance, dieses weltweite Musical-Phänomen zu erleben, sollte sich keiner entgehen lassen», so Freddy Burger auf Anfrage.Eindringliche MusikDas gesamte Kreativteam der Broadway-Show gewann fünf Tony Awards. Julie Tay-mor und Michael Curry schufen Hunderte von Masken und Puppen. Die Originalmusik aus dem Zeichen-tricklm wurde für die Bühne erweitert und umfasst nun 15 Musiknummern. Der südaf-rikanische Komponist Lebo M schrieb nicht nur neue Lieder, sondern schuf auch eine stimmungsvolle Mischung aus afrikani-schen Rhythmen und Chorälen, die durch zusätzliches Material von Julie Taymor und Mark Mancina ergänzt wurde. Elton John und Tim Rice haben zu den fünf Liedern, die sie für die preisgekrönte Filmmusik des Animationslms geschrie-ben haben, drei neue hinzugefügt. Der da-raus resultierende Sound von Disney «e Lion King» ist eine Fusion aus westlicher Populärmusik und den unverwechselbaren Klängen und Rhythmen Afrikas, darunter das mit dem Academy Award® ausgezeich-nete «Can You Feel e Love Tonight» und das eindringliche «Shadowland». Ein Musical erobert die WeltMusicalDisney «The Lion King»23. November 2023 bis 10. März 2024Theater 11 ZürichInfos und Tickets: www.thelionking.chBild © TLK London – Andile Gumbi as «Simba» Photo by Johan PerssonDu musst nicht perfekt sein, um das Klima zu schützen. Weniger neu kaufen hil schon viel. Mehr erfahren und spendenANZEIGE
14 15CRUISER NOVEMBER 2023KULTURBUCHTIPPBUCHTIPPLion Christ: Sauhund. Hanser Literaturverlage 2023.Preis CHF 33.90 ISBN 978-3-446-27747-2VON BIRGIT KAWOHLDer Titel dieser Besprechung ist ein Zitat aus dem Roman «Das kunstsei-dene Mädchen» von Irmgard Keun aus dem Jahr 1932. Dessen Protagonistin Doris träumt zum einen von der grossen Liebe, zum anderen aber auch vom gesell-schaftlichen Aufstieg, wofür ein Pelzmantel, den sie um alles in der Welt begehrt, die Me-tapher ist. Genauso geht es dem Protagonis-ten aus dem ersten Roman des jungen deut-schen Schriftstellers Lion Christ, «Sauhund»: Flori stammt aus einem bayerischen Dorf und träumt ebenfalls von der grossen Liebe, gleichzeitig hat es ihm der Pelzmantel einer Senior*innenheimbewohnerin angetan, so weich und unerreichbar teuer wie dieser ist. Florian geht, ebenso wie Doris, in die grosse Stadt, nämlich nach München, und sucht dort sein Glück. Dabei hat er allerdings zwei Handicaps: zum einen ist er schwul, zum anderen – und das hängt natürlich mit Han-dicap eins ganz eng zusammen – grassiert seit Neuestem eine merkwürdige Krankheit namens AIDS in der Welt.Für Florian ist dies zunächst eine Krankheit, die man nur in den USA ndet oder die ganz windige Burschen haben könnten. Er vertraut, wie so viele junge Männer seiner Zeit, ganz auf sein Bauchge-fühl, nach dem Motto: Wer nicht stinkt, kann nicht mit AIDS inziert sein.Christ wagt sich in seinem Roman an ein gewaltiges ema heran und das aus der Perspektive des Nachgeborenen, was einen sofort zu der Frage führt: Kann ihm der rich-tige Ton gelingen? Weiss er, wie Schwule da-mals getickt haben? Christ hat sich sicherlich gut in die Zeit eingearbeitet, es fehlt nicht an Verweisen auf Bronski Beat, die damalige Mode und prominente Schauspieler*innen der Zeit. Wir begleiten Schwule in die typi-schen Etablissment der 1980er-Jahre. Trotz-dem wirkt die scheinbare Nähe manchmal recht aufgesetzt und nicht real erlebt. Die Entfernung zu den Leser*innen mag auch an dem in den Dialogen präferierten bayeri-schen Dialekt liegen, der alle Nicht-Bajuwa-ren mehr verstört als dass er eine echte Bin-dung zu den Personen aufbaut.Dazu kommt, dass – zumindest mir – der Protagonist grundsätzlich unsympa-thisch bleibt, dieser Flori, der sich nahezu egomanisch durch die Welt bewegt, der Menschen verletzt und dabei selbst schnell beleidigt ist, wenn er nicht das bekommt, was er will. Er nutzt seine Mitmenschen aus und hinterlässt mehr als ein Mal verbrannte Erde. Man kann vielleicht einwenden, dass diese Selbstzentriertheit ein Privileg der Ju-gend ist, andererseits sind Millionen von Ju-gendlichen verantwortungsbewusster und sozialer als eben Flori.Ein Roman auf den Spuren einer gros-sen Vorgängerin, der aber noch in deren Schuhe wachsen muss. Der Debütroman des jungen Autors Lion Christ entführt die Leser*innen in die 1980er-Jahre, eine Zeit der schwulen Emanzipation und der grössten Krise: AIDS.«Ich möchte ein Glanz sein»Christ wagt sich in seinem Roman an ein gewaltiges Thema heran und das aus der Perspek-tive des Nachgeborenen, was einen sofort zu der Frage führt: Kann ihm der richtige Ton gelin-gen? Weiss er, wie Schwule damals getickt haben?Meine Cruiser-Bestellung Jahresabo, Selbstkostenpreis: CHF 68.– Gönner*innen Jahresabo: CHF 250.–Einsenden an: Cruiser, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.ch/aboDAS MAGAZIN FÜR DIE QUEERE LEBENSART10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 68. Der Cruiser kommt in neutralem Umschlag direkt in deinen Briefkasten. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/aboVorname | NameStrasse | Nr.PLZ | Ort E-MailUnterschriftcruiserbraucht dich!Abonniere uns!ANZEIGE
14 15CRUISER NOVEMBER 2023KULTURBUCHTIPPBUCHTIPPLion Christ: Sauhund. Hanser Literaturverlage 2023.Preis CHF 33.90 ISBN 978-3-446-27747-2VON BIRGIT KAWOHLDer Titel dieser Besprechung ist ein Zitat aus dem Roman «Das kunstsei-dene Mädchen» von Irmgard Keun aus dem Jahr 1932. Dessen Protagonistin Doris träumt zum einen von der grossen Liebe, zum anderen aber auch vom gesell-schaftlichen Aufstieg, wofür ein Pelzmantel, den sie um alles in der Welt begehrt, die Me-tapher ist. Genauso geht es dem Protagonis-ten aus dem ersten Roman des jungen deut-schen Schriftstellers Lion Christ, «Sauhund»: Flori stammt aus einem bayerischen Dorf und träumt ebenfalls von der grossen Liebe, gleichzeitig hat es ihm der Pelzmantel einer Senior*innenheimbewohnerin angetan, so weich und unerreichbar teuer wie dieser ist. Florian geht, ebenso wie Doris, in die grosse Stadt, nämlich nach München, und sucht dort sein Glück. Dabei hat er allerdings zwei Handicaps: zum einen ist er schwul, zum anderen – und das hängt natürlich mit Han-dicap eins ganz eng zusammen – grassiert seit Neuestem eine merkwürdige Krankheit namens AIDS in der Welt.Für Florian ist dies zunächst eine Krankheit, die man nur in den USA ndet oder die ganz windige Burschen haben könnten. Er vertraut, wie so viele junge Männer seiner Zeit, ganz auf sein Bauchge-fühl, nach dem Motto: Wer nicht stinkt, kann nicht mit AIDS inziert sein.Christ wagt sich in seinem Roman an ein gewaltiges ema heran und das aus der Perspektive des Nachgeborenen, was einen sofort zu der Frage führt: Kann ihm der rich-tige Ton gelingen? Weiss er, wie Schwule da-mals getickt haben? Christ hat sich sicherlich gut in die Zeit eingearbeitet, es fehlt nicht an Verweisen auf Bronski Beat, die damalige Mode und prominente Schauspieler*innen der Zeit. Wir begleiten Schwule in die typi-schen Etablissment der 1980er-Jahre. Trotz-dem wirkt die scheinbare Nähe manchmal recht aufgesetzt und nicht real erlebt. Die Entfernung zu den Leser*innen mag auch an dem in den Dialogen präferierten bayeri-schen Dialekt liegen, der alle Nicht-Bajuwa-ren mehr verstört als dass er eine echte Bin-dung zu den Personen aufbaut.Dazu kommt, dass – zumindest mir – der Protagonist grundsätzlich unsympa-thisch bleibt, dieser Flori, der sich nahezu egomanisch durch die Welt bewegt, der Menschen verletzt und dabei selbst schnell beleidigt ist, wenn er nicht das bekommt, was er will. Er nutzt seine Mitmenschen aus und hinterlässt mehr als ein Mal verbrannte Erde. Man kann vielleicht einwenden, dass diese Selbstzentriertheit ein Privileg der Ju-gend ist, andererseits sind Millionen von Ju-gendlichen verantwortungsbewusster und sozialer als eben Flori.Ein Roman auf den Spuren einer gros-sen Vorgängerin, der aber noch in deren Schuhe wachsen muss. Der Debütroman des jungen Autors Lion Christ entführt die Leser*innen in die 1980er-Jahre, eine Zeit der schwulen Emanzipation und der grössten Krise: AIDS.«Ich möchte ein Glanz sein»Christ wagt sich in seinem Roman an ein gewaltiges Thema heran und das aus der Perspek-tive des Nachgeborenen, was einen sofort zu der Frage führt: Kann ihm der richtige Ton gelin-gen? Weiss er, wie Schwule damals getickt haben?Meine Cruiser-Bestellung Jahresabo, Selbstkostenpreis: CHF 68.– Gönner*innen Jahresabo: CHF 250.–Einsenden an: Cruiser, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.ch/aboDAS MAGAZIN FÜR DIE QUEERE LEBENSART10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 68. Der Cruiser kommt in neutralem Umschlag direkt in deinen Briefkasten. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/aboVorname | NameStrasse | Nr.PLZ | Ort E-MailUnterschriftcruiserbraucht dich!Abonniere uns!ANZEIGE
17CRUISER NOVEMBER 2023NEUE AHS-KAMPAGNEWARUM WIR REDEN SOLLTENVON VINICIO ALBANI, AIDS-HILFE SCHWEIZ Wir sind manchmal traurig über den Zustand der Welt und enttäuscht von Menschen um uns herum. Wohin mit unseren Gefühlen, Sorgen und Wünschen?Darüber reden hilft. Dafür müssen wir uns mit Menschen umgeben, denen wir ver-trauen, die wir lieben. Freund*innen geben dir Sicherheit und Halt. Und noch schöner: Auch du gibst deinen Freund*innen ein emotionales Zuhause.In Gesprächen gesunder Beziehungen dürfen Ängste thematisiert, Fragen disku-tiert, Erfahrungen geteilt werden – ohne Scham, ohne Maske, ohne Vorbehalte.Die Kampagne will die Community er-mutigen, miteinander ins Gespräch zu kom-men, um so sich selbst und andere zu befä-higen, für sich zu sorgen.Freundschaften können aber nicht alle Probleme lösen. Manchmal braucht es die Unterstützung einer Fachperson. Kontakte ndest du auf drgay.ch/deine-Kontakte.Wie wir Freund*innen bleibenErwartungen klärenNicht alle brauchen gleich viel Kontakt. Das Bedürfnis nach Nähe und Distanz ist von Mensch zu Mensch verschieden. Klärt eure Erwartungen und sprecht darüber. Nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch in Freundschaften. Unterschiede kennenIch bin ich, du bist du, und das darf auch so bleiben. Niemand muss sich anpassen. Aber nehmt Rücksicht aufeinander. So schat ihr den Rahmen für Vertrauen. Kontakt pflegenJede Woche Brettspiele, jeden Monat zu-sammen ins Kino oder eine Sprachnach-richt am Abend: Pegt eure Beziehung mit euren ganz eigenen Ritualen. Und immer wieder fragen: Wie geht’s dir? Weitere Infos unter drgay.ch/talkNEUE AHS-KAMPAGNEWARUM WIR REDEN SOLLTENReden wir. Über uns.16CRUISER NOVEMBER 2023Bilder © Tatjana Rüegsegger
18 19CRUISER NOVEMBER 2023Bild © zVgVON CRUISER PR TEAMAm 21. und 22. Oktober 2023 wurde nach rund dreijähriger Sanierungs-zeit das Stammhaus von Konzert und eater St. Gallen feierlich wiedererönet. Der ikonische Art-brut-Bau wurde dabei mit einer sensationellen Opernweltpremie-re eingeweiht: Der amerikanische Kompo-nist und Grammy-Gewinner Tobias Picker hat gemeinsam mit dem Librettisten Aryeh Lev Stollmann, der bereits mit mit einem Lambda Literary Awar ausgezeichnet wur-de, schrieb eigens für diesen Anlass die weltweit erste grosse Oper über eine Person mit trans Hintergrund. Für die Inszenierung und die sparten-übergreifende Realisation konnte Konzert und eater St. Gallen bekannte Name der Branche gewinnen: Krystian Lada für die Inszenierung, Modestas Pitrenas dirigiert Tobias Pickers Partitur und Frank Fannar Pedersen gestaltet die Choreograe. Über-haupt spielt die Tanzkompanie St. Gallen eine besondere Rolle, indem der Tanz in «Lili Elbe» zum gleichberechtigten theatra-len Medium wird.Die Titelrolle übernimmt die gefeierte Heldenbaritonistin Lucia Lucas, die schon grosse Erfolge als Heldenbaritonistin an Häusern wie der New Yorker Metropolitan Opera, der Lyric Opera Chicago oder der English National Opera feiern durfte. Zu-dem wirkt sie an der Produktion auch als Das frisch sanierte Theater St. Gallen wartet mit einem wahren Knaller auf: Die erste Oper über eine trans* Person – Lili Elbe – wird dort zur Uraufführung gebracht.Weltweit erste trans* Person-Oper Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz DemoDramaturgin der Autoren mit. Diese enge Verbundenheit kann man gut spüren und hat so das Gefühl, dass die Auührung wirklich aus einem Guss ist.Zeitgenössische Diskurse für ein modernes HausDas Stück erzählt die Geschichte der titelge-benden Malerin Lili Elbe, die in den 1930er-Jahren die ersten geschlechtsangleichen-den Operationen vornehmen liess. Vor allem aber ist «Lili Elbe» die Geschichte ei-ner alle Hindernisse überwindenden Liebe zwischen der Titelheldin und ihrer Frau Gerda Wegener, ebenfalls eine illustre Künstlerin. Auf diesem Hintergrund reiht sie sich in die grossen Werke des weltweiten Opernrepertoires ein. Gleichzeitig erlaubt die Oper zudem den Einblick in das Leben einer trans Frau, ihr Coming-out und ihre Transition zu einer Zeit, in der Ge-schlechtsangleichungen noch völliges Neu-land waren. Diese neue Verbindung von In-halt und Inszenierung sind nicht nur spannend, sie gewähren zudem einen ganz neuen Zugang zu einem ema – manche kennen die Geschichte Lilis vielleicht aus dem Spiellm «e Danish Girl» aus dem Jahr 2015 –, das aktueller nicht sein könnte. Und wie Jan Henric Bogen, der künstleri-sche Gesamtleiter von Konzert und eater St. Gallen, feststellt gilt: «Die Geschichte der Oper ist auch eine Geschichte von Gen-deridentitäten. Denken wir an Kastraten oder Hosenrollen, zeigt sich, dass auf der Opernbühne immer wieder mit Geschlech-terrollen gespielt wurde.» Lili Elbe, Oper in zwei AktenMusik von Tobias PickerLibretto von Aryeh Lev StollmanIn englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Diverse Vorstellungen im November und Dezember. Weitere Infos und Tickets: www.konzertundtheater.chKULTUR«LILI ELBE» IN ST. GALLENANZEIGE
18 19CRUISER NOVEMBER 2023Bild © zVgVON CRUISER PR TEAMAm 21. und 22. Oktober 2023 wurde nach rund dreijähriger Sanierungs-zeit das Stammhaus von Konzert und eater St. Gallen feierlich wiedererönet. Der ikonische Art-brut-Bau wurde dabei mit einer sensationellen Opernweltpremie-re eingeweiht: Der amerikanische Kompo-nist und Grammy-Gewinner Tobias Picker hat gemeinsam mit dem Librettisten Aryeh Lev Stollmann, der bereits mit mit einem Lambda Literary Awar ausgezeichnet wur-de, schrieb eigens für diesen Anlass die weltweit erste grosse Oper über eine Person mit trans Hintergrund. Für die Inszenierung und die sparten-übergreifende Realisation konnte Konzert und eater St. Gallen bekannte Name der Branche gewinnen: Krystian Lada für die Inszenierung, Modestas Pitrenas dirigiert Tobias Pickers Partitur und Frank Fannar Pedersen gestaltet die Choreograe. Über-haupt spielt die Tanzkompanie St. Gallen eine besondere Rolle, indem der Tanz in «Lili Elbe» zum gleichberechtigten theatra-len Medium wird.Die Titelrolle übernimmt die gefeierte Heldenbaritonistin Lucia Lucas, die schon grosse Erfolge als Heldenbaritonistin an Häusern wie der New Yorker Metropolitan Opera, der Lyric Opera Chicago oder der English National Opera feiern durfte. Zu-dem wirkt sie an der Produktion auch als Das frisch sanierte Theater St. Gallen wartet mit einem wahren Knaller auf: Die erste Oper über eine trans* Person – Lili Elbe – wird dort zur Uraufführung gebracht.Weltweit erste trans* Person-Oper Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz DemoDramaturgin der Autoren mit. Diese enge Verbundenheit kann man gut spüren und hat so das Gefühl, dass die Auührung wirklich aus einem Guss ist.Zeitgenössische Diskurse für ein modernes HausDas Stück erzählt die Geschichte der titelge-benden Malerin Lili Elbe, die in den 1930er-Jahren die ersten geschlechtsangleichen-den Operationen vornehmen liess. Vor allem aber ist «Lili Elbe» die Geschichte ei-ner alle Hindernisse überwindenden Liebe zwischen der Titelheldin und ihrer Frau Gerda Wegener, ebenfalls eine illustre Künstlerin. Auf diesem Hintergrund reiht sie sich in die grossen Werke des weltweiten Opernrepertoires ein. Gleichzeitig erlaubt die Oper zudem den Einblick in das Leben einer trans Frau, ihr Coming-out und ihre Transition zu einer Zeit, in der Ge-schlechtsangleichungen noch völliges Neu-land waren. Diese neue Verbindung von In-halt und Inszenierung sind nicht nur spannend, sie gewähren zudem einen ganz neuen Zugang zu einem ema – manche kennen die Geschichte Lilis vielleicht aus dem Spiellm «e Danish Girl» aus dem Jahr 2015 –, das aktueller nicht sein könnte. Und wie Jan Henric Bogen, der künstleri-sche Gesamtleiter von Konzert und eater St. Gallen, feststellt gilt: «Die Geschichte der Oper ist auch eine Geschichte von Gen-deridentitäten. Denken wir an Kastraten oder Hosenrollen, zeigt sich, dass auf der Opernbühne immer wieder mit Geschlech-terrollen gespielt wurde.» Lili Elbe, Oper in zwei AktenMusik von Tobias PickerLibretto von Aryeh Lev StollmanIn englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Diverse Vorstellungen im November und Dezember. Weitere Infos und Tickets: www.konzertundtheater.chKULTUR«LILI ELBE» IN ST. GALLENANZEIGE
20 21CRUISER NOVEMBER 202350 JAHRE 1976, Marilyn Kaga and Paul Watson, Soviet Whaling Action.EIN HAUFEN HIPPIES …… DIE SEIT 50 JAHREN DEN PLANETEN RETTEN.Wir haben Träume. Und verwirklichen sie. greenpeace.ch#dreampeaceANZEIGEGemäss SVP sind alle Ausländer*innen, die EU und der Genderstern die grössten Herausforderungen für unser Land. Falsch, weiss allerdings Michi Rüegg.VON MICHI RÜEGGDie wahre Bedrohung trägt nämlich Perücke und etwas zu viel Makeup.Sie wogen schwer, die Worte der Jun-gen SVP in der Online-Anzeige kurz vor dem Wahlsonntag: «Dragqueens, Antifas und Klima-Kleber gehen alle wählen. An der Urne werden sie die Schweiz und unsere Gesellschaft ruinieren.»Es ist ein Bild für Gött*innen: Schlange stehenden Dragqueens, die zusammen mit dem Schwarzen Block und Jugendlichen mit Leimspuren an Händen und Po in die Wahllokale von Chiasso bis Kreuzlingen drängen. Und dann am Montag darauf ge-meinsam die Schweiz ruinieren. Doch ich fürchte, die Junge SVP hat Recht. In den vergangenen Jahren hat eine regelrechte Dragqueenisierung der Schweiz eingesetzt. Wo man hinkommt, jeder Sitz-platz im Bus, jeder Stehplatz im Café an der Tankstelle ist bereits von einer Dragqueen besetzt. Sie besetzen unsere Varieté-Büh-nen, greifen nach jedem oenen Mikrofon und reissen Witze unter der Schamgrenze. Selbst beim Cruising im Park rascheln im Gebüsch die Paillettenkleider.In manchen Gemeinden verstopfen ausgefallene Kunsthaare von bunten Perü-cken bereits die Kanalisation. Und wenn Mama ihrem Kinde mal eine Gutenacht-geschichte vorlesen will, schreit der Balg: «Ich will sie nicht von dir hören, ich will, dass eine Dragqueen sie mir vorliest!» So weit sind wir schon. Das haben wir diesem Genderwahn zu verdanken! Wie gut, dass endlich eine Partei nach der Notbremse greift und diesen Kreaturen entgegentritt.Historisch betrachtet ist die Drag-queen allerdings ein alter Hut. Bereits im frühneuzeitlichen England standen be-kanntermassen Männer in Frauenkleidern auf der Bühne. Romeo nahm sich eben ei-gentlich wegen eines Julios das Leben. Alles andere wäre unschicklich gewesen. Der Mann jener Zeit war geradezu prädestiniert, in Frauenrollen zu schlüpfen. Der alleinige Umstand, dass hier ein sehr oensichtliches Spiel mit dem Geschlechtertausch stattn-det, mag den Groll der jungen Ultrarechten noch nicht erklären. Selbst die Speerspitze des altväterlichen Denkens, die Bischöfe und Kardinäle, treten im Vatikan stets im langen Fummel zusammen. Nein, ich glaube, die Dragqueen lässt die Magengeschwüre der Nachwuchsnatio - nalist*innen derart heftig bluten, weil sie ein VÖLLIG FALSCHES FRAUENBILD ver-körpert. Dragqueens tragen ihre Herzen zu-vorderst auf der Zunge. Sie fürchten sich vor nichts und niemandem, sagen schonungs-los, was sie denken. Sie stellen sich vor jeden Mann und begraben diesen dank hoher Ab-sätze unter ihrem Schatten. Dragqueens schenken dem Staat keine Kinder, küm-mern sich um keinen Haushalt und stehen nicht am Herd, sondern im Rampenlicht. Das ist mitnichten ein Frauenbild, wie es konservativen Kreisen gefällt.Dieses vorsintutliche Denken ka-schieren die Jungen Rechten, indem sie vorgeben, Kinder wären verwirrt, wenn sie Männer in Frauenkleider sehen würden. Ach. Als ob diese Hilfsnazis nicht alle als Dreikäsehoch vor ein paar Jahren noch Ma-mis Fummel angezogen hätten, und damit vor dem Spiegel auf und ab stolziert wären. Kinder sind nicht so blöd, wie uns der rechte Politnachwuchs glauben lassen will. Sie durchschauen es schliesslich auch, wenn Onkel Hansjörg mit einem Wattebart den Nikolaus mimt. Aus Höichkeit spielen sie jeweils mit, aber im Grunde ist ja klar, was die dummen Erwachsenen da für eine Schmierenkomödie abziehen. Was mich betrit, ich bin bereit, der Jungen SVP einen kleinen Schritt entgegen-zukommen. Sollte mir irgendein Fernseh-sender eine eigene Kochshow anbieten, werde ich als erste Dragqueen überhaupt am Herd stehen. Und ich werde beweisen, dass unsereins auch traditionelle Frauen-aufgaben übernehmen kann. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass man Frauen auf keinen Fall unterschätzen darf. Gleich verhält es sich mit Dragqueens. Wenn es sein muss, beweise ich das mit der Zubereitung eines exquisiten Sechsgängers. Auf fucking Stilettos, ihr ultrarechten Hosenscheisser! Die neue Gefahr trägt PumpsKOLUMNEMICHI RÜEGGWenn Mama ihrem Kinde mal eine Gutenacht geschichte vorlesen will, schreit der Balg: «Ich will sie nicht von dir hören, ich will, dass eine Dragqueen sie mir vorliest!»
20 21CRUISER NOVEMBER 202350 JAHRE 1976, Marilyn Kaga and Paul Watson, Soviet Whaling Action.EIN HAUFEN HIPPIES …… DIE SEIT 50 JAHREN DEN PLANETEN RETTEN.Wir haben Träume. Und verwirklichen sie. greenpeace.ch#dreampeaceANZEIGEGemäss SVP sind alle Ausländer*innen, die EU und der Genderstern die grössten Herausforderungen für unser Land. Falsch, weiss allerdings Michi Rüegg.VON MICHI RÜEGGDie wahre Bedrohung trägt nämlich Perücke und etwas zu viel Makeup.Sie wogen schwer, die Worte der Jun-gen SVP in der Online-Anzeige kurz vor dem Wahlsonntag: «Dragqueens, Antifas und Klima-Kleber gehen alle wählen. An der Urne werden sie die Schweiz und unsere Gesellschaft ruinieren.»Es ist ein Bild für Gött*innen: Schlange stehenden Dragqueens, die zusammen mit dem Schwarzen Block und Jugendlichen mit Leimspuren an Händen und Po in die Wahllokale von Chiasso bis Kreuzlingen drängen. Und dann am Montag darauf ge-meinsam die Schweiz ruinieren. Doch ich fürchte, die Junge SVP hat Recht. In den vergangenen Jahren hat eine regelrechte Dragqueenisierung der Schweiz eingesetzt. Wo man hinkommt, jeder Sitz-platz im Bus, jeder Stehplatz im Café an der Tankstelle ist bereits von einer Dragqueen besetzt. Sie besetzen unsere Varieté-Büh-nen, greifen nach jedem oenen Mikrofon und reissen Witze unter der Schamgrenze. Selbst beim Cruising im Park rascheln im Gebüsch die Paillettenkleider.In manchen Gemeinden verstopfen ausgefallene Kunsthaare von bunten Perü-cken bereits die Kanalisation. Und wenn Mama ihrem Kinde mal eine Gutenacht-geschichte vorlesen will, schreit der Balg: «Ich will sie nicht von dir hören, ich will, dass eine Dragqueen sie mir vorliest!» So weit sind wir schon. Das haben wir diesem Genderwahn zu verdanken! Wie gut, dass endlich eine Partei nach der Notbremse greift und diesen Kreaturen entgegentritt.Historisch betrachtet ist die Drag-queen allerdings ein alter Hut. Bereits im frühneuzeitlichen England standen be-kanntermassen Männer in Frauenkleidern auf der Bühne. Romeo nahm sich eben ei-gentlich wegen eines Julios das Leben. Alles andere wäre unschicklich gewesen. Der Mann jener Zeit war geradezu prädestiniert, in Frauenrollen zu schlüpfen. Der alleinige Umstand, dass hier ein sehr oensichtliches Spiel mit dem Geschlechtertausch stattn-det, mag den Groll der jungen Ultrarechten noch nicht erklären. Selbst die Speerspitze des altväterlichen Denkens, die Bischöfe und Kardinäle, treten im Vatikan stets im langen Fummel zusammen. Nein, ich glaube, die Dragqueen lässt die Magengeschwüre der Nachwuchsnatio - nalist*innen derart heftig bluten, weil sie ein VÖLLIG FALSCHES FRAUENBILD ver-körpert. Dragqueens tragen ihre Herzen zu-vorderst auf der Zunge. Sie fürchten sich vor nichts und niemandem, sagen schonungs-los, was sie denken. Sie stellen sich vor jeden Mann und begraben diesen dank hoher Ab-sätze unter ihrem Schatten. Dragqueens schenken dem Staat keine Kinder, küm-mern sich um keinen Haushalt und stehen nicht am Herd, sondern im Rampenlicht. Das ist mitnichten ein Frauenbild, wie es konservativen Kreisen gefällt.Dieses vorsintutliche Denken ka-schieren die Jungen Rechten, indem sie vorgeben, Kinder wären verwirrt, wenn sie Männer in Frauenkleider sehen würden. Ach. Als ob diese Hilfsnazis nicht alle als Dreikäsehoch vor ein paar Jahren noch Ma-mis Fummel angezogen hätten, und damit vor dem Spiegel auf und ab stolziert wären. Kinder sind nicht so blöd, wie uns der rechte Politnachwuchs glauben lassen will. Sie durchschauen es schliesslich auch, wenn Onkel Hansjörg mit einem Wattebart den Nikolaus mimt. Aus Höichkeit spielen sie jeweils mit, aber im Grunde ist ja klar, was die dummen Erwachsenen da für eine Schmierenkomödie abziehen. Was mich betrit, ich bin bereit, der Jungen SVP einen kleinen Schritt entgegen-zukommen. Sollte mir irgendein Fernseh-sender eine eigene Kochshow anbieten, werde ich als erste Dragqueen überhaupt am Herd stehen. Und ich werde beweisen, dass unsereins auch traditionelle Frauen-aufgaben übernehmen kann. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass man Frauen auf keinen Fall unterschätzen darf. Gleich verhält es sich mit Dragqueens. Wenn es sein muss, beweise ich das mit der Zubereitung eines exquisiten Sechsgängers. Auf fucking Stilettos, ihr ultrarechten Hosenscheisser! Die neue Gefahr trägt PumpsKOLUMNEMICHI RÜEGGWenn Mama ihrem Kinde mal eine Gutenacht geschichte vorlesen will, schreit der Balg: «Ich will sie nicht von dir hören, ich will, dass eine Dragqueen sie mir vorliest!»
22 23CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023DISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGHexen sind seit Jahren populär. Als Wort der Ausgrenzung werden sie heute aber auch unter anderem für trans* Personen benutzt.Stigmatisierung und Verfolgung – die ewige Jagd auf HexenVON BIRGIT KAWOHL Donald Trump teilte am 2. Oktober dieses Jahres mal wieder kräftig aus, als er sich vor Gericht verantworten musste, zu Unrecht natürlich, wie er das sah: «Die grösste Hexenjagd aller Zeiten» werde auf ihn gemacht, so der gewohnt streitlustige Ex-US-Präsident zu Beginn des Betrugsprozesses in New York. Dabei be-diente er sich einer Metapher, mit der allen Zuhörer*innen klar wurde, dass er sich für das Opfer hält, das man ohne Beweise vor Gericht zerrt. Impliziert wird damit auch, dass der nun folgende Prozess kein gerech-ter ist, im Gegenteil, der Angeklagte, also Trump, hat eigentlich gar keine Chance, sich zu verteidigen und eventuell freige-sprochen zu werden.Ähnlich verhält es sich mit den Schlag-zeilen, die man in leider relativ regelmässi-gen Abständen in den Medien nden kann: «Hexenjagd auf trans* Personen», wenn es einmal mehr zu gewalttätigen Übergrien auf trans* Menschen gekommen ist. Auch wenn in diesem Fall der Betrachtende auf der Seite der trans* Personen steht, man will ja nicht, dass sie Opfer einer Hexenjagd sind, während man Trumps Äusserung ein-fach nur lächerlich ndet, nutzen der Ame-rikaner wie auch die Berichterstatter*innen dieselbe Metapher.Dabei nutzt der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten für seine Tirade ein (weitgehend historisches) Phänomen, das Mittel- und Westeuropa in der Frühen Neu-zeit, genauer zwischen der zweiten Hälfte des 15. und Beginn des 18. Jahrhunderts in Atem hielt: die Verfolgung von Hexen. Bar-bara Kieser hat auf stadt-zuerich.ch eine Un-tersuchung der Verhältnisse in der Schweiz, insbesondere in Zürich veröentlicht und spricht darin von etwa 110 000 Hexenprozes-sen in der Frühen Neuzeit in Europa, wovon etwa 10 000 in der Schweiz stattgefunden hätten. Kieser nennt als Zahl der Hinrich-tungen ein recht weites Spektrum von zwi-schen 40 000 bis 60 000 Menschen. Wenn man andere Quellen zu Rate zieht, erhält man leicht abweichende Zahlen, die Fakten-lage ist extrem schwierig, auch wenn viele Prozesse durchaus akribisch protokolliert wurden. Dennoch sind natürlich über die Jahrhunderte einige Akten verschwunden oder vernichtet worden. Neben einigen gut dokumentierten Prozessen, wie z. B. der ge-gen die junge Anna Göldin aus dem Glarus, von dem später noch die Rede sein wird, n-den sich von anderen nur wenige Angaben und nicht klar zuzuordnende Namen und Daten. Relativ gesichert kann man aber eine Opferzahle von über 100 000 Menschen be-legen, von denen ca. 80 % Frauen waren.Der Wellenbergturm: hübscher Ort – grausames Vorgehen In Bezug auf Zürich kann man von 80 Verur-teilungen zwischen 1487 und 1701 ausge-hen, wobei wohl nur eine Stadtzürcher Bür-gerin betroen war, der Rest kam aus den Landgemeinden. Die Gesellschaft sucht für alles immer einen Sündenbock. Früher waren es Menschen (meist Frauen) mit «zu viel Wissen» (Hexen), später die Juden und dann die Gays.Sind trans* Personen nun «die neuen Hexen»? Der Wellenbergturm in Zürich stand zwischen der heutigen Münsterbrücke und der Quaibrücke auf der Höhe des Schiffländeplatzes in der Limmat und war nur mit einem Boot erreichbar. Perfekt also, um Frauen als «Hexen» dorthin zu verbannen.Die Inquisitoren nutzten in Zürich hierzu den Wellenbergturm, gebaut inmitten der Limmat zwi-schen heutiger Quai- und Müns-terbrücke und somit nur mit dem Boot zu erreichen.ANZEIGECRUISER SOMMER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesu ndhei ts-Coach .Auch wenn man die Zahlen nicht ganz mit Sicherheit festlegen kann, so weiss man doch sehr genau, wo die Folterungen statt-fanden: Die Inquisitoren nutzten in Zürich hierzu den Wellenbergturm, gebaut inmit-ten der Limmat zwischen heutiger Quai- und Münsterbrücke und somit nur mit dem Boot zu erreichen. Ein idyllischer Ort für das grausame Vorgehen gegen unliebsame Mitbürger*innen.Aber wie kam es eigentlich zu diesen grausamen Aktionen, die viele zunächst einmal zeitlich im Mittelalter verorten. Das wohl deshalb, weil uns das Mittelalter typi-scherweise als die dunkelste Menschheits-epoche gilt, in der die meisten Menschen keine Gelegenheit hatten, ihrem Schicksal zu entiehen, wie eben auch ein*e Angeklagte*r nicht der Folter und der Ver-urteilung nicht entkommen konnte. Richtig ist, dass es im Mittelalter Inquisition und Verfolgung gab, meist galt diese (progressi-ven) Persönlichkeiten, die die Lehre der ka-tholischen Kirche anzweifelten und (schon damals) Wandel und Modernisierung, ge-paart mit Ehrlichkeit gegenüber den Gläu-bigen, forderten. Trotzdem war im Mittelal-ter die Welt (aus Sicht der Kirche) noch weitgehend in Ordnung: Die Erde stand im Mittelpunkt des Sonnensystems (geozent-risches Weltbild) und der Papst war Gottes Diener auf Erden, dessen Meinung – und damit die der gesamten katholischen Kir-che – nicht angezweifelt wurde. (Kleinere Ausnahmen wie das Aufbegehren von Heinrich IV. im Jahr 1076 wurden relativ re-solut von der Kirche gehandhabt und schwächten diese nicht dauerhaft.) ➔Bild © Creative Commons
22 23CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023DISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGHexen sind seit Jahren populär. Als Wort der Ausgrenzung werden sie heute aber auch unter anderem für trans* Personen benutzt.Stigmatisierung und Verfolgung – die ewige Jagd auf HexenVON BIRGIT KAWOHL Donald Trump teilte am 2. Oktober dieses Jahres mal wieder kräftig aus, als er sich vor Gericht verantworten musste, zu Unrecht natürlich, wie er das sah: «Die grösste Hexenjagd aller Zeiten» werde auf ihn gemacht, so der gewohnt streitlustige Ex-US-Präsident zu Beginn des Betrugsprozesses in New York. Dabei be-diente er sich einer Metapher, mit der allen Zuhörer*innen klar wurde, dass er sich für das Opfer hält, das man ohne Beweise vor Gericht zerrt. Impliziert wird damit auch, dass der nun folgende Prozess kein gerech-ter ist, im Gegenteil, der Angeklagte, also Trump, hat eigentlich gar keine Chance, sich zu verteidigen und eventuell freige-sprochen zu werden.Ähnlich verhält es sich mit den Schlag-zeilen, die man in leider relativ regelmässi-gen Abständen in den Medien nden kann: «Hexenjagd auf trans* Personen», wenn es einmal mehr zu gewalttätigen Übergrien auf trans* Menschen gekommen ist. Auch wenn in diesem Fall der Betrachtende auf der Seite der trans* Personen steht, man will ja nicht, dass sie Opfer einer Hexenjagd sind, während man Trumps Äusserung ein-fach nur lächerlich ndet, nutzen der Ame-rikaner wie auch die Berichterstatter*innen dieselbe Metapher.Dabei nutzt der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten für seine Tirade ein (weitgehend historisches) Phänomen, das Mittel- und Westeuropa in der Frühen Neu-zeit, genauer zwischen der zweiten Hälfte des 15. und Beginn des 18. Jahrhunderts in Atem hielt: die Verfolgung von Hexen. Bar-bara Kieser hat auf stadt-zuerich.ch eine Un-tersuchung der Verhältnisse in der Schweiz, insbesondere in Zürich veröentlicht und spricht darin von etwa 110 000 Hexenprozes-sen in der Frühen Neuzeit in Europa, wovon etwa 10 000 in der Schweiz stattgefunden hätten. Kieser nennt als Zahl der Hinrich-tungen ein recht weites Spektrum von zwi-schen 40 000 bis 60 000 Menschen. Wenn man andere Quellen zu Rate zieht, erhält man leicht abweichende Zahlen, die Fakten-lage ist extrem schwierig, auch wenn viele Prozesse durchaus akribisch protokolliert wurden. Dennoch sind natürlich über die Jahrhunderte einige Akten verschwunden oder vernichtet worden. Neben einigen gut dokumentierten Prozessen, wie z. B. der ge-gen die junge Anna Göldin aus dem Glarus, von dem später noch die Rede sein wird, n-den sich von anderen nur wenige Angaben und nicht klar zuzuordnende Namen und Daten. Relativ gesichert kann man aber eine Opferzahle von über 100 000 Menschen be-legen, von denen ca. 80 % Frauen waren.Der Wellenbergturm: hübscher Ort – grausames Vorgehen In Bezug auf Zürich kann man von 80 Verur-teilungen zwischen 1487 und 1701 ausge-hen, wobei wohl nur eine Stadtzürcher Bür-gerin betroen war, der Rest kam aus den Landgemeinden. Die Gesellschaft sucht für alles immer einen Sündenbock. Früher waren es Menschen (meist Frauen) mit «zu viel Wissen» (Hexen), später die Juden und dann die Gays.Sind trans* Personen nun «die neuen Hexen»? Der Wellenbergturm in Zürich stand zwischen der heutigen Münsterbrücke und der Quaibrücke auf der Höhe des Schiffländeplatzes in der Limmat und war nur mit einem Boot erreichbar. Perfekt also, um Frauen als «Hexen» dorthin zu verbannen.Die Inquisitoren nutzten in Zürich hierzu den Wellenbergturm, gebaut inmitten der Limmat zwi-schen heutiger Quai- und Müns-terbrücke und somit nur mit dem Boot zu erreichen.ANZEIGECRUISER SOMMER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesu ndhei ts-Coach .Auch wenn man die Zahlen nicht ganz mit Sicherheit festlegen kann, so weiss man doch sehr genau, wo die Folterungen statt-fanden: Die Inquisitoren nutzten in Zürich hierzu den Wellenbergturm, gebaut inmit-ten der Limmat zwischen heutiger Quai- und Münsterbrücke und somit nur mit dem Boot zu erreichen. Ein idyllischer Ort für das grausame Vorgehen gegen unliebsame Mitbürger*innen.Aber wie kam es eigentlich zu diesen grausamen Aktionen, die viele zunächst einmal zeitlich im Mittelalter verorten. Das wohl deshalb, weil uns das Mittelalter typi-scherweise als die dunkelste Menschheits-epoche gilt, in der die meisten Menschen keine Gelegenheit hatten, ihrem Schicksal zu entiehen, wie eben auch ein*e Angeklagte*r nicht der Folter und der Ver-urteilung nicht entkommen konnte. Richtig ist, dass es im Mittelalter Inquisition und Verfolgung gab, meist galt diese (progressi-ven) Persönlichkeiten, die die Lehre der ka-tholischen Kirche anzweifelten und (schon damals) Wandel und Modernisierung, ge-paart mit Ehrlichkeit gegenüber den Gläu-bigen, forderten. Trotzdem war im Mittelal-ter die Welt (aus Sicht der Kirche) noch weitgehend in Ordnung: Die Erde stand im Mittelpunkt des Sonnensystems (geozent-risches Weltbild) und der Papst war Gottes Diener auf Erden, dessen Meinung – und damit die der gesamten katholischen Kir-che – nicht angezweifelt wurde. (Kleinere Ausnahmen wie das Aufbegehren von Heinrich IV. im Jahr 1076 wurden relativ re-solut von der Kirche gehandhabt und schwächten diese nicht dauerhaft.) ➔Bild © Creative Commons
24 25CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Portrait Anna Göldi © Patrick Lo Giudice / Zeitungsausschnitt © Creative CommonsDie «kleine Eiszeit» lässt die Menschen hungernDass es mit dem Beginn der Frühen Neuzeit vermehrt zu Verfolgungen und Hinrichtun-gen kam, lag an verschiedenen Faktoren: Zum einen kam es zu Beginn des 15. Jahr-hunderts zu einem folgenschweren klimati-schen Umschwung, der den Menschen vor allem Kälte bescherte. Nicht umsonst spricht man diesbezüglich auch von der «kleinen Eiszeit». Wir erleben momentan ja so ziemlich das Gegenteil einer Eiszeit, trotzdem sind die Folgen ganz ähnlich, denn die Menschen sind auf die neuen Ge-gebenheiten nicht eingestellt und haben demzufolge Schwierigkeiten, sich ausrei-chend zu ernähren. Während in diesem Sommer ganze Landstriche verdorrten oder überschwemmt wurden, kam es zu Beginn der Frühen Neuzeit zu Kälteeinbrüchen, die es in Europa sogar im Sommer schneien lies sen. Und doch lässt sich die Zeit damals mit heute nicht vergleichen, denn wir kön-nen uns die Ursachen erklären, Meteoro-logen erforschen die Klimaveränderungen, informieren uns und geben Ratschläge, auch wenn diese leider nicht immer ernst genommen oder befolgt werden. Diese wissenschaftlichen Erklärungen hatten die Menschen damals nicht. Viele hatten ein rudimentäres, von den Ahnen überliefertes Wissen über Wetterphänomene, das sich meistens aus dem Bauernkalender speiste. Alles, was davon abwich, war unerklärlich. Wenn es dann noch solch schlimme Aus-wirkungen hatte wie in der Frühen Neuzeit, musste jemand schuld daran sein. Und das waren – die Hexen. Dazu kamen die neumodischen Ideen vom heliozentrischen Weltbild, der Erde als Kugel, die Abspaltung der evangelischen von der einen, einzigen katholischen Kirche. Insgesamt erlebten die Menschen also eine Zeit grosser Unsicherheiten. Und dies führt, Dienstherrn nicht nur im Haushalt, son-dern auch sexuell dienen, man pegte «verbotenen eischlichen Umgang». Diese Verbindung durfte natürlich nicht an die Öentlichkeit dringen, wie es eben damals so üblich war. Innerhalb der Familie kam es oenbar zu Spannungen – bekannt ist u. a. ein Erbschaftsstreit mit einem Schwager der Familie –, Tschudi musste sich gegen Be-das kennen wir auch aus der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit, zur Suche nach Schuldigen. Waren es Anfang der 1930er-Jahre die Juden, denen man die Schuld der Weltwirtschaftskrise und der Verelendung in die Schuhe schob, suchte man in der Frühen Neuzeit nach ebenfalls wehrlosen Opfern. Dies waren meist Frauen, die aus irgendeinem Grund aus dem Raster des Üb-lichen elen. Hierzu gehörten z. B. Kräuter-frauen oder Hebammen, die der Gesell-schaft suspekt waren, weil sie Dinge wuss-ten, von denen die meisten keine Ahnung hatten. Die Frau, das minderwertige WesenDass man meist Frauen als Täterinnen iden-tizierte, lag auch an einer Erklärung, die man im legendären «Hexenhammer» («Mal-leus malecarum») von Heinrich Kramer (Heinrich Institoris) aus dem Jahr 1486 n-det. Ein Werk, das es immerhin zu 29. Auf-lagen mit insgesamt 30 000 Exemplaren brachte. In diesem wird nämlich vom Autor sprachlich abgeleitet, dass es sich bei Frauen um dezitäre und damit leicht (vom Teufel) zu verleitende Wesen mit sexueller Uner-sättlichkeit handele, da das lateinische Wort für Frau «femina» eine Zusammensetzung aus «des» (Glauben) und «minus» (weniger) sei. Eigentlich logisch, oder?Dass man zum Opfer wurde, konnte aber auch persönliche Gründe haben, man kann hier durchaus von Anschwärzung und Verfolgung aus niederen Instinkten sprechen.Der Jesuit Friedrich Spee (1591–1635), der sich als Kritiker der Hexenprozesse einen Namen machte, bestätigt dann auch in seinem Werk «Cautio Criminalis oder Rechtliche Bedenken wegen der Hexen-prozesse» die Existenz von Hexen, denn «so glaube [er] trotz allem daran festhalten zu müssen, dass es wirklich etliche Zauberer auf der Welt gibt». An anderer Stelle wird er dann auch in Bezug auf die Bestrafung ganz deutlich, denn er stuft die Hexerei als so genannten «Sonderverbrechen» ein, «die mehr unmittelbar auf die Schädigung des Gemeinwesens ausgehen und die Staats-sicherheit besonders merklich gefährden». Die Absurdität ist kaum zu übertreen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Angeklagten zu mindestens 80 % um Frauen handelte, die zur damaligen Zeit sowieso nichts zu sagen hatten. Dazu waren diese Frauen meistens eher einer unteren sozialen Schicht angehörend. Welche Gefahr für den Staat hätte bitte von diesen ausgehen sollen? Zumal man es damals mit Einzeltäter*innen zu tun hatte, die ohne jegliche Vernetzung untereinander lebten.schuldigungen der Untreue wehren und be-schuldigte infolgedessen seine Magd mit der Behauptung, dass das Annamiggeli, die kleine Tochter der Tschudis, Gufen spucken würde und auch, dass Anna Göldin der Kleinen Gufen in die Milch gelegt hätte. Für uns heute eine vollkommen irre und un-glaubliche Anklage, in der damaligen Zeit war dieses Gufenspucken aber gar nicht so unbekannt. Aufgekommen war es zwischen 1712 und 1720 im ostdeutschen Annaberg, weswegen man auch von der Annaberger Krankheit spricht. Die Annaberger Krankheit kam nach GlarusDass mit dieser Behauptung des Gufenspu-ckens quasi das Todesurteil über Anna Göl-din gefällt war, wird einem klar, wenn man weiss, dass die aus Körperönungen austre-tenden Nadeln den Geistlichen in der dama-ligen Zeit als Beweis für die Existenz des Teufels galten. Als dann noch gesagt wurde, dass Anna das Kind geheilt habe, war alles klar, denn eine solche Heilung war allenfalls mit Hilfe des Teufels möglich. So war das Ur-Hierzu passt auch sehr gut der Fall der Anna Göldi(n) aus dem Glarus, die als letzte legal verurteilte und im Juni 1782 durch das Schwert hingerichtete Hexe Europas in die Geschichtsbücher einging. Der Sex mit dem Dienstherrn wurde ihr zum VerhängnisWie kam es dazu? Geboren 1734 in Senn-wald in armen Verhältnissen verdingte sie sich als Dienstmagd. Dann hatte sie das Pech, dass ihr erstgeborenes Kind kurz nach der Geburt starb, weswegen man sie wegen Kindsmordes verurteilte. Ihr zweites Kind entsprang dem Kontakt mit ihrem Dienst-herren Zwicky aus dem glarnerischen Mol-lis. Da die Zeugung ausserehelich erfolgte und sich Zwicky sicher nicht zu Anna und dem Kind bekennen wollte, wurde dieses Kind im Ausland entbunden und anschlies-send in Pege gegeben. Mit dem Wechsel zu einem neuen Dienstherrn, dem Glarner Arzt, Ratsherrn und Richter Johann Jakob Tschudi, wurde das Leben der armen Magd keinesfalls bes-ser – im Gegenteil. Auch hier musste sie dem teil über die Magd, die nie in ihrem Leben eine echte Chance hatte, schnell gefällt. Ein Urteil, das im Übrigen lange Bestand hatte, denn die von dem Juristen Walter Hauser angestrebte Rehabilitation Göldis aus An-lass des 225-jährigen Gedenkens im Jahr 2007 wurde von der Glarner Kantonsregie-rung sowie vom reformierten Kirchenrat zu-nächst aus recht fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Erst ein Jahr später konnte – nach heftigen Diskussionen im Kanton – die erste Rehabilitierung einer Hexe durch ein Parla-ment verkündet werden.Immerhin hatte die Autorin Eveline Hasler der hingerichteten Magd bereits 1982 mit ihrem bemerkenswerten Buch ein Denkmal gesetzt, bei dem einem beim Le-sen die Gruselschauern über den Rücken laufen, so ausgeliefert wie die arme Frau den Oberen und Reichen ist.Übrigens ist der Hexenglaube absolut kein Phänomen der Vergangenheit. Die meisten von uns werden sicherlich Harry Potter und seine Kolleg*innen in Hogwarts oder auch Bibi und Barbara Blocksberg ins Reich der Phantasie einordnen. Genauso ➔ In der Frühen Neuzeit suchte man nach wehrlosen Opfern. Dies waren meist Frauen, die aus irgendeinem Grund aus dem Raster des Üblichen fielen. Hier-zu gehörten z. B. Kräuterfrauen oder Hebammen, die der Gesell-schaft suspekt waren, weil sie Dinge wussten, von denen die meisten keine Ahnung hatten.Die Absurdität ist kaum zu über-treffen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Angeklagten zu mindestens 80 % um Frauen handelte, die zur damaligen Zeit sowieso nichts zu sagen hatten. Dazu waren diese Frauen meis-tens eher einer unteren sozialen Schicht angehörend.Oben: Nachempfundenes Porträt von Anna Göldi. Das Bild – zu sehen im Anna-Göldi-Museum – orien-tiert sich am Spielfilm Film «Letzte Hexe» von 1991.Unten: Steckbrief über Anna Göldi in der Zürcher Zeitung vom 9. Februar 1782ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.DISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNG
24 25CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Portrait Anna Göldi © Patrick Lo Giudice / Zeitungsausschnitt © Creative CommonsDie «kleine Eiszeit» lässt die Menschen hungernDass es mit dem Beginn der Frühen Neuzeit vermehrt zu Verfolgungen und Hinrichtun-gen kam, lag an verschiedenen Faktoren: Zum einen kam es zu Beginn des 15. Jahr-hunderts zu einem folgenschweren klimati-schen Umschwung, der den Menschen vor allem Kälte bescherte. Nicht umsonst spricht man diesbezüglich auch von der «kleinen Eiszeit». Wir erleben momentan ja so ziemlich das Gegenteil einer Eiszeit, trotzdem sind die Folgen ganz ähnlich, denn die Menschen sind auf die neuen Ge-gebenheiten nicht eingestellt und haben demzufolge Schwierigkeiten, sich ausrei-chend zu ernähren. Während in diesem Sommer ganze Landstriche verdorrten oder überschwemmt wurden, kam es zu Beginn der Frühen Neuzeit zu Kälteeinbrüchen, die es in Europa sogar im Sommer schneien lies sen. Und doch lässt sich die Zeit damals mit heute nicht vergleichen, denn wir kön-nen uns die Ursachen erklären, Meteoro-logen erforschen die Klimaveränderungen, informieren uns und geben Ratschläge, auch wenn diese leider nicht immer ernst genommen oder befolgt werden. Diese wissenschaftlichen Erklärungen hatten die Menschen damals nicht. Viele hatten ein rudimentäres, von den Ahnen überliefertes Wissen über Wetterphänomene, das sich meistens aus dem Bauernkalender speiste. Alles, was davon abwich, war unerklärlich. Wenn es dann noch solch schlimme Aus-wirkungen hatte wie in der Frühen Neuzeit, musste jemand schuld daran sein. Und das waren – die Hexen. Dazu kamen die neumodischen Ideen vom heliozentrischen Weltbild, der Erde als Kugel, die Abspaltung der evangelischen von der einen, einzigen katholischen Kirche. Insgesamt erlebten die Menschen also eine Zeit grosser Unsicherheiten. Und dies führt, Dienstherrn nicht nur im Haushalt, son-dern auch sexuell dienen, man pegte «verbotenen eischlichen Umgang». Diese Verbindung durfte natürlich nicht an die Öentlichkeit dringen, wie es eben damals so üblich war. Innerhalb der Familie kam es oenbar zu Spannungen – bekannt ist u. a. ein Erbschaftsstreit mit einem Schwager der Familie –, Tschudi musste sich gegen Be-das kennen wir auch aus der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit, zur Suche nach Schuldigen. Waren es Anfang der 1930er-Jahre die Juden, denen man die Schuld der Weltwirtschaftskrise und der Verelendung in die Schuhe schob, suchte man in der Frühen Neuzeit nach ebenfalls wehrlosen Opfern. Dies waren meist Frauen, die aus irgendeinem Grund aus dem Raster des Üb-lichen elen. Hierzu gehörten z. B. Kräuter-frauen oder Hebammen, die der Gesell-schaft suspekt waren, weil sie Dinge wuss-ten, von denen die meisten keine Ahnung hatten. Die Frau, das minderwertige WesenDass man meist Frauen als Täterinnen iden-tizierte, lag auch an einer Erklärung, die man im legendären «Hexenhammer» («Mal-leus malecarum») von Heinrich Kramer (Heinrich Institoris) aus dem Jahr 1486 n-det. Ein Werk, das es immerhin zu 29. Auf-lagen mit insgesamt 30 000 Exemplaren brachte. In diesem wird nämlich vom Autor sprachlich abgeleitet, dass es sich bei Frauen um dezitäre und damit leicht (vom Teufel) zu verleitende Wesen mit sexueller Uner-sättlichkeit handele, da das lateinische Wort für Frau «femina» eine Zusammensetzung aus «des» (Glauben) und «minus» (weniger) sei. Eigentlich logisch, oder?Dass man zum Opfer wurde, konnte aber auch persönliche Gründe haben, man kann hier durchaus von Anschwärzung und Verfolgung aus niederen Instinkten sprechen.Der Jesuit Friedrich Spee (1591–1635), der sich als Kritiker der Hexenprozesse einen Namen machte, bestätigt dann auch in seinem Werk «Cautio Criminalis oder Rechtliche Bedenken wegen der Hexen-prozesse» die Existenz von Hexen, denn «so glaube [er] trotz allem daran festhalten zu müssen, dass es wirklich etliche Zauberer auf der Welt gibt». An anderer Stelle wird er dann auch in Bezug auf die Bestrafung ganz deutlich, denn er stuft die Hexerei als so genannten «Sonderverbrechen» ein, «die mehr unmittelbar auf die Schädigung des Gemeinwesens ausgehen und die Staats-sicherheit besonders merklich gefährden». Die Absurdität ist kaum zu übertreen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Angeklagten zu mindestens 80 % um Frauen handelte, die zur damaligen Zeit sowieso nichts zu sagen hatten. Dazu waren diese Frauen meistens eher einer unteren sozialen Schicht angehörend. Welche Gefahr für den Staat hätte bitte von diesen ausgehen sollen? Zumal man es damals mit Einzeltäter*innen zu tun hatte, die ohne jegliche Vernetzung untereinander lebten.schuldigungen der Untreue wehren und be-schuldigte infolgedessen seine Magd mit der Behauptung, dass das Annamiggeli, die kleine Tochter der Tschudis, Gufen spucken würde und auch, dass Anna Göldin der Kleinen Gufen in die Milch gelegt hätte. Für uns heute eine vollkommen irre und un-glaubliche Anklage, in der damaligen Zeit war dieses Gufenspucken aber gar nicht so unbekannt. Aufgekommen war es zwischen 1712 und 1720 im ostdeutschen Annaberg, weswegen man auch von der Annaberger Krankheit spricht. Die Annaberger Krankheit kam nach GlarusDass mit dieser Behauptung des Gufenspu-ckens quasi das Todesurteil über Anna Göl-din gefällt war, wird einem klar, wenn man weiss, dass die aus Körperönungen austre-tenden Nadeln den Geistlichen in der dama-ligen Zeit als Beweis für die Existenz des Teufels galten. Als dann noch gesagt wurde, dass Anna das Kind geheilt habe, war alles klar, denn eine solche Heilung war allenfalls mit Hilfe des Teufels möglich. So war das Ur-Hierzu passt auch sehr gut der Fall der Anna Göldi(n) aus dem Glarus, die als letzte legal verurteilte und im Juni 1782 durch das Schwert hingerichtete Hexe Europas in die Geschichtsbücher einging. Der Sex mit dem Dienstherrn wurde ihr zum VerhängnisWie kam es dazu? Geboren 1734 in Senn-wald in armen Verhältnissen verdingte sie sich als Dienstmagd. Dann hatte sie das Pech, dass ihr erstgeborenes Kind kurz nach der Geburt starb, weswegen man sie wegen Kindsmordes verurteilte. Ihr zweites Kind entsprang dem Kontakt mit ihrem Dienst-herren Zwicky aus dem glarnerischen Mol-lis. Da die Zeugung ausserehelich erfolgte und sich Zwicky sicher nicht zu Anna und dem Kind bekennen wollte, wurde dieses Kind im Ausland entbunden und anschlies-send in Pege gegeben. Mit dem Wechsel zu einem neuen Dienstherrn, dem Glarner Arzt, Ratsherrn und Richter Johann Jakob Tschudi, wurde das Leben der armen Magd keinesfalls bes-ser – im Gegenteil. Auch hier musste sie dem teil über die Magd, die nie in ihrem Leben eine echte Chance hatte, schnell gefällt. Ein Urteil, das im Übrigen lange Bestand hatte, denn die von dem Juristen Walter Hauser angestrebte Rehabilitation Göldis aus An-lass des 225-jährigen Gedenkens im Jahr 2007 wurde von der Glarner Kantonsregie-rung sowie vom reformierten Kirchenrat zu-nächst aus recht fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Erst ein Jahr später konnte – nach heftigen Diskussionen im Kanton – die erste Rehabilitierung einer Hexe durch ein Parla-ment verkündet werden.Immerhin hatte die Autorin Eveline Hasler der hingerichteten Magd bereits 1982 mit ihrem bemerkenswerten Buch ein Denkmal gesetzt, bei dem einem beim Le-sen die Gruselschauern über den Rücken laufen, so ausgeliefert wie die arme Frau den Oberen und Reichen ist.Übrigens ist der Hexenglaube absolut kein Phänomen der Vergangenheit. Die meisten von uns werden sicherlich Harry Potter und seine Kolleg*innen in Hogwarts oder auch Bibi und Barbara Blocksberg ins Reich der Phantasie einordnen. Genauso ➔ In der Frühen Neuzeit suchte man nach wehrlosen Opfern. Dies waren meist Frauen, die aus irgendeinem Grund aus dem Raster des Üblichen fielen. Hier-zu gehörten z. B. Kräuterfrauen oder Hebammen, die der Gesell-schaft suspekt waren, weil sie Dinge wussten, von denen die meisten keine Ahnung hatten.Die Absurdität ist kaum zu über-treffen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Angeklagten zu mindestens 80 % um Frauen handelte, die zur damaligen Zeit sowieso nichts zu sagen hatten. Dazu waren diese Frauen meis-tens eher einer unteren sozialen Schicht angehörend.Oben: Nachempfundenes Porträt von Anna Göldi. Das Bild – zu sehen im Anna-Göldi-Museum – orien-tiert sich am Spielfilm Film «Letzte Hexe» von 1991.Unten: Steckbrief über Anna Göldi in der Zürcher Zeitung vom 9. Februar 1782ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.DISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNGDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNG
26 27CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELTrans* Menschen sind die neuen HexenInteressant ist, dass es im Buchstaben-Uni-versum zumindest gefühlt eine Verschie-bung Richtung trans* Personen gibt, denn diese Gruppe scheint momentan am stärks-ten unter Beschuss zu stehen. Woran das lie-gen mag? Während sich auch die Konserva-tiven an Homo- und Bisexuelle mittlerweile seit einigen Jahrzehnten «gewöhnen» konn-ten, treten trans* Menschen erst seit relativ kurzer Zeit aktiv in Erscheinung. Anfangs wurden sie daher auch häug als Drag-queens oder Transvestiten wahrgenommen, erst langsam – und leider nicht immer er-folgreich – etabliert sich das Wissen darüber, dass es Menschen gibt, die sich im falschen Geschlecht geboren fühlen. Und zack! schlägt es wieder zu: Wir können uns etwas nicht erklären = es muss sich um etwas Übernatürliches, ergo um Hexen handeln.Dass diese trans* Personen gerade jetzt auftauchen (tun sie natürlich nicht, denken aber manche Menschen), passt dann auch zu den vielfältigen Krisen, mit denen die Welt derzeit zu kämpfen hat, seien es Kriege, Terroranschläge, Klima (s.o.). Die erste Reaktion ist, dass konservative, rückwärts-gewandte und wenig oen denkende Men-schen rechten Parteien ihre Stimme geben. Das kann man sehr gut in den Wahlen vom 22. Oktober ablesen, bei denen die SVP einen satten Stimmengewinn einheimsen konnte und damit den Siegeszug der rech-ten Kräfte in Europa (Italien, Niederlande, Deutschland) 1:1 fortsetzte. Zudem braucht es natürlich Schuldige. Weil emanzipierte Frauen oder auch Hebammen heute nicht mehr durchgängig als gefährlich wahrge-nommen werden, sucht man sich eine neue «Täter*innengruppe». Hier passen trans* Personen gut ins Schema, da man vielleicht nicht so viel über sie weiss und ihr Leben irgendwie unheimlich ndet.Eigentlich ist damit alles so geblieben, wie es vor 500 Jahren schon war und man fragt sich, wo sind die Gedanken der Aufklä-rung geblieben? Gibt es denn so überhaupt keinen Fortschritt in Bezug auf Toleranz? Ehrlich gestanden muss man sagen: «Nein, den gibt es nicht.» Und das wird auch so blei-ben, solange wir nicht dafür kämpfen.Deswegen müssen wir alle für Sicht-barkeit sorgen, auch trans* Personen müs-sen zur Lebenswirklichkeit aller Menschen dazugehören, sonst landen vielleicht einige von ihnen auf dem Scheiterhaufen. wenig wird man auf rothaarige Frauen zu-stürzen und sie als Hexe titulieren oder je-manden mit einer Warze im Gesicht auf der Strasse verleumden. Daher ist es umso überraschender, dass, wie man auf geo.de vom 24.11.2022 nachlesen kann, bei einer Untersuchung eines Teams von Forschen-den aus den USA im Jahr 2022 Folgendes he-rauskam: Bei der Befragung von 140 000 Personen in 95 Ländern fand man heraus, dass im Durchschnitt 43 % aller Befragten an die Existenz von Hexen glauben, denn sie stimmten der Aussage zu, dass «bestimmte Menschen Flüche oder Zaubersprüche aus-sprechen können, die dazu führen, dass je-mandem Schlimmes widerfährt».Schwacher Staat = grosser Hexen-glaubeHierbei kommt es, und das verwundert nun kaum, zu grossen regionalen Unterschie-den: Während in Marokko, Tansania, dem Kamerun und Tunesien dem Satz über 90 % zustimmen, sind es in Schweden nur 9 %. Auch andere europäische Staaten, wie z. B. Deutschland mit 13 %, zeigen eher niedrige Zustimmungswerte. Auch wenn nicht in allen Staaten der Welt Befragungen stattfanden, lässt sich laut geo.de doch eine Tendenz erkennen: In Staaten, in denen staatliche Institutionen relativ schwach seien und ein geringerer so-zialer Zusammenhalt sowie eine geringe Innovationskraft bestehe, seien die Werte höher als in Staaten mit starken institutio-nellen Kräften. Religiöse Menschen glaubten zudem häuger an Hexen als Atheisten. Dies scheint logisch, da man mit dem Glauben an eine hö-here Macht auch eine böse höhere Macht eher in Betracht zieht, als dies Menschen machen, für die nur zählt, was greifbar ist.Spürbar ist das immer noch vor allem in afrikanischen Ländern, wo es ganze Dörfer für Hexen gibt wie z. B. in Ghana oder wo Eltern versuchen, ihren Kindern den Satan mittels Chemikalien auszutrei-ben wie in Nigeria.Auch im europäischen Raum ndet man immer wieder den Begri der Hexen-jagd, wenn es darum geht, die Stigmatisie-rung von vulnerablen Gruppen zu bezeich-nen, so z. B. im Kontext von Homosexuellen und HIV-Positiven.Trans* Personen fühlen sich häufig auch ausgegrenzt und verfolgt. Da dies aus nicht-rationalen Gründen und diffusen Ängsten der Verfolger*innen heraus geschieht, passt der Begriff der Hexenjagd eigentlich ganz gut.Danya Care GmbH, Badenerstrasse 621, 8048 Zürich, Telefon: +41 (0)44 401 04 07, Mobil: +41 (0)76 393 48 48 Wir vermitteln und beraten Fachleute. Wir unterstützen Sie, damit Ihnen die richtige Wahl leichter fällt. Wir paaren in unserer Tätigkeit Erfahrung, Wissen, Methodik und soziale Kompetenz. Wir setzen uns für Ihre Interessen ein und streben langfristige Partnerschaften an. Wir garantieren absolute Diskretion. Kurzum: Wir sind die geeignete Stellen- vermittlung für Ihren Wunschjob.Für unsere Kunden in der Langzeitpege (mehrere Häuser in der Stadt und im Kanton Zürich) sind wir auf der Suche nach motivierten und qualizierten Fach-kräften. 80 % – 100 % Dipl. Pegefachperson HF/AKP/DNII Fachpersonen Gesundheit (FaGe)Ihre Hauptaufgaben sind: Professionelle Pege und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sämtlichen in der Betreuung und Pege eingebundenen Stellen.Sie verfügen über: Eine abgeschlossene Diplomausbildung HF, DNII, AKP, FaGe Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit Berufserfahrung in der Geriatrie- und Lang-zeitpege PC-Anwenderkenntnisse Wir bieten: Zuverlässige(r) und attraktive(r) Arbeitgeber Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten 5 Wochen FerienFühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!Ihre vollständige Bewerbung mailen Sie bitte an: info@danyacare.chDie Vermittlungs- spezialisten für Pegefachpersonal Danya CareDanya CareANZEIGEDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNG
26 27CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELTrans* Menschen sind die neuen HexenInteressant ist, dass es im Buchstaben-Uni-versum zumindest gefühlt eine Verschie-bung Richtung trans* Personen gibt, denn diese Gruppe scheint momentan am stärks-ten unter Beschuss zu stehen. Woran das lie-gen mag? Während sich auch die Konserva-tiven an Homo- und Bisexuelle mittlerweile seit einigen Jahrzehnten «gewöhnen» konn-ten, treten trans* Menschen erst seit relativ kurzer Zeit aktiv in Erscheinung. Anfangs wurden sie daher auch häug als Drag-queens oder Transvestiten wahrgenommen, erst langsam – und leider nicht immer er-folgreich – etabliert sich das Wissen darüber, dass es Menschen gibt, die sich im falschen Geschlecht geboren fühlen. Und zack! schlägt es wieder zu: Wir können uns etwas nicht erklären = es muss sich um etwas Übernatürliches, ergo um Hexen handeln.Dass diese trans* Personen gerade jetzt auftauchen (tun sie natürlich nicht, denken aber manche Menschen), passt dann auch zu den vielfältigen Krisen, mit denen die Welt derzeit zu kämpfen hat, seien es Kriege, Terroranschläge, Klima (s.o.). Die erste Reaktion ist, dass konservative, rückwärts-gewandte und wenig oen denkende Men-schen rechten Parteien ihre Stimme geben. Das kann man sehr gut in den Wahlen vom 22. Oktober ablesen, bei denen die SVP einen satten Stimmengewinn einheimsen konnte und damit den Siegeszug der rech-ten Kräfte in Europa (Italien, Niederlande, Deutschland) 1:1 fortsetzte. Zudem braucht es natürlich Schuldige. Weil emanzipierte Frauen oder auch Hebammen heute nicht mehr durchgängig als gefährlich wahrge-nommen werden, sucht man sich eine neue «Täter*innengruppe». Hier passen trans* Personen gut ins Schema, da man vielleicht nicht so viel über sie weiss und ihr Leben irgendwie unheimlich ndet.Eigentlich ist damit alles so geblieben, wie es vor 500 Jahren schon war und man fragt sich, wo sind die Gedanken der Aufklä-rung geblieben? Gibt es denn so überhaupt keinen Fortschritt in Bezug auf Toleranz? Ehrlich gestanden muss man sagen: «Nein, den gibt es nicht.» Und das wird auch so blei-ben, solange wir nicht dafür kämpfen.Deswegen müssen wir alle für Sicht-barkeit sorgen, auch trans* Personen müs-sen zur Lebenswirklichkeit aller Menschen dazugehören, sonst landen vielleicht einige von ihnen auf dem Scheiterhaufen. wenig wird man auf rothaarige Frauen zu-stürzen und sie als Hexe titulieren oder je-manden mit einer Warze im Gesicht auf der Strasse verleumden. Daher ist es umso überraschender, dass, wie man auf geo.de vom 24.11.2022 nachlesen kann, bei einer Untersuchung eines Teams von Forschen-den aus den USA im Jahr 2022 Folgendes he-rauskam: Bei der Befragung von 140 000 Personen in 95 Ländern fand man heraus, dass im Durchschnitt 43 % aller Befragten an die Existenz von Hexen glauben, denn sie stimmten der Aussage zu, dass «bestimmte Menschen Flüche oder Zaubersprüche aus-sprechen können, die dazu führen, dass je-mandem Schlimmes widerfährt».Schwacher Staat = grosser Hexen-glaubeHierbei kommt es, und das verwundert nun kaum, zu grossen regionalen Unterschie-den: Während in Marokko, Tansania, dem Kamerun und Tunesien dem Satz über 90 % zustimmen, sind es in Schweden nur 9 %. Auch andere europäische Staaten, wie z. B. Deutschland mit 13 %, zeigen eher niedrige Zustimmungswerte. Auch wenn nicht in allen Staaten der Welt Befragungen stattfanden, lässt sich laut geo.de doch eine Tendenz erkennen: In Staaten, in denen staatliche Institutionen relativ schwach seien und ein geringerer so-zialer Zusammenhalt sowie eine geringe Innovationskraft bestehe, seien die Werte höher als in Staaten mit starken institutio-nellen Kräften. Religiöse Menschen glaubten zudem häuger an Hexen als Atheisten. Dies scheint logisch, da man mit dem Glauben an eine hö-here Macht auch eine böse höhere Macht eher in Betracht zieht, als dies Menschen machen, für die nur zählt, was greifbar ist.Spürbar ist das immer noch vor allem in afrikanischen Ländern, wo es ganze Dörfer für Hexen gibt wie z. B. in Ghana oder wo Eltern versuchen, ihren Kindern den Satan mittels Chemikalien auszutrei-ben wie in Nigeria.Auch im europäischen Raum ndet man immer wieder den Begri der Hexen-jagd, wenn es darum geht, die Stigmatisie-rung von vulnerablen Gruppen zu bezeich-nen, so z. B. im Kontext von Homosexuellen und HIV-Positiven.Trans* Personen fühlen sich häufig auch ausgegrenzt und verfolgt. Da dies aus nicht-rationalen Gründen und diffusen Ängsten der Verfolger*innen heraus geschieht, passt der Begriff der Hexenjagd eigentlich ganz gut.Danya Care GmbH, Badenerstrasse 621, 8048 Zürich, Telefon: +41 (0)44 401 04 07, Mobil: +41 (0)76 393 48 48 Wir vermitteln und beraten Fachleute. Wir unterstützen Sie, damit Ihnen die richtige Wahl leichter fällt. Wir paaren in unserer Tätigkeit Erfahrung, Wissen, Methodik und soziale Kompetenz. Wir setzen uns für Ihre Interessen ein und streben langfristige Partnerschaften an. Wir garantieren absolute Diskretion. Kurzum: Wir sind die geeignete Stellen- vermittlung für Ihren Wunschjob.Für unsere Kunden in der Langzeitpege (mehrere Häuser in der Stadt und im Kanton Zürich) sind wir auf der Suche nach motivierten und qualizierten Fach-kräften. 80 % – 100 % Dipl. Pegefachperson HF/AKP/DNII Fachpersonen Gesundheit (FaGe)Ihre Hauptaufgaben sind: Professionelle Pege und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sämtlichen in der Betreuung und Pege eingebundenen Stellen.Sie verfügen über: Eine abgeschlossene Diplomausbildung HF, DNII, AKP, FaGe Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit Berufserfahrung in der Geriatrie- und Lang-zeitpege PC-Anwenderkenntnisse Wir bieten: Zuverlässige(r) und attraktive(r) Arbeitgeber Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten 5 Wochen FerienFühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!Ihre vollständige Bewerbung mailen Sie bitte an: info@danyacare.chDie Vermittlungs- spezialisten für Pegefachpersonal Danya CareDanya CareANZEIGEDISKRIMINIERUNGDIE NEUE HEXENVERFOLGUNG
28 29CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Ein junger König ist fasziniert von Kunstwerken, welche die Schönheit männlicher Körper widerspiegeln; ein Märchen kennt die Einzelheiten.Einsamer König möchte gerne einen Geliebten aus Fleisch und BlutVON ALAIN SOREL Sechzehnjährig ist der junge König und ebert dem Tag entgegen, an dem ihm in der Nachfolge seines Grossvaters die Krone des Reiches aufs Haupt gesetzt werden soll. Bisher ist er fernab vom Königs-palast aufgewachsen, seinem neuen Wohn-sitz. Im Märchen «Der junge König» des iri-schen Schriftstellers Oscar Wilde streift die Titelgur in den Tagen der Vorbereitung auf die Krönung neugierig durch alle Räume des Herrschaftshauses und oenbart dabei in kurzen Momenten der Selbstvergessenheit Neigungen eindeutiger Natur. Heissblütiger Gefährte für Tisch und BettSo wird der junge König von Hoeuten be-obachtet, «wie er seine warmen Lippen auf die Marmorbraue einer antiken Statue presste». Darin eingemeisselt war «der Name des bithynischen Sklaven Hadrians». Mit diesem bithynischen Sklaven ist nie-mand anderes gemeint als der Geliebte des einstigen römischen Kaisers Hadrian, der von 117 bis 138 n. Chr. regierte. Auf einer seiner Reisen hatte Hadrian in Bithynien, einem Gebiet in der heutigen Türkei, den Jüngling Antinoos kennengelernt; es war Liebe auf den ersten Blick und die beiden waren von da an unzertrennlich bis zu den nie ganz geklärten Umständen des Todes dieses Fünfzehn- bis Zwanzigjährigen in den Fluten des Nils. Der Kaiser blieb zeitle-bens untröstlich über diesen Verlust. Wahrscheinlich wollte der junge Kö-nig mit dem Kuss auf die Antinoos gewid-mete Marmorstatue seine Sehnsucht nach einer ebensolchen Beziehung mit einem gleichaltrigen Gefährten ausdrücken. Ein Antinoos für Tisch und Bett. Ein Mann aus Fleisch und Blut. Verzückt in Bilder männlicher KörperEinmal auch bestaunte er «eine lange Nacht hindurch das Spiel des Mondlichts auf ei-nem silbernen Abbild Endymions», wie Wil-de weiter schreibt. Der junge König muss ➔ SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURANZEIGEDer junge König presst seine Lippen auf die Statue des Antinoos.Marmorbüste von Kaiser Hadrian. Dieser lernte den Jüngling Antinoos auf einer seiner Reisen ken-nen. Es war Liebe auf den ersten Blick: Antinoos und Hadrian waren bis zum Tod von Antinoos un-zertrennlich. (Heute in Rom, Konservatorenpalast)Bild © Musei Capitoliniwww.bodyesthetic.ch20 Jahre ErfahrungBody EstheticBEZH 044 381 20 20 / LU 044 381 20 18 Bodyesthetic.ch+41 76 403 26 39 @bodyesthetic.chAlle Behandlungen unter ärztlicher LeitungNatürliche Hautstraffungmit Radio Frequenzz.B. Augen 89.–Kryolipolyse – Fett weg mit KälteInklusive Lymphdrainage1 Zone 199.–Dauerhafte Haarentfernung SHRz.B. Bikini 58.– bis 87.–Achseln 69.–FaltenbehandlungBotulinumtoxin ab 180.– pro Zone Hyaluronsäure Filler z. B. Lippen 400.–
28 29CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Ein junger König ist fasziniert von Kunstwerken, welche die Schönheit männlicher Körper widerspiegeln; ein Märchen kennt die Einzelheiten.Einsamer König möchte gerne einen Geliebten aus Fleisch und BlutVON ALAIN SOREL Sechzehnjährig ist der junge König und ebert dem Tag entgegen, an dem ihm in der Nachfolge seines Grossvaters die Krone des Reiches aufs Haupt gesetzt werden soll. Bisher ist er fernab vom Königs-palast aufgewachsen, seinem neuen Wohn-sitz. Im Märchen «Der junge König» des iri-schen Schriftstellers Oscar Wilde streift die Titelgur in den Tagen der Vorbereitung auf die Krönung neugierig durch alle Räume des Herrschaftshauses und oenbart dabei in kurzen Momenten der Selbstvergessenheit Neigungen eindeutiger Natur. Heissblütiger Gefährte für Tisch und BettSo wird der junge König von Hoeuten be-obachtet, «wie er seine warmen Lippen auf die Marmorbraue einer antiken Statue presste». Darin eingemeisselt war «der Name des bithynischen Sklaven Hadrians». Mit diesem bithynischen Sklaven ist nie-mand anderes gemeint als der Geliebte des einstigen römischen Kaisers Hadrian, der von 117 bis 138 n. Chr. regierte. Auf einer seiner Reisen hatte Hadrian in Bithynien, einem Gebiet in der heutigen Türkei, den Jüngling Antinoos kennengelernt; es war Liebe auf den ersten Blick und die beiden waren von da an unzertrennlich bis zu den nie ganz geklärten Umständen des Todes dieses Fünfzehn- bis Zwanzigjährigen in den Fluten des Nils. Der Kaiser blieb zeitle-bens untröstlich über diesen Verlust. Wahrscheinlich wollte der junge Kö-nig mit dem Kuss auf die Antinoos gewid-mete Marmorstatue seine Sehnsucht nach einer ebensolchen Beziehung mit einem gleichaltrigen Gefährten ausdrücken. Ein Antinoos für Tisch und Bett. Ein Mann aus Fleisch und Blut. Verzückt in Bilder männlicher KörperEinmal auch bestaunte er «eine lange Nacht hindurch das Spiel des Mondlichts auf ei-nem silbernen Abbild Endymions», wie Wil-de weiter schreibt. Der junge König muss ➔ SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURANZEIGEDer junge König presst seine Lippen auf die Statue des Antinoos.Marmorbüste von Kaiser Hadrian. Dieser lernte den Jüngling Antinoos auf einer seiner Reisen ken-nen. Es war Liebe auf den ersten Blick: Antinoos und Hadrian waren bis zum Tod von Antinoos un-zertrennlich. (Heute in Rom, Konservatorenpalast)Bild © Musei Capitoliniwww.bodyesthetic.ch20 Jahre ErfahrungBody EstheticBEZH 044 381 20 20 / LU 044 381 20 18 Bodyesthetic.ch+41 76 403 26 39 @bodyesthetic.chAlle Behandlungen unter ärztlicher LeitungNatürliche Hautstraffungmit Radio Frequenzz.B. Augen 89.–Kryolipolyse – Fett weg mit KälteInklusive Lymphdrainage1 Zone 199.–Dauerhafte Haarentfernung SHRz.B. Bikini 58.– bis 87.–Achseln 69.–FaltenbehandlungBotulinumtoxin ab 180.– pro Zone Hyaluronsäure Filler z. B. Lippen 400.–
30 31sich dabei so in Endymion verliebt haben wie das die griechische Sage von der Mond-göttin Selene berichtete, die in ihrer Lei-denschaft für den jungen, strahlend schö-nen, aber sterblichen Hirten und Jäger diesen in einer Höhle in einen ewigen Schlaf fallen liess, weil sie den Gedanken an seinen einmal unausweichlichen Tod nicht ertragen konnte. Ebenso angetan hat es dem jungen König in einem Gemach des Palastes ein Schmuckstein mit der Gestalt von Adonis, dem griechischen Schönheits- und Vege-tationsgott, der natürlich ebenfalls stets äusserst attraktiv mit einem jungen kraft-strotzenden Körper dargestellt wird. Endy-mion und Adonis hatten gemäss den sich um sie rankenden Geschichten keine schwulen Neigungen und Aären, aber sie konnten deswegen gleichwohl zum Gegen-stand männlicher Begierden, Sehnsüchte und Wünsche werden wie bei Wildes jun-gem König. Seinem Verlangen lässt der junge Kö-nig gedanklich und gestenreich freien Lauf, was ihm erlaubt, in den Tagen vor dem gros-sen Augenblick in seinem Leben innerlich Spannung abzubauen. Er war ja so allein.Sein Werk lebt fort. Gerade «Der junge König» etwa enthält brandaktuelle Passa-gen zu Verarmung und Ausbeutung. Der junge König wird in Wildes Schöpfung am Tag seiner Krönung weit über sich hinaus-wachsen, sich als würdiger Kronenträger erweisen und sich vielleicht – dies eine hy-pothetische, spekulative Fortsetzung des Märchens – eines Tages einen Liebhaber in den Palast holen. Den Schriftsteller Oscar Wilde hatte es gereizt, in seinem Kunstmärchen «Der jun-ge König» eine Königskrönung selbst in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Er hat in diesen seinen Text wohl auch eine versteckte Botschaft bezüglich seines eige-nen Eros gelegt. Wegen seiner Homosexualität tief gefallenDenn Oscar Wilde, am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren, im Zeitalter der britischen Königin Victoria also, hätte vielleicht gerne unter einem homosexuellen jungen König gelebt und sich von einem solchen eher ver-treten gefühlt als von Victoria. Wilde, ein li-terarischer Gipfelstürmer seiner Epoche, Verfasser nicht nur von Kunstmärchen, son-dern auch von Erzählungen, eaterstü-cken, Essays und Gedichten und eines Ro-mans («Das Bildnis des Dorian Gray»), spürte selber eine schwule Komponente in sich und lebte sie auch aus, erst mit dem 17-jährigen Oxford-Studenten Robert Ross, später, obwohl verheiratet und Vater zweier Söhne, mit dem 16 Jahre jüngeren Dichter Lord Alfred Douglas in einem Liebesver-hältnis und einer langjährigen Partner-schaft. Schönheit war ihm wichtig, die Schönheit eines Antinoos, eines Endymions oder eines Adonis. Sie ist auch ema seines Romans, des einzigen, den es von ihm gibt.Seine gleichgeschlechtliche Ausrich-tung stürzte den prominenten Wilde aber schliesslich in einen bodenlosen Abgrund. Durch eine gezielte Provokation des Vaters von Douglas wurde der Schriftsteller der Unzucht angeklagt und 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verur-teilt. Zwei Jahre später verliess er das Ge-fängnis als ein gebrochener Mann, der sich nie mehr von diesem Schicksalsschlag er-holte. Wilde zog nach Paris und verstarb dort, verarmt, gesundheitlich ein Wrack, geächtet, vereinsamt und im Schreiben ver-stummt, am 30. November 1900. SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURSERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURObwohl verheiratet und Vater, lebte der Dichter Oscar Wilde seine schwule Neigung aus.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse.ANZEIGE30 TableenPrEP für 50 CHFIm Webshop oder direkt in der Apotheke!Seminarstr. 1 8057 Zürich 044 361 61 61www.swissprep.ch→Oscar Wilde im Merrior Square in Dublin, Irland. Der Schriftsteller ist wegen seiner Homosexualität zu Zwangsarbeit verurteilt worden. Das Gefängnis hat den Schriftsteller gebrochen.ANZEIGE
30 31sich dabei so in Endymion verliebt haben wie das die griechische Sage von der Mond-göttin Selene berichtete, die in ihrer Lei-denschaft für den jungen, strahlend schö-nen, aber sterblichen Hirten und Jäger diesen in einer Höhle in einen ewigen Schlaf fallen liess, weil sie den Gedanken an seinen einmal unausweichlichen Tod nicht ertragen konnte. Ebenso angetan hat es dem jungen König in einem Gemach des Palastes ein Schmuckstein mit der Gestalt von Adonis, dem griechischen Schönheits- und Vege-tationsgott, der natürlich ebenfalls stets äusserst attraktiv mit einem jungen kraft-strotzenden Körper dargestellt wird. Endy-mion und Adonis hatten gemäss den sich um sie rankenden Geschichten keine schwulen Neigungen und Aären, aber sie konnten deswegen gleichwohl zum Gegen-stand männlicher Begierden, Sehnsüchte und Wünsche werden wie bei Wildes jun-gem König. Seinem Verlangen lässt der junge Kö-nig gedanklich und gestenreich freien Lauf, was ihm erlaubt, in den Tagen vor dem gros-sen Augenblick in seinem Leben innerlich Spannung abzubauen. Er war ja so allein.Sein Werk lebt fort. Gerade «Der junge König» etwa enthält brandaktuelle Passa-gen zu Verarmung und Ausbeutung. Der junge König wird in Wildes Schöpfung am Tag seiner Krönung weit über sich hinaus-wachsen, sich als würdiger Kronenträger erweisen und sich vielleicht – dies eine hy-pothetische, spekulative Fortsetzung des Märchens – eines Tages einen Liebhaber in den Palast holen. Den Schriftsteller Oscar Wilde hatte es gereizt, in seinem Kunstmärchen «Der jun-ge König» eine Königskrönung selbst in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Er hat in diesen seinen Text wohl auch eine versteckte Botschaft bezüglich seines eige-nen Eros gelegt. Wegen seiner Homosexualität tief gefallenDenn Oscar Wilde, am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren, im Zeitalter der britischen Königin Victoria also, hätte vielleicht gerne unter einem homosexuellen jungen König gelebt und sich von einem solchen eher ver-treten gefühlt als von Victoria. Wilde, ein li-terarischer Gipfelstürmer seiner Epoche, Verfasser nicht nur von Kunstmärchen, son-dern auch von Erzählungen, eaterstü-cken, Essays und Gedichten und eines Ro-mans («Das Bildnis des Dorian Gray»), spürte selber eine schwule Komponente in sich und lebte sie auch aus, erst mit dem 17-jährigen Oxford-Studenten Robert Ross, später, obwohl verheiratet und Vater zweier Söhne, mit dem 16 Jahre jüngeren Dichter Lord Alfred Douglas in einem Liebesver-hältnis und einer langjährigen Partner-schaft. Schönheit war ihm wichtig, die Schönheit eines Antinoos, eines Endymions oder eines Adonis. Sie ist auch ema seines Romans, des einzigen, den es von ihm gibt.Seine gleichgeschlechtliche Ausrich-tung stürzte den prominenten Wilde aber schliesslich in einen bodenlosen Abgrund. Durch eine gezielte Provokation des Vaters von Douglas wurde der Schriftsteller der Unzucht angeklagt und 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verur-teilt. Zwei Jahre später verliess er das Ge-fängnis als ein gebrochener Mann, der sich nie mehr von diesem Schicksalsschlag er-holte. Wilde zog nach Paris und verstarb dort, verarmt, gesundheitlich ein Wrack, geächtet, vereinsamt und im Schreiben ver-stummt, am 30. November 1900. SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURSERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURObwohl verheiratet und Vater, lebte der Dichter Oscar Wilde seine schwule Neigung aus.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse.ANZEIGE30 TableenPrEP für 50 CHFIm Webshop oder direkt in der Apotheke!Seminarstr. 1 8057 Zürich 044 361 61 61www.swissprep.ch→Oscar Wilde im Merrior Square in Dublin, Irland. Der Schriftsteller ist wegen seiner Homosexualität zu Zwangsarbeit verurteilt worden. Das Gefängnis hat den Schriftsteller gebrochen.ANZEIGE
32 33CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Der Schwimmsport bietet neuerdings eine «offenen Kategorie», in der auch trans* Sportler*innen starten dürfen. Nur gab es dafür keine Anmeldungen.«Offene Kategorie» im Schwimmen: (K)ein Beitrag zur InklusionBild © Creative Commons / Yann CaradecDer Schwimmsport bietet neuerdings eine «offene Kategorie», in der auch trans* Sportler*innen starten dürfen. Nur gab und gibt es dafür keine Anmeldungen. Die Premiere einer als Revolution gefeierten Idee viel ins Wasser.Caster Semenya als auslösende Person für eine grosse Debatte im Spitzensport. IAAF-General-sekretär Pierre Weiss teilte der Presse mit: «Es ist klar, dass sie eine Frau ist, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent.»KULTURSCHAUSPIELHAUS ZÜRICHSPORTDER LANGE WEG ZUR INKLUSIONVON GERALD FRITSCHE, DPA Die Premiere einer als Revolution ge-feierten Idee el ins Wasser. Beim Schwimm-Weltcup in Berlin Anfang Oktober gab es keine «oene Kategorie», in der trans* Frauen und Männer hätten star-ten dürfen. Der Weltverband World Aqua-tics zog diese Kategorie aus dem Programm für Berlin zurück, weil es bis zum Melde-schluss am 30. September keine Anmeldun-gen gegeben hatte. Dies ist ein sichtbares Zeichen dafür, in welchem Dilemma natio-nale und internationale Verbände stecken. «Leistungssport und Inklusion schlies sen sich aus», sagt Conny-Hendrik Schälicke von der Arbeitsgruppe Sport im Bundesverband Trans*.Noch Mitte August hatte World Aquatics zu seiner Weltneuheit verkündet: «Dieses bahnbrechende Pilotprojekt unterstreicht das Engagement der Organisation für Inklusion, die Schwimmer aller Geschlechter und Ge-schlechtsidentitäten willkommen heisst.» Die «oene Kategorie» sollte ihr Debüt mit 50- und 100-Meter-Rennen in allen Schwimm-arten geben. Weitere Wettbewerbe könnten hinzugefügt werden, hiess es. Inklusion von nicht-binären Menschen möglichAusgangspunkt der hektischen Betriebsam-keit war der Ausschluss der amerikanischen trans* Schwimmerin Lia omas von inter-nationalen Wettbewerben, nachdem sie bei College-Meisterschaften 2022 für Furore bei den Frauen gesorgt hatte. Zwei Jahre lang hat-te sie sich einer Geschlechtsanpassung un-terzogen. World Aquatics wurde für den Aus-schluss kritisiert und musste handeln. In der Kürze der Zeit konnte aber kein bis ins letzte Detail durchdachtes Konzept entstehen.ANZEIGEKAMMERSPIELE SEEB DAS THEATERERLEBNIS IN BACHENBÜLACH!INFOS & TICKETSkammerspiele.ch +41 44 860 71 47Die Inklusion nicht-binärer Menschen im Sport hält Schälicke grundsätzlich für möglich: «Das ist im Breitensport schon an-gekommen. Die grossen Marathons in den USA haben neben der männlichen und weiblichen eine nicht-binäre Startklasse. Da gibt es schon grosse Fortschritte.» Ein Prob-lem aber bleibe, «solange trans* Sportlerin-nen oder intergeschlechtliche Frauen ausge-schlossen bleiben oder in eine oene Klasse gezwungen werden. Das ist nicht fair.»Doch wie geht es nun weiter im Um-gang mit dieser hochsensiblen Problema-tik? Schälicke sieht die «oenen Katego-rien» schon als einen Ansatzpunkt, sie nennt die Fortschritte im Fussball-Nach-wuchsbereich, wo Mädchen und Jungen bis zu einem bestimmten Alter gemeinsam in Mannschaften spielen, als gutes Beispiel.Neue Ideen gesuchtWorld Aquatics will prüfen, auch in Zukunft Wettkämpfe der «oenen Kategorie» bei Mas-ters-Veranstaltungen aufzunehmen. Vorerst scheint das ema für den Weltverband aber vom Tisch zu sein. «Wir bedauern es sehr, dass die Initiative von World Aquatics au-genscheinlich keinen Anklang gefunden hat. Umso wichtiger ist es jetzt, aktiv Ursa-chenforschung zu betreiben, zuzuhören und zu lernen, um funktionierende Ideen für zukünftige Projekte zu entwickeln», sagt Kai Morgenroth, Vizepräsident des Deut-schen Schwimm-Verbandes (DSV).Die Suche danach dauert also an – nicht nur im Schwimmen. Der Leichtathle-tik-Weltverband World Athletics, bei dem es immer wieder Debatten um die südafrika-nische Läuferin Caster Semenya gibt, hat diesbezüglich die Zusammensetzung und Leitung einer Arbeitsgruppe genehmigt. Diese «wird im Laufe dieses Jahres zusam-mentreten, um sich auf ein Mandat und ei-nen Arbeitsumfang zu einigen, der in einem Bericht an den Rat im August 2024 gipfeln wird. Es obliegt dieser Arbeitsgruppe, im Rahmen ihrer Arbeit zu entscheiden, ob sie dem Rat Vorschläge zu einer ‹oenen› Kate-gorie geben möchte», hiess es bei World Athletics auf Anfrage.Man sieht, dass sich zwar einige Ver-bände durchaus Gedanken machen, dass man aber von einer fairen Lösung für alle Sportler*innen noch weit entfernt ist. Neue Ideen sind also gesucht.
32 33CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023Der Schwimmsport bietet neuerdings eine «offenen Kategorie», in der auch trans* Sportler*innen starten dürfen. Nur gab es dafür keine Anmeldungen.«Offene Kategorie» im Schwimmen: (K)ein Beitrag zur InklusionBild © Creative Commons / Yann CaradecDer Schwimmsport bietet neuerdings eine «offene Kategorie», in der auch trans* Sportler*innen starten dürfen. Nur gab und gibt es dafür keine Anmeldungen. Die Premiere einer als Revolution gefeierten Idee viel ins Wasser.Caster Semenya als auslösende Person für eine grosse Debatte im Spitzensport. IAAF-General-sekretär Pierre Weiss teilte der Presse mit: «Es ist klar, dass sie eine Frau ist, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent.»KULTURSCHAUSPIELHAUS ZÜRICHSPORTDER LANGE WEG ZUR INKLUSIONVON GERALD FRITSCHE, DPA Die Premiere einer als Revolution ge-feierten Idee el ins Wasser. Beim Schwimm-Weltcup in Berlin Anfang Oktober gab es keine «oene Kategorie», in der trans* Frauen und Männer hätten star-ten dürfen. Der Weltverband World Aqua-tics zog diese Kategorie aus dem Programm für Berlin zurück, weil es bis zum Melde-schluss am 30. September keine Anmeldun-gen gegeben hatte. Dies ist ein sichtbares Zeichen dafür, in welchem Dilemma natio-nale und internationale Verbände stecken. «Leistungssport und Inklusion schlies sen sich aus», sagt Conny-Hendrik Schälicke von der Arbeitsgruppe Sport im Bundesverband Trans*.Noch Mitte August hatte World Aquatics zu seiner Weltneuheit verkündet: «Dieses bahnbrechende Pilotprojekt unterstreicht das Engagement der Organisation für Inklusion, die Schwimmer aller Geschlechter und Ge-schlechtsidentitäten willkommen heisst.» Die «oene Kategorie» sollte ihr Debüt mit 50- und 100-Meter-Rennen in allen Schwimm-arten geben. Weitere Wettbewerbe könnten hinzugefügt werden, hiess es. Inklusion von nicht-binären Menschen möglichAusgangspunkt der hektischen Betriebsam-keit war der Ausschluss der amerikanischen trans* Schwimmerin Lia omas von inter-nationalen Wettbewerben, nachdem sie bei College-Meisterschaften 2022 für Furore bei den Frauen gesorgt hatte. Zwei Jahre lang hat-te sie sich einer Geschlechtsanpassung un-terzogen. World Aquatics wurde für den Aus-schluss kritisiert und musste handeln. In der Kürze der Zeit konnte aber kein bis ins letzte Detail durchdachtes Konzept entstehen.ANZEIGEKAMMERSPIELE SEEB DAS THEATERERLEBNIS IN BACHENBÜLACH!INFOS & TICKETSkammerspiele.ch +41 44 860 71 47Die Inklusion nicht-binärer Menschen im Sport hält Schälicke grundsätzlich für möglich: «Das ist im Breitensport schon an-gekommen. Die grossen Marathons in den USA haben neben der männlichen und weiblichen eine nicht-binäre Startklasse. Da gibt es schon grosse Fortschritte.» Ein Prob-lem aber bleibe, «solange trans* Sportlerin-nen oder intergeschlechtliche Frauen ausge-schlossen bleiben oder in eine oene Klasse gezwungen werden. Das ist nicht fair.»Doch wie geht es nun weiter im Um-gang mit dieser hochsensiblen Problema-tik? Schälicke sieht die «oenen Katego-rien» schon als einen Ansatzpunkt, sie nennt die Fortschritte im Fussball-Nach-wuchsbereich, wo Mädchen und Jungen bis zu einem bestimmten Alter gemeinsam in Mannschaften spielen, als gutes Beispiel.Neue Ideen gesuchtWorld Aquatics will prüfen, auch in Zukunft Wettkämpfe der «oenen Kategorie» bei Mas-ters-Veranstaltungen aufzunehmen. Vorerst scheint das ema für den Weltverband aber vom Tisch zu sein. «Wir bedauern es sehr, dass die Initiative von World Aquatics au-genscheinlich keinen Anklang gefunden hat. Umso wichtiger ist es jetzt, aktiv Ursa-chenforschung zu betreiben, zuzuhören und zu lernen, um funktionierende Ideen für zukünftige Projekte zu entwickeln», sagt Kai Morgenroth, Vizepräsident des Deut-schen Schwimm-Verbandes (DSV).Die Suche danach dauert also an – nicht nur im Schwimmen. Der Leichtathle-tik-Weltverband World Athletics, bei dem es immer wieder Debatten um die südafrika-nische Läuferin Caster Semenya gibt, hat diesbezüglich die Zusammensetzung und Leitung einer Arbeitsgruppe genehmigt. Diese «wird im Laufe dieses Jahres zusam-mentreten, um sich auf ein Mandat und ei-nen Arbeitsumfang zu einigen, der in einem Bericht an den Rat im August 2024 gipfeln wird. Es obliegt dieser Arbeitsgruppe, im Rahmen ihrer Arbeit zu entscheiden, ob sie dem Rat Vorschläge zu einer ‹oenen› Kate-gorie geben möchte», hiess es bei World Athletics auf Anfrage.Man sieht, dass sich zwar einige Ver-bände durchaus Gedanken machen, dass man aber von einer fairen Lösung für alle Sportler*innen noch weit entfernt ist. Neue Ideen sind also gesucht.
34 35CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023RATGEBERDR. GAYBin ich vor HIV geschützt, wenn mein Sexpartner PrEP nimmt? Luca (23)Mein Freund und ich sind nun schon seit einiger Zeit zu-sammen. Um unser Sexleben etwas aufzupeppen, möchten wir demnächst einen Dreier machen. Da wir das aber noch nie gemacht haben, sind wir etwas unsicher, ob wir alles richtigmachen. Welche Stellungen sind am besten? Was geht gar nicht? Kannst du uns einen Rat geben? Rico (30)Hallo LucaJa, vorausgesetzt, dass der PrEP-User die PrEP richtig einnimmt und nicht anste-ckend ist. Aber willst und kannst du dich da-rauf verlassen? Wenn du dich sicher vor HIV schützen willst, empfehle ich dir, dich selbst um deinen Schutz zu kümmern. Denn dein Schutz ist deine Verantwortung, nicht die eines anderen. Vorsicht ist zudem beim Gruppensex geboten. Hier kann das HI- Virus von einem Arsch zu anderen «wan-Hallo RicoBeim Sex gibt es viele verschiedene Stel-lungen. Der Fantasie sind (fast) keine Gren-zen gesetzt. Einzig durch die Beweglich-keit der Beteiligten sowie die anatomi - schen und physischen Voraussetzungen sind Grenzen gegeben. Wenn verschiedene Menschen aufeinandertreen, kann beim Experimentieren eine ganz spezielle Dy-namik entstehen. Manchmal führt wäh-rend des Akts eines zum anderen und es werden Stellungen ausprobiert, an die vor-her vielleicht gar nicht gedacht wurde. Sex ist ein iessender und leidenschaftlicher dern», selbst wenn manche Sexpartner die PrEP nehmen. Bedenke auch, dass weder PrEP noch Kondome einen zuverlässigen Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Syphilis oder Tripper bieten. Wie du dich schützen kannst ndest du online unter drgay.ch/safer-sex. Alles zu PrEP ndest du dort unter «Vorbeugen».Alles Gute, Dr. GayAkt. Damit alle ihren Spass haben, ist es wichtig, die Wünsche und Bedürfnisse al-ler Beteiligten zu erkennen und zu respek-tieren. Mit anderen Worten: jeder soll zei-gen oder sagen, was ihm gefällt und was nicht. Am besten, ihr machst euch nicht zu viele Gedanken. Seid oen, neugierig und lasst dem Flow seinen Lauf. Inspiration n-det ihr auf meiner Webseite unter drgay.ch/schwuler-sex/inspiration. Viel Spass beim Ausprobieren!Alles Gute, Dr. GayDR. GAYAuf drgay.ch findest du viele Infos und kannst eigene Fragen stellen. Hinter Dr. Gay stehen Mitarbeiter*innen der Aids-Hilfe Schweiz. Wir engagieren uns für die sexuelle Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern. drgay.ch drgay_official @drgay_officialWenn nichtwir, wer dann?Für die Menschen und ihre Rechte. Werde aktiv auf amnesty.ch ANZEIGE
34 35CRUISER NOVEMBER 2023CRUISER NOVEMBER 2023RATGEBERDR. GAYBin ich vor HIV geschützt, wenn mein Sexpartner PrEP nimmt? Luca (23)Mein Freund und ich sind nun schon seit einiger Zeit zu-sammen. Um unser Sexleben etwas aufzupeppen, möchten wir demnächst einen Dreier machen. Da wir das aber noch nie gemacht haben, sind wir etwas unsicher, ob wir alles richtigmachen. Welche Stellungen sind am besten? Was geht gar nicht? Kannst du uns einen Rat geben? Rico (30)Hallo LucaJa, vorausgesetzt, dass der PrEP-User die PrEP richtig einnimmt und nicht anste-ckend ist. Aber willst und kannst du dich da-rauf verlassen? Wenn du dich sicher vor HIV schützen willst, empfehle ich dir, dich selbst um deinen Schutz zu kümmern. Denn dein Schutz ist deine Verantwortung, nicht die eines anderen. Vorsicht ist zudem beim Gruppensex geboten. Hier kann das HI- Virus von einem Arsch zu anderen «wan-Hallo RicoBeim Sex gibt es viele verschiedene Stel-lungen. Der Fantasie sind (fast) keine Gren-zen gesetzt. Einzig durch die Beweglich-keit der Beteiligten sowie die anatomi - schen und physischen Voraussetzungen sind Grenzen gegeben. Wenn verschiedene Menschen aufeinandertreen, kann beim Experimentieren eine ganz spezielle Dy-namik entstehen. Manchmal führt wäh-rend des Akts eines zum anderen und es werden Stellungen ausprobiert, an die vor-her vielleicht gar nicht gedacht wurde. Sex ist ein iessender und leidenschaftlicher dern», selbst wenn manche Sexpartner die PrEP nehmen. Bedenke auch, dass weder PrEP noch Kondome einen zuverlässigen Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Syphilis oder Tripper bieten. Wie du dich schützen kannst ndest du online unter drgay.ch/safer-sex. Alles zu PrEP ndest du dort unter «Vorbeugen».Alles Gute, Dr. GayAkt. Damit alle ihren Spass haben, ist es wichtig, die Wünsche und Bedürfnisse al-ler Beteiligten zu erkennen und zu respek-tieren. Mit anderen Worten: jeder soll zei-gen oder sagen, was ihm gefällt und was nicht. Am besten, ihr machst euch nicht zu viele Gedanken. Seid oen, neugierig und lasst dem Flow seinen Lauf. Inspiration n-det ihr auf meiner Webseite unter drgay.ch/schwuler-sex/inspiration. Viel Spass beim Ausprobieren!Alles Gute, Dr. GayDR. GAYAuf drgay.ch findest du viele Infos und kannst eigene Fragen stellen. Hinter Dr. Gay stehen Mitarbeiter*innen der Aids-Hilfe Schweiz. Wir engagieren uns für die sexuelle Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern. drgay.ch drgay_official @drgay_officialWenn nichtwir, wer dann?Für die Menschen und ihre Rechte. Werde aktiv auf amnesty.ch ANZEIGE
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