Message SEIT 1986 DAS ÄLTESTE QUEERE MAGAZIN DER SCHWEIZ – SEPTEMBER 2024 CHF 8.10KUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITY 4 Einmal trans – und... zurück? Nadia Brönimann im Gespräch14 Glitzer und Musik Als Glam Rock die Musik eroberte22 Lesen, lesen, lesen Die besten Bücher für einen gelungenen Herbstcruiser
4 THEMA DE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK10 SPORT WETTKAMPF UND GESCHLECHT 13 KOLUMNE MICHI RÜEGG14 KULTUR GLAM ROCK19 KULTUR BLACK PARTY20 GESCHICHTE HEINRICH HÖSSLI 22 KULTUR LESEHERBST26 KULTUR GESCHICHTE DER QUEEREN MODE26 KULTUR PHANTOM OF THE OPERA31 SZENE SCHMAZ MIT NEUER PRODUKTION33 SZENE INTERVIEW MIT MATTI RACH VON SCHMAZ34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Lili Wagner Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Haymo Empl, Haymo Empl sen., Birgit Kawohl, Moel Maphy, Michi Rüegg, Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 4. November 2024Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Sven ist unterwegs im Glarnerland und hackt Holz. Das tut er aber – das muss gesagt werden – (leider) nur fürs Foto. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Lesende Die brandneue Herbstausgabe vom Cruiser bringt euch ein Thema, das selten im Rampenlicht steht: die De-Transition. Nadia Brönimann, beeindruckende Persönlich-keit der Schweizer LGBT*-Community, spricht offen über ihren (möglichen) Weg zurück zu einer Identität, in der sie sich (vielleicht) wieder wohlfühlt. Der Weg zur Selbstfindung ist alles andere als eine gerade Linie. Ihre Entscheidung zur (möglichen) De-Transition wirft spannende Fragen auf: Wer sind wir wirklich? Welche Rolle spielt unser Körper dabei? Und wie reagiert das Umfeld – gerade die Trans-Community – auf solche Entscheidungen? Zumal Nadia ihre Gedanken auch öffentlich teilt, durch- aus mit dem Bewusstsein, damit nicht mehr allen zu gefallen. Ab Seite 4 geht’s los.Aber natürlich gibt's in dieser Ausgabe noch viel mehr zu entdecken! Von schillern-den Glam-Rock-Legenden (meine Güte, das war ja toll damals!) bis hin zu Sport. Der Leseherbst steht vor der Tür, und Birgit hat keine Mühen gescheut, euch interessante Bücher dieser Saison vorzustellen. Sie hat sich durch unzählige Seiten gewühlt, um die spannendsten, tiefgründigsten und unterhaltsamsten Neuerschei-nungen herauszupicken. Und ja: Sie hat für euch auch wirklich schlechte Bücher gelesen und stellt diese NICHT vor. Ein kuratierter Leseherbst, so quasi. Ab Seite 22 also die handverlesenen (!) Buchtipps der aktuellen Saison. Viel Spass beim Lesen!Haymo EmplChefredaktor
4 THEMA DE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK10 SPORT WETTKAMPF UND GESCHLECHT 13 KOLUMNE MICHI RÜEGG14 KULTUR GLAM ROCK19 KULTUR BLACK PARTY20 GESCHICHTE HEINRICH HÖSSLI 22 KULTUR LESEHERBST26 KULTUR GESCHICHTE DER QUEEREN MODE26 KULTUR PHANTOM OF THE OPERA31 SZENE SCHMAZ MIT NEUER PRODUKTION33 SZENE INTERVIEW MIT MATTI RACH VON SCHMAZ34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Lili Wagner Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Haymo Empl, Haymo Empl sen., Birgit Kawohl, Moel Maphy, Michi Rüegg, Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 4. November 2024Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Sven ist unterwegs im Glarnerland und hackt Holz. Das tut er aber – das muss gesagt werden – (leider) nur fürs Foto. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Lesende Die brandneue Herbstausgabe vom Cruiser bringt euch ein Thema, das selten im Rampenlicht steht: die De-Transition. Nadia Brönimann, beeindruckende Persönlich-keit der Schweizer LGBT*-Community, spricht offen über ihren (möglichen) Weg zurück zu einer Identität, in der sie sich (vielleicht) wieder wohlfühlt. Der Weg zur Selbstfindung ist alles andere als eine gerade Linie. Ihre Entscheidung zur (möglichen) De-Transition wirft spannende Fragen auf: Wer sind wir wirklich? Welche Rolle spielt unser Körper dabei? Und wie reagiert das Umfeld – gerade die Trans-Community – auf solche Entscheidungen? Zumal Nadia ihre Gedanken auch öffentlich teilt, durch- aus mit dem Bewusstsein, damit nicht mehr allen zu gefallen. Ab Seite 4 geht’s los.Aber natürlich gibt's in dieser Ausgabe noch viel mehr zu entdecken! Von schillern-den Glam-Rock-Legenden (meine Güte, das war ja toll damals!) bis hin zu Sport. Der Leseherbst steht vor der Tür, und Birgit hat keine Mühen gescheut, euch interessante Bücher dieser Saison vorzustellen. Sie hat sich durch unzählige Seiten gewühlt, um die spannendsten, tiefgründigsten und unterhaltsamsten Neuerschei-nungen herauszupicken. Und ja: Sie hat für euch auch wirklich schlechte Bücher gelesen und stellt diese NICHT vor. Ein kuratierter Leseherbst, so quasi. Ab Seite 22 also die handverlesenen (!) Buchtipps der aktuellen Saison. Viel Spass beim Lesen!Haymo EmplChefredaktor
Nadia Brönimann geht einen mutigen Weg und bricht das Schweigen über die oft tabuisierte De-Transition – das ist mehr als nur eine Reise zur Selbstfindung.Zwischen den Welten – die Suche nach der inneren WahrheitNadia Brönimann, die sich auf einem Weg der De-Transition befindet, hinterfragt sowohl ihre frü-here als auch ihre jetzige Identität. Noch ist unklar, ob sie sich langfristig weder als Chris noch als Nadia definieren wird. Der Prozess bleibt offen, während sie betont, dass es um die Suche nach innerer Balance und persönlicher Authentizität geht.VON HAYMO EMPLIn einer Welt, in der Geschlechtsidentität zunehmend als uides Spektrum ver-standen wird, wagt Nadia Brönimann einen mutigen Schritt. Als prominente Stimme in der Schweizer LGBT*-Communi-ty bricht sie das Schweigen über einen Pro-zess, der oft missverstanden und manchmal sogar tabuisiert wird: die De-Transition. In einem langen Telefongespräch erzählt Na-dia von ihrer Reise, die nicht nur persönlich bewegend ist, sondern auch ein Licht auf die vielfältigen Erfahrungen innerhalb der Trans-Community wirft und uns herausfor-dert, unser Verständnis von Identität und Selbstndung zu erweitern.«In meinen späten Zwanzigern begann ich meine Transition zur Frau», beginnt Na-dia, ihre Stimme ruhig und reektiert. «Da-mals dachte ich, das sei der Endpunkt mei-ner Suche nach Identität. Heute weiss ich, dass es nur der Anfang war.» Nadias Ge-schichte ist einzigartig und doch Teil eines grösseren Bildes. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2015 (eine neuere Studie war nicht verfügbar), veröentlicht im renom-mierten Archives of Sexual Behavior, fand heraus, dass etwa 0,3 % der erwachsenen Transgender-Personen in Schweden eine De-Transition durchlaufen haben. Diese Zahl mag gering erscheinen, doch sie reprä-sentiert reale Menschen mit komplexen Ge-schichten. Ziemlich sicher ist diese Zahl ak-tuell höher. Denn 2015 war die Öentlichkeit (und die sozialen Medien) noch nicht an dem Punkt, an welchem wir heute sind. Ob alte Studie oder neue Zahlen – so oder so: Geschlechtsidentität ist komplex und kann sich im Laufe des Lebens verändern; De-Transition ist also nicht ein Scheitern, son-dern Teil einer fortlaufenden Reise der Selbstentdeckung. Vom Euphorie zur Unruhe: Ein veränderter BlickNadia beschreibt die Zeit nach ihrer Transi-tion als eine Phase der anfänglichen Eupho-rie. «Ich hote, dass sich nach der Operation alles ‹richtig› anfühlen würde», erinnert sie sich. Das tat es aber nie wirklich. Sie spricht von einer wachsenden Unruhe, einem Ge-fühl, dass etwas nicht stimmte, obwohl äus- serlich alles perfekt schien. Diese Erfah-rung ist nicht ungewöhnlich. Eine Umfrage des National Center for Transgender Equali-ty (NCTE) in den USA ergab, dass etwa 8 % der Befragten entweder eine De-Transition durchlaufen oder in Erwägung gezogen ha-ben. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex, von externem Druck durch Fami-lie oder Gesellschaft bis hin zu einer tiefen inneren Erkenntnis, dass der eingeschlage-ne Weg nicht der richtige ist.Für Nadia war es vor allem die Erkennt-nis, dass die körperliche Transition allein nicht die erhote innere Erfüllung brachte. «Ich begann zu verstehen, dass man an der Seele arbeiten muss, um dort die Heimat zu nden, und nicht am Körper», erklärt sie. Diese Einsicht markierte den Beginn ihrer De-Transition-Reise, ein Prozess, der nun schon seit drei Jahren andauert.Nadia beschreibt, dass sie sich lange hinter der Identität von «Nadia» versteckt habe: «Das Bild Nadia hat für mich schon länger nicht mehr gestimmt, aber es bot mir Schutz und vor allem Sicherheit. Ich konnte mich hinter dieser Fassade verstecken, doch irgendwann fühlte es sich an, als wäre ich in einem Korsett eingeschnürt.» Die Rolle, die sie als «Nadia» spielte, wurde zur Last, ➔ Nadia Brönimann spricht über die Erkenntnis, dass wahre Heimat in der Seele liegt, nicht im Körper. Auf diesem alten Bild sieht man Chris noch als Nadia, kokettierend mit der Weiblichkeit – oder dem, was Nadia damals dafür hielt.4 5CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK4«Ich begann zu verstehen, dass man an der Seele arbeiten muss, um dort die Heimat zu finden, und nicht am Körper» Die Rolle, die sie als «Nadia» spielte, wurde zur Last, und der Wunsch, sich nicht länger verstellen zu müssen, wurde stärker. Sie spricht von einer wachsen-den Unruhe, einem Gefühl, dass etwas nicht stimmte, obwohl äusserlich alles perfekt schien. Diese Erfahrung ist nicht unge-wöhnlich.Bilder © Matthieu Zellweger / zvg
Nadia Brönimann geht einen mutigen Weg und bricht das Schweigen über die oft tabuisierte De-Transition – das ist mehr als nur eine Reise zur Selbstfindung.Zwischen den Welten – die Suche nach der inneren WahrheitNadia Brönimann, die sich auf einem Weg der De-Transition befindet, hinterfragt sowohl ihre frü-here als auch ihre jetzige Identität. Noch ist unklar, ob sie sich langfristig weder als Chris noch als Nadia definieren wird. Der Prozess bleibt offen, während sie betont, dass es um die Suche nach innerer Balance und persönlicher Authentizität geht.VON HAYMO EMPLIn einer Welt, in der Geschlechtsidentität zunehmend als uides Spektrum ver-standen wird, wagt Nadia Brönimann einen mutigen Schritt. Als prominente Stimme in der Schweizer LGBT*-Communi-ty bricht sie das Schweigen über einen Pro-zess, der oft missverstanden und manchmal sogar tabuisiert wird: die De-Transition. In einem langen Telefongespräch erzählt Na-dia von ihrer Reise, die nicht nur persönlich bewegend ist, sondern auch ein Licht auf die vielfältigen Erfahrungen innerhalb der Trans-Community wirft und uns herausfor-dert, unser Verständnis von Identität und Selbstndung zu erweitern.«In meinen späten Zwanzigern begann ich meine Transition zur Frau», beginnt Na-dia, ihre Stimme ruhig und reektiert. «Da-mals dachte ich, das sei der Endpunkt mei-ner Suche nach Identität. Heute weiss ich, dass es nur der Anfang war.» Nadias Ge-schichte ist einzigartig und doch Teil eines grösseren Bildes. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2015 (eine neuere Studie war nicht verfügbar), veröentlicht im renom-mierten Archives of Sexual Behavior, fand heraus, dass etwa 0,3 % der erwachsenen Transgender-Personen in Schweden eine De-Transition durchlaufen haben. Diese Zahl mag gering erscheinen, doch sie reprä-sentiert reale Menschen mit komplexen Ge-schichten. Ziemlich sicher ist diese Zahl ak-tuell höher. Denn 2015 war die Öentlichkeit (und die sozialen Medien) noch nicht an dem Punkt, an welchem wir heute sind. Ob alte Studie oder neue Zahlen – so oder so: Geschlechtsidentität ist komplex und kann sich im Laufe des Lebens verändern; De-Transition ist also nicht ein Scheitern, son-dern Teil einer fortlaufenden Reise der Selbstentdeckung. Vom Euphorie zur Unruhe: Ein veränderter BlickNadia beschreibt die Zeit nach ihrer Transi-tion als eine Phase der anfänglichen Eupho-rie. «Ich hote, dass sich nach der Operation alles ‹richtig› anfühlen würde», erinnert sie sich. Das tat es aber nie wirklich. Sie spricht von einer wachsenden Unruhe, einem Ge-fühl, dass etwas nicht stimmte, obwohl äus- serlich alles perfekt schien. Diese Erfah-rung ist nicht ungewöhnlich. Eine Umfrage des National Center for Transgender Equali-ty (NCTE) in den USA ergab, dass etwa 8 % der Befragten entweder eine De-Transition durchlaufen oder in Erwägung gezogen ha-ben. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex, von externem Druck durch Fami-lie oder Gesellschaft bis hin zu einer tiefen inneren Erkenntnis, dass der eingeschlage-ne Weg nicht der richtige ist.Für Nadia war es vor allem die Erkennt-nis, dass die körperliche Transition allein nicht die erhote innere Erfüllung brachte. «Ich begann zu verstehen, dass man an der Seele arbeiten muss, um dort die Heimat zu nden, und nicht am Körper», erklärt sie. Diese Einsicht markierte den Beginn ihrer De-Transition-Reise, ein Prozess, der nun schon seit drei Jahren andauert.Nadia beschreibt, dass sie sich lange hinter der Identität von «Nadia» versteckt habe: «Das Bild Nadia hat für mich schon länger nicht mehr gestimmt, aber es bot mir Schutz und vor allem Sicherheit. Ich konnte mich hinter dieser Fassade verstecken, doch irgendwann fühlte es sich an, als wäre ich in einem Korsett eingeschnürt.» Die Rolle, die sie als «Nadia» spielte, wurde zur Last, ➔ Nadia Brönimann spricht über die Erkenntnis, dass wahre Heimat in der Seele liegt, nicht im Körper. Auf diesem alten Bild sieht man Chris noch als Nadia, kokettierend mit der Weiblichkeit – oder dem, was Nadia damals dafür hielt.4 5CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK4«Ich begann zu verstehen, dass man an der Seele arbeiten muss, um dort die Heimat zu finden, und nicht am Körper» Die Rolle, die sie als «Nadia» spielte, wurde zur Last, und der Wunsch, sich nicht länger verstellen zu müssen, wurde stärker. Sie spricht von einer wachsen-den Unruhe, einem Gefühl, dass etwas nicht stimmte, obwohl äusserlich alles perfekt schien. Diese Erfahrung ist nicht unge-wöhnlich.Bilder © Matthieu Zellweger / zvg
6 7CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK6gen erfordert. In einer Gesellschaft, die zu-nehmend die Fluidität von Geschlechtsiden-tität anerkennt, ist es wichtig, auch De- Transition als einen validen Weg zur Authen-tizität zu verstehen und zu respektieren. Na-dias Oenheit trägt dazu bei, Verständnis zu fördern und Raum für nuancierte Gespräche über Geschlechtsidentität zu schaen.Die Herausforderungen, denen sich Menschen wie Nadia gegenübersehen, sind vielfältig und reichen von medizinischen und rechtlichen Hürden bis hin zu sozialen und emotionalen Kämpfen. Sie zeigen, dass unsere Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich hat, um wirklich inklusiv zu sein und die volle Bandbreite menschlicher Erfahrun-gen im Bereich der Geschlechtsidentität zu akzeptieren. Die gemischten Reaktionen, die Nadia aus der LGBT*-Community erfahren hat, unterstreichen die Notwendigkeit eines breiteren Dialogs und eines tieferen Ver-ständnisses auch innerhalb von Gruppen, die sich der Vielfalt verschrieben haben.Es wird deutlich, dass robuste Unter-stützungssysteme unerlässlich sind. Psy-chologische Betreuung, Peer-Support-Gruppen und eine verbesserte medizinische Versorgung, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen in De-Transition zugeschnit-ten ist, sind dringend erforderlich. Gleich-zeitig muss die Forschung in diesem Be-reich in-tensiviert werden, um ein besseres Verständnis für die Gründe, Prozesse und Auswirkungen von De-Transition zu entwi-ckeln. Nur so können wir sicherstellen, dass die Unterstützung, die angeboten wird, wirklich den Bedürfnissen der Betroenen entspricht. ➔und der Wunsch, sich nicht länger verstel-len zu müssen, wurde stärker. «Ich hatte es satt, eine Maskerade aufrechtzuerhalten. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich ein-fach ich sein will.»Medizinische Herausforderungen der De-TransitionDie Entscheidung zur De-Transition bringt eine Reihe medizinischer Herausforderun-gen mit sich. Während einige Veränderun-gen rückgängig gemacht werden können, sind andere, wie Stimmveränderungen oder Brustentwicklung, oft dauerhaft.Nadia spricht oen über diese Heraus-forderungen. «Ich weiss, dass ich körperlich nicht einfach zu dem zurückkehren kann, was ich einmal war. Es geht darum, einen Körper zu nden, in dem ich mich wohlfüh-le, unabhängig von gesellschaftlichen Er-wartungen.»Obwohl Nadia eine Brustentfernung in Erwägung zieht und vielleicht auch das Absetzen der Hormone, ist dies nicht die schwierigste Entscheidung, sondern eine von vielen Überlegungen auf ihrem Weg. «Der Gedanke daran bringt viele Ängste mit sich», sagt sie. «Aber mein Körper hat mir immer signalisiert, dass ich die Schritte in dem Tempo gehen muss, von denen ich spü-re, dass mein Körper sie verträgt.»Psychologische Aspekte der De-TransitionWährend die körperlichen Aspekte der De-Transition oft im Vordergrund stehen, beto-nen Experten die immense Bedeutung der psychologischen Komponente. De-Transiti-on kann eine emotionale Achterbahnfahrt sein. Es geht nicht nur darum, körperliche Veränderungen rückgängig zu machen, sondern auch darum, seine Identität neu zu denieren und zu verstehen.Nadia bestätigt dies aus ihrer eigenen Erfahrung. «Eine erapie hat mir geholfen, meine Gefühle zu sortieren und zu verste-hen, dass meine Identität nicht in starre Ka-tegorien passen muss», sagt sie. «Es ist ein fortlaufender Prozess der Selbstentde-ckung. Manchmal fühle ich mich wie ein Forscher, der eine unbekannte Landschaft erkundet – mit all den Höhen und Tiefen, die dazugehören.»Die psychologische Unterstützung während des De-Transitionsprozesses ist von entscheidender Bedeutung. Sie hilft nicht nur bei der Bewältigung von Identi-tätskrisen, sondern auch beim Umgang mit möglichen negativen Reaktionen aus dem Umfeld. Die Reaktion der LGBT*-CommunitySeit einiger Zeit versieht Nadia ihre Post auf Instagram unter anderem mit dem Hashtag #detrans. Es dauerte einige Zeit, bis die ers-ten User*innen dies bemerkten. «Eigentlich erstaunlich lange», erinnert sich Nadia im Gespräch. Dann jedoch ging’s schnell: Die Reaktionen auf Nadias De-Transition inner-halb der LGBT*-Community – vorsichtig ausgedrückt – gemischt. Aber sie spiegeln auch die breiteren gesellschaftlichen Debat-ten wider. «Manchmal fühlt es sich an, als wäre man eine Verräterin, wenn man diesen Weg geht», sagt Nadia. «Das ist das Gefühl, dass die Community mit ihren Reaktionen vermittelt», so Nadia weiter im Gespräch mit dem Cruiser. «Aber ich habe auch viele Men-schen in der Community getroen, die ver-stehen, dass Geschlechtsidentität ein Spekt-rum ist und sich im Laufe des Lebens verändern kann.» Entsprechend ist eines der Ziele von Nadias neuem Weg Aufklärung. Und zwar darüber, was eine Transformation für Körper & Seele bedeutet. Aufklären dar-über, dass mit einer Operation mitnichten alle Probleme gelöst sind.De-Transition: Ein Weg zur Authentizi-tät in einer sich wandelnden WeltIn der Schweiz, wie in vielen anderen Län-dern, gibt es keine spezischen Gesetze, die den Prozess der De-Transition regeln. Dies kann zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Änderung von Dokumenten oder beim Zugang zu bestimmten medizinischen Leis-tungen führen. Nadias Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt – verdeutlicht aber, dass De-Transition ein komplexer und vielschichtiger Prozess ist, der weit über körperliche Verän-derungen hinausgeht. Es ist eine Reise der Selbstndung, die Mut, Reexion und oft auch das Überdenken früherer Entscheidun-Die Entscheidung zur De- Transition bringt nicht nur persönliche und medizinische Herausforderungen mit sich, sondern auch rechtliche und soziale Komplikationen. «Es geht darum, einen Körper zu finden, in dem ich mich wohlfühle, unabhängig von ge-sellschaftlichen Erwartungen.»Legende produzierenBild © Adobe Stock Isintur, sunt venim quos dolupit, comnis dolor aut re es et eos nosae laut enihitaquis ut comnis dolor aut re es et eos nosae comnis dolor aut re es et eos nosae labo. Uritiae verquia cus et andam ut volestrum et quo ommoluptius ersperf erunt.De-Transition: Ein herausfordernder Prozess, bei dem Menschen nach einer Transition ihre ursprüngliche Iden-tität oder einen neuen Weg finden. Es geht um die Suche nach persönlicher Authentizität und innerer Balance.Die gemischten Reaktionen, die Nadia aus der LGBT*-Community erfahren hat, unterstreichen die Notwendigkeit eines breite-ren Dialogs und eines tieferen Verständnisses auch innerhalb von Gruppen, die sich der Viel-falt verschrieben haben.Während die körperlichen Aspekte der De-Transition oft im Vordergrund stehen, betonen Experten die immense Bedeu-tung der psychologischen Kom-ponente. IHR GÜNSTIGER ONLINE-WEINKELLERAalto PS Ribera del Duero DOJahrgang 2021* Traubensorten: TempranilloBequem. Online. Bestellen.Shaya HabisRueda DOJahrgang 2019*Traubensorte: Verdejo75 clAlmirezToro DOJahrgang 2019*Traubensorte: Tempranillo75 clAldegheri Amarone del. Valpolicella DOCGJahrgang 2019*Traubensorten: Corvina, Rondinella, Molinara75 clBolgherese Bolgheri Superiore DOCJahrgang 2019*Traubensorten: Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc 75 clSaia Feudo MaccariTerre Siciliane IGPJahrgang 2019*Traubensorte: Nero d’Avola75 clTirannoPuglia IGPJahrgang 2020*Traubensorte: Malvasia Nera75 clNURONLINE-16%99.- Konkurrenzvergleich119.- -22%24.95 Konkurrenzvergleich 32.-75 cl-44%24.95 Konkurrenzvergleich 44.90-41%13.95 Konkurrenzvergleich 23.90-16%49.95 Konkurrenzvergleich 59.95Nur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten! Preis pro Flasche.-29%24.95 Konkurrenzvergleich 35.50-41%9.95 Konkurrenzvergleich 16.95Bestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenANZEIGE
6 7CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK6gen erfordert. In einer Gesellschaft, die zu-nehmend die Fluidität von Geschlechtsiden-tität anerkennt, ist es wichtig, auch De- Transition als einen validen Weg zur Authen-tizität zu verstehen und zu respektieren. Na-dias Oenheit trägt dazu bei, Verständnis zu fördern und Raum für nuancierte Gespräche über Geschlechtsidentität zu schaen.Die Herausforderungen, denen sich Menschen wie Nadia gegenübersehen, sind vielfältig und reichen von medizinischen und rechtlichen Hürden bis hin zu sozialen und emotionalen Kämpfen. Sie zeigen, dass unsere Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich hat, um wirklich inklusiv zu sein und die volle Bandbreite menschlicher Erfahrun-gen im Bereich der Geschlechtsidentität zu akzeptieren. Die gemischten Reaktionen, die Nadia aus der LGBT*-Community erfahren hat, unterstreichen die Notwendigkeit eines breiteren Dialogs und eines tieferen Ver-ständnisses auch innerhalb von Gruppen, die sich der Vielfalt verschrieben haben.Es wird deutlich, dass robuste Unter-stützungssysteme unerlässlich sind. Psy-chologische Betreuung, Peer-Support-Gruppen und eine verbesserte medizinische Versorgung, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen in De-Transition zugeschnit-ten ist, sind dringend erforderlich. Gleich-zeitig muss die Forschung in diesem Be-reich in-tensiviert werden, um ein besseres Verständnis für die Gründe, Prozesse und Auswirkungen von De-Transition zu entwi-ckeln. Nur so können wir sicherstellen, dass die Unterstützung, die angeboten wird, wirklich den Bedürfnissen der Betroenen entspricht. ➔und der Wunsch, sich nicht länger verstel-len zu müssen, wurde stärker. «Ich hatte es satt, eine Maskerade aufrechtzuerhalten. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich ein-fach ich sein will.»Medizinische Herausforderungen der De-TransitionDie Entscheidung zur De-Transition bringt eine Reihe medizinischer Herausforderun-gen mit sich. Während einige Veränderun-gen rückgängig gemacht werden können, sind andere, wie Stimmveränderungen oder Brustentwicklung, oft dauerhaft.Nadia spricht oen über diese Heraus-forderungen. «Ich weiss, dass ich körperlich nicht einfach zu dem zurückkehren kann, was ich einmal war. Es geht darum, einen Körper zu nden, in dem ich mich wohlfüh-le, unabhängig von gesellschaftlichen Er-wartungen.»Obwohl Nadia eine Brustentfernung in Erwägung zieht und vielleicht auch das Absetzen der Hormone, ist dies nicht die schwierigste Entscheidung, sondern eine von vielen Überlegungen auf ihrem Weg. «Der Gedanke daran bringt viele Ängste mit sich», sagt sie. «Aber mein Körper hat mir immer signalisiert, dass ich die Schritte in dem Tempo gehen muss, von denen ich spü-re, dass mein Körper sie verträgt.»Psychologische Aspekte der De-TransitionWährend die körperlichen Aspekte der De-Transition oft im Vordergrund stehen, beto-nen Experten die immense Bedeutung der psychologischen Komponente. De-Transiti-on kann eine emotionale Achterbahnfahrt sein. Es geht nicht nur darum, körperliche Veränderungen rückgängig zu machen, sondern auch darum, seine Identität neu zu denieren und zu verstehen.Nadia bestätigt dies aus ihrer eigenen Erfahrung. «Eine erapie hat mir geholfen, meine Gefühle zu sortieren und zu verste-hen, dass meine Identität nicht in starre Ka-tegorien passen muss», sagt sie. «Es ist ein fortlaufender Prozess der Selbstentde-ckung. Manchmal fühle ich mich wie ein Forscher, der eine unbekannte Landschaft erkundet – mit all den Höhen und Tiefen, die dazugehören.»Die psychologische Unterstützung während des De-Transitionsprozesses ist von entscheidender Bedeutung. Sie hilft nicht nur bei der Bewältigung von Identi-tätskrisen, sondern auch beim Umgang mit möglichen negativen Reaktionen aus dem Umfeld. Die Reaktion der LGBT*-CommunitySeit einiger Zeit versieht Nadia ihre Post auf Instagram unter anderem mit dem Hashtag #detrans. Es dauerte einige Zeit, bis die ers-ten User*innen dies bemerkten. «Eigentlich erstaunlich lange», erinnert sich Nadia im Gespräch. Dann jedoch ging’s schnell: Die Reaktionen auf Nadias De-Transition inner-halb der LGBT*-Community – vorsichtig ausgedrückt – gemischt. Aber sie spiegeln auch die breiteren gesellschaftlichen Debat-ten wider. «Manchmal fühlt es sich an, als wäre man eine Verräterin, wenn man diesen Weg geht», sagt Nadia. «Das ist das Gefühl, dass die Community mit ihren Reaktionen vermittelt», so Nadia weiter im Gespräch mit dem Cruiser. «Aber ich habe auch viele Men-schen in der Community getroen, die ver-stehen, dass Geschlechtsidentität ein Spekt-rum ist und sich im Laufe des Lebens verändern kann.» Entsprechend ist eines der Ziele von Nadias neuem Weg Aufklärung. Und zwar darüber, was eine Transformation für Körper & Seele bedeutet. Aufklären dar-über, dass mit einer Operation mitnichten alle Probleme gelöst sind.De-Transition: Ein Weg zur Authentizi-tät in einer sich wandelnden WeltIn der Schweiz, wie in vielen anderen Län-dern, gibt es keine spezischen Gesetze, die den Prozess der De-Transition regeln. Dies kann zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Änderung von Dokumenten oder beim Zugang zu bestimmten medizinischen Leis-tungen führen. Nadias Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt – verdeutlicht aber, dass De-Transition ein komplexer und vielschichtiger Prozess ist, der weit über körperliche Verän-derungen hinausgeht. Es ist eine Reise der Selbstndung, die Mut, Reexion und oft auch das Überdenken früherer Entscheidun-Die Entscheidung zur De- Transition bringt nicht nur persönliche und medizinische Herausforderungen mit sich, sondern auch rechtliche und soziale Komplikationen. «Es geht darum, einen Körper zu finden, in dem ich mich wohlfühle, unabhängig von ge-sellschaftlichen Erwartungen.»Legende produzierenBild © Adobe Stock Isintur, sunt venim quos dolupit, comnis dolor aut re es et eos nosae laut enihitaquis ut comnis dolor aut re es et eos nosae comnis dolor aut re es et eos nosae labo. Uritiae verquia cus et andam ut volestrum et quo ommoluptius ersperf erunt.De-Transition: Ein herausfordernder Prozess, bei dem Menschen nach einer Transition ihre ursprüngliche Iden-tität oder einen neuen Weg finden. Es geht um die Suche nach persönlicher Authentizität und innerer Balance.Die gemischten Reaktionen, die Nadia aus der LGBT*-Community erfahren hat, unterstreichen die Notwendigkeit eines breite-ren Dialogs und eines tieferen Verständnisses auch innerhalb von Gruppen, die sich der Viel-falt verschrieben haben.Während die körperlichen Aspekte der De-Transition oft im Vordergrund stehen, betonen Experten die immense Bedeu-tung der psychologischen Kom-ponente. IHR GÜNSTIGER ONLINE-WEINKELLERAalto PS Ribera del Duero DOJahrgang 2021* Traubensorten: TempranilloBequem. Online. Bestellen.Shaya HabisRueda DOJahrgang 2019*Traubensorte: Verdejo75 clAlmirezToro DOJahrgang 2019*Traubensorte: Tempranillo75 clAldegheri Amarone del. Valpolicella DOCGJahrgang 2019*Traubensorten: Corvina, Rondinella, Molinara75 clBolgherese Bolgheri Superiore DOCJahrgang 2019*Traubensorten: Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc 75 clSaia Feudo MaccariTerre Siciliane IGPJahrgang 2019*Traubensorte: Nero d’Avola75 clTirannoPuglia IGPJahrgang 2020*Traubensorte: Malvasia Nera75 clNURONLINE-16%99.- Konkurrenzvergleich119.- -22%24.95 Konkurrenzvergleich 32.-75 cl-44%24.95 Konkurrenzvergleich 44.90-41%13.95 Konkurrenzvergleich 23.90-16%49.95 Konkurrenzvergleich 59.95Nur solange Vorrat! *Jahrgangsänderungen vorbehalten! Preis pro Flasche.-29%24.95 Konkurrenzvergleich 35.50-41%9.95 Konkurrenzvergleich 16.95Bestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenBestelleinheit 6 FlaschenANZEIGE
8CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK9CRUISER OKTOBER 2024Bild © zvgSERIEHOMOSEXUALITÄT IN DER GESELLSCHAFTLetztendlich geht es darum, dass jeder Mensch die Freiheit und Unterstützung ha-ben sollte, seinen eigenen Weg zu nden – sei es durch Transition, De-Transition oder jede andere Form der Selbstentdeckung. Nadias Mut, ihre Geschichte zu teilen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer oe-neren und verständnisvolleren Gesell-schaft. Ihr Beispiel ermutigt andere, ihre eigenen Erfahrungen zu reektieren und zu teilen, was wiederum dazu beiträgt, das Spektrum der Geschlechtsidentität in sei-ner ganzen Breite sichtbar zu machen.Die Zukunft liegt in einer Welt, in der Kategorien weniger starr und Übergänge iessender sind. Eine Welt, in der die indi-viduelle Erfahrung und das persönliche Wohlbenden im Vordergrund stehen, nicht die Erfüllung gesellschaftlicher Er-wartungen oder vorgefertigter Narrative. Nadias Reise ist ein Aufruf an uns alle, oe-ner, mitfühlender und verständnisvoller zu sein – gegenüber anderen, aber auch gegen-über uns selbst. Nur so können wir eine wahrhaft inklusive Gesellschaft schaen, in der jede individuelle Reise zur Authenti-zität nicht nur akzeptiert, sondern aktiv wertgeschätzt und unterstützt wird. In die-ser Vision einer inklusiven Zukunft ist De-Transition nicht das Ende einer Reise, son-dern ein möglicher Weg unter vielen, auf dem Menschen zu sich selbst nden kön-nen. NADIA BRÖNIMANNgeboren 1969 in der Schweiz, ist eine engagierte LGBT*- Aktivistin und gelernte*r Hotelfach- angestellte*r. Danach arbeitete Nadia lange in der Textilbranche. Zwischen 26 und 29 Jahren durchlief sie ihre Transition zur Frau, was sie damals als die Voll-endung ihrer Identität empfand. Doch nach vielen Jahren des Lebens als «Nadia» erkannte sie, dass die körperliche Veränderung nicht die erhoffte innere Erfüllung brachte. Heute setzt sie sich offen mit der De-Transition auseinander – einem Prozess, der in der Trans-Community wenig kommuniziert wird.Seit etwa drei Jahren reflektiert Nadia über ihre De-Transition und die Bedeutung von Identität, die mehr umfasst als nur körperliche Verände-rungen. Ihr Engagement reicht über ihre eigene Geschichte hinaus: Sie ist Mitbegründerin der Initiative «Spektrum», die Menschen in ver-schiedenen Phasen ihrer Geschlechtsidentität unterstützt, und sie spricht regelmässig bei Vorträgen an Schulen und Universitäten. Dabei teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen und er-mutigt andere, ihren individuellen Weg zu ge-hen, ohne sich von gesellschaftlichen Erwartun-gen einschränken zu lassen.Nadia lebt und arbeitet in Zürich, wo sie als Mentorin für junge LGBT*-Personen tätig ist. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für den Mut, sich selbst immer wieder neu zu hinterfragen und offen für Veränderungen zu sein – unabhängig davon, welchen Weg man geht.Weitere Infos unter der von Nadia / Chris betreu-ten Seite auf Instagram: @detrans_schweizNadia Brönimann hinterfragt den Regenbogen: Findet wirklich jeder einen Platz darunter, oder ist die Szene selbst manchmal zu intolerant gegenüber jenen, die andere Wege gehen?SHOW- & MUSICAL-HIGHLIGHTSmusical.ch16. Oktober – 03. November 2024 Theater 11 Zürich17. – 20. Oktober 2024 Hallenstadion Zürich 06. November – 22. Dezember 2024 Musical Theater Basel19. – 22.12.2024 Hallenstadion ZürichBAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!BAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!Howard Panter for Rocky Horror Company Limited, ATG Entertainment and FBM Entertainment present07. – 12.01.2025 Theater 11 Zürich04. – 23. Februar 2025 Theater 11 ZürichDie neue ShowHINOTORIATG ENTERTAINMENT AND FBM ENTERTAINMENT IN ASSOCIATION WITH KNOCK ON ENTERTAINMENT BV PRESENT 10. – 15. Dezember 2024 Theater 11 Zürich
8CRUISER OKTOBER 2024THEMADE-TRANSITION – EINMAL FRAU UND WIEDER ZURÜCK9CRUISER OKTOBER 2024Bild © zvgSERIEHOMOSEXUALITÄT IN DER GESELLSCHAFTLetztendlich geht es darum, dass jeder Mensch die Freiheit und Unterstützung ha-ben sollte, seinen eigenen Weg zu nden – sei es durch Transition, De-Transition oder jede andere Form der Selbstentdeckung. Nadias Mut, ihre Geschichte zu teilen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer oe-neren und verständnisvolleren Gesell-schaft. Ihr Beispiel ermutigt andere, ihre eigenen Erfahrungen zu reektieren und zu teilen, was wiederum dazu beiträgt, das Spektrum der Geschlechtsidentität in sei-ner ganzen Breite sichtbar zu machen.Die Zukunft liegt in einer Welt, in der Kategorien weniger starr und Übergänge iessender sind. Eine Welt, in der die indi-viduelle Erfahrung und das persönliche Wohlbenden im Vordergrund stehen, nicht die Erfüllung gesellschaftlicher Er-wartungen oder vorgefertigter Narrative. Nadias Reise ist ein Aufruf an uns alle, oe-ner, mitfühlender und verständnisvoller zu sein – gegenüber anderen, aber auch gegen-über uns selbst. Nur so können wir eine wahrhaft inklusive Gesellschaft schaen, in der jede individuelle Reise zur Authenti-zität nicht nur akzeptiert, sondern aktiv wertgeschätzt und unterstützt wird. In die-ser Vision einer inklusiven Zukunft ist De-Transition nicht das Ende einer Reise, son-dern ein möglicher Weg unter vielen, auf dem Menschen zu sich selbst nden kön-nen. NADIA BRÖNIMANNgeboren 1969 in der Schweiz, ist eine engagierte LGBT*- Aktivistin und gelernte*r Hotelfach- angestellte*r. Danach arbeitete Nadia lange in der Textilbranche. Zwischen 26 und 29 Jahren durchlief sie ihre Transition zur Frau, was sie damals als die Voll-endung ihrer Identität empfand. Doch nach vielen Jahren des Lebens als «Nadia» erkannte sie, dass die körperliche Veränderung nicht die erhoffte innere Erfüllung brachte. Heute setzt sie sich offen mit der De-Transition auseinander – einem Prozess, der in der Trans-Community wenig kommuniziert wird.Seit etwa drei Jahren reflektiert Nadia über ihre De-Transition und die Bedeutung von Identität, die mehr umfasst als nur körperliche Verände-rungen. Ihr Engagement reicht über ihre eigene Geschichte hinaus: Sie ist Mitbegründerin der Initiative «Spektrum», die Menschen in ver-schiedenen Phasen ihrer Geschlechtsidentität unterstützt, und sie spricht regelmässig bei Vorträgen an Schulen und Universitäten. Dabei teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen und er-mutigt andere, ihren individuellen Weg zu ge-hen, ohne sich von gesellschaftlichen Erwartun-gen einschränken zu lassen.Nadia lebt und arbeitet in Zürich, wo sie als Mentorin für junge LGBT*-Personen tätig ist. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für den Mut, sich selbst immer wieder neu zu hinterfragen und offen für Veränderungen zu sein – unabhängig davon, welchen Weg man geht.Weitere Infos unter der von Nadia / Chris betreu-ten Seite auf Instagram: @detrans_schweizNadia Brönimann hinterfragt den Regenbogen: Findet wirklich jeder einen Platz darunter, oder ist die Szene selbst manchmal zu intolerant gegenüber jenen, die andere Wege gehen?SHOW- & MUSICAL-HIGHLIGHTSmusical.ch16. Oktober – 03. November 2024 Theater 11 Zürich17. – 20. Oktober 2024 Hallenstadion Zürich 06. November – 22. Dezember 2024 Musical Theater Basel19. – 22.12.2024 Hallenstadion ZürichBAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!BAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!Howard Panter for Rocky Horror Company Limited, ATG Entertainment and FBM Entertainment present07. – 12.01.2025 Theater 11 Zürich04. – 23. Februar 2025 Theater 11 ZürichDie neue ShowHINOTORIATG ENTERTAINMENT AND FBM ENTERTAINMENT IN ASSOCIATION WITH KNOCK ON ENTERTAINMENT BV PRESENT 10. – 15. Dezember 2024 Theater 11 Zürich
10 11CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024SPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHTSPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHTVON BIRGIT KAWOHLD ie grandiosen Sommerspiele von Paris sind inzwischen Geschichte. Kotzende Triathlet*innen nach ei-nem Schwimmtraining in der Seine, Reiter vor der phänomenalen Kulisse von Schloss Versailles, aber auch hinreissende Wett-kämpfe und exorbitante Leistungen. Als Zuschauer*in bekam man einmal mehr mit, was das jahrelange Quälen und Schinden für Sportler*innen bedeutet, wie sie mit Sieg und Niederlage umgehen (müssen). Ho-nungen, die zerplatzen, Träume, die wahr werden. So sah man völlig überwältigte Leichtathlet*innen, die mal vor Glück, mal aus Frust den Tränen freien Lauf liessen, man sah vor Freude hüpfende Judokas und wild auf das Wasser einschlagende Schwim- mer*innen. Und dann gab es noch eine völlig frustrierte italienische Boxerin in der Ge-wichtsklasse bis 66 Kilo, die ihren Kampf nach 46 Sekunden abbrach, weil sie nicht nur den Schlägen ihrer Gegnerin gewachsen war, nein, sie hatte Angst, denn so harte Schläge habe sie, so Angela Carini nach dem Kampf, noch nie einstecken müssen. 10XX oder XY, das ist hier die FrageDass das Spektrum von Geschlechtsidentitäten heute ungleich grösser ist als früher, ist nicht zu leugnen. Aber was ist mit den Auswirkungen z. B. im Sport?Bilder © Adobe Stock / WikipediaNun gut, mag man da zunächst einmal denken, hatte die Italienerin halt eine (zu) starke Gegnerin gelost. Wenn man die Um-stände dann jedoch genauer betrachtet, stösst man auf einen Sachverhalt, der seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten, immer wie-der zu Diskussionen und Unmut führt: die Teilnahme von trans Frauen oder Sport- ler*innen mit einer Störung in der Ge-schlechtsentwicklung, man spricht hier von DSD-Athlet*innen.Bekannte Fälle aus dem 20. JahrhundertSchon im vergangenen Jahrhundert gab es populäre Fälle in der Leichtathletik, bei der gefeierte Sportler*innen im Nachhinein ihre Medaillen zurückgeben mussten, Titel aberkannt wurden und die Betroenen in ein schwarzes Loch elen. So z. B. die inter-sexuelle Polin Stanislawa Walasiewicz, spä-ter Stella Walsh-Olson (1911-1980), die bei den Olympischen Spielen 1932 den Sieg er-rang und dabei den Weltrekord über 100 Meter mit einer Laufzeit von 11,9 Sekunden einstellte. Zugleich – welch ein Kuriosum – nahm sie am Diskuswurf teil und wurde in dieser Disziplin Sechste. Walsh-Olson konnte auch in den Jahren danach weitere Titel einheimsen, so wurde sie z. B. 1938 Sprint-Europameisterin. Erst mit ihrem Tod wurde festgestellt, dass sie sowohl männli-che als auch weibliche Geschlechtschromo-somen besass.Oder auch die Intersexuelle Dora Rät-jen (1918-2008), der später Heinrich Rätjen hiess. Die Deutsche wurde bei den Olympi-schen Spielen 1936 in Berlin im Hochsprung gefeiert, wo sie den 4. Platz erreichte. 1938 gelang ihr sogar mit dem Überqueren der Latte bei 1,70 Meter ein neuer Weltrekord und der Gewinn der Europameisterschaft. 1939 änderte man allerdings Rätjens Perso-nenstand von weiblich zu männlich, aus Dora wurde Heinrich. Das war im Übrigen ganz im Sinne des Athleten, der sich schon als Teenager als Mann gefühlt hatte, seine Eltern hatten allerdings daran festgehalten ihn als Mädchen grosszuziehen. Mit der Änderung des Personenstandes wurden Rätjen, dessen Geschichte übrigens im Spiellm von Kaspar Heidelbach «Berlin ’36» aus dem Jahr 2009 miterzählt wurde, sowohl seine Meistertitel als auch die Welt-rekorde aberkannt. Wie sehr sich Rätjen als Mann fühlte, lässt sich daran ablesen, dass er als Soldat in den II. Weltkrieg zog, als Frau hätte er das nicht gemusst.Ausgrenzung von trans Personen ist unzeitgemässAber ist eine solche Diskriminierung und Ausgrenzung von intergeschlechtlichen oder trans Sportler*innen heute noch zeit-gemäss? Sollten wir solch ein Denken in Schubladen nicht überwunden haben? Ist es nicht es, eine Sportlerin dafür zu bestra-fen, dass sie Unregelmässigkeiten in ihrem Hormonhaushalt oder in den Genen hat? Sind wir nicht eine inklusive Gesellschaft, in der jede*r das Recht hat, so zu leben, wie er*sie möchte? Und dann eben auch an ➔ ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesu ndh eits-Coach .Stanisława Walasiewicz, eine intersexuelle pol-nisch-US-amerikanische Leichtathletin, gewann 1932 Olympisches Gold über 100 Meter und stellte dabei einen olympischen Rekord auf. Sie wurde 1980 bei einem bewaffneten Raubüberfall in Cleveland erschossen, woraufhin bei der Obdukti-on festgestellt wurde, dass sie intersexuell war.Aber ist eine solche Diskrimi- nierung und Ausgrenzung von intergeschlechtlichen oder trans Sportler*innen heute noch zeitgemäss?
10 11CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024SPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHTSPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHTVON BIRGIT KAWOHLD ie grandiosen Sommerspiele von Paris sind inzwischen Geschichte. Kotzende Triathlet*innen nach ei-nem Schwimmtraining in der Seine, Reiter vor der phänomenalen Kulisse von Schloss Versailles, aber auch hinreissende Wett-kämpfe und exorbitante Leistungen. Als Zuschauer*in bekam man einmal mehr mit, was das jahrelange Quälen und Schinden für Sportler*innen bedeutet, wie sie mit Sieg und Niederlage umgehen (müssen). Ho-nungen, die zerplatzen, Träume, die wahr werden. So sah man völlig überwältigte Leichtathlet*innen, die mal vor Glück, mal aus Frust den Tränen freien Lauf liessen, man sah vor Freude hüpfende Judokas und wild auf das Wasser einschlagende Schwim- mer*innen. Und dann gab es noch eine völlig frustrierte italienische Boxerin in der Ge-wichtsklasse bis 66 Kilo, die ihren Kampf nach 46 Sekunden abbrach, weil sie nicht nur den Schlägen ihrer Gegnerin gewachsen war, nein, sie hatte Angst, denn so harte Schläge habe sie, so Angela Carini nach dem Kampf, noch nie einstecken müssen. 10XX oder XY, das ist hier die FrageDass das Spektrum von Geschlechtsidentitäten heute ungleich grösser ist als früher, ist nicht zu leugnen. Aber was ist mit den Auswirkungen z. B. im Sport?Bilder © Adobe Stock / WikipediaNun gut, mag man da zunächst einmal denken, hatte die Italienerin halt eine (zu) starke Gegnerin gelost. Wenn man die Um-stände dann jedoch genauer betrachtet, stösst man auf einen Sachverhalt, der seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten, immer wie-der zu Diskussionen und Unmut führt: die Teilnahme von trans Frauen oder Sport- ler*innen mit einer Störung in der Ge-schlechtsentwicklung, man spricht hier von DSD-Athlet*innen.Bekannte Fälle aus dem 20. JahrhundertSchon im vergangenen Jahrhundert gab es populäre Fälle in der Leichtathletik, bei der gefeierte Sportler*innen im Nachhinein ihre Medaillen zurückgeben mussten, Titel aberkannt wurden und die Betroenen in ein schwarzes Loch elen. So z. B. die inter-sexuelle Polin Stanislawa Walasiewicz, spä-ter Stella Walsh-Olson (1911-1980), die bei den Olympischen Spielen 1932 den Sieg er-rang und dabei den Weltrekord über 100 Meter mit einer Laufzeit von 11,9 Sekunden einstellte. Zugleich – welch ein Kuriosum – nahm sie am Diskuswurf teil und wurde in dieser Disziplin Sechste. Walsh-Olson konnte auch in den Jahren danach weitere Titel einheimsen, so wurde sie z. B. 1938 Sprint-Europameisterin. Erst mit ihrem Tod wurde festgestellt, dass sie sowohl männli-che als auch weibliche Geschlechtschromo-somen besass.Oder auch die Intersexuelle Dora Rät-jen (1918-2008), der später Heinrich Rätjen hiess. Die Deutsche wurde bei den Olympi-schen Spielen 1936 in Berlin im Hochsprung gefeiert, wo sie den 4. Platz erreichte. 1938 gelang ihr sogar mit dem Überqueren der Latte bei 1,70 Meter ein neuer Weltrekord und der Gewinn der Europameisterschaft. 1939 änderte man allerdings Rätjens Perso-nenstand von weiblich zu männlich, aus Dora wurde Heinrich. Das war im Übrigen ganz im Sinne des Athleten, der sich schon als Teenager als Mann gefühlt hatte, seine Eltern hatten allerdings daran festgehalten ihn als Mädchen grosszuziehen. Mit der Änderung des Personenstandes wurden Rätjen, dessen Geschichte übrigens im Spiellm von Kaspar Heidelbach «Berlin ’36» aus dem Jahr 2009 miterzählt wurde, sowohl seine Meistertitel als auch die Welt-rekorde aberkannt. Wie sehr sich Rätjen als Mann fühlte, lässt sich daran ablesen, dass er als Soldat in den II. Weltkrieg zog, als Frau hätte er das nicht gemusst.Ausgrenzung von trans Personen ist unzeitgemässAber ist eine solche Diskriminierung und Ausgrenzung von intergeschlechtlichen oder trans Sportler*innen heute noch zeit-gemäss? Sollten wir solch ein Denken in Schubladen nicht überwunden haben? Ist es nicht es, eine Sportlerin dafür zu bestra-fen, dass sie Unregelmässigkeiten in ihrem Hormonhaushalt oder in den Genen hat? Sind wir nicht eine inklusive Gesellschaft, in der jede*r das Recht hat, so zu leben, wie er*sie möchte? Und dann eben auch an ➔ ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesu ndh eits-Coach .Stanisława Walasiewicz, eine intersexuelle pol-nisch-US-amerikanische Leichtathletin, gewann 1932 Olympisches Gold über 100 Meter und stellte dabei einen olympischen Rekord auf. Sie wurde 1980 bei einem bewaffneten Raubüberfall in Cleveland erschossen, woraufhin bei der Obdukti-on festgestellt wurde, dass sie intersexuell war.Aber ist eine solche Diskrimi- nierung und Ausgrenzung von intergeschlechtlichen oder trans Sportler*innen heute noch zeitgemäss?
VON MICHI RÜEGGDie Zürcher Gemeinderätin Sanija Ameti absolvierte mit der Luftpistole ein Schiesstraining. Sie traf ganz vorzüglich. Etwas weniger geschickt war sie bei der Auswahl ihrer improvisierten Ziel-scheibe. Sie nahm ein Bild aus irgendeinem Auktionskatalog, ein altes Gemälde. Sie hätte besser ein Werk jüngeren Datums aus-gesucht, denn zur Entstehungszeit ihrer Zielscheibe wurden praktisch ausschliess-lich religiöse Motive gemalt. Der Katalog des Auktionshauses Koller, der als Ziel her-halten musste, verzeichnete auch andere Gemälde. Zum Beispiel das «Bildnis eines bärtigen Herrn». Oder ein «Stillleben mit ei-nem Früchtekorb und zwei Vögeln». Auf Früchte zu schiessen und Vögel abzuknal-len, hätte wohl niemanden gestört.Doch GLP-Politikerin Ameti gri aus-gerechnet nach einem Bild von «Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael», ent-standen um 1375. Und das war ein Fehler, wie sich relativ deutlich herausstellte. Dass sie ihre Schiessleistung auch noch auf Ins-tagram bewarb, kann man ihr nicht ver-übeln. Politiker*innen ihrer Generation stellen reexartig jeden Scheissdreck auf Social Media. Aber auch das war in diesem Fall ein grosser Fehler.Kurz darauf musste Sanija Ameti un-ter Polizeischutz gestellt werden. Ihre Par-tei, die um keinen opportunistischen Win-kelzug verlegenen Grünliberalen, schrien sofort in die Welt, sie würden Ameti aus-schliessen wollen. Ihr Arbeitgeber, eine alt-eingesessene PR- und Werbeagentur, die bislang noch von jedem Kunden Geld nahm, egal ob unethisch oder nicht, stellte die Ju-ristin per Fusstritt vor die Tür. Und dort vor der Tür steht nun der eiligst bestellte Poli-zeischutz für die junge Frau, weil eine Flut wüstester Drohungen eingegangen war. In diversen Medien durften irgend-welche Religionsexpert*innen oder ander-weitige Moralfuzzis erklären, dass das wahnsinnig schlimm sei, was sie da ge-macht habe. Die Junge SVP war sich derweil nicht zu dumm, eine Strafanzeige einzurei-chen, mit Kopie an den Ringier-Verlag. Der Vorwurf: Störung der Glaubens- und Kul-tusfreiheit. Dessen macht sich schuldig, wer «öentlich und in gemeiner Weise die Über-zeugung anderer in Glaubenssachen, insbe-sondere den Glauben an Gott, beschimpft, verspottet oder Gegenstände religiöser Ver-ehrung verunehrt». Nun mag man meinen, dass Schüsse auf die Mutter Gottes vielleicht in dieses Spektrum fallen. Doch nur auf den ersten Blick. Frau Ameti hat ein gedrucktes Foto auf einem Katalog beschossen. Sie hat kei-nen Koran angezündet, keine Torarolle mit Kot beschmiert und auf kein Kruzix uri-niert. Sie hat einen Katalog, der Waren an-geboten hat, fürs Schiesstraining benützt. Mit anderen Worten: Sie hat Altpapier wie-derverwertet. Fertig. Aber weil sie seit Jahren konservative Politguren zwischen Fribourg und dem Münstertal nervt, wirft man ihr nun «Got-teslästerung» und «Verletzung religiöser Ge-fühle» vor. Ausgerechnet das. Wie muss man sich das vorstellen? Ich fühle mich in mei-nen Gefühlen verletzt, weil ein Vierfarben-druck auf einem Verkaufskatalog ein paar Löcher abgekriegt hat? Ernsthaft?Mir gehen diese Idioten, die sich die ganze Zeit in ihren religiösen Gefühlen ver-letzt fühlen, dermassen auf die Eier, dass ich pausenlos auf sie einschlagen möchte. So dass sie spüren, wie sich Verletzungen tat-sächlich anfühlen. Die Schweiz ist längst kein pietätvolles Land ehrfürchtiger Christenmenschen mehr. Landauf landab treten Menschen aus der Kirche aus, weil sie ihnen entweder zu langweilig (Protestant*innen) oder zu kindsmissbrauchend (Katholik*innen) sind. Die Kirchen sind leer. Neulich war ich in ei-ner katholischen Kapelle an einer Taufe, die von einer Yogalehrerin geleitet wurde, die das Kind mit Aurasoma-Öl einrieb. Aber klar, wenn wir die Chance haben, eine junge Migrantentochter abzusägen, dann spüren wir sie wieder, diese Nähe zum strafenden Herrgott, der uns den Marsch bläst.Den Erzengel Michael, der im Original über Maria und Jesuskind thront hat die Schützin übrigens verschont. Meine Gefüh-le bleiben also unverletzt. In diversen Medien durften irgendwelche Religionsexpert*- innen oder anderweitige Moral- fuzzis erklären, dass das wahn-sinnig schlimm sei, was sie da gemacht habe. Die Verletzungeingebildeter GefühleMaria und das Jesuskind wurden beschossen, doch während Maria weiterlächelt, fühlen sich andere in ihren «religiösen Gefühlen» verletzt. Mumpitz, findet mich Rüegg.Mit anderen Worten: Sie hat Altpapier wiederverwertet. CRUISER OKTOBER 202413KOLUMNEMICHI RÜEGG12CRUISER OKTOBER 2024SPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHT12sportlichen Wettkämpfen für das Ge-schlecht anzutreten, dem man sich zugehö-rig fühlt? Hierfür gehen wir schliesslich je-des Jahr bei der Pride auf die Strasse und kämpfen auch sonst für Gleichberechtigung und Toleranz.Wenn das mal so einfach wäre. Klar sagen sicherlich die meisten aus dem Bauch heraus, die Person kann ja nichts dafür, jede*r soll so leben, wie er*sie möchte. Das stimmt wohl, aber dann kommt wieder un-ser alter Aufklärer Immanuel Kant ins Spiel, der sagte, die Freiheit des Einzelnen könne lediglich so weit gehen, bis sie die Freiheit eines anderen einschränke oder verletze. Und genau da sind wir, wenn die Boxerin Imane Khelif aus Algerien in der Gewichts-klasse bis 66 Kilogramm ihrer italienischen Konkurrentin so auf die Nase haut, dass die-se meint, dass die Nase gebrochen ist und in Tränen zusammenbricht. Denn bei aller So-lidarität und Toleranz, bei dem grösstmögli-chen Verständnis für das Schicksal solcher Sportler*innen muss man immer bedenken, dass die Entwicklung und die körperlichen Anlagen von Frauen- und Männerkörpern – vor allem nach durchlebter Pubertät – un-terschiedliche Voraussetzungen aufweisen. Unterschiedliche körperliche Voraus-setzungen bei Männern und FrauenSo liegt der Anteil der Muskelmasse bei Frauen im Durchschnitt bei 25 bis 30%, während sie bei Männer zwischen 40 bis 50% liegt. Frauen erreichen durchschnitt-lich lediglich 67% der Muskelkraft von Män-ner, weswegen es auch heute noch trotz al-ler Chancengleichheit sinnvoll ist, dass z. B. mehr Männer als Frauen in Berufen arbei-ten, in denen es viel auf Körperkraft an-kommt, z. B. auf dem Bau oder in bestimm-ten Handwerksberufen. Diese Eignung wird noch dadurch verstärkt, dass die körperli-che Kraft von Frauen eher im Unterkörper, bei Männern eher im Oberkörper liegt. Was dann wiederum in Sportarten wie Boxen ein sehr wesentlicher Unterschied ist. Schliesslich haben Männer dadurch eine um 162% grössere Schlagkraft als Frauen. Diese Zahl muss man erst mal wirken lassen und ihre Bedeutung erkennen. Ganz ver-einfacht gesagt hat eine Frau immer das Nachsehen, wenn sie sich in eine Schlägerei – oder einen Boxkampf – auf einem Mann einlässt.Bei Imane Khelif wurde bei einer Un-tersuchung des Boxverbandes IBA im Jahr 2023 festgestellt, dass sie ein XY-Chromo-som habe, was sie zum Mann macht. Das IOC jedoch führt keine Geschlechtstests durch, hier genügt der Eintrag im Pass. Und dort steht bei Khelif, ebenso wie bei der in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo angetretenen Taiwanesin Lin Yu-ting, weiblich. Da fragt man sich schon, was das IOC damit be-zweckte, solche Fragen nicht im Vorfeld zu klären. Denn so kam es zum worst case: Die Sportlerinnen stehen während der Olympi-schen Spiele im maximalen Fokus der Auf-merksamkeit, die ganze Welt blickte im Juli und August nach Paris, und dann werden sie an den Pranger gestellt. Solche Diskussi-onen müssen im Vorfeld geführt werden und es muss klare Regelungen geben.Eigentlich hatte man das auch einmal anders beschlossen: Im Jahr 1968 führte das IOC einen Chromosomentest ein, dem z. B. 1985 die spanische Hürdenläuferin Maria José Martinez-Patiño zum Opfer el. 1999 hat man die umfassenden Tests allerdings wieder aufgehoben, der Leichtathletikver-band z. B. testet in Verdachtsfällen. Aber was genau sind Verdachtsfälle? Ist es ver-dächtig, wenn eine Frau «männlich» aus-sieht, weil sie etwa kurze Haare und viele Muskeln hat, was z. B. bei Hammerwerfe-rinnen irgendwie leicht vorkommen kann. Oder wenn sie eine tiefe Stimme hat und aus- serordentlich gute Leistungen erbringt?Feste Werte können Sicherheit gebenWir erinnern uns alle an die 800-Meter-Läuferin Caster Semenya aus Südafrika. Bei ihrer Geburt wurde sie als Mädchen einge-ordnet, da ihre Testosteronwerte aber den üblichen Wert von Frauen überschritten und sie über einen männlichen Chromoso-mensatz verfügte, kam eine weitreichende Diskussion auf. Semenya hat sich immer wieder vehement gegen diese Einordnung gewehrt und wollte als Frau gesehen und bewertet werden. Man beschloss von ozieller Seite in Folge dieses Falles, dass die Testosteron-werte eine bestimmte Höhe nicht über-schreiten durften. Allerdings rückte man 2021 wieder von pauschalen Grenzwerten ab und stellt die Inklusion in den Vorder-grund. Dies ist in den genannten Fällen al-lerdings schwierig, denn die Einteilung in die Geschlechter sowie z. B. auch in Ge-wichtsklassen macht in bestimmten Sport-arten eben Sinn. (In anderen, wie z. B. beim Reiten oder Sportschiessen, starten seither Männer und Frauen gemeinsam in einem Wettkampf gegeneinander.)Deswegen sollten sich die Verbände für die Zukunft überlegen, wie sie mit sol-chen individuellen Fällen umgehen. Gut ist es immer, feste Regelungen zu haben, damit niemand das Gefühl haben kann, es sei eine persönliche Fehde. Es geht zum einen um Gerechtigkeit, zum anderen aber auch um die körperliche Unversehrtheit und Sicher-heit. Dann kommt wieder unser alter Aufklärer Immanuel Kant ins Spiel, der sagte, die Freiheit des Einzelnen könne lediglich so weit gehen, bis sie die Freiheit eines anderen einschränke oder verletze. Bild © Bundesarchiv, Bild 183-C10378 / unbekannt / CC-BY-SA 3.0Heinrich «Heinz» Ratjen, ein intergeschlechtlicher deutscher Leichtathlet, nahm 1936 unter dem Namen Dora Ratjen an den Olympischen Spielen im Hochsprung teil und stellte 1938 einen Frauen-Weltrekord auf. Nach der Enthüllung seiner inter-geschlechtlichen Identität wurde sein Geschlecht 1939 offiziell auf «männlich» geändert, was das Ende seiner Karriere im Frauensport bedeutete.Ganz vereinfacht gesagt hat eine Frau immer das Nachsehen, wenn sie sich in eine Schlägerei – oder einen Boxkampf – auf einem Mann einlässt.
VON MICHI RÜEGGDie Zürcher Gemeinderätin Sanija Ameti absolvierte mit der Luftpistole ein Schiesstraining. Sie traf ganz vorzüglich. Etwas weniger geschickt war sie bei der Auswahl ihrer improvisierten Ziel-scheibe. Sie nahm ein Bild aus irgendeinem Auktionskatalog, ein altes Gemälde. Sie hätte besser ein Werk jüngeren Datums aus-gesucht, denn zur Entstehungszeit ihrer Zielscheibe wurden praktisch ausschliess-lich religiöse Motive gemalt. Der Katalog des Auktionshauses Koller, der als Ziel her-halten musste, verzeichnete auch andere Gemälde. Zum Beispiel das «Bildnis eines bärtigen Herrn». Oder ein «Stillleben mit ei-nem Früchtekorb und zwei Vögeln». Auf Früchte zu schiessen und Vögel abzuknal-len, hätte wohl niemanden gestört.Doch GLP-Politikerin Ameti gri aus-gerechnet nach einem Bild von «Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael», ent-standen um 1375. Und das war ein Fehler, wie sich relativ deutlich herausstellte. Dass sie ihre Schiessleistung auch noch auf Ins-tagram bewarb, kann man ihr nicht ver-übeln. Politiker*innen ihrer Generation stellen reexartig jeden Scheissdreck auf Social Media. Aber auch das war in diesem Fall ein grosser Fehler.Kurz darauf musste Sanija Ameti un-ter Polizeischutz gestellt werden. Ihre Par-tei, die um keinen opportunistischen Win-kelzug verlegenen Grünliberalen, schrien sofort in die Welt, sie würden Ameti aus-schliessen wollen. Ihr Arbeitgeber, eine alt-eingesessene PR- und Werbeagentur, die bislang noch von jedem Kunden Geld nahm, egal ob unethisch oder nicht, stellte die Ju-ristin per Fusstritt vor die Tür. Und dort vor der Tür steht nun der eiligst bestellte Poli-zeischutz für die junge Frau, weil eine Flut wüstester Drohungen eingegangen war. In diversen Medien durften irgend-welche Religionsexpert*innen oder ander-weitige Moralfuzzis erklären, dass das wahnsinnig schlimm sei, was sie da ge-macht habe. Die Junge SVP war sich derweil nicht zu dumm, eine Strafanzeige einzurei-chen, mit Kopie an den Ringier-Verlag. Der Vorwurf: Störung der Glaubens- und Kul-tusfreiheit. Dessen macht sich schuldig, wer «öentlich und in gemeiner Weise die Über-zeugung anderer in Glaubenssachen, insbe-sondere den Glauben an Gott, beschimpft, verspottet oder Gegenstände religiöser Ver-ehrung verunehrt». Nun mag man meinen, dass Schüsse auf die Mutter Gottes vielleicht in dieses Spektrum fallen. Doch nur auf den ersten Blick. Frau Ameti hat ein gedrucktes Foto auf einem Katalog beschossen. Sie hat kei-nen Koran angezündet, keine Torarolle mit Kot beschmiert und auf kein Kruzix uri-niert. Sie hat einen Katalog, der Waren an-geboten hat, fürs Schiesstraining benützt. Mit anderen Worten: Sie hat Altpapier wie-derverwertet. Fertig. Aber weil sie seit Jahren konservative Politguren zwischen Fribourg und dem Münstertal nervt, wirft man ihr nun «Got-teslästerung» und «Verletzung religiöser Ge-fühle» vor. Ausgerechnet das. Wie muss man sich das vorstellen? Ich fühle mich in mei-nen Gefühlen verletzt, weil ein Vierfarben-druck auf einem Verkaufskatalog ein paar Löcher abgekriegt hat? Ernsthaft?Mir gehen diese Idioten, die sich die ganze Zeit in ihren religiösen Gefühlen ver-letzt fühlen, dermassen auf die Eier, dass ich pausenlos auf sie einschlagen möchte. So dass sie spüren, wie sich Verletzungen tat-sächlich anfühlen. Die Schweiz ist längst kein pietätvolles Land ehrfürchtiger Christenmenschen mehr. Landauf landab treten Menschen aus der Kirche aus, weil sie ihnen entweder zu langweilig (Protestant*innen) oder zu kindsmissbrauchend (Katholik*innen) sind. Die Kirchen sind leer. Neulich war ich in ei-ner katholischen Kapelle an einer Taufe, die von einer Yogalehrerin geleitet wurde, die das Kind mit Aurasoma-Öl einrieb. Aber klar, wenn wir die Chance haben, eine junge Migrantentochter abzusägen, dann spüren wir sie wieder, diese Nähe zum strafenden Herrgott, der uns den Marsch bläst.Den Erzengel Michael, der im Original über Maria und Jesuskind thront hat die Schützin übrigens verschont. Meine Gefüh-le bleiben also unverletzt. In diversen Medien durften irgendwelche Religionsexpert*- innen oder anderweitige Moral- fuzzis erklären, dass das wahn-sinnig schlimm sei, was sie da gemacht habe. Die Verletzungeingebildeter GefühleMaria und das Jesuskind wurden beschossen, doch während Maria weiterlächelt, fühlen sich andere in ihren «religiösen Gefühlen» verletzt. Mumpitz, findet mich Rüegg.Mit anderen Worten: Sie hat Altpapier wiederverwertet. CRUISER OKTOBER 202413KOLUMNEMICHI RÜEGG12CRUISER OKTOBER 2024SPORTWETTKAMPF UND GESCHLECHT12sportlichen Wettkämpfen für das Ge-schlecht anzutreten, dem man sich zugehö-rig fühlt? Hierfür gehen wir schliesslich je-des Jahr bei der Pride auf die Strasse und kämpfen auch sonst für Gleichberechtigung und Toleranz.Wenn das mal so einfach wäre. Klar sagen sicherlich die meisten aus dem Bauch heraus, die Person kann ja nichts dafür, jede*r soll so leben, wie er*sie möchte. Das stimmt wohl, aber dann kommt wieder un-ser alter Aufklärer Immanuel Kant ins Spiel, der sagte, die Freiheit des Einzelnen könne lediglich so weit gehen, bis sie die Freiheit eines anderen einschränke oder verletze. Und genau da sind wir, wenn die Boxerin Imane Khelif aus Algerien in der Gewichts-klasse bis 66 Kilogramm ihrer italienischen Konkurrentin so auf die Nase haut, dass die-se meint, dass die Nase gebrochen ist und in Tränen zusammenbricht. Denn bei aller So-lidarität und Toleranz, bei dem grösstmögli-chen Verständnis für das Schicksal solcher Sportler*innen muss man immer bedenken, dass die Entwicklung und die körperlichen Anlagen von Frauen- und Männerkörpern – vor allem nach durchlebter Pubertät – un-terschiedliche Voraussetzungen aufweisen. Unterschiedliche körperliche Voraus-setzungen bei Männern und FrauenSo liegt der Anteil der Muskelmasse bei Frauen im Durchschnitt bei 25 bis 30%, während sie bei Männer zwischen 40 bis 50% liegt. Frauen erreichen durchschnitt-lich lediglich 67% der Muskelkraft von Män-ner, weswegen es auch heute noch trotz al-ler Chancengleichheit sinnvoll ist, dass z. B. mehr Männer als Frauen in Berufen arbei-ten, in denen es viel auf Körperkraft an-kommt, z. B. auf dem Bau oder in bestimm-ten Handwerksberufen. Diese Eignung wird noch dadurch verstärkt, dass die körperli-che Kraft von Frauen eher im Unterkörper, bei Männern eher im Oberkörper liegt. Was dann wiederum in Sportarten wie Boxen ein sehr wesentlicher Unterschied ist. Schliesslich haben Männer dadurch eine um 162% grössere Schlagkraft als Frauen. Diese Zahl muss man erst mal wirken lassen und ihre Bedeutung erkennen. Ganz ver-einfacht gesagt hat eine Frau immer das Nachsehen, wenn sie sich in eine Schlägerei – oder einen Boxkampf – auf einem Mann einlässt.Bei Imane Khelif wurde bei einer Un-tersuchung des Boxverbandes IBA im Jahr 2023 festgestellt, dass sie ein XY-Chromo-som habe, was sie zum Mann macht. Das IOC jedoch führt keine Geschlechtstests durch, hier genügt der Eintrag im Pass. Und dort steht bei Khelif, ebenso wie bei der in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo angetretenen Taiwanesin Lin Yu-ting, weiblich. Da fragt man sich schon, was das IOC damit be-zweckte, solche Fragen nicht im Vorfeld zu klären. Denn so kam es zum worst case: Die Sportlerinnen stehen während der Olympi-schen Spiele im maximalen Fokus der Auf-merksamkeit, die ganze Welt blickte im Juli und August nach Paris, und dann werden sie an den Pranger gestellt. Solche Diskussi-onen müssen im Vorfeld geführt werden und es muss klare Regelungen geben.Eigentlich hatte man das auch einmal anders beschlossen: Im Jahr 1968 führte das IOC einen Chromosomentest ein, dem z. B. 1985 die spanische Hürdenläuferin Maria José Martinez-Patiño zum Opfer el. 1999 hat man die umfassenden Tests allerdings wieder aufgehoben, der Leichtathletikver-band z. B. testet in Verdachtsfällen. Aber was genau sind Verdachtsfälle? Ist es ver-dächtig, wenn eine Frau «männlich» aus-sieht, weil sie etwa kurze Haare und viele Muskeln hat, was z. B. bei Hammerwerfe-rinnen irgendwie leicht vorkommen kann. Oder wenn sie eine tiefe Stimme hat und aus- serordentlich gute Leistungen erbringt?Feste Werte können Sicherheit gebenWir erinnern uns alle an die 800-Meter-Läuferin Caster Semenya aus Südafrika. Bei ihrer Geburt wurde sie als Mädchen einge-ordnet, da ihre Testosteronwerte aber den üblichen Wert von Frauen überschritten und sie über einen männlichen Chromoso-mensatz verfügte, kam eine weitreichende Diskussion auf. Semenya hat sich immer wieder vehement gegen diese Einordnung gewehrt und wollte als Frau gesehen und bewertet werden. Man beschloss von ozieller Seite in Folge dieses Falles, dass die Testosteron-werte eine bestimmte Höhe nicht über-schreiten durften. Allerdings rückte man 2021 wieder von pauschalen Grenzwerten ab und stellt die Inklusion in den Vorder-grund. Dies ist in den genannten Fällen al-lerdings schwierig, denn die Einteilung in die Geschlechter sowie z. B. auch in Ge-wichtsklassen macht in bestimmten Sport-arten eben Sinn. (In anderen, wie z. B. beim Reiten oder Sportschiessen, starten seither Männer und Frauen gemeinsam in einem Wettkampf gegeneinander.)Deswegen sollten sich die Verbände für die Zukunft überlegen, wie sie mit sol-chen individuellen Fällen umgehen. Gut ist es immer, feste Regelungen zu haben, damit niemand das Gefühl haben kann, es sei eine persönliche Fehde. Es geht zum einen um Gerechtigkeit, zum anderen aber auch um die körperliche Unversehrtheit und Sicher-heit. Dann kommt wieder unser alter Aufklärer Immanuel Kant ins Spiel, der sagte, die Freiheit des Einzelnen könne lediglich so weit gehen, bis sie die Freiheit eines anderen einschränke oder verletze. Bild © Bundesarchiv, Bild 183-C10378 / unbekannt / CC-BY-SA 3.0Heinrich «Heinz» Ratjen, ein intergeschlechtlicher deutscher Leichtathlet, nahm 1936 unter dem Namen Dora Ratjen an den Olympischen Spielen im Hochsprung teil und stellte 1938 einen Frauen-Weltrekord auf. Nach der Enthüllung seiner inter-geschlechtlichen Identität wurde sein Geschlecht 1939 offiziell auf «männlich» geändert, was das Ende seiner Karriere im Frauensport bedeutete.Ganz vereinfacht gesagt hat eine Frau immer das Nachsehen, wenn sie sich in eine Schlägerei – oder einen Boxkampf – auf einem Mann einlässt.
15CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCK15Glitzer, Glamour und MusikRockmusik ist was für «echte» Männer. Die Vertreter des Glam Rock, bewiesen das Gegenteil und wurden damit zu queeren Idolen.VON BIRGIT KAWOHLDie Vorstellung von einem wahren Rockmusiker sieht bei vielen wahr-scheinlich relativ ähnlich aus: Le-derkluft, stabiles Äusseres, Macho-Gehabe und -Sprüche, ausserhalb der Bühne gerne mit einer Harley Davidson unterwegs… So viel zum Klischee. Daneben gibt es logi-scherweise ganz, ganz viele Varianten, an-gefangen von zierlichen Männern in Jeans oder solchen, die gerne Velofahren. Bis zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts waren Varianten diesbezüglich wenig gewünscht und daher auch kaum sichtbar. Dass Män-ner wie «echte Kerle» aussehen und sich so verhalten sollten, galt in allen Lebensberei-chen, somit auch im Bereich der Kultur und dort ganz sicher für die Musik. Rockmusik machten Männer wie Mick Jagger oder Ozzy Osborne, die Gruppen hinterliessen nach Konzertende (hysterisch) weinende Frauen wie die Beatles oder nachdenkliche Intel-lektuelle wie Pink Floyd.Dennoch merkte man einen stetigen Wandel, denn schon mit den Beatles japsten die ersten Eltern nach Luft ob der ungeheu-er gewagten Frisuren. Wenn man sich diese Pilzköpfe anschaut, fragt man sich schon, wozu bei diesem Anblick sinnlos Atemluft verprasst wurde. Nichtsdestotrotz war dies quasi der Startschuss für immer länger wer-dende Haare und wilder gestylte Frisuren. Männer trugen selbstbewusst Dauerwellen – eine Frisur, die bis dato älteren Damen vorbehalten war – und konnten schnell mit Nachbars Pudel verwechselt werden, sie de-monstrierten ihren üppigen und vor allem langen Haarwuchs oensiv, sodass selbst meine Mutter irgendwann einknickte und ermattet sagte: «Lange Haare dürfen es sein, solange sie gepegt sind.» Nun gut, da-für gab es ja das legendäre Apfelshampoo, womit die Sache abgehakt war.Gary Glitter liefert den StartschussDieser Wandel hatte aber nicht unbedingt etwas mit einem geänderten männlichen Selbstbewusstsein oder gar einer oeneren Sexualität zum Beispiel in Bezug auf gleich-geschlechtliche Liebe zu tun, auch wenn sicherlich die Ende der 1960er-Jahre voll- zogene Legalisierung von Homosexualität in Grossbritannien ein nicht zu unterschät-zender Katalysator war.Bis dann der 1944 geborene britische Sänger Gary Glitter die Bühne betrat. Mit ihm ging ein Wandel einher, der bis heute nachwirkt, denn längst wundert sich nie-mand mehr über Make-up oder Satinhem-den und auch nicht über Männer, die Sex mit Männern (und Frauen) haben. Bei ihm liegt so etwas wie die Geburtsstunde des Glam Rock, auch Glamour Rock oder Glitter Rock genannt; ein Musikstil, der sich durch Rhythmusbetontheit als Referenz an den Rock ’n’ Roll der 1950er-Jahre unter Einbin-dung von Keyboards charakterisiert. Musik und Erscheinungsbild strahlen parallel und sich ergänzend Opulenz aus.Gary Glitter nun – eigentlich eine überaus tragische Figur, er wurde später wegen Kindesmissbrauchs mehrfach ange-klagt und verurteilt, zur Zeit sitzt er erneut eine Haftstrafe ab – wirkte wie eine Persia-ge von Elvis Presley mit seinem weit geö-neten Hemd, seiner glitzernden Kleidung und seinem grell geschminkten Gesicht. Das Aussehen war dabei auch ein wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Bestandteil seines Schaens. Wenn man sich das Video seines Hits «Rock’n’Roll Part II» anschaut und dabei den Text aufmerksam verfolgt, der vor allem aus den Wörter Rock’n’Roll besteht – selbst ich hätte diesen ausnahms-weise problemlos auswendig lernen können – wird deutlich, dass es hier primär um ei-nen Akt der Selbstinszenierung geht, und damit das Gegenteil der mit Akribie zusam-mengestellten Konzeptalben u. a. von von Pink Floyd und Genesis, die das Bedürfnis hatten, der Menschheit etwas Wichtiges mitzuteilen.Androgynität und Geschlechter-fluiditätMarc Bolan, Frontsänger der 1970 von Tyrannosoraus rex in T. Rex umbenannten Band, gilt neben Gary Glitter als Begründer des Glam Rock. «Als er bei Top of the Pops von Kopf bis Fuss in Seide und Satin geklei-det auftrat und sich Glitzertränen unter die Augen schmierte, wurde Marc sofort zum Trendsetter in Sachen Androgynität und Ge-schlechteruidität, ein Schritt, der die Glam- Rock-Ära einläutete. Mit seinem langen Kor-kenzieherhaar und seiner geringen Grösse ➔ Glamour Rock oder Glitter Rock genannt; ein Musikstil, der sich durch Rhythmusbetontheit als Referenz an den Rock ’n’ Roll der 1950er-Jahre unter Ein- bindung von Keyboards charak-terisiert.Bild © Shutterstock
15CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCK15Glitzer, Glamour und MusikRockmusik ist was für «echte» Männer. Die Vertreter des Glam Rock, bewiesen das Gegenteil und wurden damit zu queeren Idolen.VON BIRGIT KAWOHLDie Vorstellung von einem wahren Rockmusiker sieht bei vielen wahr-scheinlich relativ ähnlich aus: Le-derkluft, stabiles Äusseres, Macho-Gehabe und -Sprüche, ausserhalb der Bühne gerne mit einer Harley Davidson unterwegs… So viel zum Klischee. Daneben gibt es logi-scherweise ganz, ganz viele Varianten, an-gefangen von zierlichen Männern in Jeans oder solchen, die gerne Velofahren. Bis zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts waren Varianten diesbezüglich wenig gewünscht und daher auch kaum sichtbar. Dass Män-ner wie «echte Kerle» aussehen und sich so verhalten sollten, galt in allen Lebensberei-chen, somit auch im Bereich der Kultur und dort ganz sicher für die Musik. Rockmusik machten Männer wie Mick Jagger oder Ozzy Osborne, die Gruppen hinterliessen nach Konzertende (hysterisch) weinende Frauen wie die Beatles oder nachdenkliche Intel-lektuelle wie Pink Floyd.Dennoch merkte man einen stetigen Wandel, denn schon mit den Beatles japsten die ersten Eltern nach Luft ob der ungeheu-er gewagten Frisuren. Wenn man sich diese Pilzköpfe anschaut, fragt man sich schon, wozu bei diesem Anblick sinnlos Atemluft verprasst wurde. Nichtsdestotrotz war dies quasi der Startschuss für immer länger wer-dende Haare und wilder gestylte Frisuren. Männer trugen selbstbewusst Dauerwellen – eine Frisur, die bis dato älteren Damen vorbehalten war – und konnten schnell mit Nachbars Pudel verwechselt werden, sie de-monstrierten ihren üppigen und vor allem langen Haarwuchs oensiv, sodass selbst meine Mutter irgendwann einknickte und ermattet sagte: «Lange Haare dürfen es sein, solange sie gepegt sind.» Nun gut, da-für gab es ja das legendäre Apfelshampoo, womit die Sache abgehakt war.Gary Glitter liefert den StartschussDieser Wandel hatte aber nicht unbedingt etwas mit einem geänderten männlichen Selbstbewusstsein oder gar einer oeneren Sexualität zum Beispiel in Bezug auf gleich-geschlechtliche Liebe zu tun, auch wenn sicherlich die Ende der 1960er-Jahre voll- zogene Legalisierung von Homosexualität in Grossbritannien ein nicht zu unterschät-zender Katalysator war.Bis dann der 1944 geborene britische Sänger Gary Glitter die Bühne betrat. Mit ihm ging ein Wandel einher, der bis heute nachwirkt, denn längst wundert sich nie-mand mehr über Make-up oder Satinhem-den und auch nicht über Männer, die Sex mit Männern (und Frauen) haben. Bei ihm liegt so etwas wie die Geburtsstunde des Glam Rock, auch Glamour Rock oder Glitter Rock genannt; ein Musikstil, der sich durch Rhythmusbetontheit als Referenz an den Rock ’n’ Roll der 1950er-Jahre unter Einbin-dung von Keyboards charakterisiert. Musik und Erscheinungsbild strahlen parallel und sich ergänzend Opulenz aus.Gary Glitter nun – eigentlich eine überaus tragische Figur, er wurde später wegen Kindesmissbrauchs mehrfach ange-klagt und verurteilt, zur Zeit sitzt er erneut eine Haftstrafe ab – wirkte wie eine Persia-ge von Elvis Presley mit seinem weit geö-neten Hemd, seiner glitzernden Kleidung und seinem grell geschminkten Gesicht. Das Aussehen war dabei auch ein wichtiger, wenn nicht gar der wichtigste Bestandteil seines Schaens. Wenn man sich das Video seines Hits «Rock’n’Roll Part II» anschaut und dabei den Text aufmerksam verfolgt, der vor allem aus den Wörter Rock’n’Roll besteht – selbst ich hätte diesen ausnahms-weise problemlos auswendig lernen können – wird deutlich, dass es hier primär um ei-nen Akt der Selbstinszenierung geht, und damit das Gegenteil der mit Akribie zusam-mengestellten Konzeptalben u. a. von von Pink Floyd und Genesis, die das Bedürfnis hatten, der Menschheit etwas Wichtiges mitzuteilen.Androgynität und Geschlechter-fluiditätMarc Bolan, Frontsänger der 1970 von Tyrannosoraus rex in T. Rex umbenannten Band, gilt neben Gary Glitter als Begründer des Glam Rock. «Als er bei Top of the Pops von Kopf bis Fuss in Seide und Satin geklei-det auftrat und sich Glitzertränen unter die Augen schmierte, wurde Marc sofort zum Trendsetter in Sachen Androgynität und Ge-schlechteruidität, ein Schritt, der die Glam- Rock-Ära einläutete. Mit seinem langen Kor-kenzieherhaar und seiner geringen Grösse ➔ Glamour Rock oder Glitter Rock genannt; ein Musikstil, der sich durch Rhythmusbetontheit als Referenz an den Rock ’n’ Roll der 1950er-Jahre unter Ein- bindung von Keyboards charak-terisiert.Bild © Shutterstock
16 17CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCKKULTURGLAM ROCK1717durchaus etwas Identitätsstiftendes hatte. Man muss dabei immer bedenken, dass Cross-Dressing z. B. in den USA zu dieser Zeit immer noch verpönt war. Die Bi- oder vielleicht auch Homosexualität, die Bolan im weiteren Leben durch das Umgeben mit Frauen und seine Hochzeit mit June ver-schleierte, wird u. a. auch von Pete Town-send («e Who») bestätigt, der von Bolans Zeit als jugendlichem Stricher berichtet. Andere Bekannte halten fest, dass Bolan seine Sexualität vor allem zu seinem Vorteil nutzte, was es schwer mache zu entschei-den, ob er hetero-, bi- oder homosexuell ge-wesen sei. Nach heutigen Massstäben wür-de sich Bolan vielleicht am ehesten als pansexuell beschreiben, wer ihm geel, mit dem*der ging er ins Bett. Musik ist Kunst und ShowDer Berühmtheit von T. Rex tat das alles überhaupt keinen Abbruch – im Gegenteil: Alleine im Jahr 1972 verkaufte T. Rex 16 Mil-lionen Schallplatten, teilweise gingen pro Tag 60’000 Singles über die Ladentheke. Der Erfolg lässt sich nicht nur an den Verkaufs-zahlen, sondern auch an den Chartplatzie-rungen festmachen, bei dem die Nummer-1-Hits keine Seltenheit waren.Das Spielen mit Geschlechteridentitä-ten beherrschte ein weiterer Musiker nahe-zu perfekt. Er liess es sich sogar nicht neh-men, eine Kunstgur zu schaen, mit der er all das ausleben konnte, was im letzten Drit-tel des 20. Jahrhunderts ansonsten nicht so einfach möglich gewesen wäre. Die Rede ist natürlich von David Bowie und seinem Al-ter Ego Ziggy Stardust, das ihm 1972 mit dem Album «e Rise and Fall of Ziggy Star-dust and the Spiders from Mars» endgültig zum (nanziellen) Durchbruch verhalf. Die folgende Bühnenshow strotze nur so vor Androgynität und Pomp. Bowie bezeichne-te sich in dieser Zeit als homosexuell, etwas, dass er später wieder «ablegte». Wobei man sich da schon fragen darf, an welcher Stelle er sich und sein Publikum belogen hat und was die Gründe dafür waren. Verheiratet (mit einer Frau) war er jedenfalls sowohl vor als auch nach diesem Outing, was aber selbstverständlich kein Beweis für irgendei-ne Art der sexuellen Orientierung ist. Man kann sich hier vielleicht nicht des Gedan-kens der Kommerzialität erwehren, den u. a. Sky Nonhof als ein Kennzeichen des Glam Rock benennt.Bilder © Pop art Bolan, frickr / bahoe booksNach heutigen Massstäben würde sich Bolan vielleicht am ehesten als pansexuell be- schreiben, wer ihm gefiel, mit dem*der ging er ins Bett. Hymnen für die EwigkeitNonhof deniert Glam Rock im Juli 2022 auf Deutschlandfunk Kultur bereits im Titel seines Artikels als Musik, die «wieder Spass machen durfte». Von der Kritik sei dieser Musikstil verachtet gewesen, das habe auch seine Gründe gehabt: «Glam war – im bes-ten Sinne – eine Unverschämtheit: unver-hohlen kommerziell, unverblümt oensiv und oen für alles, kurz: der totale Pop, der alles auf den Kopf stellte, ein universaler Kindergarten, in dem die Jungs Frauenklei-der tragen und die Mädchen zu den ganz harten Burschen gehören durften.» Über die Outts auf der Bühne oder auch in den aufkommenden Musikvideos könnte man stundenlang sprechen. Blitz-lichtgewittermässig schnellen jedem*r sicherlich diverse Eindrücke durch den Kopf und einer darf dabei auf keinen Fall fehlen: Freddie Mercury. Der 1946 als Far-rokh Buksara in Sansibar geborene Künstler ist durch seine Präsenz und die unzähligen Queens-Hits für viele so etwas wie der Inbe-gri des Glam Rockers. Das Spiel mit Ge-schlechterrollen beherrschte er wie kaum ein*e Zweite*r. Bei dem weltbekannten Vi-deo zu «I want to break free» kam es zu einer Polarisierung zwischen «das geht ja gar nicht» und «grossartig». Wir erinnern uns: Mercury, gewandet in einen Lackminirock und einen hellrosafarbenen, ärmellosen QUEEN findet ZU seinem PUBLIKUM!DIESMAL WIRD DIE VERöFFENTLICHUNG DES NEUEN ALBUMS VON UMFANGREICHEN TOURNEEN BEGLEITET... IHRE AUSSERGEWöHNLICHEN BüHNENAUFTRITTE sind.auch erkennt er SOFORT, DASS EINE DER HAUPTSTÄRKEN DER GRUPPE…DIE BAND WIRD EIN ZWEITES ALBUM HERAUSBRINGEN, UM IHREN STIL WEITER ZU FESTIGEN.DER PRODUZENT VON EMI RECORDS HAT GROSSE PLÄNE FÜR queen.Marc Bolan, der Frontmann der britischen Rockband T. Rex, war eins der Idole des Glam Rock und verschaffte der Band Anfang der 1970er-Jahre einen immensen Erfolg.(er kam nicht einmal mit High Heels auf 1,65 m) wirkte Marc durch und durch wie eine androgyne Elfe.» Diese Einschätzung von Liv Ritson in ihrem Artikel Marc Bolan: Eine vergessene Queer-Ikone vom 5. Juli 2022 macht deutlich, dass das Spielen mit Ge-schlechteridentitäten und dem Zeigen eige-ner nicht heteronormativer Lebens- und Liebesweisen – Ritson betont die sichtbar gelebte Bisexualität Bolans - im Glam Rock Ausschnitt aus der Graphic Novel «Queen», die Enststehen, Wachsen und Gedeihen der Rock-Titanen gekonnt nachzeichnet.ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.
16 17CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCKKULTURGLAM ROCK1717durchaus etwas Identitätsstiftendes hatte. Man muss dabei immer bedenken, dass Cross-Dressing z. B. in den USA zu dieser Zeit immer noch verpönt war. Die Bi- oder vielleicht auch Homosexualität, die Bolan im weiteren Leben durch das Umgeben mit Frauen und seine Hochzeit mit June ver-schleierte, wird u. a. auch von Pete Town-send («e Who») bestätigt, der von Bolans Zeit als jugendlichem Stricher berichtet. Andere Bekannte halten fest, dass Bolan seine Sexualität vor allem zu seinem Vorteil nutzte, was es schwer mache zu entschei-den, ob er hetero-, bi- oder homosexuell ge-wesen sei. Nach heutigen Massstäben wür-de sich Bolan vielleicht am ehesten als pansexuell beschreiben, wer ihm geel, mit dem*der ging er ins Bett. Musik ist Kunst und ShowDer Berühmtheit von T. Rex tat das alles überhaupt keinen Abbruch – im Gegenteil: Alleine im Jahr 1972 verkaufte T. Rex 16 Mil-lionen Schallplatten, teilweise gingen pro Tag 60’000 Singles über die Ladentheke. Der Erfolg lässt sich nicht nur an den Verkaufs-zahlen, sondern auch an den Chartplatzie-rungen festmachen, bei dem die Nummer-1-Hits keine Seltenheit waren.Das Spielen mit Geschlechteridentitä-ten beherrschte ein weiterer Musiker nahe-zu perfekt. Er liess es sich sogar nicht neh-men, eine Kunstgur zu schaen, mit der er all das ausleben konnte, was im letzten Drit-tel des 20. Jahrhunderts ansonsten nicht so einfach möglich gewesen wäre. Die Rede ist natürlich von David Bowie und seinem Al-ter Ego Ziggy Stardust, das ihm 1972 mit dem Album «e Rise and Fall of Ziggy Star-dust and the Spiders from Mars» endgültig zum (nanziellen) Durchbruch verhalf. Die folgende Bühnenshow strotze nur so vor Androgynität und Pomp. Bowie bezeichne-te sich in dieser Zeit als homosexuell, etwas, dass er später wieder «ablegte». Wobei man sich da schon fragen darf, an welcher Stelle er sich und sein Publikum belogen hat und was die Gründe dafür waren. Verheiratet (mit einer Frau) war er jedenfalls sowohl vor als auch nach diesem Outing, was aber selbstverständlich kein Beweis für irgendei-ne Art der sexuellen Orientierung ist. Man kann sich hier vielleicht nicht des Gedan-kens der Kommerzialität erwehren, den u. a. Sky Nonhof als ein Kennzeichen des Glam Rock benennt.Bilder © Pop art Bolan, frickr / bahoe booksNach heutigen Massstäben würde sich Bolan vielleicht am ehesten als pansexuell be- schreiben, wer ihm gefiel, mit dem*der ging er ins Bett. Hymnen für die EwigkeitNonhof deniert Glam Rock im Juli 2022 auf Deutschlandfunk Kultur bereits im Titel seines Artikels als Musik, die «wieder Spass machen durfte». Von der Kritik sei dieser Musikstil verachtet gewesen, das habe auch seine Gründe gehabt: «Glam war – im bes-ten Sinne – eine Unverschämtheit: unver-hohlen kommerziell, unverblümt oensiv und oen für alles, kurz: der totale Pop, der alles auf den Kopf stellte, ein universaler Kindergarten, in dem die Jungs Frauenklei-der tragen und die Mädchen zu den ganz harten Burschen gehören durften.» Über die Outts auf der Bühne oder auch in den aufkommenden Musikvideos könnte man stundenlang sprechen. Blitz-lichtgewittermässig schnellen jedem*r sicherlich diverse Eindrücke durch den Kopf und einer darf dabei auf keinen Fall fehlen: Freddie Mercury. Der 1946 als Far-rokh Buksara in Sansibar geborene Künstler ist durch seine Präsenz und die unzähligen Queens-Hits für viele so etwas wie der Inbe-gri des Glam Rockers. Das Spiel mit Ge-schlechterrollen beherrschte er wie kaum ein*e Zweite*r. Bei dem weltbekannten Vi-deo zu «I want to break free» kam es zu einer Polarisierung zwischen «das geht ja gar nicht» und «grossartig». Wir erinnern uns: Mercury, gewandet in einen Lackminirock und einen hellrosafarbenen, ärmellosen QUEEN findet ZU seinem PUBLIKUM!DIESMAL WIRD DIE VERöFFENTLICHUNG DES NEUEN ALBUMS VON UMFANGREICHEN TOURNEEN BEGLEITET... IHRE AUSSERGEWöHNLICHEN BüHNENAUFTRITTE sind.auch erkennt er SOFORT, DASS EINE DER HAUPTSTÄRKEN DER GRUPPE…DIE BAND WIRD EIN ZWEITES ALBUM HERAUSBRINGEN, UM IHREN STIL WEITER ZU FESTIGEN.DER PRODUZENT VON EMI RECORDS HAT GROSSE PLÄNE FÜR queen.Marc Bolan, der Frontmann der britischen Rockband T. Rex, war eins der Idole des Glam Rock und verschaffte der Band Anfang der 1970er-Jahre einen immensen Erfolg.(er kam nicht einmal mit High Heels auf 1,65 m) wirkte Marc durch und durch wie eine androgyne Elfe.» Diese Einschätzung von Liv Ritson in ihrem Artikel Marc Bolan: Eine vergessene Queer-Ikone vom 5. Juli 2022 macht deutlich, dass das Spielen mit Ge-schlechteridentitäten und dem Zeigen eige-ner nicht heteronormativer Lebens- und Liebesweisen – Ritson betont die sichtbar gelebte Bisexualität Bolans - im Glam Rock Ausschnitt aus der Graphic Novel «Queen», die Enststehen, Wachsen und Gedeihen der Rock-Titanen gekonnt nachzeichnet.ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.
18CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCKBild © bahoe booksPullover mit dunkler Perücke und schwar-zem Schnauz (Conchita Wurst wird Jahr-zehnte später beim ESC einen ähnlich atemberaubenden Auftritt hinlegen und für Nemo ist es dann 2024 eine Selbstverständ-lichkeit als non-binäre Person auf die Büh-ne zu kommen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen), betritt staubsaugerschie-bend eine typisch britische Stube, wobei er eine Mischung aus adretter Hausfrau und geilem Luder verkörpert. Dass der begnade-te Musiker nach seinem frühen Tod – auch das ein wahrer Aufschrei, starb doch mit Mercury einer der ersten berühmten Schwulen an AIDS – die Menschen immer noch fasziniert, kann man unter anderem an den weiterhin im Radio rauf und runter gespielten Songs, aber auch an der sonsti-gen medialen Präsenz des Sängers ablesen. So hat der Wiener Verlag Bahoe books im vergangenen Jahr den von mehreren re-nommierten Zeichnern gestalteten Comic «Queen» herausgebracht, bei dem natürlich dem Frontsänger der Gruppe besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Neben den unterhaltsamen und gelungenen Co-mic-Kapiteln nden sich im Buch weitere interessante Informationen zu Mercury und der Gruppe insgesamt. Der Einfluss währt bis heuteBei Nonhof klingt das Ganze vollkommen unpolitisch und ausschliesslich spassgelei-tet. Das wiederum wird den Musiker*innen - neben den bereits erwähnten sollte man auf jeden Fall noch Suzi Quatro, e Sweet und Slade nennen – nicht gerecht, denn ge-rade mit ihrer oftmals provokanten Art ha-ben sie die Gesellschaft wachgerüttelt und die Akzeptanz von genderuiden und nicht heteronormativen Lebensweisen vorange-bracht. Dass das Ganze nicht bedeutungs-los war, kann man auch an den «Nachfah-ren» der Glam Rocker*innen erkennen, die einen grossen Einuss auf die Mode und Musikkultur der Nach-70er-Jahre hatten. Zum einen erwächst irgendwann der Punk aus dieser sehr oenen Kultur, schliesslich bestechen die Texte durch eine Mischung von Romantik, Rebellion und Selbstver-wirklichung, etwas, das sicherlich auch die meisten Punker*innen unterschreiben kön-nen. Indem viele verschiedene Einüsse in-tegriert werden, ist Glam Rock vielfältiger als die sonstige Musik der 1970er-Jahre. Diese Vielfalt kann man heute immer noch spüren, in der Gegenwart kann man zum Beispiel an Musiker*innen wie Lady Gaga das Erbe des Glam Rock spüren.Dass Glam Rock in seiner Zeit trotz-dem nicht die Anerkennung erhielt und im-mer noch nicht erhält wie andere Abspal-tung des Grossbegries Rockmusik, lässt sich auch daran ablesen, dass er in Musikle-xika oftmals nicht erwähnt wird und auch wenn man bestimmte Gruppen googelt, wird die Kategorie Glam Rock aussen vorge-DAS ALBUM "NEWS OF THE WORLD" MACHT QUEEN ZU EINER WAHREN HITMASCHINE.NEBEN "WE WILL ROCK YOU" BIETET DAS ALBUM NOCH EIN WEITERES HIGHLIGHT.I'VE PAID MY DUES… TIME AFTER TIME…So hat der Wiener Verlag Bahoe books im vergangenen Jahr den von mehreren renommierten Zeichnern gestalteten Comic «Queen» herausgebracht, bei dem natürlich dem Frontsänger der Gruppe besondere Aufmerk-samkeit gewidmet wird. BUCHTIPPEmmanuel Marie (Hg.): Queen. Das Comic! Bahoe books 2023.Preis CHF 38.90ISBN 978-3-903478-09-1lassen, obwohl z. B. Queen (zumindest tem-porär) eindeutig diesem Genre zuzuordnen sind. Das ist mehr als schade, denn gerade im Hinblick auf Queerness brachte dieser Musikstil sicherlich einen weit grösseren Fortschritt als viele vorangegangene oder folgende es geschat haben, weswegen man lautstark in die Queen-Hymne «We are the Champions» einstimmen und das Geden-ken an (verstorbene) Glam Rocker*innen aufrecht halten sollte. 19KULTURBLACK PARTY19CRUISER OKTOBER 2024Die grösste LGBT*-Veranstaltung der Schweiz verspricht eine Nacht voller unvergesslicher Unterhaltung mit weltbekannten DJs.Ein gigantsiches Spektakel: Black Party-WeekendU nter dem diesjährigen Motto steht der Black Party Masken-ball am 19.-20. Oktober 2024 im frisch renovierten Volks-haus in Zürich für eine Welt der Intrigen, Überraschungen und grenzenlosen Möglichkeiten. Gäste werden dazu ermutigt, in ihren schönsten schwarzen Outts und mit einer verführerischen Maske in diese magische Nacht einzutauchen. Auf drei Tanzä-chen wird eine musikalische Vielfalt geboten, begleitet von der dunklen Atmosphäre zweier Darkrooms und den Auftritten von acht international gefeierten DJs – darunter die sensationellen Sagi Kariv und Micky Friedmann. Das Event ist nicht nur eine Feier des Tanzes und der Musik, sondern auch ein Statement des Selbstaus-drucks und der Vielfalt.Mehr als nur eine PartyDas Black Party-Weekend steht als Symbol für Inklusivität und schat einen Raum, in dem Menschen aus allen Lebensbereichen willkommen sind. Es bietet die Möglichkeit, in einer Atmosphäre der Akzeptanz und Freiheit Musik und Tanz zu geniessen, unab-hängig von der eigenen Identität. Die Organisatoren haben die Ver-anstaltung mit viel Liebe zum Detail gestaltet: Von atemberauben-den Lichtshows über faszinierende Visuals auf einer riesigen LED-Wand bis hin zu den Auftritten von zehn aussergewöhnlichen Tänzern und Künstlern wird die Nacht ein Spektakel, das die Sinne berührt und die Vielfalt feiert.Wer nach der Hauptveranstaltung noch Energie hat, kann sich auf die ozielle Afterhour im Wunderbox Club freuen. Diese bietet dunkle, pulsierende Beats von Top-DJs wie Vanita, Samarsi und Nick in Time und sorgt dafür, dass die Feier bis in die späten Stunden weitergeht. Das Black Party-Weekend gilt als die meister-wartete LGBT*-Veranstaltung des Jahres in der Schweiz und ver-eint Musik, Tanz und Vielfalt auf einzigartige Weise. Black Party 2024: Maskenball – Massive Event im Volkshaus am 19.10.2024Alle Infos und Tickets auf www.angels.ch EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISER
18CRUISER OKTOBER 2024KULTURGLAM ROCKBild © bahoe booksPullover mit dunkler Perücke und schwar-zem Schnauz (Conchita Wurst wird Jahr-zehnte später beim ESC einen ähnlich atemberaubenden Auftritt hinlegen und für Nemo ist es dann 2024 eine Selbstverständ-lichkeit als non-binäre Person auf die Büh-ne zu kommen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen), betritt staubsaugerschie-bend eine typisch britische Stube, wobei er eine Mischung aus adretter Hausfrau und geilem Luder verkörpert. Dass der begnade-te Musiker nach seinem frühen Tod – auch das ein wahrer Aufschrei, starb doch mit Mercury einer der ersten berühmten Schwulen an AIDS – die Menschen immer noch fasziniert, kann man unter anderem an den weiterhin im Radio rauf und runter gespielten Songs, aber auch an der sonsti-gen medialen Präsenz des Sängers ablesen. So hat der Wiener Verlag Bahoe books im vergangenen Jahr den von mehreren re-nommierten Zeichnern gestalteten Comic «Queen» herausgebracht, bei dem natürlich dem Frontsänger der Gruppe besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Neben den unterhaltsamen und gelungenen Co-mic-Kapiteln nden sich im Buch weitere interessante Informationen zu Mercury und der Gruppe insgesamt. Der Einfluss währt bis heuteBei Nonhof klingt das Ganze vollkommen unpolitisch und ausschliesslich spassgelei-tet. Das wiederum wird den Musiker*innen - neben den bereits erwähnten sollte man auf jeden Fall noch Suzi Quatro, e Sweet und Slade nennen – nicht gerecht, denn ge-rade mit ihrer oftmals provokanten Art ha-ben sie die Gesellschaft wachgerüttelt und die Akzeptanz von genderuiden und nicht heteronormativen Lebensweisen vorange-bracht. Dass das Ganze nicht bedeutungs-los war, kann man auch an den «Nachfah-ren» der Glam Rocker*innen erkennen, die einen grossen Einuss auf die Mode und Musikkultur der Nach-70er-Jahre hatten. Zum einen erwächst irgendwann der Punk aus dieser sehr oenen Kultur, schliesslich bestechen die Texte durch eine Mischung von Romantik, Rebellion und Selbstver-wirklichung, etwas, das sicherlich auch die meisten Punker*innen unterschreiben kön-nen. Indem viele verschiedene Einüsse in-tegriert werden, ist Glam Rock vielfältiger als die sonstige Musik der 1970er-Jahre. Diese Vielfalt kann man heute immer noch spüren, in der Gegenwart kann man zum Beispiel an Musiker*innen wie Lady Gaga das Erbe des Glam Rock spüren.Dass Glam Rock in seiner Zeit trotz-dem nicht die Anerkennung erhielt und im-mer noch nicht erhält wie andere Abspal-tung des Grossbegries Rockmusik, lässt sich auch daran ablesen, dass er in Musikle-xika oftmals nicht erwähnt wird und auch wenn man bestimmte Gruppen googelt, wird die Kategorie Glam Rock aussen vorge-DAS ALBUM "NEWS OF THE WORLD" MACHT QUEEN ZU EINER WAHREN HITMASCHINE.NEBEN "WE WILL ROCK YOU" BIETET DAS ALBUM NOCH EIN WEITERES HIGHLIGHT.I'VE PAID MY DUES… TIME AFTER TIME…So hat der Wiener Verlag Bahoe books im vergangenen Jahr den von mehreren renommierten Zeichnern gestalteten Comic «Queen» herausgebracht, bei dem natürlich dem Frontsänger der Gruppe besondere Aufmerk-samkeit gewidmet wird. BUCHTIPPEmmanuel Marie (Hg.): Queen. Das Comic! Bahoe books 2023.Preis CHF 38.90ISBN 978-3-903478-09-1lassen, obwohl z. B. Queen (zumindest tem-porär) eindeutig diesem Genre zuzuordnen sind. Das ist mehr als schade, denn gerade im Hinblick auf Queerness brachte dieser Musikstil sicherlich einen weit grösseren Fortschritt als viele vorangegangene oder folgende es geschat haben, weswegen man lautstark in die Queen-Hymne «We are the Champions» einstimmen und das Geden-ken an (verstorbene) Glam Rocker*innen aufrecht halten sollte. 19KULTURBLACK PARTY19CRUISER OKTOBER 2024Die grösste LGBT*-Veranstaltung der Schweiz verspricht eine Nacht voller unvergesslicher Unterhaltung mit weltbekannten DJs.Ein gigantsiches Spektakel: Black Party-WeekendU nter dem diesjährigen Motto steht der Black Party Masken-ball am 19.-20. Oktober 2024 im frisch renovierten Volks-haus in Zürich für eine Welt der Intrigen, Überraschungen und grenzenlosen Möglichkeiten. Gäste werden dazu ermutigt, in ihren schönsten schwarzen Outts und mit einer verführerischen Maske in diese magische Nacht einzutauchen. Auf drei Tanzä-chen wird eine musikalische Vielfalt geboten, begleitet von der dunklen Atmosphäre zweier Darkrooms und den Auftritten von acht international gefeierten DJs – darunter die sensationellen Sagi Kariv und Micky Friedmann. Das Event ist nicht nur eine Feier des Tanzes und der Musik, sondern auch ein Statement des Selbstaus-drucks und der Vielfalt.Mehr als nur eine PartyDas Black Party-Weekend steht als Symbol für Inklusivität und schat einen Raum, in dem Menschen aus allen Lebensbereichen willkommen sind. Es bietet die Möglichkeit, in einer Atmosphäre der Akzeptanz und Freiheit Musik und Tanz zu geniessen, unab-hängig von der eigenen Identität. Die Organisatoren haben die Ver-anstaltung mit viel Liebe zum Detail gestaltet: Von atemberauben-den Lichtshows über faszinierende Visuals auf einer riesigen LED-Wand bis hin zu den Auftritten von zehn aussergewöhnlichen Tänzern und Künstlern wird die Nacht ein Spektakel, das die Sinne berührt und die Vielfalt feiert.Wer nach der Hauptveranstaltung noch Energie hat, kann sich auf die ozielle Afterhour im Wunderbox Club freuen. Diese bietet dunkle, pulsierende Beats von Top-DJs wie Vanita, Samarsi und Nick in Time und sorgt dafür, dass die Feier bis in die späten Stunden weitergeht. Das Black Party-Weekend gilt als die meister-wartete LGBT*-Veranstaltung des Jahres in der Schweiz und ver-eint Musik, Tanz und Vielfalt auf einzigartige Weise. Black Party 2024: Maskenball – Massive Event im Volkshaus am 19.10.2024Alle Infos und Tickets auf www.angels.ch EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISER
20CRUISER OKTOBER 202420GESCHICHTEHEINRICH HÖSSLIPionier der gleichgeschlechtlichen Liebe – Heinrich Hössli Zum 240. Geburtstag des Vorkämpfers für die Rechte vom Homosexuellen Heinrich Hössli wird in Glarus ein starkes Zeichen für Vielfalt gesetzt.VON HAYMO EMPL SEN.Im beschaulichen Glarus kamen am 10. August 2024 rund 30 Menschen zu-sammen, um den 240. Geburtstag von Heinrich Hössli (1784–1864) zu feiern. Höss-li, ein früher Verfechter der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe, kämpfte be-reits im 19. Jahrhundert gegen die Stigmati-sierung der sogenannten «Männerliebe» – ein Kampf, der weltweit bis heute nicht beendet ist.Organisiert wurde die Feier von einer kleinen, engagierten Gruppe von vier Män-nern, die im Stiftungsrat der Heinrich Hössli-Stiftung, im Historischen Verein und in der Politik aktiv sind. Sie setzen sich unermüd-lich für die Würdigung und Sichtbarkeit der LGBT*-Community ein. Veranstaltungsort war Hösslis Geburtshaus – eine Velowerk-statt, die vom jetzigen Besitzer, der längst im Ruhestand ist, freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.Ein Kampf, der weitergehtHeinrich Hösslis Engagement für die Entkri-minalisierung und Akzeptanz gleich- geschlechtlicher Liebe hat nach wie vor glo-bale Relevanz. Auch wenn in der Schweiz mittlerweile grosse Fortschritte erzielt wur-den, bleibt die Lage weltweit besorgniserre-gend: In zwölf Ländern droht Homosexuel-len noch immer die Todesstrafe. Die Redner der Veranstaltung erinnerten daran, dass Hösslis Mission noch lange nicht abge-schlossen ist – auch in der Schweiz sind LGBT*-Personen weiterhin Zielscheibe von Anfeindungen.Besonders bedenklich: Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz 305 Angrie auf LGBT*-Personen gemeldet – ein neuer Höchststand. Alarmierend ist, dass gerade unter jungen Menschen Vorurteile und ne-gative Einstellungen wieder zunehmen. Doch statt zu klagen, plädierten die Redner für eine verstärkte Aufklärungsarbeit – so-wohl in Schulen als auch in der breiten Öf-fentlichkeit.Ein Kanton zwischen Fortschritt und GeschichteProminente Unterstützung erhielt die Feier durch die Anwesenheit von Landratspräsi-dentin Daniele Bösch-Widmer. Dass die «höchste Glarnerin» selbst mitfeierte, un-terstreicht die aufgeschlossene Haltung ei-nes Kantons, der trotz seines eher konserva-tiven Images in vielerlei Hinsicht progressiv ist. So führte Glarus 1864 als erster Kanton der Schweiz ein Fabrikgesetz ein, 2007 be-schloss man das Stimm- und Wahlrecht für 16-Jährige.Doch auch die dunklen Kapitel der Glarner Geschichte wurden thematisiert: 1782, nur zwei Jahre vor Hösslis Geburt, fand die letzte Hexenverbrennung Europas in Glarus statt. Ein Schicksal, das heute im Anna Göldin-Museum gewürdigt wird. Ebenso soll Heinrich Hössli eine späte Eh-rung erhalten – die Gründung eines Muse-ums in seiner ehemaligen Velowerkstatt wäre ein Schritt in diese Richtung. Der Hausbesitzer wäre bereit, das Gebäude der Stiftung zu verkaufen, sobald die nanziel-len Mittel gesichert sind.Zum Abschluss der Veranstaltung lies-sen die Teilnehmer den Tag bei einem ge-mütlichen Brunch ausklingen – ein ho-nungsvoller Ausblick auf weitere Schritte in Richtung Akzeptanz und Vielfalt. Wer mehr über Hösslis Werk erfahren möchte, dem sei sein Buch «Eros – Männerliebe in Griechen-land» ans Herz gelegt, das 1996 neu aufge-legt wurde. In zwölf Ländern droht Homo- sexuellen noch die Todesstrafe. Francesco Base, Nici Base, Rolf Thalmann, Werner Kälin und Rolf Kamm (v.l.).Francesco Base sowie Nici Base (Vater und Sohn) sind die Hausbesitzer, Rolf Thalmann ist von der Heinrich Hössli Stiftung für Homosexualität in Kultur und Geschichte, Werner Kälin ist der Initiator und Rolf Kamm lokaler Historiker. Doch auch die dunklen Kapitel der Glarner Geschichte wurden thematisiert: 1782, nur zwei Jah-re vor Hösslis Geburt, fand die letzte Hexenverbrennung Europas in Glarus statt. Bild © Fredy Bühler
20CRUISER OKTOBER 202420GESCHICHTEHEINRICH HÖSSLIPionier der gleichgeschlechtlichen Liebe – Heinrich Hössli Zum 240. Geburtstag des Vorkämpfers für die Rechte vom Homosexuellen Heinrich Hössli wird in Glarus ein starkes Zeichen für Vielfalt gesetzt.VON HAYMO EMPL SEN.Im beschaulichen Glarus kamen am 10. August 2024 rund 30 Menschen zu-sammen, um den 240. Geburtstag von Heinrich Hössli (1784–1864) zu feiern. Höss-li, ein früher Verfechter der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe, kämpfte be-reits im 19. Jahrhundert gegen die Stigmati-sierung der sogenannten «Männerliebe» – ein Kampf, der weltweit bis heute nicht beendet ist.Organisiert wurde die Feier von einer kleinen, engagierten Gruppe von vier Män-nern, die im Stiftungsrat der Heinrich Hössli-Stiftung, im Historischen Verein und in der Politik aktiv sind. Sie setzen sich unermüd-lich für die Würdigung und Sichtbarkeit der LGBT*-Community ein. Veranstaltungsort war Hösslis Geburtshaus – eine Velowerk-statt, die vom jetzigen Besitzer, der längst im Ruhestand ist, freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.Ein Kampf, der weitergehtHeinrich Hösslis Engagement für die Entkri-minalisierung und Akzeptanz gleich- geschlechtlicher Liebe hat nach wie vor glo-bale Relevanz. Auch wenn in der Schweiz mittlerweile grosse Fortschritte erzielt wur-den, bleibt die Lage weltweit besorgniserre-gend: In zwölf Ländern droht Homosexuel-len noch immer die Todesstrafe. Die Redner der Veranstaltung erinnerten daran, dass Hösslis Mission noch lange nicht abge-schlossen ist – auch in der Schweiz sind LGBT*-Personen weiterhin Zielscheibe von Anfeindungen.Besonders bedenklich: Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz 305 Angrie auf LGBT*-Personen gemeldet – ein neuer Höchststand. Alarmierend ist, dass gerade unter jungen Menschen Vorurteile und ne-gative Einstellungen wieder zunehmen. Doch statt zu klagen, plädierten die Redner für eine verstärkte Aufklärungsarbeit – so-wohl in Schulen als auch in der breiten Öf-fentlichkeit.Ein Kanton zwischen Fortschritt und GeschichteProminente Unterstützung erhielt die Feier durch die Anwesenheit von Landratspräsi-dentin Daniele Bösch-Widmer. Dass die «höchste Glarnerin» selbst mitfeierte, un-terstreicht die aufgeschlossene Haltung ei-nes Kantons, der trotz seines eher konserva-tiven Images in vielerlei Hinsicht progressiv ist. So führte Glarus 1864 als erster Kanton der Schweiz ein Fabrikgesetz ein, 2007 be-schloss man das Stimm- und Wahlrecht für 16-Jährige.Doch auch die dunklen Kapitel der Glarner Geschichte wurden thematisiert: 1782, nur zwei Jahre vor Hösslis Geburt, fand die letzte Hexenverbrennung Europas in Glarus statt. Ein Schicksal, das heute im Anna Göldin-Museum gewürdigt wird. Ebenso soll Heinrich Hössli eine späte Eh-rung erhalten – die Gründung eines Muse-ums in seiner ehemaligen Velowerkstatt wäre ein Schritt in diese Richtung. Der Hausbesitzer wäre bereit, das Gebäude der Stiftung zu verkaufen, sobald die nanziel-len Mittel gesichert sind.Zum Abschluss der Veranstaltung lies-sen die Teilnehmer den Tag bei einem ge-mütlichen Brunch ausklingen – ein ho-nungsvoller Ausblick auf weitere Schritte in Richtung Akzeptanz und Vielfalt. Wer mehr über Hösslis Werk erfahren möchte, dem sei sein Buch «Eros – Männerliebe in Griechen-land» ans Herz gelegt, das 1996 neu aufge-legt wurde. In zwölf Ländern droht Homo- sexuellen noch die Todesstrafe. Francesco Base, Nici Base, Rolf Thalmann, Werner Kälin und Rolf Kamm (v.l.).Francesco Base sowie Nici Base (Vater und Sohn) sind die Hausbesitzer, Rolf Thalmann ist von der Heinrich Hössli Stiftung für Homosexualität in Kultur und Geschichte, Werner Kälin ist der Initiator und Rolf Kamm lokaler Historiker. Doch auch die dunklen Kapitel der Glarner Geschichte wurden thematisiert: 1782, nur zwei Jah-re vor Hösslis Geburt, fand die letzte Hexenverbrennung Europas in Glarus statt. Bild © Fredy Bühler
22 23CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURLESEHERBSTKULTURLESEHERBSTVON BIRGIT KAWOHLDer Herbst ist klassischerweise die Zeit des Lesens. Die Tage werden kürzer, das Wetter kühl bis eklig, so-dass man weniger Zeit im Freien verbringt. Das haben auch die Verlage erkannt und bringen mit den Herbstneuerscheinungen jedes Jahr die Highlights ihrer Verlagspro-gramme heraus. Das ist auf der einen Seite toll, da die Auswahl schier unerschöpich scheint, andererseits ist genau das, das Rie-senangebot an Neuerscheinungen, für viele Leser*innen das Problem. Wo anfangen, was lohnt sich? Hierbei wollen wir vom Cruiser dieses Jahr behilich sein und ha-ben daher ein buntes Potpourri an interes-santen Romanen zusammengestellt. Auch uns ist die Auswahl nicht leichtgefallen und so haben wir auf Diversität gesetzt: Ein Kri-minalroman mit Zürcher Lokalkolorit trit auf eine Coming-of-Age-Story aus Skandi-navien, eine Sommerschmonzette auf ei-nen Roman mit gesellschaftlicher Rele-vanz. Hier ist (hoentlich) für jede*n etwas dabei, sodass wir einfach allen gute Unter-haltung wünschen. Wer vielleicht nicht gerade so viel Lust hat, sich auch noch in der Literatur mit politisch-gesellschaftlichen emen auseinanderzu-setzen, aber Interesse an ein wenig Lokalko-lorit hat, dem sei der neueste Kriminalroman von Fabio Lanz ans Herz gelegt.Ein schwangerer trans MannDass es mit der Fortpflanzung manch-mal gar nicht so einfach ist, ist sicherlich kein Geheimnis. Im Zeitalter queerer Le-bensentwürfe wird dies nicht unkompli-zierter.Queere Lebensentwürfe gehören mittler-weile zu unserer Gesellschaft wie das Salz in der Suppe. (Und es ist unbestritten, dass man bei manchen Verwandten immer und immer nachsalzen musste.) Dass diese Le-bensentwürfe dann aber auch zu kuriosen Umständen führen können, macht uns der 1977 in Nordfrankreich geborene Jayrôme C. Robinet in seinem jüngst erschienenen Roman auf sehr unterhaltsame und ein-drückliche Weise deutlich. So beginnt der Roman mit einem Knaller: Wir begleiten das glückliche Ehepaar Angèle und Enzo zu einem Termin in einer Kinderwunschklinik. Das Gespräch ver-läuft, wie halt solche Gespräche verlaufen, bis zu dem Punkt, an dem die beiden den hernach verstörten Arzt darüber aufklären, dass nicht Angèle beabsichtigt, das Kind auszutragen, sondern Enzo. Wie das? Enzo ist ein trans Mann, der eine Transition ohne Angleichung der Geschlechtsorgane durchlaufen hat. Das heisst: Er spricht wie ein Mann, er hat einen Bart, kurzum: er sieht aus wie ein Mann, aber: er hat noch seinen Uterus und ist daher in der Lage, schwanger zu werden und ein Kind zu ge-bären. Nach einigem Hin und Her gelingt es den beiden, ihr Ziel durchzusetzen und Enzo wird schwanger. Und damit nimmt der Roman an Fahrt auf. Der Shitstorm, der in den Medien, aber auch im (privaten) Um-feld der beiden losbricht, ist unbeschreib-lich. Gleichzeitig wird man als Leser*in aber auch mit den rechtlichen, moralischen, ethischen und gesellschaftlichen Fragen und Grenzen konfrontiert. Und das auf kei-neswegs belehrende, sondern auf extrem unterhaltsame Art und Weise. Man kann mit dem Paar fühlen, die Sympathien sind klar verteilt, dennoch sieht man durchaus die Veränderungen, die notwendig sind, damit so ein Akt – ein trans Mann trägt das Kind aus und ist anschliessend sein Vater – akzeptierte Realität werden kann.Dass der Roman am Ende nochmals eine überraschende Wendung nimmt und zu so etwas wie einem Krimi wird, nimmt man als Leser*in gerne mit, da die Story niemals un-logisch oder übertrieben wird, sondern Menschen in ihrem tiefsten Menschsein darstellt.Dieses Mal gibt es nicht den typischen Cruiser-Buchtipp, sondern wir haben eine Auswahl an lesenswerten Romanen zusammengestellt. Viel Spass beim Lesen!Lesen, lesen, lesen … genau das Richtigefür den HerbstBUCHTIPP Jayrôme C. Robinet: Sonne in Scherben. Hanser Berlin 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-446-27954-4Ein toter Psychiater, der offenbar nicht nur Freunde hatte. Kommissarin Sarah Conti muss in ihrem dritten Fall in und rund um eine Psychiatrie ermitteln.Der dritte Krimi um die promovierte Juristin in Polizeidiensten, Sarah Conti, ist Ende August erschienen und lässt die Erinne-rung an den vergangenen Sommer noch-mals aufleben, denn die Kommissarin und ihr Team ermitteln mitten im Zürcher Som-mer und gehen daher auch typischen Sommeraktivitäten wie Schwimmen im See, Besuch einer Feier in einer Seebadi, Sitzen in einem Gartenlokal nach. Insge-samt also schon mal ein ideales Ambiente, das der gebürtige Zürcher Fabio Lanz für das Vergessen oder zumindest Verdrän-gen trüber Herbstabende schafft und zu-dem die Sehnsucht nach dem nächsten Sommer weckt.Wobei der Schaffer, also Autor, eigentlich nicht Fabio Lanz ist, ist dieser Name doch ein Pseudonym für den in Zürich gebore-nen Publizisten Martin Meyer. Seine Ver-bundenheit mit Zürich (Lanz / Meyer lebt abwechselnd dort sowie in der Provence) merkt man dem Krimi gut an. Nicht nur, dass er seine Figuren gut den Zürcher Ge-pflogenheiten anpasst und so zum Bei-spiel den Sumpf der Beziehungen und Zu-sammenhalte gerade der Menschen der oberen Schichten sehr realistisch und kenntnisreich nachzeichnet, er sucht auch immer wieder typische Lokalitäten auf, was dem Roman Authentizität verleiht, auch wenn man sich an manchen Stellen vielleicht noch eine Portion mehr Lokalko-lorit gewünscht hätte.Die Story selbst ist nicht wahnsinnig inno-vativ und kann eher als klassisch bezeich-net werden: Ein mehr oder weniger be-kannter Psychiater wird auf ziemlich grausame Weise umgebracht. Bei der Re-cherche stellt sich, für die Leser*innen Zürich: keine Stadt für laute Verbrechennicht ganz überraschend, heraus, dass Dr. Meinrad Freyer nicht von allen geliebt wur-de und es im Umfeld der psychiatrischen Klinik, in der er tätig war, auch einige dunk-le Flecken gibt. Flecken, die das Recher-cheteam gekonnt aufdeckt und so den Leser*innen eine gelungen komponierte Lösung liefert. Auch wenn Lanz mit seiner Story relativ bekannten Boden betritt, so ist sein Roman doch unterhaltend. Die ca. 350 Seiten lassen sich flüssig lesen, die Fi-guren haben den nötigen Sympathiewert (oder eben nicht) und man fühlt sich im Umfeld Sarah Contis schnell heimisch – auch wenn man sich durchaus fragen kann, warum neuerdings in Kriminalroma-nen wahnsinnig viel klassische Musik ge-hört und Tee getrunken wird. Nun ja, das tut aber eigentlich nichts zur Sache, da der Roman auf jeden Fall gute Unterhaltung bietet und eine Ahnung vom Sommer hin-terlässt. Und das ist im Herbst sicherlich nicht das Schlechteste.BUCHTIPPFabio Lanz: Ikarus. Verlag Kein & Aber 2024.Preis CHF 29.90ISBN 978-3-0369-5047-1BuchtippsOktober ANZEIGEMen BodyworkWWW.MENBODYWORK.CHEROS MASSAGENROPE SESSIONSWORKSHOPS für GBTQ Männer15% Jubiläums-Rabattbis 31.12.2024 mit GutscheincodeCRUISER15JUBILÄUM: Seit 15 Jahren in Zürich!
22 23CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURLESEHERBSTKULTURLESEHERBSTVON BIRGIT KAWOHLDer Herbst ist klassischerweise die Zeit des Lesens. Die Tage werden kürzer, das Wetter kühl bis eklig, so-dass man weniger Zeit im Freien verbringt. Das haben auch die Verlage erkannt und bringen mit den Herbstneuerscheinungen jedes Jahr die Highlights ihrer Verlagspro-gramme heraus. Das ist auf der einen Seite toll, da die Auswahl schier unerschöpich scheint, andererseits ist genau das, das Rie-senangebot an Neuerscheinungen, für viele Leser*innen das Problem. Wo anfangen, was lohnt sich? Hierbei wollen wir vom Cruiser dieses Jahr behilich sein und ha-ben daher ein buntes Potpourri an interes-santen Romanen zusammengestellt. Auch uns ist die Auswahl nicht leichtgefallen und so haben wir auf Diversität gesetzt: Ein Kri-minalroman mit Zürcher Lokalkolorit trit auf eine Coming-of-Age-Story aus Skandi-navien, eine Sommerschmonzette auf ei-nen Roman mit gesellschaftlicher Rele-vanz. Hier ist (hoentlich) für jede*n etwas dabei, sodass wir einfach allen gute Unter-haltung wünschen. Wer vielleicht nicht gerade so viel Lust hat, sich auch noch in der Literatur mit politisch-gesellschaftlichen emen auseinanderzu-setzen, aber Interesse an ein wenig Lokalko-lorit hat, dem sei der neueste Kriminalroman von Fabio Lanz ans Herz gelegt.Ein schwangerer trans MannDass es mit der Fortpflanzung manch-mal gar nicht so einfach ist, ist sicherlich kein Geheimnis. Im Zeitalter queerer Le-bensentwürfe wird dies nicht unkompli-zierter.Queere Lebensentwürfe gehören mittler-weile zu unserer Gesellschaft wie das Salz in der Suppe. (Und es ist unbestritten, dass man bei manchen Verwandten immer und immer nachsalzen musste.) Dass diese Le-bensentwürfe dann aber auch zu kuriosen Umständen führen können, macht uns der 1977 in Nordfrankreich geborene Jayrôme C. Robinet in seinem jüngst erschienenen Roman auf sehr unterhaltsame und ein-drückliche Weise deutlich. So beginnt der Roman mit einem Knaller: Wir begleiten das glückliche Ehepaar Angèle und Enzo zu einem Termin in einer Kinderwunschklinik. Das Gespräch ver-läuft, wie halt solche Gespräche verlaufen, bis zu dem Punkt, an dem die beiden den hernach verstörten Arzt darüber aufklären, dass nicht Angèle beabsichtigt, das Kind auszutragen, sondern Enzo. Wie das? Enzo ist ein trans Mann, der eine Transition ohne Angleichung der Geschlechtsorgane durchlaufen hat. Das heisst: Er spricht wie ein Mann, er hat einen Bart, kurzum: er sieht aus wie ein Mann, aber: er hat noch seinen Uterus und ist daher in der Lage, schwanger zu werden und ein Kind zu ge-bären. Nach einigem Hin und Her gelingt es den beiden, ihr Ziel durchzusetzen und Enzo wird schwanger. Und damit nimmt der Roman an Fahrt auf. Der Shitstorm, der in den Medien, aber auch im (privaten) Um-feld der beiden losbricht, ist unbeschreib-lich. Gleichzeitig wird man als Leser*in aber auch mit den rechtlichen, moralischen, ethischen und gesellschaftlichen Fragen und Grenzen konfrontiert. Und das auf kei-neswegs belehrende, sondern auf extrem unterhaltsame Art und Weise. Man kann mit dem Paar fühlen, die Sympathien sind klar verteilt, dennoch sieht man durchaus die Veränderungen, die notwendig sind, damit so ein Akt – ein trans Mann trägt das Kind aus und ist anschliessend sein Vater – akzeptierte Realität werden kann.Dass der Roman am Ende nochmals eine überraschende Wendung nimmt und zu so etwas wie einem Krimi wird, nimmt man als Leser*in gerne mit, da die Story niemals un-logisch oder übertrieben wird, sondern Menschen in ihrem tiefsten Menschsein darstellt.Dieses Mal gibt es nicht den typischen Cruiser-Buchtipp, sondern wir haben eine Auswahl an lesenswerten Romanen zusammengestellt. Viel Spass beim Lesen!Lesen, lesen, lesen … genau das Richtigefür den HerbstBUCHTIPP Jayrôme C. Robinet: Sonne in Scherben. Hanser Berlin 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-446-27954-4Ein toter Psychiater, der offenbar nicht nur Freunde hatte. Kommissarin Sarah Conti muss in ihrem dritten Fall in und rund um eine Psychiatrie ermitteln.Der dritte Krimi um die promovierte Juristin in Polizeidiensten, Sarah Conti, ist Ende August erschienen und lässt die Erinne-rung an den vergangenen Sommer noch-mals aufleben, denn die Kommissarin und ihr Team ermitteln mitten im Zürcher Som-mer und gehen daher auch typischen Sommeraktivitäten wie Schwimmen im See, Besuch einer Feier in einer Seebadi, Sitzen in einem Gartenlokal nach. Insge-samt also schon mal ein ideales Ambiente, das der gebürtige Zürcher Fabio Lanz für das Vergessen oder zumindest Verdrän-gen trüber Herbstabende schafft und zu-dem die Sehnsucht nach dem nächsten Sommer weckt.Wobei der Schaffer, also Autor, eigentlich nicht Fabio Lanz ist, ist dieser Name doch ein Pseudonym für den in Zürich gebore-nen Publizisten Martin Meyer. Seine Ver-bundenheit mit Zürich (Lanz / Meyer lebt abwechselnd dort sowie in der Provence) merkt man dem Krimi gut an. Nicht nur, dass er seine Figuren gut den Zürcher Ge-pflogenheiten anpasst und so zum Bei-spiel den Sumpf der Beziehungen und Zu-sammenhalte gerade der Menschen der oberen Schichten sehr realistisch und kenntnisreich nachzeichnet, er sucht auch immer wieder typische Lokalitäten auf, was dem Roman Authentizität verleiht, auch wenn man sich an manchen Stellen vielleicht noch eine Portion mehr Lokalko-lorit gewünscht hätte.Die Story selbst ist nicht wahnsinnig inno-vativ und kann eher als klassisch bezeich-net werden: Ein mehr oder weniger be-kannter Psychiater wird auf ziemlich grausame Weise umgebracht. Bei der Re-cherche stellt sich, für die Leser*innen Zürich: keine Stadt für laute Verbrechennicht ganz überraschend, heraus, dass Dr. Meinrad Freyer nicht von allen geliebt wur-de und es im Umfeld der psychiatrischen Klinik, in der er tätig war, auch einige dunk-le Flecken gibt. Flecken, die das Recher-cheteam gekonnt aufdeckt und so den Leser*innen eine gelungen komponierte Lösung liefert. Auch wenn Lanz mit seiner Story relativ bekannten Boden betritt, so ist sein Roman doch unterhaltend. Die ca. 350 Seiten lassen sich flüssig lesen, die Fi-guren haben den nötigen Sympathiewert (oder eben nicht) und man fühlt sich im Umfeld Sarah Contis schnell heimisch – auch wenn man sich durchaus fragen kann, warum neuerdings in Kriminalroma-nen wahnsinnig viel klassische Musik ge-hört und Tee getrunken wird. Nun ja, das tut aber eigentlich nichts zur Sache, da der Roman auf jeden Fall gute Unterhaltung bietet und eine Ahnung vom Sommer hin-terlässt. Und das ist im Herbst sicherlich nicht das Schlechteste.BUCHTIPPFabio Lanz: Ikarus. Verlag Kein & Aber 2024.Preis CHF 29.90ISBN 978-3-0369-5047-1BuchtippsOktober ANZEIGEMen BodyworkWWW.MENBODYWORK.CHEROS MASSAGENROPE SESSIONSWORKSHOPS für GBTQ Männer15% Jubiläums-Rabattbis 31.12.2024 mit GutscheincodeCRUISER15JUBILÄUM: Seit 15 Jahren in Zürich!
24CRUISER OKTOBER 2024KULTURLESEHERBST«Es ist niemals leicht, wenn es gut ist»Der Sommer ist nun zwar leider vorbei, aber der Sommerroman von Marcello Liscia passt auch in den Herbst, weil er von Dingen handelt, die zu jeder Jah-reszeit wichtig sind.Bibione, das war für viele Deutsche in den 70er-Jahren eine Sehnsuchtsort. Nirgend-wo wurde Italien so gut verkörpert wie dort, dolce vita, dolce far niente, hübsche Eisverkäufer (die weiblichen Eisverkäufe-rinnen, sofern es welche gab, spielten eher eine marginale Rolle). Der Halbitaliener Marcello Liscia ässt seinen neuesten Ro-man ebendort spielen, was zunächst ver-wundert, hat der Ort, obwohl er offenbar immer noch bei Feriengästen beliebt ist, mittlerweile doch bei vielen seinen Reiz verloren. Zu divers sind inzwischen die Fe-rienvorstellungen, die auch nicht mehr kompatibel mit den früheren Wünschen (Frühstück, Strand, Mittagessen, Strand, Abendessen, Disco) sind. Jedenfalls zieht es den fünfzigjährigen Psychotherapeuten Umberto nach Bibione an den Strand. Ei-gentlich aber eher an einen Ort, an dem er in Erinnerungen schwelgen kann, einen Ort, den er dazu nutzen will, sich selbst das Leben zu nehmen. Dieses scheint ihm nämlich nicht mehr lebenswert, seit sein Mann und sein Hund vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekom-men sind.Beim üblichen Strandbesuch lernt er die junge Mutter Debora kennen, die ihn mit ihrer mehr als aufdringlichen Art (ich hätte sie zum Teufel gejagt) auf andere Gedan-ken bringt. Gleichzeitig macht er Bekannt-schaft mit einer alten Dame, Eloisa, die eine bewegte und bewegende Lebensge-schichte hinter sich hat und es immer wie-der schafft, Umberto gedanklich aufzurüt-teln, ihn aus seinem Selbstmitleid zu holen und ihn zum Nachdenken anzuregen. Als dann am Strand noch der knapp 40-jähri-ge Daniele auftaucht, sind alle Zutaten für einen Liebesroman beieinander.Dass das Ganze trotzdem nicht in die voll-kommene Banalität abrutscht, liegt an eini-gen Wendungen, die Liscia seine Hand-lung machen lässt. Auch wenn diese nicht an allen Stellen ganz logisch sind sind die Geschehnisse alles in allem nachvollzieh-bar komponiert. Komponiert trifft es dabei ziemlich gut, weil man beim Lesen nicht immer das Gefühl eines natürlichen Flus-ses hat, z. B. wenn in einem Kapitel die Per-spektive wechselt. Wird zunächst alles aus der Ich-Perspektive von Umberto erzählt, finden wir dann auf einmal einen persona-len oder auch einen auktorialen Erzähler vor. Hier hätte sich eine durchgängige Per-spektive eher angeboten.Ansonsten steckt in diesem Roman aller-dings einiges an Unterhaltung und vor al-lem auch an Lebensweisheit. Vielleicht sollte man nicht jedes Glück für so selbst-verständlich nehmen und sicher sollte man sich ebenso wenig von Selbstmitleid überrollen lassen, auch wenn es das Le-ben manchmal nicht wirklich gut mit einem meint.Ein Roman, der seine Leser*innen im Herbst noch ein wenig den Sommer schmecken lässt.BUCHTIPPMarcello Liscia: Einmal noch. Querverlag 2024.Preis CHF 27.90ISBN 978-3-89656-350-7Der Herbst ist zwar die Zeit zum Lesen, aber du trauerst dem Sommer, der Sonne und der Leichtigkeit doch noch ein wenig hinterher? Dann haben wir hier den passenden Roman, der den Sommer in Italien aueben lässt.Liscias Sommerschmonzette war dir zu leicht und nicht literarisch genug? Kein Pro-blem: Korsgaards Familienroman aus Däne-mark setzt dazu einen Gegenpol, ein Roman, der einen mehr als einmal schlucken lässt.BUCHTIPPThomas Korsgaard: Hof. Die Tue-Trilogie Band 1. Kanon Verlag Berlin 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-98568-128-0«Manchmal hasse ich meine Familie»Eine Jugend auf dem Land in Dänemark. Und zwar nicht in der idyllischen Version mit langen Strandspaziergängen, son-dern mit Schlägen, Streit und Armut.Momentan kann man ein wenig das Gefühl bekommen, dass es jungen Autor*innen ganz wichtig zu sein scheint, üble Familien-verhältnisse zu schildern. Carolin Wahl ist mit ihrem Erstling «22 Bahnen» und dessen Fortsetzung «Windstärke 17» im deutsch-sprachigen Raum ein grosser Wurf gelun-gen. Dort geht es um die Schwestern Tilda und Ida, die mit ihrer alkoholkranken und depressiven Mutter zurechtkommen müs-sen. Die Handlung lässt einen mehr als ein-mal schockgefrieren, so nah geht Wahl an die Grenze des gerade noch Ertragbaren.Thomas Korsgaard, Jahrgang 1995, hat den ersten Band seiner Tue-Trilogie 2016 ge-schrieben, also mit gerade 21 Jahren. Jetzt hat der Berliner Kanon-Verlag das Werk entdeckt und bringt die drei Romane inner-halb eines Jahres zur Veröffentlichung. Und auch Korsgaard mutet seinen Leser*innen ähnlich wie Caroline Wahl mit der Geschich-te um den jungen Tue einiges zu. Tue wächst mit seinen zwei Geschwistern, die zu Beginn des Romans geborene Schwester ist eine Totgeburt, in Dänemark auf einem Bauernhof auf. Ausser der Fami-lie hat er nicht viele Sozialkontakte, seine Mitschüler*innen finden, dass er stinkt – was auch nicht ganz unwahrscheinlich ist, wenn man in Armut auf einem Hof mit Schweinen und unzähligen Hunden lebt – und meiden ihn. Seine Mutter ist spätes-tens seit dem Schicksalsschlag der letzten Schwangerschaft vor allem depressiv und spielsüchtig und sein Vater hat wenig Ver-ständnis für seine Kinder und scheint vom Leben vollkommen überfordert zu sein. Der einzige Lichtblick im Lebens Tues ist seine Oma, bei der er so etwas wie Liebe und Zuneigung erfährt. Auch wenn die rau-chende und oftmals griesgrämige Ruth vielleicht nicht dem Idealbild eines Grosis entspricht, schenkt sie dem Jungen etwas Wärme und vor allem Verständnis und Auf-merksamkeit. Dinge, die er zu Hause nicht bekommt. Dort hält man es für selbstver-ständlich, dass der kleine Junge dem Vater auf dem Hof hilft. So weit, so gut. Aber wenn man dann hört, dass er ein totes Kalb auf den Misthaufen schaffen soll, so wer-den dort auf dem Hof die Tiere üblicher-weise entsorgt, sieht das Ganze schon an-ders aus. Tue selbst sieht das von ihm Verlangte völlig emotionslos: «Es stank, aber das machte mir nichts, und ausser-dem passierten im Leben schlimmere Din-ge, als tote Tiere wegzuschaffen.» Z. B., das seine Mutter am Computer das wenige Geld, das die Familie hat, verzockt. Oder auch die Erkenntnis, dass er selbst schwul ist. Wie soll er das seinen Eltern beibrin-gen, ohne dass ihn sein Vater totschlägt? Denn Toleranz ist mit Sicherheit keine Stär-ke des Mannes, der mehr Liebe für seine Hunde als für seine Kinder empfindet. Gut dass er mit der jungen Iben eine Freundin findet, die ihn bei seinem Coming-out un-terstützt.Ein Roman, der gerade wegen seines un-prätentiösen Stils unter die Haut geht. 25KULTURLESEHERBSTBuchtippsOktober
24CRUISER OKTOBER 2024KULTURLESEHERBST«Es ist niemals leicht, wenn es gut ist»Der Sommer ist nun zwar leider vorbei, aber der Sommerroman von Marcello Liscia passt auch in den Herbst, weil er von Dingen handelt, die zu jeder Jah-reszeit wichtig sind.Bibione, das war für viele Deutsche in den 70er-Jahren eine Sehnsuchtsort. Nirgend-wo wurde Italien so gut verkörpert wie dort, dolce vita, dolce far niente, hübsche Eisverkäufer (die weiblichen Eisverkäufe-rinnen, sofern es welche gab, spielten eher eine marginale Rolle). Der Halbitaliener Marcello Liscia ässt seinen neuesten Ro-man ebendort spielen, was zunächst ver-wundert, hat der Ort, obwohl er offenbar immer noch bei Feriengästen beliebt ist, mittlerweile doch bei vielen seinen Reiz verloren. Zu divers sind inzwischen die Fe-rienvorstellungen, die auch nicht mehr kompatibel mit den früheren Wünschen (Frühstück, Strand, Mittagessen, Strand, Abendessen, Disco) sind. Jedenfalls zieht es den fünfzigjährigen Psychotherapeuten Umberto nach Bibione an den Strand. Ei-gentlich aber eher an einen Ort, an dem er in Erinnerungen schwelgen kann, einen Ort, den er dazu nutzen will, sich selbst das Leben zu nehmen. Dieses scheint ihm nämlich nicht mehr lebenswert, seit sein Mann und sein Hund vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekom-men sind.Beim üblichen Strandbesuch lernt er die junge Mutter Debora kennen, die ihn mit ihrer mehr als aufdringlichen Art (ich hätte sie zum Teufel gejagt) auf andere Gedan-ken bringt. Gleichzeitig macht er Bekannt-schaft mit einer alten Dame, Eloisa, die eine bewegte und bewegende Lebensge-schichte hinter sich hat und es immer wie-der schafft, Umberto gedanklich aufzurüt-teln, ihn aus seinem Selbstmitleid zu holen und ihn zum Nachdenken anzuregen. Als dann am Strand noch der knapp 40-jähri-ge Daniele auftaucht, sind alle Zutaten für einen Liebesroman beieinander.Dass das Ganze trotzdem nicht in die voll-kommene Banalität abrutscht, liegt an eini-gen Wendungen, die Liscia seine Hand-lung machen lässt. Auch wenn diese nicht an allen Stellen ganz logisch sind sind die Geschehnisse alles in allem nachvollzieh-bar komponiert. Komponiert trifft es dabei ziemlich gut, weil man beim Lesen nicht immer das Gefühl eines natürlichen Flus-ses hat, z. B. wenn in einem Kapitel die Per-spektive wechselt. Wird zunächst alles aus der Ich-Perspektive von Umberto erzählt, finden wir dann auf einmal einen persona-len oder auch einen auktorialen Erzähler vor. Hier hätte sich eine durchgängige Per-spektive eher angeboten.Ansonsten steckt in diesem Roman aller-dings einiges an Unterhaltung und vor al-lem auch an Lebensweisheit. Vielleicht sollte man nicht jedes Glück für so selbst-verständlich nehmen und sicher sollte man sich ebenso wenig von Selbstmitleid überrollen lassen, auch wenn es das Le-ben manchmal nicht wirklich gut mit einem meint.Ein Roman, der seine Leser*innen im Herbst noch ein wenig den Sommer schmecken lässt.BUCHTIPPMarcello Liscia: Einmal noch. Querverlag 2024.Preis CHF 27.90ISBN 978-3-89656-350-7Der Herbst ist zwar die Zeit zum Lesen, aber du trauerst dem Sommer, der Sonne und der Leichtigkeit doch noch ein wenig hinterher? Dann haben wir hier den passenden Roman, der den Sommer in Italien aueben lässt.Liscias Sommerschmonzette war dir zu leicht und nicht literarisch genug? Kein Pro-blem: Korsgaards Familienroman aus Däne-mark setzt dazu einen Gegenpol, ein Roman, der einen mehr als einmal schlucken lässt.BUCHTIPPThomas Korsgaard: Hof. Die Tue-Trilogie Band 1. Kanon Verlag Berlin 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-98568-128-0«Manchmal hasse ich meine Familie»Eine Jugend auf dem Land in Dänemark. Und zwar nicht in der idyllischen Version mit langen Strandspaziergängen, son-dern mit Schlägen, Streit und Armut.Momentan kann man ein wenig das Gefühl bekommen, dass es jungen Autor*innen ganz wichtig zu sein scheint, üble Familien-verhältnisse zu schildern. Carolin Wahl ist mit ihrem Erstling «22 Bahnen» und dessen Fortsetzung «Windstärke 17» im deutsch-sprachigen Raum ein grosser Wurf gelun-gen. Dort geht es um die Schwestern Tilda und Ida, die mit ihrer alkoholkranken und depressiven Mutter zurechtkommen müs-sen. Die Handlung lässt einen mehr als ein-mal schockgefrieren, so nah geht Wahl an die Grenze des gerade noch Ertragbaren.Thomas Korsgaard, Jahrgang 1995, hat den ersten Band seiner Tue-Trilogie 2016 ge-schrieben, also mit gerade 21 Jahren. Jetzt hat der Berliner Kanon-Verlag das Werk entdeckt und bringt die drei Romane inner-halb eines Jahres zur Veröffentlichung. Und auch Korsgaard mutet seinen Leser*innen ähnlich wie Caroline Wahl mit der Geschich-te um den jungen Tue einiges zu. Tue wächst mit seinen zwei Geschwistern, die zu Beginn des Romans geborene Schwester ist eine Totgeburt, in Dänemark auf einem Bauernhof auf. Ausser der Fami-lie hat er nicht viele Sozialkontakte, seine Mitschüler*innen finden, dass er stinkt – was auch nicht ganz unwahrscheinlich ist, wenn man in Armut auf einem Hof mit Schweinen und unzähligen Hunden lebt – und meiden ihn. Seine Mutter ist spätes-tens seit dem Schicksalsschlag der letzten Schwangerschaft vor allem depressiv und spielsüchtig und sein Vater hat wenig Ver-ständnis für seine Kinder und scheint vom Leben vollkommen überfordert zu sein. Der einzige Lichtblick im Lebens Tues ist seine Oma, bei der er so etwas wie Liebe und Zuneigung erfährt. Auch wenn die rau-chende und oftmals griesgrämige Ruth vielleicht nicht dem Idealbild eines Grosis entspricht, schenkt sie dem Jungen etwas Wärme und vor allem Verständnis und Auf-merksamkeit. Dinge, die er zu Hause nicht bekommt. Dort hält man es für selbstver-ständlich, dass der kleine Junge dem Vater auf dem Hof hilft. So weit, so gut. Aber wenn man dann hört, dass er ein totes Kalb auf den Misthaufen schaffen soll, so wer-den dort auf dem Hof die Tiere üblicher-weise entsorgt, sieht das Ganze schon an-ders aus. Tue selbst sieht das von ihm Verlangte völlig emotionslos: «Es stank, aber das machte mir nichts, und ausser-dem passierten im Leben schlimmere Din-ge, als tote Tiere wegzuschaffen.» Z. B., das seine Mutter am Computer das wenige Geld, das die Familie hat, verzockt. Oder auch die Erkenntnis, dass er selbst schwul ist. Wie soll er das seinen Eltern beibrin-gen, ohne dass ihn sein Vater totschlägt? Denn Toleranz ist mit Sicherheit keine Stär-ke des Mannes, der mehr Liebe für seine Hunde als für seine Kinder empfindet. Gut dass er mit der jungen Iben eine Freundin findet, die ihn bei seinem Coming-out un-terstützt.Ein Roman, der gerade wegen seines un-prätentiösen Stils unter die Haut geht. 25KULTURLESEHERBSTBuchtippsOktober
26 27CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODEKULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODEBilder © Adobe Stock, WikipediaMode als Spiegel der Gesellschaft und Ausdruck von Freiheit: Wie LGBT*- Persönlichkeiten in der Modewelt immer wieder Normen in Frage stellten.Von Togen zur Trend-Revolution Gleichzeitig verschob Yves Saint Lau-rent, ebenfalls aus Frankreich, die Grenzen der Geschlechterrollen und zeigte, dass Mode eine Bühne für provokante und inno-vative Ideen sein kann. Seine Hosenanzüge für Frauen waren nicht nur Kleidung, son-dern ein Statement, das die Welt veränderte. Auch Jean Paul Gaultier, ebenfalls Franzo-se, und Vivienne Westwood aus England führten die Revolution weiter. Gaultiers Entwürfe, bekannt für ihre mutigen und ge-schlechtsneutralen Elemente, hinterfragten traditionelle Normen, während Westwood den Punk als Rebellion nutzte, um Mode als Sprache des sozialen Kommentars zu etab-lieren.Die Modegeschichte ehrt oft die gro-ssen Männer, doch es waren eben doch schon auch – wie oben erwähnt - die un-sichtbaren Hände und kreativen Köpfe der Frauen, die viele dieser Trends inspirierten und realisierten. Designerinnen wie Elsa Schiaparelli aus Italien, bekannt für ihre surrealistischen Entwürfe, und Madeleine Vionnet, ebenfalls aus Frankreich, die mit ihren innovativen Schnitttechniken die Mode veränderte, waren Pionierinnen in ei-ner männlich dominierten Welt. ➔ Welt verbreiteten. Die Mode wurde zu ei-nem Werkzeug der Selbstdarstellung und des sozialen Kommentars.Im Hintergrund wirkten übrigens – so munkelt der weibliche Teil der Cruiser-Chefredaktion - oft starke Frauen, die die Entwicklung prägten, während die Ge-schichte den Männern den Vorrang gab. Ihre Beiträge sind in die Stoe gewebt, die heute als historische Modeikonen gefeiert werden. Einussreiche Designerinnen und Näherinnen spielten eine entscheidende Rolle, indem sie neue Standards für Eleganz und Stil setzten.Dann kam CocoIm 20. Jahrhundert erlebte die Modewelt eine Explosion an Kreativität und Innovati-on. In dieser Zeit traten queere Designer ins Rampenlicht und veränderten die Art und Weise, wie Mode gesehen wird. Coco Cha-nel, eine Frau, die die Mode für immer ver-änderte, brachte das ikonische kleine Schwarze auf den Markt und revolutionier-te die Frauenmode, indem sie Elemente der Männermode übernahm. Chanel legte den Grundstein für eine neue Ära, in der Mode zur Sprache der Emanzipation wurde.sprechen. Hier begann der subtile Wandel, der den Weg für die zukünftigen Revolutio-nen in der Mode ebnen sollte.Es war einmal… Gianni D’VinciMit dem Aufkommen der Renaissance er-lebte die Mode eine weitere Transformati-on. In dieser Zeit der Erneuerung, die in Eu-ropa stattfand, begann die Kleidung, eine neue Sprache zu sprechen. Es war eine Ein-ladung, die Welt durch bisher unbekannte kreative Blickwinkel zu sehen, und ein Spielplatz für Designer, die mit Geschlech-terrollen experimentierten. Hier betrat der sagenumwobene Gianni D'Vinci die Bühne – eine Figur, die in der Modegeschichte ge-nauso mysteriös wie faszinierend ist. Denn viele behaupten, er hätte nie wirklich exis-tiert: Vielleicht war er eine Sammlung von Mythen und Erzählungen, die über die Jahrhunderte hinweg zu einer einzigen Per-son verschmolzen sind. Seine Designs, so sagt man, waren revolutionär: iessende Gewänder, die Geschlechterrollen in Frage stellten und mit Farben und Stoen spiel-ten, die zuvor unvorstellbar waren. Es ist die Geschichte von Gianni D'Vinci, die zeigt, wie die Mode schon immer dazu diente, die etablierten Normen zu durchbrechen und die Menschen zu ermutigen, sich selbst neu zu denieren.Mit dem 18. Jahrhundert kam die Auf-klärung, und Paris etablierte sich als Zent-rum der Modewelt. Hier in den Modesalons entstanden die grossen Ideen, die die Mode revolutionierten und den Weg für die Mo-derne ebneten. Madame Récamier, eine der einussreichsten Salonnières ihrer Zeit, lud die kreativsten Köpfe ein, ihre Visionen zu teilen. Ihre Salons waren die Geburtsstätten neuer Trends, die sich bald in der ganzen Queere Menschen haben mit ihrem Stil und Mut die Modewelt revolutioniert und vorangetrieben und letztendlich mit ihren Kreationen mehr oder weniger direkt eine farbenfrohe Hommage an (unsere) Vielfalt gesetzt. VON MOEL MAPHYMode war schon immer ein Ausdruck von Freiheit. Von der Antike bis zu den modernen Laufstegen hat die queere Community die Modewelt mit vielen Kreationen beeinusst. Diese Geschichte ist eine Ode an den kreativen Geist und den unaufhörlichen Drang, sich selbst neu zu ernden.Stellen wir uns das alte Rom vor. In dieser Welt lebte ein Designer namens To-gacus Fabulous. Er war bekannt für seine einzigartigen Kreationen, die den römi-schen Eliten schmeichelten und ihnen hal-fen, ihre Macht und ihren Einuss zu de-monstrieren. Doch Togacus war mehr als nur ein Designer; er war ein Künstler, der wusste, wie man die Grenzen des Stos nutzt, um Identität zu formen und Individu-alität zu zelebrieren. Die Toga war nicht nur ein Stück Sto, sie war ein Medium, um Ge-schichten zu erzählen. Bei den legendären Toga-Partys der römischen Aristokraten wurde die Kleidung genutzt, um über die neuesten Entwicklungen in der Mode zu Coco Chanel und Yves Saint Laurent – zwei ikoni-sche Designer, die die Modewelt revolutionierten. Beide prägten nicht nur den Stil ihrer Zeit, sondern setzten mit ihrem bahnbrechenden Einsatz für Freiheit, Individualität und die Überschreitung tra-ditioneller Geschlechterrollen ein Zeichen für die LGBT*-Community. Ihre Designs öffneten Türen für Diversität und mutige Ausdrucksformen, die bis heute fortwirken. Es ist die Geschichte von Gianni D’Vinci, die zeigt, wie die Mode schon immer dazu diente, die eta-blierten Normen zu durchbrechen und die Menschen zu ermutigen, sich selbst neu zu definieren.Yves Saint Laurent: Seine Hosen-anzüge für Frauen waren nicht nur Kleidung, sondern ein State-ment, das die Welt veränderte
26 27CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024KULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODEKULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODEBilder © Adobe Stock, WikipediaMode als Spiegel der Gesellschaft und Ausdruck von Freiheit: Wie LGBT*- Persönlichkeiten in der Modewelt immer wieder Normen in Frage stellten.Von Togen zur Trend-Revolution Gleichzeitig verschob Yves Saint Lau-rent, ebenfalls aus Frankreich, die Grenzen der Geschlechterrollen und zeigte, dass Mode eine Bühne für provokante und inno-vative Ideen sein kann. Seine Hosenanzüge für Frauen waren nicht nur Kleidung, son-dern ein Statement, das die Welt veränderte. Auch Jean Paul Gaultier, ebenfalls Franzo-se, und Vivienne Westwood aus England führten die Revolution weiter. Gaultiers Entwürfe, bekannt für ihre mutigen und ge-schlechtsneutralen Elemente, hinterfragten traditionelle Normen, während Westwood den Punk als Rebellion nutzte, um Mode als Sprache des sozialen Kommentars zu etab-lieren.Die Modegeschichte ehrt oft die gro-ssen Männer, doch es waren eben doch schon auch – wie oben erwähnt - die un-sichtbaren Hände und kreativen Köpfe der Frauen, die viele dieser Trends inspirierten und realisierten. Designerinnen wie Elsa Schiaparelli aus Italien, bekannt für ihre surrealistischen Entwürfe, und Madeleine Vionnet, ebenfalls aus Frankreich, die mit ihren innovativen Schnitttechniken die Mode veränderte, waren Pionierinnen in ei-ner männlich dominierten Welt. ➔ Welt verbreiteten. Die Mode wurde zu ei-nem Werkzeug der Selbstdarstellung und des sozialen Kommentars.Im Hintergrund wirkten übrigens – so munkelt der weibliche Teil der Cruiser-Chefredaktion - oft starke Frauen, die die Entwicklung prägten, während die Ge-schichte den Männern den Vorrang gab. Ihre Beiträge sind in die Stoe gewebt, die heute als historische Modeikonen gefeiert werden. Einussreiche Designerinnen und Näherinnen spielten eine entscheidende Rolle, indem sie neue Standards für Eleganz und Stil setzten.Dann kam CocoIm 20. Jahrhundert erlebte die Modewelt eine Explosion an Kreativität und Innovati-on. In dieser Zeit traten queere Designer ins Rampenlicht und veränderten die Art und Weise, wie Mode gesehen wird. Coco Cha-nel, eine Frau, die die Mode für immer ver-änderte, brachte das ikonische kleine Schwarze auf den Markt und revolutionier-te die Frauenmode, indem sie Elemente der Männermode übernahm. Chanel legte den Grundstein für eine neue Ära, in der Mode zur Sprache der Emanzipation wurde.sprechen. Hier begann der subtile Wandel, der den Weg für die zukünftigen Revolutio-nen in der Mode ebnen sollte.Es war einmal… Gianni D’VinciMit dem Aufkommen der Renaissance er-lebte die Mode eine weitere Transformati-on. In dieser Zeit der Erneuerung, die in Eu-ropa stattfand, begann die Kleidung, eine neue Sprache zu sprechen. Es war eine Ein-ladung, die Welt durch bisher unbekannte kreative Blickwinkel zu sehen, und ein Spielplatz für Designer, die mit Geschlech-terrollen experimentierten. Hier betrat der sagenumwobene Gianni D'Vinci die Bühne – eine Figur, die in der Modegeschichte ge-nauso mysteriös wie faszinierend ist. Denn viele behaupten, er hätte nie wirklich exis-tiert: Vielleicht war er eine Sammlung von Mythen und Erzählungen, die über die Jahrhunderte hinweg zu einer einzigen Per-son verschmolzen sind. Seine Designs, so sagt man, waren revolutionär: iessende Gewänder, die Geschlechterrollen in Frage stellten und mit Farben und Stoen spiel-ten, die zuvor unvorstellbar waren. Es ist die Geschichte von Gianni D'Vinci, die zeigt, wie die Mode schon immer dazu diente, die etablierten Normen zu durchbrechen und die Menschen zu ermutigen, sich selbst neu zu denieren.Mit dem 18. Jahrhundert kam die Auf-klärung, und Paris etablierte sich als Zent-rum der Modewelt. Hier in den Modesalons entstanden die grossen Ideen, die die Mode revolutionierten und den Weg für die Mo-derne ebneten. Madame Récamier, eine der einussreichsten Salonnières ihrer Zeit, lud die kreativsten Köpfe ein, ihre Visionen zu teilen. Ihre Salons waren die Geburtsstätten neuer Trends, die sich bald in der ganzen Queere Menschen haben mit ihrem Stil und Mut die Modewelt revolutioniert und vorangetrieben und letztendlich mit ihren Kreationen mehr oder weniger direkt eine farbenfrohe Hommage an (unsere) Vielfalt gesetzt. VON MOEL MAPHYMode war schon immer ein Ausdruck von Freiheit. Von der Antike bis zu den modernen Laufstegen hat die queere Community die Modewelt mit vielen Kreationen beeinusst. Diese Geschichte ist eine Ode an den kreativen Geist und den unaufhörlichen Drang, sich selbst neu zu ernden.Stellen wir uns das alte Rom vor. In dieser Welt lebte ein Designer namens To-gacus Fabulous. Er war bekannt für seine einzigartigen Kreationen, die den römi-schen Eliten schmeichelten und ihnen hal-fen, ihre Macht und ihren Einuss zu de-monstrieren. Doch Togacus war mehr als nur ein Designer; er war ein Künstler, der wusste, wie man die Grenzen des Stos nutzt, um Identität zu formen und Individu-alität zu zelebrieren. Die Toga war nicht nur ein Stück Sto, sie war ein Medium, um Ge-schichten zu erzählen. Bei den legendären Toga-Partys der römischen Aristokraten wurde die Kleidung genutzt, um über die neuesten Entwicklungen in der Mode zu Coco Chanel und Yves Saint Laurent – zwei ikoni-sche Designer, die die Modewelt revolutionierten. Beide prägten nicht nur den Stil ihrer Zeit, sondern setzten mit ihrem bahnbrechenden Einsatz für Freiheit, Individualität und die Überschreitung tra-ditioneller Geschlechterrollen ein Zeichen für die LGBT*-Community. Ihre Designs öffneten Türen für Diversität und mutige Ausdrucksformen, die bis heute fortwirken. Es ist die Geschichte von Gianni D’Vinci, die zeigt, wie die Mode schon immer dazu diente, die eta-blierten Normen zu durchbrechen und die Menschen zu ermutigen, sich selbst neu zu definieren.Yves Saint Laurent: Seine Hosen-anzüge für Frauen waren nicht nur Kleidung, sondern ein State-ment, das die Welt veränderte
29CRUISER OKTOBER 2024KULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODE28CRUISER OKTOBER 2024Tiefe, die Mode zu einer Bühne für mensch-liche Emotionen machten. McQueen ver-stand es, mit Extremen zu spielen und dabei neue Dimensionen der Schönheit zu erfor-schen.Doch die Schweiz hat ihren Platz in der queeren Modegeschichte ebenfalls ge-funden. Designer wie Willi Spiess haben klassische Eleganz mit moderner Ranesse verbunden, während Hannes B. für seine innovative Herangehensweise an Materiali-en und Schnitte bekannt war. Christa de Carouge, die oft als «die Schwarze Königin» der Schweizer Mode bezeichnet wird, ver-stand es, mit einfachen Formen und Materi-alien beeindruckende Kreationen zu schaf-fen, die zeitlos und elegant waren.schen Kreationen begeistert. Die Schweiz hatte Hannes B bis zu seinem Tod 2016 (NZZ: «Der Ralph Lauren von Zürich») und hat Willi Spiess oder Julian Zigerli und viele andere…Queere Designer haben die Modewelt immer wieder herausgefordert und verän-dert. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein Aus-druck von Stil, sondern auch ein Kommen-tar zu gesellschaftlichen emen. Von der Antike bis zur Gegenwart haben sie bewie-sen, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie ist eine Kunstform, ein Ausdruck von Identität und eine Einladung, die Welt durch eine neue Linse zu sehen.In einer Welt, die oft versucht, Men-schen in Schubladen zu stecken, zeigt die queere Modegeschichte, dass der Laufsteg der Welt gross genug ist für alle, die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu gehen. Die einzige Konstante? Die Gewissheit, dass die besten Entwürfe oft diejenigen sind, die ge-gen den Strom schwimmen. Detail und ihrer Hingabe zur Extravaganz geprägt. Auch Alexander McQueen aus England, bekannt für seine dramatischen und oft düsteren Entwürfe, hat die Mode-welt mit seinen innovativen Shows immer wieder in Erstaunen versetzt. Seine Designs erzählten Geschichten voller Dramatik und terrollen und hinterfragt traditionelle Vor-stellungen, indem er Mode als Ausdruck von Identität und Individualität nutzt. Auch Designerinnen wie Martine Rose aus Gross-britannien und Clare Waight Keller, die als erste weibliche künstlerische Leiterin bei Givenchy bekannt wurde, prägen die mo-derne Mode mit ihren einzigartigen Visio-nen und Designs. Rose, bekannt für ihre Arbeit mit Streetwear-Elementen, und Waight Keller brechen mit traditionellen Er-wartungen und denieren, was es bedeutet, in der heutigen Modewelt innovativ zu sein.In der heutigen Modewelt ist Vielfalt mehr als nur ein Schlagwort. Es ist ein fun-damentales Prinzip, das die Arbeit vieler LGBT*-Designer prägt. Collina Strada, be-kannt für ihre nachhaltigen Designs, und Palomo Spain aus Spanien, der die Gender-Fluidität feiert, stehen an der Spitze dieser Bewegung. Sie zeigen, dass Mode mehr ist als nur ein Trend – sie ist ein Ausdruck von Kultur, Identität und einer oenen Welt. Designer wie Stefan Eckert aus Deutschland und Dimitri aus Italien nutzen ihre Plattformen, um traditionelle Vorstel-lungen zu hinterfragen und die Modewelt zu revolutionieren. Eckert ist bekannt für seine minimalistische Ästhetik und futuris-tischen Designs, während Dimitri mit sei-nen eleganten und dennoch avantgardisti-Die Bühne betritt… GlööcklerIn der modernen Modewelt stehen Namen wie Harald Glööckler aus Deutschland und Elton John aus England für Extravaganz und Kreativität. Glööckler, der Meister der fun-kelnden Roben, glaubt, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie sei ein Ausdruck von Freude und Persönlichkeit. Mit seinen opu-lenten Designs zeigt er, dass das Ziel der Mode darin besteht, Menschen glücklich zu machen und zu ermutigen, sie selbst zu sein.Elton John verkörpert diesen Ansatz auf der Bühne. Seine Outts sind ebenso le-gendär wie seine Musik und zeigen, dass Mode eine Quelle der Kraft und des Selbst-ausdrucks sein kann. Diese beiden Ikonen haben die Modewelt mit ihrer Liebe zum Die Schweiz hat weiterhin eine auf-strebende Generation von Designer*innen, die die queere Mode vorantreiben. Julian Zigerli, bekannt für seine bunten, spieleri-schen Designs, die Technologie und Mode verbinden, hat es geschat, die Schweizer Mode mit einem Hauch von Humor und In-novation auf die internationale Bühne zu bringen. Diese Designer*innen stehen für eine Verbindung von Innovation und Tradi-tion, die die Schweizer Mode einzigartig macht. Sie zeigen, dass Mode nicht nur aus Sto besteht, sondern eine Geschichte er-zählt, die sowohl Vergangenheit als auch Zukunft umfasst.Und jetzt sind sie da: Die Neuen! In der Gegenwart erlebt die Modewelt eine neue Welle von LGBT*-Designern, die mit ihrer Kreativität und ihrem Mut Verände-rungen bewirken. Namen wie Telfar Cle-mens aus den USA und Harris Reed aus Grossbritannien stehen für Inklusion und Vielfalt in der Mode. Telfars ikonische Ta-schen, bekannt für ihren Slogan «Nicht für dich – für alle», denieren Luxus neu und önen die Türen für eine neue Generation von Designern.Harris Reed, bekannt für seine gender-uiden Designs, zeigt, dass Mode keine Grenzen kennt. Reed spielt mit Geschlech-Harald Glööckler – der extravagante Mode- designer, der durch seine glamourösen Ent-würfe und seinen unkonventionellen Stil Grenzen sprengt. Mit seiner auffälligen Per-sönlichkeit und seinem Einsatz für Vielfalt und Individualität ist er eine schillernde Ikone der LGBT*-Community und ein Symbol für den mutigen Selbstausdruck in der Modewelt.Willi Spiess, Fashion-Designer in Zürich, vor seinem Laden: Als kreativer Kopf hinter den Kollek-tionen setzt er auf innovative Trends und einzig- artige Stile.Glööckler glaubt, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie sei ein Ausdruck von Freude und Persönlichkeit.Harris Reed hier bei den GQ Men of the Year- Awards. Reed ist eine auf-strebende Designerper-son, bekannt für gender-fluide Kreationen. Die Designerperson setzt mit ihrem Stil ein starkes Statement für Inklusion und Vielfalt in der Mode-welt. Reed, eine Stimme der LGBT*-Community, bricht bewusst Ge-schlechtergrenzen und definiert Mode als Aus-druck von Identität und Freiheit.Queere Designer haben die Modewelt immer wieder heraus-gefordert und verändert. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein Aus-druck von Stil, sondern auch ein Kommentar zu gesellschaft- lichen Themen. Bilder © Shutterstock / Haymo Empl
29CRUISER OKTOBER 2024KULTURGESCHICHTE DER QUEEREN MODE28CRUISER OKTOBER 2024Tiefe, die Mode zu einer Bühne für mensch-liche Emotionen machten. McQueen ver-stand es, mit Extremen zu spielen und dabei neue Dimensionen der Schönheit zu erfor-schen.Doch die Schweiz hat ihren Platz in der queeren Modegeschichte ebenfalls ge-funden. Designer wie Willi Spiess haben klassische Eleganz mit moderner Ranesse verbunden, während Hannes B. für seine innovative Herangehensweise an Materiali-en und Schnitte bekannt war. Christa de Carouge, die oft als «die Schwarze Königin» der Schweizer Mode bezeichnet wird, ver-stand es, mit einfachen Formen und Materi-alien beeindruckende Kreationen zu schaf-fen, die zeitlos und elegant waren.schen Kreationen begeistert. Die Schweiz hatte Hannes B bis zu seinem Tod 2016 (NZZ: «Der Ralph Lauren von Zürich») und hat Willi Spiess oder Julian Zigerli und viele andere…Queere Designer haben die Modewelt immer wieder herausgefordert und verän-dert. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein Aus-druck von Stil, sondern auch ein Kommen-tar zu gesellschaftlichen emen. Von der Antike bis zur Gegenwart haben sie bewie-sen, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie ist eine Kunstform, ein Ausdruck von Identität und eine Einladung, die Welt durch eine neue Linse zu sehen.In einer Welt, die oft versucht, Men-schen in Schubladen zu stecken, zeigt die queere Modegeschichte, dass der Laufsteg der Welt gross genug ist für alle, die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu gehen. Die einzige Konstante? Die Gewissheit, dass die besten Entwürfe oft diejenigen sind, die ge-gen den Strom schwimmen. Detail und ihrer Hingabe zur Extravaganz geprägt. Auch Alexander McQueen aus England, bekannt für seine dramatischen und oft düsteren Entwürfe, hat die Mode-welt mit seinen innovativen Shows immer wieder in Erstaunen versetzt. Seine Designs erzählten Geschichten voller Dramatik und terrollen und hinterfragt traditionelle Vor-stellungen, indem er Mode als Ausdruck von Identität und Individualität nutzt. Auch Designerinnen wie Martine Rose aus Gross-britannien und Clare Waight Keller, die als erste weibliche künstlerische Leiterin bei Givenchy bekannt wurde, prägen die mo-derne Mode mit ihren einzigartigen Visio-nen und Designs. Rose, bekannt für ihre Arbeit mit Streetwear-Elementen, und Waight Keller brechen mit traditionellen Er-wartungen und denieren, was es bedeutet, in der heutigen Modewelt innovativ zu sein.In der heutigen Modewelt ist Vielfalt mehr als nur ein Schlagwort. Es ist ein fun-damentales Prinzip, das die Arbeit vieler LGBT*-Designer prägt. Collina Strada, be-kannt für ihre nachhaltigen Designs, und Palomo Spain aus Spanien, der die Gender-Fluidität feiert, stehen an der Spitze dieser Bewegung. Sie zeigen, dass Mode mehr ist als nur ein Trend – sie ist ein Ausdruck von Kultur, Identität und einer oenen Welt. Designer wie Stefan Eckert aus Deutschland und Dimitri aus Italien nutzen ihre Plattformen, um traditionelle Vorstel-lungen zu hinterfragen und die Modewelt zu revolutionieren. Eckert ist bekannt für seine minimalistische Ästhetik und futuris-tischen Designs, während Dimitri mit sei-nen eleganten und dennoch avantgardisti-Die Bühne betritt… GlööcklerIn der modernen Modewelt stehen Namen wie Harald Glööckler aus Deutschland und Elton John aus England für Extravaganz und Kreativität. Glööckler, der Meister der fun-kelnden Roben, glaubt, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie sei ein Ausdruck von Freude und Persönlichkeit. Mit seinen opu-lenten Designs zeigt er, dass das Ziel der Mode darin besteht, Menschen glücklich zu machen und zu ermutigen, sie selbst zu sein.Elton John verkörpert diesen Ansatz auf der Bühne. Seine Outts sind ebenso le-gendär wie seine Musik und zeigen, dass Mode eine Quelle der Kraft und des Selbst-ausdrucks sein kann. Diese beiden Ikonen haben die Modewelt mit ihrer Liebe zum Die Schweiz hat weiterhin eine auf-strebende Generation von Designer*innen, die die queere Mode vorantreiben. Julian Zigerli, bekannt für seine bunten, spieleri-schen Designs, die Technologie und Mode verbinden, hat es geschat, die Schweizer Mode mit einem Hauch von Humor und In-novation auf die internationale Bühne zu bringen. Diese Designer*innen stehen für eine Verbindung von Innovation und Tradi-tion, die die Schweizer Mode einzigartig macht. Sie zeigen, dass Mode nicht nur aus Sto besteht, sondern eine Geschichte er-zählt, die sowohl Vergangenheit als auch Zukunft umfasst.Und jetzt sind sie da: Die Neuen! In der Gegenwart erlebt die Modewelt eine neue Welle von LGBT*-Designern, die mit ihrer Kreativität und ihrem Mut Verände-rungen bewirken. Namen wie Telfar Cle-mens aus den USA und Harris Reed aus Grossbritannien stehen für Inklusion und Vielfalt in der Mode. Telfars ikonische Ta-schen, bekannt für ihren Slogan «Nicht für dich – für alle», denieren Luxus neu und önen die Türen für eine neue Generation von Designern.Harris Reed, bekannt für seine gender-uiden Designs, zeigt, dass Mode keine Grenzen kennt. Reed spielt mit Geschlech-Harald Glööckler – der extravagante Mode- designer, der durch seine glamourösen Ent-würfe und seinen unkonventionellen Stil Grenzen sprengt. Mit seiner auffälligen Per-sönlichkeit und seinem Einsatz für Vielfalt und Individualität ist er eine schillernde Ikone der LGBT*-Community und ein Symbol für den mutigen Selbstausdruck in der Modewelt.Willi Spiess, Fashion-Designer in Zürich, vor seinem Laden: Als kreativer Kopf hinter den Kollek-tionen setzt er auf innovative Trends und einzig- artige Stile.Glööckler glaubt, dass Mode mehr ist als nur Kleidung – sie sei ein Ausdruck von Freude und Persönlichkeit.Harris Reed hier bei den GQ Men of the Year- Awards. Reed ist eine auf-strebende Designerper-son, bekannt für gender-fluide Kreationen. Die Designerperson setzt mit ihrem Stil ein starkes Statement für Inklusion und Vielfalt in der Mode-welt. Reed, eine Stimme der LGBT*-Community, bricht bewusst Ge-schlechtergrenzen und definiert Mode als Aus-druck von Identität und Freiheit.Queere Designer haben die Modewelt immer wieder heraus-gefordert und verändert. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein Aus-druck von Stil, sondern auch ein Kommentar zu gesellschaft- lichen Themen. Bilder © Shutterstock / Haymo Empl
CRUISER OKTOBER 202431SZENESCHMAZ MIT NEUER PRODUKTIONDer «schwule männerchor zürich» hebt ab Der schmaz hebt mit seiner neuen Produktion «SCHMAZ IN SPACE» in neue künstlerische Dimensionen ab und setzt zu einer intergalaktischen Reise an.VON HAYMO EMPLDer schmaz – schwuler männerchor zürich – steht seit über drei Jahr-zehnten für weit mehr als nur musi-kalische Darbietungen. Als der Chor 1990 von Karl Scheuber gegründet wurde, war klar: Hier sollte nicht nur gesungen, son-dern auch ein starkes gesellschaftliches Zei-chen gesetzt werden. Schon in den ersten Jahren nach seiner Gründung machte der schmaz mit mutigen Auftritten auf sich auf-merksam und etablierte sich schnell als kul-turelle Stimme der LGBT*-Community in der Schweiz.Rebellion und musikalische ExzellenzBereits zwei Monate nach seiner Gründung trat der schmaz beim Europäischen schwul-lesbischen Chorfestival in Hamburg auf – ein bemerkenswerter Erfolg für ein Ensem-ble, das erst am Anfang seiner Reise stand. Nur acht Tage später folgte eine weitere Aus-zeichnung: eine Ehrenurkunde beim Schweizerischen Gesangfest in Luzern. Die-se frühen Erfolge waren jedoch mehr als nur Glückstreer. Sie waren das Ergebnis eines bewussten Strebens nach musikalischer Ex-zellenz und der Entschlossenheit, Schwule in der Öentlichkeit sichtbar zu machen und Vorurteile zu überwinden.Karl Scheuber, der den Chor über viele Jahre hinweg leitete, legte von Anfang an Wert darauf, dass der schmaz nicht nur durch seine musikalische Qualität auällt, sondern auch durch sein breites Repertoire. Von klassischer Musik über Volkslieder bis hin zu modernen Stücken – der schmaz zeigte stets eine beeindruckende Vielfalt, die das kulturelle Erbe der LGBT*-Commu-nity in den Vordergrund rückte. Mit Kon-zerten wie «schmaz am Wasser» und der ➔ «SCHMAZ IN SPACE» ist eine neue Eigenproduktion des schwulen Männerchors Zürich (Schmaz), die im Jahr 2024 Premiere feiert. Die Aufführung führt das Publikum in die Weiten des Weltalls und ist geprägt von einer eindrucksvollen musikalischen Vielfalt, wobei der Chor sowohl kosmischen als auch musikalischen Ansprüchen gerecht wird.Das weltbekannte Musical «PHANTOM OF THE OPERA» kehrt nach Basel zurück und verbindet zeitlose Emotionen mit moderner Diversität und Inklusion.Eine moderne Inszenierung, die Grenzen sprengtCRUISER OKTOBER 202430KULTURPHANTOM OF THE OPERABild © Phantom of the OperaBild © zvgAndrew Lloyd Webbers zeitloses Musical über verbotene Liebe und Sehnsucht wird in einer Neuinszenierung präsentiert, die altbekannte emen in einem modernen, inklusiven Licht zeigt. Die Produktion zelebriert die Kraft der Musik als Mittel, das alle Menschen miteinander verbindet, unabhängig von Geschlecht und Orientierung.In den prächtigen Hallen der Pariser Oper entfaltet sich eine Geschichte, die tiefgreifende Emotionen anspricht. Das Phantom, ein musikalisches Genie, das sich aufgrund seiner Andersartigkeit versteckt, verliebt sich in die talentierte Christine. Als Christine eine Beziehung mit Raoul eingeht, wird ein emotionsgeladener Konikt entfacht. Die Komplexität dieser Dreiecksbeziehung erönet vielfäl-tige Möglichkeiten zur Interpretation und bietet Identikationspo-tenzial für Menschen aller Hintergründe.Queere Untertöne und universelle BotschaftenDie queeren Untertöne der Geschichte sind subtil, aber kraftvoll präsent. Das Ringen des Phantoms mit seiner Identität und Christi-nes innere Konikte zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und authentischen Gefühlen spiegeln Erfahrungen wider, die vielen in der LGBT*-Community vertraut sind. Die Musik des Phantoms wird zu einer kraftvollen Metapher für den Selbstausdruck und das Über-winden von Grenzen, welche durch gesellschaftliche Normen aufer-legt werden.Ein Fest der Diversität auf und hinter der BühneEine vielfältige Besetzung und ein engagiertes Team hinter den Ku-lissen tragen dazu bei, dass die Botschaft von Diversität und Inklusi-on auf und hinter der Bühne gelebt wird. Nadim Naaman in der Rol-le des Phantoms und Georgia Wilkinson als Christine bringen frische Interpretationen und repräsentieren unterschiedliche Pers-pektiven auf der Bühne. Zudem hat sich das kreative Team der För-derung von Vielfalt und Inklusion verschrieben, was sich in jeder Facette der Produktion widerspiegelt.Die opulenten Kostüme und das aufwendige Bühnenbild schaen eine Welt, in der Andersartigkeit gefeiert wird. Jeder Aspekt der Inszenierung, von der Beleuchtung bis zur Choreograe, wurde unter Berücksichtigung von Inklusion und Repräsentation gestaltet.Vom 6. November bis zum 22. Dezember 2024 wird dieses Spektakel im Musical Theater Basel aufgeführt. «PHANTOM OF THE OPERA» bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Verschmelzung von Tradition und Moderne zu erleben und sich von der universellen Botschaft der Liebe und der Kraft der Musik inspirieren zu lassen. Alle Infos auf: www.musical.ch/phantomEMPFEHLUNG VON TEAM CRUISER
CRUISER OKTOBER 202431SZENESCHMAZ MIT NEUER PRODUKTIONDer «schwule männerchor zürich» hebt ab Der schmaz hebt mit seiner neuen Produktion «SCHMAZ IN SPACE» in neue künstlerische Dimensionen ab und setzt zu einer intergalaktischen Reise an.VON HAYMO EMPLDer schmaz – schwuler männerchor zürich – steht seit über drei Jahr-zehnten für weit mehr als nur musi-kalische Darbietungen. Als der Chor 1990 von Karl Scheuber gegründet wurde, war klar: Hier sollte nicht nur gesungen, son-dern auch ein starkes gesellschaftliches Zei-chen gesetzt werden. Schon in den ersten Jahren nach seiner Gründung machte der schmaz mit mutigen Auftritten auf sich auf-merksam und etablierte sich schnell als kul-turelle Stimme der LGBT*-Community in der Schweiz.Rebellion und musikalische ExzellenzBereits zwei Monate nach seiner Gründung trat der schmaz beim Europäischen schwul-lesbischen Chorfestival in Hamburg auf – ein bemerkenswerter Erfolg für ein Ensem-ble, das erst am Anfang seiner Reise stand. Nur acht Tage später folgte eine weitere Aus-zeichnung: eine Ehrenurkunde beim Schweizerischen Gesangfest in Luzern. Die-se frühen Erfolge waren jedoch mehr als nur Glückstreer. Sie waren das Ergebnis eines bewussten Strebens nach musikalischer Ex-zellenz und der Entschlossenheit, Schwule in der Öentlichkeit sichtbar zu machen und Vorurteile zu überwinden.Karl Scheuber, der den Chor über viele Jahre hinweg leitete, legte von Anfang an Wert darauf, dass der schmaz nicht nur durch seine musikalische Qualität auällt, sondern auch durch sein breites Repertoire. Von klassischer Musik über Volkslieder bis hin zu modernen Stücken – der schmaz zeigte stets eine beeindruckende Vielfalt, die das kulturelle Erbe der LGBT*-Commu-nity in den Vordergrund rückte. Mit Kon-zerten wie «schmaz am Wasser» und der ➔ «SCHMAZ IN SPACE» ist eine neue Eigenproduktion des schwulen Männerchors Zürich (Schmaz), die im Jahr 2024 Premiere feiert. Die Aufführung führt das Publikum in die Weiten des Weltalls und ist geprägt von einer eindrucksvollen musikalischen Vielfalt, wobei der Chor sowohl kosmischen als auch musikalischen Ansprüchen gerecht wird.Das weltbekannte Musical «PHANTOM OF THE OPERA» kehrt nach Basel zurück und verbindet zeitlose Emotionen mit moderner Diversität und Inklusion.Eine moderne Inszenierung, die Grenzen sprengtCRUISER OKTOBER 202430KULTURPHANTOM OF THE OPERABild © Phantom of the OperaBild © zvgAndrew Lloyd Webbers zeitloses Musical über verbotene Liebe und Sehnsucht wird in einer Neuinszenierung präsentiert, die altbekannte emen in einem modernen, inklusiven Licht zeigt. Die Produktion zelebriert die Kraft der Musik als Mittel, das alle Menschen miteinander verbindet, unabhängig von Geschlecht und Orientierung.In den prächtigen Hallen der Pariser Oper entfaltet sich eine Geschichte, die tiefgreifende Emotionen anspricht. Das Phantom, ein musikalisches Genie, das sich aufgrund seiner Andersartigkeit versteckt, verliebt sich in die talentierte Christine. Als Christine eine Beziehung mit Raoul eingeht, wird ein emotionsgeladener Konikt entfacht. Die Komplexität dieser Dreiecksbeziehung erönet vielfäl-tige Möglichkeiten zur Interpretation und bietet Identikationspo-tenzial für Menschen aller Hintergründe.Queere Untertöne und universelle BotschaftenDie queeren Untertöne der Geschichte sind subtil, aber kraftvoll präsent. Das Ringen des Phantoms mit seiner Identität und Christi-nes innere Konikte zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und authentischen Gefühlen spiegeln Erfahrungen wider, die vielen in der LGBT*-Community vertraut sind. Die Musik des Phantoms wird zu einer kraftvollen Metapher für den Selbstausdruck und das Über-winden von Grenzen, welche durch gesellschaftliche Normen aufer-legt werden.Ein Fest der Diversität auf und hinter der BühneEine vielfältige Besetzung und ein engagiertes Team hinter den Ku-lissen tragen dazu bei, dass die Botschaft von Diversität und Inklusi-on auf und hinter der Bühne gelebt wird. Nadim Naaman in der Rol-le des Phantoms und Georgia Wilkinson als Christine bringen frische Interpretationen und repräsentieren unterschiedliche Pers-pektiven auf der Bühne. Zudem hat sich das kreative Team der För-derung von Vielfalt und Inklusion verschrieben, was sich in jeder Facette der Produktion widerspiegelt.Die opulenten Kostüme und das aufwendige Bühnenbild schaen eine Welt, in der Andersartigkeit gefeiert wird. Jeder Aspekt der Inszenierung, von der Beleuchtung bis zur Choreograe, wurde unter Berücksichtigung von Inklusion und Repräsentation gestaltet.Vom 6. November bis zum 22. Dezember 2024 wird dieses Spektakel im Musical Theater Basel aufgeführt. «PHANTOM OF THE OPERA» bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Verschmelzung von Tradition und Moderne zu erleben und sich von der universellen Botschaft der Liebe und der Kraft der Musik inspirieren zu lassen. Alle Infos auf: www.musical.ch/phantomEMPFEHLUNG VON TEAM CRUISER
32 33CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024SZENESCHMAZ MIT NEUER PRODUKTIONSZENEINTERVIEW MIT MATTI RACH VON SCHMAZ32 3332Teilnahme an der Erönungsfeier der Aus-stellung «unverschämt – Lesben und Schwu-le gestern und heute» im Zürcher Stadthaus festigte der schmaz schnell seinen Platz in der kulturellen Landschaft der Schweiz.Über die Jahre hinweg blieb der schmaz seiner Mission treu, musikalische Grenzen zu überwinden und gleichzeitig ein starkes gesellschaftliches Statement zu setzen. Mit der Übernahme der Leitung durch Ernst Buscagne 2011 wurde der Chor in seiner musikalischen Vielseitigkeit noch weiter gestärkt. Programme wie «schmaz and the fabulous jukebox» aus dem Jahr 2014 zeigten, dass der schmaz bereit war, sich immer wieder neu zu ernden und gleichzeitig seine Wurzeln zu bewahren.Der Aufbruch in neue Dimensionen: SCHMAZ IN SPACENun, über 30 Jahre nach seiner Gründung, macht der schmaz erneut einen grossen Schritt. Mit «SCHMAZ IN SPACE» begibt sich der Chor auf eine Reise in neue künstle-rische Sphären. Nach den herausfordern-den Jahren, die die gesamte Kulturwelt vor grosse Herausforderungen gestellt haben, setzt der schmaz mit «SCHMAZ IN SPACE» ein starkes Zeichen für die Zukunft der Kunst. Die Produktion spannt einen musi-kalischen Bogen von klassischen Tönen bis hin zu futuristischen Klangexperimenten.Hinter dieser galaktischen Reise steht ein erfahrenes Team, das die kreativen Möglichkeiten des schmaz bis an die Gren-zen des Möglichen ausreizt. Der musikali-sche Leiter hat das Ensemble auf ein neues Level gehoben, und «SCHMAZ IN SPACE» ist der Höhepunkt dieses kontinuierlichen Strebens nach Perfektion. Die visuelle und szenische Umsetzung der intergalaktischen Reise wurde von renommierten Kreativen aus der Zürcher Kulturszene entwickelt, die dafür gesorgt haben, dass der schmaz nicht nur klanglich, sondern auch optisch auf der interstellaren Bühne brilliert.Eine Reise, die man nicht verpassen sollte«SCHMAZ IN SPACE» ist mehr als nur eine musikalische Darbietung – es ist eine Ree-xion über die Zukunft von Menschheit, Kul-tur und der LGBT*-Gemeinschaft. In einer Welt, die sich ständig verändert, stellt der schmaz die Frage: Was bleibt, wenn wir die Erde verlassen? Die Show vereint Humor, Karl Scheuber, der den Chor über viele Jahre hinweg leitete, legte von Anfang an Wert darauf, dass der schmaz nicht nur durch seine musikalische Qualität auffällt, sondern auch durch sein breites Repertoire.Die Show vereint Humor, Spannung und künstlerische Tiefe in einem Erlebnis, das das Publikum mit auf eine Reise nimmt, die weit über das Alltäg- liche hinausgeht.Der schmaz geht mit «SCHMAZ IN SPACE» neue künstlerische Wege Matti Rach: Präsident und Sänger des schmaz über die neuen künstlerischen Horizonte mit «SCHMAZ IN SPACE».INTERVIEW VON HAYMO EMPLWas hat euch inspiriert, mit «SCHMAZ IN SPACE» in neue Dimensionen aufzubrechen?Der Vorschlag, den schmaz in seiner neues-ten Produktion in den Weltraum zu katapul-tieren, kam von Michi Rüegg (Anm. der Red.: Michi Rüegg ist der Cruiser-Hausokolum-nist, siehe Seite 13), nachdem wir ihn erneut als Autor für ein Buch angefragt hatten. Das ema «Space» begeisterte den Vorstand und die designierte Regisseurin, Martha Zürcher, sofort.Wie hat sich der kreative Prozess bei «SCHMAZ IN SPACE» von früheren Projekten unterschieden? Der kreative, wie auch der organisatorische Prozess orientieren sich stark an der letzten szenischen Bühnenproduktion «schmaz. DIE ENTSCHEIDUNG.», bei der wir mit Martha Zürcher und Michi Rüegg zusam-mengearbeitet haben. Die Entwicklung des Buchs respektive dessen Übersetzung in eine Bühnenfassung resultierte in weiteren kreativen Lösungen. Martha Zürcher brachte sehr schnell den renommierten Schauspieler Peter Hottinger ins Spiel, der bei jeder Vorstellung als künstliche Intelli-genz in Szene gesetzt wird. Erstmalig wird zudem mit Mela Medina eine Tänzerin den schmaz begleiten. Welche musikalischen Herausforderungen brachte das Weltraum-Thema mit sich? Das ema «Space» bietet so viel Potenzial, was dem Vorstand inkl. der musikalischen Leitung sofort bewusst war. Nicht nur sind viele populärmusikalische Werke seit Jahr-zehnten echte Evergreens, die auch im Männerchorklang faszinieren, sondern auch klanglich lässt sich wunderbar expe-rimentieren.Was bedeutet es dir persönlich, Teil von «SCHMAZ IN SPACE» zu sein? Diese Produktion mit einem grossartig en-gagierten Team aus dem Chor und mit allen beteiligten Pros auf die Beine zu stellen, erfüllt mich darüber hinaus mit grossem Stolz. Mit «SCHMAZ IN SPACE» bricht der Chor tatsächlich in neue Dimensionen auf, die uns viel abverlangen und das Publikum sicherlich begeistern werden. Vorfreude und Aufregung steigen! Was waren die grössten Herausforderungen bei der szenischen Umsetzung? Auch hier sehe ich vielmehr das Potenzial und die Chancen: Martha Zürcher sprudelt vor Ideen für die knackige szenische Um-setzung und hat Annina Gull und Sandra Antille für Bühnen- und Kostümbild mit an Bord. Mit Luke Müller haben wir zudem den perfekten Partner für Animationen und die richtige spacige Atmosphäre. Jon Brunke wird uns im eater Rigiblick ins rechte Licht setzen, sodass der schmaz sin-gend, spielend und faktisch durchchoreo-graert durch den Kosmos düsen kann.Wie bzw. aufgrund welcher Kriterien wurde das Repertoire für «SCHMAZ IN SPACE» ausgewählt? Die Auswahl erfolgte – unter Einbezug des ganzen Chors – dialogisch im Vorstand, selbstredend massgeblich durch unseren Dirigenten, Ernst Buscagne. Verschiedene Aspekte sind hierbei im Fokus, u.a. der the-matische Bezug zum ema der Produktion, die Verfügbarkeit von Notenmaterial im Männerchorsatz mit hohem Anspruch, die Ausgewogenheit von Up-Tempo-Nummern und getragenen Balladen, die Kompatibilität von Werken auch im zukünftigen Repertoire des schmaz. Für «SCHMAZ IN SPACE» wur-den drei hochkomplexe Medleys arrangiert, die nicht nur uns, sondern sicherlich auch das Publikum abheben lassen. Und so wird der schmaz erstmalig Stücke von Kylie Mi-nogue interpretieren …Was sollen die Zuschauer*innen nach der Auf-führung von «SCHMAZ IN SPACE» mitnehmen? Unser Bestreben ist, dass das Publikum und somit jede*r Einzelne das eater Rigiblick berührt und begeistert verlässt. Vielleicht mit einer Träne im Knopoch, Freudenträ-nen in den Augen und melodiensummend im Rigiblick-Bähnli – in jedem Fall als Freund*in oder sogar Gönner*in des schmaz! Wie Freund*innen zu Gönner*innen wer-den, verrät www.schmaz.ch.Braucht es eigentlich einen schwulen Männerchor überhaupt noch? Die Attraktivität des schmaz für die aktiven Sänger als auch vor allem für singfreudige Männer, die zum schmaz nden und den Chor verstärken, beweisen, wie klar der schmaz gewünscht ist. Und ja, ich meine den schmaz braucht es. Als Ensemble, das nicht nur Singfreude und höchste Ansprüche teilt, sondern die gemeinsame Zeit – ob beim Pro-ben oder auf der Bühne – im Safe Space teilt. Wenn es den schmaz nicht seit 34 Jahren gäbe, würden wir ihn noch heute gründen! Interessierte Sänger sind herzlich willkom-men und melden sich bei uns via info@schmaz.ch. Die Sänger des schmaz begeistern mit ihren kraftvollen Stimmen und ihrer mitreissenden Bühnen- präsenz. Ihr Repertoire reicht von klassischen Chorstücken bis hin zu modernen Pop-Songs, stets mit einer Prise Humor und Leidenschaft.Bild © zvgSpannung und künstlerische Tiefe in einem Erlebnis, das das Publikum mit auf eine Rei-se nimmt, die weit über das Alltägliche hin-ausgeht.Am Ende steht fest: «SCHMAZ IN SPACE» ist nicht nur ein weiterer Schritt in der Geschichte des schmaz, sondern ein le-bendiges Beispiel dafür, wie Kunst in einer sich wandelnden Welt bestehen und sich neu ernden kann. Der schmaz bleibt seiner Linie treu, während er zugleich neue Wege beschreitet – eine Kombination, die sicher-stellt, dass dieser Chor auch in den kom-menden Jahren und vielleicht sogar darüber hinaus weiter für Furore sorgen wird. Alles zur Produktion, weitere Infos zum schmaz sowie Tickets gibt es auf www.schmaz.ch.
32 33CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024SZENESCHMAZ MIT NEUER PRODUKTIONSZENEINTERVIEW MIT MATTI RACH VON SCHMAZ32 3332Teilnahme an der Erönungsfeier der Aus-stellung «unverschämt – Lesben und Schwu-le gestern und heute» im Zürcher Stadthaus festigte der schmaz schnell seinen Platz in der kulturellen Landschaft der Schweiz.Über die Jahre hinweg blieb der schmaz seiner Mission treu, musikalische Grenzen zu überwinden und gleichzeitig ein starkes gesellschaftliches Statement zu setzen. Mit der Übernahme der Leitung durch Ernst Buscagne 2011 wurde der Chor in seiner musikalischen Vielseitigkeit noch weiter gestärkt. Programme wie «schmaz and the fabulous jukebox» aus dem Jahr 2014 zeigten, dass der schmaz bereit war, sich immer wieder neu zu ernden und gleichzeitig seine Wurzeln zu bewahren.Der Aufbruch in neue Dimensionen: SCHMAZ IN SPACENun, über 30 Jahre nach seiner Gründung, macht der schmaz erneut einen grossen Schritt. Mit «SCHMAZ IN SPACE» begibt sich der Chor auf eine Reise in neue künstle-rische Sphären. Nach den herausfordern-den Jahren, die die gesamte Kulturwelt vor grosse Herausforderungen gestellt haben, setzt der schmaz mit «SCHMAZ IN SPACE» ein starkes Zeichen für die Zukunft der Kunst. Die Produktion spannt einen musi-kalischen Bogen von klassischen Tönen bis hin zu futuristischen Klangexperimenten.Hinter dieser galaktischen Reise steht ein erfahrenes Team, das die kreativen Möglichkeiten des schmaz bis an die Gren-zen des Möglichen ausreizt. Der musikali-sche Leiter hat das Ensemble auf ein neues Level gehoben, und «SCHMAZ IN SPACE» ist der Höhepunkt dieses kontinuierlichen Strebens nach Perfektion. Die visuelle und szenische Umsetzung der intergalaktischen Reise wurde von renommierten Kreativen aus der Zürcher Kulturszene entwickelt, die dafür gesorgt haben, dass der schmaz nicht nur klanglich, sondern auch optisch auf der interstellaren Bühne brilliert.Eine Reise, die man nicht verpassen sollte«SCHMAZ IN SPACE» ist mehr als nur eine musikalische Darbietung – es ist eine Ree-xion über die Zukunft von Menschheit, Kul-tur und der LGBT*-Gemeinschaft. In einer Welt, die sich ständig verändert, stellt der schmaz die Frage: Was bleibt, wenn wir die Erde verlassen? Die Show vereint Humor, Karl Scheuber, der den Chor über viele Jahre hinweg leitete, legte von Anfang an Wert darauf, dass der schmaz nicht nur durch seine musikalische Qualität auffällt, sondern auch durch sein breites Repertoire.Die Show vereint Humor, Spannung und künstlerische Tiefe in einem Erlebnis, das das Publikum mit auf eine Reise nimmt, die weit über das Alltäg- liche hinausgeht.Der schmaz geht mit «SCHMAZ IN SPACE» neue künstlerische Wege Matti Rach: Präsident und Sänger des schmaz über die neuen künstlerischen Horizonte mit «SCHMAZ IN SPACE».INTERVIEW VON HAYMO EMPLWas hat euch inspiriert, mit «SCHMAZ IN SPACE» in neue Dimensionen aufzubrechen?Der Vorschlag, den schmaz in seiner neues-ten Produktion in den Weltraum zu katapul-tieren, kam von Michi Rüegg (Anm. der Red.: Michi Rüegg ist der Cruiser-Hausokolum-nist, siehe Seite 13), nachdem wir ihn erneut als Autor für ein Buch angefragt hatten. Das ema «Space» begeisterte den Vorstand und die designierte Regisseurin, Martha Zürcher, sofort.Wie hat sich der kreative Prozess bei «SCHMAZ IN SPACE» von früheren Projekten unterschieden? Der kreative, wie auch der organisatorische Prozess orientieren sich stark an der letzten szenischen Bühnenproduktion «schmaz. DIE ENTSCHEIDUNG.», bei der wir mit Martha Zürcher und Michi Rüegg zusam-mengearbeitet haben. Die Entwicklung des Buchs respektive dessen Übersetzung in eine Bühnenfassung resultierte in weiteren kreativen Lösungen. Martha Zürcher brachte sehr schnell den renommierten Schauspieler Peter Hottinger ins Spiel, der bei jeder Vorstellung als künstliche Intelli-genz in Szene gesetzt wird. Erstmalig wird zudem mit Mela Medina eine Tänzerin den schmaz begleiten. Welche musikalischen Herausforderungen brachte das Weltraum-Thema mit sich? Das ema «Space» bietet so viel Potenzial, was dem Vorstand inkl. der musikalischen Leitung sofort bewusst war. Nicht nur sind viele populärmusikalische Werke seit Jahr-zehnten echte Evergreens, die auch im Männerchorklang faszinieren, sondern auch klanglich lässt sich wunderbar expe-rimentieren.Was bedeutet es dir persönlich, Teil von «SCHMAZ IN SPACE» zu sein? Diese Produktion mit einem grossartig en-gagierten Team aus dem Chor und mit allen beteiligten Pros auf die Beine zu stellen, erfüllt mich darüber hinaus mit grossem Stolz. Mit «SCHMAZ IN SPACE» bricht der Chor tatsächlich in neue Dimensionen auf, die uns viel abverlangen und das Publikum sicherlich begeistern werden. Vorfreude und Aufregung steigen! Was waren die grössten Herausforderungen bei der szenischen Umsetzung? Auch hier sehe ich vielmehr das Potenzial und die Chancen: Martha Zürcher sprudelt vor Ideen für die knackige szenische Um-setzung und hat Annina Gull und Sandra Antille für Bühnen- und Kostümbild mit an Bord. Mit Luke Müller haben wir zudem den perfekten Partner für Animationen und die richtige spacige Atmosphäre. Jon Brunke wird uns im eater Rigiblick ins rechte Licht setzen, sodass der schmaz sin-gend, spielend und faktisch durchchoreo-graert durch den Kosmos düsen kann.Wie bzw. aufgrund welcher Kriterien wurde das Repertoire für «SCHMAZ IN SPACE» ausgewählt? Die Auswahl erfolgte – unter Einbezug des ganzen Chors – dialogisch im Vorstand, selbstredend massgeblich durch unseren Dirigenten, Ernst Buscagne. Verschiedene Aspekte sind hierbei im Fokus, u.a. der the-matische Bezug zum ema der Produktion, die Verfügbarkeit von Notenmaterial im Männerchorsatz mit hohem Anspruch, die Ausgewogenheit von Up-Tempo-Nummern und getragenen Balladen, die Kompatibilität von Werken auch im zukünftigen Repertoire des schmaz. Für «SCHMAZ IN SPACE» wur-den drei hochkomplexe Medleys arrangiert, die nicht nur uns, sondern sicherlich auch das Publikum abheben lassen. Und so wird der schmaz erstmalig Stücke von Kylie Mi-nogue interpretieren …Was sollen die Zuschauer*innen nach der Auf-führung von «SCHMAZ IN SPACE» mitnehmen? Unser Bestreben ist, dass das Publikum und somit jede*r Einzelne das eater Rigiblick berührt und begeistert verlässt. Vielleicht mit einer Träne im Knopoch, Freudenträ-nen in den Augen und melodiensummend im Rigiblick-Bähnli – in jedem Fall als Freund*in oder sogar Gönner*in des schmaz! Wie Freund*innen zu Gönner*innen wer-den, verrät www.schmaz.ch.Braucht es eigentlich einen schwulen Männerchor überhaupt noch? Die Attraktivität des schmaz für die aktiven Sänger als auch vor allem für singfreudige Männer, die zum schmaz nden und den Chor verstärken, beweisen, wie klar der schmaz gewünscht ist. Und ja, ich meine den schmaz braucht es. Als Ensemble, das nicht nur Singfreude und höchste Ansprüche teilt, sondern die gemeinsame Zeit – ob beim Pro-ben oder auf der Bühne – im Safe Space teilt. Wenn es den schmaz nicht seit 34 Jahren gäbe, würden wir ihn noch heute gründen! Interessierte Sänger sind herzlich willkom-men und melden sich bei uns via info@schmaz.ch. Die Sänger des schmaz begeistern mit ihren kraftvollen Stimmen und ihrer mitreissenden Bühnen- präsenz. Ihr Repertoire reicht von klassischen Chorstücken bis hin zu modernen Pop-Songs, stets mit einer Prise Humor und Leidenschaft.Bild © zvgSpannung und künstlerische Tiefe in einem Erlebnis, das das Publikum mit auf eine Rei-se nimmt, die weit über das Alltägliche hin-ausgeht.Am Ende steht fest: «SCHMAZ IN SPACE» ist nicht nur ein weiterer Schritt in der Geschichte des schmaz, sondern ein le-bendiges Beispiel dafür, wie Kunst in einer sich wandelnden Welt bestehen und sich neu ernden kann. Der schmaz bleibt seiner Linie treu, während er zugleich neue Wege beschreitet – eine Kombination, die sicher-stellt, dass dieser Chor auch in den kom-menden Jahren und vielleicht sogar darüber hinaus weiter für Furore sorgen wird. Alles zur Produktion, weitere Infos zum schmaz sowie Tickets gibt es auf www.schmaz.ch.
34 35CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Ich bin 29 und mein Arzt sagt, ich könne mich für 245 Franken pro Impfung gegen HPV impfen lassen. Kostet das überall so viel? Und lohnt sich die Impfung überhaupt? Jonas (29)Hallo Jonas Humane Papillomaviren (HPV) können die Ursache für Feigwarzen und / oder gewisse Krebserkrankungen sein. Übertragen wer-den sie durch Haut-zu-Haut-Kontakte. Im Rahmen der kantonalen Impfprogramme ist die Impfung für 11- bis 26-Jährige kos-tenlos. Gewisse Zusatzversicherungen der Krankenkassen übernehmen die Kosten aber auch für Personen, die älter als 26 Jah-re sind. Schau auf deiner Police oder infor-miere dich direkt bei deiner Krankenkasse. Für den Schutz sind drei Impfungen nötig, welche beim Checkpoint je rund CHF 200.- kosten. Wie du vielleicht weisst, ist die HPV-Impfung vor Beginn der sexuellen Ak-tivität am eektivsten. Aber auch danach kann sie noch wirksam sein. Der aktuelle Impfsto schützt gegen neun verschiedene HPV-Typen und damit gegen 95% der krebs-verursachenden HPV-Typen. «Lohnen» tut sich eine Impfung dann, wenn sie eine In-fektion oder einen schweren Verlauf ver-hindert. Lass dich von deinem Arzt, deiner Ärztin oder in einem Checkpoint persön-lich beraten. Sie können dir aufgrund dei-ner Krankengeschichte und deinem Le-benswandel Empfehlungen geben. Wenn du unsicher bist, hast du dort die Möglich-keit, direkt nachzufragen. Die Kontaktda-ten der Checkpoints und anderer Bera-tungsstellen ndest du auf drgay.ch unter «Deine Kontakte».Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Nach dem Rasieren des Hoden-sacks verwende ich gerne Babyöl. In letzter Zeit schält sich aber mein Hodensack nach der Rasur wie nach einem Sonnenbrand. Ist die Haut am Hodensack besonders empnd-lich? Oder ist es das Babyöl? Was kann ich tun? Markus (32)Hallo MarkusDie Haut am Hodensack kann tatsächlich et-was empndlicher sein. Darum sind Rötun-gen und / oder Reizungen nach der Rasur möglich (Rasurbrand). Danach kann es zu dem von dir erwähnten Schälen der Haut kommen. Babyöl wirkt in der Regel beruhi-gend und pegend. Aber nicht jede Haut ist gleich. Das Öl kann Substanzen enthalten, auf die deine Haut empndlich reagiert. Probiere verschiedene Produkte, auch ein Babypuder oder eine milde Creme, zuerst in deiner Armbeuge aus. Auf alkoholische Pro-dukte solltest du ebenso wie auf zusätzliche Parfüms oder Rasierwasser verzichten. Oft ist weniger mehr und eine kleine Menge reicht aus. Gewisse Hauttypen vertragen gar keine Pegeprodukte oder es besteht eine Al-lergie auf gewisse Stoe. Bei Entzündungen und Rötungen kann auch eine Heilsalbe hel-fen. Weitere Tipps: Reinige den Hodensack vor der Rasur mit einer milden, PH-neutra-len Seife, rasiere immer nass mit einem mil-den Rasierschaum, ziehe die Haut des Ho-densacks während der Rasur glatt, rasiere möglichst in Wachstumsrichtung der Haare, übe keinen Druck aus und wechsle regelmä-ssig die Rasierklinge. Achte aber darauf, dich nicht zu verletzen. Wenn die Haare lang sind, stutze sie vor der Rasur mit einer Schere. Nach der Rasur spülst du den Hodensack mit lauwarmem Wasser ab und trägst am besten für eine paar Stunden Boxershorts. Probiere einfach verschiedene Methoden und Mittel aus. Wenn all dies nicht hilft und du weiter darunter leidest, lass dich von einer Fachper-son persönlich beraten.Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER OKTOBER 2024drgay.ch/testedSupported by:
34 35CRUISER OKTOBER 2024CRUISER OKTOBER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Ich bin 29 und mein Arzt sagt, ich könne mich für 245 Franken pro Impfung gegen HPV impfen lassen. Kostet das überall so viel? Und lohnt sich die Impfung überhaupt? Jonas (29)Hallo Jonas Humane Papillomaviren (HPV) können die Ursache für Feigwarzen und / oder gewisse Krebserkrankungen sein. Übertragen wer-den sie durch Haut-zu-Haut-Kontakte. Im Rahmen der kantonalen Impfprogramme ist die Impfung für 11- bis 26-Jährige kos-tenlos. Gewisse Zusatzversicherungen der Krankenkassen übernehmen die Kosten aber auch für Personen, die älter als 26 Jah-re sind. Schau auf deiner Police oder infor-miere dich direkt bei deiner Krankenkasse. Für den Schutz sind drei Impfungen nötig, welche beim Checkpoint je rund CHF 200.- kosten. Wie du vielleicht weisst, ist die HPV-Impfung vor Beginn der sexuellen Ak-tivität am eektivsten. Aber auch danach kann sie noch wirksam sein. Der aktuelle Impfsto schützt gegen neun verschiedene HPV-Typen und damit gegen 95% der krebs-verursachenden HPV-Typen. «Lohnen» tut sich eine Impfung dann, wenn sie eine In-fektion oder einen schweren Verlauf ver-hindert. Lass dich von deinem Arzt, deiner Ärztin oder in einem Checkpoint persön-lich beraten. Sie können dir aufgrund dei-ner Krankengeschichte und deinem Le-benswandel Empfehlungen geben. Wenn du unsicher bist, hast du dort die Möglich-keit, direkt nachzufragen. Die Kontaktda-ten der Checkpoints und anderer Bera-tungsstellen ndest du auf drgay.ch unter «Deine Kontakte».Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Nach dem Rasieren des Hoden-sacks verwende ich gerne Babyöl. In letzter Zeit schält sich aber mein Hodensack nach der Rasur wie nach einem Sonnenbrand. Ist die Haut am Hodensack besonders empnd-lich? Oder ist es das Babyöl? Was kann ich tun? Markus (32)Hallo MarkusDie Haut am Hodensack kann tatsächlich et-was empndlicher sein. Darum sind Rötun-gen und / oder Reizungen nach der Rasur möglich (Rasurbrand). Danach kann es zu dem von dir erwähnten Schälen der Haut kommen. Babyöl wirkt in der Regel beruhi-gend und pegend. Aber nicht jede Haut ist gleich. Das Öl kann Substanzen enthalten, auf die deine Haut empndlich reagiert. Probiere verschiedene Produkte, auch ein Babypuder oder eine milde Creme, zuerst in deiner Armbeuge aus. Auf alkoholische Pro-dukte solltest du ebenso wie auf zusätzliche Parfüms oder Rasierwasser verzichten. Oft ist weniger mehr und eine kleine Menge reicht aus. Gewisse Hauttypen vertragen gar keine Pegeprodukte oder es besteht eine Al-lergie auf gewisse Stoe. Bei Entzündungen und Rötungen kann auch eine Heilsalbe hel-fen. Weitere Tipps: Reinige den Hodensack vor der Rasur mit einer milden, PH-neutra-len Seife, rasiere immer nass mit einem mil-den Rasierschaum, ziehe die Haut des Ho-densacks während der Rasur glatt, rasiere möglichst in Wachstumsrichtung der Haare, übe keinen Druck aus und wechsle regelmä-ssig die Rasierklinge. Achte aber darauf, dich nicht zu verletzen. Wenn die Haare lang sind, stutze sie vor der Rasur mit einer Schere. Nach der Rasur spülst du den Hodensack mit lauwarmem Wasser ab und trägst am besten für eine paar Stunden Boxershorts. Probiere einfach verschiedene Methoden und Mittel aus. Wenn all dies nicht hilft und du weiter darunter leidest, lass dich von einer Fachper-son persönlich beraten.Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER OKTOBER 2024drgay.ch/testedSupported by:
ABCDEFGAVolvo EX30, E60 Twin, Electric, 428 PS/315 kW. Stromverbrauch gesamt: 16.3 kWh/100 km,CO₂-Emissionen: 0 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: A.Ein safe space. Für alle.Volvo ist die Sicherheit aller am Verkehr teilnehmenden Menschen wichtig. Die „Safe Space Technology“ von Volvo bezeichnet das Zusammenspiel aller Assistenzsysteme bestehend aus modernster Kamera- und Sensortechnik.Der EX30 bietet mit dieser Technologie ein für kleinere Fahrzeuge aussergewöhnliches Sicherheitsniveauzum Schutz seiner Insassen sowie der Menschenauf der Strasse.volvocars.ch/EX30