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Cruiser im September 2021

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cruiserKUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITYRobertoGonzález-Monjas 4Der schöne Shootingstar der Klassik wird Chefdirigent Ehe für alle 14We are Family – warum es schöner tönt, als es istMichael von der Heide 22Der Sänger mit den schönen Liedern ist zurückDAS GRÖSSTE SCHWEIZER GAY-MAGAZIN – SEPTEMBER 2021 CHF 8.10

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EDITORIALLiebe LGBT*-Community Ach je, Ach je. Wir hätten so ein schönes Editorial schreiben können, denn wir haben als Heftschwerpunkt nicht nur den brillanten Sänger Michael von der Heide im ausführlichen Portrait im Zuge des spektakulären Launches seiner grandiosen «Best-of»-CD, sondern auch den 32-jährigen spanischen Geiger und Dirigenten Roberto González-Monjas. Der neue Chefdirigent im Musikkollegium Winterthur ist nicht nur unser Cover-Modell und damit per se attraktiv und beachtenswert, er erklärt ab Seite 4 auch, warum klassische Musik verdammt sexy sein kann. Und er ist – genau wie Michael von Heide – hochtalentiert. Warum denn nun «Ach je, Ach je»? Weil wir seit gefühlt einer Million Jahren an dieser «Ehe für alle» herumbasteln. (Artikel «We are Family» ab Seite 14 und «Ehe für alle» ab Seite 30.)Es nervt einfach nur noch. Lasst uns doch einfach (glücklich) leben. Wir tun niemandem etwas. Im Gegenteil – wir machen für viele was: eine buntere und vielleicht auch bessere Welt.In diesem Sinne; Haymo Empl Chefredaktor4 PORTRAIT ROBERTOGONZÁLEZ-MONJAS8 KOLUMNE MICHI RÜEGG9 COMIC RALF KÖNIGS LUCKY LUKE13 KULTUR BUCHTIPP14 FOKUS QUEERE FAMILIEN18 KINO QUEER CINEMA-FESTIVAL IN LUZERN20 FILMTIPP «DEUX»22 MUSIK NEUE CD VON MICHAEL VON DER HEIDE26 KULTUR THEATER FARBVOGEL30 POLITIK EHE FÜR ALLE32 SERIE IKONEN VON DAMALS UND HEUTE34 RATGEBER DR. GAY IMPRESSUMCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit KawohBildredaktion Haymo Empl, Astrid Affolter. Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber.Art Direktion Astrid AffolterAgenturen SDA, DPA, KeystoneAutor*innen Vinicio Albani, Philip Dethlefs, Haymo Empl, Birgit Kawohl, Peter Leimgruber, Moel Maphy, Michi Rüegg, Benno Schwinghammer, Manolito Steffen Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare (2016)Druck Druckerei Konstanz GmbHWasserloses DruckverfahrenREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.chDer nächste Cruiser erscheint am 1. Oktober 2021Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst - mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeich- nungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreib- weisen abweichen. Geschlechtspronomen werden entspre - chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die entsprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Roberto González-Monjas beim Cover-Shooting ganz entspannt in den Studios von unserem Foto-grafen Joerg Kressig.

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CRUISER SEPTEMBER 2021PORTRAITROBERTOGONZÁLEZ-MONJASMusikkollegium Winterthur mit neuem DirigentenRoberto zeichnet sich durch Charisma und unermüdliche Energie aus und steht für Offenheit, Toleranz und gleiche Chancen für alle. Ein Portrait.4Bild © Joerg Kressig

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5PORTRAITROBERTOGONZÁLEZ-MONJASANZEIGE5 CRUISER SommER 2017sliPPerySubjeCt SVoN MARTIN MüHLHEIMC oming-out-Filme gibt es mittlerweile viele, und entsprechend unterschied-lich kommen sie daher: leichtfüssig- komisch wie der britische Klassiker Beautiful ing (1996), eher nachdenklich wie das brasilianische Kleinod Seashore (2015), bisweilen auch zutiefst tragisch – so im israelischen Drama Du sollst nicht lieben (2009), das in der ultraorthodoxen Gemein-de in Jerusalem spielt.Angesichts solcher Unterschiede er-staunt es umso mehr, mit welcher Regel- mässigkeit uns Coming-out-Filme Jungs oder Männer zeigen, die – alleine, zu zweit oder in Gruppen – schwimmen gehen. Nun könnte man das natürlich als Zufall oder Neben-sächlichkeit abtun. Bei genauerem Nachden-ken zeigt sich allerdings, dass sich gleich mehrere Gründe für diese erstaunliche Häu-gkeit nden lassen.Nackte Haut ohne allzu viel SexEine erste, nur scheinbar oberächliche Er-klärung ist, dass (halb)entblösste Körper sich nicht bloss auf der Leinwand, sondern auch auf Filmpostern und DVD-Covern äus- serst gut machen. Schwimmszenen bieten ein perfektes Alibi für das Zeigen von nack-ter Haut: Sex sells, wie es so schön heisst.Warum «Alibi»? Weil man – gerade bei Filmen mit jungen Protagonisten – aufpas-sen muss: «Sex sells» mag zwar zutreen, aber allzu explizite Sexszenen können schnell mal zu hohen Altersfreigaben füh-ren. Dies wiederum möchten Filmemacher in der Regel vermeiden: Filme, die erst ab 18 freigegeben sind, lassen sich nämlich weni-ger einfach vermarkten. Auf Amazon.de zum Beispiel werden Filme mit Altersfreiga-be 18 nur an nachweislich volljährige Perso-nen verkau – und gerade für Coming- out-Filme, die sich auch an ein junges Publi-kum richten, ist dies sicher kein wünschens-werter Eekt.Schwimmszenen bieten hier eine per-fekte Kompromisslösung: Man kann nackte Haut lmisch ansprechend inszenieren, da-bei aber allzu heisse Techtelmechtel tugend-ha vermeiden (beispielsweise, indem der Wasserspiegel immer über der Gürtellinie bleibt, wie im niederländischen Film Jon-gens, 2014). Um das Rezept knapp zusam-menzufassen: Man nehme eine grosszügige Portion feuchter Erotik, eine vorsichtige Pri-se Sex – und um Himmels Willen kein Körn-chen Porno. Eingetaucht ins TrieblebenMan täte den lesBischwulen Filmemache-rInnen aber unrecht, wenn man ihre erzäh-lerischen Entscheidungen allein auf nan-zielles Kalkül reduzieren wollte. Es gibt nämlich auch ästhetisch-symbolische Grün-de, die Schwimmszenen für das Genre inter-essant machen. Da wäre zunächst die Funktion des Wassers als Symbol für das Unbewusste. Dieses Unbewusste, so weiss man spätestens seit Sigmund Freud, hat viel mit der Triebna-tur des Menschen zu tun – und so erstaunt es nicht, dass Hauptguren auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität sozusagen symbo-lisch in die Tiefen des Unbewussten eintau-chen müssen, um ihr gleichgeschlechtliches Begehren zu entdecken. Figuren in der SchwebeDarüber hinaus hat die Filmwissenschale-rin Franziska Heller in ihrem Buch über die Filmästhetik des Fluiden (2010) gezeigt, dass schwimmende Figuren immer wieder als «schwebende Körper» inszeniert werden: o in Zeitlupe und seltsam herausgelöst aus dem sonst zielstrebig voranschreitenden Erzählprozess. Dieser Schwebezustand wie-derum ist eine wunderbare visuelle Meta-pher für die Phase kurz vor dem Coming-out: Man ist nicht mehr der oder die Alte, aber auch noch nicht ganz in der neuen Identität angekommen. Ein Film macht das Schweben sogar explizit zum ema: In Kinder Gottes aus dem Jahr 2010 zeigt Romeo dem neuro-tisch-verklemmten Johnny, wie befreiend das «Floating» im Meer sein kann.Neben der Inszenierung von Schwebe-zuständen und dem Wasser als Symbol für das Unbewusste ist drittens das Motiv von ➔ Filme, die ersT ab 18 FreiGeGeben sind, lassen sicH nämlicH WeniGer einFacH VermarKTen.ANZEIGE«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach .rz_TP_Leonhards_Apotheke_210x93.3_Cruiser_4c_280317.indd 1 28.03.2017 10:07:37Würde man Roberto González-Mon-jas in einer Bar oder auf der Strasse treen, würde man nie im Leben ahnen, was er von Beruf ist. Rein grössen-technisch könnte er Basketball spielen, von der Optik würde er auch ein gutes Laufsteg-Fashion-Model abgeben. Aber nein: Rober-to ist Musiker. Bis eben war er 1. Konzert-meister im Musikkollegium Winterthur, neu ist er Chefdirigent ebendort. Zudem ist er ein international gefeierter Violinist (sie-he Box) und dazu glücklich mit einem Mann zusammen, der praktischerweise Opern-sänger ist. Wir haben uns mit Roberto un-terhalten und uns unter anderem gefragt, woran es liegt, dass sich jüngere Leute eher wenig für klassische Musik interessieren. Das ist zwar nicht gerade die charmanteste Einstiegsfrage, aber wichtig. Denn in fast je-dem Konzertsaal sitzen eher ältere Damen und Herren und wenn schon ein junger Di-rigent den Taktstock aka das Zepter in die Hand nimmt, würde eine Verjüngung der Audienz ja absolut Sinn machen. «Es ist schon so, dass der Zugang zur klassischen Musik niederschwelliger sein müsste. Ich denke, viele haben eektiv so eine Art Schwellenangst», resümiert der 32-jährige gebürtige Spanier und nippt an seinem «Flat White»-Kaee. «Wir haben im Kon-zertsaal oft auch so eine Art ‹Kircheneekt›. Das Ritualisierte wirkt altmodisch», erklärt Roberto. «Wenn das Sakrale wegfällt, wenn die Leute applaudieren können, wann es ih-nen danach ist, und sie die Passion an sich erleben würden, dann wären die Konzert-säle wieder voll.» Einer der Punkte, die Ro-berto González-Monjas am Herzen liegen.«Es ist doch bei der Musik so wie mit der Kunst», erklärt Roberto, «wenn man ohne irgendeine Einführung einfach vor ei-nem Bild steht, kann man damit wenig an-fangen. Wird einem aber ganz kurz die Ge-schichte dazu erzählt, erönet sich ein ganz anderer Blickwinkel.» Genau das ist auch ein Ansatz von Roberto als Musiker – dort wo es möglich ist und Sinn macht, mit alten Strukturen und Hörgewohnheiten zu brechen und damit auch ein neues und vielleicht jüngeres Publikum zu generieren. Dass die Denkweise von Roberto eine ande-re ist, zeigt sich auch bei dieser Geschichte hier. Noch nie in 30 Jahren Cruiser hat sich ein klassischer Musiker bereit gezeigt, sich locker-casual (und durchaus auch sexy) für unser Cover zu fotograeren zu lassen. Üb-rigens war bei dieser Fotosession bestens spürbar, dass der Mann weder Allüren hat, noch sich prätentiös gibt. Ganz im Gegen-teil: Selten lief ein Fotoshooting so schnell und professionell ab. (Was aber schon auch ein bisschen mit unserem Hausfotografen zu tun hatte.) Item. Schön ist er, der Rober-to. Talentiert auch. Wie aber ist denn nun seine Musik?Unglaubliches TalentMit einem beeindruckend eklektischen und breit gefächerten Repertoire zeigt sich Ro-bertos Vielfalt an Stilen und Interessen in seinem Einspielungsdebüt mit Serenaden von W. A. Mozart und Othmar Schoeck, ver-öentlicht bei Claves Records. Die Rezen-senten von Grammophone, dem grössten klassischen Musik-Rezensionsportal, waren vom Spanier begeistert und feierten ihn fre-netisch. So viel Lob, so viel Talent. Besteht da nicht die Gefahr, dass man abhebt? «Nein, ich bin ein unglaublich disziplinier-ter Mensch und weiss, dass von nichts auch nichts kommt. Wenn man wie ich teilweise acht Stunden pro Tag Violine übt, dann kann man sich Exzesse und ein Rockstar-Leben nicht leisten.» Sein Kaee ist beinahe leerge-trunken, er schaut auf die Uhr und scheint noch etwas Zeit zu haben. Bestens, denn wir möchten schon noch ein bisschen mehr über diese aussergewöhnliche Person erfah-ren. Was macht man denn als Musiker so, wenn man nicht acht Stunden probt? «Da bin ich eigentlich sehr bieder: Kochen und ich bin extrem gerne draussen in der Natur.» Langsames Coming-OutAls Chefdirigent ist man vor allem unter Musikern, in einer «Bubble». Kritik von aus-sen gibt es in dieser Position nur noch ver-halten. Wie weiss man also, ob man ein ➔ VON HAYMO EMPL«Es ist doch bei der Musik so wie mit der Kunst. Wenn man ohne irgendeine Einführung ein-fach vor einem Bild steht, kann man damit wenig anfangen. Wird einem aber ganz kurz die Geschichte dazu erzählt, eröff-net sich ein ganz anderer Blick-winkel.» Roberto González-Monjas

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6CRUISER SEPTEMBER 2021guter Chefdirigent ist? «Untereinander wird schon sehr kritisiert – in beide Richtungen, also positiv und negativ. Feedback ist essen-ziell, denn wir wollen uns ja stetig verbes-sern und das gelingt im Orchester natürlich vor allem nur im Team. Zudem sind viele Musiker – ich inbegrien – mit sich selbst hyperkritisch und daher ist es manchmal eher das Problem, dass man zu selten mit sich und seiner Leistung zufrieden ist.» Die «Peer-Pressure», wie dieser selbst aufgebau-te Druck auch genannt wird, ist nicht nur bei Musikern ein Problem, wir kennen es hier vor allem als «Gruppenzwang». Im Falle ei-nes Orchesters kann dieser Druck gefährlich werden. «Daher ist es wichtig, dass wir un-tereinander auch aufeinander schauen», er-klärt Roberto weiter. «Aber man muss auch schon irgendwie selbst rausnden, wann man am Ende ist und nicht mehr kann.» Und wie ist es so, wenn man nicht heteronorma-tiv lebt? «Ich schätze mich sehr glücklich, eine extrem tolerante Familie und Freundes-kreis zu haben. Als ich bereit war, über mei-ne eigene Sexualität zu sprechen, waren alle unglaublich unterstützend und oen. Die Musikwelt ist auch – genau wie alle andere Kunstformen – ein sehr toleranter und «open- minded» Bereich. Ich habe natürlich Leute kennengelernt, die sich mit (meiner) Homo-sexualität unwohl fühlten, aber die waren dann doch zu feige, mich oder andere LGBT*-Kollegen direkt darauf anzusprechen oder zu diskriminieren.» Wenn wir gerade schon beim ema sind: Wie war denn das Coming-out? Roberto lacht und meint schliesslich: «Langsam! Auch wenn ich wusste, dass ich eine tolerante Familie habe, brauchte ich jahrelang, um darüber spre-chen zu können. Ich glaube, meine Angst war, dass ich anders behandelt werden wür-de, wenn sie alle davon wussten. Ich war damals 17 Jahre alt. Nach einigen sehr emo-tionalen und berührenden Coming-out-Konversationen hatte ich schliesslich keine Angst mehr!» Eine Aussage, die ungewöhn-lich klingen mag, denn oft hört man ja, dass in Spanien und Lateinamerika Homosexua-lität nicht besonders gern gesehen wird. Ein Vorurteil? «Eigentlich bin ich selbst über-rascht, wie weit man in diesen Ländern vor-angekommen ist. Ich fühle mich in diesen Regionen immer extrem willkommen, und die neuen Generationen könnten oener und toleranter kaum sein. Vielleicht geht es darum: Die junge Leute von heute haben in neuerer Zeit einen einfachen Zugang zu In-formation, Internet, Social Media… Und sie haben überhaupt keine Angst, gegen konser-vative Grenzen zu kämpfen. Ich glaube, Spa-nien und Lateinamerika haben ein Riesen-potenzial als LGBT*-freundliche Länder.»Nackter DirigentWie ist das denn so mit der Toleranz, für die sich gemäss Pressemitteilung Roberto Gon-zález-Monjas einsetzen will? «Ich glaube, wir können alle gute (oder schlechte!) Bei-spiele sein. Da hat man eine Wahl. Für mich geht es nicht nur darum, alle Leute mit Respekt zu behandeln, sondern auch dar-um, ein Botschafter für unsere LGBT*-Kol-lektiv – mit Bescheidenheit, Klarheit und Oenheit – zu sein. Ich persönlich bin nicht ein Mann von grossen Statements, stattdes-sen versuche ich jeden Tag, mein Leben als schwuler Mann mit Stolz und Ehrlichkeit zu leben. Ich habe die letzten Jahre recht viele Leute getroen, die von dieser Lebensein-stellung inspiriert wurden – und die mein Benehmen «normalisierend» gesehen ha-ben. Hoentlich wird man in einige Jahre solche Ausdrücke nicht mehr brauchen!» Aber auch sonst steht einiges an. Der Musiker freut sich, in Winterthur neue For-mate auszuprobieren. «Das ist fantastisch. Man lässt mir so viele Freiheiten, ich freue mich unglaublich auf die kommende Zeit», strahlt der Spanier. Geplant ist unter ande-rem, in der «Begrüssungswoche» rund um den 6. Oktober moderne Stücke zu spielen, aber auch Klassiker wie Mozart werden da-bei sein. Und mittendrin beziehungsweise an vorderster Front mit dem Taktstock: Ro-berto. Dirigiert ein schwuler Dirigent ei-gentlich anders als ein heterosexueller? Ro-berto verschluckt sich beinahe am letzten KLEINANZEIGEPORTRAITROBERTOGONZÁLEZ-MONJASWie man sieht, fühlt sich Roberto nicht nur als Dirigent und Musiker wohl, er hat durchaus weitere Talente, wie wir finden.«Ich persönlich bin nicht ein Mann von grossen Statements, stattdessen versuche ich jeden Tag, mein Leben als schwuler Mann mit Stolz und Ehrlichkeit zu leben.» Roberto González-MonjasBild links © Joerg Kressig / Bild rechts © Marco BorggreveWG GRÜNDEN ODER IN EINE BESTEHENDE EINZIEHENIch will eine Gay-WG gründen oder in eine bestehende WG (gayfriendly) einziehen, in Begleitung mit Katze Hugo.Bin 65-jährig, männlich. Gediegene Wohnform, 2–4 Personen, helle Wohnung oder Haus mit genügend Platz, Home office /Büro. Zürich Ein-zugsgebiet. Gerne langfristig, keine Zweck-WG. Monatlich bis CHF 2000.– Bitte melde dich per Mail an redaktion@cruisermagazin.ch oder per Post cruiser / Clausiusstrasse 42 / 8006 Zürich mit dem Betreff «WG Zimmer». Wir leiten dann den Brief un geöffnet weiter.

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7ANZEIGERest seines Kaees: «Also das habe ich mir jetzt so noch nie überlegt. Ich glaube jetzt nicht, dass das irgendeine Rolle spielt», lacht er und fügt an: «Das, was im Konzert-saal von meiner Arbeit zu sehen ist, ist ja nur quasi die Spitze des Eisbergs, die Frucht tage- oder wochenlanger Proben. Die ei-gentliche Arbeit des Dirigenten passiert hinter den Kulissen, im Probenraum. Dort nden wir heraus, warum die eine Oboe im-mer kaum hörbar zu früh einsetzt oder das ganze Stück noch nicht so wirkt, wie wir es gerne hätten.» Als Dirigent ist man quasi der CEO des Orchesters: Man trägt die Verant-wortung und muss auch den Kopf hinhal-ten, wenn der Konzertabend nicht wie ge-wünscht verläuft. Dieser Verantwortung sei er sich vollkommen bewusst. «Es ist aber schon so, dass trotz aller Proben, trotz dem Ausschalten aller Eventualitäten jeder Kon-zertabend in seiner Form einzigartig ist. Und ich habe jedes Mal das Gefühl, ich ste-he vollkommen nackt und auch verletzlich auf der Bühne. Das ist nicht immer einfach.» Aber vielleicht ist genau das das Geheimnis für Roberto González-Monjas’ Erfolg. PORTRAITROBERTOGONZÁLEZ-MONJASROBERTO GONZÁLEZ-MONJASDer 32-jährige spanische Geiger und Dirigent Roberto González-Monjas wurde am letzten Samstag zum neuen Chefdirigenten des Musikkollegiums Winterthur ab der Saison 2021/22 ernannt. Somit wird er nahtlos die Nachfolge des aktuellen Chefdirigenten Thomas Zehetmair antreten. Roberto González-Monjas ist seit 2013/14 Erster Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur. Als Konzert-meister leitete er das Orchester oft vom ersten Pult aus, bei grösseren Werken zuletzt vermehrt und sehr erfolgreich auch als Dirigent. Für Aufsehen sorgte er vor allem durch die beiden Rezital-Zyklen mit Kit Armstrong am Klavier, die Beethoven- und die Mozart-Challenge sowie durch die Einspielung der Serenaden von Mozart und Schoeck auf CD, wo er sowohl den Solopart der Violine spielte wie auch das Musikkollegium Winterthur leitete. Roberto González-Monjas hat nicht nur das Orchester durch seine herausragende Musikalität und Frische überzeugt, sondern zieht auch das Publikum regelmässig in seinen Bann. www.musikkollegium.ch

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8CRUISER SEPTEMBER 2021KOLUMNEMICHI RÜEGGGeht uns vor lauter Sternen die Erleuchtung aus?Menschen experimentieren in der Sprache mit gendergerechten Formen. Dass sie in der Community auf harsche Ablehnung stossen, ist schade, findet Michi Rüegg.VON MICHI RÜEGGDiesen Sommer sassen wir in einer kleinen Herrenrunde bei Freunden auf der Terrasse. Irgendwann el das Gespräch auf Gendersternchen und Spra-che. Es folgte eine angeregte Diskussion da-rüber, was sinnvoll und was weniger sinn-voll ist. Einer der Anwesenden gab sich besonders kritisch, ihm missfällt die Ver-wendung von Gendersternchen und Dop-pelpunkten sehr. Ja, auch die Gender-Flui-dity und alles Nonbinäre ndet er schwierig.Ich würde mich nicht gerade als Präsi-denten des Gendering-Fanclubs bezeich-nen. Zu Beginn, als vor einigen Jahren die ersten Sterne am Sprachenrmament er-schienen, war ich skeptisch. Ich mochte, aus rein typograschen Gründen, schon das Binnen-I der FeministInnen nicht son-derlich. Aber ich gewöhnte mich irgend-wann daran. Und auch mit dem Sternchen und seinen Verwandten konnte ich nach einer Weile leben. Heute verwende ich den Stern regelmässig, manchmal bewusst als kleine Provokation an Orten, wo er sonst gern vergessen geht.Ich akzeptiere den Anspruch derer, die sich allein mit der männlichen und der weiblichen Form eines Wortes nicht gemeint fühlen. Die derzeitigen Lösungen lassen zwar bisweilen etwas an Schönheit vermis-sen – doch sie sind meines Erachtens wich-tig, damit ein Umdenken stattnden kann.In meiner Hauspublikation, dem Ma-gazin «Republik», für das ich regelmässig schreibe, verwenden wir abwechslungs-weise mal die männliche, mal die weibliche Form. Das ist in der Regel elegant zu hand-haben. Auch wenn nicht immer alle Sätze gleich viel Sinn ergeben. Zum Beispiel fol-gende Aussage: «Nur ein kleiner Teil der Schweizer Gefängnissinsassen sind verur-teilte Vergewaltigerinnen.» Alle, die wegen Vergewaltigung im Knast sind, sind Män-ner. Das ergibt sich allein aus der Tatsache, dass im Schweizer Strafgesetz nur Frauen vergewaltigt werden können, und das in der Regel halt von einem Mann. Andere gewalt-same Übergrie heissen juristisch anders. Auch von «Diktatorinnen dieser Welt» zu sprechen, würde wohl ein falsches Bild zeichnen. Mir sind derzeit nur männliche Exemplare bekannt, zumindest im eigent-lichen Wortsinn, der einen autoritären Staatslenker meint. Wie gesagt, dieser Umgang mit Spra-che ist recht elegant zu handhaben, schliesst aber auch wieder jene aus, die sich mit der binären Geschlechterzuordnung nicht identizieren.Warum also nicht Neues ausprobie-ren? Sterne und Doppelpunkte setzen? Pro-nomen ernden? Noch verteilt die Sprach-polizei ja keine Bussen, wenn man’s tut oder unterlässt.Dies war, in etwa, die Haltung, die ich an jenem sonnigen Nachmittag auf der Ter-rasse einnahm. Lasst uns doch schauen, wo das hinführt. Was sich am Ende durchset-zen wird. Wenn ein grosses Unternehmen bekannt gibt, es werde künftig den Doppel-punkt als Standard verwenden, ist das eine interessante Entwicklung. Sprache ist das, was wir aus ihr machen. Sie ist nicht natur-gegeben, sondern menschgemacht. Sie entwickelt sich nicht einfach so, sondern folgt Trends, die wir alle setzen und pushen können.Womit ich nicht gerechnet hatte, war die Reaktion meines skeptischen Freundes: Er wurde richtig barsch, stellte mich in den Senkel und meinte, ich könne jetzt gern die Fresse halten oder sofort sein Haus verlas-sen. Ende der Diskussion.Dieses Erlebnis beschäftigt mich seit-her. Woher kommt die enorme Ablehnung, die gewisse schwule Männer der genderge-rechten Sprache entgegenbringen? Ich n-de nur bedingt eine Erklärung dafür. Ist es die Frustration darüber, dass Schwule jahr-zehntelang für Anerkennung und Gleich-berechtigung gekämpft haben – nur um am Ende mit dem Rest der Männlichkeit in die Patriarchen-Ecke gestellt zu werden? Was auch immer der Grund für den Wutanfall meines langjährigen, geschätz-ten Freundes war: Er macht mir etwas Bauchweh. Die Community ist ein fragiles Gebilde. Und das Letzte, was wir brauchen, ist gegenseitige Rempelei. Denn wir kön-nen nicht bei jeder Pride Akzeptanz rekla-mieren, nur um unter dem Jahr andere Far-ben des Regenbogens auszuschliessen.Lassen wir uns doch darauf ein: For-men wir die Sprache und schauen wir, was dabei herauskommt. In einigen Jahren wird sich gezeigt haben, wohin die Reise geht. Ist doch eigentlich ganz spannend, oder nicht? Ich bin ja nicht weniger schwul, nur weil irgendwo ein kleiner Stern aufgegan-gen ist. Sprache ist das, was wir aus ihr machen. Sie ist nicht natur-gegeben, sondern menschge-macht. Sie entwickelt sich nicht einfach so, sondern folgt Trends, die wir alle setzen und pushen können.

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9CRUISER SEPTEMBER 2021COMICRALF KÖNIGS LUCKY LUKERalf König hat innert eines halben Jahres zwei neue Comics veröffentlicht. Cruiser sprach mit dem Künstler.Westernstiefel und starke NippelVON BIRGIT KAWOHLComics waren in meiner Jugend das Grösste, blöd nur, dass dies für mei-ne Eltern keine Literatur war und daher keinesfalls welche gekauft werden durften. Also war ich auf den Fundus der Stadtbücherei angewiesen und die Stim-mung am Freitagabend – nach dem wö-chentlichen Besuch der Bibliothek – war jeweils davon geprägt, ob und wenn ja wel-chen Comic ich hatte ergattern können. Lucky Luke oder Asterix – das Wochenende war gerettet, Mickey Mouse oder gar keine Ausbeute – schlechte Stimmung war vor-programmiert.Wie mir ging es auch Ralf König, nicht unbedingt in Bezug auf die Stadtbüche- rei, aber in Bezug auf den Stellenwert von Comics. Wobei bei ihm Lucky Luke der ➔ Comicautor Ralf König schreibt die Lucky Luke-Geschichte weiter. Das verschafft den Figuren vor allem eins: Nippel!

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10CRUISER SEPTEMBER 2021 absolute Favorit war, insbesondere, so teilt er es seiner Fangemeinde auf seiner Websei-te mit, Band 22, «Calamity Jane», habe ihn damals fasziniert.Daher war es natürlich ein absoluter Glücksfall, dass der Verlag Egmont Ehapa zum 75-jährigen «Dienstjubiläum» des coo-len Cowboys fünf Adaptionen in Auftrag gab und König so die Gelegenheit bekam, seinem Kindheitsidol nochmals ganz nah zu kommen. Dabei sei es ihm aber weniger um eine Nachahmung des Originals gegan-gen, weil dies viel zu schwierig sei, sondern um eine Eigenkreation. Dass der Verlag da-bei darauf bestanden habe – als einzige Vor-gabe übrigens – dass der Held nicht schwul sein dürfe, sei ihm nicht schwergefallen, da Lucky Luke ansonsten auch asexuell daher-komme. Das traditionell homophobe Umfeld eines Western – wir alle erinnern uns an die Liebesdramen in «Brokeback Mountain» – wird hier nun also elegant modernisiert und in ein Schwulenparadies verwandelt. Dabei haben die Leser*innen einen sofortigen Wiedererkennungseekt, denn trotz der unvermeidbaren Knollennasen ist das Stammpersonal des Comics problemlos zu identizieren. Und noch etwas Bekanntes ist in der Adaption erreicht: Achtete doch schon der Ernder Lucky Lukes, Morris, immer darauf, gesellschaftlich Relevantes zu thematisieren. Nach den «Vervirte[n] Zeiten», einem im Februar erschienenen Band um Konrad und Paul während des Lockdowns – vielen, die König auf Facebook oder Instagram fol-gen von täglichen Posts aus dieser Zeit be-kannt –, ist dies nun also die zweite Veröf-fentlichung innerhalb eines Jahres. Grund genug, um mit Ralf König zu sprechen.Cruiser: Das vergangene Jahr war ja für viele Medienschaffende ein besonderes. Die Meinungen drifteten auseinander zwischen «endlich mal Zeit für grössere Projekte» und «nichts geht mehr». Wo würdest du dich hier verorten?Ralf König: Ich hatte Zuhause einen sehr kreativen Arschtritt und hab emsig Comics gezeichnet, vor allem die täglichen Online-Strips mit Konrad und Paul, die ich acht Mo-nate auf Facebook und Instagram gepostet hatte. Aber sämtliche Lesungen elen na-türlich aus, was schade war, denn 2020 war mein 40-jähriges Comiczeichnerjubiläum. Ich hatte den ganz frühen Sto aus den 80ern und 90ern lesen wollen, aber bis auf die umjubelte Premiere in Berlin fand dann kaum etwas statt. Die «Vervirte[n] Zeiten» waren ja deine direkte Reaktion auf die Situation. Was war die Moti-vation dahinter? Hast du selbst Auswirkungen von Covid in der Community erlebt?Es war spontan und gar nicht geplant. Plötz-lich Lockdown, Zuhause bleiben! In meiner Ratlosigkeit habe ich kleinere Cartoons und Comics zum ema gepostet und das kam sofort super an. Und dann entschloss ich mich, jeden Tag einen Strip zu posten. Es hat sehr viel Spass gemacht. Ich hatte ja kei-nen Plot und liess mich von Tag zu Tag trei-ben, auch oft inspiriert durch die vielen Kommentare. Apropos Community, du hast ja früher von der «Sub» gesprochen, womit Schwule und Lesben gemeint waren. Heute haben wir ja LGBTQIA... Wie stehst du zu dieser Differen-zierung? «Sub» war eher Subkultur, wenn wir damals in die Dortmunder Szenekneipen gingen, hiess es, wir gehen in die Sub. Bei der Buch-stabenkette fühle ich mich immer an For-meln im Chemieunterricht erinnert. Die habe ich auch immer vergessen. Sehr sinn-lich oder originell sind die Kürzel ja nicht. Ich sage lieber queer. Allerdings sag ich nicht «Ich bin queer», das ist für mich ein Überbegri. Ich bin bitteschön schwul. Eine dieser Nachrichtenmeldungen: In China ist ein neuartiges Virus aufgetaucht. Gähn. Da hätte ja gleich der sprichwörtliche Sack Reis umfallen können. Aber nur wenige Monate später tritt die Menschheit voll auf die Bremse: Der Eurovision Song Contest fällt aus! Die Irritation ist gross, auch bei Konrad und Paul in Köln: Lockdown? Zu Hause bleiben? Und das im Frühling, wenn Pauls Hormone Samba tanzen und sein Sperling piept! Was folgt, ist ein Corona-Tagebuch in Comicstrip-form. Jeden Tag kommentiert Ralf König mit Hilfe seines beliebten Männerpaares die neue Situation.COMICRALF KÖNIGS LUCKY LUKEBild von Ralf König © vvg-koeln / Ralf König

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11CRUISER SEPTEMBER 2021Nun also Lucky Luke. Eine enorme Ehre, zu den Adepten des Kindheits-Idols zu gehören, mit der einzigen Vorgabe, dass der Held selbst nicht schwul werden dürfte. Du selbst hast ja gesagt, das sei für dich kein Problem gewesen, da Lucky Luke bisher sowieso asexuell dargestellt sei. Ist dir das als Kind aufgefallen?Vor allem hatte er keine Brustwarzen, wie viele Comicguren dieser Zeit. Die Gallier bei Asterix und die Ritter bei Prinz Eisen-herz haben auch keine Nippel, warum auch immer. Ich habe dem Cowboy als Kind im-mer Brustwarzen draufgemalt, mit Bunt-stift, ich dachte, die hätte man vergessen. Ich fand Lucky Luke immer sexy mit seinen schwarzen Nackenhaaren. Hat sich das Lesen von Comics mittlerweile nicht sowieso eher Richtung Erwachsene verschoben? Ich erlebe viele Kinder und Jugendliche, die weder Lucky Luke, noch Asterix, noch Tim und Struppi kennen.Ja, da ist was dran. Darum fände ich es auch eine gute Idee, die klassischen Comicguren heute erwachsener auftreten zu lassen. Es muss ja nicht gleich Porno sein oder blutig. Aber etwas erwachsenere Dialoge und Storys würden den heute erwachsenen Lesern ge-fallen. Bei meinem Lucky Luke funktioniert das oenbar wunderbar, der hat bei mir Nip-pel und eine Beule in der Hose. Steht ihm gut. Sind der Auftritt der fünf lila Kühe und Sprüngli als eine Hommage an die Schweiz zu verstehen oder wie kamst du darauf?Die Schokoladenidee war die erste, die ich dazu hatte. Aufgrund einer Trüelpackung, die man mir nach einer Lesung in Zürich geschenkt hatte, ganz edles Zeug aus wilden Kakaobohnen und so. Wann kam die Scho-kolade in den Wilden Westen, das fand ich historisch spannend. Es sollten Viehdiebe vorkommen, aber dann ging die Geschichte wie meistens bei mir ganz woanders hin und aus den Viehdieben wurden Auto-grammjäger. Also brauchte ich neue Bandi-ten, das wurden dann die Daltons. Auf Seite 39 wusste ich noch nicht, dass auf Seite 41 die Daltons auftreten. So arbeite ich halt, ohne festen Plot. Es gibt ja deutliche Anlehnungen an «Broke-back Mountain». Passte dieser einfach aufgrund der Szenerie gut oder gab es andere Beweggründe?Naja, es ist der einzige schwule Western, den ich kenne und ich fand die Geschichte sehr ergreifend. In dem Schwarzweiss- Klassiker «Red River» kommt auch eine ein-deutig schwule Szene vor, aber sonst sind Westernlme ja eher straight und brutal. Lucky Lukes Long Johns oder Borats String?Long Johns! Ich habe mir so rote Cowboy-Unterwäsche online gekauft, das hat Fe-tischpotential! Diese Knopeiste vom Hals bis in den Schritt und hinten am Arsch die Klappe! Man hat alles Entscheidende sofort gribereit! 75 wird der Comic-Cowboy in diesem Jahr. Und dass er sich als so langlebig erweist, hat vielleicht auch damit zu tun, wie offen die Lucky Luke-Lizenz geber für Neuerungen sind.«Ich habe dem Cowboy als Kind immer Brustwarzen draufge-malt, mit Buntstift, ich dachte, die hätte man vergessen.» Ralf KönigANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.COMICRALF KÖNIGS LUCKY LUKE

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Danya Care GmbH, Badenerstrasse 621, 8048 Zürich, Telefon: +41 (0)44 401 04 07, Mobil: +41 (0)76 393 48 48 Wir vermitteln und beraten Fachleute. Wir unterstützen Sie, damit Ihnen die richtige Wahl leichter fällt. Wir paaren in unserer Tätigkeit Erfahrung, Wissen, Methodik und soziale Kompetenz. Wir setzen uns für Ihre Interessen ein und streben langfristige Partnerschaften an. Wir garantieren absolute Diskretion. Kurzum: Wir sind die geeignete Stellen- vermittlung für Ihren Wunschjob.Für unsere Kunden in der Langzeitpege (mehrere Häuser in der Stadt und im Kanton Zürich) sind wir auf der Suche nach motivierten und qualizierten Fach-kräften. 80 % – 100 % Dipl. Pegefachperson HF/AKP/DNII Fachpersonen Gesundheit (FaGe)Ihre Hauptaufgaben sind: Professionelle Pege und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sämtlichen in der Betreuung und Pege eingebundenen Stellen.Sie verfügen über: Eine abgeschlossene Diplomausbildung HF, DNII, AKP, FaGe Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit Berufserfahrung in der Geriatrie- und Lang-zeitpege PC-Anwenderkenntnisse Wir bieten: Zuverlässige(r) und attraktive(r) Arbeitgeber Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten 5 Wochen FerienFühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!Ihre vollständige Bewerbung mailen Sie bitte an: info@danyacare.chDie Vermittlungs- spezialisten für Pegefachpersonal Danya CareDanya CareANZEIGE

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13CRUISER SEPTEMBER 2021KULTURBUCHTIPPBUCHTIPPMithu Sanyal: Identitti. Hanser Verlag 2021.Preis CHF 33.90 ISBN 978-3-446-26921-7VON BIRGIT KAWOHLNachdem die 1971 im deutschen Düs-seldorf geborene Mithu Sanyal zu-nächst zwei Sachbücher veröent-lichte, hat sie dieses Jahr ihren viel beachteten Romanerstling geschrieben.Die Idee dazu ist so einfach wie genial – so wie die meisten genialen Dinge durch Einfachheit bestechen: Die weisse Unipro-fessorin Saraswati gibt sich als PoC (People of Colour) aus und taucht voll und ganz und eben lange Zeit unerkannt in die rassistisch geprägte Welt Europas bzw. des weissen Mannes ein. Sie hat einen Lehrstuhl für Postcolonial Studies, an dem sie vor allem nicht-weisse Student*innen fördert, und lässt keine Möglichkeit aus, die Benachtei-ligung von PoC zu betonen und für Gleich-berechtigung zu kämpfen. Nach dem Aufdecken ihres Betrugs bricht ein ungeheurer Shitstorm gegen sie aus, den sie überhaupt nicht versteht, da sie ndet, dass sie sich freiwillig in eine unter-drückte Position begeben hat, die Lüge habe ihren Status ja nicht verbessert. Schliesslich gebe es mittlerweile auch Transitionen im geschlechtlichen Bereich, warum dann nicht in Bezug auf die Rasse, die ja auch nur ein Konstrukt sei und vor allem von der Gesellschaft geprägt werde.Hier setzt eine zweite interessante Frage neben der des oensichtlichen Be-trugs ein: Kann man das Wechseln der Rasse mit dem Wechseln des Geschlechts gleichsetzen, weil man sich z. B. nicht eu-ropäisch, sondern indisch fühlt oder nicht weiss, sondern schwarz? Ist transrace ein Äquivalent zu transgender, nur eben auf Ebene der Hautfarbe? Rasse und die Er-wartungen daran stecken nämlich ebenso in unseren Köpfen wie die Erwartungen an ein Geschlecht. Und ist es dann vielleicht nicht legitim, seine Rasse zu wechseln, wenn das Aussehen nicht zum Gefühl passt? Bei Michael Jackson haben es seine Fans ja über Jahre hinweg miterlebt und ihre Liebe zu ihm wurde dadurch nicht ge-schmälert. Der mit grossem Humor geschriebene Roman um Saraswati, zu dessen Handlung die Autorin durch den Fall um die ameri-kanische Kulturwissenschaftlerin und Bür-gerrechtlerin Rachel Dolezal, die sich als Afroamerikanerin ausgegeben hatte, inspi-riert wurde, wird aus der Sicht einer von Sa-raswatis Studentinnen, Nivedita – in ihrem Blog eben «Identitti» – geschildert. Dabei ndet Sanyal eine gelungene Balance zwi-schen Unterhaltung und Information über die ematik der Unterdrückung und den Umgang mit «Fremden». Da die Handlung im universitären Bereich angesiedelt ist, dürfen natürlich zahlreiche kluge Zitate und Literaturhinweise nicht fehlen, diese sind aber so geschickt in den Roman integ-riert, dass man sie iessend aufnehmen kann (und man bei Interesse sogar anhand des am Ende des Buches abgedruckten Glossars seine Kenntnisse noch erweitern kann).Sanyal ist ein Roman gelungen, der in Zeiten von Hate Crimes gegen Queers und rechten Anschlägen gegen Migrant*innen auf unterhaltsame Weise die Augen für To-leranz und Verständnis önet. Kann man das Wechseln der Rasse mit dem Wechseln des Geschlechts gleichsetzen, weil man sich z. B. nicht europäisch, sondern indisch fühlt oder nicht weiss, sondern schwarz? Ist transrace ein Äquivalent zu transgender?Dass Schwarze sich Haare und Haut bleichen, wissen wir nicht erst seit Michael Jackson. Umgekehrt ist das eher ungewöhnlich und wird zu einem Skandal.Ein Spiel mit Diskriminierung

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14CRUISER SEPTEMBER 2021Rund um die Diskussion um die Ehe für alle geht es auch immer wieder um die Frage der Familienstrukturen von Queers. Warum ist das so wichtig?We are Family – oder nicht?VON BIRGIT KAWOHLWie sagt Mama Kumar im dritten Teil des SRF-Hörspiels «Schatten-schnitt» nach dem Roman von Sunil Mann so schön und konservativ, wie es sich wohl nur eine (überzeichnete) indi-sche Romangur leisten kann: «Echte Frauen, nicht-echte Frauen, halbe Frauen, ganze Frauen, Heteras, zu meiner Zeit war das alles nicht so kompliziert – Hauptsa-che, sie war verheiratet.» Wer die Romane um Privatdetektiv Vijay Kumar kennt, weiss, dass es für Mutter Kumar nichts Wichtigeres gibt, als dass ihr Sohn end - lich – immerhin ist er bereits jenseits der 40! – heiratet. Sicher, sie kommt aus Indien, mag man einwenden, ein anderer Kultur-kreis mit anderen Prioritäten, andererseits lebt diese Frau seit Jahrzehnten in der Schweiz, genauer gesagt in Zürich, und ist mit dem Leben an der Langstrasse bestens bekannt, die Transfrau Miranda geht bei ihr ein und aus und auch sonst kennt sie das Leben recht gut. Und doch: Hochzeit, das muss es sein.Wie hat eine Familie auszusehen? Und wer bestimmt das überhaupt? Gerade im Zuge der Ehe für alle-Debatte werden solche Fragen erneut aufgeworfen. Dabei sind sowohl Frage als auch die Antwort darauf irrelevant.FOKUSQUEERE FAMILIEN

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15Ein ähnliches Gefühl beschleicht eine*n manchmal, wenn man den Kampf der LGBT*s betrachtet: Ehe für alle, Adopti-onsgesetz, Samenspenden... Begibt sich die «wilde» und oftmals schräge, in weiten Tei-len tolerante und weltoene Community in den Sog der konservativen Familienplaner, deren Sicht nicht selten von religiösen Wer-teverteidigern hochgehalten und kommu-niziert wird? Will man zwar anders sein und vor allem als anders, nämlich als queer, ak-zeptiert werden, fällt dann aber doch in die vorgelebten Strukturen der Heteros und He-teras (zurück)?Familie = Mann + Frau + KindIm Kampf um die Ehe für alle, für die es am 26. September zur Abstimmung kommt, werden gleiche Rechte für alle partner-schaftlichen Verbindungen gefordert, fort-an sollen für homosexuelle Paare mit Trau-schein die gleichen Rechten und Pichten wie für heterosexuelle Paare gelten. Dabei geht es um ganz unterschiedliche Aspekte wie die oben erwähnte Adoptionsmöglich-keit für homosexuelle Paare oder das Nut-zen der Möglichkeiten der Reproduktions-FOKUSQUEERE FAMILIENmedizin, aber auch um Bestimmungen rund um die Altersvorsorge und ums Erben. Neben diesen rechtlich relevanten Aspek-ten gibt es aber noch eine weitere Säule: die «gelebte» gesellschaftliche Bedeutung. Ge-worben wird in der oftmals kontrovers und emotional hoch aufgeladen geführten Dis-kussion bezüglich der Ehe für alle damit: Wir, also die queeren Verbindungen, unter-scheiden uns doch gar nicht von den hetero-sexuellen Ehen und Familien und müssen diesen daher angeglichen werden, denn ge-mäss Gesetz sind alle Menschen gleich zu behandeln unabhängig von ihrer Rasse, Re-ligion und sexuellen Ausrichtung. Da aber gerade von religiös-funda-mentalistischen Kreisen immer wieder auf die Denition von Familie als einer Verbin-dung von Mann und Frau (plus Kind*ern) hingewiesen wird – obwohl die eigentliche Mikrozensus-Denition von Eltern-Kind-Gemeinschaften spricht oder z. B. die Homepage der Stadt Zürich die vereinfachte Formulierung wählt, «dass Familie da ist, wo mindestens zwei Generationen beste-hen, die einander verbunden sind» (Abruf 26. 07. 2021) –, müssen sich die Queers ver-mehrt mit diesem Familienbegri und des-sen Übertragung auf ihre Lebenswirklich-keit auseinandersetzen.Alternative queere FamilienmodelleIn dem nach einer Tagung in der Edition Waldschlösschen erschienenen Band «Wur-zeln – Bande – Flügel», herausgegeben von Stephan Baglikow und Kim Alexandra Trau, stellen die Autor*innen fest, dass «moder-ne» Regenbogenfamilien mittlerweile häu-g dem «klassischen» Bild der Kleinfamilie entsprächen, mit dem Unterschied, dass statt Vater und Mutter eben zwei Väter, res-pektive zwei Mütter zusammenlebten. Frü-her habe es bei den LGBT*s oftmals sehr of-fene Familienstrukturen und Lebensweisen gegeben, das liege schon darin begründet, dass queere Lebenswege nicht immer so gradlinig verliefen wie heterosexuelle. Das wiederum ist leicht verständlich, wenn man bedenkt, dass zwischen Erkenntnis z. B. der homosexuellen Identität und dem Outing oftmals eine lange Zeitspanne liegt, in der das Leben natürlich weiterläuft und Betrof-fene Beziehungen eingehen, aus denen viel-leicht auch Nachwuchs resultiert. Nicht ➔ ANZEIGEMehr auf krebsliga.ch/prostatakrebsProstatakrebs ist es egal, wer du bist. Informier dich.In der Schweiz erkranken jährlich 6100 Männer an Prostatakrebs. Am häufigsten betroffen sind Männer ab 50. Brich das Tabu und lass dich beraten – wir informieren, unterstützen und begleiten.KLS_Inserat_Prostatakrebs_Kaffee_215x147_CoopZeitung_D_181002_RZ.indd 1 08.10.18 10:48

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16CRUISER SEPTEMBER 2021FOKUSQUEERE FAMILIENselten gibt es vor dem Outing oder dem Ein-gehen einer homosexuellen Partnerschaft eine klassische Familienkonstellation, die dann wiederum Auswirkungen auf die spä-tere Partnerschaft hat, analog zu den hete-rosexuellen Patchworkfamilien, wobei das Patchwork im queeren Fall noch etwas bun-ter ist und oftmals auf grössere Widerstände stösst. Trotzdem scheint sich auch bei den Queers der Familienbegri zu verengen und alternative Familienmodelle drohen dabei ein wenig ins Hintertreen zu gera-ten. Insgesamt spürt man ein ungeheures Bemühen queerer Familien, «Normalität» zu demonstrieren, also allen zu zeigen, dass in Familien mit homosexuellen Paaren bei den Kindern auch Hausaufgaben gemacht oder Windeln gewechselt werden. «Na so was», möchte man da ausrufen, um danach etwas konsterniert festzustellen: «Hat das denn jemals jemand angezweifelt und ist das überhaupt so wichtig?»Hauptziel ist die «Normalität»So titelte der Dachverband der Regenbogen-familien der Schweiz 2013 auch auf einem Faktenblatt «Kinder von homosexuellen El-tern wachsen normal und glücklich auf». Wahrscheinlich war man damals noch nicht so sprachsensibel, aber heute sticht die Be-tonung der Normalität sicher jedem*r direkt ins Auge. Bedeutet denn Vielfalt nicht gera-de, dass es kein «normal» mehr gibt, son-dern viele Facetten des Miteinanders gleich-wertig nebeneinander stehen? Normalität im Sinne des klassischen bürgerlichen Familienbildes aus dem 19. Jahrhundert scheint jedenfalls immer noch bzw. immer wieder der Standard zu sein, den es zu errei-chen und zu halten gilt, nur so scheinen vie-le Regenbogenfamilien ihr Bestehen und Funktionieren rechtfertigen zu können.Wie kommt es zu diesem Wunsch der Angleichung? Galten und gelten so genann-te Regenbogenfamilien doch immer noch als «Avantgarde des gesellschaftlichen Wandels», so Christine M. Klapeer im oben erwähnten Tagungsband. Das tönt zu-nächst positiv. Aber oenbar scheint es nicht (mehr) so attraktiv zu sein, die Speer-spitze der Modernität zu sein. Dies könnte dem Trend des allgemeinen Rückbesinnens auf traditionelle Werte und Vorstellungen folgen, der konservative Gedanken und Le-bensformen produziert und fördert. Oder ist es einfach die Macht der Masse? Schliess-lich entsprechen immer noch ca. sieben von zehn Familien dem Familienmodell von Mutter-Vater-Kind, und wer macht sich schon gerne (freiwillig) zum Aussenseiter? Bloss nicht auffallenÄhnlich wie bei Menschen einer anderen Rasse gilt oftmals der Grundsatz: «Bloss nicht auallen.» Assimilierung statt Selbst-bewusstsein. Was zunächst vielleicht eine reine Schutzfunktion ist, verselbständigt sich irgendwann und so wird der fremde Massstab zum eigenen und plötzlich ndet man Hochzeit und Ehe gut, was man viel-leicht einige Jahre zuvor noch als total spies sig abgelehnt hätte.Aber was macht «Familie» überhaupt aus? Hierzu nochmals die Stadt Zürich: «[O]ft ist Familie einfach, wo Menschen fürein-ander Verantwortung übernehmen, fürein-ander sorgen und sich gegenseitig wichtig sind.» «Ja, genau», möchte man da laut heraus-schreien, «das können wir alle füreinander», unabhängig von unserer Sexualität und ei-gentlich auch unabhängig von einem Trau-schein. Aber weil es eben in einem geordneten Staat rechtliche Vorgaben und damit Absiche-rungen für alle braucht, geht kein Weg an dem Önen des Ehegelübdes für alle, die es aus-sprechen und eingehen wollen, vorbei. Kinder von homosexuellen Eltern wachsen normal und glücklich auf.Stephan Baglikow / Kim Alexandra Trau (Hg.): Wurzeln – Bande – Flügel. Familie als Ort der Sozialisation, Kontrolle und Emanzipation. Edition Walschlösschen im Männerschwarm Verlag 2021.Preis CHF 29.90 ISBN 978-3-86300-313-5Wie sieht es denn grundsätzlich in der Schweiz mit dem Wunsch nach Partnerschaften und Adoptionen aus? Das Bundesamt für Statistik liefert einmal mehr genaue Zahlen: Für das Jahr 2020 wurden 645 gleichgeschlechtliche Part-nerschaften offiziell eingetragen, bei registrier-ten 8 655 118 Einwohnern. Zeitgleich wurden 35 000 heterosexuelle Ehen geschlossen.Im gleichen Jahr gab es 432 Adoptionen, wobei mehr als die Hälfte der Adoptierten älter als 20 Jahre waren, das heisst, die Baby- und Kleinkindadoptionen, um die es in der geführten Diskussion geht, machen weniger als 50 % für alle weiteren Altersstufen (0-19 Jahre) aus.In der Schweiz leben rund 30 000 Kinder in Regenbogenfamilien.Zwei Väter, ein Kind. Noch immer gibt es Menschen, die finden, das würde nicht gehen, es sei nicht gut für das Kind. Es fragt sich: Geht es hier wirklich um das Kindeswohl – oder nicht doch eher um die Ablehnung homosexueller Elternschaft?

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17CRUISER SEPTEMBER 2021RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELPrEP Onlineshop  www.swissprep.chsicher – schnell – legalBei uns erhältst du zuverlässigen Schutz vor HIV – im Onlineshop oder direkt in der Apotheke.Seminarstrasse 1 8057 ZürichTelefon 044 361 61 61UPPICKPrEPANZEIGE

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18CRUISER SEPTEMBER 2021KINOQUEER CINEMA-FESTIVAL IN LUZERNAn den Wochenenden vom 24./25. September und 1./2. Oktober 2021 findet das Queer Cinema-Festival mit Filmpremieren und Schweizer Erstaufführungen statt.Stattkino Luzern präsentiert Queer CinemaBilder © Salzgeber Medien + MissingfilmsVON PETER LEIMGRUBERAuch dieses Jahr ndet das beliebte Festival in Luzern statt, Film lieb-haber*innen sollten sich den 24./25. September sowie den 1./2. Oktober in der Agenda notieren.Obwohl zunächst zu befürchten war, dass bedingt durch Corona weniger Filme zur Verfügung stehen würden, kann sich das Angebot sehen lassen. Nicht zuletzt gibt es eine wahre Trouvaille mit einer Wieder-auührung des schwulen Klassikers «Hap-py together» von Wong Kar Wai von 1997, frisch restauriert. Der Film ist gleichzeitig der Auftakt zu einer siebenteiligen Wong Kar Wai-Reihe.Selbstverständliche GeschichtenQueer Cinema steht natürlich nicht zuletzt für eine Entwicklung, die sich seit mehr als 20 Jahren herauskristallisiert hat. Geschich-ten von Nicht-Heterosexuellen werden nicht oder kaum problematisiert, sondern als selbstverständliche Geschichten von Men-schen gezeigt. Das hängt mit einem neuen queeren Bewusstsein zusammen. Leider sind nach wie vor ablehnende Meinungen und Angrie von bestimmten Kreisen gang und gäbe. In über 70 Nationen der Welt ist Homosexualität nicht gesetzes-konform, ja in einigen Ländern droht sogar immer noch die Todesstrafe.Queerness und Akzeptanz Obwohl die queere Welt in Westeuropa und in der Schweiz in den letzten Jahren bunter und diverser geworden ist, Queerness und Akzeptanz vermehrt zum ema werden, sind Filme ein adäquates Mittel um über Missstände zu berichten. Vielfach sind es Filme, die in der Schweiz nicht im Verleih zu nden sind. Dies ist ein Grund mehr, sie einer breiteren Öentlichkeit auf der Kino-leinwand bekannt zu machen. Filme ver-schaen uns Sichtbarkeit.Reservationen 18.– / 15.–info@stattkino.ch oder 041 410 30 60stattkino Luzern, Löwenplatz 11www.stattkino.ch > SPEZIAL Queer CinemaBoy Meets BoyDaniel Sanchez López, Deutschland 2020, E/D/d, 75 Min. Seit 48 Stunden feiert Harry, als er Johannes auf der Tanzäche eines Clubs in Berlin trit. 15 Stunden vor dem Heimug bietet Johannes an, ihm beim Drucken seiner Bordkarte zu helfen. Diese banale Aufgabe führt zu einem gemeinsamen Tag durch die Stadt. Die Gegensätze in ihrem Leben und ihren Werten zwingen jeden, sich seinen ei-genen Wahrheiten zu stellen.Poppy FieldEugen Jabeleanu, Rumänien 2020, Rumän./d, 85 Min. Ein schwuler Cop wird zu einem Polizeieinsatz im örtlichen Kino gerufen, wo konservative, nationalistische Gruppen gegen das Screening eines LGBT*-Films protestieren, während zuhause sein französischer Lover wartet, von dem keiner weiss und den er am liebsten verstecken würde.

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19CRUISER SEPTEMBER 2021KINOQUEER CINEMA-FESTIVAL IN LUZERNGenderationMonika Treut, Deutschland 2021, E/d, 88 Min. Über zwei Jahrzehnte nach «Gendernauts» (1999) kehrt Monika Treut nach Kalifornien zurück, um die Protagonist*innen ihres bahnbrechenden queeren Filmklassikers wiederzutreen. Sandy Stone, Susan Stry-ker, Staord und Max Wolf Valerio waren einst die jungen Pionier*innen der Transbe-wegung und lebten fast alle in der damali-gen Aussenseitermetropole San Francisco.Sequin in a Blue RoomSamuel van Grinsven, Australien 2020, E/d, 80 Min. «Sequin in a Blue Room»ist eines der wil-desten, atemlosesten Filmerlebnisse, das in diesem Jahr geschaut werden kann. Wäh-rend einer Party, die über eine anonyme Hook-up-App eingerichtet wurde, trit der 16-jährige Sequin auf einen älteren Mann und fühlt sich sofort mit ihm verbunden.CicadaMatthew Fifer u. Kieran Mulcare, USA 2020, E/d, 94 Min.Sommer 2013 in New York City. Ben hat sei-ner Mutter endlich gesagt, dass er bisexuell ist. Er verbringt seine Tage und Nächte da-mit, mit jedem und jeder Sex zu haben, der oder dem er auf der Upper East Side über den Weg läuft und der oder die ihm gefällt.

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20CRUISER SEPTEMBER 2021szene & subkulturBild © Patrick MettrauxBilder © firsthandfilms.chVON BIRGIT KAWOHLWarum der Spiellm «Deux» (deutsch «Wir beide») erst am 19. August in Schweizer Kinos kommt, ist nicht ganz verständlich, denn erschie-nen ist er bereits im Jahr 2019 und man kann ihn auch schon seit Längerem (legal) strea-men, z. B. auf maxdome oder YouTube, für Amazon prime-Mitglieder ist der Stream sogar gratis. Das Kinopublikum bekommt aber immerhin ab diesem Monat die Gele-genheit, sich den Spiellm um Nina (Barba-ra Sukowa) und Mado (Martine Chévallier) anzuschauen.Es ist der erste Langlm des 1980 in Padua geborenen Regisseurs, der sofort in der Kritik grosse Beachtung fand, so wurde er unter anderem beim Golden Globe 2021 als bester fremdsprachiger Film nominiert und er gewann im Jahr 2021 den Cèsar für den Besten Erstlingslm und für das beste Drehbuch.In seinem Spiellmdebüt lässt Mene-ghetti seine Hauptguren Nina und Made-leine eine lust- und leidvolle Liebesaäre durchleben, die vor allem seitens Mados von starken Schuldgefühlen und Unsicher-heiten geprägt ist. So schat sie es, obwohl sie immer wieder Anlauf dazu nimmt, nicht, ihren Kindern reinen Wein einzuschenken und gegenüber Dritten ist es ihr wichtig, dass man Nina nur als ihre Nachbarin an-sieht. Mene ghetti sagte denn auch in einem Interview, dass ihm gerade die Darstellung des Aspekts der Selbstzensur wichtig gewe-sen sei, dass heutzutage vielen von uns der Blick von aus sen auf uns enorm wichtig sei. Dass er dies an einem lesbischen Liebes-paar deutlich gemacht habe, sei dabei mehr oder weniger Zufall, ihm gehe es mehr um die Sache an sich. Die Handlung ist in stimmungsvolle Szenen gesetzt, die Kameraführung genau und langsam. Teilweise sogar sehr langsam, was mit unserem heutigen Sehverhalten bricht und an manchen Stellen Langeweile aufkommen lässt, wenn man sich nicht ganz in die Handlung hineinfallen lassen kann. Viele Szenen – vor allem zu Beginn – wirken sehr düster, was natürlich mit der Stimmung korrespondiert.Dazu kommt auch, dass immer wieder soziale emen angesprochen werden, wo-bei sich der Regisseur in die Einordnung sei-nes Filmes als Sozialdrama verwehrt, auch wenn Geld wie überall im Leben bei seinen Filmguren eine wichtige Rolle spiele.Insgesamt ist Meneghetti unter ande-rem durch der grossartigen Leistungen von Barbara Sukowa und Martine Chévallier ein beeindruckender Film gelungen, der zum Nachdenken anreg t. Zuschauer*innen, die sich primär unterhalten lassen wollen, werden allerdings schnell ihre Schwierig-keiten haben, denn schon die Eingangs-szene von zwei spielenden Mädchen hat (zunächst) nichts mit dem weiteren Inhalt zu tun, sodass man bereits nach wenigen Minuten eher verwirrt als animiert auf die Leinwand bzw. den Bildschirm schaut.Aber das macht wohl den Unterschied zwischen hochgelobten und hochunterhalt-samen Filmen aus, wir kennen es in ähnli-cher Weise ja zum Beispiel von «Call me by your name». Coming-outs sind nie einfach, gefühlt werden sie mit dem Alter aber schwieriger. Eindrücklich zeigt dies der Film «Deux» des Regisseurs Filipo Meneghetti.Und ewig quält das SchuldgefühlFILMTIPP«DEUX»ARTEMIS PRODUCTIONSPAPRIKA FILMS PRESENTS IN COPRODUCTION WITH TARANTULA ARTEMIS PRODUCTIONS VOO & BE TV SHELTER PROD « TWO OF US » A FILM BY FILIPPO MENEGHETTI WITH BARBARA SUKOWA MARTINE CHEVALLIER DE LA COMÉDIE-FRANÇAISE LÉA DRUCKER PRODUCED BY PIERRE-EMMANUEL FLEURANTIN LAURENT BAUJARD COPRODUCED BY ELISE ANDRE DONATO ROTUNNO PATRICK QUINET STEPHANE QUINET EXECUTIVE PRODUCER PHILIPPE LOGIE SCREENPLAY MALYSONE BOVORASMY & FILIPPO MENEGHETTI CINEMATOGRAPHER AURELIEN MARRA SET DESIGNER LAURIE COLSON SCREENPLAY IN COLLABORATION WITH FLORENCE VIGNON EDITOR RONAN TRONCHOT COSTUME DESIGNER MAGDALENA LABUZ ORIGINAL MUSIC MICHELE MENINI PRODUCTION MANAGER VINCENT CANART 1ST ASSISTANT DIRECTOR BRICE MORIN ARTISTIC ADVISOR MALYSONE BOVORASMY SCRIPT NADIA MASRI SOUND CINEMATOGRAPHER CELINE BODSON CASTING BRIGITTE MOIDON & VALERIE PANGRAZZI WITH THE PARTICIPATION OF FONDS NATIONAL DE SOUTIEN À LA PRODUCTION AUDIOVISUELLE DU GRAND-DUCHÉ DE LUXEMBOURG IN COLLABORATION WITH TAXSHELTER.BE & ING WITH THE SUPPORT OF TAX SHELTER DU GOUVERNEMENT FÉDÉRAL DE BELGIQUE OF CENTRE NATIONAL DU CINÉMA ET DE L’IMAGE ANIMÉE OF LA REGION OCCITANIE OF CINECAP 2 OF ARTE/COFINOVA AND OF L’ANGOA INTERNATIONAL SALES DOC & FILM INTERNATIONALEIN FILM VON FILIPPO MENEGHETTIDEUXPAPRIKA FILMS PRÄSENTIERTMARTINE CHEVALLIERDE LA COMÉDIE-FRANÇAISELÉA DRUCKERBARBARA SUKOWAGOLDEN GLOBENOMINATIONBEST PICTURE FOREIGN LANGUAGEOSCARSHORTLISTBEST INTERNATIONAL FEATURELUMIÈRESPREMIER FILMLUMIÈRESMARTINE CHEVALLIER & BARBARA SUKOWA MEILLEURES ACTRICESCÉSARNOMINATION MARTINE CHEVALLIER & BARBARA SUKOWA MEILLEURES ACTRICESCÉSARPREMIER FILMCÉSARNOMINATION ORIGINAL SCREENPLAYSo harmonisch und entspannt, wie es dieser Filmausschnitt vermuten lässt, ist das (Liebes-)Leben von Nina und Mado nicht.Der bereits streambare Film läuft seit dem 19. August (endlich) auch in Schweizer Kinos.

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szene & subkulturCRUISER SZENE: AM PULS DER LGBT*-COMMUNITY. AKTUELL, INFORMATIV UND MITTENDRIN.Bild © Patrick Mettraux

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22CRUISER SEPTEMBER 2021MUSIKNEUE CD VON MICHAEL VON DER HEIDEVON HAYMO EMPLWir treen Michael von der Heide kurz vor dem Release seiner neuen CD. Zwischen Interviews, Fan-«Meet & Greet» und Proben für die kom-mende Tournee hat der Sänger Zeit gefun-den, um mit uns über «Echo», sein Leben und seine Zukunft zu plaudern. Auf die Minute pünktlich erscheint er im Café. Frisch, strahlend, gutaussehend und sehr aufgeräumt.Wie macht man ein Interview mit je-mandem, der seit Dekaden immer wieder für Überraschungen sorgt, der bescheiden, aber zielstrebig an seiner Karriere werkelt und unbeirrt, aber doch charmant sein Ziel verfolgt? Man lässt ihn reden! Denn Michael von der Heide hat über so viel mehr als Mu-sik zu berichten. Aber der Reihe nach: «Ein neuer Stern ist geboren», schwärmten Kriti-ker, als Michael von der Heide 1996 im Alter von 25 Jahren sein erstes Album veröent-lichte. Der im Bergdorf Amden aufgewach-sene Sänger bestach schon damals durch musikalische Vielseitigkeit, betörenden Charme und bissigen Witz. Was er auch heute noch tut. Und zwar so, dass er mit sei-nen Sprüchen niemanden verletzt. Warum heisst denn das «Best-of» eigentlich «Echo»? Der Sänger verkneift sich ein Grinsen, nimmt einen grossen Schluck Cola Zero aus der Flasche und meint dann: «Ich wollte ei-nen kurzen Titel haben, weil mein Name ja immer so lang ist. Und Echo sagt so viel – die Mit dem Album «Echo» präsentiert der Pop- und Chansonsänger ein Œuvre der Meisterklasse.Musik von Michael von der Heide schallt zurückErfolgreich, talentiert und doch auf dem Boden geblieben: Michael von der Heide hat seinen Weg gefunden.Wie sonst selten im Leben sitzt da vor uns ein Mensch, der seine ganze Kraft aus seinem Talent schöpft.Bild links © Patrick Mettraux / Bild rechts © Mathias Bothor

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23CRUISER SEPTEMBER 2021MUSIKNEUE CD VON MICHAEL VON DER HEIDEMusik schallt zurück – es ist etwas, das ich in die Welt herausgelassen habe und was auch heute noch widerhallt.» Er hält einen Moment inne: «Normalerweise haben wir immer sehr lange bei der Titelndung, hier aber ging das zügig. So schnell sogar, dass wir uns nicht sicher sind, ob es ein guter Titel ist.» Michael guckt fragend zum Inter-viewer, dieser nickt zustimmend.Anderen zuhörenVielleicht ist genau dies auch ein weiterer Puzzlestein von Michis Erfolg: Er entschei-det. Aber er hört auch anderen zu. Wie dem auch sei: Der Hauptgrund für seinen anhal-tenden Erfolg ist schlicht: Talent und Stim-me, kombiniert mit Neugierde, was in der Musikwelt gerade passiert. Dass jede Menge Talent vorhanden sein muss, zeigt sich schon alleine durch die vielen Kooperatio-nen mit anderen Künstlern: Michi hat mit Nina Hagen («eine blitzgescheite Frau!») beispielsweise den Kriminaltango neu ein-gesungen. Mit praktisch allen helvetischen Stars auf wirklich jeder Bühne bei uns ist er gestanden und hat performt. Und er hat so-gar unser Land am ESC ganz in Gold vertre-ten. Woher nimmt man also die Energie, nach all den Jahren immer noch strahlend schön und ansteckend freudig über Musik zu reden? Michael kennt das Geheimrezept auch nicht. Aber wir: Wie sonst selten im Le-ben sitzt da vor uns ein Mensch, der seine ganze Kraft aus seinem Talent schöpft. Und ist es nicht so, dass man das, was man wirk-lich gerne macht, auch gut kann? Das Al-bum kommt mit einem umfangreichen Booklet, sehr aufwändig und liebevoll ge-staltet. Alleine diese «Werkschau» ist schon ein Spektakel für sich. Wir wollen an dieser Stelle etwas genauer auf einzelne Tracks des Albums eingehen.Zum AlbumDie musikalische Zeitreise beginnt pro-grammatisch mit «Pas vu le temps passer». Und wenn im Refrain davon die Rede ist, dass man nicht merkte, wie die Zeit verging und die Lieder nur so davonogen, so ist es «Echo» zu verdanken, dass Letzteres nicht geschieht, dass sich die Lieder nicht ver-üchtigen, sondern festgehalten werden und wir den Werdegang von Michael von der Heide verfolgen können. Vor 30 Jahren star-tete seine Bühnenkarriere, als er seinen ers-ten Talentwettbewerb – den Grand Prix SG/GR/FL von Radio Gonzen – gewann. Für sein Debütalbum, das vor 25 Jahren erschien, holte er «Eusereine chönnt das au» – das hier in einer neu eingespielten und textlich sanft adaptierten Version vertreten ist – aus der Versenkung und interpretierte es derart kratzbürstig und gleichzeitig zart-liebevoll, wie dies zuvor nur Margrit Rainer konnte. Das Presse-Echo war geradezu eks-tatisch: Ein neuer schillernder Stern am Musikhimmel sei geboren, hiess es. Dieser Stern wurde von Jahr zu Jahr heller und leuchtender. Spätestens mit «Jeudi amour», einer Ode an diese eine Person, in die man sich immer wieder neu verliebt, und dem wunderschönen Wortspiel «C’est jeudi et je dis je t’aime», wurde er auch einem breiten Publikum bekannt. Oerlikon rules!Doch Michael von der Heide ruhte sich nie auf seinen Lorbeeren aus, vermischte post-modernes Chanson mit Pop, Jazz und Varié-té, erfand sich immer wieder neu und blieb sich doch treu dabei. Ob augenzwinkernd oder autobiographisch, stets ist für einen bunten Stilmix gesorgt. Er entstaubte mit «Oerlikon» – das für dieses Best-of eine neue «Introduction» erhielt – die Hymne an den-jenigen Zürcher Stadtkreis, der wie ein Stern unter den Sternen leuchtet und dessen Ruhm und Glanz unerreichbar und unver-gleichbar sind. Man p mit ihm fröhlich mit, wenn er den Poesiealbum-Spruch «Im-mer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her» lustvoll abwandelte und ihn mit «Immer wenn du denkst es geht nicht mehr – dann geht’s nicht mehr» auf den harten Boden der Realität zurückholte und man schwang zu seinem einzigen spanischsprachigen Lied «Solo por ti» das Tanzbein. Und dass Träu-me aus früher Kindheit in Erfüllung gehen können, zeigt «Paola et moi», das Michael von der Heides musikalisches Erweckungs-erlebnis und seine Freundschaft zu Paola thematisiert. Als er anno 1980, im Alter von neun Jahren, im grünen Frotteepyjama zwi-schen seinen Eltern auf dem Sofa sass, ver-liebte er sich in diese schöne Frau und ihre Stimme, die aus dem Fernseher entgegen-strahlend «Cinéma» intonierte. Seinen El-tern sagte er, so geht die Legende, just in diesem Augenblick, dass er auch einmal Sänger werden und am Grand Prix Eurovi-sion de la Chanson auftreten würde. Gesagt, getan: 30 Jahre später vertrat er in Oslo die Schweiz und mit «Il pleut de l’or» regnet es nun zumindest für die Hörer*innen am Ende der ersten CD Gold. Statt Kylie halt KunoGanz besonders brilliert Michael von der Heide dort, wo die Schallwellen im Gleich-takt ertönen, bei den Duetten nämlich: Er tanzt mit Nina Hagen in der Taverne im Ambiente von dunklen Gestalten und roten Laternen den «Kriminaltango». In einer schweizerdeutschen Adaption von Nick Ca-ves Mörderballade «Where the wild roses grow» im Duett mit Kuno Lauener gibt er die zarte Eliza Day, die am Flussufer ein schau-erliches Ende ndet. Im leicht angejazzten Pop-Chanson «Ce soir» vereint sich seine Stimme mit jener der Westschweizer Sänge-rin und Pianistin Daniela Simmons zum Tanz auf den Dächern des sehnsüchtig er-träumten siebten Himmels. Zusammen mit Sina stösst er in «Rien que des amis» auf eine Freundschaft an, die im Schatten eines Pia-nos in der Bar eines schlummernden Hotels begann. «Wo ist das Land», in dem Michael von der Heide mit der jungen Paola del Me-dico singt, erzählt von einer von Egoismus und Rastlosigkeit geprägten Zeit und der Sehnsucht nach einer heileren und besseren Welt. Einen gesellschaftskritischen Touch verströmt auch «Eine Insel am Ende der Welt». Wo früher das Paradies herrschte und es geheimnisvoll schöne Wälder gab, in de-nen Elfen und Feen lebten, ist nun alles von kaltem Asphalt zugedeckt. Was bleibt, ist die Erinnerung. Dieses Lied, basierend auf der Melodie von «Scarborough Fair», singt Mi-chael von der Heide nun erstmals und sinni-gerweise zusammen mit der in den ver-schiedensten Stilrichtungen beheimateten Norwegerin Tora Augestad. Mit ihr duettier-te er bereits weltweit über 200 Mal auf den ➔ Legendär: Das Duett «Kriminal Tango» mit Nina Hagen. «Eine sehr kluge Frau», wie Michael von der Heide auch heute noch findet.

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24CRUISER SEPTEMBER 2021NEUE CDBEST-OF VON MICHAEL VON DER HEIDEeaterbühnen in Christoph Mar thalers Stück «King Size», unter anderem auch im Royal Opera House in London. Der rätsehafte DorianWeil Michael von der Heide mit «Echo» nicht nur Rückschau hält, sondern auch in die Zu-kunft blickt, sind insgesamt neun neue oder neu bearbeitete Songs auf dem Album. Und auch hier verblüt und reüssiert er in ver-schiedenen Stilen, gelingt ihm die hauch-dünne Balance zwischen Leichtigkeit und Schwere. Wir wollen hier nun noch nicht zu-viel verraten, aber einer der neuen Tracks ist das rhythmisch vertrackte und textlich rät-selhafte «Dorian». Wir nden: eine richtige Trouvaille. Die Glarner Musikerin und heu-tige Musiktherapeutin Betty Legler, die das Lied schrieb und deren Akkordeonklänge hier ebenfalls zu hören sind, liess sich dafür von Oscar Wildes einzigem Roman «Das Bildnis des Dorian Gray» inspirieren. Der Song wurde bereits 1999 aufgenommen und blieb danach lange verschollen. Erst als Michael von der Heide für «Echo» recher-chierte, erinnerte er sich plötzlich an den Refrain des Liedes und die Melodie ertönte in seinem Kopf. Nach wochenlanger Suche fand sich schliesslich in einem Karton im Balik-Studio in Ebersol eine DAT-Kassette mit dem Lied, das Michael für dieses Best-of nun neu eingesungen hat. Brandneu hingegen ist die erste Sin-gle-Auskopplung «SOS», die zusammen mit dem Texter André Grueter und dem Kompo-nisten Maurizio Pozzi entstand. In dieser französischsprachigen Pop-Perle setzt das Erzähler-Ich einen Hilferuf ab und ver-sucht, den Countdown einer zerbrechenden Liebe aufzuhalten. Das Du hingegen ent-fernt sich sowohl gedanklich als auch räum-lich immer mehr, so wie der Wind die nicht realisierten Träume wie ein langsam am Horizont entschwindendes Schi davon-trägt. Die Musik mit ihren wiederkehrenden Rhythmuswechseln reektiert dabei wie ein Sturm, der sich zusammenbraut und wieder abebbt, den durcheinander gerate-nen Gefühlshaushalt des Erzählers. Mit «Wenn du einmal gehst» endet die musikalische Reise auf «Echo». Michael von der Heide setzt hiermit die auf dem letzten Album «Rio Amden Amsterdam» begonne-ne erfolgreiche Zusammenarbeit mit Heidi Happy fort – und wiederum entsteht Magie. Heidi Happys Arrangement verleiht dem melodramatischen Lied, in dem es darum geht, der grossen Liebe bis zur Insel aus Licht am Ende der Welt, wo die Zeit vom Himmel fällt, zu folgen, eine gewisse Leich-tigkeit. Und trotzdem: Es ist ein Song, der – wie dies die besten Lieder tun – wie ein Echo noch lange, nachdem die letzten Töne ver-klungen sind, nachhallt. Auf der neuen CD «Echo» hört (und sieht – dank aufwändigem Booklet) man, wie facettenreich der Sänger ist und mit wie viel Gefühl der Popsänger seine musikalischen Perlen zum Besten gibt. Michael von der Heide beim Cruiser- Interview zusammen mit Haymo Empl.Bilder oben © Patrick Mettraux / Bild unten © Haymo EmplMichael von der Heide «Echo». 2 CDs und umfang-reiches Booklet. Jetzt überall erhältlich. Tourdaten unter https://michaelvonderheide.com/de/Profitiere jetzt vom Cruiser-Sonderrabat und bestelle die CD statt für CHF 42.90 für nur CHF 38.90Scanne ganz einfach den Code mit dem Handy.

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Charlotte Prodger, B14L5, 2016 © Charlotte Prodger. Image courtesy the artist, Hollybush Gardens, London and Kendall Koppe, Glasgow KMW_CP_Anzeige_210x280_RZ_210708.indd 1KMW_CP_Anzeige_210x280_RZ_210708.indd 1 08.07.21 10:1308.07.21 10:13ANZEIGE

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26CRUISER SEPTEMBER 2021KULTURTHEATER FARBVOGELEin neues Stück am HerbsthimmelDas Stück «Herbstmond» ist ein packender Liebes-Thriller und spielt in Hamburg, New York sowie Luzern. So ungewöhnlich die Schauplätze, so speziell der Plot.VON HAYMO EMPLBen nimmt mit seinem Studium eine neue Herausforderung an und lernt Pedro kennen. Ist Pedro schwul? Ist das sogar Liebe auf den ersten Blick? Das ist die Auasgangslage des Stücks «Herbstmond» des Vereins «Farbvogel». Mutig, direkt nach der Pandemie mit einem neuen Stück zu kommen. Mut interessiert uns natürlich. Und daher haben wir bei Uwe Peter, dem Mann hinter dem Projekt «Farbvogel», nachgefragt.Cruiser: Uwe, Was fasziniert dich am Theater?Uwe Peter: Am eater fasziniert mich, dass es ein riesengrosser Spielplatz ist, auf wel-chem alles erlaubt ist. Man kann ewig Kind bleiben, aber auch in Rollen und Charaktere schlüpfen, welchen man im realen Leben nicht begegnen möchte.Ausserdem lernt man immer wieder neue Facetten seiner eigenen Persönlichkeit kennen, indem man sich auf den Prozess einlässt, die Rolle zum Leben zu erwecken. Warum genau nun dieses Stück?Nach erfolgreichen Tourneen mit den Stü-cken «Wintermond» im Jahr 2016 und «Sommermond» im Jahr 2018 ist nun der Startschuss gefallen, auch «Herbstmond», den dritten Teil der Bücherserie, als Urauf-führung auf die Bühne zu bringen. Das Stück wurde erneut von unseren Vereins-präsidenten, Uwe Peter und Susanne And-res, geschrieben und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marisa Hart, welcher 2018 im Himmelstürmer Verlag erschienen ist. Zusätzlich war es Uwe Peter ein Anlie-gen, die herzzerreissende Geschichte von Alex und Ben zu Ende zu erzählen. Er hat sich mit Isabel Sulger Büel (Regisseurin) zu-sammen überlegt, dass Alex und Ben trotz verschiedener Abenteuer und Missstände Von links: Pedro gespielt von Christian Jankovski, Doris Richter gespielt von Denise Wey, Ben Richter gespielt von Mentor Bajrami.Bild links © Uwe Peter / Bild rechts © Florian Reimann

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27KULTURTHEATER FARBVOGELein Happy End erleben sollen, wie dieses aber aussieht bleibt ein grosses Geheimnis.In deinen Worten – etwas ausführlich: Was ist die Geschichte?«Herbstmond» ist der dritte Roman in der Gay-Trilogie von Marisa Hart. Seit Beginn dieser Trilogie führen Alex und Ben über ei-nige Jahre eine On-o-Beziehung. «Herbst-mond» spielt nicht nur in Hamburg, son-dern auch in New York und Luzern. Ben nimmt eine neue Herausforderung in Form eines Auslandsemesters in New York an und lernt Pedro kennen. Ist Pedro schwul? Ist das Liebe auf den ersten Blick? Für Ben scheint es so. Doch er kann trotz allem sei-nen Ex-Freund Alex nicht vergessen. Es ver-bindet sie mehr, als sich die beiden einge-stehen möchten. Alex leidet noch immer unter den negativen Erlebnissen seiner Ver-gangenheit und probiert, diese mit Alkohol, Strichern und Kokain zu bewältigen. Es dauert nicht lange, bis Alex erneut in Prob-leme gezogen wird. Dieses Mal geht es aber nicht nur um Pokerschulden, sondern um Leben und Tod. Sein Vater schwebt in Le-bensgefahr. Es beginnt ein Machtspiel ge-gen die Zeit mit unfairen Regeln. Wer wird gewinnen? Alex wird schnell klar, dass er alleine nicht gegen das organisierte Verbre-chen ankommt und kapiert, dass er so ziem-lich alles verloren und von sich gestossen hat, was im etwas bedeutet hat. Werden Ben und Alex wieder zueinander nden können, die Wunden und das Misstrauen überwin-den und als Team agieren? ➔«‹Herbstmond› ist in unseren Augen gerade nach der Corona- Pandemie und mit der Ab-stimmungsdiskussion ‹Ehe für alle› brandaktuell.» Uwe PeterUwe Peter ist einer der Köpfe hinter dem Verein «Farbvogel». Im Stück «Herbstmond» spielt er Alexander D’Agostino.ANZEIGE

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28CRUISER SEPTEMBER 2021Bilder © Mentor BajramiBilder © PDEs handelt sich ja um eine Trilogie. Kann man dann dem Theater auch folgen, wenn man die Vorgänger, «Wintermond» und «Sommer-mond», nicht gesehen hat?Uns war es schon immer sehr wichtig, dass jeder unsere Stücke schauen kommen kann, auch ohne die vorhergehenden Stücke gese-hen oder die Bücher gelesen zu haben.Da unser Stück eine frei erzählte Ge-schichte nach der Idee eines Romans ist, ha-ben wir das Ganze so entwickelt, dass es für jedermann*frau verständlich ist und es eine in sich abgeschlossene Geschichte ist.Was ist bei «Herbstmond» anders als bei den ersten beiden Stücken?Unsere Figuren sind erwachsen geworden, sie haben zwar immer noch sehr ähnliche Probleme, mit welchen sie kämpfen müs-sen, aber das gesamte Team erhot sich, dass Alex und Ben endlich zu dem lang er-sehnten Happy End kommen und auf der Bühne die magischen Worte «Ja, ich will» aussprechen dürfen.«Herbstmond» ist in unseren Augen gerade nach der Corona-Pandemie und mit der Abstimmungsdiskussion «Ehe für alle» brandaktuell. Dies ist einer der grössten Un-terschiede zu den bisherigen Geschichten.Wann hast du selbst für dich die Faszination des Theaters entdeckt? Gab es einen Schlüs-selmoment?Ich habe bereits, als ich klein war, gemerkt, dass mich die Bühnenluft, der Vorhang, das Scheinwerferlicht sowie der Duft von Kos-tümen und Requisiten magisch anzieht.Extrem merkte ich die Faszination, als ich mit meiner Oma in der Augsburger Pup-penkiste war oder im Musical sass und beim Stück «Die Schöne und das Biest» die Be-geisterung spürte, die ich hatte. Das Gefühl man kann den Zuschauern etwas mit auf dem Weg geben, sie für einen Moment aus ihrer Realität herauszubringen, war für mich der Antrieb zu sagen, ich möchte Schauspieler werden.Welche Figur spielst du und wie hast du diese angelegt?Ich spiele Alexander D’Agostino. Isabel Sul-ger Büel (Regisseurin) und ich haben die Rolle so angelegt, dass sie während des Stü-ckes geläutert und dadurch erwachsen wird.Noch etwas zum Verein: Was ist der Sinn und Zweck von «Farbvogel»?Wir sind ein nicht gewinnorientierter und projektbezogener eaterverein mit dem Namen «Farbvogel», welcher im Jahr 2016 durch Susanne Andres und Uwe Peter ge-gründet wurde. Unser Ensemble, welches in regelmässigen Abschnitten eaterstücke auührt, hat es sich zum Ziel gesetzt, Ge-sellschaftsperspektiven aufzuzeigen und den Menschen Toleranz und Respekt zu vermitteln. Die Mitglieder des Vereins sind professionelle oder teilausgebildete Schau- spieler*innen und begeisterte Amateur-schauspieler*innen. Derzeit besteht der Verein aus vier Vorstandsmitgliedern und zusätzlich sechs Schauspieler*innen.Wie finanziert ihr euch?Wir nanzieren uns über Sponsoren und Stif-tungen und Gelder der öentlichen Hand.Wir verkaufen aber auch gerne Inserate für unser Programmheft. Dies kann man mit uns absprechen über hallo@farbvogel.ch.Oder man kauft ganz einfach ein Ticket für eine unserer Vorstellungen, wir freuen uns über alle, die sich das eaterstück auf der Bühne ansehen. Tickets gibt es ab sofort unter:Herbstmond (eventfrog.ch)KULTURTHEATER FARBVOGELVon links: Handlanger (Christian Jankovski), Alexander D’Agostino (Uwe Peter), Spanierin (Vera Héritier) Dass das Stück eine gewisse Härte enthält, erkennt man spätestens an der gezückten Waffe.

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29CRUISER SEPTEMBER 2021ADVERTORIALNeues High-Tech-Parfum – Paco Rabanne «Phantom»VON MOEL MAPHYWir staunten auf der Cruiser-Redak-tion nicht schlecht, als uns aus dem Hause Rabanne ein Roboter zugeschickt wurde. Einer, der sogar mit dem Smartphone agieren kann. Nun, so sa-gen wir uns, wenn nicht Rabanne, wer denn sonst? Der Designer stand schon immer für Futurismus.Der Spanier wurde 1934 geboren und begann seine Karriere in der Modebranche, indem er Schmuck für Givenchy, Dior und Balenciaga entwarf. 1966 gründete er sein eigenes Modehaus. Für seine Couture und seine ausgefallenen und extravaganten De-signs verwendete er unkonventionelle Ma-terialien wie Metall, Papier und Plastik und schon immer war er ein Enfant terrible und daher von Queers heiss geliebt. Sicher auch, weil er das grüne Kostüm, das Jane Fonda 1968 in dem Science-Fiction-Film «Barba-rella» trug, entwarf und für die Garderobe der Gay-Ikone Mylène Farmer verantwort-lich zeichnete («Live A Bercy»).Neuer DuftPaco Rabanne steht also für das Revolutio-näre. Jetzt lotet die Marke mit dem Duft «Phantom» weiter Grenzen aus und bietet eine einzigartige Vision, die das Streben und die Sehnsüchte der jüngeren Generati-on widerspiegelt: Eine Welt, in der jeder zu sich selbst stehen kann. Eine kühne Auor-derung, ausserhalb der Norm zu denken und das Leben zu feiern. Eine Utopie, in der anders sein, Schönheit bedeutet.Düfte haben schon immer Gefühle ausgelöst – «stop and smell the roses» oder «wake up and smell the coee» sind be-währte Redewendungen. Jetzt hebt Paco Rabanne das Geruchsempnden auf eine andere Ebene, denn der neue Herrenduft des Hauses experimentiert mit KI-Techno-logie, was nicht verwundert, wenn man be-Bilder © PDPaco Rabanne an einer Fashion-Show in Kiew im Jahr 2006. Der Star-Designer lebt weitgehend zurückgezogen von der Öffentlichkeit, neuere Fotos gibt es kaum.denkt, dass Rabanne ein Pionier der Space-Age-Mode war. Der Flakon mit der Ro bo- tergur enthält nicht nur Noten von Zitro-ne, Patchouli, Lavendel und Vanille, son-dern nutzt auch die Neurowissenschaften, um seine Nutzer «energiegeladen, kraft-voll, selbstbewusst und sexy» riechen und fühlen zu lassen. Das ist dem Molekül Sty-rallylacetat zu verdanken, das bei einer or-dentlichen Dosis des Duftes Wachsamkeit auslöst und die genannten Emotionen akti-viert. Der Duft erwacht mit einer koordi-nierten App auch zu digitalem Leben, die eine Verbindung zum Phantom-Universum herstellt, indem man das Telefon an den Flakon hält. Paco Rabanne PhantomDer neue Duft mit NFC-Tag kann mit dem Smartphone kommunizieren. So innovativ das Design, so verblüffend der Duft.Jetzt im Handel erhältlich ab ca. CHF 110.–

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30CRUISER SEPTEMBER 2021POLITIKEHE FÜR ALLEJahrelang kämpfte die queere Community für die Ehe für alle. Pink Cross ist zuversichtlich, dass es im September zu einem guten Ende kommt.Ehe für alle: Stimmvolk hat das letzte WortAm 26. September ist es (endlich) so weit: Die Schweizer Stimmberechtigten stimmen über die Ehe für alle ab.VON MANOLITO STEFFENNach jahrelangem Hin und Her kommt es nun am 26. September endlich zur Abstimmung über die Ehe für alle. Vorher gab es ein zähes Ringen auf beiden Seiten, bei dem man das Gefühl hatte, dass es vor allem bei den Gegnern quasi um Le-ben und Tod ging, so heftig wurde zum Teil argumentiert. Das zeigt uns, dass einige Gesellschaftsgruppen scheinbar immer noch nicht bereit sind, gleichgeschlecht-liche Liebe als gleichwertig zu akzeptieren. Für uns ist dies ein wichtiger Antrieb, um mit viel Sichtbarkeit und Begeisterung auf den letzten Metern weiterzukämpfen. Die gute Nachricht ist: Wir haben eine tolle Community und gemäss repräsentativer Um fragen von Anfang August hätten 69 % der Wahlberechtigten mit «Ja» gestimmt. Wir sind überzeugt, dass wir klar gewinnen können.Foto Manolito Steffen © D. Rosenthal für Pink Cross

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31CRUISER SEPTEMBER 2021POLITIKEHE FÜR ALLEANZEIGEKAMMERSPIELE SEEB DAS THEATERERLEBNIS IN BACHENBÜLACH!INFOS & TICKETSkammerspiele.ch +41 44 860 71 47Inserat_Kammerspiele_CruiserMagazin.indd 1Inserat_Kammerspiele_CruiserMagazin.indd 1 20.10.20 17:0520.10.20 17:05Manolito Steffen ist Community Manager bei Pink Cross. PINK CROSSPink Cross ist der nationale Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz und repräsentiert deren Interessen in allen vier Sprachregionen. Eines der Ziele von Pink Cross ist die Anerkennung und Gleich berechtigung von schwulen und bisexuellen Lebensformen in der Schweizer Gesellschaft. Unsere Kampagne geht in den SchlussspurtDas Kampagnenteam und die sechs der Trägerorganisationen des Komitees «Ehe für alle» wollen endlich den historischen Schritt in Richtung Gleichstellung gehen. Die Schweiz wird auch in den letzten Tagen vor der Abstimmung noch einen engagier-ten und bunten Kampf für unsere Rechte erleben, denn wir sehen in der Abstim-mung die Chance, die Schweiz für noch mehr Akzeptanz und Gleichstellung zu mobilisieren. Das kann uns aber nur gelin-gen, wenn wir der Schweiz unsere vereinte Queerness zeigen. Wenn du dich aktiv in der Kampagne für die «Ehe für alle» enga-gieren möchtest, kannst du dich auch kurz vor der Abstimmung noch auf der Webseite ehefueralle.ch eintragen. Wie geht es weiterDie Bundeskanzlei hat die eingereichten Un-terschriften für das Referendum im Vorfeld geprüft, sodass es jetzt am 26. September zur Abstimmung kommen kann. Es verbleiben also hoentlich nur noch wenige Wochen, bis die Schweiz als 29. Land auf der Welt die denitive Önung der Ehe für gleichge-schlechtliche Paare beschliessen wird. Als starke Community und mit viel Einsatz und Freude werden wir das schaen.Unser Ziel ist, dass alle LGBT*-Men-schen gesetzlich gleichgestellt und gesell-schaftlich akzeptiert sind. Die Ehe für alle wird ein wichtiges Stück dazu beitragen und Signalwirkung ausstrahlen. Die junge Generation wird in einer Schweiz aufwach-sen, in der die Anerkennung von LGBT*-Personen als selbstverständlich gilt. Es geht also um einen Aufbruch in eine oene und inklusive Gesellschaft! Artikel wurde Ende August aktualisiert (bk).

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32CRUISER SEPTEMBER 2021SERIEIKONEN VON DAMALS UND HEUTEVON BENNO SCHWINGHAMMER & HAYMO EMPLSechs Jahrzehnte umspannen die Songs, die die Grande Dame der bombastischen Popmusik nun aus ihrem Repertoire an B-Seiten veröentlicht. Barbra Streisand bezeichnet ihr neues Al-bum «Release Me 2» als «eine Chance, Songs, die für mich immer noch bedeu-tungsvoll sind, wieder aueben zu lassen und ihnen in einigen Fällen den letzten Schli zu geben».Und so bringt die 79-Jährige zehn Lie-der heraus, die von purem Glück, ewiger Liebe und einer heilen Welt erzählen. Strei-sands Insel der romantischen Sorglosigkeit mag vom echten Leben entkoppelt sein – die Fans der Diva wird das nicht stören.«Release Me 2» ist dabei – wie der Al-bumtitel schon sagt – bereits das zweite Al-bum aus bislang unveröentlichten Tracks, die es nicht auf die Dutzenden Platten des US-Superstars geschat haben. Die Musik klingt, als wäre sie – in bes-ter Streisand-Manier – für einen altmodisch festlichen Konzertabend gemacht, für die nur durch einen Scheinwerferstrahl er-leuchtete Bühne, für wallende Kleider und getragene, mit Streichern unterlegte Balla-den, in denen die Pop-Diva ihren kraftvol-len Gesang gekonnt ausspielt. Sprich: Ge-nau so wie es viele Gays mögen. Breite Fan-BasisDoch auch wenn «Release Me 2» wohl kein Meilenstein im Oeuvre der Streisand wird, dürfte die Sängerin ihre unglaubliche An-zahl von über 140 Millionen verkauften Platten damit weiter nach oben schrauben. Schliesslich gibt es kaum eine Sängerin, die sich seit dem Beginn ihrer Karriere in den 1960er-Jahren eine so breite Fan-Basis auf-bauen konnte.Die 1942 geborene Brooklynerin stammt aus ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen, doch sie träumte schon früh von einer Schauspielkarriere, startete in Nachtclubs und Broadway-Revuen. Was sie dank ihres unermüdlichen Willens und Ta-lents auf vielen Feldern erhielt, war noch viel mehr: Streisand wurde auch eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Welt mit Hits wie «e Windmills Of Your Mind», «Solitary Moon», «e Same Hello, e Same Goodbye» oder «at Face».Auch in Film und Fernsehen wurde sie ein internationaler Star und spielte unter anderem in «Funny Girl», «So wie wir wa-ren» und «Hello Dolly». Streisand ist eine der ganz wenigen Künstlerinnen, die alle grossen Trophäen gewonnen hat: Gram-mys, Emmys, Golden Globes, den Oscar und auch einen Tony Award. Und ihrer grossar-tigen Stimme zu lauschen – das macht na-türlich auch bei B-Liedern immer wieder Freude. Barbara Streisand: Release Me 2 / Sony Music. Ab jetzt überall im Handel erhältlich oder auf allen Streamingportalen.Barbara Streisands neues Album mit B-Seiten aus sechs Jahrzehnten darf in keiner queeren Playlist fehlen.In unserer beliebten Serie «Ikonen von damals und heute» verraten wir, ob es sich lohnt, die B-Seiten von der Streisand zu hören.Streisands B-Seiten aus sechs JahrzehntenBilder © PD

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Models gesucht für Schönheitsbehandlungen:Aktuell sind wir auf der Suche nach Männern, die sich eine Gynäkomastie- oder Maskuarisations-Behandlung überlegen und bereit wären, ihren Weg mit anderen zu teilen, die gegebe-nenfalls unter den gleichen Problemen leiden. Die Behandlung wäre in diesem Fall massiv reduziert (50%), und wir würden die Behandlung resp. die vorher/nachher Ergebnisse gerne in Bildern festhalten und auf Social Media teilen. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann würden wir uns riesig über Ihre Kontaktaufnahme freuen, am besten senden Sie uns einige aktuelle Fotos von Ihnen per Email an info@beautyclinic.ch sowie einer kurzen Erläuterung von Ihrem gewünschten Ergebnis.Wünschen Sie sich einmännlicheres Gesicht oder eine Behandlung der Männerbrust?vorher nachherVermännlichung des Gesichtsvorher nachherMännerbrust (Gynäkomastie)BEAUTYCLINICModels gesucht für Schönheitsbehandlungen:Aktuell sind wir auf der Suche nach Männern, die sich eine Gynäkomastie- oder Maskuarisations-Behandlung überlegen und bereit wären, ihren Weg mit anderen zu teilen, die gegebe-nenfalls unter den gleichen Problemen leiden. Die Behandlung wäre in diesem Fall massiv reduziert (50%), und wir würden die Behandlung resp. die vorher/nachher Ergebnisse gerne in Bildern festhalten und auf Social Media teilen. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann würden wir uns riesig über Ihre Kontaktaufnahme freuen, am besten senden Sie uns einige aktuelle Fotos von Ihnen per Email an info@beautyclinic.ch sowie einer kurzen Erläuterung von Ihrem gewünschten Ergebnis.Wünschen Sie sich einmännlicheres Gesicht oder eine Behandlung der Männerbrust?vorher nachherVermännlichung des Gesichtsvorher nachherMännerbrust (Gynäkomastie)BEAUTYCLINICADVERTORIAL

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34CRUISER SEPTEMBER 2021RATGEBERDR. GAYWIE KOMME ICH ZU SEX MIT EINEM MANN?Ich bin eigentlich heterosexuell. Aber seit etwa zwei Jahren spiele ich mit dem Gedanken, es mal mit einem Mann aus-zuprobieren. Ich weiss nur nicht, wie ich das anstellen soll. Kannst du mir helfen? Renato (27)KANN MAN FREMDES SPERMA IN DEN HODENSACK SPRITZEN?Ich habe eine vielleicht etwas ungewöhnliche Frage. Ich stehe auf Infusionen in den Hodensack. Nun habe ich mich gefragt, ob ich fremdes Sperma mit einer Spritze in meinen Hodensack spritzen kann. Ist das gefährlich? Jacques (31)Hallo RenatoAm besten lernst du einen Mann kennen, der auch Sex mit dir haben will. Männer lernst du auf die gleiche Weise kennen wie Frauen. Durch Freunde, an Partys, bei der Arbeit, über Chats oder in Alltagssituatio-nen. Auch die Frage, ob es zwischen euch «funkt», unterscheidet sich im Wesentli-chen nicht von heterosexuellen Bekannt-schaften. Man redet, deutet Körpersprache, achtet auf Andeutungen oder irtet. Dabei stellt sich relativ bald heraus, ob man sich sympathisch ist bzw. sich sexuell angezo-gen fühlt und ob eine nähere Beziehung oder auch einfach nur Sex in Frage kommt. Wie in der Heterowelt auch kannst du on-Hallo JacquesDavon rate ich dir dringend ab. Sperma ist nicht steril und du würdest damit ein hohes gesundheitliches Risiko eingehen und ziemlich sicher Entzündungen riskieren, die zu ernsthaften Komplikationen oder im Extremfall sogar zum Tod führen könnten. Bei der Hodensackinfusion, oft auch als Ballooning oder Saline bezeichnet, wird eine sterile Kochsalzlösung in den Hoden-sack initiiert, was von einigen Menschen als erotisch anregend empfunden wird. Ent-zündungen und Komplikationen sind aber selbst bei erfahrenen Personen und bei striktem Einsatz von steriler Flüssigkeit und line über entsprechende Apps durch Filter und Angaben /Suchen von Vorlieben relativ schnell jemanden nden, der zu dir passt. Hier gelten die üblichen Regeln des Online-datings. Sei fair, höich und nicht abwer-tend. Wenn dir jemand schreibt, der dich nicht interessiert, antworte freundlich aber bestimmt, dass du kein Interesse hast. Eine weitere Möglichkeit, Sex mit Männern zu haben, sind Gaysaunas oder Gayclubs. Am besten googelst du mal, ob es entsprechen-de Angebote in deiner Nähe gibt. Ich wün-sche dir viel Erfolg.Alles Gute, Dr. Gaysterilen Nadeln etc. nicht ausgeschlossen. Wenn du die Praktik ausüben möchtest, solltest du dir der möglichen Risiken und wie diese auf ein Minimum reduzierst wer-den können, bewusst sein und wissen, wo du im Notfall Hilfe holen kannst. Sei dir dei-ner Sache ganz sicher und mache es nur, wenn du selbst davon überzeugt bist. Der Idealfall wäre, wenn eine erfahrene und vertrauenswürdige Person dabei ist, der oder die allenfalls auch die Injektion ma-chen kann.Alles Gute, Dr. GayDR. GAYDr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online auf www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten Beratern beantwortet dort deine Fragen,welche in Auszügen und anonymisiert im «cruiser» abgedruckt werden. @drgay.ch drgay_officialDr. GayVON VINICIO ALBANI

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QERLTRTRASEGNSGNEZice dniäsidn,Eazpto n nertoMitDntBuAutor und Gründer der ersten und ein-zigen queeren Literaturzeitschrift im deutschsprachigen Raum «Glitter – die Gala der Literaturzeitschriften»Smn eeAutorin und JournalistinSnlMnKrimi-, Jugend- und KinderbuchautorAn oewseAutorinMdrto:AdesBhmnKünstlerischer Ko-Leiter Pink Apple FilmfestivalKULUE,MNA,2.OTBR2,2.0URDRLVTL I E NEE IH U UTR RINSEUDBORPINERMÖGLICHT DURCH:MEDIENPARTNER:VORVERKAUF:artischock.netVereQUEERE LEBENSGESCHICHTENANZEIGE

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