Message SEIT 1986 DAS ÄLTESTE QUEERE MAGAZIN DER SCHWEIZ – SOMMER 2024 CHF 8.10KUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITY4 Haarige Angelegenheiten Körperbehaarung - Top oder Flop?12 Rudolf Forster Der erste selbstbewusste Schwule der Schweiz32 Das grosse Sommerquiz Welcher Sommer-Gay-Guy bist du?cruiser
06.07. 20.10. 2024UGO RONDINONECRY ME A RIVERUgo Rondinone, sechermaizweitausendundvierundzwanzig, 2024, Wasserfarbe auf Leinwand, 66 × 51 cm, Courtesy the arti, Galerie Eva Presenhuber, Mennour, Eher Schipper, Gladone Gallery, Kukje Gallery, und Sadie Coles HQ, Foto: Studio Rondinone4 GESELLSCHAFT KÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE 10 KOLUMNE MICHI RÜEGG 12 GESELLSCHAFT DER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE16 KULTUR BUCHTIPP18 WISSEN QUEERNESS IM TIERREICH 22 KULTUR KUNSTMUSEUM LUZERN25 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR27 KULTUR THUNERSEESPIELE MARY POPPINS29 COMMUNITY SUCHEN UND DATEN32 SPECIAL SOMMERQUIZ34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Lili Wagner Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Haymo Empl, Birgit Kawohl, Simon Leutenegger, Moel Marphy, Michi Rüegg, Alain SorelKorrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 27. September 2024Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Unser Model Gian am Strand, irgendwo am Ozean. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Lesende! Willkommen zur neuesten Ausgabe unseres Cruisers – dem Magazin, in welchem wir die wichtigen Fragen des queeren Lebens diskutieren. Vor allem und wie immer in der Sommer-ausgabe. Wir beginnen mit einem Thema, das fast so spannend wie ein Krimi ist: die faszi- nierende Welt der Körperbehaarung bei schwulen Männern. Wir enthüllen einige Geheimnisse rund um die Haare und schauen, was die Evolution damit zu tun hat. Ab Seite 4 geht’s also haarig zur Sache.Pink Cross sind neu die Meister des queeren Datings! Wir schauen, warum Pink Cross schaut wie man daten soll. Vergiss Blumen und Schokolade, hier geht es um echte Liebe (wenigstens für eine Nacht) in Zeiten von Tinder und Co. Wer braucht schon Romantik, wenn man Emojis haben kann?Wie JEDES JAHR haben wir mal wieder geschaut, wie Tiere das Daten machen. Neu haben wir uns auch den nonbinären Tieren angenommen. Schliesslich geht auch Cruiser mit der Zeit – so wie das die Tiere offenbar schon lange tun. Es folgt also auf Seite 18 eine Mischung aus Naturdoku und Seifenoper!Aber das Highlight dieser Ausgabe ist unser Sommerquiz, das so anspruchsvoll ist, dass wir dafür gleich drei Seiten Platz brauchten. Mach mit! Ab Seite 32.Nun ja, und dann haben wir nebst all den heiteren Themen doch auch noch was für den Intellekt, denn auch der Geist will im Sommer etwas zu tun haben. Was bietet sich da besser an, als mal in die eigene, nämlich Schweizer, queere Geschichte abzutauchen und sich einen bisher weitgehend unbekannten Vorreiter für schwules Selbstverständnis anzuschauen. Daher beleuchten wir eingehend ab Seite 12 das Leben des Ostschweizers Rudolf Forster.Wir gehen jetzt in die Sommerpause und freuen uns auf dich im September.Herzlich; Haymo & BirgitChefredaktion Cruiser
06.07. 20.10. 2024UGO RONDINONECRY ME A RIVERUgo Rondinone, sechermaizweitausendundvierundzwanzig, 2024, Wasserfarbe auf Leinwand, 66 × 51 cm, Courtesy the arti, Galerie Eva Presenhuber, Mennour, Eher Schipper, Gladone Gallery, Kukje Gallery, und Sadie Coles HQ, Foto: Studio Rondinone4 GESELLSCHAFT KÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE 10 KOLUMNE MICHI RÜEGG 12 GESELLSCHAFT DER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE16 KULTUR BUCHTIPP18 WISSEN QUEERNESS IM TIERREICH 22 KULTUR KUNSTMUSEUM LUZERN25 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR27 KULTUR THUNERSEESPIELE MARY POPPINS29 COMMUNITY SUCHEN UND DATEN32 SPECIAL SOMMERQUIZ34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl, Lili Wagner Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Haymo Empl, Birgit Kawohl, Simon Leutenegger, Moel Marphy, Michi Rüegg, Alain SorelKorrektorat | Lektorat Birgit KawohlAnzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 27. September 2024Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Unser Model Gian am Strand, irgendwo am Ozean. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Lesende! Willkommen zur neuesten Ausgabe unseres Cruisers – dem Magazin, in welchem wir die wichtigen Fragen des queeren Lebens diskutieren. Vor allem und wie immer in der Sommer-ausgabe. Wir beginnen mit einem Thema, das fast so spannend wie ein Krimi ist: die faszi- nierende Welt der Körperbehaarung bei schwulen Männern. Wir enthüllen einige Geheimnisse rund um die Haare und schauen, was die Evolution damit zu tun hat. Ab Seite 4 geht’s also haarig zur Sache.Pink Cross sind neu die Meister des queeren Datings! Wir schauen, warum Pink Cross schaut wie man daten soll. Vergiss Blumen und Schokolade, hier geht es um echte Liebe (wenigstens für eine Nacht) in Zeiten von Tinder und Co. Wer braucht schon Romantik, wenn man Emojis haben kann?Wie JEDES JAHR haben wir mal wieder geschaut, wie Tiere das Daten machen. Neu haben wir uns auch den nonbinären Tieren angenommen. Schliesslich geht auch Cruiser mit der Zeit – so wie das die Tiere offenbar schon lange tun. Es folgt also auf Seite 18 eine Mischung aus Naturdoku und Seifenoper!Aber das Highlight dieser Ausgabe ist unser Sommerquiz, das so anspruchsvoll ist, dass wir dafür gleich drei Seiten Platz brauchten. Mach mit! Ab Seite 32.Nun ja, und dann haben wir nebst all den heiteren Themen doch auch noch was für den Intellekt, denn auch der Geist will im Sommer etwas zu tun haben. Was bietet sich da besser an, als mal in die eigene, nämlich Schweizer, queere Geschichte abzutauchen und sich einen bisher weitgehend unbekannten Vorreiter für schwules Selbstverständnis anzuschauen. Daher beleuchten wir eingehend ab Seite 12 das Leben des Ostschweizers Rudolf Forster.Wir gehen jetzt in die Sommerpause und freuen uns auf dich im September.Herzlich; Haymo & BirgitChefredaktion Cruiser
5CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE4CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTEVON HAYMO EMPLO b glatt wie ein Babypopo oder wild und ungezähmt wie ein Bärenwald – die Vorlieben gehen weit auseinan-der. Doch wann genau war Körperbehaa-rung in und wann out? Warum sind Haare für manche ein Fetisch? Und was zum Teufel ist eigentlich ein Otter auf Grindr? Tauchen wir ein in die haarige Geschichte und Gegen-wart der schwulen Kultur: Ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, dass Körperbe-haarung schon immer ein ema war, das Moden und Trends unterworfen war. In den 1970er-Jahren, der Ära von Disco und Frei-heitsliebe, waren Brusthaare ein Muss. Stars wie Burt Reynolds und Tom Selleck (wenn dieser als «Magnum» auch erst ab 1980 in unsere Stuben kam) wurden zu Ikonen des haarigen Charmes. Männer präsentierten stolz ihre Haarpracht und galten damit als Sinnbilder für Männlichkeit und Sexualität.Die Antike: Haare als Symbol der MachtBereits in der Antike spielte Körperbehaa-rung eine bedeutende Rolle. Im antiken Griechenland galten gut gepegte Haare als Zeichen von Wohlstand und Status. In vielen Kulturen wurden Haare als Symbol von Macht und Männlichkeit betrachtet. Römi-sche Männer, besonders die der Ober-schicht, entfernten jedoch oft ihre Körper-4Haarige Angelegenheiten: Körperbehaarung im Wandel der ZeitIn der queeren Kultur gibt es kaum ein Thema, das so polarisiert und gleichzeitig fasziniert wie Körperbehaarung. Gerade jetzt im Sommer, denn: Haare allüberall.Bilder © Adobe Stock behaarung, um sich von Barbaren ab- zuheben, die sie als ungepegt und wild betrachteten, schön zu sehen in allen Holly-wood-Schinken. Es gab spezielle Sklaven, die für die Haarentfernung ihrer Herren zu-ständig waren, was zeigt, dass dieses ema schon damals von grosser Bedeutung war.Das Mittelalter: Vom Symbol der Stärke zum Zeichen der FrömmigkeitIm Mittelalter veränderte sich die Wahr-nehmung von Körperbehaarung erneut. Während in den früheren Zeiten die Haare als Zeichen der Stärke und Männlichkeit galten, wurden sie nun oft mit Frömmigkeit und Keuschheit in Verbindung gebracht. Mönche und Geistliche rasierten oft ihre Körper, um Reinheit und spirituelle Hinga-be zu symbolisieren – teilweise mit merk-würdigen Trends wie kreisrund rasierte Glatzen am Oberkopf, umgeben vom übli-chen Haarwuchs. Gleichzeitig blieben Haa-re bei Rittern und Kriegern ein Symbol der Kraft und Tapferkeit, da diese ihren Helm besser polstern und sie vor Verletzungen schützen konnten. Über die Haarpege ver-lor man damals allerdings kein Wort, das Höchste war das Abschneiden bei zu extre-mem Läusebefall.Die Renaissance: Zurück zur NaturIn der Renaissance erlebte die natürliche Körperbehaarung ein Comeback. Männer begannen wieder stolz, ihre Brusthaare zur Schau zu stellen, inspiriert von den antiken Idealen der Griechen und Römer. Kunst-werke aus dieser Zeit zeigen teilweise mus-kulöse Männer mit gepegten Bärten und Brusthaaren, was die Wiederbelebung der antiken Schönheitsideale widerspiegelt, teilweise aber auch – meist blonde – Jüng-linge mit lockigem Haupthaar, adrett ver-packt unter einer Kappe aus Samt.Das Barockzeitalter: Pracht und EitelkeitIm Barockzeitalter, das grob das 17. Jahr-hundert umfasst, war die Gestaltung der Körperbehaarung ein Spiegel der üppigen und prunkvollen Mode und Architektur dieser Zeit. In Europa legten Adlige grossen Wert darauf, sich durch kunstvoll gestaltete Perücken und oft komplett rasierte Gesich-ter von den unteren Klassen abzuheben. Diese Mode spiegelte den Wunsch wider, sowohl Macht als auch eine verfeinerte Kul-tiviertheit auszustrahlen. Frauen trugen üppige, oft mit Puder behandelte Perücken, die ein Zeichen von Reichtum und Status waren. Die Rasur des Gesichts oder das Tra-gen einer Perücke diente dazu, Alterungs-zeichen zu verbergen und Jugend sowie Ge-sundheit zu betonen. ➔In der Renaissance erlebte die natürliche Körperbehaarung ein Comeback. Männer begannen wieder stolz, ihre Brusthaare zur Schau zu stellen, inspiriert von den antiken Idealen der Griechen und Römer.ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach .Die behaarte Brust: ja oder nein? Während einige sie als Zeichen männlicher Attraktivität und Natürlichkeit feiern, empfinden andere sie als unästhetisch und bevorzugen eine glatte Brust.Die Oberschicht der römischen Männer setzte auf eine glatte Brust.Die Rasur des Gesichts oder das Tragen einer Perücke diente dazu, Alterungszeichen zu verbergen und Jugend sowie Gesundheit zu betonen.
5CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE4CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTEVON HAYMO EMPLO b glatt wie ein Babypopo oder wild und ungezähmt wie ein Bärenwald – die Vorlieben gehen weit auseinan-der. Doch wann genau war Körperbehaa-rung in und wann out? Warum sind Haare für manche ein Fetisch? Und was zum Teufel ist eigentlich ein Otter auf Grindr? Tauchen wir ein in die haarige Geschichte und Gegen-wart der schwulen Kultur: Ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, dass Körperbe-haarung schon immer ein ema war, das Moden und Trends unterworfen war. In den 1970er-Jahren, der Ära von Disco und Frei-heitsliebe, waren Brusthaare ein Muss. Stars wie Burt Reynolds und Tom Selleck (wenn dieser als «Magnum» auch erst ab 1980 in unsere Stuben kam) wurden zu Ikonen des haarigen Charmes. Männer präsentierten stolz ihre Haarpracht und galten damit als Sinnbilder für Männlichkeit und Sexualität.Die Antike: Haare als Symbol der MachtBereits in der Antike spielte Körperbehaa-rung eine bedeutende Rolle. Im antiken Griechenland galten gut gepegte Haare als Zeichen von Wohlstand und Status. In vielen Kulturen wurden Haare als Symbol von Macht und Männlichkeit betrachtet. Römi-sche Männer, besonders die der Ober-schicht, entfernten jedoch oft ihre Körper-4Haarige Angelegenheiten: Körperbehaarung im Wandel der ZeitIn der queeren Kultur gibt es kaum ein Thema, das so polarisiert und gleichzeitig fasziniert wie Körperbehaarung. Gerade jetzt im Sommer, denn: Haare allüberall.Bilder © Adobe Stock behaarung, um sich von Barbaren ab- zuheben, die sie als ungepegt und wild betrachteten, schön zu sehen in allen Holly-wood-Schinken. Es gab spezielle Sklaven, die für die Haarentfernung ihrer Herren zu-ständig waren, was zeigt, dass dieses ema schon damals von grosser Bedeutung war.Das Mittelalter: Vom Symbol der Stärke zum Zeichen der FrömmigkeitIm Mittelalter veränderte sich die Wahr-nehmung von Körperbehaarung erneut. Während in den früheren Zeiten die Haare als Zeichen der Stärke und Männlichkeit galten, wurden sie nun oft mit Frömmigkeit und Keuschheit in Verbindung gebracht. Mönche und Geistliche rasierten oft ihre Körper, um Reinheit und spirituelle Hinga-be zu symbolisieren – teilweise mit merk-würdigen Trends wie kreisrund rasierte Glatzen am Oberkopf, umgeben vom übli-chen Haarwuchs. Gleichzeitig blieben Haa-re bei Rittern und Kriegern ein Symbol der Kraft und Tapferkeit, da diese ihren Helm besser polstern und sie vor Verletzungen schützen konnten. Über die Haarpege ver-lor man damals allerdings kein Wort, das Höchste war das Abschneiden bei zu extre-mem Läusebefall.Die Renaissance: Zurück zur NaturIn der Renaissance erlebte die natürliche Körperbehaarung ein Comeback. Männer begannen wieder stolz, ihre Brusthaare zur Schau zu stellen, inspiriert von den antiken Idealen der Griechen und Römer. Kunst-werke aus dieser Zeit zeigen teilweise mus-kulöse Männer mit gepegten Bärten und Brusthaaren, was die Wiederbelebung der antiken Schönheitsideale widerspiegelt, teilweise aber auch – meist blonde – Jüng-linge mit lockigem Haupthaar, adrett ver-packt unter einer Kappe aus Samt.Das Barockzeitalter: Pracht und EitelkeitIm Barockzeitalter, das grob das 17. Jahr-hundert umfasst, war die Gestaltung der Körperbehaarung ein Spiegel der üppigen und prunkvollen Mode und Architektur dieser Zeit. In Europa legten Adlige grossen Wert darauf, sich durch kunstvoll gestaltete Perücken und oft komplett rasierte Gesich-ter von den unteren Klassen abzuheben. Diese Mode spiegelte den Wunsch wider, sowohl Macht als auch eine verfeinerte Kul-tiviertheit auszustrahlen. Frauen trugen üppige, oft mit Puder behandelte Perücken, die ein Zeichen von Reichtum und Status waren. Die Rasur des Gesichts oder das Tra-gen einer Perücke diente dazu, Alterungs-zeichen zu verbergen und Jugend sowie Ge-sundheit zu betonen. ➔In der Renaissance erlebte die natürliche Körperbehaarung ein Comeback. Männer begannen wieder stolz, ihre Brusthaare zur Schau zu stellen, inspiriert von den antiken Idealen der Griechen und Römer.ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach .Die behaarte Brust: ja oder nein? Während einige sie als Zeichen männlicher Attraktivität und Natürlichkeit feiern, empfinden andere sie als unästhetisch und bevorzugen eine glatte Brust.Die Oberschicht der römischen Männer setzte auf eine glatte Brust.Die Rasur des Gesichts oder das Tragen einer Perücke diente dazu, Alterungszeichen zu verbergen und Jugend sowie Gesundheit zu betonen.
6CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE6Die 1970er-Jahre: Ein Revival der NaturDie 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels und der Befreiung. In dieser Zeit wurden Körperhaare als Symbol für Natür-lichkeit und sexuelle Freiheit gefeiert. Der Einuss der Hippie-Bewegung, die Natür-lichkeit und Körperbewusstsein propagier-te, war deutlich spürbar. Brusthaare waren ein Zeichen von Männlichkeit und wurden stolz zur Schau gestellt. Filme und Fernseh-sendungen zeigten Männer mit üppiger Brustbehaarung als Sexsymbole. Es war eine Zeit, in der man sich von gesellschaftli-chen Zwängen befreien und seine natürli-che Schönheit feiern wollte.Die 1990er-Jahre: Der glatte Look dominiertDoch die 1990er-Jahre brachten einen radi-kalen Wandel. Plötzlich war glatt in. Dank der Aerobic-Welle und Popstars wie Ricky Martin und Justin Timberlake, die ihre mus-kulösen, haarlosen Körper zeigten, wurde Körperbehaarung als unmodern und unge-pegt abgestempelt. Rasierer, Waxing-Strei-fen und Enthaarungscremes wurden zu den besten Freunden des modernen Mannes. Der glatte Look galt als sportlich, hygienisch und ästhetisch ansprechend. Der Einuss der Fitnesskultur und der Popmusik war un-übersehbar.Die Gegenwart: Alles kann, nichts mussHeutzutage benden wir uns irgendwo da-zwischen. Der Trend zur natürlichen Kör-perbehaarung erlebt ein Comeback, getrie-ben durch die Sehnsucht nach Authentizität und Natürlichkeit. Hipster mit gepegten Bärten und buschigen Brusthaaren sind wieder in Mode. Doch der Geschmack bleibt individuell, und was dem einen gefällt, kann für den anderen ein No-Go sein. Besonders im Sommer wird die Frage der Körperbehaa-rung wieder aktuell, wenn es darum geht, wie viel Haut (und Haare) man am Strand oder im Schwimmbad zeigen möchte. ➔Die Aufklärung: Rationalität und NatürlichkeitWährend der Aufklärung, die sich durch das 18. Jahrhundert zieht, fand eine Rück-besinnung auf Vernunft und Natürlichkeit statt. Diese philosophische Strömung be-tonte die Wichtigkeit von Wissenschaft und Vernunft und beeinusste dadurch auch die Einstellungen zur Körperbehaarung. Über-triebene und künstliche Modeerscheinun-gen des Barocks wurden zunehmend als fri-vol und unvernünftig angesehen. Männer rasierten ihre Gesichter nun vollständig, um Rationalität und Kontrolle über die Natur zu symbolisieren. Frauen zogen es vor, ihre na-türliche Haarpracht zu betonen, statt sie un-ter Perücken zu verbergen, wodurch eine neue Ära der Natürlichkeit und Einfachheit in der Körperpege begann.Die Industrialisierung: Neue Technologien und TrendsDas 19. Jahrhundert brachte durch die In-dustrialisierung tiefgreifende Veränderun-gen mit sich. Die Erndung und Verbreitung neuer Technologien, wie der Sicherheitsra-sierer, revolutionierte die persönliche Hygie-ne. Diese Geräte machten die Rasur einfa-cher, sicherer und zugänglicher für eine breitere Öentlichkeit. In der viktoriani-schen Ära wurde die Körperbehaarung zu-nehmend mit Privatheit und Intimität asso-ziiert, was dazu führte, dass sowohl Männer als auch Frauen begannen, Körperbehaa-rung, die nicht den damaligen Schönheits-idealen entsprach, zu entfernen. Für Männer war ein glatt rasiertes Gesicht ein Zeichen von Zivilisiertheit und Modernität, während Frauen erstmals begannen, auch Bein- und Achselhaare zu entfernen, besonders in den oberen Gesellschaftsschichten, wo solche Praktiken als besonders schick galten.Das 20. Jahrhundert: Normen und ModeMit dem 20. Jahrhundert kam ein noch grös-serer Wandel in der Einstellung zur Körper-behaarung. Der Einuss der globalen Medi-en und Modeindustrie führte zu einer weitgehenden Standardisierung von Schön-heitsidealen, die oft eine haarlose Ästhetik bevorzugten. Frauen wurden besonders von dieser Entwicklung betroen, da die Mode- und Kosmetikindustrien glatte Haut als Ideal propagierten. Dies führte zur zu-nehmenden Popularität von Wachsbehand-lungen, Epilation und anderen Formen der Haarentfernung.Der Einfluss der globalen Medien und Modeindustrie führte zu einer weitgehenden Standardisierung von Schön-heitsidealen, die oft eine haar- lose Ästhetik bevorzugten.Bilder © Adobe StockLeistung, die wirklich zählt.Für uns bedeutet Leistung, wie schnell du abbremsen kannst, nicht beschleunigen. Wie viel Raum dein Auto deinem Leben bietet, nicht wie viel Hubraum. Verbindungen zu Menschen aufbauen, nicht nur zu deinem Smartphone.Entdecke den Volvo XC60.volvocars.ch/XC60Volvo XC60 Recharge, T8 eAWD, Plug-in Hybrid, 310+145 PS/228+107 kW. Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 0.9–1.4 l, Stromverbrauch in kWh/100 km: 18.0–20.9 kWh, CO₂-Emissionen: 22–32 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: B–C.BABCDEFGEinmal der unbehaarte Jüngling aka «Twink», im krassen Gegensatz dazu der «Daddy» mit behaarter Brust – zwei typische Stereotypen aus der Gay-Dating-Welt.Die 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels und der Befreiung. In dieser Zeit wurden Körperhaare als Symbol für Natürlichkeit und sexuelle Frei-heit gefeiert.
6CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTE6Die 1970er-Jahre: Ein Revival der NaturDie 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels und der Befreiung. In dieser Zeit wurden Körperhaare als Symbol für Natür-lichkeit und sexuelle Freiheit gefeiert. Der Einuss der Hippie-Bewegung, die Natür-lichkeit und Körperbewusstsein propagier-te, war deutlich spürbar. Brusthaare waren ein Zeichen von Männlichkeit und wurden stolz zur Schau gestellt. Filme und Fernseh-sendungen zeigten Männer mit üppiger Brustbehaarung als Sexsymbole. Es war eine Zeit, in der man sich von gesellschaftli-chen Zwängen befreien und seine natürli-che Schönheit feiern wollte.Die 1990er-Jahre: Der glatte Look dominiertDoch die 1990er-Jahre brachten einen radi-kalen Wandel. Plötzlich war glatt in. Dank der Aerobic-Welle und Popstars wie Ricky Martin und Justin Timberlake, die ihre mus-kulösen, haarlosen Körper zeigten, wurde Körperbehaarung als unmodern und unge-pegt abgestempelt. Rasierer, Waxing-Strei-fen und Enthaarungscremes wurden zu den besten Freunden des modernen Mannes. Der glatte Look galt als sportlich, hygienisch und ästhetisch ansprechend. Der Einuss der Fitnesskultur und der Popmusik war un-übersehbar.Die Gegenwart: Alles kann, nichts mussHeutzutage benden wir uns irgendwo da-zwischen. Der Trend zur natürlichen Kör-perbehaarung erlebt ein Comeback, getrie-ben durch die Sehnsucht nach Authentizität und Natürlichkeit. Hipster mit gepegten Bärten und buschigen Brusthaaren sind wieder in Mode. Doch der Geschmack bleibt individuell, und was dem einen gefällt, kann für den anderen ein No-Go sein. Besonders im Sommer wird die Frage der Körperbehaa-rung wieder aktuell, wenn es darum geht, wie viel Haut (und Haare) man am Strand oder im Schwimmbad zeigen möchte. ➔Die Aufklärung: Rationalität und NatürlichkeitWährend der Aufklärung, die sich durch das 18. Jahrhundert zieht, fand eine Rück-besinnung auf Vernunft und Natürlichkeit statt. Diese philosophische Strömung be-tonte die Wichtigkeit von Wissenschaft und Vernunft und beeinusste dadurch auch die Einstellungen zur Körperbehaarung. Über-triebene und künstliche Modeerscheinun-gen des Barocks wurden zunehmend als fri-vol und unvernünftig angesehen. Männer rasierten ihre Gesichter nun vollständig, um Rationalität und Kontrolle über die Natur zu symbolisieren. Frauen zogen es vor, ihre na-türliche Haarpracht zu betonen, statt sie un-ter Perücken zu verbergen, wodurch eine neue Ära der Natürlichkeit und Einfachheit in der Körperpege begann.Die Industrialisierung: Neue Technologien und TrendsDas 19. Jahrhundert brachte durch die In-dustrialisierung tiefgreifende Veränderun-gen mit sich. Die Erndung und Verbreitung neuer Technologien, wie der Sicherheitsra-sierer, revolutionierte die persönliche Hygie-ne. Diese Geräte machten die Rasur einfa-cher, sicherer und zugänglicher für eine breitere Öentlichkeit. In der viktoriani-schen Ära wurde die Körperbehaarung zu-nehmend mit Privatheit und Intimität asso-ziiert, was dazu führte, dass sowohl Männer als auch Frauen begannen, Körperbehaa-rung, die nicht den damaligen Schönheits-idealen entsprach, zu entfernen. Für Männer war ein glatt rasiertes Gesicht ein Zeichen von Zivilisiertheit und Modernität, während Frauen erstmals begannen, auch Bein- und Achselhaare zu entfernen, besonders in den oberen Gesellschaftsschichten, wo solche Praktiken als besonders schick galten.Das 20. Jahrhundert: Normen und ModeMit dem 20. Jahrhundert kam ein noch grös-serer Wandel in der Einstellung zur Körper-behaarung. Der Einuss der globalen Medi-en und Modeindustrie führte zu einer weitgehenden Standardisierung von Schön-heitsidealen, die oft eine haarlose Ästhetik bevorzugten. Frauen wurden besonders von dieser Entwicklung betroen, da die Mode- und Kosmetikindustrien glatte Haut als Ideal propagierten. Dies führte zur zu-nehmenden Popularität von Wachsbehand-lungen, Epilation und anderen Formen der Haarentfernung.Der Einfluss der globalen Medien und Modeindustrie führte zu einer weitgehenden Standardisierung von Schön-heitsidealen, die oft eine haar- lose Ästhetik bevorzugten.Bilder © Adobe StockLeistung, die wirklich zählt.Für uns bedeutet Leistung, wie schnell du abbremsen kannst, nicht beschleunigen. Wie viel Raum dein Auto deinem Leben bietet, nicht wie viel Hubraum. Verbindungen zu Menschen aufbauen, nicht nur zu deinem Smartphone.Entdecke den Volvo XC60.volvocars.ch/XC60Volvo XC60 Recharge, T8 eAWD, Plug-in Hybrid, 310+145 PS/228+107 kW. Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 0.9–1.4 l, Stromverbrauch in kWh/100 km: 18.0–20.9 kWh, CO₂-Emissionen: 22–32 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: B–C.BABCDEFGEinmal der unbehaarte Jüngling aka «Twink», im krassen Gegensatz dazu der «Daddy» mit behaarter Brust – zwei typische Stereotypen aus der Gay-Dating-Welt.Die 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels und der Befreiung. In dieser Zeit wurden Körperhaare als Symbol für Natürlichkeit und sexuelle Frei-heit gefeiert.
ANZEIGEBrusthaare beim Mann spielten evolutionär eine Rolle als Schutz und Zeichen von Reife, während sie ästhetisch heute polarisiert wahrgenommen werden: Für einige symbolisieren sie Männlichkeit, in der schwulen Subkultur können Brusthaare als Ausdruck der eigenen Identität und Körperakzeptanz eine besondere Bedeutung haben.9GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTECRUISER SOMMER 2024Bild © Adobe StockBrustkorbs bis hin zu intensiven erotischen Fantasien. Aber warum üben Haare eine sol-che Faszination aus?Die Antwort liegt oft in der Kombinati-on von visuellen und taktilen Reizen. Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2017 in «Psychology Today» betont, dass Haare als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine star-ke visuelle und olfaktorische Anziehungs-kraft besitzen können. Sie können Sinnlich-keit und Männlichkeit ausstrahlen, sie symbolisieren Stärke und Ursprünglichkeit. Für manche ist der Duft von Körperhaaren besonders erregend, da er das natürliche Pheromonprol eines Menschen verstärkt. Diese Duftstoe sind unsichtbar und werden oft unbewusst wahrgenommen, können aber tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Attraktivität und unser sexuelles Verlangen haben und zudem Partnerwahl und Paa-rungsverhalten beeinussen.Körperhaare und die magische AnziehungskraftDer Geruch von Pheromonen ist oft subtil und nicht immer bewusst wahrnehmbar. Studien zeigen, dass Menschen Pheromone auch aus einiger Entfernung wahrnehmen können – meist bis zu ein paar Metern, ab-hängig von der Intensität des Duftes und den individuellen olfaktorischen Fähigkei-ten. Dies erklärt, warum manche Menschen eine unerklärliche Anziehungskraft verspü-ren, wenn sie in der Nähe eines bestimmten Individuums sind.Die Anziehungskraft von Körperhaa-ren ist ein komplexes Zusammenspiel von Psychologie, Kultur und Biologie. Einer der Hauptgründe könnte die Assoziation mit Männlichkeit sein. In vielen Kulturen wird Körperbehaarung als Zeichen eines reifen, männlichen Körpers wahrgenom-men. Schliesslich assoziiert man mit Babys etwas Glattes, Unbehaartes («glatt wie ein Babypopo»), der Haarwuchs erfolgt dann sukzessive beginnend mit den Kopfhaaren und erst später mit Haaren an Armen, Bei-nen und im Intimbereich. Daher kann eine sichtbare Behaarung Stärke, Schutz und Fruchtbarkeit symbolisieren, Attribute, die in vielen sexuellen Fantasien und Vorlieben eine Rolle spielen.Zudem bieten Haare ein haptisches Er-lebnis. Sie laden zum Berühren und Strei-cheln ein und können das sexuelle Empn-den verstärken. Der visuelle Reiz spielt ebenfalls eine Rolle: Ein behaarter Körper kann als natürlicher und authentischer emp-funden werden, was in einer Welt, die oft auf Perfektion und Künstlichkeit setzt, erfri-schend wirken kann. Ein haariger Körper kann auch ein Zeichen von Natürlichkeit und Unverfälschtheit sein, was in der heutigen, oft oberächlichen Welt geschätzt wird.Ein weiterer Aspekt ist die Identikati-on und Gemeinschaft. Viele Männer nden in der schwulen Subkultur der «Bären» oder «Otter» eine Heimat, wo ihre Körperbehaa-rung nicht nur akzeptiert, sondern gefeiert wird. Dies kann ein starkes Zugehörigkeits-gefühl und Selbstbewusstsein fördern. In solchen Gemeinschaften werden Körper-haare als Teil der Identität und des kulturel-len Ausdrucks verstanden.Evolutionäre Wurzeln der KörperbehaarungDie Frage, warum Männer überhaupt be-haart sind, führt uns tief in die Evolution und Biologie. Körperhaare spielen seit je-her eine Rolle im Überlebenskampf der Menschheit. Sie bieten Schutz vor Kälte, Sonneneinstrahlung und Verletzungen. Zudem könnten sie eine Rolle bei der Paa-rung spielen, indem sie den Gesundheits-zustand und die genetische Fitness signali-sieren.Heutzutage sind diese ursprüngli-chen Funktionen weniger relevant, doch die genetischen Grundlagen bleiben. Die Menge und Verteilung der Körperbehaa-rung sind stark von Testosteron beeinusst, das Männlichkeit und sexuelle Reife signa-lisiert. Dabei ist die Vielfalt enorm: Von dichten Brustwäldern bis hin zu fast haar-losen Körpern ist alles vertreten. Diese Vielfalt ist auch in der schwulen Gemein-schaft sichtbar und wird zelebriert.Wie dem auch sei: nach fünf Minuten Dating-App wird klar, das ema Haare ist eins. Nicht nur im Sommer. Sommer, Sonne, Körperhaare!Gerade der Sommer stellt viele vor eine be-sondere Herausforderung, wenn es um Körperbehaarung geht. Die heissen Tempe-raturen laden zum Tragen von kurzen Ho-sen und Oberteilen ein, und spätestens am Strand oder im Schwimmbad kommt die Frage auf: Rasieren oder wachsen lassen? Einerseits kann Körperbehaarung als na-türlicher Schutz gegen Sonnenstrahlen die-nen, andererseits empnden viele Haare bei Hitze als unangenehm und schwitzig.Irgendwie auch logisch, dass Körper-haare einen gewissen Schutz vor schädli-chen UV-Strahlen bieten. Sie können helfen, die Haut vor intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen und so das Risiko von Sonnen-brand zu reduzieren. In Kulturen, die in sonnigen Gegenden leben, ist Körperbehaa-rung oft dichter, was eine Anpassung an die Umweltbedingungen sein könnte.Haare als Fetisch oder: Ich kann dich gut riechenHaare sind mehr als nur ein modisches Statement – für viele sind sie ein Fetisch. Der Reiz von Körperhaaren kann verschiedene Formen annehmen, von einem leichten Kribbeln beim Streicheln eines behaarten MEHR HAARIGES:1. «The History of Men’s Body Hair: From Ancient Times to the Modern Day», Manscaped, https://www.manscaped.com/blogs/grooming/the-history-of-mens-body-hair2. «Hair Fetish: Understanding the Attraction», Psychology Today, https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-mysteries-love/202101/hair-fetish- understanding-the-attraction3. «The Bear Community and Its Termino- logy», Advocate, https://www.advocate.com/bisexuality/2019/11/26/your-guide-different-bear-terms-lgbtq-lexicon4. «Body Hair and Human Evolution», Journal of Evolutionary Biology, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jeb.132335. «Pheromones and Their Influence on Sexual Attraction», Nature Communications, https://www.nature.com/articles/ s41467-018-06558-x88Haare besitzen als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine starke visuelle und olfaktorische Anziehungskraft.
ANZEIGEBrusthaare beim Mann spielten evolutionär eine Rolle als Schutz und Zeichen von Reife, während sie ästhetisch heute polarisiert wahrgenommen werden: Für einige symbolisieren sie Männlichkeit, in der schwulen Subkultur können Brusthaare als Ausdruck der eigenen Identität und Körperakzeptanz eine besondere Bedeutung haben.9GESELLSCHAFTKÖRPERBEHAARUNG GESTERN UND HEUTECRUISER SOMMER 2024Bild © Adobe StockBrustkorbs bis hin zu intensiven erotischen Fantasien. Aber warum üben Haare eine sol-che Faszination aus?Die Antwort liegt oft in der Kombinati-on von visuellen und taktilen Reizen. Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2017 in «Psychology Today» betont, dass Haare als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine star-ke visuelle und olfaktorische Anziehungs-kraft besitzen können. Sie können Sinnlich-keit und Männlichkeit ausstrahlen, sie symbolisieren Stärke und Ursprünglichkeit. Für manche ist der Duft von Körperhaaren besonders erregend, da er das natürliche Pheromonprol eines Menschen verstärkt. Diese Duftstoe sind unsichtbar und werden oft unbewusst wahrgenommen, können aber tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Attraktivität und unser sexuelles Verlangen haben und zudem Partnerwahl und Paa-rungsverhalten beeinussen.Körperhaare und die magische AnziehungskraftDer Geruch von Pheromonen ist oft subtil und nicht immer bewusst wahrnehmbar. Studien zeigen, dass Menschen Pheromone auch aus einiger Entfernung wahrnehmen können – meist bis zu ein paar Metern, ab-hängig von der Intensität des Duftes und den individuellen olfaktorischen Fähigkei-ten. Dies erklärt, warum manche Menschen eine unerklärliche Anziehungskraft verspü-ren, wenn sie in der Nähe eines bestimmten Individuums sind.Die Anziehungskraft von Körperhaa-ren ist ein komplexes Zusammenspiel von Psychologie, Kultur und Biologie. Einer der Hauptgründe könnte die Assoziation mit Männlichkeit sein. In vielen Kulturen wird Körperbehaarung als Zeichen eines reifen, männlichen Körpers wahrgenom-men. Schliesslich assoziiert man mit Babys etwas Glattes, Unbehaartes («glatt wie ein Babypopo»), der Haarwuchs erfolgt dann sukzessive beginnend mit den Kopfhaaren und erst später mit Haaren an Armen, Bei-nen und im Intimbereich. Daher kann eine sichtbare Behaarung Stärke, Schutz und Fruchtbarkeit symbolisieren, Attribute, die in vielen sexuellen Fantasien und Vorlieben eine Rolle spielen.Zudem bieten Haare ein haptisches Er-lebnis. Sie laden zum Berühren und Strei-cheln ein und können das sexuelle Empn-den verstärken. Der visuelle Reiz spielt ebenfalls eine Rolle: Ein behaarter Körper kann als natürlicher und authentischer emp-funden werden, was in einer Welt, die oft auf Perfektion und Künstlichkeit setzt, erfri-schend wirken kann. Ein haariger Körper kann auch ein Zeichen von Natürlichkeit und Unverfälschtheit sein, was in der heutigen, oft oberächlichen Welt geschätzt wird.Ein weiterer Aspekt ist die Identikati-on und Gemeinschaft. Viele Männer nden in der schwulen Subkultur der «Bären» oder «Otter» eine Heimat, wo ihre Körperbehaa-rung nicht nur akzeptiert, sondern gefeiert wird. Dies kann ein starkes Zugehörigkeits-gefühl und Selbstbewusstsein fördern. In solchen Gemeinschaften werden Körper-haare als Teil der Identität und des kulturel-len Ausdrucks verstanden.Evolutionäre Wurzeln der KörperbehaarungDie Frage, warum Männer überhaupt be-haart sind, führt uns tief in die Evolution und Biologie. Körperhaare spielen seit je-her eine Rolle im Überlebenskampf der Menschheit. Sie bieten Schutz vor Kälte, Sonneneinstrahlung und Verletzungen. Zudem könnten sie eine Rolle bei der Paa-rung spielen, indem sie den Gesundheits-zustand und die genetische Fitness signali-sieren.Heutzutage sind diese ursprüngli-chen Funktionen weniger relevant, doch die genetischen Grundlagen bleiben. Die Menge und Verteilung der Körperbehaa-rung sind stark von Testosteron beeinusst, das Männlichkeit und sexuelle Reife signa-lisiert. Dabei ist die Vielfalt enorm: Von dichten Brustwäldern bis hin zu fast haar-losen Körpern ist alles vertreten. Diese Vielfalt ist auch in der schwulen Gemein-schaft sichtbar und wird zelebriert.Wie dem auch sei: nach fünf Minuten Dating-App wird klar, das ema Haare ist eins. Nicht nur im Sommer. Sommer, Sonne, Körperhaare!Gerade der Sommer stellt viele vor eine be-sondere Herausforderung, wenn es um Körperbehaarung geht. Die heissen Tempe-raturen laden zum Tragen von kurzen Ho-sen und Oberteilen ein, und spätestens am Strand oder im Schwimmbad kommt die Frage auf: Rasieren oder wachsen lassen? Einerseits kann Körperbehaarung als na-türlicher Schutz gegen Sonnenstrahlen die-nen, andererseits empnden viele Haare bei Hitze als unangenehm und schwitzig.Irgendwie auch logisch, dass Körper-haare einen gewissen Schutz vor schädli-chen UV-Strahlen bieten. Sie können helfen, die Haut vor intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen und so das Risiko von Sonnen-brand zu reduzieren. In Kulturen, die in sonnigen Gegenden leben, ist Körperbehaa-rung oft dichter, was eine Anpassung an die Umweltbedingungen sein könnte.Haare als Fetisch oder: Ich kann dich gut riechenHaare sind mehr als nur ein modisches Statement – für viele sind sie ein Fetisch. Der Reiz von Körperhaaren kann verschiedene Formen annehmen, von einem leichten Kribbeln beim Streicheln eines behaarten MEHR HAARIGES:1. «The History of Men’s Body Hair: From Ancient Times to the Modern Day», Manscaped, https://www.manscaped.com/blogs/grooming/the-history-of-mens-body-hair2. «Hair Fetish: Understanding the Attraction», Psychology Today, https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-mysteries-love/202101/hair-fetish- understanding-the-attraction3. «The Bear Community and Its Termino- logy», Advocate, https://www.advocate.com/bisexuality/2019/11/26/your-guide-different-bear-terms-lgbtq-lexicon4. «Body Hair and Human Evolution», Journal of Evolutionary Biology, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jeb.132335. «Pheromones and Their Influence on Sexual Attraction», Nature Communications, https://www.nature.com/articles/ s41467-018-06558-x88Haare besitzen als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine starke visuelle und olfaktorische Anziehungskraft.
10 11CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024KOLUMNEMICHI RÜEGGRUBRIKENTITELRUBRIKEN UNTERTITELAuf Queers zu schimpfen, ist vielerorts aus der Mode gekommen. Nicht aber bei frustrierten schwulen Rentnern, wie Michi Rüegg entdecken musste. VON MICHI RÜEGGAngefangen hat alles mit einem Post auf Facebook. Das ist eine Social-Me-dia-Plattform für über 40-Jährige. Viele von uns haben vor vielen Jahren ein Prol erönet, als Facebook frisch war und wir noch volles Haar hatten. Bald darauf waren auch unsere Onkels und Tanten auf Facebook. Mittlerweile werden dort Trep-penlifte und Darmspiegelungen angeprie-sen.Einige schwule Rentner sind beson-ders aktiv auf Facebook. Einer hat neulich einen Beitrag aus deinem Gay-Medium ge-teilt, auf dem die gefühlt 120 verschiedenen Pride-Flaggen ema waren (ein ähnlicher Artikel erschien im letzten Cruiser). Naiv, wie ich bin, habe ich kommentiert. Im Sinne von: «Ich dachte doch immer, der Regen-bogen bilde das gesamte Spektrum aller Nichtheterosexuellen ab.» Das dachte ich tatsächlich. Bis dann die Spezialaggen für trans, bi, asexuell etc. auftauchten. Wieso jetzt plötzlich alle eine eigene Flagge mit Himmelblau und Babyrosa brauchten, leuchtete mir nicht vollständig ein. Aber wie immer, wenn ich mir einer Sache sicher zu sein glaube, kam ich irgend-wann doch ins Grübeln: Vielleicht ist es nicht der grösste Wunsch einer sexuellen Sub-Minderheit, woanders mitgemeint zu sein? So wie ich Frauen immer verstand, die dem Hinweis nicht viel abgewinnen konn-ten, die Grammatik meine sie in der männ-lichen Form selbstverständlich mit. Klar, wenn ich mich mit meiner Identität von an-deren abgrenze, möchte nicht anderswo subsummiert werden. Ich möchte, dass ich sichtbar bin. Darum ging es der Schwulen-bewegung immer: Sichtbarkeit. Wieso also sollen wir als Schwule das nicht auch ande-ren Gruppen in der queeren Welt gönnen?Mit Erstaunen las ich dann die immer mehr werdenden Kommentare anderer schwuler Rentner zu besagtem Post. In die Flagge gehörten nur Schwule und Lesben, alles andere habe dort nichts verloren. Einer fand, neben schwul und lesbisch sei auch noch bi erlaubt, alles andere sei pfui. Es wur-de auf «woke» und «Gender» geschimpft, Judith Butler beleidigt, «queer» verteufelt. Einer unterstellte mir ausserdem etwas kon-textfrei, ich sei Sympathisant von «Queers for Palestine». Derselbe User hielt feierlich fest, Nemo sei ein Mann, Tamy Glauser eine Frau und so weiter. Und Jugendliche, die glaubten, sie seien trans, würden sowieso irgendwann wieder normal. Klare Verhält-nisse im Kopf eines Babyboomers auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.Da begann ich zu entdecken, dass es ein kleines Universum von hochfrustrierten Gay-Boomern gibt. Viele von ihnen streu-nen durch Kommentarspalten wie gelang-weilte Halbstarke und keifen alles an, was ihrer Meinung nach nicht in ihr polarisier-tes 80er-Jahre-Weltbild passt. Wieso dieser Frust? Weil sie das Gefühl haben, die kom-menden Generationen schätzten nicht, wo-für sie ein Leben lang eingetreten waren? Weil es im Alter einfach schwer ist, Verände-rungen zu akzeptieren? Oder einfach, weil Menschen im Alter gelegentlich etwas sozi-al schwierig werden?Vielleicht suchen sie auch einfach je-manden, der sie noch wahrnimmt und den Daumen hoch macht. Arme alte BoomerDarum ging es der Schwulen- bewegung immer: Sichtbarkeit. Wieso also sollen wir als Schwule das nicht auch anderen Gruppen in der queeren Welt gönnen?Da begann ich zu entdecken, dass es ein kleines Universum von hochfrustrierten Gay- Boomern gibt. Viele von ihnen streunen durch Kommentar- spalten wie gelangweilte Halb-starke und keifen alles an, was ihrer Meinung nach nicht in ihr polarisiertes 80er-Jahre-Welt-bild passt. Wieso dieser Frust? Sommer-Festival 202413.08. – 15.09.Leif Ove Andsnes | Daniel Barenboim | Lisa Batiashvili | Berliner Philharmoniker | Rudolf Buchbinder | Renaud Capuçon | Riccardo Chailly | Gewandhausorchester Leipzig | Jakub Hrůša | Patricia Kopatchinskaja | Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) | Lucerne Festival Orchestra | Klaus Mäkelä | Anne-Sophie Muer | Kent Nagano | Andris Nelsons | Yannick Nézet-Séguin | Víkingur Ólafsson | Orchestre de Paris | Kirill Petrenko | Sir Simon Rale | Royal Concertgebouw Orchestra | Sir András Schi | Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | The Cleveland Orchestra | Christian Thielemann | Daniil Trifonov | Franz Welser-Möst | West-Eastern Divan Orchestra | Wiener Philharmoniker u. v. a.10
10 11CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024KOLUMNEMICHI RÜEGGRUBRIKENTITELRUBRIKEN UNTERTITELAuf Queers zu schimpfen, ist vielerorts aus der Mode gekommen. Nicht aber bei frustrierten schwulen Rentnern, wie Michi Rüegg entdecken musste. VON MICHI RÜEGGAngefangen hat alles mit einem Post auf Facebook. Das ist eine Social-Me-dia-Plattform für über 40-Jährige. Viele von uns haben vor vielen Jahren ein Prol erönet, als Facebook frisch war und wir noch volles Haar hatten. Bald darauf waren auch unsere Onkels und Tanten auf Facebook. Mittlerweile werden dort Trep-penlifte und Darmspiegelungen angeprie-sen.Einige schwule Rentner sind beson-ders aktiv auf Facebook. Einer hat neulich einen Beitrag aus deinem Gay-Medium ge-teilt, auf dem die gefühlt 120 verschiedenen Pride-Flaggen ema waren (ein ähnlicher Artikel erschien im letzten Cruiser). Naiv, wie ich bin, habe ich kommentiert. Im Sinne von: «Ich dachte doch immer, der Regen-bogen bilde das gesamte Spektrum aller Nichtheterosexuellen ab.» Das dachte ich tatsächlich. Bis dann die Spezialaggen für trans, bi, asexuell etc. auftauchten. Wieso jetzt plötzlich alle eine eigene Flagge mit Himmelblau und Babyrosa brauchten, leuchtete mir nicht vollständig ein. Aber wie immer, wenn ich mir einer Sache sicher zu sein glaube, kam ich irgend-wann doch ins Grübeln: Vielleicht ist es nicht der grösste Wunsch einer sexuellen Sub-Minderheit, woanders mitgemeint zu sein? So wie ich Frauen immer verstand, die dem Hinweis nicht viel abgewinnen konn-ten, die Grammatik meine sie in der männ-lichen Form selbstverständlich mit. Klar, wenn ich mich mit meiner Identität von an-deren abgrenze, möchte nicht anderswo subsummiert werden. Ich möchte, dass ich sichtbar bin. Darum ging es der Schwulen-bewegung immer: Sichtbarkeit. Wieso also sollen wir als Schwule das nicht auch ande-ren Gruppen in der queeren Welt gönnen?Mit Erstaunen las ich dann die immer mehr werdenden Kommentare anderer schwuler Rentner zu besagtem Post. In die Flagge gehörten nur Schwule und Lesben, alles andere habe dort nichts verloren. Einer fand, neben schwul und lesbisch sei auch noch bi erlaubt, alles andere sei pfui. Es wur-de auf «woke» und «Gender» geschimpft, Judith Butler beleidigt, «queer» verteufelt. Einer unterstellte mir ausserdem etwas kon-textfrei, ich sei Sympathisant von «Queers for Palestine». Derselbe User hielt feierlich fest, Nemo sei ein Mann, Tamy Glauser eine Frau und so weiter. Und Jugendliche, die glaubten, sie seien trans, würden sowieso irgendwann wieder normal. Klare Verhält-nisse im Kopf eines Babyboomers auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.Da begann ich zu entdecken, dass es ein kleines Universum von hochfrustrierten Gay-Boomern gibt. Viele von ihnen streu-nen durch Kommentarspalten wie gelang-weilte Halbstarke und keifen alles an, was ihrer Meinung nach nicht in ihr polarisier-tes 80er-Jahre-Weltbild passt. Wieso dieser Frust? Weil sie das Gefühl haben, die kom-menden Generationen schätzten nicht, wo-für sie ein Leben lang eingetreten waren? Weil es im Alter einfach schwer ist, Verände-rungen zu akzeptieren? Oder einfach, weil Menschen im Alter gelegentlich etwas sozi-al schwierig werden?Vielleicht suchen sie auch einfach je-manden, der sie noch wahrnimmt und den Daumen hoch macht. Arme alte BoomerDarum ging es der Schwulen- bewegung immer: Sichtbarkeit. Wieso also sollen wir als Schwule das nicht auch anderen Gruppen in der queeren Welt gönnen?Da begann ich zu entdecken, dass es ein kleines Universum von hochfrustrierten Gay- Boomern gibt. Viele von ihnen streunen durch Kommentar- spalten wie gelangweilte Halb-starke und keifen alles an, was ihrer Meinung nach nicht in ihr polarisiertes 80er-Jahre-Welt-bild passt. Wieso dieser Frust? Sommer-Festival 202413.08. – 15.09.Leif Ove Andsnes | Daniel Barenboim | Lisa Batiashvili | Berliner Philharmoniker | Rudolf Buchbinder | Renaud Capuçon | Riccardo Chailly | Gewandhausorchester Leipzig | Jakub Hrůša | Patricia Kopatchinskaja | Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) | Lucerne Festival Orchestra | Klaus Mäkelä | Anne-Sophie Muer | Kent Nagano | Andris Nelsons | Yannick Nézet-Séguin | Víkingur Ólafsson | Orchestre de Paris | Kirill Petrenko | Sir Simon Rale | Royal Concertgebouw Orchestra | Sir András Schi | Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | The Cleveland Orchestra | Christian Thielemann | Daniil Trifonov | Franz Welser-Möst | West-Eastern Divan Orchestra | Wiener Philharmoniker u. v. a.10
12 13CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULEGESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE13Jakob Rudolf Forster: «Attentäter gegen Natur und Sittlichkeit»Der 1853 geborene Jakob Rudolf Forster war etwas, was man im 19. Jahrhundert im Allgemeinen nicht war: selbstbewusst schwul. Und er hatte es nicht leicht damit. 1869 –, von Toleranz und Verständnis konn-te noch überhaupt nicht die Rede sein. Viel-mehr wurden die Betroenen verfolgt, be-straft und stigmatisiert. Die Folge davon waren verkorkste Biograen und bedau-ernswerte Schicksale. Eines der vielleicht berührendsten unter ihnen, das des Schwei-zers Jakob Rudolf Forster, wurde jetzt akri-bisch von zwei Wissenschaftlern, dem His-toriker Philipp Hofstetter und dem Journalisten René Hornung, untersucht und aufgebarbeitet. Dabei herausgekommen ist eine spannende Monograe, die über das Leben Forsters hinaus tiefe Einblicke in die (homosexuelle) Gesellschaft im 19. Jahr-hundert vor allem, aber nicht nur im ländli-chen Raum der Schweiz gibt.Urning, Päderast, HomosexuellerWenn man sich mit der Schwulengeschich-te im 19. Jahrhundert beschäftigt, fällt zu-nächst einmal auf, dass es diese so gar nicht geben kann, weil die Begrie dafür fehlen. Ähnlich wie heute vielleicht bei den Prono-men für Non-Binäre, bei denen es auch ver-schiedene Möglichkeiten und Präferenzen gibt, hatte man damals, wenn man sich überhaupt über diese Menschen äussern wollte, nicht den einen Begri. Relativ weit verbreitet war dann irgendwann der des «Urnings». Zurückzuführen ist der für uns heute ungewöhnlich klingende und nicht mehr verwendete Begri auf den deutschen Sozialwissenschaftler Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895), einem der ersten bekannten Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstel-lung von Homosexuellen. Ulrichs, ein enorm kluger Kopf, war ein profunder Ken-ner der antiken Gottheiten und so war ihm die Unterscheidung zwischen Venus Pande-mos und Venus Urania geläug. Während Erstere für die Heterosexualität stand, war die Zweite für die gleichgeschlechtliche männliche Liebe zuständig, was den Begri des Urnings für Schwule logisch macht.Ulrichs, der bereits 1867 auf dem Juris-tentag in München Strareiheit für gleich-geschlechtliche Liebe unter Männern for-derte, stand allerdings – noch für lange Zeit – relativ einsam mit seinen Forderungen und Ansichten in einer von Restriktion und Konservatismus geprägten Gesellschaft, weswegen er kaum Gehör und noch weniger Mitstreiter nden konnte.Neben dem Urning ndet man im 19. Jahrhundert aber auch häug den Be-gri des Päderasten, wenn es um die Benen-nung schwuler Sexualität geht. Hier muss man nun wirklich vorsichtig sein, da dieses Wort mittlerweile anders und aus unserer Sicht viel negativer konnotiert ist. Während wir heute bei einem Päderasten sofort einen Mann im Kopf haben, der sich auf illegale und verabscheuungswürdige Art und Wei-se an Kinder und Jugendliche heranmacht, so spricht auch der Duden von einem Mann mit besonders auf männliche Kinder ➔ Wenn man sich mit der Schwu-lengeschichte im 19. Jahrhun-dert beschäftigt, fällt zunächst einmal auf, dass es diese so gar nicht geben kann, weil die Be-griffe dafür fehlen. VON BIRGIT KAWOHLGerade erst haben wir den Pride- Monat zelebriert, in dem es immer wieder darum geht, zu zeigen, dass sich Queers nicht mehr verstecken müssen, dass sie Rechte haben, dass sie stolz auf sich und ihre Sexualität sein dürfen. Menschen unterschiedlicher Herkunftsorte, Bildungs-stände, Liebesvorlieben und Identitäten schliessen sich zu einer grossen Gemein-schaft zusammen und zeigen, dass ein Mit- einander möglich ist, dass Akzeptanz nicht nur eine leere Worthülse sein muss. Auch wenn es dabei vielerorts mittlerweile mehr um eine ausgelassene Feier unter Freunden und Fremden als um eine echte politisch mo-tivierte Demonstration geht, so zeigt sich hier doch an ganz unterschiedlichen Orten auf der Welt, dass sich unsere Sicht auf LGBT* vielerorts zum Positiven verändert hat. Wie anders ging es da noch den Men-schen, vor allem den Männern im 19. Jahr-hundert in der Schweiz. Nicht nur, dass der Begri der Homosexualität erst noch gefun-den werden musste – das passierte dann Bilder © Shutterstock / KI-generiertes PortraitIn Zürich eröffnete die erste Männerbadi 1863. Schnell wurde sie zum Hotspot für unauffällige Treffen von (homosexuel-len) Männern.ANZEIGEDONNERSTAG 24. OKTOBERVOLKSHAUS ZURICHTHEBIANCADELRIO.COMINFOS UND TICKETS: TAKK-ABE.CH | TICKETCORNER.CHAEG PRESENTS AND TAKK AB ENTERTAINMENT IN ASSOCIATION WITH CAA
12 13CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULEGESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE13Jakob Rudolf Forster: «Attentäter gegen Natur und Sittlichkeit»Der 1853 geborene Jakob Rudolf Forster war etwas, was man im 19. Jahrhundert im Allgemeinen nicht war: selbstbewusst schwul. Und er hatte es nicht leicht damit. 1869 –, von Toleranz und Verständnis konn-te noch überhaupt nicht die Rede sein. Viel-mehr wurden die Betroenen verfolgt, be-straft und stigmatisiert. Die Folge davon waren verkorkste Biograen und bedau-ernswerte Schicksale. Eines der vielleicht berührendsten unter ihnen, das des Schwei-zers Jakob Rudolf Forster, wurde jetzt akri-bisch von zwei Wissenschaftlern, dem His-toriker Philipp Hofstetter und dem Journalisten René Hornung, untersucht und aufgebarbeitet. Dabei herausgekommen ist eine spannende Monograe, die über das Leben Forsters hinaus tiefe Einblicke in die (homosexuelle) Gesellschaft im 19. Jahr-hundert vor allem, aber nicht nur im ländli-chen Raum der Schweiz gibt.Urning, Päderast, HomosexuellerWenn man sich mit der Schwulengeschich-te im 19. Jahrhundert beschäftigt, fällt zu-nächst einmal auf, dass es diese so gar nicht geben kann, weil die Begrie dafür fehlen. Ähnlich wie heute vielleicht bei den Prono-men für Non-Binäre, bei denen es auch ver-schiedene Möglichkeiten und Präferenzen gibt, hatte man damals, wenn man sich überhaupt über diese Menschen äussern wollte, nicht den einen Begri. Relativ weit verbreitet war dann irgendwann der des «Urnings». Zurückzuführen ist der für uns heute ungewöhnlich klingende und nicht mehr verwendete Begri auf den deutschen Sozialwissenschaftler Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895), einem der ersten bekannten Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstel-lung von Homosexuellen. Ulrichs, ein enorm kluger Kopf, war ein profunder Ken-ner der antiken Gottheiten und so war ihm die Unterscheidung zwischen Venus Pande-mos und Venus Urania geläug. Während Erstere für die Heterosexualität stand, war die Zweite für die gleichgeschlechtliche männliche Liebe zuständig, was den Begri des Urnings für Schwule logisch macht.Ulrichs, der bereits 1867 auf dem Juris-tentag in München Strareiheit für gleich-geschlechtliche Liebe unter Männern for-derte, stand allerdings – noch für lange Zeit – relativ einsam mit seinen Forderungen und Ansichten in einer von Restriktion und Konservatismus geprägten Gesellschaft, weswegen er kaum Gehör und noch weniger Mitstreiter nden konnte.Neben dem Urning ndet man im 19. Jahrhundert aber auch häug den Be-gri des Päderasten, wenn es um die Benen-nung schwuler Sexualität geht. Hier muss man nun wirklich vorsichtig sein, da dieses Wort mittlerweile anders und aus unserer Sicht viel negativer konnotiert ist. Während wir heute bei einem Päderasten sofort einen Mann im Kopf haben, der sich auf illegale und verabscheuungswürdige Art und Wei-se an Kinder und Jugendliche heranmacht, so spricht auch der Duden von einem Mann mit besonders auf männliche Kinder ➔ Wenn man sich mit der Schwu-lengeschichte im 19. Jahrhun-dert beschäftigt, fällt zunächst einmal auf, dass es diese so gar nicht geben kann, weil die Be-griffe dafür fehlen. VON BIRGIT KAWOHLGerade erst haben wir den Pride- Monat zelebriert, in dem es immer wieder darum geht, zu zeigen, dass sich Queers nicht mehr verstecken müssen, dass sie Rechte haben, dass sie stolz auf sich und ihre Sexualität sein dürfen. Menschen unterschiedlicher Herkunftsorte, Bildungs-stände, Liebesvorlieben und Identitäten schliessen sich zu einer grossen Gemein-schaft zusammen und zeigen, dass ein Mit- einander möglich ist, dass Akzeptanz nicht nur eine leere Worthülse sein muss. Auch wenn es dabei vielerorts mittlerweile mehr um eine ausgelassene Feier unter Freunden und Fremden als um eine echte politisch mo-tivierte Demonstration geht, so zeigt sich hier doch an ganz unterschiedlichen Orten auf der Welt, dass sich unsere Sicht auf LGBT* vielerorts zum Positiven verändert hat. Wie anders ging es da noch den Men-schen, vor allem den Männern im 19. Jahr-hundert in der Schweiz. Nicht nur, dass der Begri der Homosexualität erst noch gefun-den werden musste – das passierte dann Bilder © Shutterstock / KI-generiertes PortraitIn Zürich eröffnete die erste Männerbadi 1863. Schnell wurde sie zum Hotspot für unauffällige Treffen von (homosexuel-len) Männern.ANZEIGEDONNERSTAG 24. OKTOBERVOLKSHAUS ZURICHTHEBIANCADELRIO.COMINFOS UND TICKETS: TAKK-ABE.CH | TICKETCORNER.CHAEG PRESENTS AND TAKK AB ENTERTAINMENT IN ASSOCIATION WITH CAA
14 15CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULEGESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE1515und Jugendliche ausgerichtetem Sexual-empnden, verstand man im 19. Jahrhun-dert darunter Männer, die Analverkehr un-tereinander hatten. Hier ging es nicht um Altersunterschiede, sondern rein um die Art der Annäherung. Dieses Vergehen galt im Übrigen als besonders verachtens- und damit auch strafenswert, was Rudolf Fors-ter immer wieder am eigenen Leibe erleben musste.Ein stilles, fleissiges und reinliches KindDen Begri des Homosexuellen kennt und nutzt man letztendlich erst im 20. Jahrhun-dert, sodass ihn Forster, der immerhin noch bis 1926 lebt, einen Wandel in Bezug auf «seine» Sexualität mitbekommt, den er so vielleicht nicht erwartet hätte. Denn sein Le-ben ist primär von Unterdrückung und Ver-folgung durch Behörden und Institutionen geprägt. Andererseits ist es gerade diese Be-strafung, die sein Leben heute so vollum-fänglich, wie es die Philipp Hofstetter und René Hornung gemacht haben, zu rekonst-ruieren lässt, denn gerade die noch komplett erhaltenen Strafprozessakten aus St. Gallen waren diesbezüglich eine grosse Hilfe. Schon früh ist erkennbar, dass der kleine Rudolf nicht in das damals übliche Genderschema passt: Statt zu raufen und zu toben, verbringt er seine Zeit lieber mit Handarbeiten. Er gilt als folgsam, aber emp-ndsam, trägt lieber Kleider als Hosen. Sei-ne geistigen Kapazitäten werden in der Schule als begrenzt beurteilt. Erstaunlich, dass er sich später selbst eine solide Bildung aneignet und in der Lage ist, sich mündlich und schriftlich gut auszudrücken. Man sieht: Schon damals neigten Lehrkräfte zu Fehleinschätzungen, gerade bei Kindern, die eventuell nicht der gewünschten Norm entsprachen.Als Zehnjähriger kommt es in Brunn-adern, wo Forster mit seiner Familie lebt, zu ersten (kindlichen) sexuellen Erfahrungen mit einem gleichaltrigen Jungen. Wichtiger ist aber, dass die Forsters aufgrund nanzi-eller Schwierigkeiten in den Fokus der Be-hörden gerät. Wer unterstützt wird, ist den Behörden generell suspekt und bekommt gerne einen liederlichen Lebenswandel und Unsittlichkeit unterstellt. Forster orientiert sich später in seiner Berufswahl an der Tätigkeit seines Vaters, der die als Honig- und Paumenmushänd-ler ernährt hat, kommt aber letztendlich auf keinen grünen Zweig, sodass er immer wie-der umzieht, um an anderer Stelle sein Glück zu versuchen.«Meine Geliebten»Forsters sexuelle Aktivität beginnt (spätes-tens) mit der – damals noch ein paar Jahre später als heute – einsetzenden Pubertät. Ab da hat er zahlreiche Männerbekanntschaf-ten, die er, ob aus Stolz, Dummheit oder Ignoranz ist schwer zu sagen, in einem Schreibheft festhält. Dass die Behörden ihre eigenen Schlüsse aus diesen Aufzeichnun-gen ziehen werden, wenn sie ihnen in die Hände fallen, was sie irgendwann tun, scheint ihn nicht zu interessieren.Für die Community ist das Ganze ein zweischneidiges Schwert. Logisch erkennt auch die dümmste Nuss, dass es sich bei vielen, wenn nicht gar bei den meisten Aktionen um rein finanziell inspirierte Werbekampagnen handelt. Wenn es zu Vernehmungen und Ver-handlungen kommt, wird es immer wieder darum gehen, wer wen verführt hat und zu welcher Art von sexuellen Handlungen es gekommen ist. Sollte es bei gegenseitigen Berührungen geblieben sein, kann mit ei-ner milden Strafe gerechnet werden. Anders sieht es bei nachgewiesenem Analverkehr aus. Die Männer schieben sich gegenseitig die Position des Verführenden zu und leug-nen, Analverkehr gehabt zu haben.Forster ist an dieser Stelle eine Ausnah-me, denn er sieht sein Verhalten nicht als ab-artig oder als krank, wie man ab Ende des 19. Jahrhunderts Homosexualität oft klassi-ziert. So spricht der deutsche Psychiater Ri-chard von Krat-Ebing (1840–1902) von einer «gesunden» Sexualität nur, wenn sie repro-duktiven Zwecken dient. Eine Sichtweise, die heute z. B. in klerikalen Kreisen immer noch propagiert wird. Zudem ist für Krat-Ebing (Homo-)Sexualität etwas Erworbenes, nicht Angeborenes und damit auch etwas Elimi-nierbares. Womit wir ganz nahe an heutigen Konversionstherapien sind – mehr als 100 Jahre später wohlgemerkt!Forster jedoch ist sogar so selbstbe-wusst, dass er im Jahr 1883 eine Schwulen-zeitschrift herausgeben will, aus heutiger Sicht ein wahnsinnig mutiges Vorhaben, was uns Herausgeber*innen von queeren Maga-zinen nicht im Ansatz klar ist.Insgesamt, so stellen Hofstetter und Hornung fest, «verfestigt sich [in dieser Zeit] eine neue, enttabuisierte Identität […]. Diese Identität legt das Fundament für ein eman-zipatorisches Selbstbewusstsein. Anderer-seits konstruiert die Wissenschaft ein Krankheitsbild, welches zur sozialen Aus-grenzung führt.»Forster jedenfalls sieht sich nicht als krank, sondern einfach als anders. Ein An-derssein, für das er sich zeitlebens vehement einsetzt.ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.Ab da hat er zahlreiche Männer-bekanntschaften, die er, ob aus Stolz, Dummheit oder Ignoranz ist schwer zu sagen, in einem Schreibheft festhält. In diesem kleinen Heft notierte Forster ab 1877 zwei Jahre lang «seine» Männer.Forster jedoch ist sogar so selbstbewusst, dass er im Jahr 1883 eine Schwulenzeitschrift herausgeben will, aus heutiger Sicht ein wahnsinnig mutiges Vorhaben.Gefängnis – Psychiatrie – ZwangsarbeitsanstaltDer Umgang mit nicht der Norm entspre-chenden Menschen war im 19. Jahrhundert oftmals noch rigoroser als es heutzutage ist. Dies liegt, wie bereits oben erwähnt, auch an der Angst, dass eine Gemeinde eventuell für die Versorgung der entsprechenden Per-son aufzukommen hatte. Das waren Kosten, die man sich auf jeden Fall sparen wollte. Die Frage war daher häug weniger, wie man eine Person unterstützen konnte, um sie «gesund» zu machen, sondern man woll-te sie vielmehr zu gesellschaftlichem Nut-zen erziehen. Hierfür wies man die Deliquent*innen zunächst ins Gefängnis ein. Dies waren meist völlig überlaufene Häuser, in der Männer wie Forster gar nicht mal so unglücklich waren, da man dort schnell in Kontakt mit anderen Männern kommen konnte.Auch die Unterbringung in der Psychi-atrie hatte kaum etwas Positives für die Betroenen, denn, wie oben bereits geschil-dert, hatte man keine wirklichen Behand- lungsmethoden und sehr eingefahrene Vor-stellungen von den «Spermaschluckern», wie der Forster behandelnde Psychologe Weller es auszudrücken pegte. Immerhin sah Weller eine Bestrafung von Homosexua-lität als unsinnig an. Schön, mag man den-ken. Wenn man dann aber erfährt, dass er stattdessen eine Deportation der Männer in abgelegene Kolonien befürwortet, fühlt man sich schnell an die Madagaskar-Idee der Nationalsozialisten wenige Jahrzehnte spä-ter erinnert.Letztendlich musste Forster den kom-pletten Kanon der Bestrafung durchlaufen, da er immer wieder ins Fadenkreuz der Be-hörden geriet, was in einer Einweisung in eine Zwangsarbeitsanstalt mündete. Diese sogenannte «administrative Versorgung», die einer Zwangseinweisung gleichkam, war vor allem für arbeitsscheue Personen vorge-sehen. In dieses Raster el Forster, der mit seinen Geschäften selten nanzielles Glück hatte. Das eigentliche Ziel dieser Unterbrin-gung lag aber darin, «den Aufmüpgen zum Schweigen zu bringen», liess er doch nicht davon ab, seine Sexualität auszuleben und zu propagieren.Für die Anstalten Oetenbach in Zürich, St. Pirminsberg (eine Heilanstalt im ehema-ligen Kloster Pfäfers), das Spital Burghölzli (in dem auch der Schriftsteller Friedrich Glauser eine Zeit lang behandelt wurde) und die Zwangsarbeitsanstalt Bitzi sind Statio-nen der Unterbringung im Leben Rudolf Forsters. Daneben gibt es Abschiebungen und Umzüge, bis Forster am 8. Oktober 1926 in Zürich stirbt.Er hinterlässt ein Leben, das überra-schend für einen Mann aus der unteren Schicht ist, der sich selbst Bildung aneignet und dann erstaunlich selbstbewusst in der Gesellschaft auftritt. Noch viel überraschen-der und vor allem bewundernswerter ist sein Selbstbewusstsein in Bezug auf seine Homo-sexualität, etwas, das für die damalige Zeit alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Deswegen muss man Rudolf Forster un-bedingt im Gedächtnis behalten, wozu das jüngst erschienene Buch sicherlich eine gute Voraussetzung bietet. BUCHTIPPPhilipp Hofstetter, René Hornung: Der Urning. Selbstbewusst schwul vor 1900. Verlag Hier und Jetzt 2024. Preis CHF 36.90ISBN 978-3-03919-611-1Bilder © ZVGLetztendlich musste Forster den kompletten Kanon der Be-strafung durchlaufen, da er immer wieder ins Fadenkreuz der Behörden geriet, was in einer Einweisung in eine Zwangs- arbeitsanstalt mündete.
14 15CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024GESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULEGESELLSCHAFTDER ERSTE SCHWEIZER SCHWULE1515und Jugendliche ausgerichtetem Sexual-empnden, verstand man im 19. Jahrhun-dert darunter Männer, die Analverkehr un-tereinander hatten. Hier ging es nicht um Altersunterschiede, sondern rein um die Art der Annäherung. Dieses Vergehen galt im Übrigen als besonders verachtens- und damit auch strafenswert, was Rudolf Fors-ter immer wieder am eigenen Leibe erleben musste.Ein stilles, fleissiges und reinliches KindDen Begri des Homosexuellen kennt und nutzt man letztendlich erst im 20. Jahrhun-dert, sodass ihn Forster, der immerhin noch bis 1926 lebt, einen Wandel in Bezug auf «seine» Sexualität mitbekommt, den er so vielleicht nicht erwartet hätte. Denn sein Le-ben ist primär von Unterdrückung und Ver-folgung durch Behörden und Institutionen geprägt. Andererseits ist es gerade diese Be-strafung, die sein Leben heute so vollum-fänglich, wie es die Philipp Hofstetter und René Hornung gemacht haben, zu rekonst-ruieren lässt, denn gerade die noch komplett erhaltenen Strafprozessakten aus St. Gallen waren diesbezüglich eine grosse Hilfe. Schon früh ist erkennbar, dass der kleine Rudolf nicht in das damals übliche Genderschema passt: Statt zu raufen und zu toben, verbringt er seine Zeit lieber mit Handarbeiten. Er gilt als folgsam, aber emp-ndsam, trägt lieber Kleider als Hosen. Sei-ne geistigen Kapazitäten werden in der Schule als begrenzt beurteilt. Erstaunlich, dass er sich später selbst eine solide Bildung aneignet und in der Lage ist, sich mündlich und schriftlich gut auszudrücken. Man sieht: Schon damals neigten Lehrkräfte zu Fehleinschätzungen, gerade bei Kindern, die eventuell nicht der gewünschten Norm entsprachen.Als Zehnjähriger kommt es in Brunn-adern, wo Forster mit seiner Familie lebt, zu ersten (kindlichen) sexuellen Erfahrungen mit einem gleichaltrigen Jungen. Wichtiger ist aber, dass die Forsters aufgrund nanzi-eller Schwierigkeiten in den Fokus der Be-hörden gerät. Wer unterstützt wird, ist den Behörden generell suspekt und bekommt gerne einen liederlichen Lebenswandel und Unsittlichkeit unterstellt. Forster orientiert sich später in seiner Berufswahl an der Tätigkeit seines Vaters, der die als Honig- und Paumenmushänd-ler ernährt hat, kommt aber letztendlich auf keinen grünen Zweig, sodass er immer wie-der umzieht, um an anderer Stelle sein Glück zu versuchen.«Meine Geliebten»Forsters sexuelle Aktivität beginnt (spätes-tens) mit der – damals noch ein paar Jahre später als heute – einsetzenden Pubertät. Ab da hat er zahlreiche Männerbekanntschaf-ten, die er, ob aus Stolz, Dummheit oder Ignoranz ist schwer zu sagen, in einem Schreibheft festhält. Dass die Behörden ihre eigenen Schlüsse aus diesen Aufzeichnun-gen ziehen werden, wenn sie ihnen in die Hände fallen, was sie irgendwann tun, scheint ihn nicht zu interessieren.Für die Community ist das Ganze ein zweischneidiges Schwert. Logisch erkennt auch die dümmste Nuss, dass es sich bei vielen, wenn nicht gar bei den meisten Aktionen um rein finanziell inspirierte Werbekampagnen handelt. Wenn es zu Vernehmungen und Ver-handlungen kommt, wird es immer wieder darum gehen, wer wen verführt hat und zu welcher Art von sexuellen Handlungen es gekommen ist. Sollte es bei gegenseitigen Berührungen geblieben sein, kann mit ei-ner milden Strafe gerechnet werden. Anders sieht es bei nachgewiesenem Analverkehr aus. Die Männer schieben sich gegenseitig die Position des Verführenden zu und leug-nen, Analverkehr gehabt zu haben.Forster ist an dieser Stelle eine Ausnah-me, denn er sieht sein Verhalten nicht als ab-artig oder als krank, wie man ab Ende des 19. Jahrhunderts Homosexualität oft klassi-ziert. So spricht der deutsche Psychiater Ri-chard von Krat-Ebing (1840–1902) von einer «gesunden» Sexualität nur, wenn sie repro-duktiven Zwecken dient. Eine Sichtweise, die heute z. B. in klerikalen Kreisen immer noch propagiert wird. Zudem ist für Krat-Ebing (Homo-)Sexualität etwas Erworbenes, nicht Angeborenes und damit auch etwas Elimi-nierbares. Womit wir ganz nahe an heutigen Konversionstherapien sind – mehr als 100 Jahre später wohlgemerkt!Forster jedoch ist sogar so selbstbe-wusst, dass er im Jahr 1883 eine Schwulen-zeitschrift herausgeben will, aus heutiger Sicht ein wahnsinnig mutiges Vorhaben, was uns Herausgeber*innen von queeren Maga-zinen nicht im Ansatz klar ist.Insgesamt, so stellen Hofstetter und Hornung fest, «verfestigt sich [in dieser Zeit] eine neue, enttabuisierte Identität […]. Diese Identität legt das Fundament für ein eman-zipatorisches Selbstbewusstsein. Anderer-seits konstruiert die Wissenschaft ein Krankheitsbild, welches zur sozialen Aus-grenzung führt.»Forster jedenfalls sieht sich nicht als krank, sondern einfach als anders. Ein An-derssein, für das er sich zeitlebens vehement einsetzt.ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.Ab da hat er zahlreiche Männer-bekanntschaften, die er, ob aus Stolz, Dummheit oder Ignoranz ist schwer zu sagen, in einem Schreibheft festhält. In diesem kleinen Heft notierte Forster ab 1877 zwei Jahre lang «seine» Männer.Forster jedoch ist sogar so selbstbewusst, dass er im Jahr 1883 eine Schwulenzeitschrift herausgeben will, aus heutiger Sicht ein wahnsinnig mutiges Vorhaben.Gefängnis – Psychiatrie – ZwangsarbeitsanstaltDer Umgang mit nicht der Norm entspre-chenden Menschen war im 19. Jahrhundert oftmals noch rigoroser als es heutzutage ist. Dies liegt, wie bereits oben erwähnt, auch an der Angst, dass eine Gemeinde eventuell für die Versorgung der entsprechenden Per-son aufzukommen hatte. Das waren Kosten, die man sich auf jeden Fall sparen wollte. Die Frage war daher häug weniger, wie man eine Person unterstützen konnte, um sie «gesund» zu machen, sondern man woll-te sie vielmehr zu gesellschaftlichem Nut-zen erziehen. Hierfür wies man die Deliquent*innen zunächst ins Gefängnis ein. Dies waren meist völlig überlaufene Häuser, in der Männer wie Forster gar nicht mal so unglücklich waren, da man dort schnell in Kontakt mit anderen Männern kommen konnte.Auch die Unterbringung in der Psychi-atrie hatte kaum etwas Positives für die Betroenen, denn, wie oben bereits geschil-dert, hatte man keine wirklichen Behand- lungsmethoden und sehr eingefahrene Vor-stellungen von den «Spermaschluckern», wie der Forster behandelnde Psychologe Weller es auszudrücken pegte. Immerhin sah Weller eine Bestrafung von Homosexua-lität als unsinnig an. Schön, mag man den-ken. Wenn man dann aber erfährt, dass er stattdessen eine Deportation der Männer in abgelegene Kolonien befürwortet, fühlt man sich schnell an die Madagaskar-Idee der Nationalsozialisten wenige Jahrzehnte spä-ter erinnert.Letztendlich musste Forster den kom-pletten Kanon der Bestrafung durchlaufen, da er immer wieder ins Fadenkreuz der Be-hörden geriet, was in einer Einweisung in eine Zwangsarbeitsanstalt mündete. Diese sogenannte «administrative Versorgung», die einer Zwangseinweisung gleichkam, war vor allem für arbeitsscheue Personen vorge-sehen. In dieses Raster el Forster, der mit seinen Geschäften selten nanzielles Glück hatte. Das eigentliche Ziel dieser Unterbrin-gung lag aber darin, «den Aufmüpgen zum Schweigen zu bringen», liess er doch nicht davon ab, seine Sexualität auszuleben und zu propagieren.Für die Anstalten Oetenbach in Zürich, St. Pirminsberg (eine Heilanstalt im ehema-ligen Kloster Pfäfers), das Spital Burghölzli (in dem auch der Schriftsteller Friedrich Glauser eine Zeit lang behandelt wurde) und die Zwangsarbeitsanstalt Bitzi sind Statio-nen der Unterbringung im Leben Rudolf Forsters. Daneben gibt es Abschiebungen und Umzüge, bis Forster am 8. Oktober 1926 in Zürich stirbt.Er hinterlässt ein Leben, das überra-schend für einen Mann aus der unteren Schicht ist, der sich selbst Bildung aneignet und dann erstaunlich selbstbewusst in der Gesellschaft auftritt. Noch viel überraschen-der und vor allem bewundernswerter ist sein Selbstbewusstsein in Bezug auf seine Homo-sexualität, etwas, das für die damalige Zeit alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Deswegen muss man Rudolf Forster un-bedingt im Gedächtnis behalten, wozu das jüngst erschienene Buch sicherlich eine gute Voraussetzung bietet. BUCHTIPPPhilipp Hofstetter, René Hornung: Der Urning. Selbstbewusst schwul vor 1900. Verlag Hier und Jetzt 2024. Preis CHF 36.90ISBN 978-3-03919-611-1Bilder © ZVGLetztendlich musste Forster den kompletten Kanon der Be-strafung durchlaufen, da er immer wieder ins Fadenkreuz der Behörden geriet, was in einer Einweisung in eine Zwangs- arbeitsanstalt mündete.
16VON BIRGIT KAWOHLWenn man bei Google «Nigeria lgbt *» eingibt, erscheint als Erstes folgender Ausschnitt aus dem da-zugehörigen Wikipedia-Artikel: «Homo- sexuelle Handlungen sind laut Strafgesetz-buch nach Abschnitt 21, Artikel 214 und 217, in Nigeria illegal. Eine Gefängnisstrafe ist im Höchstmaß bis zu 14 Jahren möglich.» Dieses Wissen sollte man von Beginn an im Kopf haben, wenn man den faszinierenden Roman des jungen nigerianischen Schrift-stellers Chukwuebuka Ibeh liest, der kürz-lich im S. Fischer Verlag erschienen ist. Dass es in den meisten afrikanischen Ländern um die Akzeptanz von Queers nicht gutsteht, war bereits in unserer Juni-Pride-Ausgabe zu lesen. Ibeh lässt uns die Fakten nun aber auf eine sehr viel persönlichere Weise erspüren, denn sein Protagonist, der junge Nigerianer Obiefuna, merkt in seiner Jugend bald, dass er anders ist als die Jungs in seinem Umfeld: Auf dem Fussballplatz wird er von allen ausgelacht, mitspielen ist sowieso nicht erlaubt und auch sein Bruder Ekebene schaut ihn abwertend an. Als dann der junge Aboy vom Land zur Ausbildung in Obiefunas Familie ein-zieht, wird nicht nur den beiden klar, was sie füreinander empnden. Leider be-kommt auch Anozie, Obiefunas strenger Vater, etwas von den Gefühlen mit, greift sofort durch und schickt seinen Sohn in ein weiter entferntes christliches Internat. Sei-ne Mutter, die von Anfang an ahnt, dass ihr Ältester schwul ist, ist entsetzt, aber hilos. Und obwohl Obiefuna weiss, wie es um sei-ne Sexualität steht und er auch diesbezüg-lich Erfahrungen sammeln kann, versucht er doch immer wieder, ein Leben zu führen, wie man es von ihm erwartet – was für ihn bedeutet, dass er sich verbiegen muss, und nicht glücklich sein darf.Das Glück erlebt er erst während des Studiums, aber leider ist es nur von kurzer Dauer, da die Regierung auf Drängen der starken (religiösen) konservativen Kräfte eine Verschärfung der Gesetzeslage für Ho-mosexuelle beschliesst – und zwar das Ge-setz, das auch heute noch gültig ist, egal wie sehr die Menschen überall auf der Welt für Gleichheit und Toleranz demonstrieren und wie sich sehr in West- und Mitteleuro-pa der Grundsatz der Vielfalt – zumindest oziell - durchgesetzt hat. Dass auch hier nicht alles zum Besten steht, ist uns klar, aber trotzdem kein Vergleich zu den Re-pressalien z. B. in Nigeria.Ibeh gelingt mit dem Einblick in eine für viele von uns ferne und fremde Welt ein ganz grosser literarischer Wurf. BUCHTIPPChukwuebuka Ibeh: Wünschen. S. Fischer Verlag 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-10-397598-7Es ist eine Sache ein Kind zu lieben, aber eine ganz andere ist es, ob sich dieses Kind auch geliebt fühlt.Mit Chukwuebuka Ibeh (* 2000) meldet sich eine der ganz jungen Stimmen Afrikas zu Wort und bietet den Leser*innen Beeindruckendes.«Das Leben bestehtaus Vielfalt»BuchtippSommerKULTURBUCHTIPPCRUISER SOMMER 2024
16VON BIRGIT KAWOHLWenn man bei Google «Nigeria lgbt *» eingibt, erscheint als Erstes folgender Ausschnitt aus dem da-zugehörigen Wikipedia-Artikel: «Homo- sexuelle Handlungen sind laut Strafgesetz-buch nach Abschnitt 21, Artikel 214 und 217, in Nigeria illegal. Eine Gefängnisstrafe ist im Höchstmaß bis zu 14 Jahren möglich.» Dieses Wissen sollte man von Beginn an im Kopf haben, wenn man den faszinierenden Roman des jungen nigerianischen Schrift-stellers Chukwuebuka Ibeh liest, der kürz-lich im S. Fischer Verlag erschienen ist. Dass es in den meisten afrikanischen Ländern um die Akzeptanz von Queers nicht gutsteht, war bereits in unserer Juni-Pride-Ausgabe zu lesen. Ibeh lässt uns die Fakten nun aber auf eine sehr viel persönlichere Weise erspüren, denn sein Protagonist, der junge Nigerianer Obiefuna, merkt in seiner Jugend bald, dass er anders ist als die Jungs in seinem Umfeld: Auf dem Fussballplatz wird er von allen ausgelacht, mitspielen ist sowieso nicht erlaubt und auch sein Bruder Ekebene schaut ihn abwertend an. Als dann der junge Aboy vom Land zur Ausbildung in Obiefunas Familie ein-zieht, wird nicht nur den beiden klar, was sie füreinander empnden. Leider be-kommt auch Anozie, Obiefunas strenger Vater, etwas von den Gefühlen mit, greift sofort durch und schickt seinen Sohn in ein weiter entferntes christliches Internat. Sei-ne Mutter, die von Anfang an ahnt, dass ihr Ältester schwul ist, ist entsetzt, aber hilos. Und obwohl Obiefuna weiss, wie es um sei-ne Sexualität steht und er auch diesbezüg-lich Erfahrungen sammeln kann, versucht er doch immer wieder, ein Leben zu führen, wie man es von ihm erwartet – was für ihn bedeutet, dass er sich verbiegen muss, und nicht glücklich sein darf.Das Glück erlebt er erst während des Studiums, aber leider ist es nur von kurzer Dauer, da die Regierung auf Drängen der starken (religiösen) konservativen Kräfte eine Verschärfung der Gesetzeslage für Ho-mosexuelle beschliesst – und zwar das Ge-setz, das auch heute noch gültig ist, egal wie sehr die Menschen überall auf der Welt für Gleichheit und Toleranz demonstrieren und wie sich sehr in West- und Mitteleuro-pa der Grundsatz der Vielfalt – zumindest oziell - durchgesetzt hat. Dass auch hier nicht alles zum Besten steht, ist uns klar, aber trotzdem kein Vergleich zu den Re-pressalien z. B. in Nigeria.Ibeh gelingt mit dem Einblick in eine für viele von uns ferne und fremde Welt ein ganz grosser literarischer Wurf. BUCHTIPPChukwuebuka Ibeh: Wünschen. S. Fischer Verlag 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-10-397598-7Es ist eine Sache ein Kind zu lieben, aber eine ganz andere ist es, ob sich dieses Kind auch geliebt fühlt.Mit Chukwuebuka Ibeh (* 2000) meldet sich eine der ganz jungen Stimmen Afrikas zu Wort und bietet den Leser*innen Beeindruckendes.«Das Leben bestehtaus Vielfalt»BuchtippSommerKULTURBUCHTIPPCRUISER SOMMER 2024
18 19CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024WISSENQUEERNESS IM TIERREICHWISSENQUEERNESS IM TIERREICHVON BIRGIT KAWOHL Stellenanzeigen sind seit Längerem immer geschlechtsneutral zu formu-lieren. Das heisst in der Praxis, eine Stelle muss wie folgt ausgeschrieben sein: Wir suchen eine Hilfe beim Bestücken von Warenkörben (m/w/d). Vielen ist das sicher-lich kaum aufgefallen, weil es sie nicht tan-giert, andere begrüssen diese Entwicklung, weil sie eventuell ein Schritt in die Richtung ist, dass das Geschlecht nicht in jedem Le-bensbereich von Belang ist und zudem Non-Binäre oder Geschlechteruide mitgemeint und ergo akzeptiert werden. Dann gibt es jedoch noch eine dritte Gruppe und einer solche Spezies «durfte» ich letztens im Tram begegnen. Übrigens nde ich persönlich ja den ÖV den idealen Ort, um die vielgeprie-sene «Stimme des Volkes» ungestört und ungeltert mitzuerleben. Die Unterhaltun-gen dort sind meist derart unverblümt, dass es einen entweder zum Lachen oder aber auch zum entsetzten Weinen, gepaart mit einem ungebremsten Willen zur Gewalt-ausübung bringt. Das aber nur nebenbei. Nun also: Dieses Mal ging die Begegnung ganz klar in Richtung Wut und Fremdschä-men, denn was die beiden jungen Herren (Edgar Cut, Trainerhose, weisse Sneaker) da so von sich gaben – und das noch sehr selbstbewusst und nicht etwa verschämt üsternd – liess mich kurz überlegen, ob es nicht mal an der Zeit wäre aufzustehen und in die Unterhaltung einzugreifen. Da die beiden Hirnkoryphäen allerdings am Cen-tral ausstiegen, wurde ich dieser Überle-gung entbunden. Aber worum ging es?Queerness im Tierreich?Es begann recht harmlos, man palaverte so über das vergangene Wochenende, irgend-welche Mädels (richtig, nicht Frauen, die haben wahrscheinlich bei den beiden auch subito die Flucht ergrien) und dann wurde es spannend, denn: Auf der Party am Wo-chenende gab es einen Schwulen, den man oenbar auch irgendwie kannte. Oh mein Gott! Sollte man da schon sagen «herzlichen Glückwunsch, auch ihr seid im 21. Jahrhun-dert angekommen»? Ich sagte nichts und staunte. Es stellte sich nämlich schnell her-aus, dieser Mann, war nicht nur schwul, sondern er war schwul-schwul, du ver-stehst? Ich nicht wirklich, was aber nichts machte, da die Aufklärung auf dem Fusse folgte: Er laufe total schwul, dann trage er auch immer «solche» Kleidung und über-haupt. Fazit: Das sei doch krank. Dass es sich hier klar um eine Krankheit handelte, liess sich schnell belegen, denn: Bei den Tie-ren gebe es ja schliesslich auch keine Homo-sexualität. Wenn ich an dieser Stelle nach-gefragt hätte, hätte man das Vorurteil sicherlich gerne und überzeugt um Trans-sexualität und das restliche queere Spekt-rum erweitert. Tiere machen so etwas ein-fach nicht. Punkt.Tja, meine Herren, so fragwürdig die Herangehensweise auch sein mag, dass man Verhältnisse aus dem Tierreich in Be-zug auf Sexualität und Geschlecht als Legi-timation für menschliches Verhalten nutzt, hier seid ihr in Bezug auf die Sachaussage jedenfalls ganz schön falsch (oder eher gar nicht) informiert, denn im Tierreich gibt es viel mehr Diversität, als ihr euch jemals werdet vorstellen können, wie mittlerweile von einigen biologischen Forschungsinsti-tuten dokumentiert werden konnte. Oder, wie der Evolutionsbiologe John B.S. Haldane bereits 1928 feststellte: «e universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.» Auch wenn Haldane queer wahrscheinlich im Sinne von merk-würdig verstanden hat, hat der Satz auch oder sogar ganz besonders für unser heuti-ges Verständnis von Queerness Gültigkeit.Äussere Faktoren entscheiden mitunter das GeschlechtWährend bei Säugetieren die genetische bzw. chromosomale Geschlechtsdetermi-nation gilt, nden wir beispielsweise bei Reptilien häug eine modikatorische Ge-schlechtsdetermination, was nichts ande-res heisst, als dass das Geschlecht von äu-sseren Faktoren, wie z. B. der Temperatur, bestimmt wird. Das ist ganz schön prak-tisch und macht die einzelne Art wider-stands- und anpassungsfähiger, vor allem aber auch macht es den Wechsel des Ge-schlechts möglich, weil eben nicht die Ge-netik etwas dauerhaft bestimmt hat. Daher lassen sich ohne Schwierigkei-ten Arten benennen, bei denen Inter- oder Transsexualität üblich ist. Dass der Regen-wurm dazugehört, wissen sicherlich die meisten, mit dem Clownsch («Findet Nemo!»), der Blumentopfschlange, Korallen oder den Landlungenschnecken sind schnell weitere gendervariable Arten ge-nannt. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ausformungen der Sexualität. Während manche Arten über einen gemischt be-stückten Genitalapparat verfügen, können andere gleichzeitig Spermien und Eizellen abgeben oder aber im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht verändern. Der Clownsch zum Beispiel ist zunächst geschlechtslos, dann männlich und schliesslich hat er die Möglichkeit, sich bei Bedarf in ein Weib-chen zu verwandeln. Dieser Bedarf wird im-mer dann vonnöten, wenn das Führungs-weibchen, das einer Gruppe von männlichen Fischen vorsteht, stirbt. Dann tritt ihr männlicher Stellvertreter die Nach-folge an und mutiert zum Weibchen. Das hätte übrigens Nemos Vater eigentlich ma-chen müssen, nachdem Nemo seine Mutter verloren hatte. Allerdings hätte sich daraus nicht so eine hübsch-rührende Geschichte spinnen lassen. Dieser mögliche und übli-che Geschlechterwechsel macht das Verlas-sen der Anemone, in der die Clownsch-paare leben, zur neuen Brautsuche unnötig, was wiederum dem Erhalten der Art dient.Geschlechterwechsel sind nicht seltenAuch die Arten des Geschlechterwechsels nutzen alle Möglichkeiten: So haben wir so-wohl den Wechsel vom Männchen zum Weibchen als auch umgekehrt den vom Weibchen zum Männchen und schliesslich auch solche Arten, die munter hin- und her-wechseln können. ➔Nicht nur beim Menschen gibt es diverse Lebens-, Liebes- und Geschlechts- formen. Das Tierreich ist dahingehend mindestens ebenso vielfältig.Wenn aus Mama Clownfisch ein Papa wirdBilder © Adobe StockDie Welt der Tiere unterm Regenbogen zeigt, dass viele Tiere eine homosexuelle Lebensweise haben: Vom majestätischen Löwen bis zum geselligen Pinguin und verspielten Delfin leben manche gleichgeschlechtlich. Diese Vielfalt der sexuellen Orientierungen ist in der Tierwelt weit verbreitet und zeigt, dass Homosexualität ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist.Clownfische kommen geschlechtslos auf die Welt, entwickeln sich dann zu Männchen, um dann bei Bedarf zum Weibchen zu werden.«The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.»
18 19CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024WISSENQUEERNESS IM TIERREICHWISSENQUEERNESS IM TIERREICHVON BIRGIT KAWOHL Stellenanzeigen sind seit Längerem immer geschlechtsneutral zu formu-lieren. Das heisst in der Praxis, eine Stelle muss wie folgt ausgeschrieben sein: Wir suchen eine Hilfe beim Bestücken von Warenkörben (m/w/d). Vielen ist das sicher-lich kaum aufgefallen, weil es sie nicht tan-giert, andere begrüssen diese Entwicklung, weil sie eventuell ein Schritt in die Richtung ist, dass das Geschlecht nicht in jedem Le-bensbereich von Belang ist und zudem Non-Binäre oder Geschlechteruide mitgemeint und ergo akzeptiert werden. Dann gibt es jedoch noch eine dritte Gruppe und einer solche Spezies «durfte» ich letztens im Tram begegnen. Übrigens nde ich persönlich ja den ÖV den idealen Ort, um die vielgeprie-sene «Stimme des Volkes» ungestört und ungeltert mitzuerleben. Die Unterhaltun-gen dort sind meist derart unverblümt, dass es einen entweder zum Lachen oder aber auch zum entsetzten Weinen, gepaart mit einem ungebremsten Willen zur Gewalt-ausübung bringt. Das aber nur nebenbei. Nun also: Dieses Mal ging die Begegnung ganz klar in Richtung Wut und Fremdschä-men, denn was die beiden jungen Herren (Edgar Cut, Trainerhose, weisse Sneaker) da so von sich gaben – und das noch sehr selbstbewusst und nicht etwa verschämt üsternd – liess mich kurz überlegen, ob es nicht mal an der Zeit wäre aufzustehen und in die Unterhaltung einzugreifen. Da die beiden Hirnkoryphäen allerdings am Cen-tral ausstiegen, wurde ich dieser Überle-gung entbunden. Aber worum ging es?Queerness im Tierreich?Es begann recht harmlos, man palaverte so über das vergangene Wochenende, irgend-welche Mädels (richtig, nicht Frauen, die haben wahrscheinlich bei den beiden auch subito die Flucht ergrien) und dann wurde es spannend, denn: Auf der Party am Wo-chenende gab es einen Schwulen, den man oenbar auch irgendwie kannte. Oh mein Gott! Sollte man da schon sagen «herzlichen Glückwunsch, auch ihr seid im 21. Jahrhun-dert angekommen»? Ich sagte nichts und staunte. Es stellte sich nämlich schnell her-aus, dieser Mann, war nicht nur schwul, sondern er war schwul-schwul, du ver-stehst? Ich nicht wirklich, was aber nichts machte, da die Aufklärung auf dem Fusse folgte: Er laufe total schwul, dann trage er auch immer «solche» Kleidung und über-haupt. Fazit: Das sei doch krank. Dass es sich hier klar um eine Krankheit handelte, liess sich schnell belegen, denn: Bei den Tie-ren gebe es ja schliesslich auch keine Homo-sexualität. Wenn ich an dieser Stelle nach-gefragt hätte, hätte man das Vorurteil sicherlich gerne und überzeugt um Trans-sexualität und das restliche queere Spekt-rum erweitert. Tiere machen so etwas ein-fach nicht. Punkt.Tja, meine Herren, so fragwürdig die Herangehensweise auch sein mag, dass man Verhältnisse aus dem Tierreich in Be-zug auf Sexualität und Geschlecht als Legi-timation für menschliches Verhalten nutzt, hier seid ihr in Bezug auf die Sachaussage jedenfalls ganz schön falsch (oder eher gar nicht) informiert, denn im Tierreich gibt es viel mehr Diversität, als ihr euch jemals werdet vorstellen können, wie mittlerweile von einigen biologischen Forschungsinsti-tuten dokumentiert werden konnte. Oder, wie der Evolutionsbiologe John B.S. Haldane bereits 1928 feststellte: «e universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.» Auch wenn Haldane queer wahrscheinlich im Sinne von merk-würdig verstanden hat, hat der Satz auch oder sogar ganz besonders für unser heuti-ges Verständnis von Queerness Gültigkeit.Äussere Faktoren entscheiden mitunter das GeschlechtWährend bei Säugetieren die genetische bzw. chromosomale Geschlechtsdetermi-nation gilt, nden wir beispielsweise bei Reptilien häug eine modikatorische Ge-schlechtsdetermination, was nichts ande-res heisst, als dass das Geschlecht von äu-sseren Faktoren, wie z. B. der Temperatur, bestimmt wird. Das ist ganz schön prak-tisch und macht die einzelne Art wider-stands- und anpassungsfähiger, vor allem aber auch macht es den Wechsel des Ge-schlechts möglich, weil eben nicht die Ge-netik etwas dauerhaft bestimmt hat. Daher lassen sich ohne Schwierigkei-ten Arten benennen, bei denen Inter- oder Transsexualität üblich ist. Dass der Regen-wurm dazugehört, wissen sicherlich die meisten, mit dem Clownsch («Findet Nemo!»), der Blumentopfschlange, Korallen oder den Landlungenschnecken sind schnell weitere gendervariable Arten ge-nannt. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ausformungen der Sexualität. Während manche Arten über einen gemischt be-stückten Genitalapparat verfügen, können andere gleichzeitig Spermien und Eizellen abgeben oder aber im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht verändern. Der Clownsch zum Beispiel ist zunächst geschlechtslos, dann männlich und schliesslich hat er die Möglichkeit, sich bei Bedarf in ein Weib-chen zu verwandeln. Dieser Bedarf wird im-mer dann vonnöten, wenn das Führungs-weibchen, das einer Gruppe von männlichen Fischen vorsteht, stirbt. Dann tritt ihr männlicher Stellvertreter die Nach-folge an und mutiert zum Weibchen. Das hätte übrigens Nemos Vater eigentlich ma-chen müssen, nachdem Nemo seine Mutter verloren hatte. Allerdings hätte sich daraus nicht so eine hübsch-rührende Geschichte spinnen lassen. Dieser mögliche und übli-che Geschlechterwechsel macht das Verlas-sen der Anemone, in der die Clownsch-paare leben, zur neuen Brautsuche unnötig, was wiederum dem Erhalten der Art dient.Geschlechterwechsel sind nicht seltenAuch die Arten des Geschlechterwechsels nutzen alle Möglichkeiten: So haben wir so-wohl den Wechsel vom Männchen zum Weibchen als auch umgekehrt den vom Weibchen zum Männchen und schliesslich auch solche Arten, die munter hin- und her-wechseln können. ➔Nicht nur beim Menschen gibt es diverse Lebens-, Liebes- und Geschlechts- formen. Das Tierreich ist dahingehend mindestens ebenso vielfältig.Wenn aus Mama Clownfisch ein Papa wirdBilder © Adobe StockDie Welt der Tiere unterm Regenbogen zeigt, dass viele Tiere eine homosexuelle Lebensweise haben: Vom majestätischen Löwen bis zum geselligen Pinguin und verspielten Delfin leben manche gleichgeschlechtlich. Diese Vielfalt der sexuellen Orientierungen ist in der Tierwelt weit verbreitet und zeigt, dass Homosexualität ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist.Clownfische kommen geschlechtslos auf die Welt, entwickeln sich dann zu Männchen, um dann bei Bedarf zum Weibchen zu werden.«The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.»
20 21CRUISER SOMMER 202420WISSENQUEERNESS IM TIERREICHWISSENQUEERNESS IM TIERREICHBilder © Adobe StockNeben Transsexualität oder auch, wie Bruce Bagemihl sie in seiner Untersuchung «Biological Exuberance, Animal Homosexu-ality an Natural Diversity» (1999) nannte, Transvestiten, also Tiere, die zur Imitation des anderen Geschlechts neigen, lassen sich im Tierreich auch einige Beispiele für Cross-Gender nden. Mehrere Arten, beispielswei-se die Tüpfelhyäne oder der Cassowary, ver-fügen über eine so genannten Penis-Klitoris, also eine zum Penis vergrösserte Klitoris. Andere Arten wiederum haben gar keine äu-sserlichen Geschlechtsmerkmale, sondern innenliegende Hoden (Delne und Wale). Tiere, bei denen eine Körperhälfte männlich und die andere weiblich ist, was bei Vögeln oder auch Schmetterlingen vor-kommt, haben ein exibles Chromosomen-muster, so zum Beispiel XXX oder XXY. Man sieht also, der Vielfalt scheint in Bezug auf Trans- und Intersexualität überhaupt keine Grenzen gesetzt und die Verbreitung er-streckt sich auf so viele Arten, dass man ver-wundert ist, wie wenig im Allgemeinen dar-über bekannt zu sein scheint. Für nahezu jede Tierart lassen sich Beispiele homosexuellen Verhaltens findenUnd wie sieht es nun in Bezug auf Homose-xualität im Tierreich aus? Wie oben bereits angedeutet, ist es nicht für alle Biolog*innen 100% in Ordnung, die für Menschen ge-schaenen Kategorien in Bezug auf Gender und Sex 1:1 auf Tiere zu übertragen. Die Be-denken sind leicht nachvollziehbar: Gelten für Tiere solche Aspekte wie erotische An-ziehung oder Liebe? Haben Tiere Flugzeuge im Bauch, wenn sie den auserwählten Part-ner treen? Unterscheiden Tiere überhaupt so etwas wie «allgemein übliche» bzw. «ab-weichende» Sexualität? Wenn man diese Aspekte einmal ausser Acht lässt und sich darauf verständigt, dass es beim Betrachten der Sexualität um die Verbindung verschie-dener Individuen geht und bei Homosexua-lität um sexuelle Aktivität unter Gleichge-schlechtlichen, hat man zumindest eine Grundlage, auf der man die Beobachtungen durchführen kann. Des Weiteren haben vie-le Biolog*innen das Kriterium der Analpe-netration als entscheidendes Merkmal hin-zugefügt. Dies ist nachvollziehbar, weil man hier ein gut sichtbares Verhalten doku-mentieren kann, auch wenn es für eine männerzentrierte Perspektive spricht, da man mit Analpenetration meist ein männli-ches Sexualverhalten assoziiert und somit lesbische Tierpaare erst einmal nicht das geforderte Kriterium erfüllen können. Neben diesen Kritikpunkten hat man die Schwierigkeit, dass die Erkenntnisse für das Tierreich häug Ergebnisse von Einzel-beobachtungen sind, die dann verallgemei-nert wurden. Dies war vor allem in früheren Jahren ein grösseres Problem, mittlerweile hat sich die Zahl der Beobachtungen we-sentlich erhöht, sodass für viele Arten die Resultate durchaus als gesichert gelten kön-nen. Und so kann man heute sagen, dass sich die Beobachtungen, die er Philosoph Aristoteles schon vor mehreren Tausend Jahren in Griechenland machte, als er männliche Hyänen beim Liebesspiel beob-achtete, durchaus kein Einzelfall sind. Im Gegenteil: Heute sind mehr als 1500 Arten bekannt, bei denen Homosexualität vor-kommt, so bei Pinguinen, Bisons und ver-schiedenen Menschenaenarten, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In der ange-hängten Box haben wir noch einige weitere Tierarten aufgelistet. Signikant oft ist ho-mosexuelles Verhalten übrigens bei Herden-tieren zu nden und für ca. 500 Arten gilt dabei die Dokumentation als überzeugend. Die Biolog*innen trafen auf solch erstaunli-che Verhaltensweisen wie bei Elefanten, die sich küssen und ihre Rüssel miteinander verschlingen. Nahezu menschlich, möchte man da sagen. Die beobachteten homose-xuellen Partnerschaften dauern teilweise mehrere Jahre an und sind damit oftmals stabiler als heterosexuelle. Sollte man das auch auf den Menschen übertragen kön-nen? Cui bono? – Wem nutzt es?Hinter der Beobachtung der Verhaltenswei-sen homosexueller Natur steht natürlich auch immer die Frage: Welchen Nutzen ha-ben diese Verhaltensweisen, dienen sie ja oensichtlich nicht der Fortpanzung und damit der direkten Arterhaltung. Anderer-seits kann man feststellen, dass der Faktor Arterhaltung durchaus eine gewichtige Rol-le spielt, wenn auch meistens nicht ganz so oensichtlich. Der norwegische Zoologe Peter Bøckman hat beispielsweise bei der Beobachtung im Bereich der Ornithologie die Entdeckung gemacht, dass Jungvögel, die von zwei Männchen grossgezogen wer-den, zehn Mal so grosse Überlebenschan-cen haben wie solche, die von einem hetero-sexuellen Paar aufgezogen werden. Auch wenn nicht genau herauszunden ist, war-um die Überlebenschancen so stark steigen – liegt es eventuell an der besseren oder ag-gressiveren Verteidigung der Nester? - dient diese gleichgeschlechtliche Elternschaft durchaus der Arterhaltung und macht so in der Natur absolut Sinn.Andererseits ist eine direkte Arterhal-tung durch Fortpanzung bei homosexuel-len Tierpaaren erst einmal nicht möglich. Daher lassen sich einige Paare ein paar «Tricks» einfallen. Hierzu gehört das schon länger bekannte Stehlen von Eiern aus frem-den Nestern, um diese dann ganz selbstver-ständlich auszubrüten und als eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Dies führte übri-gens im Zoo von Jerusalem zu einem ziemli-chen Eklat: Ein im Zoo wohnendes schwu-les Geierpaar, Dashik und Yehuda, baute gemeinsam ein Nest und brütete ein vom Wärter hineingelegtes künstliches Ei aus, das später durch einen Jungvogel ersetzt wurde. Dieser wurde dann von den beiden Gänsegeiern gemeinsam aufgezogen. Das Ganze sorgte für ziemliches Aufsehen, da dieses Verhalten ein paar orthodoxen Juden ein Dorn im Auge war, ist hier Homosexua-lität doch immer noch nicht toleriert. Für zumindest einen der Liebenden ging die ganze Sache letztendlich nicht so gut aus. Nachdem sich Yehuda ein paar Jahre später einem Geierweibchen zuwendete, verel Dashik in Depressionen und musste in ei-nen anderen Zoo gebracht werden. Sehr menschlich.Andere Paare im Tierreich bedienen sich einer Art «Samenspende», das heisst, die Weibchen lassen sich fremdbegatten und ziehen dann ihr Junges ohne den Spen-der auf. Auch bei Säugetieren lassen sich im-mer wieder homosexuelle Paare nden, die ihre Partnerschaft praktisch nutzen, so zum Beispiel bei Löwen, die in ihrer Herde eine männliche Doppelspitze bilden. So kann im Falle des Ablebens eines der Füh-rungstiere die Herde ohne Unterbrechung durch den zweiten Anführer weitergeführt werden und ist damit nicht leichter anzu-greifen. Ganz schön clever und allemal ar-terhaltend dieses Verhalten.Konfliktlösung durch und Spass am SexDer gleichgeschlechtliche Sex unter Tieren dient häuger zur Koniktlösung, unterle-gene Tiere bekunden damit auch ihre Loya-lität gegenüber einem Anführer. Aber es ist nicht nur so, dass der Sex im Tierreich seine alleinige Funktion in Bezug auf Machtde-monstration oder -erhalt hat. Wie einige Forscher*innen herausfanden, haben Tiere auch oensichtlichen Spass am Sex, paaren sich also ohne eine dahinterstehende Ab-sicht (ausser der Lusterfüllung). Die Vielfalt der Beispiele mag viele er-staunen, zeigt aber in beeindruckender Art und Weise einerseits, wie klug die Natur durchdacht ist, und andererseits, dass es vieles gibt, was man zunächst vielleicht nicht geahnt hat. Und mit Sicherheit kann man letztendlich mit einem Blick auf meine Mitfahrer im ÖV festhalten, dass Homose-xualität denitiv öfter als gedacht im Tier-reich vorkommt, was auch immer daraus für Schlüsse für homosexuelle Menschen zu ziehen sein mögen? Jungvögel, die von zwei Männchen grossgezogen werden, haben zehn Mal grössere Überlebenschancen als Tiere mit «Vater» und «Mutter». ANZEIGE30 TableenPrEP für 50 CHFIm Webshop oder direkt in der Apotheke!Seminarstr. 1 8057 Zürich 044 361 61 61www.swissprep.ch→HOMOSEXUELLES VERHALTENSchafe: Etwa 8-10% der männlichen Tiere zeigen homosexuelles Verhalten, was soziale Bindungen stärken und Spannungen in der Herde reduzieren kann.Pinguine: Diese gehen langfristige homosexu-elle Partnerschaften ein, die gegenseitige Un-terstützung bei der Aufzucht von Adoptivküken bieten.Bonobos: Häufige homosexuelle Aktivitäten fördern den sozialen Zusammenhalt und können Konflikte innerhalb der Gruppe mindern.Löwen: Homosexuelle Aktivitäten wie gegen-seitiges Lecken und Reiben stärken Allianzen und soziale Bindungen.Gänse und Enten: Gleichgeschlechtliche Paare helfen beim Brüten und der Verteidigung des Territoriums.Albatrosse: Weibliche Tiere bilden gleich- geschlechtliche Paare, die Eier ausbrüten und Junge aufziehen.Delfine: Verschiedene Arten zeigen homo- sexuelles Verhalten als Teil ihrer sozialen Inter-aktionen.Giraffen: Männliche Giraffen necken sich häufig intensivem als soziales und sexuelles Verhalten.Japanmakaken: Weibliche Makaken zeigen oft homosexuelles Verhalten zur Stärkung von Bindungen und als Spielverhalten.Koalas: Männliche Koalas zeigen ebenfalls homosexuelles Verhalten, das zur Festigung sozialer Hierarchien beitragen kann.Flamingos: Homosexuelle Flamingopaare beteiligen sich gemeinsam an der Aufzucht von Küken, was ihre Bindung stärkt.NONBINÄRES VERHALTENHyänen: Weibliche Tüpfelhyänen haben maskuline Genitalien, die bei der Aufzucht von Jungen Vorteile bieten können.Geschlechtswechselnde Fische: Arten wie Clownfisch und Papageienfisch können ihr Geschlecht wechseln, was evolutionäre Vorteile bietet.Zwergseepferdchen: Können sowohl männ- liche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane haben und beide Rollen in der Fortpflanzung übernehmen.Korallenfische: Haben die Fähigkeit, ihr Ge-schlecht zu ändern, was flexible Reaktionen auf soziale und ökologische Bedingungen ermög-licht.Schleimaale: Einige Schleimaalarten zeigen keine klaren Geschlechtsmerkmale und wählen ihre Geschlechterrollen je nach sozialen Bedin-gungen. «The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.»HOMOSEXUELLES UND NONBINÄRES VERHALTEN BEI TIEREN
20 21CRUISER SOMMER 202420WISSENQUEERNESS IM TIERREICHWISSENQUEERNESS IM TIERREICHBilder © Adobe StockNeben Transsexualität oder auch, wie Bruce Bagemihl sie in seiner Untersuchung «Biological Exuberance, Animal Homosexu-ality an Natural Diversity» (1999) nannte, Transvestiten, also Tiere, die zur Imitation des anderen Geschlechts neigen, lassen sich im Tierreich auch einige Beispiele für Cross-Gender nden. Mehrere Arten, beispielswei-se die Tüpfelhyäne oder der Cassowary, ver-fügen über eine so genannten Penis-Klitoris, also eine zum Penis vergrösserte Klitoris. Andere Arten wiederum haben gar keine äu-sserlichen Geschlechtsmerkmale, sondern innenliegende Hoden (Delne und Wale). Tiere, bei denen eine Körperhälfte männlich und die andere weiblich ist, was bei Vögeln oder auch Schmetterlingen vor-kommt, haben ein exibles Chromosomen-muster, so zum Beispiel XXX oder XXY. Man sieht also, der Vielfalt scheint in Bezug auf Trans- und Intersexualität überhaupt keine Grenzen gesetzt und die Verbreitung er-streckt sich auf so viele Arten, dass man ver-wundert ist, wie wenig im Allgemeinen dar-über bekannt zu sein scheint. Für nahezu jede Tierart lassen sich Beispiele homosexuellen Verhaltens findenUnd wie sieht es nun in Bezug auf Homose-xualität im Tierreich aus? Wie oben bereits angedeutet, ist es nicht für alle Biolog*innen 100% in Ordnung, die für Menschen ge-schaenen Kategorien in Bezug auf Gender und Sex 1:1 auf Tiere zu übertragen. Die Be-denken sind leicht nachvollziehbar: Gelten für Tiere solche Aspekte wie erotische An-ziehung oder Liebe? Haben Tiere Flugzeuge im Bauch, wenn sie den auserwählten Part-ner treen? Unterscheiden Tiere überhaupt so etwas wie «allgemein übliche» bzw. «ab-weichende» Sexualität? Wenn man diese Aspekte einmal ausser Acht lässt und sich darauf verständigt, dass es beim Betrachten der Sexualität um die Verbindung verschie-dener Individuen geht und bei Homosexua-lität um sexuelle Aktivität unter Gleichge-schlechtlichen, hat man zumindest eine Grundlage, auf der man die Beobachtungen durchführen kann. Des Weiteren haben vie-le Biolog*innen das Kriterium der Analpe-netration als entscheidendes Merkmal hin-zugefügt. Dies ist nachvollziehbar, weil man hier ein gut sichtbares Verhalten doku-mentieren kann, auch wenn es für eine männerzentrierte Perspektive spricht, da man mit Analpenetration meist ein männli-ches Sexualverhalten assoziiert und somit lesbische Tierpaare erst einmal nicht das geforderte Kriterium erfüllen können. Neben diesen Kritikpunkten hat man die Schwierigkeit, dass die Erkenntnisse für das Tierreich häug Ergebnisse von Einzel-beobachtungen sind, die dann verallgemei-nert wurden. Dies war vor allem in früheren Jahren ein grösseres Problem, mittlerweile hat sich die Zahl der Beobachtungen we-sentlich erhöht, sodass für viele Arten die Resultate durchaus als gesichert gelten kön-nen. Und so kann man heute sagen, dass sich die Beobachtungen, die er Philosoph Aristoteles schon vor mehreren Tausend Jahren in Griechenland machte, als er männliche Hyänen beim Liebesspiel beob-achtete, durchaus kein Einzelfall sind. Im Gegenteil: Heute sind mehr als 1500 Arten bekannt, bei denen Homosexualität vor-kommt, so bei Pinguinen, Bisons und ver-schiedenen Menschenaenarten, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In der ange-hängten Box haben wir noch einige weitere Tierarten aufgelistet. Signikant oft ist ho-mosexuelles Verhalten übrigens bei Herden-tieren zu nden und für ca. 500 Arten gilt dabei die Dokumentation als überzeugend. Die Biolog*innen trafen auf solch erstaunli-che Verhaltensweisen wie bei Elefanten, die sich küssen und ihre Rüssel miteinander verschlingen. Nahezu menschlich, möchte man da sagen. Die beobachteten homose-xuellen Partnerschaften dauern teilweise mehrere Jahre an und sind damit oftmals stabiler als heterosexuelle. Sollte man das auch auf den Menschen übertragen kön-nen? Cui bono? – Wem nutzt es?Hinter der Beobachtung der Verhaltenswei-sen homosexueller Natur steht natürlich auch immer die Frage: Welchen Nutzen ha-ben diese Verhaltensweisen, dienen sie ja oensichtlich nicht der Fortpanzung und damit der direkten Arterhaltung. Anderer-seits kann man feststellen, dass der Faktor Arterhaltung durchaus eine gewichtige Rol-le spielt, wenn auch meistens nicht ganz so oensichtlich. Der norwegische Zoologe Peter Bøckman hat beispielsweise bei der Beobachtung im Bereich der Ornithologie die Entdeckung gemacht, dass Jungvögel, die von zwei Männchen grossgezogen wer-den, zehn Mal so grosse Überlebenschan-cen haben wie solche, die von einem hetero-sexuellen Paar aufgezogen werden. Auch wenn nicht genau herauszunden ist, war-um die Überlebenschancen so stark steigen – liegt es eventuell an der besseren oder ag-gressiveren Verteidigung der Nester? - dient diese gleichgeschlechtliche Elternschaft durchaus der Arterhaltung und macht so in der Natur absolut Sinn.Andererseits ist eine direkte Arterhal-tung durch Fortpanzung bei homosexuel-len Tierpaaren erst einmal nicht möglich. Daher lassen sich einige Paare ein paar «Tricks» einfallen. Hierzu gehört das schon länger bekannte Stehlen von Eiern aus frem-den Nestern, um diese dann ganz selbstver-ständlich auszubrüten und als eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Dies führte übri-gens im Zoo von Jerusalem zu einem ziemli-chen Eklat: Ein im Zoo wohnendes schwu-les Geierpaar, Dashik und Yehuda, baute gemeinsam ein Nest und brütete ein vom Wärter hineingelegtes künstliches Ei aus, das später durch einen Jungvogel ersetzt wurde. Dieser wurde dann von den beiden Gänsegeiern gemeinsam aufgezogen. Das Ganze sorgte für ziemliches Aufsehen, da dieses Verhalten ein paar orthodoxen Juden ein Dorn im Auge war, ist hier Homosexua-lität doch immer noch nicht toleriert. Für zumindest einen der Liebenden ging die ganze Sache letztendlich nicht so gut aus. Nachdem sich Yehuda ein paar Jahre später einem Geierweibchen zuwendete, verel Dashik in Depressionen und musste in ei-nen anderen Zoo gebracht werden. Sehr menschlich.Andere Paare im Tierreich bedienen sich einer Art «Samenspende», das heisst, die Weibchen lassen sich fremdbegatten und ziehen dann ihr Junges ohne den Spen-der auf. Auch bei Säugetieren lassen sich im-mer wieder homosexuelle Paare nden, die ihre Partnerschaft praktisch nutzen, so zum Beispiel bei Löwen, die in ihrer Herde eine männliche Doppelspitze bilden. So kann im Falle des Ablebens eines der Füh-rungstiere die Herde ohne Unterbrechung durch den zweiten Anführer weitergeführt werden und ist damit nicht leichter anzu-greifen. Ganz schön clever und allemal ar-terhaltend dieses Verhalten.Konfliktlösung durch und Spass am SexDer gleichgeschlechtliche Sex unter Tieren dient häuger zur Koniktlösung, unterle-gene Tiere bekunden damit auch ihre Loya-lität gegenüber einem Anführer. Aber es ist nicht nur so, dass der Sex im Tierreich seine alleinige Funktion in Bezug auf Machtde-monstration oder -erhalt hat. Wie einige Forscher*innen herausfanden, haben Tiere auch oensichtlichen Spass am Sex, paaren sich also ohne eine dahinterstehende Ab-sicht (ausser der Lusterfüllung). Die Vielfalt der Beispiele mag viele er-staunen, zeigt aber in beeindruckender Art und Weise einerseits, wie klug die Natur durchdacht ist, und andererseits, dass es vieles gibt, was man zunächst vielleicht nicht geahnt hat. Und mit Sicherheit kann man letztendlich mit einem Blick auf meine Mitfahrer im ÖV festhalten, dass Homose-xualität denitiv öfter als gedacht im Tier-reich vorkommt, was auch immer daraus für Schlüsse für homosexuelle Menschen zu ziehen sein mögen? Jungvögel, die von zwei Männchen grossgezogen werden, haben zehn Mal grössere Überlebenschancen als Tiere mit «Vater» und «Mutter». ANZEIGE30 TableenPrEP für 50 CHFIm Webshop oder direkt in der Apotheke!Seminarstr. 1 8057 Zürich 044 361 61 61www.swissprep.ch→HOMOSEXUELLES VERHALTENSchafe: Etwa 8-10% der männlichen Tiere zeigen homosexuelles Verhalten, was soziale Bindungen stärken und Spannungen in der Herde reduzieren kann.Pinguine: Diese gehen langfristige homosexu-elle Partnerschaften ein, die gegenseitige Un-terstützung bei der Aufzucht von Adoptivküken bieten.Bonobos: Häufige homosexuelle Aktivitäten fördern den sozialen Zusammenhalt und können Konflikte innerhalb der Gruppe mindern.Löwen: Homosexuelle Aktivitäten wie gegen-seitiges Lecken und Reiben stärken Allianzen und soziale Bindungen.Gänse und Enten: Gleichgeschlechtliche Paare helfen beim Brüten und der Verteidigung des Territoriums.Albatrosse: Weibliche Tiere bilden gleich- geschlechtliche Paare, die Eier ausbrüten und Junge aufziehen.Delfine: Verschiedene Arten zeigen homo- sexuelles Verhalten als Teil ihrer sozialen Inter-aktionen.Giraffen: Männliche Giraffen necken sich häufig intensivem als soziales und sexuelles Verhalten.Japanmakaken: Weibliche Makaken zeigen oft homosexuelles Verhalten zur Stärkung von Bindungen und als Spielverhalten.Koalas: Männliche Koalas zeigen ebenfalls homosexuelles Verhalten, das zur Festigung sozialer Hierarchien beitragen kann.Flamingos: Homosexuelle Flamingopaare beteiligen sich gemeinsam an der Aufzucht von Küken, was ihre Bindung stärkt.NONBINÄRES VERHALTENHyänen: Weibliche Tüpfelhyänen haben maskuline Genitalien, die bei der Aufzucht von Jungen Vorteile bieten können.Geschlechtswechselnde Fische: Arten wie Clownfisch und Papageienfisch können ihr Geschlecht wechseln, was evolutionäre Vorteile bietet.Zwergseepferdchen: Können sowohl männ- liche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane haben und beide Rollen in der Fortpflanzung übernehmen.Korallenfische: Haben die Fähigkeit, ihr Ge-schlecht zu ändern, was flexible Reaktionen auf soziale und ökologische Bedingungen ermög-licht.Schleimaale: Einige Schleimaalarten zeigen keine klaren Geschlechtsmerkmale und wählen ihre Geschlechterrollen je nach sozialen Bedin-gungen. «The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose.»HOMOSEXUELLES UND NONBINÄRES VERHALTEN BEI TIEREN
22 23CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024KULTURKUNSTMUSEUM LUZERNKULTURKUNSTMUSEUM LUZERNBilder © Studio Rondinone, Stefan AltenburgerUgo Rondinone, ein bedeutender Künstler der internationalen Kunstszene,bleibt trotz seines Lebens in New York seinen Schweizer Wurzeln treu.Ugo Rondinone: Ein Leben im Zeichen der KunstVON HAYMO EMPLDie Ausstellung «Cry Me a River» im Kunstmuseum Luzern ist eine präch-tige und umfassende Retrospektive, die eine opulente Auswahl von Werken aus den letzten drei Jahrzehnten präsentiert. Besonders hervorzuheben sind die jüngst fertiggestellten, in strahlenden Blautönen gehaltenen Ansichten des majestätischen Vierwaldstättersees. Doch diese visuellen Meisterwerke sind nur ein Bruchteil des Spektakels: Schneeocken wirbeln sanft durch die Luft, die Sonne taucht glühend am Horizont unter, und ein drohendes Ge-witter zieht auf. Rondinone verführt das Pu-blikum mit seinen raumfüllenden Installa-tionen, tief in die mystische Welt seiner Kunst und der ungezähmten Elemente ein-zutauchen. Im Zentrum seines Schaens steht die überwältigende Schönheit der Landschaft und die unbändige Kraft der Natur, die seine Werke durchdringt.Der Titel «Cry Me a River» ist eine Hom-mage an den gleichnamigen Song, der von Musiklegenden wie Ella Fitzgerald bis Justin Timberlake interpretiert wurde. Rondinone bezieht sich dabei konkret auf die Reuss, die sich anmutig vor dem Kunstmuseum Luzern aus dem Vierwaldstättersee windet. In der Ausstellung lassen sich zauberhafte Paralle-len zwischen den Kunstwerken und der un-mittelbaren Umgebung entdecken. Der Künstler inszeniert seine kulturelle Her-kunft mit liebevoller Heiterkeit und einer tie-fen Wertschätzung für die Materie. Seine Af-nität zu traditionellen Materialien wie Bronze, Keramik und Stein reektiert die le-gendäre «Innerschweizer Innerlichkeit». Mit seinen «stone gures» führt Ugo Rondinone die uralte Tradition der Wegweiser im Gebir-ge fort. Diese übergrossen Steinmännchen wachen wie stille Wächter über das Publi-kum und irritieren durch ihre ungewöhnli-chen Dimensionen, was eine neue, erfri-schende Perspektive ermöglicht. Das Spiel mit Grössenverhältnissen ist ein wiederkeh-rendes Element in Rondinones Oeuvre. So besteht «primal» beispielsweise aus 59 in Bronze gegossenen Miniaturpferden, die bei genauer Betrachtung die Fingerabdrücke des Künstlers tragen. Diese Spuren machen seine bildhauerische Arbeit deutlich erkenn-bar und lassen die Pferde wie prähistorische Glücksbringer erscheinen.Der Weg nach New YorkUgo Rondinone, geboren 1964 in Brunnen im Kanton Schwyz, verbrachte seine Kind-heit und Jugend in dieser malerischen Um-gebung, die sein künstlerisches Schaen nachhaltig prägte. Die beeindruckende Na-turkulisse der Region, insbesondere der Vierwaldstättersee und die majestätisch- ➔ Im Zentrum seines Schaffens steht die überwältigende Schön-heit der Landschaft und die unbändige Kraft der Natur, die seine Werke durchdringt.Ugo Rondinone «thank you silence», 2005 Holz, Papier, Metallgitter, Motorik, Holzbox mit Schnee, 30 × 200 × 40 cm.Werke von Ugo Rondinone. Links: sechstermaizweitausendundvierundzwanzig, 2024 Wasserfarbe auf Leinwand. Rechts: Ausstellungsansicht «becoming soil», Carré D'Art, Nimes, 2016.
22 23CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024KULTURKUNSTMUSEUM LUZERNKULTURKUNSTMUSEUM LUZERNBilder © Studio Rondinone, Stefan AltenburgerUgo Rondinone, ein bedeutender Künstler der internationalen Kunstszene,bleibt trotz seines Lebens in New York seinen Schweizer Wurzeln treu.Ugo Rondinone: Ein Leben im Zeichen der KunstVON HAYMO EMPLDie Ausstellung «Cry Me a River» im Kunstmuseum Luzern ist eine präch-tige und umfassende Retrospektive, die eine opulente Auswahl von Werken aus den letzten drei Jahrzehnten präsentiert. Besonders hervorzuheben sind die jüngst fertiggestellten, in strahlenden Blautönen gehaltenen Ansichten des majestätischen Vierwaldstättersees. Doch diese visuellen Meisterwerke sind nur ein Bruchteil des Spektakels: Schneeocken wirbeln sanft durch die Luft, die Sonne taucht glühend am Horizont unter, und ein drohendes Ge-witter zieht auf. Rondinone verführt das Pu-blikum mit seinen raumfüllenden Installa-tionen, tief in die mystische Welt seiner Kunst und der ungezähmten Elemente ein-zutauchen. Im Zentrum seines Schaens steht die überwältigende Schönheit der Landschaft und die unbändige Kraft der Natur, die seine Werke durchdringt.Der Titel «Cry Me a River» ist eine Hom-mage an den gleichnamigen Song, der von Musiklegenden wie Ella Fitzgerald bis Justin Timberlake interpretiert wurde. Rondinone bezieht sich dabei konkret auf die Reuss, die sich anmutig vor dem Kunstmuseum Luzern aus dem Vierwaldstättersee windet. In der Ausstellung lassen sich zauberhafte Paralle-len zwischen den Kunstwerken und der un-mittelbaren Umgebung entdecken. Der Künstler inszeniert seine kulturelle Her-kunft mit liebevoller Heiterkeit und einer tie-fen Wertschätzung für die Materie. Seine Af-nität zu traditionellen Materialien wie Bronze, Keramik und Stein reektiert die le-gendäre «Innerschweizer Innerlichkeit». Mit seinen «stone gures» führt Ugo Rondinone die uralte Tradition der Wegweiser im Gebir-ge fort. Diese übergrossen Steinmännchen wachen wie stille Wächter über das Publi-kum und irritieren durch ihre ungewöhnli-chen Dimensionen, was eine neue, erfri-schende Perspektive ermöglicht. Das Spiel mit Grössenverhältnissen ist ein wiederkeh-rendes Element in Rondinones Oeuvre. So besteht «primal» beispielsweise aus 59 in Bronze gegossenen Miniaturpferden, die bei genauer Betrachtung die Fingerabdrücke des Künstlers tragen. Diese Spuren machen seine bildhauerische Arbeit deutlich erkenn-bar und lassen die Pferde wie prähistorische Glücksbringer erscheinen.Der Weg nach New YorkUgo Rondinone, geboren 1964 in Brunnen im Kanton Schwyz, verbrachte seine Kind-heit und Jugend in dieser malerischen Um-gebung, die sein künstlerisches Schaen nachhaltig prägte. Die beeindruckende Na-turkulisse der Region, insbesondere der Vierwaldstättersee und die majestätisch- ➔ Im Zentrum seines Schaffens steht die überwältigende Schön-heit der Landschaft und die unbändige Kraft der Natur, die seine Werke durchdringt.Ugo Rondinone «thank you silence», 2005 Holz, Papier, Metallgitter, Motorik, Holzbox mit Schnee, 30 × 200 × 40 cm.Werke von Ugo Rondinone. Links: sechstermaizweitausendundvierundzwanzig, 2024 Wasserfarbe auf Leinwand. Rechts: Ausstellungsansicht «becoming soil», Carré D'Art, Nimes, 2016.
25CRUISER SOMMER 2024SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR24CRUISER SOMMER 2024KULTURKUNSTMUSEUM LUZERNVON ALAIN SORELGero von Sontau ist seit 1517 Schreiber im Dienste von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen. Still geht er seiner Arbeit nach, dem Ausfertigen von Do-kumenten und Erlassen. Er ist unauällig, aber er hat ein Geheimnis. Er fühlt sich zu einem jungen Soldaten aus der Leibgarde des Kurfürsten hingezogen, von dem nur der Vorname überliefert ist: Dankwart. Seine Liebe hält Gero unter Verschluss, er ringt schwer mit sich, hält sich für sündig und ver-worfen. Aber dennoch sieht er beglückt, wie der andere seine Blicke erwidert.Das 16. Jahrhundert ist geprägt von en-gen Moralbegrien, die von der Kirche nach aussen hin strikt vertreten werden. Eine Mann-Mann-Beziehung ist undenkbar. Das Verhalten der Kardinäle, Priester und Mön-che «kirchenintern» steht auf einem ande-ren Blatt. Gefangener Gast mit mächtigen FeindenRund um Gero ist die Welt in hellem Auf-ruhr. Schuld daran ist ein Mann, den Dank-wart und andere Soldaten 1521 entführt und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht ha-ben – nicht, um ihn zu quälen oder zu Tode zu bringen, sondern zu seinem Schutz. Denn der Mann hat eine Bewegung losge-treten, die in die Reformation mündete. Kurfürst Friedrich der Weise sympathisiert mit ihr und will nicht, dass ihrem Gründer etwas geschieht: Martin Luther (1483 bis 1546). Luther hatte sich mit seinen kirchli-chen Reformbestrebungen den Papst und den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zum Feind gemacht und war nirgends mehr sicher. ➔Schwuler Schreiber und prominentes Entführungsopfer1517 führte die Reformation zu einem bedeutenden Umsturz, der Schwulen jedoch keine Befreiung brachte, da Luther Homosexualität ablehnte. Bild © Adobe StockANZEIGEcruiserbraucht dich!Abonniere uns!Meine Cruiser-Bestellung Jahresabo, Selbstkostenpreis: CHF 68.– Gönner*innen Jahresabo: CHF 250.–Einsenden an: Cruiser, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.ch/aboDAS MAGAZIN FÜR DIE QUEERE LEBENSART10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 68. Der Cruiser kommt in neutralem Umschlag direkt in deinen Briefkasten. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/aboVorname | NameStrasse | Nr.PLZ | Ort E-MailUnterschriften Berge, spiegeln sich vor allem in seinen frühen Werken wider. Zu Beginn der 1990er-Jahre zog Rondinone nach New York, um sei-ne Karriere in der pulsierenden Kunstszene der Metropole voranzutreiben. Die Stadt bot ihm neue Einüsse und ungeahnte Möglich-keiten, doch die Zentralschweiz blieb ein konstanter Bezugspunkt in seinem Werk. Viele seiner Installationen und Gemälde thematisieren die Natur und Landschaften, die er in seiner Heimat so sehr schätzt und liebt. Seine Arbeiten sind eine tief empfun-dene Hommage an die Ursprünglichkeit und Schönheit der Schweizer Natur.Privat ist Rondinone ein eher zurück-haltender Mensch, bekannt ist jedoch seine Leidenschaft für Gärten und die Natur, was sich auch in seiner Kunst erkennen lässt. In New York lebte er mit seinem Ehemann bis zu dessen Tod 2019 in New York. Seit 2020 wohnt er in Paris mit seinem neuen Le-benspartner, dem Pianisten Luciano Chessa. Obwohl Rondinone in der Öentlichkeit zu-rückhaltend mit seiner sexuellen Orientie-rung umgeht, ist seine Homosexualität ein integraler Bestandteil seiner Identität und seines künstlerischen Ausdrucks. Diese per-sönliche Dimension verleiht seiner Kunst emotionale Tiefe und Intimität. Freunde be-schreiben ihn als nachdenklichen und tief-sinnigen Menschen, der trotz seines inter-nationalen Erfolgs bodenständig geblieben sei. Seine Schweizer Herkunft und die damit verbundene Kultur prägen ihn als Künstler, der sowohl die Einfachheit als auch die Komplexität des Lebens in seinen Werken zum Ausdruck bringt.Kunst als Brücke zur NaturUgo Rondinone gilt als einer der bedeutends-ten zeitgenössischen Schweizer Künstler. Seine Werke sind nicht nur visuell beeindru-ckend, sondern auch emotional berührend. Er erhielt zahlreiche Kunstpreise und vertrat die Schweiz im Jahr 2007 bei der 52. Biennale in Venedig. «Cry Me a River» vereint das um-fangreiche und vielfältige Schaen Rondino-nes der letzten 30 Jahre. Für diese Ausstel-lung schuf er auch zwei neue Gemälde, die den Blick auf den Vierwaldstättersee bei Tag und bei Nacht einfangen. Zur Ausstellung er-scheint eine 16-teilige Edition mit dem Titel «luzern landscape» sowie die Publikation «Ugo Rondinone. Cry Me a River» in Koope-ration mit Hatje Cantz. AUSSTELLUNGSTERMINEDie Ausstellung Ugo Rondinone. Cry Me a River findet vom 6. Juli bis zum 20. Oktober 2024 im Kunstmuseum Luzern statt.Diese Retrospektive bietet eine einmalige Gele-genheit, tief in das Schaffen eines der bedeu-tendsten Künstler unserer Zeit einzutauchen und die Entwicklung seiner Kunstwerke über die letzten drei Jahrzehnte zu erleben.www.kunstmuseumluzern.chLuther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms zum Anlass, um die Liebe zwischen Männern zu verurteilen.
25CRUISER SOMMER 2024SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR24CRUISER SOMMER 2024KULTURKUNSTMUSEUM LUZERNVON ALAIN SORELGero von Sontau ist seit 1517 Schreiber im Dienste von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen. Still geht er seiner Arbeit nach, dem Ausfertigen von Do-kumenten und Erlassen. Er ist unauällig, aber er hat ein Geheimnis. Er fühlt sich zu einem jungen Soldaten aus der Leibgarde des Kurfürsten hingezogen, von dem nur der Vorname überliefert ist: Dankwart. Seine Liebe hält Gero unter Verschluss, er ringt schwer mit sich, hält sich für sündig und ver-worfen. Aber dennoch sieht er beglückt, wie der andere seine Blicke erwidert.Das 16. Jahrhundert ist geprägt von en-gen Moralbegrien, die von der Kirche nach aussen hin strikt vertreten werden. Eine Mann-Mann-Beziehung ist undenkbar. Das Verhalten der Kardinäle, Priester und Mön-che «kirchenintern» steht auf einem ande-ren Blatt. Gefangener Gast mit mächtigen FeindenRund um Gero ist die Welt in hellem Auf-ruhr. Schuld daran ist ein Mann, den Dank-wart und andere Soldaten 1521 entführt und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht ha-ben – nicht, um ihn zu quälen oder zu Tode zu bringen, sondern zu seinem Schutz. Denn der Mann hat eine Bewegung losge-treten, die in die Reformation mündete. Kurfürst Friedrich der Weise sympathisiert mit ihr und will nicht, dass ihrem Gründer etwas geschieht: Martin Luther (1483 bis 1546). Luther hatte sich mit seinen kirchli-chen Reformbestrebungen den Papst und den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zum Feind gemacht und war nirgends mehr sicher. ➔Schwuler Schreiber und prominentes Entführungsopfer1517 führte die Reformation zu einem bedeutenden Umsturz, der Schwulen jedoch keine Befreiung brachte, da Luther Homosexualität ablehnte. Bild © Adobe StockANZEIGEcruiserbraucht dich!Abonniere uns!Meine Cruiser-Bestellung Jahresabo, Selbstkostenpreis: CHF 68.– Gönner*innen Jahresabo: CHF 250.–Einsenden an: Cruiser, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.ch/aboDAS MAGAZIN FÜR DIE QUEERE LEBENSART10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 68. Der Cruiser kommt in neutralem Umschlag direkt in deinen Briefkasten. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/aboVorname | NameStrasse | Nr.PLZ | Ort E-MailUnterschriften Berge, spiegeln sich vor allem in seinen frühen Werken wider. Zu Beginn der 1990er-Jahre zog Rondinone nach New York, um sei-ne Karriere in der pulsierenden Kunstszene der Metropole voranzutreiben. Die Stadt bot ihm neue Einüsse und ungeahnte Möglich-keiten, doch die Zentralschweiz blieb ein konstanter Bezugspunkt in seinem Werk. Viele seiner Installationen und Gemälde thematisieren die Natur und Landschaften, die er in seiner Heimat so sehr schätzt und liebt. Seine Arbeiten sind eine tief empfun-dene Hommage an die Ursprünglichkeit und Schönheit der Schweizer Natur.Privat ist Rondinone ein eher zurück-haltender Mensch, bekannt ist jedoch seine Leidenschaft für Gärten und die Natur, was sich auch in seiner Kunst erkennen lässt. In New York lebte er mit seinem Ehemann bis zu dessen Tod 2019 in New York. Seit 2020 wohnt er in Paris mit seinem neuen Le-benspartner, dem Pianisten Luciano Chessa. Obwohl Rondinone in der Öentlichkeit zu-rückhaltend mit seiner sexuellen Orientie-rung umgeht, ist seine Homosexualität ein integraler Bestandteil seiner Identität und seines künstlerischen Ausdrucks. Diese per-sönliche Dimension verleiht seiner Kunst emotionale Tiefe und Intimität. Freunde be-schreiben ihn als nachdenklichen und tief-sinnigen Menschen, der trotz seines inter-nationalen Erfolgs bodenständig geblieben sei. Seine Schweizer Herkunft und die damit verbundene Kultur prägen ihn als Künstler, der sowohl die Einfachheit als auch die Komplexität des Lebens in seinen Werken zum Ausdruck bringt.Kunst als Brücke zur NaturUgo Rondinone gilt als einer der bedeutends-ten zeitgenössischen Schweizer Künstler. Seine Werke sind nicht nur visuell beeindru-ckend, sondern auch emotional berührend. Er erhielt zahlreiche Kunstpreise und vertrat die Schweiz im Jahr 2007 bei der 52. Biennale in Venedig. «Cry Me a River» vereint das um-fangreiche und vielfältige Schaen Rondino-nes der letzten 30 Jahre. Für diese Ausstel-lung schuf er auch zwei neue Gemälde, die den Blick auf den Vierwaldstättersee bei Tag und bei Nacht einfangen. Zur Ausstellung er-scheint eine 16-teilige Edition mit dem Titel «luzern landscape» sowie die Publikation «Ugo Rondinone. Cry Me a River» in Koope-ration mit Hatje Cantz. AUSSTELLUNGSTERMINEDie Ausstellung Ugo Rondinone. Cry Me a River findet vom 6. Juli bis zum 20. Oktober 2024 im Kunstmuseum Luzern statt.Diese Retrospektive bietet eine einmalige Gele-genheit, tief in das Schaffen eines der bedeu-tendsten Künstler unserer Zeit einzutauchen und die Entwicklung seiner Kunstwerke über die letzten drei Jahrzehnte zu erleben.www.kunstmuseumluzern.chLuther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms zum Anlass, um die Liebe zwischen Männern zu verurteilen.
27CRUISER SOMMER 202426CRUISER SOMMER 2024SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURBilder © links: fotalia / rechts: Thunerseespiele2017 wird mit vielen Veranstaltungen, Publikationen und Vorträgen 500 Jahre Re-formation gefeiert. Als deren Geburtsstun-de gilt der 31. Oktober 1517. An diesem Tag soll Luther, ein Augustinermönch und Priester, 95 esen an die Tür der Schloss-kirche von Wittenberg genagelt haben. Er wollte mit seinen esen eine Fach-diskussion anstossen über eine Rückbesin-nung auf das Spirituelle des Christentums, getreu der Lehre des Religionsstifters Jesus Christus. Ziel war die Erneuerung der alten Kirche, nicht die Gründung einer neuen Konfession. Es kam bekanntlich anders; die Geschichte schreibt ihre eigenen Gesetze.Weg mit der Angst vor der schwulen SündeGero von Sontau vernimmt wohl die Postu-late von Luthers Reformation: Der Mensch soll nicht länger leiden unter einer ersti-ckenden, von der Kirche genährten Angst, durch und durch sündig zu sein und in der Hölle zu landen. Soll nicht ständig das Ge-fühl haben müssen, Gott sei so unglaublich fern und allenfalls über Priester und Heilige zu erreichen. Jetzt ist da einer, der sagt: Der Mensch ist von seinem Schöpfer als sein Geschöpf gerechtfertigt, der Mensch ist angenommen durch seinen Glauben an Gott und hat einen direkten Zugang zu diesem Gott. Aber trit das auch auf ihn, Gero, und Dankwart zu? Auf Männer, die sich zu Männern hingezo-gen fühlen? Sind auch sie angenommen oder bleiben sie ausgegrenzt wie bisher?Luther selbst hatte durch einen unge-heuren inneren Befreiungsakt eine ihn läh-mende Angst, ein von Gott verworfener Sünder zu sein, überwunden, was ihm er-laubte, die eologie in eorie und Praxis zu reformieren. Er war nicht schwul, befrei-te sich aber dennoch auch sexuell. Er, der einst das Mönchsgelübde abgelegt und die Priesterweihe erhalten hatte, heiratete die Nonne Katharina von Bora und hatte mit ihr sechs Kinder. Aber auf Homosexuelle zuge-hen, konnten er und die Reformation nicht. Teilhabe an der Erlösung gestand er ihnen nicht zu.Männliche Engel, bedroht in SodomLuther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms im Alten Testament zum Anlass, um ganz generell die Liebe zwischen Män-nern zu verurteilen. Die Einwohner dieser Stadt wollten zwei als Männer auftretende Engel, deren wahre Natur sie nicht erkann-ten, vergewaltigen. Die beiden himmli-schen Boten waren beim rechtschaenen Lot eingekehrt, um die Lage vor Ort zu er-kunden, denn Gottes Zorn auf Sodom und Gomorra, für ihn Brutstätten des Lasters, war gewaltig. Schliesslich vernichtete er sie mit Schwefel und Feuer. Zügellosigkeit und Perversion kommen da für den deutschen Reformator zum Vorschein; ein probates Mittel gegen homosexuelle Akte ist für ihn die Ehe, wie er in seinem Traktat vom eheli-chen Leben schreibt. Eine feindliche, verständnislose Um-gebung macht Schwulen immer wieder das Leben schwer. Im Spätmittelalter erging es ihnen nicht besser als Frauen, die der Hexe-rei angeklagt waren. Homosexuelle wurden hingerichtet und es durfte darüber nicht einmal gesprochen werden. Die dann ur-plötzlich doch einsetzende öentliche Ver-dammung war nach Auassung von Helmut Pu, Kulturhistoriker und Germanist, be-rechnend, verfolgte eine ganz klare Absicht von Luther und anderen Reformatoren: Deutsche und Schweizer sollten Homose-xualität mit der katholischen Kirche, mit ihrem Hauptsitz, dem «verdorbenen, leicht-lebigen» Italien, und dem Klerus mit seinen Lustknaben assoziieren. Damit sollte eine einheitliche Abwehrhaltung der neuen Be-wegung gegen diese «Einüsse» erreicht werden. Geros und Dankwarts Spuren verlieren sich im Fluss der Zeit. Aber vielleicht haben sie für sich ja eine Freiheit gefunden, die über jene Luthers hinauswies. Denkmal Martin Luthers auf dem Marktplatz von Eisleben, dem Geburtsort des Reformators.Auf Homosexuelle zugehen konnte Luther nicht.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse. Diese Folge befasst sich mit einem Freundespaar aus der Bibel – unzer-trennlich, bis der Tod es schied.Mary Poppins am Thunersee: Die bekannte Figur bringt die Magie und den Charme der Geschichte in die idyllische Landschaft am See.«Mary Poppins», das international erfolgreiche Musical wird von den Thunersee-spielen – als erster Veranstalterin der Schweiz in neuem Gewand präsentiert.Mary Poppins verzaubert vor Eiger, Mönch und JungfrauO liver Burger, Mitinhaber der unerseespiele, freut sich: «Wir sind stolz, unserem Publikum dieses fantastische Musical in einer Neuinszenierung zeigen zu dürfen. ‹Mary Poppins› ist eine Geschichte für Jung und Alt, eine unterhaltsame, temporeiche Show mit eindrücklichen Ohrwürmern. Das iegende Kindermäd-chen passt wunderbar auf unsere Seebühne und in die malerische Kulisse am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau.» Über zwölf Milli-onen Menschen weltweit haben «Mary Poppins» auf der Musical-bühne gesehen. Das Stück wurde in neun Sprachen übersetzt, er-hielt über 30 internationale Auszeichnungen und ist diesen Sommer nun auch in un zu sehen.Das berühmteste Kindermädchen der WeltDas Musical «Mary Poppins» erzählt die Geschichte der Familie Banks. Deren Kinder Jane und Michael tanzen ihrem Kindermäd-chen auf der Nase herum. Die Eltern entscheiden: Sie brauchen dringend eine neue Betreuerin. Doch das Ehepaar Banks hat klare Vorstellungen davon, wie die Nanny sein soll. Keine der Bewerbe-rinnen hat die nötige Strenge. Mit der Anstellung von Mary Pop-pins kommt neuer Wind ins Haus. Humorvoll und einfühlsam ge-staltet die junge Frau den Alltag mit Jane und Michael. Sie nimmt sie mit auf zahlreiche magische Abenteuer und Traumreisen. Da-bei verändert sich nicht nur das Wesen der Kinder, sondern die Dy-namik der ganzen Familie. Als Bühne dient Marys berühmter Regenschirm, der umge-kehrt auf dem unersee treibt. Das Schirminnere sowie die Flä-chen davor symbolisieren die Strassen und Dächer Londons oder die Innenräume des Stadthauses der Familie Banks. Gespielt, ge-tanzt und gesungen wird somit auf verschiedenen Ebenen, sodass die Show den Bergen oder dem Vollmond jederzeit das Wasser rei-chen kann. ➔EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISERKULTURTHUNERSEESPIELE: MARY POPPINS
27CRUISER SOMMER 202426CRUISER SOMMER 2024SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURBilder © links: fotalia / rechts: Thunerseespiele2017 wird mit vielen Veranstaltungen, Publikationen und Vorträgen 500 Jahre Re-formation gefeiert. Als deren Geburtsstun-de gilt der 31. Oktober 1517. An diesem Tag soll Luther, ein Augustinermönch und Priester, 95 esen an die Tür der Schloss-kirche von Wittenberg genagelt haben. Er wollte mit seinen esen eine Fach-diskussion anstossen über eine Rückbesin-nung auf das Spirituelle des Christentums, getreu der Lehre des Religionsstifters Jesus Christus. Ziel war die Erneuerung der alten Kirche, nicht die Gründung einer neuen Konfession. Es kam bekanntlich anders; die Geschichte schreibt ihre eigenen Gesetze.Weg mit der Angst vor der schwulen SündeGero von Sontau vernimmt wohl die Postu-late von Luthers Reformation: Der Mensch soll nicht länger leiden unter einer ersti-ckenden, von der Kirche genährten Angst, durch und durch sündig zu sein und in der Hölle zu landen. Soll nicht ständig das Ge-fühl haben müssen, Gott sei so unglaublich fern und allenfalls über Priester und Heilige zu erreichen. Jetzt ist da einer, der sagt: Der Mensch ist von seinem Schöpfer als sein Geschöpf gerechtfertigt, der Mensch ist angenommen durch seinen Glauben an Gott und hat einen direkten Zugang zu diesem Gott. Aber trit das auch auf ihn, Gero, und Dankwart zu? Auf Männer, die sich zu Männern hingezo-gen fühlen? Sind auch sie angenommen oder bleiben sie ausgegrenzt wie bisher?Luther selbst hatte durch einen unge-heuren inneren Befreiungsakt eine ihn läh-mende Angst, ein von Gott verworfener Sünder zu sein, überwunden, was ihm er-laubte, die eologie in eorie und Praxis zu reformieren. Er war nicht schwul, befrei-te sich aber dennoch auch sexuell. Er, der einst das Mönchsgelübde abgelegt und die Priesterweihe erhalten hatte, heiratete die Nonne Katharina von Bora und hatte mit ihr sechs Kinder. Aber auf Homosexuelle zuge-hen, konnten er und die Reformation nicht. Teilhabe an der Erlösung gestand er ihnen nicht zu.Männliche Engel, bedroht in SodomLuther nimmt das Verhalten der Einwohner Sodoms im Alten Testament zum Anlass, um ganz generell die Liebe zwischen Män-nern zu verurteilen. Die Einwohner dieser Stadt wollten zwei als Männer auftretende Engel, deren wahre Natur sie nicht erkann-ten, vergewaltigen. Die beiden himmli-schen Boten waren beim rechtschaenen Lot eingekehrt, um die Lage vor Ort zu er-kunden, denn Gottes Zorn auf Sodom und Gomorra, für ihn Brutstätten des Lasters, war gewaltig. Schliesslich vernichtete er sie mit Schwefel und Feuer. Zügellosigkeit und Perversion kommen da für den deutschen Reformator zum Vorschein; ein probates Mittel gegen homosexuelle Akte ist für ihn die Ehe, wie er in seinem Traktat vom eheli-chen Leben schreibt. Eine feindliche, verständnislose Um-gebung macht Schwulen immer wieder das Leben schwer. Im Spätmittelalter erging es ihnen nicht besser als Frauen, die der Hexe-rei angeklagt waren. Homosexuelle wurden hingerichtet und es durfte darüber nicht einmal gesprochen werden. Die dann ur-plötzlich doch einsetzende öentliche Ver-dammung war nach Auassung von Helmut Pu, Kulturhistoriker und Germanist, be-rechnend, verfolgte eine ganz klare Absicht von Luther und anderen Reformatoren: Deutsche und Schweizer sollten Homose-xualität mit der katholischen Kirche, mit ihrem Hauptsitz, dem «verdorbenen, leicht-lebigen» Italien, und dem Klerus mit seinen Lustknaben assoziieren. Damit sollte eine einheitliche Abwehrhaltung der neuen Be-wegung gegen diese «Einüsse» erreicht werden. Geros und Dankwarts Spuren verlieren sich im Fluss der Zeit. Aber vielleicht haben sie für sich ja eine Freiheit gefunden, die über jene Luthers hinauswies. Denkmal Martin Luthers auf dem Marktplatz von Eisleben, dem Geburtsort des Reformators.Auf Homosexuelle zugehen konnte Luther nicht.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse. Diese Folge befasst sich mit einem Freundespaar aus der Bibel – unzer-trennlich, bis der Tod es schied.Mary Poppins am Thunersee: Die bekannte Figur bringt die Magie und den Charme der Geschichte in die idyllische Landschaft am See.«Mary Poppins», das international erfolgreiche Musical wird von den Thunersee-spielen – als erster Veranstalterin der Schweiz in neuem Gewand präsentiert.Mary Poppins verzaubert vor Eiger, Mönch und JungfrauO liver Burger, Mitinhaber der unerseespiele, freut sich: «Wir sind stolz, unserem Publikum dieses fantastische Musical in einer Neuinszenierung zeigen zu dürfen. ‹Mary Poppins› ist eine Geschichte für Jung und Alt, eine unterhaltsame, temporeiche Show mit eindrücklichen Ohrwürmern. Das iegende Kindermäd-chen passt wunderbar auf unsere Seebühne und in die malerische Kulisse am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau.» Über zwölf Milli-onen Menschen weltweit haben «Mary Poppins» auf der Musical-bühne gesehen. Das Stück wurde in neun Sprachen übersetzt, er-hielt über 30 internationale Auszeichnungen und ist diesen Sommer nun auch in un zu sehen.Das berühmteste Kindermädchen der WeltDas Musical «Mary Poppins» erzählt die Geschichte der Familie Banks. Deren Kinder Jane und Michael tanzen ihrem Kindermäd-chen auf der Nase herum. Die Eltern entscheiden: Sie brauchen dringend eine neue Betreuerin. Doch das Ehepaar Banks hat klare Vorstellungen davon, wie die Nanny sein soll. Keine der Bewerbe-rinnen hat die nötige Strenge. Mit der Anstellung von Mary Pop-pins kommt neuer Wind ins Haus. Humorvoll und einfühlsam ge-staltet die junge Frau den Alltag mit Jane und Michael. Sie nimmt sie mit auf zahlreiche magische Abenteuer und Traumreisen. Da-bei verändert sich nicht nur das Wesen der Kinder, sondern die Dy-namik der ganzen Familie. Als Bühne dient Marys berühmter Regenschirm, der umge-kehrt auf dem unersee treibt. Das Schirminnere sowie die Flä-chen davor symbolisieren die Strassen und Dächer Londons oder die Innenräume des Stadthauses der Familie Banks. Gespielt, ge-tanzt und gesungen wird somit auf verschiedenen Ebenen, sodass die Show den Bergen oder dem Vollmond jederzeit das Wasser rei-chen kann. ➔EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISERKULTURTHUNERSEESPIELE: MARY POPPINS
29CRUISER SOMMER 2024COMMUNITYSUCHEN UND DATEN28Kulinarisches ErlebnisIm «Musicalrestaurant» bietet sich die Gelegenheit, ein kulinari-sches Erlebnis der besonderen Art zu geniessen. Hier wird ein sorg-fältig zubereitetes 3-Gang-Menü serviert, das nicht nur Gaumen-freuden bereitet, sondern auch visuell überzeugt. Der Blick auf den unersee ergänzt das gastronomische Erlebnis perfekt und schat eine inspirierende Atmosphäre. Im Foodzelt und an den Getränkeständen geniessen die Besucher*innen abwechslungsrei-che und köstliche Speisen und Getränke. Die Auswahl reicht von Bratwürsten und Pommes über Poke Bowls und Pinsa. Walt Disneys Film «Mary Poppins» basiert auf dem 1934 herausgege-benen Buch der Autorin Pamela L. Travers und bildet die Vorlage für die Musical-Umsetzung, welche 2004 im Prince Edward eatre am Londoner West End Premiere feierte. Für die Umsetzung der uner Neuinszenierung wurde Regisseur Matthias Davids engagiert. Blick hinter die KulissenFür nur zehn Franken bieten die unerseespiele exklusive Back-stageführungen an, die einmalige Einblicke hinter die Kulissen er-möglichen. Diese Führungen gewähren einen faszinierenden Blick in die Welt des eaters, die den Zuschauer*innen normalerweise verborgen bleibt. Für Familien und Menschen mit Sehbehinderung gibt es eine spezielle, taktile Backstageführung. Diese «Musical zum Anfassen»-Tour ermöglicht es den Teilnehmer*innen, die Re-quisiten, Kostüme und Kulissen mit den Händen zu erkunden. Da-durch wird das Erlebnis besonders intensiv und eindrucksvoll, da es auf die haptischen und sensorischen Fähigkeiten der Besucher abgestimmt ist. Diese Art der Führung schat eine inklusive Atmo-sphäre und sorgt dafür, dass jeder Gast die Magie des eaters auf seine eigene Weise erleben kann. MARY POPPINS Thunerseespiele10. Juli bis 24. August 2024Tickets und Infos: www.thunerseespiele.ch Tickets für die Abendvorstellung ab CHF 77 / Matinee ab CHF 47www.thunerseespiele.ch/de/gastronomiewww.thunerseespiele.ch/de/backstagefuehrungenBilder © ThunerseespieleJedes Jahr von Mitte Juli bis Ende August verwandelt sich der Thunersee in eine spektakuläre Bühne und lockt 75’000 Zuschauer an. Dieses Jahr gibt's Mary Poppins zu bestaunen, gespielt wird vom 10. Juli bis 21. August. Seit 20 Jahren bringen die Thunerseespiele Musicals aus aller Welt auf die wohl schönste Seebühne – und das vor der atemberaubenden Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Über 1’000’000 Besucher haben bereits die faszinierenden Spektakel höchster Qualität genossen.CRUISER SOMMER 2024VON SIMON LEUTENEGGER, COMMUNITY MANAGER BEI PINK CROSSDaten & FlirtenDates und Flirts sind spannende Erfahrun-gen, welche Spass machen können und auch sollen. Dabei kann es aber auch mal zu Missverständnissen oder Unbehagen kom-men. Regelmässig melden sich dann Ratsu-chende bei uns: ob nach langer Beziehung das erste Mal auf Dating Apps oder unsi-cher, wie man eine Person ansprechen soll.Was nun?Genau für solche Situationen haben wir die meistgestellten Fragen rund ums schwule, bi und queere Dating auf fuckingfriendly.ch gesammelt und mit möglichen Reaktions-vorschlägen beantwortet. Behalte dabei aber immer im Kopf: DU bist in der Situation und weisst, welche Reaktion am besten zu dir passt. Unsere Tipps sind jeweils nur Vor-schläge.Einzelne Tipps aus dem Ratgeber:Be f***ing friendly!Egal ob zum ersten Mal queer am Daten oder nach langer Beziehung erneut: Pink Cross erhält regelmässig Fragen zum Thema Dating. Wir haben die wichtigs-ten hier zusammengestellt.Ich erhalte kaum Matches. / Ich erhalte keine Nachrichten.Die Dating-Apps sind nicht immer gleich gut besucht und wenn du bereits länger ein Profil hast, kann es je nach App sein, dass du weniger angezeigt wirst oder bereits allen Personen in deinem Suchradius angezeigt wurdest.Aber mit neuen Bildern, auf denen dein Gesicht gut sichtbar ist, kannst du neuen Schwung rein- bringen und fällst wieder auf – und vielleicht ist dein nächstes Match deine grosse Liebe?Ich hatte ein Date, möchte aberkein Weiteres. Was nun? Auch das gibt es. Teile es der anderen Per-son mit. Bedanke dich fürs gegenseitige Kennenlernen und informiere die andere Person über deine Entscheidung, damit sie sich keine Hoffnungen macht.Mir gefällt eine Person auf einer Datingapp nicht, wie sage ich das? Manchmal haben Menschen Interesse an uns, wir aber nicht an ihnen. Das ist ganz normal. Fasse dieses Interesse als Lob auf und teile der Person mit, dass du nicht interessiert bist oder es nicht passt. Einen Grund musst du nicht nennen.«Merci für deine Nachricht. Ich bin nicht interessiert, wünsche dir aber alles Gute!»Mein Gegenüber betont, was ihm an mir nicht gefällt. Rude! Du musst dir das nicht gefallen lassen. «Konzentrieren wir uns doch lieber auf das, was dir gefällt» ist bei-spielsweise ein guter Konter.Kein Bock? Beende das Gespräch und blockiere die Person allenfalls. Wenn die Person im Chat beleidigend wird, kannst du sie auch melden.
29CRUISER SOMMER 2024COMMUNITYSUCHEN UND DATEN28Kulinarisches ErlebnisIm «Musicalrestaurant» bietet sich die Gelegenheit, ein kulinari-sches Erlebnis der besonderen Art zu geniessen. Hier wird ein sorg-fältig zubereitetes 3-Gang-Menü serviert, das nicht nur Gaumen-freuden bereitet, sondern auch visuell überzeugt. Der Blick auf den unersee ergänzt das gastronomische Erlebnis perfekt und schat eine inspirierende Atmosphäre. Im Foodzelt und an den Getränkeständen geniessen die Besucher*innen abwechslungsrei-che und köstliche Speisen und Getränke. Die Auswahl reicht von Bratwürsten und Pommes über Poke Bowls und Pinsa. Walt Disneys Film «Mary Poppins» basiert auf dem 1934 herausgege-benen Buch der Autorin Pamela L. Travers und bildet die Vorlage für die Musical-Umsetzung, welche 2004 im Prince Edward eatre am Londoner West End Premiere feierte. Für die Umsetzung der uner Neuinszenierung wurde Regisseur Matthias Davids engagiert. Blick hinter die KulissenFür nur zehn Franken bieten die unerseespiele exklusive Back-stageführungen an, die einmalige Einblicke hinter die Kulissen er-möglichen. Diese Führungen gewähren einen faszinierenden Blick in die Welt des eaters, die den Zuschauer*innen normalerweise verborgen bleibt. Für Familien und Menschen mit Sehbehinderung gibt es eine spezielle, taktile Backstageführung. Diese «Musical zum Anfassen»-Tour ermöglicht es den Teilnehmer*innen, die Re-quisiten, Kostüme und Kulissen mit den Händen zu erkunden. Da-durch wird das Erlebnis besonders intensiv und eindrucksvoll, da es auf die haptischen und sensorischen Fähigkeiten der Besucher abgestimmt ist. Diese Art der Führung schat eine inklusive Atmo-sphäre und sorgt dafür, dass jeder Gast die Magie des eaters auf seine eigene Weise erleben kann. MARY POPPINS Thunerseespiele10. Juli bis 24. August 2024Tickets und Infos: www.thunerseespiele.ch Tickets für die Abendvorstellung ab CHF 77 / Matinee ab CHF 47www.thunerseespiele.ch/de/gastronomiewww.thunerseespiele.ch/de/backstagefuehrungenBilder © ThunerseespieleJedes Jahr von Mitte Juli bis Ende August verwandelt sich der Thunersee in eine spektakuläre Bühne und lockt 75’000 Zuschauer an. Dieses Jahr gibt's Mary Poppins zu bestaunen, gespielt wird vom 10. Juli bis 21. August. Seit 20 Jahren bringen die Thunerseespiele Musicals aus aller Welt auf die wohl schönste Seebühne – und das vor der atemberaubenden Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Über 1’000’000 Besucher haben bereits die faszinierenden Spektakel höchster Qualität genossen.CRUISER SOMMER 2024VON SIMON LEUTENEGGER, COMMUNITY MANAGER BEI PINK CROSSDaten & FlirtenDates und Flirts sind spannende Erfahrun-gen, welche Spass machen können und auch sollen. Dabei kann es aber auch mal zu Missverständnissen oder Unbehagen kom-men. Regelmässig melden sich dann Ratsu-chende bei uns: ob nach langer Beziehung das erste Mal auf Dating Apps oder unsi-cher, wie man eine Person ansprechen soll.Was nun?Genau für solche Situationen haben wir die meistgestellten Fragen rund ums schwule, bi und queere Dating auf fuckingfriendly.ch gesammelt und mit möglichen Reaktions-vorschlägen beantwortet. Behalte dabei aber immer im Kopf: DU bist in der Situation und weisst, welche Reaktion am besten zu dir passt. Unsere Tipps sind jeweils nur Vor-schläge.Einzelne Tipps aus dem Ratgeber:Be f***ing friendly!Egal ob zum ersten Mal queer am Daten oder nach langer Beziehung erneut: Pink Cross erhält regelmässig Fragen zum Thema Dating. Wir haben die wichtigs-ten hier zusammengestellt.Ich erhalte kaum Matches. / Ich erhalte keine Nachrichten.Die Dating-Apps sind nicht immer gleich gut besucht und wenn du bereits länger ein Profil hast, kann es je nach App sein, dass du weniger angezeigt wirst oder bereits allen Personen in deinem Suchradius angezeigt wurdest.Aber mit neuen Bildern, auf denen dein Gesicht gut sichtbar ist, kannst du neuen Schwung rein- bringen und fällst wieder auf – und vielleicht ist dein nächstes Match deine grosse Liebe?Ich hatte ein Date, möchte aberkein Weiteres. Was nun? Auch das gibt es. Teile es der anderen Per-son mit. Bedanke dich fürs gegenseitige Kennenlernen und informiere die andere Person über deine Entscheidung, damit sie sich keine Hoffnungen macht.Mir gefällt eine Person auf einer Datingapp nicht, wie sage ich das? Manchmal haben Menschen Interesse an uns, wir aber nicht an ihnen. Das ist ganz normal. Fasse dieses Interesse als Lob auf und teile der Person mit, dass du nicht interessiert bist oder es nicht passt. Einen Grund musst du nicht nennen.«Merci für deine Nachricht. Ich bin nicht interessiert, wünsche dir aber alles Gute!»Mein Gegenüber betont, was ihm an mir nicht gefällt. Rude! Du musst dir das nicht gefallen lassen. «Konzentrieren wir uns doch lieber auf das, was dir gefällt» ist bei-spielsweise ein guter Konter.Kein Bock? Beende das Gespräch und blockiere die Person allenfalls. Wenn die Person im Chat beleidigend wird, kannst du sie auch melden.
30CRUISER SOMMER 2024COMMUNITYSUCHEN UND DATEN30Hilfe, ich werde geghostet! Ich schreibe einer Person und erhalte keine Antwort zurück. Gib der anderen Person doch ein bisschen Zeit. Vielleicht hat sie die Benachrichtigungen ausgeschaltet oder ist nur selten am Handy. Wenn du auch nach ein bis zwei Tagen keine Rückmeldung erhalten hast, hat diese Per-son wahrscheinlich (gerade) kein Interesse und wünscht sich keine weiteren Nachrichten, vielleicht aber nicht den Mut oder die Worte, das mitzuteilen. Auch wenn Ghosting unschön ist, empfehlen wir dir, das zu akzeptieren und keine weiteren Nachrichten mehr zu schreiben. Das fühlt sich nicht toll an, passiert aber allen – ja, sogar deinem Super-Mega-Model-Crush.Der Chat wird heiss. Ich möchte einer Person Nudes senden. Super! Wenn dein Chat eh schon in diese Richtung lenkt, kannst du die Person fragen, ob sie deine Nudes sehen will.Nicht alle möchten deine Nudes sehen. Frag doch im Zwei-felsfall zuerst nach, bevor du sie mit der Welt teilst.Es werden Unwahrheiten über mich erzählt! Atme tief durch. Was bereits erzählt wurde, kann nicht rückgängig gemacht werden. Achte darauf, dass du keine Übersprungshandlungen machst. Informiere Menschen, denen du ver-traust, über die Wahrheit und suche nicht sofort die direkte Konfrontation.Die LGBT*-Helpline hilft dir, die Situation ein- zuordnen und gegebenenfalls Massnahmen und Lösungen zu finden.www.lgbtiq-helpline.ch/de0800 133 133 (Montag bis Freitag, 19 – 21 Uhr), per Mail: hello@lgbtiq-helpline.chIch wurde blockiert. Was nun? Möglicherweise hat die andere Person kein Interes-se oder empfand eine Situation als unangenehm. Auch wenn du nicht weisst, woran es liegt, solltest du diesen Entscheid akzeptieren und die Person nicht auf anderen Plattformen kontaktieren.MEHR FRAGEN? Schau vorbei bei fuckingfriendly.ch Keine Antwort gefunden?Wir sind alle unterschiedlich und so sind es auch unsere Dates. F***ing Friendly hat daher nicht für alle mögliche Situationen einen Reaktionsvorschlag. Wir möchten dir aber auch in diesen Momen-ten zur Seite stehen. Fülle dazu das Formular mit deiner individuellen Frage unter fuckingfriendly.ch aus. Eine anonymisierte Auswahl dieser Fragen werden wir im Ratgeber veröffentlichen und vielleicht hilft deine Frage so auch einer anderen Person.Du strugglest selbst mit einer Dating-Situation, in welcher du gerade nicht weisst, wie Du reagieren solllst? Besuche unsere FAQ-Seite unter fuckingfriendly.ch und stelle uns deine Frage. Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz Demo
30CRUISER SOMMER 2024COMMUNITYSUCHEN UND DATEN30Hilfe, ich werde geghostet! Ich schreibe einer Person und erhalte keine Antwort zurück. Gib der anderen Person doch ein bisschen Zeit. Vielleicht hat sie die Benachrichtigungen ausgeschaltet oder ist nur selten am Handy. Wenn du auch nach ein bis zwei Tagen keine Rückmeldung erhalten hast, hat diese Per-son wahrscheinlich (gerade) kein Interesse und wünscht sich keine weiteren Nachrichten, vielleicht aber nicht den Mut oder die Worte, das mitzuteilen. Auch wenn Ghosting unschön ist, empfehlen wir dir, das zu akzeptieren und keine weiteren Nachrichten mehr zu schreiben. Das fühlt sich nicht toll an, passiert aber allen – ja, sogar deinem Super-Mega-Model-Crush.Der Chat wird heiss. Ich möchte einer Person Nudes senden. Super! Wenn dein Chat eh schon in diese Richtung lenkt, kannst du die Person fragen, ob sie deine Nudes sehen will.Nicht alle möchten deine Nudes sehen. Frag doch im Zwei-felsfall zuerst nach, bevor du sie mit der Welt teilst.Es werden Unwahrheiten über mich erzählt! Atme tief durch. Was bereits erzählt wurde, kann nicht rückgängig gemacht werden. Achte darauf, dass du keine Übersprungshandlungen machst. Informiere Menschen, denen du ver-traust, über die Wahrheit und suche nicht sofort die direkte Konfrontation.Die LGBT*-Helpline hilft dir, die Situation ein- zuordnen und gegebenenfalls Massnahmen und Lösungen zu finden.www.lgbtiq-helpline.ch/de0800 133 133 (Montag bis Freitag, 19 – 21 Uhr), per Mail: hello@lgbtiq-helpline.chIch wurde blockiert. Was nun? Möglicherweise hat die andere Person kein Interes-se oder empfand eine Situation als unangenehm. Auch wenn du nicht weisst, woran es liegt, solltest du diesen Entscheid akzeptieren und die Person nicht auf anderen Plattformen kontaktieren.MEHR FRAGEN? Schau vorbei bei fuckingfriendly.ch Keine Antwort gefunden?Wir sind alle unterschiedlich und so sind es auch unsere Dates. F***ing Friendly hat daher nicht für alle mögliche Situationen einen Reaktionsvorschlag. Wir möchten dir aber auch in diesen Momen-ten zur Seite stehen. Fülle dazu das Formular mit deiner individuellen Frage unter fuckingfriendly.ch aus. Eine anonymisierte Auswahl dieser Fragen werden wir im Ratgeber veröffentlichen und vielleicht hilft deine Frage so auch einer anderen Person.Du strugglest selbst mit einer Dating-Situation, in welcher du gerade nicht weisst, wie Du reagieren solllst? Besuche unsere FAQ-Seite unter fuckingfriendly.ch und stelle uns deine Frage. Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz Demo
32CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024SPECIALSOMMERQUIZ3232Finde heraus, welcher sommerliche Gay-Guy du bist, indem du unser sexy Quiz beantwortest. Viel Spass!VON MOEL MAPHY1. Was ist dein Lieblingsoutfit am Strand? A) Bunte Badehose mit Flamingo-Muster B) Klassische Speedos in Schwarz C) Ich gehe mit nüüt an den Strand. Oben und unten D) Strandkaftan und Sandalen2. Deine Lieblingsaktivität an heissen Sommertagen? A) Strandparty mit Freunden B) Sportliche Aktivitäten wie Haare kämmen C) Chillen in einer Hängematte D) Kultur entdecken und Sehenswürdigkeiten besuchen3. Was bestellst du dir in einer Strandbar? A) Fruchtiger Cocktail mit Schirmchen B) Fruchtiger Cocktail ohne Schirmchen C) Kokosnusswasser C) Espresso. Etwas anderes trinke ich nie4. Dein ideales Reiseziel im Sommer? A) Ibiza – die Partyinsel B) Mykonos – die sportliche Insel C) Bali – die entspannte Insel C) Sylt – die Insel der Reichen und Schönen5. Deine Sommerbräune ist... A) Perfekt – wie aus der Werbung B) Auf jeden Fall ganzjährig erhalten C) Natürlich – mit Abdrücken von T-Shirt und Shorts D) Minimal – ich trage lieber Sonnenschutz6. Dein Sommeraccessoire Nummer eins? A) Sonnenbrille im Retro-Look B) Designer-Strandtasche C) Fächer D) Sonnenschirm7. Was läuft auf deiner Sommer-Playlist? A) Taylor Swift in einer Remixversion B) Taylor Swift in einer Extended-Remixversion C) Taylor Swift in einem Lady Gaga-Mashup D) Alles. Ausser Taylor Swift8. Dein perfekter Sommerflirt ist... A) Charmant und spontan B) Athletisch und zielstrebig C) Ruhig und tiefgründig D) Im August spätestens verschwunden9. Dein Motto für den Sommer? A) Wechselt ständig B) «No pain, no gain!» C) «Relax, don’t do it!» D) Jedes Zitat von Agnetha von ABBA10. Was darf im Sommerpicknickkorb nicht fehlen? A) Sushi und Prosecco B) Also ein paar Stunden am Strand kann man auch ohne Picknickkorb überleben C) Frisches Obst und Mineralwasser D) Käse, Wein und Baguette11. Wie startest du deinen perfekten Sommertag? A) Mit einem sexy Selfie am Strand B) Mit einem intensiven Workout C) Hinter geschlossenen Rollos: Ich hasse Sonne! D) Mit einer geführten Tour durchs ABBA-Museum12. Dein Lieblingseis am Strand ist? A) Regenbogen-Sorbet B) Regenbogen-Sorbet C) Klassisches Vanilleeis D) Egal, Hauptsache es schwimmt in Alkohol19. Dein Lieblingsplatz für ein geheimes Rendezvous am Strand? A) Im Schatten einer Strandhütte B) Hinter den Dünen C) Auf einem einsamen Steg D) Niemals ein Rendezvous am Strand, der Sand ist dann wirklich überallAuflösung: Welcher Sommer-Gay-Guy bist du?Am meisten A angekreuzt:Du bist der Party-Prinz! Du liebst es, im Mittelpunkt zu stehen und jeden Moment zu geniessen. Egal ob Strandpar-ty oder Cocktailabend - du bist immer dabei und sorgst für gute Laune. Dein Sommer ist voller Farben, Musik und unvergesslicher Erlebnisse.Am meisten B angekreuzt:Du bist der Sportliche Surfer! Dein Sommer dreht sich um Bewegung, Sport und Abenteuer. Du liebst es, neue Heraus-forderungen zu meistern und dabei gut auszusehen. Strand-volleyball, Surfen und Beachworkouts sind genau dein Ding. Für dich ist der Sommer eine Zeit, um fit und aktiv zu bleiben.Am meisten C angekreuzt:Du bist der Relaxte Romantiker! Für dich ist der Sommer eine Zeit der Entspannung und des Genusses. Du liebst es, die Seele baumeln zu lassen, die Natur zu geniessen und in aller Ruhe zu entspannen. Hängematte, gute Bücher und ruhige Abende unter dem Sternenhimmel sind genau das, was du brauchst.Am meisten D angekreuzt:Du bist der Kultivierte Entdecker! Dein Sommer ist gefüllt mit Kultur, neuen Erfahrungen und intellektuellem Aus-tausch. Du liebst es, neue Städte zu erkunden, Museen zu besuchen und dabei neue Leute kennenzulernen. Für dich ist der Sommer eine Zeit, deinen Horizont zu erweitern und kulturelle Schätze zu entdecken. 13. Dein Lieblingsort für einen heissen Sommerflirt? A) Auf der Tanzfläche im Club B) Beim Beachvolleyballturnier C) In einer ruhigen Strandbar D) Bei einer kulturellen Veranstaltung14. Dein ideales Strandaccessoire? A) Alles Spielzeug, was ich im Schlafzimmer habe B) Fitnessband für das Strandworkout C) Riesiges Handtuch zum Kuscheln D) Aufblasbares Einhorn15. Wo trifft man dich beim Sonnenuntergang? A) Auf der Dachterrasse eines schicken Hotels, beim Cruisen B) In einer gemütlichen Strandhütte, in der Nähe eines Cruising-Hotspots C) Joggend am Strand, mit einer Cruising-Extratrunde D) Auf einem Boot mit Blick auf die Skyline und den Cruising-Strand16. Was darf bei einer heissen Sommernacht nicht fehlen? A) Heisse Musik und Tanz B) Körperöl für ein glänzendes Finish C) Mückenspray D) Ein Ventilator am Bett17. Dein Lieblingsort für ein spontanes Abenteuer? A) Ein versteckter Strand B) Ein abgelegener Fitnesspfad C) Eine gemütliche Strandbar D) Ich hasse spontane Abenteuer18. Dein geheimer Sommer-Crush? A) Der heisse Lifeguard mit den muskulösen Armen B) Der Typ vom Zimmerservice, der guckt wie ein Dackel C) Der ruhige Yoga-Lehrer am Strand D) Der charmante Reiseführer mit der wilden MähneWelcher Sommer-Gay-Guy bist du?Sommer, Sonne, Strand und... Spass! SPECIALSOMMERQUIZ33
32CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024SPECIALSOMMERQUIZ3232Finde heraus, welcher sommerliche Gay-Guy du bist, indem du unser sexy Quiz beantwortest. Viel Spass!VON MOEL MAPHY1. Was ist dein Lieblingsoutfit am Strand? A) Bunte Badehose mit Flamingo-Muster B) Klassische Speedos in Schwarz C) Ich gehe mit nüüt an den Strand. Oben und unten D) Strandkaftan und Sandalen2. Deine Lieblingsaktivität an heissen Sommertagen? A) Strandparty mit Freunden B) Sportliche Aktivitäten wie Haare kämmen C) Chillen in einer Hängematte D) Kultur entdecken und Sehenswürdigkeiten besuchen3. Was bestellst du dir in einer Strandbar? A) Fruchtiger Cocktail mit Schirmchen B) Fruchtiger Cocktail ohne Schirmchen C) Kokosnusswasser C) Espresso. Etwas anderes trinke ich nie4. Dein ideales Reiseziel im Sommer? A) Ibiza – die Partyinsel B) Mykonos – die sportliche Insel C) Bali – die entspannte Insel C) Sylt – die Insel der Reichen und Schönen5. Deine Sommerbräune ist... A) Perfekt – wie aus der Werbung B) Auf jeden Fall ganzjährig erhalten C) Natürlich – mit Abdrücken von T-Shirt und Shorts D) Minimal – ich trage lieber Sonnenschutz6. Dein Sommeraccessoire Nummer eins? A) Sonnenbrille im Retro-Look B) Designer-Strandtasche C) Fächer D) Sonnenschirm7. Was läuft auf deiner Sommer-Playlist? A) Taylor Swift in einer Remixversion B) Taylor Swift in einer Extended-Remixversion C) Taylor Swift in einem Lady Gaga-Mashup D) Alles. Ausser Taylor Swift8. Dein perfekter Sommerflirt ist... A) Charmant und spontan B) Athletisch und zielstrebig C) Ruhig und tiefgründig D) Im August spätestens verschwunden9. Dein Motto für den Sommer? A) Wechselt ständig B) «No pain, no gain!» C) «Relax, don’t do it!» D) Jedes Zitat von Agnetha von ABBA10. Was darf im Sommerpicknickkorb nicht fehlen? A) Sushi und Prosecco B) Also ein paar Stunden am Strand kann man auch ohne Picknickkorb überleben C) Frisches Obst und Mineralwasser D) Käse, Wein und Baguette11. Wie startest du deinen perfekten Sommertag? A) Mit einem sexy Selfie am Strand B) Mit einem intensiven Workout C) Hinter geschlossenen Rollos: Ich hasse Sonne! D) Mit einer geführten Tour durchs ABBA-Museum12. Dein Lieblingseis am Strand ist? A) Regenbogen-Sorbet B) Regenbogen-Sorbet C) Klassisches Vanilleeis D) Egal, Hauptsache es schwimmt in Alkohol19. Dein Lieblingsplatz für ein geheimes Rendezvous am Strand? A) Im Schatten einer Strandhütte B) Hinter den Dünen C) Auf einem einsamen Steg D) Niemals ein Rendezvous am Strand, der Sand ist dann wirklich überallAuflösung: Welcher Sommer-Gay-Guy bist du?Am meisten A angekreuzt:Du bist der Party-Prinz! Du liebst es, im Mittelpunkt zu stehen und jeden Moment zu geniessen. Egal ob Strandpar-ty oder Cocktailabend - du bist immer dabei und sorgst für gute Laune. Dein Sommer ist voller Farben, Musik und unvergesslicher Erlebnisse.Am meisten B angekreuzt:Du bist der Sportliche Surfer! Dein Sommer dreht sich um Bewegung, Sport und Abenteuer. Du liebst es, neue Heraus-forderungen zu meistern und dabei gut auszusehen. Strand-volleyball, Surfen und Beachworkouts sind genau dein Ding. Für dich ist der Sommer eine Zeit, um fit und aktiv zu bleiben.Am meisten C angekreuzt:Du bist der Relaxte Romantiker! Für dich ist der Sommer eine Zeit der Entspannung und des Genusses. Du liebst es, die Seele baumeln zu lassen, die Natur zu geniessen und in aller Ruhe zu entspannen. Hängematte, gute Bücher und ruhige Abende unter dem Sternenhimmel sind genau das, was du brauchst.Am meisten D angekreuzt:Du bist der Kultivierte Entdecker! Dein Sommer ist gefüllt mit Kultur, neuen Erfahrungen und intellektuellem Aus-tausch. Du liebst es, neue Städte zu erkunden, Museen zu besuchen und dabei neue Leute kennenzulernen. Für dich ist der Sommer eine Zeit, deinen Horizont zu erweitern und kulturelle Schätze zu entdecken. 13. Dein Lieblingsort für einen heissen Sommerflirt? A) Auf der Tanzfläche im Club B) Beim Beachvolleyballturnier C) In einer ruhigen Strandbar D) Bei einer kulturellen Veranstaltung14. Dein ideales Strandaccessoire? A) Alles Spielzeug, was ich im Schlafzimmer habe B) Fitnessband für das Strandworkout C) Riesiges Handtuch zum Kuscheln D) Aufblasbares Einhorn15. Wo trifft man dich beim Sonnenuntergang? A) Auf der Dachterrasse eines schicken Hotels, beim Cruisen B) In einer gemütlichen Strandhütte, in der Nähe eines Cruising-Hotspots C) Joggend am Strand, mit einer Cruising-Extratrunde D) Auf einem Boot mit Blick auf die Skyline und den Cruising-Strand16. Was darf bei einer heissen Sommernacht nicht fehlen? A) Heisse Musik und Tanz B) Körperöl für ein glänzendes Finish C) Mückenspray D) Ein Ventilator am Bett17. Dein Lieblingsort für ein spontanes Abenteuer? A) Ein versteckter Strand B) Ein abgelegener Fitnesspfad C) Eine gemütliche Strandbar D) Ich hasse spontane Abenteuer18. Dein geheimer Sommer-Crush? A) Der heisse Lifeguard mit den muskulösen Armen B) Der Typ vom Zimmerservice, der guckt wie ein Dackel C) Der ruhige Yoga-Lehrer am Strand D) Der charmante Reiseführer mit der wilden MähneWelcher Sommer-Gay-Guy bist du?Sommer, Sonne, Strand und... Spass! SPECIALSOMMERQUIZ33
34 35CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Mein Partner und ich sind seit rund drei Jahren zusammen. Der Sex hat in der Zeit etwas abgenommen. Deshalb möchte ich ihn von einer oenen Be- ziehung überzeugen. Ich bin sicher, dass wir auch als Paar von einer oenen Beziehung protieren könnten. Wie gehe ich am besten vor? Dominik (34)Hallo Dominik Menschen und Beziehungen sind sehr un-terschiedlich und individuell. Für die ei-nen kommt nur eine monogame Beziehung in Frage, andere möchten lieber eine oene Partnerschaft. Keines der beiden Bezie-hungsmodelle ist besser oder schlechter als das andere. Funktionieren kann beides, wenn jeder seine Bedürfnisse ehrlich, of-fen und klar formuliert. So können gewisse Regeln festgelegt werden, die natürlich von beiden Partnern eingehalten werden soll-ten. Solche Abmachungen müssen nicht unbedingt für immer gelten. Beziehungen entwickeln sich und können sich im Laufe der Zeit verändern. So wie das auch bei euch der Fall zu sein scheint. Ein erster Schritt zu einer oenen Beziehung könnte z.B. ein Dreier sein. Ebenso wäre eine Bezie-hung möglich, in der nicht nur Sex, sondern auch eine soziale Bindung mit einer dritten Person eingegangen wird. Das nennt sich Polygamie. Sowohl eine oene Beziehung wie auch ein Dreier und vor allem eine poly-game Partnerschaft setzen sehr viel Ver-trauen voraus. Vertrauen schast du unter anderem durch eine oene und klare Kom-munikation. Ich schlage deshalb vor, dass du mit deinem Partner redest, deine Argu-mente anbringst und ihr so zusammen ein Beziehungsmodell ndet, welches für euch beide stimmt. Mehr zum ema ndest du unter drgay.ch/lieben.Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Beim Sex bin ich fast immer aktiv. Wenn ich aber passiv bin und geckt werde, kommt es immer wieder mal vor, dass mein Schwanz schlapp wird und ich Harndrang bekomme. Ist das normal? Willi (54)Hallo Willi Was ist beim Sex normal? Eigentlich gibt es das nicht. Sexualität ist bunt, vielseitig und wird von den Menschen ebenso gelebt. Es kann vorkommen, dass der Schwanz beim Gecktwerden manchmal schla wird. Das ist nicht ungewöhnlich, denn du konzent-rierst dich dabei auf deine passive Rolle. Es kann auch damit zusammenhängen, dass du sonst eher aktiv bist und mit passivem Anal-verkehr weniger Erfahrung hast. Ein schlaf-fer Schwanz bedeutet aber nicht, dass du nicht erregt bist. Gerade beim Stimulieren der Prostata kann es vorkommen, dass viel Lusttropfen iesst, auch wenn der Schwanz schla ist. Manchmal kommt es sogar trotz schlaem Schwanz zu einer Ejakulation. Das Gefühl von Harndrang kann durch die Sti-mulation der Prostata ausgelöst werden, oder durch den Druck auf die Harnblase, vor allem, wenn diese nicht ganz leer ist. Wie stark kann auch von der Grösse und Form des Schwanzes abhängig sein, oder der Art, wie du geckt wirst. Ob aktiv oder passiv: Die Hauptsache ist, du hast Spass am Sex.Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER SOMMER 2024SHOW- & MUSICAL-HIGHLIGHTSmusical.ch16. Oktober – 03. November 2024 Theater 11 Zürich17. – 20. Oktober 2024 Hallenstadion Zürich 06. November – 22. Dezember 2024 Musical Theater Basel19. – 22.12.2024 Hallenstadion ZürichBAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!BAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!Howard Panter for Rocky Horror Company Limited, ATG Entertainment and FBM Entertainment present07. – 12.01.2025 Theater 11 Zürich04. – 23. Februar 2025 Theater 11 Zürich25.02. – 02.03.2025 Theater 11 Zürich
34 35CRUISER SOMMER 2024CRUISER SOMMER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Mein Partner und ich sind seit rund drei Jahren zusammen. Der Sex hat in der Zeit etwas abgenommen. Deshalb möchte ich ihn von einer oenen Be- ziehung überzeugen. Ich bin sicher, dass wir auch als Paar von einer oenen Beziehung protieren könnten. Wie gehe ich am besten vor? Dominik (34)Hallo Dominik Menschen und Beziehungen sind sehr un-terschiedlich und individuell. Für die ei-nen kommt nur eine monogame Beziehung in Frage, andere möchten lieber eine oene Partnerschaft. Keines der beiden Bezie-hungsmodelle ist besser oder schlechter als das andere. Funktionieren kann beides, wenn jeder seine Bedürfnisse ehrlich, of-fen und klar formuliert. So können gewisse Regeln festgelegt werden, die natürlich von beiden Partnern eingehalten werden soll-ten. Solche Abmachungen müssen nicht unbedingt für immer gelten. Beziehungen entwickeln sich und können sich im Laufe der Zeit verändern. So wie das auch bei euch der Fall zu sein scheint. Ein erster Schritt zu einer oenen Beziehung könnte z.B. ein Dreier sein. Ebenso wäre eine Bezie-hung möglich, in der nicht nur Sex, sondern auch eine soziale Bindung mit einer dritten Person eingegangen wird. Das nennt sich Polygamie. Sowohl eine oene Beziehung wie auch ein Dreier und vor allem eine poly-game Partnerschaft setzen sehr viel Ver-trauen voraus. Vertrauen schast du unter anderem durch eine oene und klare Kom-munikation. Ich schlage deshalb vor, dass du mit deinem Partner redest, deine Argu-mente anbringst und ihr so zusammen ein Beziehungsmodell ndet, welches für euch beide stimmt. Mehr zum ema ndest du unter drgay.ch/lieben.Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Beim Sex bin ich fast immer aktiv. Wenn ich aber passiv bin und geckt werde, kommt es immer wieder mal vor, dass mein Schwanz schlapp wird und ich Harndrang bekomme. Ist das normal? Willi (54)Hallo Willi Was ist beim Sex normal? Eigentlich gibt es das nicht. Sexualität ist bunt, vielseitig und wird von den Menschen ebenso gelebt. Es kann vorkommen, dass der Schwanz beim Gecktwerden manchmal schla wird. Das ist nicht ungewöhnlich, denn du konzent-rierst dich dabei auf deine passive Rolle. Es kann auch damit zusammenhängen, dass du sonst eher aktiv bist und mit passivem Anal-verkehr weniger Erfahrung hast. Ein schlaf-fer Schwanz bedeutet aber nicht, dass du nicht erregt bist. Gerade beim Stimulieren der Prostata kann es vorkommen, dass viel Lusttropfen iesst, auch wenn der Schwanz schla ist. Manchmal kommt es sogar trotz schlaem Schwanz zu einer Ejakulation. Das Gefühl von Harndrang kann durch die Sti-mulation der Prostata ausgelöst werden, oder durch den Druck auf die Harnblase, vor allem, wenn diese nicht ganz leer ist. Wie stark kann auch von der Grösse und Form des Schwanzes abhängig sein, oder der Art, wie du geckt wirst. Ob aktiv oder passiv: Die Hauptsache ist, du hast Spass am Sex.Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER SOMMER 2024SHOW- & MUSICAL-HIGHLIGHTSmusical.ch16. Oktober – 03. November 2024 Theater 11 Zürich17. – 20. Oktober 2024 Hallenstadion Zürich 06. November – 22. Dezember 2024 Musical Theater Basel19. – 22.12.2024 Hallenstadion ZürichBAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!BAD, BIZARRE AND BLOODY BRILLIANT!Howard Panter for Rocky Horror Company Limited, ATG Entertainment and FBM Entertainment present07. – 12.01.2025 Theater 11 Zürich04. – 23. Februar 2025 Theater 11 Zürich25.02. – 02.03.2025 Theater 11 Zürich
HERR UND HERR PINGUIN: NATÜRLICH VERLIEBT.Foto: Zoo Zürich, Jean-Luc Grossmannzkb.ch/zooAls Kunde erhalten Sie Zoo-Tickets 20% günstiger exklusiv über unsere Website.