Message SEIT 1986 DAS ÄLTESTE QUEERE MAGAZIN DER SCHWEIZ – JANUAR / FEBRUAR 2025 CHF 8.10KUNST, KULTUR & LEBENSSTIL FÜR DIE LGBT*-COMMUNITYcruiser4 Adolf Brand Pionier der schwulen Emanzipationsbewegung 12 Alles für die Wissenschaft Ohne Queers gäb’s weniger Fortschritt16 Queers im Film Sind die Oscars diverser geworden?
4 GESELLSCHAFT ADOLF BRAND 10 KULTUR BUCHTIPP JANUAR12 WISSEN QUEERE WISSENSCHAFTLER*INNEN 15 KOLUMNE MICHI RÜEGG16 KINO OSCAR-VERLEIHUNG19 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR24 KULTUR BUCHTIPP FEBRUAR25 KOLUMNE PETER THOMMEN26 GESELLSCHAFT ALTERN MIT HIV28 KULTUR JAMES DEAN- ENTHÜLLUNGSBUCH30 EVENT-TIPP PETER PAN GOES WRONG32 LISTICLE KURZ, KNACKIG & QUEER!34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Dominique Braun, Haymo Empl, Mya Holme, Birgit Kawohl, Moel Maphy, Michi Rüegg, Peter Thommen, Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlHinweis: Artikel, die mit «Team Cruiser» gekennzeichnet sind, stellen in der Regel bezahlte Empfehlungen (Publireportagen) der Redaktion dar.Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 3. März 2025Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Cover-Model Luc fühlte sich beim Fotoshooting sichtlich wohl. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Leser*innen Ein neues Jahr, eine neue Ausgabe des Cruiser – und dieses Mal decken wir gleich zwei Monate ab, denn seien wir ehrlich: Weder der Januar noch der Februar sind für sich genommen besonders aufregend. Umso besser, dass wir euch mit dieser Doppelausgabe durch die kältesten Tage des Jahres begleiten.Im Rampenlicht steht diesmal Adolf Brand, der mit seiner Zeitschrift «Der Eigene» schon vor über hundert Jahren die heteronormative Gesellschaft in Brand setzte. Seine Geschichte zeigt: Auch wenn sich die Zeiten ändern, bleibt der Kampf um Individualität zeitlos eigensinnig. Mehr zu diesem frühen Verfechter der «Anders-Artigkeit» ab Seite 4.Literarisch servieren wir euch eine Doppelspitze der besonderen Art: «Pinke Monster» entlarvt jugendliche Identitätssuche als das, was sie ist – ein fabelhaft chaotisches Abenteuer. Und Hape Kerkeling beweist in seinen Memoiren einmal mehr, dass der beste Weg zu sich selbst manchmal über elegante Umwege führt.Brandneu im Programm: unser Listicle ab Seite 32 – sozusagen die Fingerübung im Queersein. Hier nehmen wir augenzwinkernd unter die Lupe, was unsere Community bewegt, wenn sie sich mal nicht bewegt. Viel Spass beim Schmökern und Entdecken wünscht euchdie Cruiser-Chefredaktion Birgit & Haymo IM SCHATTEN DER TRÄUMEEIN FILM VON MARTIN WITZ BRUNO BALZ & MICHAEL JARYZARAH LEANDERS SONGWRITERS «Eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Populärkultur, die mit Swing, frechen Berliner Chansons und Liebesliedern einen weiten musikalischen Bogen spannt, aber auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext kritisch über ‹Unterhaltung› und Ideologie nachdenkt.» film.atAB 13. FEBRUAR IM KINO
4 GESELLSCHAFT ADOLF BRAND 10 KULTUR BUCHTIPP JANUAR12 WISSEN QUEERE WISSENSCHAFTLER*INNEN 15 KOLUMNE MICHI RÜEGG16 KINO OSCAR-VERLEIHUNG19 SERIE HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATUR24 KULTUR BUCHTIPP FEBRUAR25 KOLUMNE PETER THOMMEN26 GESELLSCHAFT ALTERN MIT HIV28 KULTUR JAMES DEAN- ENTHÜLLUNGSBUCH30 EVENT-TIPP PETER PAN GOES WRONG32 LISTICLE KURZ, KNACKIG & QUEER!34 RATGEBER DR. GAYCRUISER MAGAZIN PRINTISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000) Herausgeber & Verleger medienHay GmbHInfos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.chChefredaktor Haymo Empl Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl Bildredaktion Haymo Empl Alle Bilder mit Genehmigung der Urheber*innen.Art Direktion Lili WagnerAutor*innen Dominique Braun, Haymo Empl, Mya Holme, Birgit Kawohl, Moel Maphy, Michi Rüegg, Peter Thommen, Korrektorat | Lektorat Birgit KawohlHinweis: Artikel, die mit «Team Cruiser» gekennzeichnet sind, stellen in der Regel bezahlte Empfehlungen (Publireportagen) der Redaktion dar.Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.chChristina Kipshoven | Telefon +41 (0)31 534 18 30Druck werk zwei Print+Medien Konstanz GmbHREDAKTION UND VERLAGSADRESSECruiser | Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichredaktion@cruisermagazin.chHaftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende Angaben auf www.cruisermagazin.ch Der nächste Cruiser erscheint am 3. März 2025Unsere Kolumnist*innen widerspiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Sie sind in der Themenwahl, politischer /religiöser Gesinnung sowie der Wortwahl im Rahmen der Gesetzgebung frei. Wir vom Cruiser setzen auf eine grösst mögliche Diversität in Bezug auf Gender und Sexualität sowie die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Wir vermeiden darum sprachliche Eingriffe in die Formulierungen unserer Autor*innen. Die von den Schreibenden gewählten Bezeichnungen können daher zum Teil von herkömmlichen Schreibweisen abweichen. Geschlechtspronomen werden ent spre chend implizit eingesetzt, der Oberbegriff Trans* beinhaltet die ent- sprechenden Bezeichnungen gemäss Medienguide «Transgender Network Schweiz».Cruiser wurde als einzige LGBT*-Publikation als «kulturell relevant» eingestuft und wird daher in der Schweize rischen Nationalbibliothek, der ZB Zürich sowie in der deutschen Nationalbibliothek archi viert. Cruiser ist zudem via SMD (schweizerische Mediendatenbank) allen Medienschaffenden zugänglich.Cover-Model Luc fühlte sich beim Fotoshooting sichtlich wohl. IMPRESSUM EDITORIALLiebe Leser*innen Ein neues Jahr, eine neue Ausgabe des Cruiser – und dieses Mal decken wir gleich zwei Monate ab, denn seien wir ehrlich: Weder der Januar noch der Februar sind für sich genommen besonders aufregend. Umso besser, dass wir euch mit dieser Doppelausgabe durch die kältesten Tage des Jahres begleiten.Im Rampenlicht steht diesmal Adolf Brand, der mit seiner Zeitschrift «Der Eigene» schon vor über hundert Jahren die heteronormative Gesellschaft in Brand setzte. Seine Geschichte zeigt: Auch wenn sich die Zeiten ändern, bleibt der Kampf um Individualität zeitlos eigensinnig. Mehr zu diesem frühen Verfechter der «Anders-Artigkeit» ab Seite 4.Literarisch servieren wir euch eine Doppelspitze der besonderen Art: «Pinke Monster» entlarvt jugendliche Identitätssuche als das, was sie ist – ein fabelhaft chaotisches Abenteuer. Und Hape Kerkeling beweist in seinen Memoiren einmal mehr, dass der beste Weg zu sich selbst manchmal über elegante Umwege führt.Brandneu im Programm: unser Listicle ab Seite 32 – sozusagen die Fingerübung im Queersein. Hier nehmen wir augenzwinkernd unter die Lupe, was unsere Community bewegt, wenn sie sich mal nicht bewegt. Viel Spass beim Schmökern und Entdecken wünscht euchdie Cruiser-Chefredaktion Birgit & Haymo IM SCHATTEN DER TRÄUMEEIN FILM VON MARTIN WITZ BRUNO BALZ & MICHAEL JARYZARAH LEANDERS SONGWRITERS «Eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Populärkultur, die mit Swing, frechen Berliner Chansons und Liebesliedern einen weiten musikalischen Bogen spannt, aber auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext kritisch über ‹Unterhaltung› und Ideologie nachdenkt.» film.atAB 13. FEBRUAR IM KINO
5GESELLSCHAFTADOLF BRAND4CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025GESELLSCHAFTADOLF BRAND4Adolf Brand – ein Mann mit AmbitionenVON BIRGIT KAWOHLFür viele von uns beginnt die schwule Emanzipationsbewegung mit den Krawallen im Stonewall Inn in New York im Juni 1969, zu deren Gedenken die queere Community weltweit jedes Jahr mit viel Herzblut und Freude den Pride Month zelebriert. Und davor? War da nichts? – Kei-nesfalls. Davor war einiges, was umso be-merkenswerter ist, da die Zeiten nicht wirk-lich bereit dafür waren. Es gab keine Studentenunruhen, die die bürgerliche Welt in ihren Grundfesten erschütterten als Weg-bereiter. Es gab keine demokratischen Strukturen, die mit Grundrechten wie Mei-nungsfreiheit punkten. Das heisst aber auch, dass die Menschen, die trotzdem für die Rechte auf selbstbestimmte Sexualität kämpften, einigen Respekt verdient haben, weswegen wir immer mal wieder eine*n von ihnen unter die Lupe nehmen. In dieser Cruiser-Ausgabe wollen wir das Leben und Wirken von Adolf Brand (eigentlich Gustav Adolf Franz Brand) beleuchten und dabei für viele sicherlich Neues zu Tage fördern.Adolf Brand war ein Zeitgenosse des ungleich berühmteren Magnus Hirschfeld oder auch, wie Erwin In het Panhuis am 14.11.2024 auf queer.de feststellte, so etwas wie dessen Antagonist. Habe Hirschfeld durch seine Toleranz und intellektuelle Art überzeugt, sei Brand vor allem ein Querulant gewesen, dazu frauenfeindlich und gefühls-orientiert. Wobei sicherlich eine gehörige Portion Querulantentum nicht unbedingt schlecht ist, wenn es um das Durchsetzen von bisher Unüblichem und überhaupt um Veränderungen in der Gesellschaft geht. Dass er aber mit Sicherheit ein nicht ganz einfacher Mensch war, bestätigt auch die AG Rosa Winkel, die in ihrem Portrait notiert, Brand habe «den Egoismus von Nietzsches ‹Übermenschen›» propagiert. Schon die Kombination von Nietzsche und Egoismus lässt alle Glocken Alarm klingeln, aber ein Beweis ist das noch lange nicht, weswegen Brands Leben zunächst genauer betrachtet werden soll.Vom Lehrer zum Buchhändler zum HerausgeberGeboren wurde er 1874 im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen. Seine Herkunft ist wenig spektakulär, der Vater war zunächst Bote, später Glaser, er selbst wollte eigentlich Lehrer werden, was aber daran scheiterte, dass man bei ihm antireligiöse Schriften fand. Schon das kann man für die damalige Zeit als aufmüpg bewerten. So wurde er ➔ Magnus Hirschfeld ist als Pionier der Schwulenbewegung bekannt – seinen Gegenspieler Adolf Brand kennen hingegen nur wenige.Adolf Brand (1874–1945), Herausgeber der Zeit-schrift «Der Eigene», war ein Pionier der homosexu-ellen Emanzipation und ein unbeirrter Kämpfer für Freiheit, Individualität und kulturelle Selbst- bestimmung. Mit seiner Publikation schuf er nicht nur eine Plattform für Kunst und Literatur, sondern setzte auch ein mutiges Zeichen gegen gesell-schaftliche Repression und staatliche Zensur. Heute ist seine bahnbrechende Zeitschrift digitali-siert verfügbar und bietet einen faszinierenden Einblick in die Anfänge der LGBT*-Bewegung.Wobei sicherlich eine gehörige Portion Querulantentum nicht unbedingt schlecht ist, wenn es um das Durchsetzen von bisher Unüblichem und überhaupt um Veränderungen in der Ge-sellschaft geht.ZEITSCHRIFT «DER EIGENE»In diesem Artikel beschreibt Adolf Brand die massiven Repressionen, die seiner Zeitschrift «Der Eigene» durch staatliche Stellen widerfuh-ren und letztlich zu deren Einstellung führten. Brand kritisiert insbesondere den Entzug von Papierressourcen durch die Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe. Diese Massnah-me, die er als rechtswidrig und willkürlich be-zeichnet, sieht er als gezielten Angriff auf die Meinungsfreiheit und als Versuch, unliebsame Stimmen in der Presse zum Schweigen zu brin-gen.Brand erläutert die Bedeutung von «Der Eigene» als kulturell und gesellschaftlich wegweisende Publikation, die nicht nur für Freundschaft und Freiheit eintrat, sondern auch marginalisierten Gruppen eine Stimme verlieh. Er klagt an, dass solche Eingriffe nicht nur die künstlerische und journalistische Freiheit bedrohen, sondern auch demokratische Grundprinzipien untergraben.Mit seinem Offenen Brief richtet Brand einen eindringlichen Appell an den Reichswirtschafts-minister, diese Entscheidung zu revidieren, und verteidigt die Pressefreiheit als unverzichtbare Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Der Artikel ist ein kraftvolles Plädoyer für den Schutz unabhängiger Publikationen und ein his-torisches Dokument des Widerstands gegen Zensur und staatliche Willkür. (he)CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Media © ZvG / Wikkpedia
5GESELLSCHAFTADOLF BRAND4CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025GESELLSCHAFTADOLF BRAND4Adolf Brand – ein Mann mit AmbitionenVON BIRGIT KAWOHLFür viele von uns beginnt die schwule Emanzipationsbewegung mit den Krawallen im Stonewall Inn in New York im Juni 1969, zu deren Gedenken die queere Community weltweit jedes Jahr mit viel Herzblut und Freude den Pride Month zelebriert. Und davor? War da nichts? – Kei-nesfalls. Davor war einiges, was umso be-merkenswerter ist, da die Zeiten nicht wirk-lich bereit dafür waren. Es gab keine Studentenunruhen, die die bürgerliche Welt in ihren Grundfesten erschütterten als Weg-bereiter. Es gab keine demokratischen Strukturen, die mit Grundrechten wie Mei-nungsfreiheit punkten. Das heisst aber auch, dass die Menschen, die trotzdem für die Rechte auf selbstbestimmte Sexualität kämpften, einigen Respekt verdient haben, weswegen wir immer mal wieder eine*n von ihnen unter die Lupe nehmen. In dieser Cruiser-Ausgabe wollen wir das Leben und Wirken von Adolf Brand (eigentlich Gustav Adolf Franz Brand) beleuchten und dabei für viele sicherlich Neues zu Tage fördern.Adolf Brand war ein Zeitgenosse des ungleich berühmteren Magnus Hirschfeld oder auch, wie Erwin In het Panhuis am 14.11.2024 auf queer.de feststellte, so etwas wie dessen Antagonist. Habe Hirschfeld durch seine Toleranz und intellektuelle Art überzeugt, sei Brand vor allem ein Querulant gewesen, dazu frauenfeindlich und gefühls-orientiert. Wobei sicherlich eine gehörige Portion Querulantentum nicht unbedingt schlecht ist, wenn es um das Durchsetzen von bisher Unüblichem und überhaupt um Veränderungen in der Gesellschaft geht. Dass er aber mit Sicherheit ein nicht ganz einfacher Mensch war, bestätigt auch die AG Rosa Winkel, die in ihrem Portrait notiert, Brand habe «den Egoismus von Nietzsches ‹Übermenschen›» propagiert. Schon die Kombination von Nietzsche und Egoismus lässt alle Glocken Alarm klingeln, aber ein Beweis ist das noch lange nicht, weswegen Brands Leben zunächst genauer betrachtet werden soll.Vom Lehrer zum Buchhändler zum HerausgeberGeboren wurde er 1874 im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen. Seine Herkunft ist wenig spektakulär, der Vater war zunächst Bote, später Glaser, er selbst wollte eigentlich Lehrer werden, was aber daran scheiterte, dass man bei ihm antireligiöse Schriften fand. Schon das kann man für die damalige Zeit als aufmüpg bewerten. So wurde er ➔ Magnus Hirschfeld ist als Pionier der Schwulenbewegung bekannt – seinen Gegenspieler Adolf Brand kennen hingegen nur wenige.Adolf Brand (1874–1945), Herausgeber der Zeit-schrift «Der Eigene», war ein Pionier der homosexu-ellen Emanzipation und ein unbeirrter Kämpfer für Freiheit, Individualität und kulturelle Selbst- bestimmung. Mit seiner Publikation schuf er nicht nur eine Plattform für Kunst und Literatur, sondern setzte auch ein mutiges Zeichen gegen gesell-schaftliche Repression und staatliche Zensur. Heute ist seine bahnbrechende Zeitschrift digitali-siert verfügbar und bietet einen faszinierenden Einblick in die Anfänge der LGBT*-Bewegung.Wobei sicherlich eine gehörige Portion Querulantentum nicht unbedingt schlecht ist, wenn es um das Durchsetzen von bisher Unüblichem und überhaupt um Veränderungen in der Ge-sellschaft geht.ZEITSCHRIFT «DER EIGENE»In diesem Artikel beschreibt Adolf Brand die massiven Repressionen, die seiner Zeitschrift «Der Eigene» durch staatliche Stellen widerfuh-ren und letztlich zu deren Einstellung führten. Brand kritisiert insbesondere den Entzug von Papierressourcen durch die Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe. Diese Massnah-me, die er als rechtswidrig und willkürlich be-zeichnet, sieht er als gezielten Angriff auf die Meinungsfreiheit und als Versuch, unliebsame Stimmen in der Presse zum Schweigen zu brin-gen.Brand erläutert die Bedeutung von «Der Eigene» als kulturell und gesellschaftlich wegweisende Publikation, die nicht nur für Freundschaft und Freiheit eintrat, sondern auch marginalisierten Gruppen eine Stimme verlieh. Er klagt an, dass solche Eingriffe nicht nur die künstlerische und journalistische Freiheit bedrohen, sondern auch demokratische Grundprinzipien untergraben.Mit seinem Offenen Brief richtet Brand einen eindringlichen Appell an den Reichswirtschafts-minister, diese Entscheidung zu revidieren, und verteidigt die Pressefreiheit als unverzichtbare Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Der Artikel ist ein kraftvolles Plädoyer für den Schutz unabhängiger Publikationen und ein his-torisches Dokument des Widerstands gegen Zensur und staatliche Willkür. (he)CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Media © ZvG / Wikkpedia
66 7GESELLSCHAFTADOLF BRANDMedia © ZvG ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach .Ein Versuch, die Politik zu beein- flussenBrand gibt «Der Eigene» bis 1932 heraus, al-lerdings nicht ganz kontinuierlich, denn zwischen 1907 bis 1918 pausiert die Zeit-schrift, danach kommt es wieder zu regel-mässigen Veröentlichungen. Brand schat es nicht nur, eine Schwulenzeitschrift her-auszugeben, ihm gelingt es auch, Mitstrei-ter zu nden, die dort Texte veröentlichen, so z. B. der – damals in schwulen Kreisen – durchaus bekannt Hanns Heinz Ewers mit der Erzählung «Armer Junge» im Jahr 1920.Grund für die Unterbrechung ab 1907 war die so genannte Harden-Eulenburg- Aäre, von deren Ausläufern auch Brand betroen war. Der konservative Journalist Maximilian Harden versuchte hohe Politi-ker des Kaiserreiches und Vertraute des Kaisers zu diskreditieren, indem er ihnen homosexuelle Neigungen zuschrieb. Den Männern wurde eine zu weiche – im Unter-schied zu Bismarck – Politik zugeschrieben, die oensichtlich vor allem Harden selbst ein Dorn im Auge war. In diesem Zusam-menhang denunzierte Adolf Brand Reichs-kanzler Bernhard von Bülow als ebenfalls homosexuell, was schliesslich zum Rück-tritt des Kanzlers im Jahr 1909 führte. Brand hatte mit seiner Verleumdung eigentlich im Sinn gehabt, den Kanzler zu erpressen und ihn dazu zu bringen, § 175 abzuschaen. schliesslich Buchhändler und bald darauf Verleger. Diesen Beruf wiederum nutzte er dazu, eigene Schriften und Bücher heraus-zugeben, darunter die erstmals am 3. März 1896 erschienene Zeitschrift «Der Eigene. Monatsschrift für Kunst und Leben» (später «Der Eigene. Ein Blatt für männliche Kul-tur»). Wenig später erscheint diese Zeit-schrift regelmässig und wird sogar ab 1898 im Börsenblatt für den deutschen Buchhan-del beworben. Mit diesem frühen Erschei-nungsjahr kann sich Brand zumindest im deutschsprachigen Raum den Titel für die erste Schwulenzeitschrift sichern, die Pub-likation von Magnus Hirschfeld kommt erst 1899 auf den Markt.Wenige Jahre später (1903) gründet Brand mit zwölf weiteren Männern die «Ge-meinschaft der Eigenen», einen Zusam-menschluss von Homosexuellen zum ge-genseitigen Austausch. Auch berühmte Persönlichkeiten wie Klaus und omas Mann gehörten zum Freundeskreis der «Gemeinschaft». Die dort engagierten Män-Wenige Jahre später (1903) gründet Brand mit zwölf weite-ren Männern die «Gemeinschaft der Eigenen», einen Zusammen-schluss von Homosexuellen zum gegenseitigen Austausch. Brand schafft es nicht nur, eine Schwulenzeitschrift herauszu-geben, ihm gelingt es auch, Mit-streiter zu finden, die dort Texte veröffentlichen.Damals war man gesellschaftlich si-cherlich noch nicht so weit, einen schwulen Reichskanzler zu tolerieren und selbst die klitzekleinste Ruchbarkeit in diese Rich-tung kostete Bülow das Amt. Allerdings endete das Ganze für Brand auch negativ: § 175 bestand, wie wir hinlänglich wissen, noch Jahrzehnte weiter und er selbst wurde wegen Verleumdung angeklagt und zu 18 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Da er bereits im Jahr 1899 «als Anarchist anth-ropometrisch vermessen» (s. AG Rosa Win-kel) worden war und seither fortwährend unter polizeilicher Beobachtung stand, hielt sich Brand die nächsten Jahre erst einmal von der Öentlichkeit fern und trat erst mit den Liberalisierungen der Weimarer Repub-lik mit seinen Publikationen in Erscheinung.Lebensreformbewegung und FKKAuallen mag, dass die Zeitschrift nicht nur literarische Texte und Abhandlungen (teils zweifelhafter Qualität) enthielt - das Gedicht von H. Mow mag hierfür als Bei-spiel dienen – nein, es waren auch häug Nacktfotos abgedruckt, die wiederum von Adolf Brand selbst aufgenommen worden waren. Hier treen verschiedene Aspekte zusammen: Zum einen die Wandervogel-Bewegung der 1920er-Jahre, die das freie Le-ben in der freien Natur propagierte und sehr auf Kameradschaft und Naturverbun- ➔ Die Widmung «Der freien Schweiz gewidmet» in «Der Eigene» von 1924 unterstreicht den Ruf der Schweiz als Symbol für Freiheit und Neutralität. Während Homosexualität in Deutschland durch den § 175 kriminalisiert wurde, galt die Schweiz als ver-gleichsweise liberaler Ort. Die Schweiz wurde als Hoffnungsträger für Selbst-bestimmung und Unabhän-gigkeit wahrgenommen. CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025«Der Eigene» erschien von 1896 bis 1932 und gilt als eine der ersten homosexuellen Zeitschriften weltweit. Während dieser Zeit widmete sich die Publikation unter Adolf Brands Leitung Themen wie männlicher Freundschaft, kulturellem Eros und der Verteidigung homosexueller Rechte, trotz massi-ver gesellschaftlicher und staatlicher Repressionen.ner widersprachen Hirschfelds eorie vom «3. Geschlecht» energisch, da sie der Mei-nung waren, Homosexuelle hätten mitnich-ten weiblich Züge. Auch hier erkennt man, dass die beiden Berliner Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen sich nicht wirk-lich grün waren, sondern dass ihre Meinun-gen teilweise weit auseinandergingen, auch wenn sie sich gemeinsam für die Abschaf-fung von § 175 engagierten.
66 7GESELLSCHAFTADOLF BRANDMedia © ZvG ANZEIGECRUISER SommER 2017➔«Was geht mich meine Gesundheit an!» Wilhelm Nietzsche Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung in allen Gesundheitsfragen.Stampfenbachstr. 7, 8001 Zürich, Tel. 044 252 44 20, Fax 044 252 44 21 leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.chIhr Gesundheits-Coach .Ein Versuch, die Politik zu beein- flussenBrand gibt «Der Eigene» bis 1932 heraus, al-lerdings nicht ganz kontinuierlich, denn zwischen 1907 bis 1918 pausiert die Zeit-schrift, danach kommt es wieder zu regel-mässigen Veröentlichungen. Brand schat es nicht nur, eine Schwulenzeitschrift her-auszugeben, ihm gelingt es auch, Mitstrei-ter zu nden, die dort Texte veröentlichen, so z. B. der – damals in schwulen Kreisen – durchaus bekannt Hanns Heinz Ewers mit der Erzählung «Armer Junge» im Jahr 1920.Grund für die Unterbrechung ab 1907 war die so genannte Harden-Eulenburg- Aäre, von deren Ausläufern auch Brand betroen war. Der konservative Journalist Maximilian Harden versuchte hohe Politi-ker des Kaiserreiches und Vertraute des Kaisers zu diskreditieren, indem er ihnen homosexuelle Neigungen zuschrieb. Den Männern wurde eine zu weiche – im Unter-schied zu Bismarck – Politik zugeschrieben, die oensichtlich vor allem Harden selbst ein Dorn im Auge war. In diesem Zusam-menhang denunzierte Adolf Brand Reichs-kanzler Bernhard von Bülow als ebenfalls homosexuell, was schliesslich zum Rück-tritt des Kanzlers im Jahr 1909 führte. Brand hatte mit seiner Verleumdung eigentlich im Sinn gehabt, den Kanzler zu erpressen und ihn dazu zu bringen, § 175 abzuschaen. schliesslich Buchhändler und bald darauf Verleger. Diesen Beruf wiederum nutzte er dazu, eigene Schriften und Bücher heraus-zugeben, darunter die erstmals am 3. März 1896 erschienene Zeitschrift «Der Eigene. Monatsschrift für Kunst und Leben» (später «Der Eigene. Ein Blatt für männliche Kul-tur»). Wenig später erscheint diese Zeit-schrift regelmässig und wird sogar ab 1898 im Börsenblatt für den deutschen Buchhan-del beworben. Mit diesem frühen Erschei-nungsjahr kann sich Brand zumindest im deutschsprachigen Raum den Titel für die erste Schwulenzeitschrift sichern, die Pub-likation von Magnus Hirschfeld kommt erst 1899 auf den Markt.Wenige Jahre später (1903) gründet Brand mit zwölf weiteren Männern die «Ge-meinschaft der Eigenen», einen Zusam-menschluss von Homosexuellen zum ge-genseitigen Austausch. Auch berühmte Persönlichkeiten wie Klaus und omas Mann gehörten zum Freundeskreis der «Gemeinschaft». Die dort engagierten Män-Wenige Jahre später (1903) gründet Brand mit zwölf weite-ren Männern die «Gemeinschaft der Eigenen», einen Zusammen-schluss von Homosexuellen zum gegenseitigen Austausch. Brand schafft es nicht nur, eine Schwulenzeitschrift herauszu-geben, ihm gelingt es auch, Mit-streiter zu finden, die dort Texte veröffentlichen.Damals war man gesellschaftlich si-cherlich noch nicht so weit, einen schwulen Reichskanzler zu tolerieren und selbst die klitzekleinste Ruchbarkeit in diese Rich-tung kostete Bülow das Amt. Allerdings endete das Ganze für Brand auch negativ: § 175 bestand, wie wir hinlänglich wissen, noch Jahrzehnte weiter und er selbst wurde wegen Verleumdung angeklagt und zu 18 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Da er bereits im Jahr 1899 «als Anarchist anth-ropometrisch vermessen» (s. AG Rosa Win-kel) worden war und seither fortwährend unter polizeilicher Beobachtung stand, hielt sich Brand die nächsten Jahre erst einmal von der Öentlichkeit fern und trat erst mit den Liberalisierungen der Weimarer Repub-lik mit seinen Publikationen in Erscheinung.Lebensreformbewegung und FKKAuallen mag, dass die Zeitschrift nicht nur literarische Texte und Abhandlungen (teils zweifelhafter Qualität) enthielt - das Gedicht von H. Mow mag hierfür als Bei-spiel dienen – nein, es waren auch häug Nacktfotos abgedruckt, die wiederum von Adolf Brand selbst aufgenommen worden waren. Hier treen verschiedene Aspekte zusammen: Zum einen die Wandervogel-Bewegung der 1920er-Jahre, die das freie Le-ben in der freien Natur propagierte und sehr auf Kameradschaft und Naturverbun- ➔ Die Widmung «Der freien Schweiz gewidmet» in «Der Eigene» von 1924 unterstreicht den Ruf der Schweiz als Symbol für Freiheit und Neutralität. Während Homosexualität in Deutschland durch den § 175 kriminalisiert wurde, galt die Schweiz als ver-gleichsweise liberaler Ort. Die Schweiz wurde als Hoffnungsträger für Selbst-bestimmung und Unabhän-gigkeit wahrgenommen. CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025«Der Eigene» erschien von 1896 bis 1932 und gilt als eine der ersten homosexuellen Zeitschriften weltweit. Während dieser Zeit widmete sich die Publikation unter Adolf Brands Leitung Themen wie männlicher Freundschaft, kulturellem Eros und der Verteidigung homosexueller Rechte, trotz massi-ver gesellschaftlicher und staatlicher Repressionen.ner widersprachen Hirschfelds eorie vom «3. Geschlecht» energisch, da sie der Mei-nung waren, Homosexuelle hätten mitnich-ten weiblich Züge. Auch hier erkennt man, dass die beiden Berliner Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen sich nicht wirk-lich grün waren, sondern dass ihre Meinun-gen teilweise weit auseinandergingen, auch wenn sie sich gemeinsam für die Abschaf-fung von § 175 engagierten.
88CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 ANZEIGEMen BodyworkWWW.MENBODYWORK.CHEROS MASSAGENROPE BONDAGE SESSIONSWORKSHOPS für GBTQ Männer10% Jubiläums-Rabattbis 28.02.2025 mit GutscheincodeCRUISER10JUBILÄUM: Seit 15 Jahren in Zürich!denheit setzte, was wiederum mit der auf-kommenden FKK-Bewegung einherging, die auch Natürlichkeit («back to the roots») propagierte. Gleichzeitig gaben diese Be-wegungen, die in intellektuellen Kreisen über eine grosse Anhängerschaft verfüg-ten, Brand die Gelegenheit, seiner eigenen Neigung, der Ephebophilie, nachzugehen, weswegen er schon damals umstritten ge-wesen sei, so LGBT*-Wiki. Die Fotos selbst sind alles andere als anrüchig, was sogar mehrfach vor Gericht festgestellt wurde, sieht man die Geschlechtsteile doch nie im Fokus und auch nicht erigiert. Im Gegen-teil, im Vordergrund scheint oftmals die Natur zu stehen, die meisten Fotos strahlen eine nahezu verträumte Ruhe aus.Vielleicht waren diese Anfeindungen aber ein Grund dafür, dass sich Brand dazu entschloss, 1920 zu heiraten und mit seiner Ehefrau, die seine Homosexualität akzep-tierte, und einem Mann, Max Miede, ge-meinsam in einer Wohnung in Berlin zu wohnen.Vielleicht waren diese Anfein-dungen aber ein Grund dafür, dass sich Brand dazu entschloss, 1920 zu heiraten und mit seiner Ehefrau, die seine Homosexuali-tät akzeptierte, und einem Mann, Max Miede, gemeinsam in einer Wohnung in Berlin zu wohnen.«The Stonewall Inn» in der Christopher Street in New York City markiert am 28. Juni 1969 die Geburtsstunde der homosexuellen Bewegung für Toleranz und Gleichberechtigung.Das stille Ende des lauten KämpfersWarum er letztendlich die Herausgabe des «Eigenen» aufgab, darüber besteht ein we-nig Uneinigkeit: Während Erwin In het Pan-huis nanzielle Gründe in den Vordergrund stellt, schreiben andere Quellen (z. B. die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) von poli-tischen Verfolgungen durch die Nazis, die auch seine Bücher beschlagnahmt hätten. Die AG Rosa Winkel berichtet von zahlrei-chen Hausdurchsuchungen durch die Nati-onalsozialisten ab 1933 und nennt auch die Verurteilung zu einer Geldstrafe von 200 Mark im Jahr 1937, die er bis 1939 in Raten abbezahlt habe. Nach seinem Tod durch ei-nen Bombenangri auf Berlin in der letzten Kriegsphase habe die NSDAP seine Bestat-tung übernommen und ihn formal als «Held der Nation» gefeiert. Warum es dazu kam, ist nicht logisch nachvollziehbar. Andererseits stellt In het Panhuis fest, dass Brand der na-tionalsozialistischen Ideologie gar nicht ganz abgeneigt gegenübergestanden habe, seien dort immerhin stramme Jungs gefeiert worden, durchaus auch ein Ideal von Brand.Hinzu seien Krankheiten und Verar-mung gekommen, alles Faktoren, die nicht dazu angetan sind, eine Zeitschrift regel-mässig herauszubringen. Adolf Brand ist sicherlich eine nicht ganz einfach zu fassende Person, der – wie wir alle – seine guten und schlechten Seiten hatte. Für die Schwulenbewegung ist er aber trotz seines Hangs zum Denunzian-tentum eine wahre Bereicherung, ohne die diese heute vielleicht nicht dort stünde, wo sie steht.Die Humboldt-Universität Berlin hat alle Ausgaben des «Eigenen» digitalisiert und öentlich einsehbar gemacht. Hier lohnt sich das Stöbern und Blättern, um in die Welt vor einhundert Jahren einzutauchen und vielleicht ein wenig mehr Verständnis für die damalige Zeit zu bekommen. Media © Adobe StockMeine Cruiser-Bestellung Jahresabo, Selbstkostenpreis: CHF 68.– Gönner*innen Jahresabo: CHF 250.–Einsenden an: Cruiser, Clausiusstrasse 42, 8006 Zürichwww.cruisermagazin.ch/aboDAS MAGAZIN FÜR DIE QUEERE LEBENSART10 AUSGABEN FÜR NUR CHF 68. Der Cruiser kommt in neutralem Umschlag direkt in deinen Briefkasten. Einfach Coupon ausfüllen und einschicken oder online bestellen unter www.cruisermagazin.ch/aboVorname | NameStrasse | Nr.PLZ | Ort E-MailUnterschriftcruiserbraucht dich!Abonniere uns!ANZEIGE
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CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025VON BIRGIT KAWOHLNachdem wir in den letzten Monaten teilweise recht wuchtige Bücher empfohlen haben, möchten wir im Januar mal (lesetechnisch) mit etwas Leichtem auftrumpfen und haben uns da-her für die grossartige Graphic Novel «Pin-ke Monster» von Claus Daniel Herrmann entschieden. Dieser etwas über 200 Seiten umfassende Band in Schwarz-Weiss und Pink hat es wirklich in sich.Frank (warum muss ein Jugendlicher im Jahr 2024 ausgerechnet Frank heissen?) ist ein Jugendlicher, wie es sie zahlreich gibt. Er wohnt mit seinem Vater und seiner Mutter zusammen, geht morgens zur Schu-le und nachmittags zum Volleyball. So weit, so gut. Wäre da nicht die schwere Depressi-on seines Vaters, die Frank belastet, denn er erträgt es kaum, seinen Vater so kraftlos he-rumsitzen zu sehen. Ein Zuuchtsort – ne-ben dem Volleyball – ist für ihn das Zeich-nen. Hier kann er alle Gefühle, die er sich nicht auszusprechen getraut, loswerden. Denn da ist nicht nur die Depression, die ihn belastet. Er hat nämlich festgestellt, dass er auf Jungs steht und ihm ist klar, dass dies keinen Platz in der Familie neben sei-nem kranken Vater hat.Dann tritt auch noch ea in das Leben der Familie. Seine Mutter hat diese «Heile-rin» in ihrer Not und Sorge um ihren depres-siven Mann um Hilfe gebeten. Als Leser*in möchte man ab Seite eins von eas Auftre-ten nur laut «Weg!» und «Schmeisst sie aus eurem Leben!» schreien. ea versteht sich als «feine Seele» und glaubt, dass man See-lenpein mit Steinen und Gebeten heilen kann. Dabei ist sie intolerant und hasserfüllt gegenüber allen, die nicht ihrer Vorstellung von einem «feinen Menschen» entsprechen. Das tut Frank nämlich nicht, der sich zum Glück irgendwann emanzipiert und ea in ihre Schranken verweist. Dem 1981 geborenen Claus Daniel Herrmann ist mit «Pinke Monster» ein Co-mic gelungen, der die Lebenswelt eines un-sicheren Teenagers gut einfängt. Die Zeich-nungen bestechen dabei durch ihre Klarheit, die pinken Akzente im Schwarz-Weiss-Lay-out sind pointiert und unterstreichen die Stimmungen und dargestellten Typen. Neben Frank bekommen wir ein be-sonders gutes Bild der vermeintlichen Hilfsperson, die den Leiter*innen von Kon-versionstherapien ähnlich ist, die ohne Rücksicht auf Verluste agieren und gröss-tenteils völlig absurde Massnahmen zur Heilung vorschlagen und durchführen. Ein Bergkristall in der Hosentasche und ein in den Schrank verbannter Computer reichen sicherlich nicht, um die «negativen Energi-en» zu eliminieren, die zu einer schweren BUCHTIPPClaus Daniel Herrmann: Pinke Monster. Reprodukt Verlag 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-95640-441-2Dem 1981 geborenen Claus Daniel Herrmann ist mit «Pinke Monster» ein Comic gelungen, der die Lebenswelt eines unsi-cheren Teenagers gut einfängt. Die Zeichnungen bestechen dabei durch ihre Klarheit, die pinken Akzente im Schwarz-Weiss-Layout sind pointiert und unterstreichen die Stimmungen und dargestellten Typen.Die Pubertät ist für keinen Jugendlichen einfach. Aber mit einem depressiven Vater und einer nicht heteronormativen Sexualität fühlt man sich schnell vollkommen allein.Depression führen und ein Turmalin «heilt» auch keinen Schwulen (selbst wenn der Stein heilen könnte, was sollte er hier Heilendes bewirken?). «Pinke Monster» erönet einen weite-ren Zugang zu der schwierigen Frage des gesunden Coming-outs und zeigt diesen Schritt unterhaltsam und mit anderen Fa-cetten als ein Roman. Volleyball, Vater und verbotene GefühleInfos und Tickets: shakecompany.chGUTE UNTERHALTUNGEine Komödie über Kinderwunsch und Regenbogenfamilievon Roman Riklin & Michael Elsener mit Florian Butsch Michèle Hirsig Sebastian Krähenbühl Dominik WidmerRegie Alexander StutzWegen grosser Nachfragenochmals in Zürichab 6. März 2025auf der COMEDY BÜHNE WEISSER WIND ZürichEine Produktion der Shake Company in Zusammenarbeit mit dem Theater am Hechtplatz und den Kammerspielen Seeb10KULTURBUCHTIPPBuchtippJanuar
CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025VON BIRGIT KAWOHLNachdem wir in den letzten Monaten teilweise recht wuchtige Bücher empfohlen haben, möchten wir im Januar mal (lesetechnisch) mit etwas Leichtem auftrumpfen und haben uns da-her für die grossartige Graphic Novel «Pin-ke Monster» von Claus Daniel Herrmann entschieden. Dieser etwas über 200 Seiten umfassende Band in Schwarz-Weiss und Pink hat es wirklich in sich.Frank (warum muss ein Jugendlicher im Jahr 2024 ausgerechnet Frank heissen?) ist ein Jugendlicher, wie es sie zahlreich gibt. Er wohnt mit seinem Vater und seiner Mutter zusammen, geht morgens zur Schu-le und nachmittags zum Volleyball. So weit, so gut. Wäre da nicht die schwere Depressi-on seines Vaters, die Frank belastet, denn er erträgt es kaum, seinen Vater so kraftlos he-rumsitzen zu sehen. Ein Zuuchtsort – ne-ben dem Volleyball – ist für ihn das Zeich-nen. Hier kann er alle Gefühle, die er sich nicht auszusprechen getraut, loswerden. Denn da ist nicht nur die Depression, die ihn belastet. Er hat nämlich festgestellt, dass er auf Jungs steht und ihm ist klar, dass dies keinen Platz in der Familie neben sei-nem kranken Vater hat.Dann tritt auch noch ea in das Leben der Familie. Seine Mutter hat diese «Heile-rin» in ihrer Not und Sorge um ihren depres-siven Mann um Hilfe gebeten. Als Leser*in möchte man ab Seite eins von eas Auftre-ten nur laut «Weg!» und «Schmeisst sie aus eurem Leben!» schreien. ea versteht sich als «feine Seele» und glaubt, dass man See-lenpein mit Steinen und Gebeten heilen kann. Dabei ist sie intolerant und hasserfüllt gegenüber allen, die nicht ihrer Vorstellung von einem «feinen Menschen» entsprechen. Das tut Frank nämlich nicht, der sich zum Glück irgendwann emanzipiert und ea in ihre Schranken verweist. Dem 1981 geborenen Claus Daniel Herrmann ist mit «Pinke Monster» ein Co-mic gelungen, der die Lebenswelt eines un-sicheren Teenagers gut einfängt. Die Zeich-nungen bestechen dabei durch ihre Klarheit, die pinken Akzente im Schwarz-Weiss-Lay-out sind pointiert und unterstreichen die Stimmungen und dargestellten Typen. Neben Frank bekommen wir ein be-sonders gutes Bild der vermeintlichen Hilfsperson, die den Leiter*innen von Kon-versionstherapien ähnlich ist, die ohne Rücksicht auf Verluste agieren und gröss-tenteils völlig absurde Massnahmen zur Heilung vorschlagen und durchführen. Ein Bergkristall in der Hosentasche und ein in den Schrank verbannter Computer reichen sicherlich nicht, um die «negativen Energi-en» zu eliminieren, die zu einer schweren BUCHTIPPClaus Daniel Herrmann: Pinke Monster. Reprodukt Verlag 2024.Preis CHF 36.90ISBN 978-3-95640-441-2Dem 1981 geborenen Claus Daniel Herrmann ist mit «Pinke Monster» ein Comic gelungen, der die Lebenswelt eines unsi-cheren Teenagers gut einfängt. Die Zeichnungen bestechen dabei durch ihre Klarheit, die pinken Akzente im Schwarz-Weiss-Layout sind pointiert und unterstreichen die Stimmungen und dargestellten Typen.Die Pubertät ist für keinen Jugendlichen einfach. Aber mit einem depressiven Vater und einer nicht heteronormativen Sexualität fühlt man sich schnell vollkommen allein.Depression führen und ein Turmalin «heilt» auch keinen Schwulen (selbst wenn der Stein heilen könnte, was sollte er hier Heilendes bewirken?). «Pinke Monster» erönet einen weite-ren Zugang zu der schwierigen Frage des gesunden Coming-outs und zeigt diesen Schritt unterhaltsam und mit anderen Fa-cetten als ein Roman. Volleyball, Vater und verbotene GefühleInfos und Tickets: shakecompany.chGUTE UNTERHALTUNGEine Komödie über Kinderwunsch und Regenbogenfamilievon Roman Riklin & Michael Elsener mit Florian Butsch Michèle Hirsig Sebastian Krähenbühl Dominik WidmerRegie Alexander StutzWegen grosser Nachfragenochmals in Zürichab 6. März 2025auf der COMEDY BÜHNE WEISSER WIND ZürichEine Produktion der Shake Company in Zusammenarbeit mit dem Theater am Hechtplatz und den Kammerspielen Seeb10KULTURBUCHTIPPBuchtippJanuar
12WISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNENWISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNEN13Media © Wikimedia / Adobe StockCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Der Jahresanfang ist der perfekte Moment, um LGBT*-Persönlichkeiten zu feiern, die mit ihrem Wissen und ihrer Arbeit die Welt verändert haben.Regenbogen-Pioniere inder ForschungAlan Turing Rachel CarsonGeorge Washington Carver (1864 – 1943)Carver wurde in die Sklaverei geboren und war der erste Schwarze in den USA, der einen Bachelor of Science erhielt. Er revolutionierte die Landwirt-schaft durch nachhaltige Anbaumethoden und Fruchtwechsel. Seine Sexualität ist nicht eindeutig belegt, doch er wird oft als bisexuell angesehen, aufgrund seiner engen Beziehung zu seinem Assistenten Austin W. Curtis Jr.Edward Carpenter (1844 – 1929)Carpenter war ein britischer Philosoph und Sozial-wissenschaftler, der als einer der ersten Verfechter von LGBT*-Rechten gilt. Er schrieb wegweisende Werke über Homosexualität und Geschlechterrol-len und verband Sozialreform mit ökologischen Ideen. Carpenter lebte offen mit seinem Partner, was in seiner Zeit aussergewöhnlich war.Ein Symbol für Vielfalt: LGBT*-Wissenschaftler*innen prägen die Welt mit ihrem Wissen und inspirieren durch Mut, Innovation und Offenheit.VON HAYMO EMPLWissenschaft kennt keine Grenzen, weder geograsch noch kulturell – und schon gar nicht solche, die durch Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung deniert werden. Dennoch waren viele LGBT*-Wissenschaftler*innen gezwungen, ihre Identität zu verstecken, um in einer oft feindseligen Umgebung bestehen zu können. Einige von ihnen überwanden diese Hürden nicht nur, sondern prägten die Welt nachhaltig mit ihren Erkenntnissen und Errungenschaften.Diese Geschichte ist jedoch lücken-haft: Viele Wissenschaftler*innen mussten ihre Identität aus Angst vor Verfolgung oder beruichen Nachteilen verbergen. Andere wurden aus den Geschichtsbüchern getilgt oder ihre Identität wurde verschwiegen. Be-sonders ausserhalb des westlichen Kultur-kreises fehlen uns oft die Dokumentationen.Der Mathematiker Alan Turing, oft als Vater der Informatik bezeichnet, entschlüs-selte während des Zweiten Weltkriegs die Enigma-Codes und legte mit der Turing-Maschine den Grundstein für moderne Computer. Tragischerweise wurde er auf-grund seiner Homosexualität verfolgt und erst posthum rehabilitiert. Seine Geschich-te ist ein Mahnmal für das Potenzial, das die Gesellschaft verliert, wenn sie Menschen ausgrenzt.Ebenso revolutionierte Rachel Carson, die Begründerin der modernen Umweltbe-wegung, mit ihrem Buch «Silent Spring» den Umgang mit Pestiziden und löste ein weltweites Umdenken im Umweltschutz aus. Ihre langjährige Partnerschaft mit Do-Neue Initiativen wie «500 Queer Scientists» der Arachnologin Lauren Esposito oder «LGBT+ Physicists» der Kernphysikerin Elena Long schaffen Sichtbarkeit und Vernetzung. rothy Freeman wurde erst später als roman-tisch anerkannt, ein Detail, das ihre Persön-lichkeit noch facettenreicher macht.Neue Initiativen wie «500 Queer Scien-tists» der Arachnologin Lauren Esposito oder «LGBT+ Physicists» der Kernphysikerin Elena Long schaen Sichtbarkeit und Ver-netzung. Sie zeigen: Die Geschichte der LGBT*-Wissenschaftler*innen wird nicht mehr im Verborgenen geschrieben.Doch diese Geschichten sind nicht nur ein Blick in die Vergangenheit oder auf mo-derne Erfolge. Sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, Barrieren abzubauen und ein Umfeld zu schaen, in dem Wissenschaft- ler*innen aller Identitäten gedeihen können. Warum diese Liste jetzt? Weil der Jah-resbeginn nicht nur für gute Vorsätze da ist, sondern auch für einen Blick auf jene, die uns zeigen, wie Fortschritt und Vielfalt un-trennbar miteinander verbunden sind. Las-sen wir uns von ihrem Mut inspirieren – in der Wissenschaft und im Leben. ➔Magnus Hirschfeld (1868 – 1935)Der deutsche Sexualwissenschaftler gründete 1919 das weltweit erste Institut für Sexualwissen-schaft. Er forschte zu Geschlechtsidentität, prägte den Begriff «Transvestit» und setzte sich für die Entkriminalisierung von Homosexualität ein. Seine Arbeiten wurden von den Nazis zerstört.
12WISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNENWISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNEN13Media © Wikimedia / Adobe StockCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Der Jahresanfang ist der perfekte Moment, um LGBT*-Persönlichkeiten zu feiern, die mit ihrem Wissen und ihrer Arbeit die Welt verändert haben.Regenbogen-Pioniere inder ForschungAlan Turing Rachel CarsonGeorge Washington Carver (1864 – 1943)Carver wurde in die Sklaverei geboren und war der erste Schwarze in den USA, der einen Bachelor of Science erhielt. Er revolutionierte die Landwirt-schaft durch nachhaltige Anbaumethoden und Fruchtwechsel. Seine Sexualität ist nicht eindeutig belegt, doch er wird oft als bisexuell angesehen, aufgrund seiner engen Beziehung zu seinem Assistenten Austin W. Curtis Jr.Edward Carpenter (1844 – 1929)Carpenter war ein britischer Philosoph und Sozial-wissenschaftler, der als einer der ersten Verfechter von LGBT*-Rechten gilt. Er schrieb wegweisende Werke über Homosexualität und Geschlechterrol-len und verband Sozialreform mit ökologischen Ideen. Carpenter lebte offen mit seinem Partner, was in seiner Zeit aussergewöhnlich war.Ein Symbol für Vielfalt: LGBT*-Wissenschaftler*innen prägen die Welt mit ihrem Wissen und inspirieren durch Mut, Innovation und Offenheit.VON HAYMO EMPLWissenschaft kennt keine Grenzen, weder geograsch noch kulturell – und schon gar nicht solche, die durch Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung deniert werden. Dennoch waren viele LGBT*-Wissenschaftler*innen gezwungen, ihre Identität zu verstecken, um in einer oft feindseligen Umgebung bestehen zu können. Einige von ihnen überwanden diese Hürden nicht nur, sondern prägten die Welt nachhaltig mit ihren Erkenntnissen und Errungenschaften.Diese Geschichte ist jedoch lücken-haft: Viele Wissenschaftler*innen mussten ihre Identität aus Angst vor Verfolgung oder beruichen Nachteilen verbergen. Andere wurden aus den Geschichtsbüchern getilgt oder ihre Identität wurde verschwiegen. Be-sonders ausserhalb des westlichen Kultur-kreises fehlen uns oft die Dokumentationen.Der Mathematiker Alan Turing, oft als Vater der Informatik bezeichnet, entschlüs-selte während des Zweiten Weltkriegs die Enigma-Codes und legte mit der Turing-Maschine den Grundstein für moderne Computer. Tragischerweise wurde er auf-grund seiner Homosexualität verfolgt und erst posthum rehabilitiert. Seine Geschich-te ist ein Mahnmal für das Potenzial, das die Gesellschaft verliert, wenn sie Menschen ausgrenzt.Ebenso revolutionierte Rachel Carson, die Begründerin der modernen Umweltbe-wegung, mit ihrem Buch «Silent Spring» den Umgang mit Pestiziden und löste ein weltweites Umdenken im Umweltschutz aus. Ihre langjährige Partnerschaft mit Do-Neue Initiativen wie «500 Queer Scientists» der Arachnologin Lauren Esposito oder «LGBT+ Physicists» der Kernphysikerin Elena Long schaffen Sichtbarkeit und Vernetzung. rothy Freeman wurde erst später als roman-tisch anerkannt, ein Detail, das ihre Persön-lichkeit noch facettenreicher macht.Neue Initiativen wie «500 Queer Scien-tists» der Arachnologin Lauren Esposito oder «LGBT+ Physicists» der Kernphysikerin Elena Long schaen Sichtbarkeit und Ver-netzung. Sie zeigen: Die Geschichte der LGBT*-Wissenschaftler*innen wird nicht mehr im Verborgenen geschrieben.Doch diese Geschichten sind nicht nur ein Blick in die Vergangenheit oder auf mo-derne Erfolge. Sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, Barrieren abzubauen und ein Umfeld zu schaen, in dem Wissenschaft- ler*innen aller Identitäten gedeihen können. Warum diese Liste jetzt? Weil der Jah-resbeginn nicht nur für gute Vorsätze da ist, sondern auch für einen Blick auf jene, die uns zeigen, wie Fortschritt und Vielfalt un-trennbar miteinander verbunden sind. Las-sen wir uns von ihrem Mut inspirieren – in der Wissenschaft und im Leben. ➔Magnus Hirschfeld (1868 – 1935)Der deutsche Sexualwissenschaftler gründete 1919 das weltweit erste Institut für Sexualwissen-schaft. Er forschte zu Geschlechtsidentität, prägte den Begriff «Transvestit» und setzte sich für die Entkriminalisierung von Homosexualität ein. Seine Arbeiten wurden von den Nazis zerstört.
14 15KOLUMNEMICHI RÜEGG1515WISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNENCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Media © Shutterstock, ZvGVON MICHI RÜEGGEs war ein Panasonic. Mein erstes Mo-biltelefon. Oder Natel, wie der Volks-mund es nannte. Natel D. Diese Mo-delle waren bereits recht handlich. Natel C, die Vorgängertelefone präsentierten sich noch recht klobig. Und die davor trug man in einem Koer mit sich herum. Oder sie waren x in den Mercedes eingebaut.Mein Panasonic hatte eine ausziehba-re Antenne und ein Display, das man von Orange auf Grün wechseln konnte. Es hatte Platz für 20 SMS, ein SMS kostete 40 Rappen. Ich war einer der ersten am Gymnasium, die ein Handy hatten. Weil ich damals fand, ich sei sehr wichtig und müsse immer erreich-bar sein. Einmal schoss ein Klingelton durch den Unterricht und alle so: Hey, Michi, du Arsch, stell’ dein Natel aus. Doch es war nicht meins. Seraina hatte ebenfalls so ein Teil. Sie war oenbar auch sehr wichtig. Danach folgten weitere Modelle, ir-gendwann in Farbe, irgendwann mit Com-putertastatur, mit denen konnte man be-reits E-Mails schreiben. Mein Nokia musste ich nur etwa alle fünf Tage auaden. Eines der Handys hatte eine grauenvolle Kamera eingebaut, mit der man winzig kleine Fotos schiessen konnte, auf denen man nieman-den erkannte. Ja, und jetzt das. Eine Existenz ohne Smartphone ist heute nur möglich, wenn man in einer Höhle im Wald lebt und sich von Beeren und Tierkadavern ernährt. Nur schon Zahlungsverkehr ohne Handy ist ein Ding der Unmöglichkeit. Soweit so gut. Doch jede zweite Person im öentlichen Raum starrt mittlerweile unentwegt in ihr Telefon. Als ich neulich die Bahnhofstrasse runterlatschte, stiessen drei Leute mit mir zusammen. Wenn wieder ein-mal ein Mobilzombie knapp unters Tram kommt, steht mein Herz still. Und an die Jungs ohne Kopfhörer, die ihre Videos im Zug halt mit Volllautstärke schauen, habe ich mich auch langsam gewöhnt.Wirklich zur Qual geworden ist der Be-such im Fitnessstudio. Zwischen den Übun-gen muss man neu mindestens zehn Minu-ten lang mit dem Handy spielen. Vom Gerät aufstehen? Wieso, ist doch bequem. Die echten Connaisseurs bleiben auch nach ih-rem Übungsset noch eine Weile sitzen. Erst einmal «20 Minuten» durchscrollen. Dann ein Blick auf Facebook. Paar Videos an-schauen. Vielleicht noch schnell etwas Tin-dern. Wartete dort jemand, der das Gerät benützen möchte? Egal, ich swipe noch etwas nach links und rechts. Und danach schau ich, ob in meinen Whatsapp-Grup-pen was eingetroen ist. Um danach auf X nach Schwänzen zu scrollen.Woher das kommt? Die Menschheit scheint eine Allergie gegen vermeintlich un-produktive Zeit entwickelt zu haben. Im Bus stehen. Eine Satzpause auf dem Bizepsgerät. An der Kasse im Warenhaus warten, bis man dran ist. Das waren früher einfach kleine Pausen im Alltag. Wir haben sie hingenom-men. Weil sie einfach dazu gehören. Wir sind 17 Stunden pro Tag wach. Wenn wir da-von acht Arbeitsstunden abziehen, bleiben noch immer neun. Neun Stunden, in denen wir mehr oder weniger nichts tun könnten. Denkt nach, Leute, Netix kann gar nicht so viele Serien produzieren, damit wir 45 Stun-den die Woche ins Handy starren können. Gut, Tiktok ist da ezienter.Klar, dieses leicht esoterisch anmu-tende Gesäusel derjenigen, die sich im Post-Mobil-Telefon-Zeitalter wähnen, geht mir auch auf den Sack. Aber wir sollten unsere Gewohnheiten doch überdenken. Ich zum Beispiel lade mein Handy nachts im Wohn-zimmer. Damit ich ja nicht vom Bett aus da-nach greifen kann. Dieses Jahr möchte ich ein paar Handy-Pausen einführen. Zum Beispiel, auf dem Skilift nicht mehr drauf-starren (es sei denn, man hat seine Skigrup-pe verloren). Im Fitnesstudio nur noch dann, wenn ich nicht auf einem Gerät sitze und zum Beispiel den Radiosender wech-seln muss (ja, ich höre Radio während des Trainings). Und nicht von einer App zur nächsten wechseln, auf der Suche nach Im-pulsen.Vor allem aber bitte ich all die Zombies da draussen: Hört auf, mich anzurempeln, weil ihr zu blöd seid, die Augen aufs Gesche-hen um euch herum zu richten. Danke. Es sei denn, ihr seid geil und auf Grindr. Keine Regel ohne Ausnahme. Wirklich zur Qual geworden ist der Besuch im Fitnessstudio. Zwischen den Übungen muss man neu mindestens zehn Minu-ten lang mit dem Handy spielen. Vom Gerät aufstehen? Wieso, ist doch bequem. Pfoten weg vom HandyMichi Rüegg versucht, so gut es geht, Menschen auszuweichen, die in ihre Tele-fone starren. Wenn sie Fitnessgeräte blockieren, wird’s hingegen schwierig.Sally Ride (1951 – 2012)Ride war die erste US-Amerikanerin im All und förderte die Wissenschaftsbildung für Mädchen. Nach ihrem Tod wurde bekannt, dass sie in einer 27-jährigen Beziehung mit ihrer Partnerin Tam O’Shaughnessy lebte.Nergis Mavalvala (geb. 1968)Mavalvala spielte eine Schlüsselrolle beim Nach-weis von Gravitationswellen und ist Dekanin am MIT. Die Astrophysikerin lebt offen lesbisch und ist eine Inspiration für LGBT*-Wissenschaftler*innen weltweit.Alan L. Hart (1890 – 1962)Hart war ein US-amerikanischer Radiologe und einer der ersten dokumentierten trans Männer in der Medizin. Er entwickelte Methoden zur Früh-erkennung von Tuberkulose und rettete unzählige Leben.Ben Barres (1954 – 2017)Der Neurowissenschaftler war ein führender Experte für Gliazellen. Er war der erste offen trans Wissenschaftler in der National Academy of Sciences und setzte sich aktiv gegen Geschlechter- diskriminierung ein.Carolyn Bertozzi (geb. 1966)Bertozzi, Chemikerin und Nobelpreisträgerin, ent-wickelte die bioorthogonale Chemie. Sie ist die erste offen LGBT*-Person, die einen Nobelpreis für Chemie erhielt.Thilaga SulathirehSulathireh ist eine malaysische Menschenrechts-aktivistin und Mitbegründerin von «Justice for Sisters», einer Organisation, die sich für die Rechte von Transgender-Personen in Malaysia einsetzt. Sie kämpft für LGBT*-Rechte in einem Land, in dem Homosexualität kriminalisiert ist. Lynn Conway (geb. 1938)Die Informatikerin revolutionierte das Mikrochip-Design und legte die Grundlage für die moderne Computertechnologie. Conway, eine trans Frau, setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte von trans Personen ein.Mark Harrington (geb. 1959)Harrington war eine Schlüsselfigur in der HIV/AIDS-Bewegung und beschleunigte die Entwick-lung von Medikamenten. Er engagierte sich viele Jahre bei ACT UP und ist offen schwul.Wer jetzt neugierig geworden ist: www.500queerscientists.com Nehmen wir uns diese Persönlichkeiten zum Vorbild und lassen uns nicht in Schubladen einordnen und unsere Qualitäten vernachlässigen.
14 15KOLUMNEMICHI RÜEGG1515WISSENQUEERE WISSENSCHAFTLER*INNENCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025Media © Shutterstock, ZvGVON MICHI RÜEGGEs war ein Panasonic. Mein erstes Mo-biltelefon. Oder Natel, wie der Volks-mund es nannte. Natel D. Diese Mo-delle waren bereits recht handlich. Natel C, die Vorgängertelefone präsentierten sich noch recht klobig. Und die davor trug man in einem Koer mit sich herum. Oder sie waren x in den Mercedes eingebaut.Mein Panasonic hatte eine ausziehba-re Antenne und ein Display, das man von Orange auf Grün wechseln konnte. Es hatte Platz für 20 SMS, ein SMS kostete 40 Rappen. Ich war einer der ersten am Gymnasium, die ein Handy hatten. Weil ich damals fand, ich sei sehr wichtig und müsse immer erreich-bar sein. Einmal schoss ein Klingelton durch den Unterricht und alle so: Hey, Michi, du Arsch, stell’ dein Natel aus. Doch es war nicht meins. Seraina hatte ebenfalls so ein Teil. Sie war oenbar auch sehr wichtig. Danach folgten weitere Modelle, ir-gendwann in Farbe, irgendwann mit Com-putertastatur, mit denen konnte man be-reits E-Mails schreiben. Mein Nokia musste ich nur etwa alle fünf Tage auaden. Eines der Handys hatte eine grauenvolle Kamera eingebaut, mit der man winzig kleine Fotos schiessen konnte, auf denen man nieman-den erkannte. Ja, und jetzt das. Eine Existenz ohne Smartphone ist heute nur möglich, wenn man in einer Höhle im Wald lebt und sich von Beeren und Tierkadavern ernährt. Nur schon Zahlungsverkehr ohne Handy ist ein Ding der Unmöglichkeit. Soweit so gut. Doch jede zweite Person im öentlichen Raum starrt mittlerweile unentwegt in ihr Telefon. Als ich neulich die Bahnhofstrasse runterlatschte, stiessen drei Leute mit mir zusammen. Wenn wieder ein-mal ein Mobilzombie knapp unters Tram kommt, steht mein Herz still. Und an die Jungs ohne Kopfhörer, die ihre Videos im Zug halt mit Volllautstärke schauen, habe ich mich auch langsam gewöhnt.Wirklich zur Qual geworden ist der Be-such im Fitnessstudio. Zwischen den Übun-gen muss man neu mindestens zehn Minu-ten lang mit dem Handy spielen. Vom Gerät aufstehen? Wieso, ist doch bequem. Die echten Connaisseurs bleiben auch nach ih-rem Übungsset noch eine Weile sitzen. Erst einmal «20 Minuten» durchscrollen. Dann ein Blick auf Facebook. Paar Videos an-schauen. Vielleicht noch schnell etwas Tin-dern. Wartete dort jemand, der das Gerät benützen möchte? Egal, ich swipe noch etwas nach links und rechts. Und danach schau ich, ob in meinen Whatsapp-Grup-pen was eingetroen ist. Um danach auf X nach Schwänzen zu scrollen.Woher das kommt? Die Menschheit scheint eine Allergie gegen vermeintlich un-produktive Zeit entwickelt zu haben. Im Bus stehen. Eine Satzpause auf dem Bizepsgerät. An der Kasse im Warenhaus warten, bis man dran ist. Das waren früher einfach kleine Pausen im Alltag. Wir haben sie hingenom-men. Weil sie einfach dazu gehören. Wir sind 17 Stunden pro Tag wach. Wenn wir da-von acht Arbeitsstunden abziehen, bleiben noch immer neun. Neun Stunden, in denen wir mehr oder weniger nichts tun könnten. Denkt nach, Leute, Netix kann gar nicht so viele Serien produzieren, damit wir 45 Stun-den die Woche ins Handy starren können. Gut, Tiktok ist da ezienter.Klar, dieses leicht esoterisch anmu-tende Gesäusel derjenigen, die sich im Post-Mobil-Telefon-Zeitalter wähnen, geht mir auch auf den Sack. Aber wir sollten unsere Gewohnheiten doch überdenken. Ich zum Beispiel lade mein Handy nachts im Wohn-zimmer. Damit ich ja nicht vom Bett aus da-nach greifen kann. Dieses Jahr möchte ich ein paar Handy-Pausen einführen. Zum Beispiel, auf dem Skilift nicht mehr drauf-starren (es sei denn, man hat seine Skigrup-pe verloren). Im Fitnesstudio nur noch dann, wenn ich nicht auf einem Gerät sitze und zum Beispiel den Radiosender wech-seln muss (ja, ich höre Radio während des Trainings). Und nicht von einer App zur nächsten wechseln, auf der Suche nach Im-pulsen.Vor allem aber bitte ich all die Zombies da draussen: Hört auf, mich anzurempeln, weil ihr zu blöd seid, die Augen aufs Gesche-hen um euch herum zu richten. Danke. Es sei denn, ihr seid geil und auf Grindr. Keine Regel ohne Ausnahme. Wirklich zur Qual geworden ist der Besuch im Fitnessstudio. Zwischen den Übungen muss man neu mindestens zehn Minu-ten lang mit dem Handy spielen. Vom Gerät aufstehen? Wieso, ist doch bequem. Pfoten weg vom HandyMichi Rüegg versucht, so gut es geht, Menschen auszuweichen, die in ihre Tele-fone starren. Wenn sie Fitnessgeräte blockieren, wird’s hingegen schwierig.Sally Ride (1951 – 2012)Ride war die erste US-Amerikanerin im All und förderte die Wissenschaftsbildung für Mädchen. Nach ihrem Tod wurde bekannt, dass sie in einer 27-jährigen Beziehung mit ihrer Partnerin Tam O’Shaughnessy lebte.Nergis Mavalvala (geb. 1968)Mavalvala spielte eine Schlüsselrolle beim Nach-weis von Gravitationswellen und ist Dekanin am MIT. Die Astrophysikerin lebt offen lesbisch und ist eine Inspiration für LGBT*-Wissenschaftler*innen weltweit.Alan L. Hart (1890 – 1962)Hart war ein US-amerikanischer Radiologe und einer der ersten dokumentierten trans Männer in der Medizin. Er entwickelte Methoden zur Früh-erkennung von Tuberkulose und rettete unzählige Leben.Ben Barres (1954 – 2017)Der Neurowissenschaftler war ein führender Experte für Gliazellen. Er war der erste offen trans Wissenschaftler in der National Academy of Sciences und setzte sich aktiv gegen Geschlechter- diskriminierung ein.Carolyn Bertozzi (geb. 1966)Bertozzi, Chemikerin und Nobelpreisträgerin, ent-wickelte die bioorthogonale Chemie. Sie ist die erste offen LGBT*-Person, die einen Nobelpreis für Chemie erhielt.Thilaga SulathirehSulathireh ist eine malaysische Menschenrechts-aktivistin und Mitbegründerin von «Justice for Sisters», einer Organisation, die sich für die Rechte von Transgender-Personen in Malaysia einsetzt. Sie kämpft für LGBT*-Rechte in einem Land, in dem Homosexualität kriminalisiert ist. Lynn Conway (geb. 1938)Die Informatikerin revolutionierte das Mikrochip-Design und legte die Grundlage für die moderne Computertechnologie. Conway, eine trans Frau, setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte von trans Personen ein.Mark Harrington (geb. 1959)Harrington war eine Schlüsselfigur in der HIV/AIDS-Bewegung und beschleunigte die Entwick-lung von Medikamenten. Er engagierte sich viele Jahre bei ACT UP und ist offen schwul.Wer jetzt neugierig geworden ist: www.500queerscientists.com Nehmen wir uns diese Persönlichkeiten zum Vorbild und lassen uns nicht in Schubladen einordnen und unsere Qualitäten vernachlässigen.
Die Oscars setzen verstärkt auf Diversität – doch wie ernst meint es Hollywood mit dem Wandel?Wie queer sind die Oscars wirklich?MYA HOLMEAm 3. März ist es wieder soweit - Zeit für die Oskars! Und für uns Zeit, die-sen Event mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir beginnen… am Anfang. Die frühen Jahre der Oscars könn-ten direkt aus einem Handbuch der Konfor-mität stammen – oder einem besonders langweiligen Kaeekränzchen der 1950er-Jahre. Die Verleihung war glamourös, elitär und exklusiv und dazu weiss, heterosexuell und männlich dominiert. Das heisst, etwa so vielfältig wie eine Packung Weissbrot. Frauen waren bestenfalls schmückendes Beiwerk – quasi die menschlichen Christ-baumkugeln Hollywoods. Queere Men-schen? Die waren so unsichtbar.Das Leben im Schrank – eng, dunkel und voller Designer-KlamottenDie wenigen LGBT*-Persönlichkeiten leb-ten ein Leben wie in einer Agenten-Serie: Aussen James Bond, innen Dancing Queen. Rock Hudson, der Posterboy der 1950er- und 60er-Jahre, war nach aussen der Inbegri ei-nes maskulinen Leading Man – ungefähr so stereotyp männlich wie ein Holzfäller- Kalender. Sein wahres Leben… schrecklich versteckt.Auch hinter der Kamera war die queere Community präsent, aber immer verdeckt. Kostümdesigner*innen und Make-up-Ar-tists gaben Hollywood seinen Glanz, ohne selbst ins Rampenlicht treten zu dürfen. Es 16 17KINOOSCAR-VERLEIHUNGwar ein Doppelleben, das glamourös wirkte, aber in Wahrheit eine bedrückende Enge mit sich brachte.Die grosse Wende: Von «bloss nicht auffallen» zu «Born this Way»Die ersten Veränderungen kamen mit der se-xuellen Revolution – als hätte jemand einen fabelhaften Regenbogen-Tsunami losgetre-ten. Plötzlich war nicht mehr alles schwarz-weiss, sondern bekam erste bunte Tupfer. Filme wie e Boys in the Band (1970) (der hiess bei uns «die Harten und die Zarten» wagten es, queere Charaktere in den Fokus zu rücken. Ein wilder Tabubruch, der viele aufschreckte, aber auch Honung weckte.Die 1990er-Jahre brachten mit Filmen wie Philadelphia (1993) und Priscilla, Queen of the Desert (1994) queere Geschichten erst-mals ins Mainstream-Kino. Doch die Os-cars blieben vorsichtig. Philadelphia wurde gefeiert, doch hauptsächlich als morali-sches Drama über AIDS – nicht als Meilen-stein für die LGBT*-Community.Heute: Red Carpet meets Rainbow RoadDer rote Teppich ist heute bunter als eine Parade von Einhorn-Konfetti. Billy Porter erschien 2019 in einem Smoking-Kleid, das so ikonisch war, dass selbst die Modepolizei applaudierte. Es war das Mode-Äquivalent zu: «Ich bin hier, ich bin queer, gewöhnt euch dran!» – nur eleganter.Filme wie Moonlight (2017) und Call Me by Your Name (2018) haben bewiesen, dass queere Geschichten endlich den Res-pekt bekommen, den sie verdienen. Doch es bleibt ein Balanceakt: Ist Hollywood wirk-lich so oen, oder werden queere emen nur inszeniert, wenn sie «marktfähig» sind?Die Academy spielt Diversity-Bingo2020 führte die Academy neue Diversity-Richtlinien ein – quasi ein «Inklusions-Bin-go» für Filmproduktionen. Mindestens zwei von vier Bereichen – etwa Besetzung, Crew oder Story – müssen Diversitätskriterien er-füllen, um für den besten Film nominiert zu werden. Klingt gut, wird aber oft so ober-ächlich umgesetzt wie ein Instagram-Fil-ter: Sieht nett aus, geht aber nicht sehr tief.Die Frage bleibt, ob solche Massnah-men nachhaltig Veränderung bewirken oder bloss symbolische Gesten sind. Die Oscars haben Fortschritte gemacht, aber die Film-industrie insgesamt bleibt oft zögerlich.Die Zukunft: Zwischen Hoffnung und Hollywood-RealitätDie Oscars entwickeln sich langsam, aber stetig. Immerhin bewegen sie sich in die richtige Richtung. Die grosse Frage ist: Wird der Oscar jemals so queer wie die legendär-en Afterpartys, wo die echten Geschichten passieren?Es wird Zeit, dass die Academy nicht nur Diversität «abbildet», sondern sie wirk-lich lebt. Queere Geschichten sind nicht der «exotische Sonderfall», sondern ein integra-ler Bestandteil unserer Gesellschaft.Die Transformation der Oscars von ei-ner steifen Dinner Party der Heteronormati-vität zu einer etwas inklusiveren Veranstal-tung ist wie ein Tanzkurs für eine*n steife*n Banker*in – es passiert, aber mit vielen klei-nen Schritten. Der Regenbogen ist da, manchmal noch etwas blass, aber denitiv sichtbar. Wie ein scheues Einhorn, das sich langsam aus dem Wald wagt.Die ersten Veränderungen kamen mit der sexuellen Revolution – als hätte jemand einen fabelhaften Regenbogen-Tsunami losgetreten. Plötzlich war nicht mehr alles schwarz-weiss, sondern bekam erste bunte Tupfer. Bis die Oscars wirklich so divers sind wie das echte Leben, heisst es wohl: Weiter-machen, weiter nerven, weiter glitzern. Denn wie schon RuPaul sagt: «If you can’t love yourself, how in the hell you gonna love somebody else?» – ein Motto, das sich auch die Academy zu Herzen nehmen könnte. Billy Porter auf der Vanity Fair Oscar Party 2019 im Wallis Annenberg Center. Das Smoking-Kleid ist ikonisch, das Statement dahinter bitter nötig.«Priscilla – Königin der Wüste» (1994): Der Film ebnete den Weg für queeres Kino in Hollywood und gewann einen Oscar für die besten Kostüme.Media © Adobe Stock / ShutterstockCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025KINOOSCAR-VERLEIHUNG
Die Oscars setzen verstärkt auf Diversität – doch wie ernst meint es Hollywood mit dem Wandel?Wie queer sind die Oscars wirklich?MYA HOLMEAm 3. März ist es wieder soweit - Zeit für die Oskars! Und für uns Zeit, die-sen Event mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir beginnen… am Anfang. Die frühen Jahre der Oscars könn-ten direkt aus einem Handbuch der Konfor-mität stammen – oder einem besonders langweiligen Kaeekränzchen der 1950er-Jahre. Die Verleihung war glamourös, elitär und exklusiv und dazu weiss, heterosexuell und männlich dominiert. Das heisst, etwa so vielfältig wie eine Packung Weissbrot. Frauen waren bestenfalls schmückendes Beiwerk – quasi die menschlichen Christ-baumkugeln Hollywoods. Queere Men-schen? Die waren so unsichtbar.Das Leben im Schrank – eng, dunkel und voller Designer-KlamottenDie wenigen LGBT*-Persönlichkeiten leb-ten ein Leben wie in einer Agenten-Serie: Aussen James Bond, innen Dancing Queen. Rock Hudson, der Posterboy der 1950er- und 60er-Jahre, war nach aussen der Inbegri ei-nes maskulinen Leading Man – ungefähr so stereotyp männlich wie ein Holzfäller- Kalender. Sein wahres Leben… schrecklich versteckt.Auch hinter der Kamera war die queere Community präsent, aber immer verdeckt. Kostümdesigner*innen und Make-up-Ar-tists gaben Hollywood seinen Glanz, ohne selbst ins Rampenlicht treten zu dürfen. Es 16 17KINOOSCAR-VERLEIHUNGwar ein Doppelleben, das glamourös wirkte, aber in Wahrheit eine bedrückende Enge mit sich brachte.Die grosse Wende: Von «bloss nicht auffallen» zu «Born this Way»Die ersten Veränderungen kamen mit der se-xuellen Revolution – als hätte jemand einen fabelhaften Regenbogen-Tsunami losgetre-ten. Plötzlich war nicht mehr alles schwarz-weiss, sondern bekam erste bunte Tupfer. Filme wie e Boys in the Band (1970) (der hiess bei uns «die Harten und die Zarten» wagten es, queere Charaktere in den Fokus zu rücken. Ein wilder Tabubruch, der viele aufschreckte, aber auch Honung weckte.Die 1990er-Jahre brachten mit Filmen wie Philadelphia (1993) und Priscilla, Queen of the Desert (1994) queere Geschichten erst-mals ins Mainstream-Kino. Doch die Os-cars blieben vorsichtig. Philadelphia wurde gefeiert, doch hauptsächlich als morali-sches Drama über AIDS – nicht als Meilen-stein für die LGBT*-Community.Heute: Red Carpet meets Rainbow RoadDer rote Teppich ist heute bunter als eine Parade von Einhorn-Konfetti. Billy Porter erschien 2019 in einem Smoking-Kleid, das so ikonisch war, dass selbst die Modepolizei applaudierte. Es war das Mode-Äquivalent zu: «Ich bin hier, ich bin queer, gewöhnt euch dran!» – nur eleganter.Filme wie Moonlight (2017) und Call Me by Your Name (2018) haben bewiesen, dass queere Geschichten endlich den Res-pekt bekommen, den sie verdienen. Doch es bleibt ein Balanceakt: Ist Hollywood wirk-lich so oen, oder werden queere emen nur inszeniert, wenn sie «marktfähig» sind?Die Academy spielt Diversity-Bingo2020 führte die Academy neue Diversity-Richtlinien ein – quasi ein «Inklusions-Bin-go» für Filmproduktionen. Mindestens zwei von vier Bereichen – etwa Besetzung, Crew oder Story – müssen Diversitätskriterien er-füllen, um für den besten Film nominiert zu werden. Klingt gut, wird aber oft so ober-ächlich umgesetzt wie ein Instagram-Fil-ter: Sieht nett aus, geht aber nicht sehr tief.Die Frage bleibt, ob solche Massnah-men nachhaltig Veränderung bewirken oder bloss symbolische Gesten sind. Die Oscars haben Fortschritte gemacht, aber die Film-industrie insgesamt bleibt oft zögerlich.Die Zukunft: Zwischen Hoffnung und Hollywood-RealitätDie Oscars entwickeln sich langsam, aber stetig. Immerhin bewegen sie sich in die richtige Richtung. Die grosse Frage ist: Wird der Oscar jemals so queer wie die legendär-en Afterpartys, wo die echten Geschichten passieren?Es wird Zeit, dass die Academy nicht nur Diversität «abbildet», sondern sie wirk-lich lebt. Queere Geschichten sind nicht der «exotische Sonderfall», sondern ein integra-ler Bestandteil unserer Gesellschaft.Die Transformation der Oscars von ei-ner steifen Dinner Party der Heteronormati-vität zu einer etwas inklusiveren Veranstal-tung ist wie ein Tanzkurs für eine*n steife*n Banker*in – es passiert, aber mit vielen klei-nen Schritten. Der Regenbogen ist da, manchmal noch etwas blass, aber denitiv sichtbar. Wie ein scheues Einhorn, das sich langsam aus dem Wald wagt.Die ersten Veränderungen kamen mit der sexuellen Revolution – als hätte jemand einen fabelhaften Regenbogen-Tsunami losgetreten. Plötzlich war nicht mehr alles schwarz-weiss, sondern bekam erste bunte Tupfer. 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Media © Adobe Stock / Wikipedia21SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025ANZEIGE 2299..0011-- 0011..0022Choreograe von Hofesh Shechtertheaterwinterthur.ch«Contemporary Dance 2.0»GAUTHIERDANCEEin Strandspaziergang ein Gott und ein Trauma: modern anmutende Gesellschaftsfragen in der antiken Mythologie.Caeneus setzt als Mann auf Abschreckung20SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURVON ALAIN SORELCaenis, das schönste Mädchen in es-salien, macht eines Tages ganz allein einen Spaziergang am Ufer eines Ge-wässers. Da rauscht es plötzlich in den Wel-len und heraus steigt der Meeresgott, Posei-don. Er tut ihr Gewalt an. Ein Schock für die junge Frau. Welch ein schrecklicher Zustand von Wehrlosigkeit, in den sie da versetzt wor-den ist. Auch heute fühlen sich viele Verge-waltiger allmächtig wie Götter, wenn sie ein solches Verbrechen begehen. Die Reue des TätersIn der vom römischen Dichter Ovid in sei-nen «Metamorphosen» geschilderten Bege-benheit passiert dann Folgendes: Poseidon zeigt Reue und sagt zu seinem Opfer: «Du kannst sicher sein, dass ich dir keinen Wunsch abschlage. Wähle, was du dir wün-schen willst.» Es ist nicht bekannt, ob Posei-don ahnte, dass kein «Schadenersatz» die seelische Wunde heilen kann, die er da ge-schlagen hatte. Aber Caenis ndet für sich einen Ausweg – nämlich einen Geschlech-tertausch. «Einen grossen Wunsch», sagt sie zu Poseidon, «weckt in mir diese Gewalttat: dass mir solches nicht mehr widerfahren kann. Gib, dass ich keine Frau mehr bin! Damit schenkst du mir alles.» Bei den letzten Worten wird ihre Stim-me bereits tiefer, wird die eines Mannes. Denn schon hatte der Gott der Meerestiefe mit einem Kopfnicken den Wunsch gewährt und noch die Gabe hinzugefügt, von keiner Wunde verletzt und von keinem Eisen getö-tet zu werden. Die Geschlechtsumwandlung führt natürlich auch zu einer Namensan-passung: Künftig nennt «er» sich Caeneus. Vermutlich hat die Seele der jungen Frau da einen Ausweg gefunden, um die schlimme Erfahrung zu verarbeiten. Die Überlieferungen wissen auch davon zu be-richten, sie habe Poseidon gebeten, sie in einen «hässlichen» Mann zu verwandeln. Er als Mann wollte oenbar «abstossend» wir-ken, um Attacken welcher Art auch immer auf seine körperliche Integrität vermeiden zu können. Caenis rechnete wahrscheinlich damit, dass die Erfahrung der einen Verge-waltigung am Strand nachwirken könnte in der künftigen Existenz als Caeneus. Trau-matische Erlebnisse können nicht einfach so abgeschüttelt werden.Ohne Mann geblieben heisst dann bei Ovid weiter: «Glücklich über das Geschenk (Poseidons Sühnever-such) zieht der Mann … von dannen, geht fortan männlichen Tätigkeiten nach …» Caeneus wird ein kriegerischer Stammes-führer, übersteht «tausend Verwundungen mit unverletztem Leib». Betrachten wir das einmal nach anti-ker Lesart im Massstab 1:1. Caeneus ist jetzt also ein Mann. Angst vor heiratswilligen jungen Männern brauchte er da keine mehr zu haben. Ovid schreibt, als Caenis sei sie ➔ Die Geschlechtsumwandlung führt natürlich auch zu einer Namensanpassung: Künftig nennt «er» sich Caeneus. In einem erbitterten Kampf gegen die Zentauren wird der unverwundbare Caeneus, der durch göttliche Macht seine Identität transformierte, von seinen Gegnern überwältigt und symbolisch in den Boden gerammt. Die Gravur aus der Frühen Neu-zeit zeigt den Mythos als Sinnbild für Stärke und den Konflikt zwischen Mensch und Natur.Poseidon verwandelte die sterbliche Caenis in den Mann Caeneus – es ist eine der ersten Geschlechtsumwandlungen in der antiken Mythologie.
Media © Adobe Stock / Wikipedia21SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025ANZEIGE 2299..0011-- 0011..0022Choreograe von Hofesh Shechtertheaterwinterthur.ch«Contemporary Dance 2.0»GAUTHIERDANCEEin Strandspaziergang ein Gott und ein Trauma: modern anmutende Gesellschaftsfragen in der antiken Mythologie.Caeneus setzt als Mann auf Abschreckung20SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURVON ALAIN SORELCaenis, das schönste Mädchen in es-salien, macht eines Tages ganz allein einen Spaziergang am Ufer eines Ge-wässers. Da rauscht es plötzlich in den Wel-len und heraus steigt der Meeresgott, Posei-don. Er tut ihr Gewalt an. Ein Schock für die junge Frau. Welch ein schrecklicher Zustand von Wehrlosigkeit, in den sie da versetzt wor-den ist. Auch heute fühlen sich viele Verge-waltiger allmächtig wie Götter, wenn sie ein solches Verbrechen begehen. Die Reue des TätersIn der vom römischen Dichter Ovid in sei-nen «Metamorphosen» geschilderten Bege-benheit passiert dann Folgendes: Poseidon zeigt Reue und sagt zu seinem Opfer: «Du kannst sicher sein, dass ich dir keinen Wunsch abschlage. Wähle, was du dir wün-schen willst.» Es ist nicht bekannt, ob Posei-don ahnte, dass kein «Schadenersatz» die seelische Wunde heilen kann, die er da ge-schlagen hatte. Aber Caenis ndet für sich einen Ausweg – nämlich einen Geschlech-tertausch. «Einen grossen Wunsch», sagt sie zu Poseidon, «weckt in mir diese Gewalttat: dass mir solches nicht mehr widerfahren kann. Gib, dass ich keine Frau mehr bin! Damit schenkst du mir alles.» Bei den letzten Worten wird ihre Stim-me bereits tiefer, wird die eines Mannes. Denn schon hatte der Gott der Meerestiefe mit einem Kopfnicken den Wunsch gewährt und noch die Gabe hinzugefügt, von keiner Wunde verletzt und von keinem Eisen getö-tet zu werden. Die Geschlechtsumwandlung führt natürlich auch zu einer Namensan-passung: Künftig nennt «er» sich Caeneus. Vermutlich hat die Seele der jungen Frau da einen Ausweg gefunden, um die schlimme Erfahrung zu verarbeiten. Die Überlieferungen wissen auch davon zu be-richten, sie habe Poseidon gebeten, sie in einen «hässlichen» Mann zu verwandeln. Er als Mann wollte oenbar «abstossend» wir-ken, um Attacken welcher Art auch immer auf seine körperliche Integrität vermeiden zu können. Caenis rechnete wahrscheinlich damit, dass die Erfahrung der einen Verge-waltigung am Strand nachwirken könnte in der künftigen Existenz als Caeneus. Trau-matische Erlebnisse können nicht einfach so abgeschüttelt werden.Ohne Mann geblieben heisst dann bei Ovid weiter: «Glücklich über das Geschenk (Poseidons Sühnever-such) zieht der Mann … von dannen, geht fortan männlichen Tätigkeiten nach …» Caeneus wird ein kriegerischer Stammes-führer, übersteht «tausend Verwundungen mit unverletztem Leib». Betrachten wir das einmal nach anti-ker Lesart im Massstab 1:1. Caeneus ist jetzt also ein Mann. Angst vor heiratswilligen jungen Männern brauchte er da keine mehr zu haben. Ovid schreibt, als Caenis sei sie ➔ Die Geschlechtsumwandlung führt natürlich auch zu einer Namensanpassung: Künftig nennt «er» sich Caeneus. In einem erbitterten Kampf gegen die Zentauren wird der unverwundbare Caeneus, der durch göttliche Macht seine Identität transformierte, von seinen Gegnern überwältigt und symbolisch in den Boden gerammt. Die Gravur aus der Frühen Neu-zeit zeigt den Mythos als Sinnbild für Stärke und den Konflikt zwischen Mensch und Natur.Poseidon verwandelte die sterbliche Caenis in den Mann Caeneus – es ist eine der ersten Geschlechtsumwandlungen in der antiken Mythologie.
22SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURder Wunschtraum vieler Männer gewesen. Immer wieder seien Söhne guter Familien aufgekreuzt und hätten um sie geworben. Doch sie habe keinen erhört. Hätte sie als Frau lieber eine Freundin gehabt? Wie auch immer: Eine allfällige gleichgeschlechtli-che Richtung aus der vormaligen Existenz hat sich auf Caeneus ganz oensichtlich nicht übertragen. Es wird bei seinen zahl-reichen Feldzügen von keinem jungen Krie-ger berichtet, den er in sein Zelt hätte kom-men lassen. Nein, Caeneus suchte sich eine Frau und wurde Vater. Das Interessante an dieser Geschichte: Mit dem Schicksal von Caeneus beschreibt eine alte Sage einen Fall von Geschlechts-wechsel, was beweist, dass das ema be-reits in der Antike bekannt war und zu re-den gab. Literarisch wurde es unter Zuhilfenahme der Mythologie entspre-chend «gelöst». Heute greift nicht einfach ein Gott ein, um eine Sachlage in einer se-xuellen Identität zu klären. In unserer Zeit ist ein Geschlechtswechsel Resultat eines längeren Prozesses. Angst vor heiratswilligen Männern hatte er keine mehr.«Die Schlacht der Lapithen und Zentauren»: Darstellung aus Ovids «Metamorphosen» (Tafel 116), die den unverwundbaren Caeneus zeigt, wie er bei der Hochzeit des Pirithoos (Perithoi nuptiae) von Zentauren überwältigt und unter Baumstämmen begraben wird. Dieses Werk veranschaulicht den dramatischen Höhepunkt der mythischen Schlacht.Götter waren liebeshungrigCaeneus wurde von Poseidon zum Mann gemacht, aber das allein hätte ihn nicht si-cher gemacht vor dem Herrscher des Mee-res, denn die Götter der Griechen und der Römer waren in ihren erotischen Gelüsten nicht auf die eine Seite xiert. Zeus selbst, der Göttervater, Apollon, der Gott des Lichts, Hermes, der Gott der Kommunikation, der Kaueute und der Diebe, Dionysos, der Gott des Weines, und andere hatten ihre männli-chen Geliebten und es entwickelten sich wahre Leidenschaftsdramen um diese. Ge-gen Götter hätte Caeneus seine Stärke, mit der er von Poseidon ausgestattet wurde, wohl nicht geholfen, wohl aber schützte sie ihn vor anderen Sterblichen. Vielleicht half auch seine «Hässlichkeit», die er von Posei-don verlangt hatte. Wobei Hässlichkeit ja et-was Relatives ist: Empndet sich einer als hässlich, kann ein anderer ihn schön nden. Auch wenn Caeneus in seiner neuen biologischen Form glücklich war, so ist doch aufschlussreich, dass die Sage den Bruch in dieser Biographie nicht vergessen hat. Sein Leben schliesst sich nämlich nach entspre-chenden antiken Berichten wie ein Kreis. Als ihm in einem mörderischen Kampf seine Gegner nicht beikamen, er sich als unver-wundbar erwies, warfen sie aus Wut Fels-brocken und Bäume auf ihn, sodass er dar-unter begraben und in die Unterwelt geworfen wurde. Und dort, dort unten, am tiefsten Punkt, bekam er die Gestalt des jun-gen Mädchens zurück, wurde zur Caenis, die er bzw. sie einst gewesen war. Poseidon erfüllte Caenis’ Wunsch und verwandelte sie in den unverwundbaren Helden Caeneus – ein Akt göttlicher Macht, der Transformation und Schutz vor Verletzlichkeit symbolisiert.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse. Gegen Götter hätte Caeneus seine Stärke, mit der er von Poseidon ausgestattet wurde, wohl nicht geholfen, wohl aber schützte sie ihn vor anderen Sterblichen. Media © Adobe Stock / Metropolitan Museum of Art, gemeinfrei23CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.
22SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURder Wunschtraum vieler Männer gewesen. Immer wieder seien Söhne guter Familien aufgekreuzt und hätten um sie geworben. Doch sie habe keinen erhört. Hätte sie als Frau lieber eine Freundin gehabt? Wie auch immer: Eine allfällige gleichgeschlechtli-che Richtung aus der vormaligen Existenz hat sich auf Caeneus ganz oensichtlich nicht übertragen. Es wird bei seinen zahl-reichen Feldzügen von keinem jungen Krie-ger berichtet, den er in sein Zelt hätte kom-men lassen. Nein, Caeneus suchte sich eine Frau und wurde Vater. Das Interessante an dieser Geschichte: Mit dem Schicksal von Caeneus beschreibt eine alte Sage einen Fall von Geschlechts-wechsel, was beweist, dass das ema be-reits in der Antike bekannt war und zu re-den gab. Literarisch wurde es unter Zuhilfenahme der Mythologie entspre-chend «gelöst». Heute greift nicht einfach ein Gott ein, um eine Sachlage in einer se-xuellen Identität zu klären. In unserer Zeit ist ein Geschlechtswechsel Resultat eines längeren Prozesses. Angst vor heiratswilligen Männern hatte er keine mehr.«Die Schlacht der Lapithen und Zentauren»: Darstellung aus Ovids «Metamorphosen» (Tafel 116), die den unverwundbaren Caeneus zeigt, wie er bei der Hochzeit des Pirithoos (Perithoi nuptiae) von Zentauren überwältigt und unter Baumstämmen begraben wird. Dieses Werk veranschaulicht den dramatischen Höhepunkt der mythischen Schlacht.Götter waren liebeshungrigCaeneus wurde von Poseidon zum Mann gemacht, aber das allein hätte ihn nicht si-cher gemacht vor dem Herrscher des Mee-res, denn die Götter der Griechen und der Römer waren in ihren erotischen Gelüsten nicht auf die eine Seite xiert. Zeus selbst, der Göttervater, Apollon, der Gott des Lichts, Hermes, der Gott der Kommunikation, der Kaueute und der Diebe, Dionysos, der Gott des Weines, und andere hatten ihre männli-chen Geliebten und es entwickelten sich wahre Leidenschaftsdramen um diese. Ge-gen Götter hätte Caeneus seine Stärke, mit der er von Poseidon ausgestattet wurde, wohl nicht geholfen, wohl aber schützte sie ihn vor anderen Sterblichen. Vielleicht half auch seine «Hässlichkeit», die er von Posei-don verlangt hatte. Wobei Hässlichkeit ja et-was Relatives ist: Empndet sich einer als hässlich, kann ein anderer ihn schön nden. Auch wenn Caeneus in seiner neuen biologischen Form glücklich war, so ist doch aufschlussreich, dass die Sage den Bruch in dieser Biographie nicht vergessen hat. Sein Leben schliesst sich nämlich nach entspre-chenden antiken Berichten wie ein Kreis. Als ihm in einem mörderischen Kampf seine Gegner nicht beikamen, er sich als unver-wundbar erwies, warfen sie aus Wut Fels-brocken und Bäume auf ihn, sodass er dar-unter begraben und in die Unterwelt geworfen wurde. Und dort, dort unten, am tiefsten Punkt, bekam er die Gestalt des jun-gen Mädchens zurück, wurde zur Caenis, die er bzw. sie einst gewesen war. Poseidon erfüllte Caenis’ Wunsch und verwandelte sie in den unverwundbaren Helden Caeneus – ein Akt göttlicher Macht, der Transformation und Schutz vor Verletzlichkeit symbolisiert.HOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURMehr oder weniger versteckt findet sich das Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der Politik, in antiken Sagen und traditionellen Mär-chen – aber auch in Wissenschaft, Technik, Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte Erkenntnisse. Gegen Götter hätte Caeneus seine Stärke, mit der er von Poseidon ausgestattet wurde, wohl nicht geholfen, wohl aber schützte sie ihn vor anderen Sterblichen. Media © Adobe Stock / Metropolitan Museum of Art, gemeinfrei23CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025ANZEIGESchreinerstrasse 44 | 8004 Zürich | Telefon 044 291 39 90 | www.haargenau.chDeine fabelhafte LGBT*-friendly Hairstylistin freut sich auf deinen Besuch.
25SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURKOLUMNEPETER THOMMENCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202524KULTURBUCHTIPP 2BUCHTIPPHape Kerkeling: Gebt mir etwas Zeit. Piper Verlag 2024.Preis CHF 34.90ISBN 978-3-492-05800-1VON BIRGIT KAWOHLGeboren 1964 in Recklinghausen im Ruhrgebiet, eine Gegend in Deutsch-land, die nicht gerade durch Schön-heit, aber sicherlich in Bezug auf die Herz-lichkeit ihrer Bewohner*innen punkten kann. Dort, wo gesagt wird, was man denkt, in ungeahnter und oftmals ungewohnter Direktheit ist er aufgewachsen. Da sich im Ruhrgebiet schon jahrhundertelang Men-schen unterschiedlichster Herkunft tum-meln – von geohenen Protestanten nach der Bartholomäusnacht bis zu armen Polen, die sich im 19. Jahrhundert im deutschen Tagebau verdingen, oder wie Kerkeling es ausdrückt: «Wenn Sie so wollen, ist der Deutsche ein polnischer Holländer aus Mailand mit französischen und schwedi-schen Grosseltern aus Bern, einer jüdischen Tante aus Sankt Petersburg und einem ser-bischen Onkel aus Wien.» – ist es nahelie-gend, dass auch Kerkeling, zumal bei die-sem Nachnamen, die Vermutung hegt, dass er gentechnisch nicht nur deutsch ist. So begibt er sich während der Langeweile der Corona-Zeit auf Spurensuche und entdeckt so einiges.In den weiteren Kapiteln reisen wir mit ihm zum einen durch die Welt, vor allem aber durch die Niederlande, zum anderen aber auch durch sein Leben, zu dem er eine solch positive Einstellung hat, dass man sich beim Lesen direkt viel besser, wenn nicht sogar geborgen fühlt. Denn obwohl auch in Kerkelings Leben wirklich nicht al-les perfekt lief – wie kann das auch, wenn die Mutter Suizid begeht, als er neun Jahre alt ist – strahlen die einzelnen Kapitel eine Grundzufriedenheit aus. Und das selbst dann, wenn es um schwierige Zeiten geht wie die bei seinem Engagement beim WDR in Köln, bei dem 1985 seine Fernsehkarriere mit der Sendung «Känguru» beginnt. Da-mals war es bei Weitem noch nicht selbst-verständlich als Mann, der Sex mit Männern hat, öentlich (und geoutet) aufzutreten. Im Gegenteil: Kerkeling wurde vom Sender ernsthaft dazu aufgefordert, doch bitte eine Scheinbeziehung zu einer Frau einzugehen! Es folgt der Rauswurf und weiterhin Sex un-ter dem Radar der Öentlichkeit, häug eben in Amsterdam, wo die Freiheit einen viel höheren Stellenwert hat, bzw. man sich mehr um diese bemüht, denn Freiheit sei, «kein Problem zu haben, sondern eine Lö-sung zu nden».Die wahre Freiheit kam dann nach dem sehr unfreiwilligen Outing durch Rosa von Praunheim im Jahr 1991. Das, was ei-gentlich ein Skandal war, entpuppte sich, so Kerkeling, als die grosse Befreiung, denn nun endlich konnte er sein, wer er war. Praunheims Wunsch, mit dem Outing mehr Akzeptanz von Schwulen zu erreichen, hat dabei auch irgendwie funktioniert. Der bes-te Beweis dafür ist, dass «Gebt mir etwas Zeit», das Buch eines bekennend glückli-chen Schwulen, seit Wochen an der Spitze der Bestseller-Listen steht. Danke dafür, Hape! Die wahre Freiheit kam dann nach dem sehr unfreiwilligen Outing durch Rosa von Praunheim im Jahr 1991. Ob als Königin Beatrix, Horst Schlämmer oder Pilgerer: Hape Kerkeling ist nahezu jedem*r ein Begriff. Im neuen Buch geht er seiner Lebensgeschichte auf den Grund.«So wie ich bin, ist es gut»BuchtippFebruarVON PETER THOMMENDie Queer-Bewegung erscheint mir zu-nehmend als religiöse Erweckungs-Sekte, die sich immer mehr in Glau-bensrichtungen verzettelt. Von ursprünglich drei Buchstaben ausgegangen, ist «die Bewe-gung» bei Queer angekommen und hat dar-auf munter weitere angefügt bis zum oenen «+plus».Wenn ich auf die Männer, die mit Män-nern Sex haben, zurückblicke, dann sind da-von die Schwulen eine Minderheit. Für mich war immer klar, dass ich eine Variation un-ter Männern bin, das, was Heteros einfach nur heimlich «spielen». All diese Männer haben oft eine sehr einfache Denkstruktur, was ich an den vielen Fragen an Dr. Gay und in Gesprächen und Texten ablesen kann. Als schroer Fels stehen dazu die akademi-schen Fremdwörter und Begrie, die aus den USA herüberschwappen und auf ande-ren geschichtlichen Grundlagen stehen als bei uns. In den 70er-Jahren tobte in Berlin der «Tuntenstreit» mit denjenigen Schwulen, die als «Frauenguren» den Heteros einen Spiegel vorhalten wollten, worum es in Wirklichkeit geht: Die reale Abwertung von Weiblichem, welches aber kulturell hochge-jubelt wird. Nach Jahrzehnten sind nun neue Figuren erstanden, die diese Abwer-tung ignorieren und glauben, mit neuen Buchstaben neue «Wirklichkeiten» erschaf-fen zu können. Es hat sich aber gesellschaft-lich nichts geändert.Die Altlinken nahmen die Anliegen der «Frauenbewegung» in ihre Politik auf – und wie weit sind wir heute? Im Kleinbasel hän-gen an manchen Stellen verwitterte Flyer, auf denen trans Menschen erwähnt werden. Wird diese Vereinnahmung durch Linksakti-visten je «honoriert» werden? Martin Herter hiess uns an einem 1. Mai in der Basler AZ bei den Linken willkommen – aber beim Ein-bruch der HIV-Epidemie mussten wir Schwu-len uns dann selbst am Riemen reissen.Die «Antikapitalisten» sind nun auch in der Queer-Bewegung angekommen. Doch wie bezahlt schwul seinen Lebensstil und seine Gesundheitskosten im Weltenzimmer? Schwule schlucken Pillen gegen Depressio-nen und HIV und später weitere gegen Alterskrankheiten.«Um an der Szene (in New York) teilzu-haben, darf man jedoch auch in Amerika nicht arm sein. Wenn man aus der Arbeiter-klasse stammt, kaum Geld hat und nicht in einen Club hineinkann, was bedeutet dann schon die Queer-Community? Wir hören doch oft nur die Versionen der Mittelklasse in der Literatur. Wie bei dem Protagonisten aus James Baldwins ‹Giovannis Zimmer›, der in Paris einem jungen Mann aus der Arbei-terklasse verfällt. Und auch bei Christopher Isherwood ist das nicht viel anders.» (zit. Douglas Stuart, Magazin, 15.01.2022)Ohne Wirtschaft und Kapital könnten wir nichts nanzieren. Das ist auf der ganzen Welt so. Keine Medis und nicht die nächsten Pandemien.Der Stern von Bethlehem erscheint als das Symbol der Lösung für Probleme von Schwulen. Und doch greifen viele von ihnen «Wir liegen alle in der Gosse. Aber einige von uns betrachten die Sterne.» Oscar Wilde in Lady Windermeres Fächer, 3. Akt (Lord Darlington) 1892.Der Genderstern* von BethlehemOhne Wirtschaft und Kapital könnten wir nichts finanzieren. Das ist auf der ganzen Welt so. lieber zu irdischen «Wundermitteln» wie Al-kohol und starke Drogen – verschämt als «Substanzen» und «Chemsex» bezeichnet. Ich erlebe das seit Jahren in meiner nächsten Umgebung. Die Schwulenbewegung hatte Selbsthilfegruppen, Diskussionen und ge-meinsame Wochenenden zur erapie. Das ist aus der Mode gekommen. Viele von uns «üchteten» vom Land in eine grössere Stadt, während heute international viele aus ihren Heimat- in schwulenfreundliche Länder üchten. Die Bewegungen und das «Welten-zimmer» sind unübersichtlicher und anony-mer geworden. Doch wir sind noch wie eh und eh und je mit unserem Kleinkram be-schäftigt. Und Lösungen sind nicht in Sicht. PETER THOMMENPeter Thommen (71) ist Licht-, Gallions- und Reizfigur aus Basel und schreibt in unregelmäs-sigen Abständen für den Cruiser seit dessen Gründung 1986. Er betrieb über 40 Jahre lang den schwulen Buchladen «Arcados» und be-treibt eines der grössten Online-Archive über die Schwulenszene der Schweiz. www.arcados.ch
25SERIEHOMOSEXUALITÄT IN GESCHICHTE UND LITERATURKOLUMNEPETER THOMMENCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202524KULTURBUCHTIPP 2BUCHTIPPHape Kerkeling: Gebt mir etwas Zeit. Piper Verlag 2024.Preis CHF 34.90ISBN 978-3-492-05800-1VON BIRGIT KAWOHLGeboren 1964 in Recklinghausen im Ruhrgebiet, eine Gegend in Deutsch-land, die nicht gerade durch Schön-heit, aber sicherlich in Bezug auf die Herz-lichkeit ihrer Bewohner*innen punkten kann. Dort, wo gesagt wird, was man denkt, in ungeahnter und oftmals ungewohnter Direktheit ist er aufgewachsen. Da sich im Ruhrgebiet schon jahrhundertelang Men-schen unterschiedlichster Herkunft tum-meln – von geohenen Protestanten nach der Bartholomäusnacht bis zu armen Polen, die sich im 19. Jahrhundert im deutschen Tagebau verdingen, oder wie Kerkeling es ausdrückt: «Wenn Sie so wollen, ist der Deutsche ein polnischer Holländer aus Mailand mit französischen und schwedi-schen Grosseltern aus Bern, einer jüdischen Tante aus Sankt Petersburg und einem ser-bischen Onkel aus Wien.» – ist es nahelie-gend, dass auch Kerkeling, zumal bei die-sem Nachnamen, die Vermutung hegt, dass er gentechnisch nicht nur deutsch ist. So begibt er sich während der Langeweile der Corona-Zeit auf Spurensuche und entdeckt so einiges.In den weiteren Kapiteln reisen wir mit ihm zum einen durch die Welt, vor allem aber durch die Niederlande, zum anderen aber auch durch sein Leben, zu dem er eine solch positive Einstellung hat, dass man sich beim Lesen direkt viel besser, wenn nicht sogar geborgen fühlt. Denn obwohl auch in Kerkelings Leben wirklich nicht al-les perfekt lief – wie kann das auch, wenn die Mutter Suizid begeht, als er neun Jahre alt ist – strahlen die einzelnen Kapitel eine Grundzufriedenheit aus. Und das selbst dann, wenn es um schwierige Zeiten geht wie die bei seinem Engagement beim WDR in Köln, bei dem 1985 seine Fernsehkarriere mit der Sendung «Känguru» beginnt. Da-mals war es bei Weitem noch nicht selbst-verständlich als Mann, der Sex mit Männern hat, öentlich (und geoutet) aufzutreten. Im Gegenteil: Kerkeling wurde vom Sender ernsthaft dazu aufgefordert, doch bitte eine Scheinbeziehung zu einer Frau einzugehen! Es folgt der Rauswurf und weiterhin Sex un-ter dem Radar der Öentlichkeit, häug eben in Amsterdam, wo die Freiheit einen viel höheren Stellenwert hat, bzw. man sich mehr um diese bemüht, denn Freiheit sei, «kein Problem zu haben, sondern eine Lö-sung zu nden».Die wahre Freiheit kam dann nach dem sehr unfreiwilligen Outing durch Rosa von Praunheim im Jahr 1991. Das, was ei-gentlich ein Skandal war, entpuppte sich, so Kerkeling, als die grosse Befreiung, denn nun endlich konnte er sein, wer er war. Praunheims Wunsch, mit dem Outing mehr Akzeptanz von Schwulen zu erreichen, hat dabei auch irgendwie funktioniert. Der bes-te Beweis dafür ist, dass «Gebt mir etwas Zeit», das Buch eines bekennend glückli-chen Schwulen, seit Wochen an der Spitze der Bestseller-Listen steht. Danke dafür, Hape! Die wahre Freiheit kam dann nach dem sehr unfreiwilligen Outing durch Rosa von Praunheim im Jahr 1991. Ob als Königin Beatrix, Horst Schlämmer oder Pilgerer: Hape Kerkeling ist nahezu jedem*r ein Begriff. Im neuen Buch geht er seiner Lebensgeschichte auf den Grund.«So wie ich bin, ist es gut»BuchtippFebruarVON PETER THOMMENDie Queer-Bewegung erscheint mir zu-nehmend als religiöse Erweckungs-Sekte, die sich immer mehr in Glau-bensrichtungen verzettelt. Von ursprünglich drei Buchstaben ausgegangen, ist «die Bewe-gung» bei Queer angekommen und hat dar-auf munter weitere angefügt bis zum oenen «+plus».Wenn ich auf die Männer, die mit Män-nern Sex haben, zurückblicke, dann sind da-von die Schwulen eine Minderheit. Für mich war immer klar, dass ich eine Variation un-ter Männern bin, das, was Heteros einfach nur heimlich «spielen». All diese Männer haben oft eine sehr einfache Denkstruktur, was ich an den vielen Fragen an Dr. Gay und in Gesprächen und Texten ablesen kann. Als schroer Fels stehen dazu die akademi-schen Fremdwörter und Begrie, die aus den USA herüberschwappen und auf ande-ren geschichtlichen Grundlagen stehen als bei uns. In den 70er-Jahren tobte in Berlin der «Tuntenstreit» mit denjenigen Schwulen, die als «Frauenguren» den Heteros einen Spiegel vorhalten wollten, worum es in Wirklichkeit geht: Die reale Abwertung von Weiblichem, welches aber kulturell hochge-jubelt wird. Nach Jahrzehnten sind nun neue Figuren erstanden, die diese Abwer-tung ignorieren und glauben, mit neuen Buchstaben neue «Wirklichkeiten» erschaf-fen zu können. Es hat sich aber gesellschaft-lich nichts geändert.Die Altlinken nahmen die Anliegen der «Frauenbewegung» in ihre Politik auf – und wie weit sind wir heute? Im Kleinbasel hän-gen an manchen Stellen verwitterte Flyer, auf denen trans Menschen erwähnt werden. Wird diese Vereinnahmung durch Linksakti-visten je «honoriert» werden? Martin Herter hiess uns an einem 1. Mai in der Basler AZ bei den Linken willkommen – aber beim Ein-bruch der HIV-Epidemie mussten wir Schwu-len uns dann selbst am Riemen reissen.Die «Antikapitalisten» sind nun auch in der Queer-Bewegung angekommen. Doch wie bezahlt schwul seinen Lebensstil und seine Gesundheitskosten im Weltenzimmer? Schwule schlucken Pillen gegen Depressio-nen und HIV und später weitere gegen Alterskrankheiten.«Um an der Szene (in New York) teilzu-haben, darf man jedoch auch in Amerika nicht arm sein. Wenn man aus der Arbeiter-klasse stammt, kaum Geld hat und nicht in einen Club hineinkann, was bedeutet dann schon die Queer-Community? Wir hören doch oft nur die Versionen der Mittelklasse in der Literatur. Wie bei dem Protagonisten aus James Baldwins ‹Giovannis Zimmer›, der in Paris einem jungen Mann aus der Arbei-terklasse verfällt. Und auch bei Christopher Isherwood ist das nicht viel anders.» (zit. Douglas Stuart, Magazin, 15.01.2022)Ohne Wirtschaft und Kapital könnten wir nichts nanzieren. Das ist auf der ganzen Welt so. Keine Medis und nicht die nächsten Pandemien.Der Stern von Bethlehem erscheint als das Symbol der Lösung für Probleme von Schwulen. Und doch greifen viele von ihnen «Wir liegen alle in der Gosse. Aber einige von uns betrachten die Sterne.» Oscar Wilde in Lady Windermeres Fächer, 3. Akt (Lord Darlington) 1892.Der Genderstern* von BethlehemOhne Wirtschaft und Kapital könnten wir nichts finanzieren. Das ist auf der ganzen Welt so. lieber zu irdischen «Wundermitteln» wie Al-kohol und starke Drogen – verschämt als «Substanzen» und «Chemsex» bezeichnet. Ich erlebe das seit Jahren in meiner nächsten Umgebung. Die Schwulenbewegung hatte Selbsthilfegruppen, Diskussionen und ge-meinsame Wochenenden zur erapie. Das ist aus der Mode gekommen. Viele von uns «üchteten» vom Land in eine grössere Stadt, während heute international viele aus ihren Heimat- in schwulenfreundliche Länder üchten. Die Bewegungen und das «Welten-zimmer» sind unübersichtlicher und anony-mer geworden. Doch wir sind noch wie eh und eh und je mit unserem Kleinkram be-schäftigt. Und Lösungen sind nicht in Sicht. PETER THOMMENPeter Thommen (71) ist Licht-, Gallions- und Reizfigur aus Basel und schreibt in unregelmäs-sigen Abständen für den Cruiser seit dessen Gründung 1986. Er betrieb über 40 Jahre lang den schwulen Buchladen «Arcados» und be-treibt eines der grössten Online-Archive über die Schwulenszene der Schweiz. www.arcados.ch
26GESELLSCHAFTALTERN MIT HIVCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025GESELLSCHAFTALTERN MIT HIV27Media © Image generated using AI technology by OpenAI / Adobe StockCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025VON DOMINIQUE BRAUN D en biologischen Alterungsprozess können wir positiv beeinussen, in-dem wir körperliche Aktivität be-treiben oder eine gesunde Ernährungswei-se pegen. Negative Faktoren wie Rauchen können den Alterungsprozess beschleuni-gen.Bei Personen mit HIV kommen weitere Faktoren hinzu, beispielsweise eine chroni-sche Aktivierung des Immunsystems, die durch eine unbehandelte HIV-Infektion verstärkt wird. Diese Immunaktivierung kann den biologischen Alterungsprozess beschleunigen, und damit verbunden kann es durch eine Organschädigung zu einem frühzeitigen Auftreten von Begleiterkran-kungen wie Herz-Kreislauf-Ereignissen oder gewissen Krebsarten kommen.Einfluss der HIV-Therapie auf den AlterungsprozessIn vielen Studien zeigt sich bei Personen mit HIV tatsächlich eine höhere Anzahl an Be-gleiterkrankungen im Vergleich zu einer HIV-negativen Kontrollgruppe. Verfolgt man beide Gruppen über längere Zeit, n-det sich bei Personen mit HIV unter era-pie aber keine raschere oder überproportio-Altern mit HIV: Für immer jung oder schneller ein Greis?Die Wissenschaft untersucht, ob Menschen mit HIV schneller altern als HIV-negative Personen, da die alternde HIV-Population neue Herausforderungen mit sich bringt.nale Zunahme der Begleiterkrankungen mehr. In anderen Worten: Eine unbehan-delte HIV-Infektion kann den biologischen Alterungsprozess beschleunigen, der Be-ginn einer antiretroviralen erapie bremst aber diese Entwicklung ab und der Alte-rungsprozess gleicht sich demjenigen der Personen ohne HIV an.Unsere Lebensgewohnheiten, die me-dizinische Versorgung und unsere Genetik sind Faktoren, die den Alterungsprozess zusätzlich beeinussen. Deshalb sind Stu-dienergebnisse aus unterschiedlichen Län-dern nur bedingt miteinander vergleich-bar. Eine Studie aus der Schweizerischen HIV-Kohorte (SHCS) ergab, dass bei Perso-nen mit HIV weniger ausgeprägte Verkal-kungen der Herzkranzgefässe bestanden im Vergleich zu einer HIV-negativen Kontroll-gruppe. In der SHCS fand sich also kein Hin-weis darauf, dass die Herzkranzgefässe der Personen mit HIV schneller gealtert waren.Früher Therapiebeginn und gesunde LebensführungAktuell sucht die Forschung nach Markern, die das biologische Alter einer Person ab-schätzen können. Die Telomere als Be-standteil unserer Chromosomen verkürzen sich auf natürliche Weise im Lauf des Le-bens und scheinen so ein biologischer Mar-ker für den Alterungsprozess zu sein. Eine Studie aus der SHCS zeigte, dass ein früher Beginn der HIV-erapie die Telomere die-ser Personen wieder verlängerte und damit den Alterungsprozess möglicherweise posi-tiv beeinusste. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studienlage zur Frage, ob Personen mit HIV wirklich schneller altern, kontro-vers ist. Insgesamt spricht aber einiges da-für, dass bei einer unbehandelten HIV-In-fektion der Alterungsprozess beschleunigt ist. Deshalb kommt dem frühen Beginn ei-ner antiretroviralen erapie eine entschei-dende Bedeutung zu. Weitere anerkannte Faktoren für ein gesundes, langes Leben sind körperliche Aktivität, Nichtrauchen und eine mediterrane Ernährungsweise. Dieser Artikel erschien im Magazin «Positive Life» der Aids-Hilfe Schweiz. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der AHS. Ein Blick in die Zukunft? Der junge Mann sieht sein gealtertes Ich im Spiegel – ein Sinnbild für den Alterungsprozess und dessen mögliche Beschleunigung durch eine unbehandelte HIV- Infektion.DOMINIQUE BRAUN Dominique Braun ist Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ). Als Leiter des SHCS Zentrums Zürich spezialisiert er sich auf HIV, sexuell übertragbare Infektionskrankheiten inklusive HIV-PrEP und Hepatitis C-Infektionen.In der SHCS fand sich also kein Hinweis darauf, dass die Herz-kranzgefässe der Personen mit HIV schneller gealtert waren.
26GESELLSCHAFTALTERN MIT HIVCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025GESELLSCHAFTALTERN MIT HIV27Media © Image generated using AI technology by OpenAI / Adobe StockCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025VON DOMINIQUE BRAUN D en biologischen Alterungsprozess können wir positiv beeinussen, in-dem wir körperliche Aktivität be-treiben oder eine gesunde Ernährungswei-se pegen. Negative Faktoren wie Rauchen können den Alterungsprozess beschleuni-gen.Bei Personen mit HIV kommen weitere Faktoren hinzu, beispielsweise eine chroni-sche Aktivierung des Immunsystems, die durch eine unbehandelte HIV-Infektion verstärkt wird. Diese Immunaktivierung kann den biologischen Alterungsprozess beschleunigen, und damit verbunden kann es durch eine Organschädigung zu einem frühzeitigen Auftreten von Begleiterkran-kungen wie Herz-Kreislauf-Ereignissen oder gewissen Krebsarten kommen.Einfluss der HIV-Therapie auf den AlterungsprozessIn vielen Studien zeigt sich bei Personen mit HIV tatsächlich eine höhere Anzahl an Be-gleiterkrankungen im Vergleich zu einer HIV-negativen Kontrollgruppe. Verfolgt man beide Gruppen über längere Zeit, n-det sich bei Personen mit HIV unter era-pie aber keine raschere oder überproportio-Altern mit HIV: Für immer jung oder schneller ein Greis?Die Wissenschaft untersucht, ob Menschen mit HIV schneller altern als HIV-negative Personen, da die alternde HIV-Population neue Herausforderungen mit sich bringt.nale Zunahme der Begleiterkrankungen mehr. In anderen Worten: Eine unbehan-delte HIV-Infektion kann den biologischen Alterungsprozess beschleunigen, der Be-ginn einer antiretroviralen erapie bremst aber diese Entwicklung ab und der Alte-rungsprozess gleicht sich demjenigen der Personen ohne HIV an.Unsere Lebensgewohnheiten, die me-dizinische Versorgung und unsere Genetik sind Faktoren, die den Alterungsprozess zusätzlich beeinussen. Deshalb sind Stu-dienergebnisse aus unterschiedlichen Län-dern nur bedingt miteinander vergleich-bar. Eine Studie aus der Schweizerischen HIV-Kohorte (SHCS) ergab, dass bei Perso-nen mit HIV weniger ausgeprägte Verkal-kungen der Herzkranzgefässe bestanden im Vergleich zu einer HIV-negativen Kontroll-gruppe. In der SHCS fand sich also kein Hin-weis darauf, dass die Herzkranzgefässe der Personen mit HIV schneller gealtert waren.Früher Therapiebeginn und gesunde LebensführungAktuell sucht die Forschung nach Markern, die das biologische Alter einer Person ab-schätzen können. Die Telomere als Be-standteil unserer Chromosomen verkürzen sich auf natürliche Weise im Lauf des Le-bens und scheinen so ein biologischer Mar-ker für den Alterungsprozess zu sein. Eine Studie aus der SHCS zeigte, dass ein früher Beginn der HIV-erapie die Telomere die-ser Personen wieder verlängerte und damit den Alterungsprozess möglicherweise posi-tiv beeinusste. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studienlage zur Frage, ob Personen mit HIV wirklich schneller altern, kontro-vers ist. Insgesamt spricht aber einiges da-für, dass bei einer unbehandelten HIV-In-fektion der Alterungsprozess beschleunigt ist. Deshalb kommt dem frühen Beginn ei-ner antiretroviralen erapie eine entschei-dende Bedeutung zu. Weitere anerkannte Faktoren für ein gesundes, langes Leben sind körperliche Aktivität, Nichtrauchen und eine mediterrane Ernährungsweise. Dieser Artikel erschien im Magazin «Positive Life» der Aids-Hilfe Schweiz. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der AHS. Ein Blick in die Zukunft? Der junge Mann sieht sein gealtertes Ich im Spiegel – ein Sinnbild für den Alterungsprozess und dessen mögliche Beschleunigung durch eine unbehandelte HIV- Infektion.DOMINIQUE BRAUN Dominique Braun ist Oberarzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ). Als Leiter des SHCS Zentrums Zürich spezialisiert er sich auf HIV, sexuell übertragbare Infektionskrankheiten inklusive HIV-PrEP und Hepatitis C-Infektionen.In der SHCS fand sich also kein Hinweis darauf, dass die Herz-kranzgefässe der Personen mit HIV schneller gealtert waren.
29CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202528KULTURJAMES DEAN-ENTHÜLLUNGSBUCHKULTURJAMES DEAN-ENTHÜLLUNGSBUCHVON MOEL MAPHY S chon wieder ein Enthüllungsbuch über James Dean. Als ob nicht be-reits Regalmeter gefüllt wären mit «exklusiven Einblicken» und «schockie-renden Wahrheiten» über den Schauspie-ler, der nur 24 Jahre alt wurde. Dieses Mal ist es Jason Colavito, der in «Jimmy: e Secret Life of James Dean» die übliche Mi-schung aus Voyeurismus und angeblichen Enthüllungen serviert. Natürlich garniert mit den obligatorischen intimen Details, die unsere nie endende Schaulust befriedi-gen sollen.Die Geschichte beginnt, wie könnte es anders sein, mit dem klassischen Holly-wood-Märchen: Der junge, gutaussehende Dean schuftet als Parkplatzwächter bei den CBS Studios - ein Nobody mit grossen Träu-men. Dort trit er auf Rogers Brackett, einen Radioregisseur und TV-Produzenten mit auällig «väterlichen» Ambitionen. Wie grosszügig von Brackett, dem aufstreben-den Talent nicht nur eine Rolle in seinem Radiodrama anzubieten, sondern ihm gleich auch noch ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Alles völlig uneigennützig, ver-steht sich. Dass der deutliche Altersunter-Hollywood und die ewige Jagd nach James Deans GeheimnissenJames Dean bleibt ein Mysterium: neue Enthüllungen zu Erpressung und geheimen Beziehungen.schied und die «unterschiedlichen Erwar-tungen» später noch eine Rolle spielen würden? Nun, in Hollywood überrascht das niemanden mehr.Von Freundschaften und Erpressun-gen: James Deans verborgene WeltDie wahre Überraschung - oder besser ge-sagt: die erwartbare Wendung - kam erst, als Dean tatsächlich zum Star wurde. Plötzlich zeigte Brackett, der mittlerweile seinen Job verloren hatte, sein wahres Gesicht. Mit der äusserst subtilen Drohung, gewisse «De-tails» ihrer Beziehung publik zu machen, presste er dem aufstrebenden Star wöchent-liche Zahlungen von 100 Dollar ab – insge-samt 800 Dollar, was heute etwa 14’500 Dol-lar entspricht. Warner Bros., immer darauf bedacht, das Image ihrer Investitionen zu schützen, sprang gleich mit zusätzlichem Schweigegeld ein. Wie praktisch, wenn man einen gut gefüllten Studiotresor und noch besser gefüllte Anwaltskanzleien hat.Aber es wäre ja langweilig, wenn da nicht noch mehr wäre: Enter William Bast, Deans Kommilitone von der UCLA und spä-terer Mitbewohner. In seinen Memoiren «Surviving James Dean» - man beachte den dramatischen Titel - plaudert er ausführlich über ihre «enge Freundschaft». Eine Bezie-hung, die laut Bast «auch eine sexuelle Kom-ponente» hatte. Natürlich wittert Holly- wood sofort seine Chance: Ein Biopic ist be-reits in Planung. Denn was verkauft sich besser als die Geschichte einer verbotenen Liebe, gewürzt mit einer Prise Tragik und garniert mit dem Zeitgeist der 1950er-Jahre?Der Mythos lebt weiter – Wahrheit oder geschickte Vermarktung?Die ultimative Ironie: Ausgerechnet die Traumfabrik, die Dean einst zwang, sein wahres Ich hinter der Fassade des rebelli-schen Einzelgängers zu verstecken, will nun Kasse machen mit genau diesen Geheim-Wie grosszügig von Brackett, dem aufstrebenden Talent nicht nur eine Rolle in seinem Radio-drama anzubieten, sondern ihm gleich auch noch ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Ausgerechnet die Traumfabrik, die Dean einst zwang, sein wah-res Ich hinter der Fassade des rebellischen Einzelgängers zu verstecken, will nun Kasse ma-chen mit genau diesen Geheim-nissen. nissen. Die gleiche Industrie, die ihn in ein marketingtaugliches Image presste, prä-sentiert sich jetzt als aufgeklärte Chronistin seiner verborgenen Wahrheit.Was bleibt also von James Dean? Ein Mann, zerrissen zwischen gesellschaftli-chen Zwängen und persönlichen Wün-schen. Eine Ikone, deren wahres Gesicht wir vermutlich nie kennen werden. Vor allem aber: Eine scheinbar nie versiegende Quelle für Biografen, Filmemacher und Verlage, die aus seinen Geheimnissen Prot schla-gen. Selbst 70 Jahre nach seinem Tod wird sein Leben noch immer seziert, analysiert und neu interpretiert – alles im Namen der «historischen Aufarbeitung», versteht sich.Die bittere Wahrheit ist: In Hollywood ist alles möglich - ausser eben die Wahrheit selbst. Jede neue «Enthüllung» fügt dem Mythos Dean nur eine weitere Schicht Fikti-on hinzu, während der Mensch dahinter immer mehr verblasst. Und während wir ge-spannt die nächste «schockierende Biogra-e» erwarten, verdienen sich die Erben der Traumfabrik dumm und dämlich an einem Mann, der längst nicht mehr für sich selbst sprechen kann.Was Dean wohl zu diesem nie enden-den Reigen aus Enthüllungen, Behauptun-gen und Gegendarstellungen gesagt hätte? Vermutlich hätte er nur müde gelächelt und eine Zigarette angezündet. Denn eines hat er schon zu Lebzeiten begrien: In Holly-wood ist die Wahrheit das am besten gehü-tete Geheimnis - und gleichzeitig die bil-ligste Ware. Auch fast 70 Jahre nach seinem Tod ranken sich weiterhin Ge-rüchte um die Homosexualität von James Dean – ein Rätsel, das seine mystische Aura unter-mauert.Auf dem ikonischen Filmplakat zu «Denn sie wissen nicht, was sie tun» ver-körpert James Dean den rebellischen, harten Mann – doch in seinem Inneren kämpfte er mit Unsicherheiten und grossen Emotionen.Media © Adobe Stock / shutterstock / ZvG
29CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202528KULTURJAMES DEAN-ENTHÜLLUNGSBUCHKULTURJAMES DEAN-ENTHÜLLUNGSBUCHVON MOEL MAPHY S chon wieder ein Enthüllungsbuch über James Dean. Als ob nicht be-reits Regalmeter gefüllt wären mit «exklusiven Einblicken» und «schockie-renden Wahrheiten» über den Schauspie-ler, der nur 24 Jahre alt wurde. Dieses Mal ist es Jason Colavito, der in «Jimmy: e Secret Life of James Dean» die übliche Mi-schung aus Voyeurismus und angeblichen Enthüllungen serviert. Natürlich garniert mit den obligatorischen intimen Details, die unsere nie endende Schaulust befriedi-gen sollen.Die Geschichte beginnt, wie könnte es anders sein, mit dem klassischen Holly-wood-Märchen: Der junge, gutaussehende Dean schuftet als Parkplatzwächter bei den CBS Studios - ein Nobody mit grossen Träu-men. Dort trit er auf Rogers Brackett, einen Radioregisseur und TV-Produzenten mit auällig «väterlichen» Ambitionen. Wie grosszügig von Brackett, dem aufstreben-den Talent nicht nur eine Rolle in seinem Radiodrama anzubieten, sondern ihm gleich auch noch ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Alles völlig uneigennützig, ver-steht sich. Dass der deutliche Altersunter-Hollywood und die ewige Jagd nach James Deans GeheimnissenJames Dean bleibt ein Mysterium: neue Enthüllungen zu Erpressung und geheimen Beziehungen.schied und die «unterschiedlichen Erwar-tungen» später noch eine Rolle spielen würden? Nun, in Hollywood überrascht das niemanden mehr.Von Freundschaften und Erpressun-gen: James Deans verborgene WeltDie wahre Überraschung - oder besser ge-sagt: die erwartbare Wendung - kam erst, als Dean tatsächlich zum Star wurde. Plötzlich zeigte Brackett, der mittlerweile seinen Job verloren hatte, sein wahres Gesicht. Mit der äusserst subtilen Drohung, gewisse «De-tails» ihrer Beziehung publik zu machen, presste er dem aufstrebenden Star wöchent-liche Zahlungen von 100 Dollar ab – insge-samt 800 Dollar, was heute etwa 14’500 Dol-lar entspricht. Warner Bros., immer darauf bedacht, das Image ihrer Investitionen zu schützen, sprang gleich mit zusätzlichem Schweigegeld ein. Wie praktisch, wenn man einen gut gefüllten Studiotresor und noch besser gefüllte Anwaltskanzleien hat.Aber es wäre ja langweilig, wenn da nicht noch mehr wäre: Enter William Bast, Deans Kommilitone von der UCLA und spä-terer Mitbewohner. In seinen Memoiren «Surviving James Dean» - man beachte den dramatischen Titel - plaudert er ausführlich über ihre «enge Freundschaft». Eine Bezie-hung, die laut Bast «auch eine sexuelle Kom-ponente» hatte. Natürlich wittert Holly- wood sofort seine Chance: Ein Biopic ist be-reits in Planung. Denn was verkauft sich besser als die Geschichte einer verbotenen Liebe, gewürzt mit einer Prise Tragik und garniert mit dem Zeitgeist der 1950er-Jahre?Der Mythos lebt weiter – Wahrheit oder geschickte Vermarktung?Die ultimative Ironie: Ausgerechnet die Traumfabrik, die Dean einst zwang, sein wahres Ich hinter der Fassade des rebelli-schen Einzelgängers zu verstecken, will nun Kasse machen mit genau diesen Geheim-Wie grosszügig von Brackett, dem aufstrebenden Talent nicht nur eine Rolle in seinem Radio-drama anzubieten, sondern ihm gleich auch noch ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Ausgerechnet die Traumfabrik, die Dean einst zwang, sein wah-res Ich hinter der Fassade des rebellischen Einzelgängers zu verstecken, will nun Kasse ma-chen mit genau diesen Geheim-nissen. nissen. Die gleiche Industrie, die ihn in ein marketingtaugliches Image presste, prä-sentiert sich jetzt als aufgeklärte Chronistin seiner verborgenen Wahrheit.Was bleibt also von James Dean? Ein Mann, zerrissen zwischen gesellschaftli-chen Zwängen und persönlichen Wün-schen. Eine Ikone, deren wahres Gesicht wir vermutlich nie kennen werden. Vor allem aber: Eine scheinbar nie versiegende Quelle für Biografen, Filmemacher und Verlage, die aus seinen Geheimnissen Prot schla-gen. Selbst 70 Jahre nach seinem Tod wird sein Leben noch immer seziert, analysiert und neu interpretiert – alles im Namen der «historischen Aufarbeitung», versteht sich.Die bittere Wahrheit ist: In Hollywood ist alles möglich - ausser eben die Wahrheit selbst. Jede neue «Enthüllung» fügt dem Mythos Dean nur eine weitere Schicht Fikti-on hinzu, während der Mensch dahinter immer mehr verblasst. Und während wir ge-spannt die nächste «schockierende Biogra-e» erwarten, verdienen sich die Erben der Traumfabrik dumm und dämlich an einem Mann, der längst nicht mehr für sich selbst sprechen kann.Was Dean wohl zu diesem nie enden-den Reigen aus Enthüllungen, Behauptun-gen und Gegendarstellungen gesagt hätte? Vermutlich hätte er nur müde gelächelt und eine Zigarette angezündet. Denn eines hat er schon zu Lebzeiten begrien: In Holly-wood ist die Wahrheit das am besten gehü-tete Geheimnis - und gleichzeitig die bil-ligste Ware. Auch fast 70 Jahre nach seinem Tod ranken sich weiterhin Ge-rüchte um die Homosexualität von James Dean – ein Rätsel, das seine mystische Aura unter-mauert.Auf dem ikonischen Filmplakat zu «Denn sie wissen nicht, was sie tun» ver-körpert James Dean den rebellischen, harten Mann – doch in seinem Inneren kämpfte er mit Unsicherheiten und grossen Emotionen.Media © Adobe Stock / shutterstock / ZvG
CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202530EVENT-TIPPPETER PAN GOES WRONGDie Shake Company feiert ihr 30-jähriges Jubiläum mit der Komödie «Peter Pan Goes Wrong». Ein Gag-Feuerwerk, das alle Erwartungen übertrifft.Peter Pan Goes Wrong –Chaos im Theater EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISERWer glaubt, Peter Pan sei nur ein Kinderbuchklassiker, wird von der Shake Company eines Besseren belehrt. In «Peter Pan Goes Wrong» kämpft ein ambitioniertes Ensemble nicht nur gegen Captain Hook und das Erwachsenwerden, sondern auch gegen technische Pannen und interne Turbulenzen. Diese bril-lante Komödie, die bereits am Broadway und West End begeisterte, bringt ab dem 16. Januar 2025 eine Welle des Chaos ins eater im Seefeld in Zürich.Mit schwarzem Humor, Slapstick und scharfzüngigen Dialo-gen wird das Publikum nach Nimmerland entführt – oder zumin-dest versucht es das Ensemble. Denn, wie der Titel verrät, geht hier wirklich alles schief, was schiefgehen kann.Ein Muss für Freunde des englischen HumorsOb Peter Pans Flugversuche oder Captain Hooks vergebliche Ra-chefeldzüge – in «Peter Pan Goes Wrong» wird kein Auge trocken bleiben. Das Ensemble unter der Regie von Dominik Flaschka setzt auf pointierten Humor und meisterhafte Inszenierung, um das Pub-likum zum Lachen zu bringen.Die Auührung ist ein Spiegelbild der Vielseitigkeit und Krea-tivität der Shake Company, die seit Jahrzehnten für hochkarätige Unterhaltung steht. Mit Hits wie «e Show Must Go Wrong» und «Komödie mit Banküberfall» hat sich das Ensemble in die Herzen der Zuschauer gespielt – und wird dies mit «Peter Pan Goes Wrong» zweifellos wieder tun. «Peter Pan Goes Wrong» ist mehr als nur eine eaterauüh-rung – es ist ein Abend voller Lachtränen, Überraschungen und ein-maliger Unterhaltung. Ein Highlight, das in der (Zürcher) Kultursze-ne seinesgleichen sucht, und eine klare Empfehlung für alle, die humorvolles eater lieben. Mit seinem Humor und der subtilen Botschaft über das Hinterfragen von Rollen und Erwartungen spricht «Peter Pan Goes Wrong» auch emen an, die in der LGBT*-Community von Bedeutung sind. PETER PAN GOES WRONGOrt: Theater im Seefeld, Seefeldstrasse 91, 8008 ZürichPremiere: 19. Januar 2025, 17:00 UhrSpielzeit: Bis Ende März 2025Tickets: www.shakecompany.chRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELIhre kompetente Stellenvermittlung im GesundheitswesenDanya Care GmbH vermittelt qualifizierte Arbeitskräfte: professionell, zuverlässig, schnell und exakt auf die Vakanz abgestimmt.Auch für Arbeitgeber*innen sind wir Vermittlungs- Spezialisten!Suchen Sie qualiziertes Pegefachpersonal für Ihr Team? Wir helfen Ihnen, die richtige Person für Ihre Vakanz zu nden.Sie sind eine ausgebildete Fachkraft im Pege- oder Medizinalbereich mit guten Arbeitszeugnissen; Sie geben uns Auskunft über Ihre Erwartungen an die neue Stelle, Ihre Qualikationen, Fähigkeiten, Aus- und Weiter- bildungen und persönliche Daten.Wir entwickeln basierend auf Ihren Angaben ein Bewerber*innenprol und formulieren Ihre Erwartungen bezüglich der gewünschten Arbeitsstelle.Wir prüfen aufgrund der Anfragen unserer Mandanten und in fachspezischen Netzwerken passende Stellenangebote.Für Stellensuchende ist unsere Dienstleistung kostenlos!Für eine erfolgreiche Stellenvermittlung!Kontaktieren Sie uns – es lohnt sich für Arbeit- gebende und Arbeitnehmende!Danya CareDanya Care GmbH, Buckhauserstrasse 36, 8048 Zürich info@danyacare.ch, www.danyacare.ch
CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025CRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202530EVENT-TIPPPETER PAN GOES WRONGDie Shake Company feiert ihr 30-jähriges Jubiläum mit der Komödie «Peter Pan Goes Wrong». Ein Gag-Feuerwerk, das alle Erwartungen übertrifft.Peter Pan Goes Wrong –Chaos im Theater EMPFEHLUNG VON TEAM CRUISERWer glaubt, Peter Pan sei nur ein Kinderbuchklassiker, wird von der Shake Company eines Besseren belehrt. In «Peter Pan Goes Wrong» kämpft ein ambitioniertes Ensemble nicht nur gegen Captain Hook und das Erwachsenwerden, sondern auch gegen technische Pannen und interne Turbulenzen. Diese bril-lante Komödie, die bereits am Broadway und West End begeisterte, bringt ab dem 16. Januar 2025 eine Welle des Chaos ins eater im Seefeld in Zürich.Mit schwarzem Humor, Slapstick und scharfzüngigen Dialo-gen wird das Publikum nach Nimmerland entführt – oder zumin-dest versucht es das Ensemble. Denn, wie der Titel verrät, geht hier wirklich alles schief, was schiefgehen kann.Ein Muss für Freunde des englischen HumorsOb Peter Pans Flugversuche oder Captain Hooks vergebliche Ra-chefeldzüge – in «Peter Pan Goes Wrong» wird kein Auge trocken bleiben. Das Ensemble unter der Regie von Dominik Flaschka setzt auf pointierten Humor und meisterhafte Inszenierung, um das Pub-likum zum Lachen zu bringen.Die Auührung ist ein Spiegelbild der Vielseitigkeit und Krea-tivität der Shake Company, die seit Jahrzehnten für hochkarätige Unterhaltung steht. Mit Hits wie «e Show Must Go Wrong» und «Komödie mit Banküberfall» hat sich das Ensemble in die Herzen der Zuschauer gespielt – und wird dies mit «Peter Pan Goes Wrong» zweifellos wieder tun. «Peter Pan Goes Wrong» ist mehr als nur eine eaterauüh-rung – es ist ein Abend voller Lachtränen, Überraschungen und ein-maliger Unterhaltung. Ein Highlight, das in der (Zürcher) Kultursze-ne seinesgleichen sucht, und eine klare Empfehlung für alle, die humorvolles eater lieben. Mit seinem Humor und der subtilen Botschaft über das Hinterfragen von Rollen und Erwartungen spricht «Peter Pan Goes Wrong» auch emen an, die in der LGBT*-Community von Bedeutung sind. PETER PAN GOES WRONGOrt: Theater im Seefeld, Seefeldstrasse 91, 8008 ZürichPremiere: 19. Januar 2025, 17:00 UhrSpielzeit: Bis Ende März 2025Tickets: www.shakecompany.chRUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITELIhre kompetente Stellenvermittlung im GesundheitswesenDanya Care GmbH vermittelt qualifizierte Arbeitskräfte: professionell, zuverlässig, schnell und exakt auf die Vakanz abgestimmt.Auch für Arbeitgeber*innen sind wir Vermittlungs- Spezialisten!Suchen Sie qualiziertes Pegefachpersonal für Ihr Team? Wir helfen Ihnen, die richtige Person für Ihre Vakanz zu nden.Sie sind eine ausgebildete Fachkraft im Pege- oder Medizinalbereich mit guten Arbeitszeugnissen; Sie geben uns Auskunft über Ihre Erwartungen an die neue Stelle, Ihre Qualikationen, Fähigkeiten, Aus- und Weiter- bildungen und persönliche Daten.Wir entwickeln basierend auf Ihren Angaben ein Bewerber*innenprol und formulieren Ihre Erwartungen bezüglich der gewünschten Arbeitsstelle.Wir prüfen aufgrund der Anfragen unserer Mandanten und in fachspezischen Netzwerken passende Stellenangebote.Für Stellensuchende ist unsere Dienstleistung kostenlos!Für eine erfolgreiche Stellenvermittlung!Kontaktieren Sie uns – es lohnt sich für Arbeit- gebende und Arbeitnehmende!Danya CareDanya Care GmbH, Buckhauserstrasse 36, 8048 Zürich info@danyacare.ch, www.danyacare.ch
32LISTICLEKURZ, KNACKIG & QUEER!CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202533CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202512 typische Neujahrs-Fails der Gay-CommunityNeujahrsvorsätze funkeln wie Glitzer: kurz und intensiv – und mit dieser Ausgabe beginnen wir eine neue Rubrik: Das ultimative Cruiser-Listicle! 4. «Ich gehe wirklich wegen des Sports ins Gym.» Klar, aber das Auge trainiert ja auch – es gibt schliesslich genug zu sehen.7. «Ich schaue keine Trash-Reality-Shows mehr!» Doch dann läuft plötzlich die nächste Staffel von RuPaul’s Drag Race. Aber das zählt nicht, oder?5. (ersatzlos gestrichen weilkomplett unrealistisch)2. «Ich werde keine Ex-Drama-Storys mehr erzählen.» Doch, bevor der Januar vorbei ist, weiss dein halber Freundeskreis bereits wieder jede Kleinigkeit über deine vergangenen Beziehungen.3. «Ich mache endlich Schlussmit meinem Shopping-Wahn!» Und dann beginnt der Wintersale. Was sind schon Neujahrsvorsätze gegen neue Sneakers in Regenbogenfarben?1. «Ich finde endlich den perfekten Boyfriend!» Das klingt gut, bis man sich nach dem dritten Date wieder über Textghosts und Commitment-phobiker beschwert.6. «Ich spare auf eine Wohnung, statt alles für Pride-Festivals auszugeben.» Die Vorsätze klingen seriös, bis die Tickets für Pride in Sydney online gehen.VON MOEL MAPHYDie Feiertage sind vorbei, und das Jahr beginnt mit hochgesteckten Plänen – zumindest in der eorie. Doch wer kennt es nicht? Die guten Vorsätze zer-bröseln schneller als ein Drag-Make-up in der Sommerhitze. Hier sind zwölf Gay-Kli-schee-Vorsätze, die zum Scheitern verur-teilt sind:LISTICLEKURZ, KNACKIG & QUEER!10. «Ich starte eine komplette Detox-Kur.» Bis ein Freund sagt: «Komm, nur ein Gläschen Mimosa!» Und das war’s mit der Saft-Kur.11. «Ich werde viel ordentlicher!» Doch nach einer Woche sind deine Glitzerhosen wieder über deinem Stuhl, und die Tassen stapeln sich neben dem Laptop.8. «Ich höre mit Grindr auf und gehe ‹real-life› daten.» Bis du um 2 Uhr morgens eine Push- Benachrichtigung bekommst. «Jemand in deiner Nähe ist interessiert...»9. «Ich vergleiche mich nicht mehr mit Instagram-Bodys.» Selbstverständlich – ausser vielleicht einmal kurz beim Scrollen durch den Feed. Aber nur zur Inspiration, klar?12. «Ich lerne eine neue Sprache.» Französisch? Italienisch? Oder doch lieber Drag-Slang? Man weiss ja nie, wann «werk it» oder «shade» nützlich sein könnte.Fazit: Neujahrs-Fails sind so herrlich menschlich – und machen uns vielleicht sogar liebenswerter. Also, warum nicht mit einem Glitzer-Smiley das Jahr beginnen und sich den-ken: «I’m fabulous, Vorsätze hin oder her!».
32LISTICLEKURZ, KNACKIG & QUEER!CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202533CRUISER JANUAR / FEBRUAR 202512 typische Neujahrs-Fails der Gay-CommunityNeujahrsvorsätze funkeln wie Glitzer: kurz und intensiv – und mit dieser Ausgabe beginnen wir eine neue Rubrik: Das ultimative Cruiser-Listicle! 4. «Ich gehe wirklich wegen des Sports ins Gym.» Klar, aber das Auge trainiert ja auch – es gibt schliesslich genug zu sehen.7. «Ich schaue keine Trash-Reality-Shows mehr!» Doch dann läuft plötzlich die nächste Staffel von RuPaul’s Drag Race. Aber das zählt nicht, oder?5. (ersatzlos gestrichen weilkomplett unrealistisch)2. «Ich werde keine Ex-Drama-Storys mehr erzählen.» Doch, bevor der Januar vorbei ist, weiss dein halber Freundeskreis bereits wieder jede Kleinigkeit über deine vergangenen Beziehungen.3. «Ich mache endlich Schlussmit meinem Shopping-Wahn!» Und dann beginnt der Wintersale. Was sind schon Neujahrsvorsätze gegen neue Sneakers in Regenbogenfarben?1. «Ich finde endlich den perfekten Boyfriend!» Das klingt gut, bis man sich nach dem dritten Date wieder über Textghosts und Commitment-phobiker beschwert.6. «Ich spare auf eine Wohnung, statt alles für Pride-Festivals auszugeben.» Die Vorsätze klingen seriös, bis die Tickets für Pride in Sydney online gehen.VON MOEL MAPHYDie Feiertage sind vorbei, und das Jahr beginnt mit hochgesteckten Plänen – zumindest in der eorie. Doch wer kennt es nicht? Die guten Vorsätze zer-bröseln schneller als ein Drag-Make-up in der Sommerhitze. Hier sind zwölf Gay-Kli-schee-Vorsätze, die zum Scheitern verur-teilt sind:LISTICLEKURZ, KNACKIG & QUEER!10. «Ich starte eine komplette Detox-Kur.» Bis ein Freund sagt: «Komm, nur ein Gläschen Mimosa!» Und das war’s mit der Saft-Kur.11. «Ich werde viel ordentlicher!» Doch nach einer Woche sind deine Glitzerhosen wieder über deinem Stuhl, und die Tassen stapeln sich neben dem Laptop.8. «Ich höre mit Grindr auf und gehe ‹real-life› daten.» Bis du um 2 Uhr morgens eine Push- Benachrichtigung bekommst. «Jemand in deiner Nähe ist interessiert...»9. «Ich vergleiche mich nicht mehr mit Instagram-Bodys.» Selbstverständlich – ausser vielleicht einmal kurz beim Scrollen durch den Feed. Aber nur zur Inspiration, klar?12. «Ich lerne eine neue Sprache.» Französisch? Italienisch? Oder doch lieber Drag-Slang? Man weiss ja nie, wann «werk it» oder «shade» nützlich sein könnte.Fazit: Neujahrs-Fails sind so herrlich menschlich – und machen uns vielleicht sogar liebenswerter. Also, warum nicht mit einem Glitzer-Smiley das Jahr beginnen und sich den-ken: «I’m fabulous, Vorsätze hin oder her!».
34CRUISER SOMMER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Ich habe HPV und war deshalb mehrmals in Behandlung, auch um Feigwarzen operativ ent- fernen zu lassen. Nun habe ich mich nachträglich impfen las-sen. Kann ich überhaupt noch mit gutem Gewissen Anal- verkehr haben? Justin (29)Hallo JustinHPV steht für Humane Papillomaviren. Es gibt viele unterschiedliche Virentypen, die teilweise verantwortlich für Feigwarzen oder gewisse Krebserkrankungen sind. Wenn deine Behandlung abgeschlossen ist, kannst du mit gutem Gewissen Sex haben. Rückfälle nach erfolgreicher HPV-erapie sind zwar möglich, werden aber in der Re-gel in den Nachkontrollen frühzeitig er-kannt. HPV verläuft oftmals symptomlos und kann auch wieder von selbst aushei-len. Eine Übertragung erfolgt nicht nur beim Analverkehr, sondern bei fast allen sexuellen Praktiken. Bei intensivem Kör-perkontakt ist eine Übertragung auch durch Schmierinfektion möglich. Die Imp-fung ist vor der ersten sexuellen Aktivität am wirkungsvollsten. Aber auch später kann sie wirken und sinnvoll sein. Der ak-tuelle Impfsto schützt gegen neun ver-schiedene HPV-Typen und damit fast 100-prozentig gegen die krebsverursachen-den HPV-Typen. Wenn du weitere, spezi-schere Fragen hast, wende dich bitte direkt an den behandelnden Arzt oder die behan-delnde Ärztin.Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Ich nehme seit etwa einem hal-ben Jahr die PrEP. Es ist auch schon vorgekommen, dass mir übel wurde und ich erbrechen musste. Muss ich dann die Tab-lette nochmals nehmen oder wurde sie vom Körper schon aufgenommen? Ist dann bei Sperma im Anus oder im Mund der Schutz trotzdem gegeben? Marco (36)Hallo MarcoBei der PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) verhält es sich wie bei allen Medikamen-ten. Wenn du dich unmittelbar nach der Einnahme übergeben musst und die Tab-lette erbrichst, solltest du eine weitere Tab-lette nehmen. Wenn einige Zeit vergangen ist und die Tablette bereits vom Körper auf-genommen wurde, ist das nicht nötig. Soll-test du unsicher sein, ist es sicherer, noch eine Tablette zu nehmen. Dies gilt insbe-sondere beim Einnahmeschema, welches nur für cis Männer geeignet ist. Wenn du die PrEP nach dem Schema nimmst, wel-ches für alle geeignet ist, du gut eingestellt bist und es sich um eine einmalige Situati-on handelt, kannst du auf eine erneute Ein-nahme verzichten. Bitte sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, wenn du öfters un-ter Übelkeit nach der Einnahme des PrEP-Medikament leidest. Ohne PrEP ist Sperma im Anus ein hohes HIV-Risiko, unter wirk-samer PrEP besteht diesbezüglich kein Ri-siko. Sperma im Mund birgt unabhängig von der PrEP kein HIV-Risiko. Bedenke, dass weder die PrEP noch Kondome dich zuverlässig vor anderen sexuell übertrag-baren Infektionen (STI) wie z.B. Syphilis oder Tripper schützen. Wie du dein Risiko beim Sex verkleinern kannst, was es sonst noch über PrEP, HIV und STI zu wissen gibt und vieles mehr ndest du auf drgay.ch/safer-sex. Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz Demo
34CRUISER SOMMER 2024RUBRIKENTITELRUBRIKENUNTERTITEL34Ich habe HPV und war deshalb mehrmals in Behandlung, auch um Feigwarzen operativ ent- fernen zu lassen. Nun habe ich mich nachträglich impfen las-sen. Kann ich überhaupt noch mit gutem Gewissen Anal- verkehr haben? Justin (29)Hallo JustinHPV steht für Humane Papillomaviren. Es gibt viele unterschiedliche Virentypen, die teilweise verantwortlich für Feigwarzen oder gewisse Krebserkrankungen sind. Wenn deine Behandlung abgeschlossen ist, kannst du mit gutem Gewissen Sex haben. Rückfälle nach erfolgreicher HPV-erapie sind zwar möglich, werden aber in der Re-gel in den Nachkontrollen frühzeitig er-kannt. HPV verläuft oftmals symptomlos und kann auch wieder von selbst aushei-len. Eine Übertragung erfolgt nicht nur beim Analverkehr, sondern bei fast allen sexuellen Praktiken. Bei intensivem Kör-perkontakt ist eine Übertragung auch durch Schmierinfektion möglich. Die Imp-fung ist vor der ersten sexuellen Aktivität am wirkungsvollsten. Aber auch später kann sie wirken und sinnvoll sein. Der ak-tuelle Impfsto schützt gegen neun ver-schiedene HPV-Typen und damit fast 100-prozentig gegen die krebsverursachen-den HPV-Typen. Wenn du weitere, spezi-schere Fragen hast, wende dich bitte direkt an den behandelnden Arzt oder die behan-delnde Ärztin.Alles Gute, Dr. Gay drgay.ch drgay_official @drgay_officialBei Dr. Gay ndest du alles rund um das Leben in der Community: Sexualität, Beziehungen, Drogen und mehr. Dr. Gay ist ein Angebot der Aids-Hilfe Schweiz und fördert die Gesundheit von schwulen, bi & queeren Männern, sowie trans Personen durch Präventionsarbeit mit der Community.Mehr Infos zum Thema «Reden wir über uns» gibt es hier:Ich nehme seit etwa einem hal-ben Jahr die PrEP. Es ist auch schon vorgekommen, dass mir übel wurde und ich erbrechen musste. Muss ich dann die Tab-lette nochmals nehmen oder wurde sie vom Körper schon aufgenommen? Ist dann bei Sperma im Anus oder im Mund der Schutz trotzdem gegeben? Marco (36)Hallo MarcoBei der PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) verhält es sich wie bei allen Medikamen-ten. Wenn du dich unmittelbar nach der Einnahme übergeben musst und die Tab-lette erbrichst, solltest du eine weitere Tab-lette nehmen. Wenn einige Zeit vergangen ist und die Tablette bereits vom Körper auf-genommen wurde, ist das nicht nötig. Soll-test du unsicher sein, ist es sicherer, noch eine Tablette zu nehmen. Dies gilt insbe-sondere beim Einnahmeschema, welches nur für cis Männer geeignet ist. Wenn du die PrEP nach dem Schema nimmst, wel-ches für alle geeignet ist, du gut eingestellt bist und es sich um eine einmalige Situati-on handelt, kannst du auf eine erneute Ein-nahme verzichten. Bitte sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, wenn du öfters un-ter Übelkeit nach der Einnahme des PrEP-Medikament leidest. Ohne PrEP ist Sperma im Anus ein hohes HIV-Risiko, unter wirk-samer PrEP besteht diesbezüglich kein Ri-siko. Sperma im Mund birgt unabhängig von der PrEP kein HIV-Risiko. Bedenke, dass weder die PrEP noch Kondome dich zuverlässig vor anderen sexuell übertrag-baren Infektionen (STI) wie z.B. Syphilis oder Tripper schützen. Wie du dein Risiko beim Sex verkleinern kannst, was es sonst noch über PrEP, HIV und STI zu wissen gibt und vieles mehr ndest du auf drgay.ch/safer-sex. Alles Gute, Dr. Gay34RATGEBERDR. GAYCRUISER JANUAR / FEBRUAR 2025 Wir brauchen jetzt deine Unterstützung!1. Twint-App önen2. QR-Code scannen3. Adresse angeben4. CHF 100.– sendenFertig2022 Du bist Mitglied bei schwulengeschichte.ch Die Website schwu len ge schich te.ch macht die Ge schich te von Schwulen in der Schweiz in all ihren Facetten zu gäng lich. Betrieb und Wei ter ent wick lung wird von eh ren amt li chen Mit ar bei tern si cher ge stellt.WERDE MITGLIED UND HILF, DASS UNSERE GESCHICHTE NICHT VERGESSEN WIRD 1930 1940 1950 1960 1970 19801990 2000 2010 20201943 Der Kreis1957 Kreis-Ball1973 Gay-Liberation1986 AIDS2004 Partnerschafts-gesetz Demo