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CRUISER Edition Oktober 2010 Nachgefragt
– Gwand, gefolgt von der Stella und der diesjäh-
rigen Vergabe an den Fashion Days.
Du warst auch Jurymitglied in
der Schweizer Ausgabe von Topmodel… Wa-
rum gab es eigentlich keine zweite Staffel?
Funktioniert dieses Format in der Schweiz
nicht? Heidi Klum hat ja Riesenerfolg mit Ih-
ren Mädels.
Die «Supermodel»-Sendung war
eine sehr spannende Erfahrung. Vor allem die
erste Staffel hat recht Spass gemacht und war
ehrlich. Und doch, es gab dann eben auch eine
zweite Staffel, moderiert von Franziska Knuppe,
welche Nadja Schildknecht folgte: Ich glaube
aber, dass die Zuschauerzahlen weniger gut als
bei der ersten Staffel waren und 3+ dann kei-
ne dritte Staffel mehr geplant hat. Das witzige
ist nun aber, dass ich den ganzen Oktober für
Heidi Klum als Casting Director / Scout durch
Deutschland ziehen werde und für GNTP die
Kandidatinnen caste. Da kann ich auch meinen
Beruf richtig ausüben, weil da nur sehr selten
Kameras stehen werden und Heidi mehr Wert
auf echtes Modelpotential als Fernsehtauglich-
keit setzt, was mir sehr sympathisch ist.
Ist das nicht alles eine kranke
Scheinwelt. Gibt es nicht Wichtigeres im Le-
ben, als dem neusten Trend nachzurennen?
Klar ist es eine Scheinwelt. In der
Mode werden Träume verkauft, Begierde wird
geweckt. Aber das ist ja auch das Schöne daran
– wie in der Musik, im Film oder im Theater. Es
hat viel mit smartem Entertainment zu tun.
Eine hübsche Bluse hilft ja dann auch für den
Auftritt auf dem reellen Parkett in der Arbeits-
welt oder beim Dinner. Ein kleines bisschen
krank sind halt leider ein paar Menschen, die in
der Industrie unterwegs sind und ihr Herz auf
der Strecke liegen lassen.
Zu deinem aktuellen Projekt.
Man munkelt, dass du schon bald ganz mo-
disch auf der Bühne stehen wirst. Erzähl uns
was darüber...
Tatsächlich wird der November
mit der Blickfang-Performance für mich ex-
trem spannend. Zum ersten Mal werden meine
beiden Domänen zu 100 Prozent ineinander
verschmelzen: Ich wurde von der Blickfang für
eine musikalische Fashion-Performance ange-
fragt. Ich werde zusammen mit einem Drum-
mer, den Beats und Sounds von Christoph Var-
ga, Models, dem Styling von René Gloor und
der einen oder anderen Überraschung auf der
Bühne stehen und eben nicht nur die Show um-
setzen, sondern als Musiker da oben stehen. Wir
werden Songs von «Dark Crooning», aber auch
der nächsten neuen EP bringen.
«Dark Crooning». Was faszi-
niert dich an solcher Musik, ist ja doch sehr
düster, melancholisch...
Ich mag halt solche Mucke... Ich
bin mit französischem Chanson aufgewachsen,
Ende der 80er und in den 90ern habe ich Depe-
che Mode, Serge Gainsbourg, Massive Attack
und Everything but the Girl gefröhnt. Ich liebe
es, wenn einem die Beats und Arrangements tra-
gen, wenn es oated, es Popsongstrukturen hat
und doch sexy und etwas schmutzig ist. Beim
aktuellen EP-Projekt ist es natürlich auch klar
das Zusammentreffen von Christoph Vargas
und meiner Welt, das genau diesen Sound er-
gibt. Ich freue mich sehr auf die neue EP, welche
etwas leichter, poppiger und melancholischer
wird als «Dark Crooning».
Du bist ein Weltenbummler,
Paris, London, New York. Ich glaube auch
Dark Crooning entstand in den verschie-
denen Metropolen...
Als wir «The devil is a woman I ne-
ver slept with» aufgenommen haben, studierte
ich Musik an der LIPA in Liverpool, Christoph
war in Berlin gebased. Fertig produziert haben
wir diese und alle anderen Nummern in einem
österreichischen Kaff namens Pinkafeld, wo es
ein wundervolles Studio hat: The Mushroom.
Somit ja, unsere Zusammenarbeit ist eher in-
ternational. Aber es geht ja nicht unbedingt
darum, wie wahnsinnig sexy die Städtenamen
sein können, wo man sich halt rumtreibt, aber
ich glaube schon, dass es – gerade als verwöhnter
Sc hweizer – w ic htig ist zu reisen und Zeit an a n-
deren Orten zu verbringen. Gerade wenn man
kreativ unterwegs ist. Es hält den Geist extrem
wach und inspiriert, logo.
Demnächst heisst es wieder
Zurich Fashion Week (Fashion Days). Ich ver-
mute, dass du in irgendeiner Form sicher
auch wieder vor Ort sein wirst.
Eben, der Textilverband und ich
bleiben uns in Sachen Swiss Textiles Award treu.
Auch wenn dieser im Rahmen der Fashion Days
vergeben wird, welche direkt vom IMG und ih-
ren Teams produziert werden, bleibe ich der
Show-Chef für den 4. November, inkl. After-
Show-Party.
Dürfen wir uns demnächst
auch auf Konzerte freuen. Das war jetzt ja
erst eine Single, da folgt auch das Album?
Die Blickfang-Performance wird
eine Art kompaktes Konzert sein – wir werden
ca. fünf Songs pro Gig spielen. Wir werden si-
cherlich davor einen Gig als «Hauptprobe» ge-
ben und danach will ich ab 2011 unbedingt
in den Genuss von regulären Gigs kommen.
Wir haben uns entschieden, das eigentliche
«Album» in EP-Schritten rauszugeben... Alle
paar Monate soll bis im nächsten Sommer eine
neue EP mit drei bis fünf Songs erscheinen. Im
November folgt eben Nummer zwei… Wir sind
so auch etwas «stilfreier» und können uns los-
gelöst vom Albumgedanken entwickeln und
produzieren. Stell dir vor, wir arbeiten seit über
vier Jahren an den Sachen. Klar hat sich unser
Stil verändert, weiterentwickelt – technisch wie
auch von der Richtung her. Die zweite EP wird
sich für uns schon viel aktueller anfühlen –
zwischen den Songs von EP 1 und 2 liegen zum
Teil Jahre dazwischen. Eben... Wir sind recht
vielbeschäftigt...
Wie wichtig wird für dich in
zehn Jahren Mode sein?
Zehn Jahre sind eine lange Zeit –
auch wenn sie iegt. Für mich ist «Mode» nicht
nur das Kleid. Es geht wirklich um das Ganze,
inkl. Gefühlen. Es geht mir in meiner Arbeit
ehrlich gesagt, nicht so sehr darum, ob DIE Hose
oder DER Jupe nun gerade wahnsinnig angesagt
ist. Ich bin da zeit loser u nd w ill das Ganze wa hr -
nehmen – und das Ganze soll sich gut anfühlen
und schön aussehen. Somit wird Mode für mich
in zehn Jahren immer noch wichtiger Teil eines
Ganzen sein – bestimmt wird sich aber mein
Berufsbild und die modische Integration ein
bisschen verändert haben. Inschallah.
Yannick Aellen
Yannick Aellen, geboren und aufgewachsen im
Berner Oberland, schlägt trotz kreativer Seele
erst einen kaufmännischen Weg ein, welcher
ihn nach Paris führt, wo er anfangs zwanzig
als Booker in einer Modelagentur arbeitet. Da-
durch lernt er die Welt der Mode und Models auf
beiden Seiten der Kulissen kennen – und auch
Suzanna Vock, welche ihn zum internationa-
len Aufbau der GWAND zurück in die Schweiz
holt. Aellen wird rasch zum Show-Hauptverant-
wortlichen und macht sich daneben für wei-
tere Kunden im In-und Ausland selbständig. Er
wird zum engagierten Show-Produzenten an
den London und Paris Fashion Weeks, bringt
den Swiss Textiles Award in die neue Stella-Ära
und produziert Fotoshootings und Schauen für
Louis Vuitton, Miu Miu, H&M, Todd Lynn oder
Nike. Mit der Londoner Band Alf veröffentlicht
er die Alben «Cajun Wolf» sowie «Suicide Is The
Last Thing On My Mind» und startet 2006 die
musikalische Zusammenarbeit mit Christoph
Varga (seiith).
«Da rk Crooning » ist be i DSQT erschiene n u nd au f
sämtlichen digitalen Plattformen zu kaufen.